Besitz im Kontext BDSM

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      Viva schrieb:

      Was aber ist das spezifische an Besitz im Sinne von BDSM?
      Auch mich würde eine Antwort von @Izrah sehr interessieren, weil das eine wunderschöne Beschreibung ist und ich sie auch nicht nur auf BDSM zutreffend finde. Ich mach aber trotzdem auch einen Vorschlag, wie ich es sehe. Ich glaube, ein Unterschied ist, dass wir die Ketten aktiv anlegen bzw. anlegen lassen, und es nicht ein Nebenprodukt der Verbindung ist. Ich habe mal vor kurzem in einem anderen Thread sinngemäß gelesen, man kann die Dämonen wegsperren oder sie satteln und reiten (danke an @Sannisa), und das trifft ja vielleicht nicht nur auf die Dämonen zu sondern auch auf Nähe, Vertrauen, Lust. Und wenn man die Kette dafür nimmt, dann ist es BDSM.

      Izrah schrieb:

      dass wir innendrin, egal, wie wir es genau ausdrücken, dieselbe Art von BESITZ meinen. Die Unstrittige...die, die uns über genau die Ketten miteinander verbindet, in die unsre Partner uns legen.
      Und natürlich verstärken auch viele der anderen Dinge, die wir halt so tun, den Verbindungsaspekt ganz schön. Für mich ist der Besitzaspekt sehr aufregend. Sie gehört mir, und das ist die Basis. Nicht nur für die sexuellen Aspekte, auch im Miteinander, und ich empfinde es als Geschenk, wenn sie sich darin geborgen fühlt. Für mich ist aber auch klar, dass das auch nicht auf den kompletten Alltag zutrifft, und das finde ich auch ok, ich möchte gar nicht ein ganzes Menschenleben kontrollieren. Den noch ist das Grundgefüge so gegeben, und es ragt tief rein.
      It's a sad and beautiful world.
      Jedesmal, wenn er mich hinunterführt, werde ich zu seinem Besitz, je grösser das Machtgefälle, umso grösser wird parallel dazu auch seine Verantwortung. Weil, wenn er meinen Kopf übernimmt, dann übernimmt er mich ganz...
      Und wenn er mich wieder hinaufführt, dann schenkt er mir mein Eigentum zurück. Und je häufiger ich diese Reise mache, umso mehr Spuren hinterlässt es in meiner Seele bis möglicherweise der Tag kommt, wo ich auch auf Augenhöhe ihm gehöre, ganz ohne Definition.
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Saubi 63 schrieb:

      der Tag kommt, wo ich auch auf Augenhöhe ihm gehöre, ganz ohne Definition.
      Ohne Definition? ?( Wie meinst Du das?
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!

      Dominantseptakkord schrieb:

      Ohne Definition? Wie meinst Du das?

      Ich habe hier im Forum zu diesem Gefühl noch keine Definition gefunden ;) . Weil in meinem BDSM die Besitzübernahme nicht durch Rituale, Entscheide etc. erfolgt, sondern durch die immer wieder erfolgreiche Führung.
      Sie wird nicht angestrebt, es wird nicht darauf hingearbeitet, kein Zwang, keine Erziehung, keine bewusste Übergabe... sondern "nur" Gefühl.

      Am besten beschreiben es folgende Worte "das Machtgefälle besteht auf Augenhöhe weiter". Dom und Mann sind eins so wie auch ich Frau und sub vereine. Aus 4 werden 2 Personen. Besser kann ich es nicht beschreiben. :pardon:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno
      @Viva!

      Gut, dass du mich drauf hinweist...man schweift so leicht ab...

      Natürlich beschreibe ich damit MEINE individuelle Sicht und damit geht einher, dass ich diesen tiefen Respekt vor seinen Entscheidungen, die Bereitschaft, ihm in praktisch jeder Lebenslage vollkommen zu vertrauen, ausschließlich aus genau dieser,für mich nur im BDSM- Kontext erlebten Gefälle-Situation kenne.

      Das ich im Vorfeld meines Aufbruchs "beschließen" musste, Kontrolle abzugeben, machte mir persönlich diese Erfahrung erst möglich.
      Deshalb und weil es freiwillig ertragenen Schmerz, Ausgeliefertsein und Gehorsam beinhaltet, ist dieses Besitzgefühl für mich BDSM- spezifisch.

      Izrah
      Beitrag aus Augenhöhe und Machtgefälle (Ausgelagert aus Besitz im BDSM Kontext) hierher kopiert weil er inhaltlich hier auch relevant ist

      Viva schrieb:

      Das ist zum beispiel für mich eine Darstellung, die ich nachvollziehen kann, ich sehe das genannte Herab und aufschauen als Machtgefälle, es ist weicher.
      Das widerum kann ich nicht verstehen. Weil @Dominantseptakkord Beschreibung exakt das gleiche Paradoxon wiedergibt wie meines. Man kann nämlich nicht auf Augenhöhe auf jemanden herunterschauen bzw. hinauf. Nicht in der Logik, nur im Herzen...


      Rehlein schrieb:

      Vergleichbar, mit einem Lehrer und Schülern,
      Ja, das gefällt mir ebenfalls aber wir vergessen das Ursprungsthema. Ein Lehrer besitzt nie einen Schüler. Aber ein Lehrer kann einen Schüler so tief prägen/formen, dass er den Schüler ein Leben lang begleitet. Und das geht in eine ähnliche Richtung. Danke @Rehlein.

      Es ging um Besitz in BDSM Kontext, ich hatte beschrieben, dass ich fliessend in den Besitz von Dom übergehe. Dieser Prozess findet in meinem Herzen statt und nicht in meinem Kopf. Vielleicht fehlt mir die Erfahrung es besser auszudrücken. Ist der Prozess abgeschlossen, dann bin ich seins im Herzen völlig unabhängig davon, wie ich mich benehme und ebenfalls völlig unabhängig von der Beziehungsart (also auch ohne Liebe).
      Mein Herz trägt dann das Halsband und auch nach einer Trennung bleibt etwas von mir in seinem Besitz. Es ist unwiderruflich sein Eigentum, kann aber nicht missbraucht werden, wird von mir nicht vermisst, weil es weggeschenkt wurde. Oder anders ausgedrückt, es wurde mir einvernehmlich weggenommen durch die hervorragende Führung und das damit verbundene Vertrauen.

      Er hat es sich verdient ist der falsche Ausdruck, auch erarbeitet trifft es nicht wirklich. Er hat es so lange an sich gebunden, bis es sich mit ihm verbunden hat. Dieses Band zwischen ihm und mir bleibt bestehen und erlaubt keine Augenhöhe mehr im Herzen. Während der Kopf und der Geist ihn auf Augenhöhe anblicken. Ich kann es einfach nicht besser beschreiben. :pardon:
      Zwischen dem, was ich denke, dem, was ich sagen will, dem, was ich zu sagen glaube und dem, was ich wirklich sage und

      dem,

      was Du hören willst, dem, was du wirklich hörst, dem was du zu verstehen glaubst, dem, was Du verstehen willst und dem, was Du wirklich verstehst, gibt es 9 Möglichkeiten, sich nicht zu verstehen.

      Passagno

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Viva ()

      Für mich gibt es einen deutlichen Unterschied, zwischen dem Zugehörig fühlen und Besitz im Bdsm-Kontext.
      Bei Besitz im Bdsm Kontext, wird von einem weitestgehend tatsächlichen Besitz ausgegangen. Da übereignet der devote Part alle Rechte an den Dominanten Part.
      Für mein Verständnis ist dazu eine funktionierende TPE -Beziehung die sich über Jahre hinweg entwickelt hat Voraussetzung.
      Im Vorfeld sollte, wenn es nicht nur Lippenbekenntnisse sind, sich darüber ausgetauscht werden, was denn darunter verstanden wird. Für mich wäre es nur dann Konsequent, wenn es mit tatsächlichem Besitz vergleichbar wäre. Ähnlich wie der Besitzer eines Haustieres, hätte der dominante Part, dann sämtliche Verfügungsgewalt, inkl. der Möglichkeit diese Verbindung zu lösen und seinen Besitz weiter zu geben. Der devote Part hat als Besitz nicht die Möglichkeit, die Herrschaft zu verlassen.
      Das wäre konsequenter Besitz, im Sinne von Bdsm, damit auch Metakonsens.
      Ich bin gerne die Seine...allerdings eher in tiefer Verbundenheit und Zugehörigkeit , nicht als Besitz.
      Ich finde das Thema richtig gut und freue mich über die zahlreichen Antworten - zeigt es doch, dass es einige Ähnlichdenkende/-fühlende gibt :) .

      Für mich bedeutet Besitz/Eigentum zu sein, unendlich geliebt zu werden. Ganz und gar gewollt zu werden - mit meinen Stärken und Schwächen. Während sich ein „Ich liebe Dich“ für mich wie ein „Ich mag Dich“ anhört, gerät bei einem „Du gehörst mir/Du bist Meins“ in mir alles in Aufruhr :D . Es ist also in erster Linie ein tiefes Gefühl - auf beiden Seiten. Manchmal rutscht meinem Mann im Gespräch mit anderen etwas in dieser Richtung heraus (eben, weil es für uns total normal ist), worüber sich dann Andersdenkende amüsieren, weil sie es für einen ironischen Witz halten. Wir lachen dann aus Höflichkeit mit, merken daran aber recht deutlich, dass sie einfach anders denken und fühlen.

      Dieses Gefühl habe ich als Teenager zum ersten Mal wenige Wochen/Monate nach unserem Kennenlernen gespürt. Wir waren in der Altstadt spazieren, als er mir beiläufig sagte:“Wenn du dich dafür entscheidest, mit mir zu leben, gehörst du mir. Du bedeutest mir schon jetzt zu viel, als dass ich dich jemals wieder gehen lassen werde. Ich will dich unbedingt und zwar ganz haben, weil ich nicht halb lieben kann.“
      Seine Worte hallten in mir nach und meine Schritte wurden langsamer, bis wir zum Stehen kamen. Wortlos drückte ich mich an ihn und so standen wir stumm einander fühlend inmitten der Menschenmenge. Während sich unsere Brustkörbe abwechselnd senkten und hoben und ich seine Worte nachspürte, geschah in mir erstmalig etwas Seltsames.
      Ich elektrisierte von Kopf bis Fuß, mein Kopf war völlig benebelt - wie ausgekickt, total berauscht. Ein absolut irres Gefühl.

      Endlich jemand, der so fühlte wie ich...
      Endlich jemand, der meine Sprache sprach...
      Endlich jemand, der meine harte Schale aufbrach und mein Innerstes berührte - mit nur wenigen Worten...

      Irgendwann löste er mich von sich und küsste mich auf die Stirn. Ich lachte laut vor Glück auf, nahm seine Hand und wir gingen wortlos weiter. Für den Moment war alles gesagt. Die Basis war gelegt :) .

      Diese Grundhaltung ist immer geblieben und wurde im Laufe der Jahre nur weiter vertieft. Dabei habe ich das für mich große Glück, nicht nur Besitz für eine Nacht oder eine Zeitlang zu sein, sondern ‚für immer‘. So wie er mich knackig und jungfräulich mit 16 „mein Mädchen“ nannte und nun Ende 30 liebevoll auch noch nennt, gehe ich fest davon aus, dass er mir auch noch mit 70 über die dann grauen Haare streicht, mir einen Stirnkuss gibt und mich als „mein Mädchen“ betitelt.

      Ich wüsste auch nicht, für welche Bereiche ich ihm die Macht und die Verantwortung für mich/uns entziehen sollte. So hat er sich doch bereits hundertfach, wenn nicht gar tausendfach bewiesen und bewährt.