Begegnungen mit Alltagsdominanz

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      Genau darum unterscheide ich zwischen Führungsstark und Dominant. Ja es geht häufig Hand in Hand. Bei mir nicht.

      Richtig, die Kompetenzen sind da. Aber die Neigung ist das was den Unterschied macht. Ich bin devot. Punkt. Das hat mit Kompetenzen und Fähigkeiten nichts zu tun. Meine devotion ist ein Teil meiner Persönlichkeit, nichts was ich an und ausschalte.
      Das Führungsstark sein, ist eben ein anderer Teil meiner Persönlichkeit.

      Anfuehrungszeichen schrieb:

      Meine Vermutung ist, dass Führungsstärke und Dominanz letztlich doch dasselbe sind und das im intimen Kontext lediglich die entsprechende erotische Präferenz hinzukommt, die darüber entscheidet, ob aus dem Führen-können auch ein Führen-wollen wird.
      Das würde involvieren, dass Führungsstärke auf Domminanz fusst, hier hat aber schon jemand so treffend geschrieben, dass die Intension wohl eher ihrem Bedürfnis zu dienen entspringt.
      Ich für mich würde auch eher sagen, Führungsstärke und Dominanz können, müssen sich aber nicht treffen.

      Ich bin durchaus in der Lage zu führen in meinen D/s-Beziehungen geht mein Wunsch wie auch mein Leben aber deutlich über den nur sexuellen Kontext des Führens hinaus. Ist das für Dich ein Widerspruch?
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Anfuehrungszeichen schrieb:

      Meine Vermutung ist, dass Führungsstärke und Dominanz letztlich doch dasselbe sind und das im intimen Kontext lediglich die entsprechende erotische Präferenz hinzukommt, die darüber entscheidet, ob aus dem Führen-können auch ein Führen-wollen wird.
      Das halte ich für einen großen Irrtum, um nicht zu sagen ein Klischee. Ich trenne da zwischen meiner Beziehung zu meiner Liebsten (und da auch nicht zwischen dem sexuellen und dem anderen Teil) und meinem Job bzw. Alltag. Beides hat absolut nichts miteinander zu tun, was mein Verhalten angeht.

      In Job und Alltag führe ich nicht, "dominiere" niemanden, habe dazu auch überhaupt keine Lust. Ambitionen auf einen Chefposten habe ich bisher nicht ausmachen können. Ich arbeite lieber mit Menschen zusammen anstatt ihnen zu sagen, wo es lang geht. Was wiederum nicht heißt, dass ich keine Verantwortung trage, damit komme ich klar. Da ich mich bisher noch nie vor jemandem geoutet habe, der gegenüber BDMS nicht zumindest offen war, kann ich das natürlich nur mutmaßen, aber ich schätze schon, dass viele Vanilla-Menschen uns als Paar wenn schon dann vermutlich eher als sie: dom, er sub einschätzen würden...

      Tatsächlich sind wir aber im Alltag schlicht ein Team. Jeder hat in bestimmten Bereichen eher das Sagen, was aber nicht an einer Rolle, sondern daran liegt, dass jeder da bestimmt, wo er/sie eher Ahnung von/Lust zu hat. Und in vielen bestimmt niemand, es wird gemeinsam entschieden.

      Und dann gibt es ja auch noch das Klischee vom toughen Karrieremenschen, der privat sich lieber dominieren und verhauen lässt... was auch völlig in Ordnung ist und sicher ebenso vorkommt.

      Mein Fazit zu obigem Zitat daher: diesen Zusammenhang kann ich nicht sehen.
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...
      Ich versuche gerade in erster Linie, meine eigenen Begriffe in meinem Kopf zu ordnen, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ihr mir dabei helft.
      Es hieße dann ja: Keine Dominanz ohne Führungsstärke, möglicherweise aber schon Führungsstärke ohne Dominanz. Ich frage mich jetzt, ob dann Dominanz ein Sonderfall von Führungsstärke ist oder eine Kombination aus Führungsstärke und irgendetwas ganz anderem, das hinzukommt.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      Gerade nochmal in mich gegangen, Führungsqualität setzt sich für mich aus ganz vielen Dingen zusammen, eines davon kann, muss aber nicht Dominanz sein. Gibt ja durchaus Beispiele wo Menschen sehr erfolgreich aus dem Hintergrund führen. Souveränität, gute Kommunikation, logisches Denken, Empathie, Flexibilität, Stressresistenz und delegieren können wären spontan Dinge die mir einfallen wenn ich an Führungsqualität denke, alles das kann doch auch ohne ausgeprägte Dominanz vorhanden sein.
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      Evelyn Beatrice Hall
      Wenn ich an mich denke: ich bin ein starker, extrovertierter Charakter. Meine Biografie hat mich dahin geführt, daß ich meine Qualitäten besonders gut trainiert und entwickelt habe, das hat mir beim Überleben geholfen. Ich „beherrsche“ diese Führungsqualitäten wie ein Handwerk. Die weiche, anlehnungsbedürftige Seite konnte ich mir früher nicht leisten. Das Bedürfnis nach Führung und sexuelles Empfinden sind beides Bereiche, die sehr mit Vertrauen, mit Loslassen verbunden sind, sie passen gut zusammen. Sex ist Nähe, Loslassen, in welcher Form auch immer. Ich „kann“ beim Sex auch führen. Aber loslassen und schweben - das ist das, was mich befriedigt.

      Anfuehrungszeichen schrieb:

      Ich frage mich jetzt, ob dann Dominanz ein Sonderfall von Führungsstärke ist oder eine Kombination aus Führungsstärke und irgendetwas ganz anderem, das hinzukommt.
      für mich ist Dominanz eine Charaktereigenschaft, die in die Wiege gelegt ist........ob sie immer gleich so zum Vorschein kommt ist sicherlich unterschiedlich und individuell.
      Führungsstärke und Charisma würde ich da eher zusammen sehen.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ihr habt mich überzeugt. Dominanz und Führungsstärke sind definitiv nicht dasselbe. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr zweifle ich daran, dass die Schnittmenge beider, wenn sie zusammen auftreten, mehr als ein angenehmer Zufall ist.
      Dominanz hat ja immer etwas mit Unterwerfung und mit dem Schaffen eines Machtgefälles zu tun. Es ist zwar möglich, dass sich eine Person einer anderen unterwirft, weil sie darauf vertraut, von dieser gut geführt zu werden. Aber es kann genauso auch aus Zwang, aus offensichtlicher Unterlegenheit oder aus Angst passieren. Wenn wir z.B. von der dominanten Leistung eines Sportlers sprechen, dann beschreiben wir damit eine drückende Überlegenheit, die dem Kontrahenten keine andere Wahl lässt, als sich unterzuordnen. Mit Führungsstärke hat das wirklich nichts zu tun.
      Vor diesem Hintergrund muss ich auch meine ursprüngliche Aussage zum Thema Alltagsdominanz zurücknehmen. Alltagsdominant (in einem positiven Sinn) wäre dann keine Person, der das Führen leichtfällt und der andere gerne und freiwillig folgen, sondern eine Person, der sich andere gerne und freiwillig unterordnen. Das klassische Alpha-Tierchen.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      @Anfuehrungszeichen , ein wenig hangle ich mich an den Begrifflichkeiten auch noch herum, es taucht ja immer wieder auf den verschiedenen BDSM-Plattformen diese Frage auf.

      Letzten Endes - so mein bisheriger Eindruck - haben wir alle eine ganze Bandbreite von Charaktereigenschaften. Nicht alle spielen in den sexuellen Bereich hinein. Manches kann sexualisiert werden (gerade im Bereich Dominanz/Unterwerfung), gibt den extra Kick. Aber muß nicht, ich kenne genug "dominante" Menschen - die sind's wirklich, mein Mann gehört zu ihnen, ohne daß ihm das überhaupt bewußt ist. Er geht, andere folgen ihm und bemerken es nicht mal, er hat diese Art von Präsenz, die keinerlei Zweifel aufkommen lassen. Im sexuellen Bereich ist von dieser Seite an ihm nichts zu spüren, ganz im Gegenteil - da ist er eher wie die sprichwörtliche "Kuh auf dem Glatteis". Einfach nicht sein "Fach".

      Ich denk mir so, im Lauf der Persönlichkeitsentwicklung können ganz verschiedene Dinge ins sexuelle Empfinden mit "hineingeraten" - sei es der Anblick von hübschen Füßen, die für jemanden der Inbegriff von Sex sind, sei es ein Gummireifen oder die Vorstellung von Doktorspielchen. Es ist vermutlich eher Zufall und nie "Ursache" für individuelle Vorlieben, wann Charaktereigenschaften, Gegenstände oder bestimmte "Settings" so zusammentreffen, daß sie Teil der persönlichen Sexualität werden.

      Und so gesehen: sicher gibt es auch dominante Menschen, die auch beim Sex dominieren. Nur bestätigen sie halt keine Regel.
      Ich würde nach reiflicher Überlegung mal zur Abgrenzung vorschlagen:

      (Alltags-)Dominanz emaniert entweder durch die Projektion einer Person auf eine andere Person oder durch die Ausübung von Gewalt (und nein, letzteres ist nicht gleichzusetzen mit einer [illegalen] Gewalttat).

      Führungsstärke ist die Fähigkeit, die Anforderungen an die gestellte Aufgabe zu erfüllen ohne die Erwartungen der Mitarbeiter über Gebühr zu frustrieren. Sozusagen eine Rollenkompetenz.

      Hilft das weiter?

      Schönen Sonntag wünscht

      HvR