Wenn mit BDSM Vorlieben Übergriffe relativiert werden

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      @Io_
      Ich habe den Eindruck, er hatte einfach - sorry für die vulgäre Ausdrucksweise - nicht die Eier in der Hose, vor sich selbst und vor dir zu seinem Fehler zu stehen. Das ist ein richtig beschissenes Gefühl; vor allem natürlich für dich, aber auch für ihn. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. In so einer Situation ist es einfacher, nach Ausreden zu suchen, um sich selbst aus der Schusslinie zu nehmen. Am Ende ist das Selbstbetrug. Unter der Oberfläche wird er das wahrscheinlich gewusst - zumindest geahnt - haben; daher auch seine aggressiv-aufgeladenen Reaktionen, wenn das Thema zur Sprache kam.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      @Anfuehrungszeichen

      Ihm war offenbar auch klar, dass das ganze auch in einer ungeplanten Schwangerschaft hätte enden können, da es, wie ich schon sagte, ohne irgendwelchen Schutz stattfand, was ihm auch klar war.
      Ich bin erst zusammengebrochen und hab mir weitere Hilfe mit der Situation gesucht als er damals telefonisch mitgeteilt hat er habe ein Recht zu erfahren falls er Vater wird, vorher hab ich unter Schock weiter gearbeitet als wäre das nie passiert.

      Es fällt mir sehr schwer dieses ganze Verhalten als feigen Selbstschutz zu sehen. Ich hatte das Gefühl er wollte mich damit fertig machen.
      Er leugnet das natürlich..

      Io_ schrieb:

      Dadurch, dass der Mann ein langjähriger Partner war haben sie vielen relativiert, euch auf seine Seite geschlagen, mir nicht geglaubt, dass es unglaublich schmerzhaft ist, das soziale Netz zusammenbrechen lässt..
      Ich kann diesen Reflex nachvollziehen, dass man versucht ist, zu sagen: "ach so, er war lange Zeit Dein Partner, dann ist das ja was anderes" oder "Du machst doch sowas ähnliches auch freiwillig mit, dann kann es ja hier nicht so schlimm sein".
      Es bleibt aber falsch, das zu sagen. Im besten Fall ist es ein Irrtum und ein Zeichen von Ahnungslosigkeit, eine Tat auf diese Weise zu relativieren. Im schlimmsten Fall ist es bösartige Manipulation bzw. Gaslighting.

      Das einzige, was bspw. eine langjährige Partnerschaft unter bestimmten Umständen (!) ändern kann (nicht muss!), ist die Perspektive des Täters. Ein fiktives Beispiel zu Erklärung, das aber nicht Deine Situation trifft: Wenn Dich ein bestimmtes Verhalten die letzten 100 Male nicht gestört hat und sich seither nichts geändert hat, kann er nicht ahnen, wenn Du es beim 101. Mal nicht möchtest. In einer solchen Situation kann man dem Täter vielleicht weniger vorwerfen. Das ändert aber nichts am Schmerz des Opfers (seelisch wie körperlich). Und es ändert nichts daran, dass das, was passiert ist, falsch war und nicht passieren durfte. Menschen neigen nur manchmal dazu, diese beiden Perspektiven zu vermischen: wenn ich dem Mann nicht vorwerfen kann, was passiert ist, darf sich doch auch niemand misshandelt fühlen? Doch. Absolut.

      Deine Situation damals war ja aber noch anders: Du schreibst, es war nach Eurer Trennung, die Du eingeleitet hast. Und Du hast ihm gesagt, dass er aufhören soll. Hier kann man ihm auch voll vorwerfen, was passiert ist. Dass man nach einer Trennung weiterhin Sex hat, war ja vermutlich vorher nicht abgesprochen, es hat sich also was geändert. Schon daher durfte er nicht davon ausgehen, dass weiterhin alles beim Alten ist. Und Du hast ihn gebeten, aufzuhören. Wenn es so war, wie Du schilderst, kann ja kein Mensch auf die Idee kommen, dass er trotzdem weitermachen durfte.
      Wer hier noch glaubt, dass es ja irgendwie doch okay gewesen sein müsste, nimmt Dich nicht ernst - weder Deinen real erlittenen Schmerz, noch Deine BDSM-Neigung, die ohne verantwortungsvolles Miteinander und Konsens nicht funktioniert.

      Ich weiß nicht, ob ein Kontaktabbruch sinnvoll und machbar ist, aber ich bin sicher, dass diese Menschen falsch liegen und dass es Dir zu Recht weh tut, so etwas hören zu müssen.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      @Dominantseptakkord

      Ich habe mich nicht nur getrennt, ich bin nur in dieser Nacht wieder da gewesen um am nächsten Tag zu arbeiten. Vorher hab ich das Wochenende woanders verbracht, weil ich mich nicht sicher fühlte zuhause Magenkrämpfe hatte deshalb.
      Ich hab die unvermeidliche Trennung nur noch ausgesprochen.
      Er hat versucht mich zu bequatschen ich wäre ihm einen Abschluss schuldig.
      Hat mich noch provoziert damit, dass ich ihn lieber tot sehen würde, worauf hin ich ihm eine Ohrfeige gegeben habe (das einzige Mal in meinem Leben, dass ich jemanden wirklich geschlagen habe).

      Und als es zu diese Szene kam um die es hier ging war ich quasi leicht zugänglich, da in ganz normaler Schlafkleidung, Nachthemd ohne Unterhose..

      Ich hoffe das sind nicht zu viele Details, ich brauch nur wirklich ganz dringend Hilfe dabei alles einzuordnen.

      Io_ schrieb:

      Ich hoffe das sind nicht zu viele Details, ich brauch nur wirklich ganz dringend Hilfe dabei alles einzuordnen.
      Es sind nicht zu viele Details, sie sind aber gar nicht nötig zum Einordnen: Als Du klar "nein" gesagt hast und er weiter gemacht hat, war das falsch von ihm. Ob es juristisch nach damals geltendem Recht eine Vergewaltigung war oder nicht, will und kann ich nicht beurteilen (je nach dem kannst Du ihn aber vielleicht sogar immer noch anzeigen dafür - wenn Du diesen Weg gehen willst, sprich Mal mit einem Anwalt). Moralisch halte ich es für eine Vergewaltigung. Und Du hast jedes Recht, Dich vergewaltigt zu fühlen und ihm eine Vergewaltigung vorzuwerfen.
      Wer auch immer Dir sagt, dass es keine war und Du das unnötig aufbauschen würdest, sagt die Unwahrheit. Entweder, weil sie es nicht besser wissen, oder weil sie es nicht wahrhaben wollen, oder weil sie Dich anlügen. Ganz egal, warum, es ist falsch. Und auch ich rate zu einer Therapie.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      Als ich den Eingangsthread gelesen habe, ist mir ja fast das Hemd geplatzt. Was an Argumenten eingebracht wird, um eine Tat zu verharmlosen oder irgendwie rechtfertigen zu wollen, zeigt, dass sich auch ein Täter in kriminalpsychologische Behandlung begeben muss. So er denn angezeigt und verurteilt wird, passiert dies ja meines Wissens auch. Aber was ist mit all denen, wo es nicht dazu kommt ?
      Liebe @Io_
      Lass dir bitte von NIEMANDEM einreden, dass das, was du aufgrund des Übergriffs durch deinen Ex-Partner empfindest, falsch ist. Das ist es nicht!
      Für dich ist das, was du erlebt hast und das, was du aufgrund dessen empfindest, wahr und Realität. Was dein Ex-Partner dazu meint (Aufgrund von Ignoranz? Mangelndem Einfühlungsvermögen? Selbstschutz? Verdrängung? "Erinnerungslücken?" Weil er einfach ein A*** ist? …), sollte für deine Bewertung überhaupt keine Rolle spielen! Es geht um DEINE Gefühle, nicht um seine. Es ist DEINE Realität, nicht seine. Und erst recht sollte die Bewertung einer sogenannten "Freundin", die sich anmaßt, deine Realität in Frage zu stellen, dich nicht daran zweifeln lassen. Sie ist dazu nicht in der Position, deine Realität in Frage zu stellen, denn sie war nicht dabei und kann eben nicht das fühlen, was du fühlst. Dass sie es trotzdem versucht, spricht meiner Meinung nach nicht für sie.
      Du empfindest, wie du empfindest. Das ist deine Wahrheit. Und jeglicher Versuch, deine Empfindungen runterzuspielen, indem man behauptet, es wäre mit jemandem gewesen, mit dem du ursprünglich mal zusammen warst und das wäre nicht so schlimm, oder indem man dir deine sexuellen Vorlieben vorhält, ist meiner Meinung nach einfach nur schäbig.
      Ich wünsche dir von ganzem Herzen die nötige Kraft, für dich den richtigen Weg zu finden, wie du mit deinem Erlebten umgehst. Und dass du dich mit Leuten umgibst, die dir gut tun. Menschen, die das nicht tun, sind keine Freunde.
      @Dominantseptakkord

      Der Frauennotruf hat mit damals von einer Anzeige abgeraten, da ich geringe Aussichten auf Erfolg hätte, er extrem viel Grund es abzustreiten, alleine schon aus beruflichen Gründen.

      Mein Gynäkologe, der schon als Gutachter vor Gericht war, meinte dass die Verfahren bei deutlichen und typischen Verletzungen eingestellt werden. Ich hatte keine auffälligen Verletzungen sondern "nur Schmerzen" und war nicht direkt beim Arzt, weil ich so lange gebraucht habe zum einordnen und überlegen was ich tue.
      Insofern wäre es Aussage gegen Aussage gewesen, bei jemandem mit hohem Ansehen..
      Ich wollte mich nicht durch diese ganzen Abläufe quälen, ich wollte ihn auch seine berufliche Zukunft nicht ruinieren, nachdem ich ihn vorher immer unterstützt habe. Das hab ich nicht über mich gebracht.

      Ich hatte leider auch schon das Pech an einen Traumatherapeuten zu geraten, der das Thema mit mir nicht bearbeiten wollte, das hat mich ganz schön ausgebremst.
      Jetzt hab ich wenigstens jemanden an der Hand, der sich ganz intensiv mit sexualisierter Gewalt befasst hat und einzelne Gespräche für mich anbietet. Das hilft mir schon da durch.

      Ich danke euch allen, dass ihr mir hier helft meine Gedanken zu ordnen. <3
      Ich zitiere mal:"Er hat versucht mich zu bequatschen ich wäre ihm einen Abschluss schuldig."
      Kommt mir bekannt vor ... Ist schon Jahre her, aber für manche Männer scheint das eine Art "Bewältigungsstrategie" zu sein - ein letztes Mal zum Abschied, vielleicht noch in der völlig irrigen Selbstüberschätzung, danach würde "frau" sich schon wieder einkriegen, weil ja kein anderer so gut sein kann wie der eine.
      Lass dir nichts einreden!
      Nochmal: egal wo du bist, egal was du trägst oder nicht trägst, egal wer dein Gegenüber ist - ein nein ist ein nein.
      Du hast nichts falsch gemacht. Falsch verhalten sich nur die, die solche Ereignisse herunterspielen und verharmlosen. Zur eigenen Befriedigung über den Willen anderer hinwegzugehen ist kein Kavaliersdelikt. Wer sich selbst nicht so weit im Griff hat, sollte sich tatsächlich in Therapie begeben und lernen seine Impulskontrolle zu optimieren.

      Du hast etwas erlebt, was niemand erleben sollte. Du hast damit lange gelebt und jetzt kommt es wieder hoch. Ich finde es wirklich mutig von dir, dich jetzt damit auseinanderzusetzen und auch die Reaktionen anderer zu hinterfragen. Das ist nicht einfach. Und wird dich - wie du schon gemerkt hast - in nächster Zeit viel Kraft kosten und vielleicht auch die eine oder andere "Freundschaft". Vielleicht entsteht aber genau daraus auch etwas völlig neues für dich, du findest Menschen, denen du wirklich am Herzen liegst und Freundschaften, auf die Verlass ist. Die ersten Schritte hast du schon getan ... darauf darfst du wirklich stolz sein!
      Hi @lo_
      Also nur weil du eine Sub bist und es eigentlich härter magst, ist das kein Grund immer und für jeden herhalten zu müssen.

      GERADE im BDSM müssen Deine/Eure Grenze klar gesteckt sein.
      Ein Nein IST ein Nein. PUNKT!
      Ich habe dieselben Erfahrungen machen müssen. Zu jung keine Bleibe und zu naiv. Ich habe das mit 17 durchgemacht und bin heute 45. Ich habe heute noch ab und zu Flashbacks. Ich bin wegen diesen Situationen von zu Hause weg. Der damalige Mann war 32 und wusste über meine Situation.
      Ein Nein von mir hat er nicht gelten lassen. Wenn ich disoziert war, hat er mich mit Schmerzreizen immer wieder zurück geholt...

      Eine Ehe später und erst mit sage und schreibe !32! hab ich dann meinen jetzigen Herrn kennengelernt.
      Ich habe ewig gebraucht diese Fantasien die mich eigentlich kicken einzugestehen und er hat ewig gebraucht bis er mich so handhaben konnte.
      (Weil er ein richtig Guter Herr ist!)

      Reflektion noch und nöcher, mehrere
      Therapien und eine komplette Umstellung meines Lebens, lassen mich dies JETZT genießen.

      Die Wunden/Narben werde ich immer haben, aber es verblasst mit den richtigen Partner. Außerdem hätte ich meinen Herren nicht, wenn's anders gelaufen wäre.

      Also lass dich NIEWIEDER verbiegen !!

      ~und mit einem gescheiten Gegenpart musst du das auch nicht.~

      Liebe Grüße
      Pand0ra
      <3 Sorin Seins <3

      @Pand0ra

      Deine Antwort ist für mich sehr, sehr wertvoll, weil ich mich völlig verstanden fühle und mitfühle.
      Es klingt furchtbar was du durchgemacht hast.

      Ich danke dir sehr für diesen Einblick.

      Ich weiß was du meinst, ich hatte sehr große Schwierigkeiten mich meinen Wünschen wieder anzunähern oder gar mehr davon auszuleben. Zum Glück hat mir da ein Partner sehr geholfen überhaupt wieder entspannt Sex haben zu können für den Einvernehmlichkeit über allem anderen steht.
      Und ein sehr wertvoller Mensch hat meine Fantasien aus mir raus gekitzelt und mir geholfen mich zu trauen und weiter zu gehen.
      Ich bin unendlich dankbar dafür und habe mich unglaublich befreit gefühlt.

      Die Flashbacks haben mir lange sogar einfaches Arme festhalten versaut.

      Io_ schrieb:

      Ich weiß was du meinst. Ich hab auch etwas den Eindruck, dass da mitschwingt, dass es bei einem einmal freiwillig gewählten Partner doch nicht so schlimm sein kann. Ist es aber. Ganz besonders. Denn ein Mensch dem man zutiefst vertraut hat geht einfach über persönliche Grenzen hinweg. Das ist noch erschütternder als wenn es ein Fremder gewesen wäre.
      Ich kann das auch leider zu gut nachvollziehen. Manchmal denke ich, dass einem eher geglaubt wird, wenn einen der "böse, schwarze Mann" überfällt, als wenn es jemand "Nettes" aus dem direkten Umfeld ist. Das macht es noch schwerer, den eigenen Wahrnehmungen zu trauen.

      Ich habe mir lange selbst die Schuld gegeben, weil er genau das gesagt hat "Was stellst du dich auch so an..." Hat er mein "Nein" und mein Weinen nicht mitbekommen? Heute bin ich sicher, er hat. Und er hat es ignoriert. Aber es war einfacher (für ihn), mir die Schuld zu geben, als seine Verantwortung für die Tat zu übernehmen.

      Deswegen: er hat dich vergewaltigt. Egal, wie er (oder jemand anders) es sieht. Es ist gut, dass du dir helfen lässt. Du hast keine Schuld daran, deine Vorlieben haben nichts damit zu tun. Was dieser Mann getan hat, war falsch. Ich wünsche dir, dass du dein BDSM irgendwann wieder frei von Angst genießen kannst.
      Those who don´t jump will never fly.
      Auf Faktenebene hab ich viel dazu gelesen. Die meisten Täter sind (Ex)partner oder aus dem persönlichen Umfeld.
      Der Überfall durch einen Fremden ist so viel unwahrscheinlicher, dass man statistisch gesehen Zuhause oder unterwegs mit einem Date weniger sicher ist als nachts allein im Park. Obwohl das vorkommt und schrecklich ist und auch eher mit entsprechendem körperlichen Folgen.
      Es ist aber eher die Ausnahme und das wollen viele gar nicht wissen und wahrhaben. :(

      Und ich sehe jetzt in richtig heftiger Form wie es sein kann, dass Täter weiter leben wie vorher und ihr Umfeld hinter ihnen steht und die Tat nicht glaubt und sich vom Opfer abwendet oder herunter spielt.
      Das ist ganz bittere Realität und oft so.
      Kann sich jeder Mal überlegen wie es zustande kommt, dass so viele Menschen mehrere Betroffene kennen aber so weniger Täter. Weil man es nicht erfährt oder nicht glauben will. So ticken Menschen.

      Io_ schrieb:

      Das hinterlässt alles das Gefühl, dass mit mir was nicht stimmt und es vielleicht nicht war, was ich denke und fühle?
      Ich denke, wenn ich die Gesamtsituation betrachte, ist der von mir zitierte Satz das Hauptproblem für dich.
      Die verursachende Situation hast du schon richtig eingeordnet und weitestgehend verarbeitet,
      was dich jetzt kränkt, verunsichert und an dir zweifeln lässt, ist das Verhalten deiner Freundin,
      dass dir abgesprochen wird, die Wahrheit zu erkennen, die Situation richtig einzuschätzen.
      Dir wird vorgeworfen, dass du übertreibst, es ja nicht so schlimm sei.

      Da solltest du zusammen mit therapeutischer Hilfe ansetzen, meiner Meinung nach.
      Dein Selbstwertgefühl muss wieder aufgebaut werden, damit es dir gut geht.
      Du darfst wieder lernen, dir und deiner Wahrnehmung zu vertrauen,
      zu dem zu stehen, was du denkst und fühlst, egal, was andere dazu meinen.

      Mir platzt immer die Hutschnur, wenn ich mitbekomme, dass anderen Menschen vorgeschrieben wird, wie lange sie um geliebte Menschen trauern dürfen,
      wenn ihnen vorgeschrieben wird, dass das Leben ja weitergehen würde und sie nach vorn gucken sollen, statt zu weinen.
      Nicht dasselbe, aber ähnlich übergriffig. Nur der Mensch, der in der Situation steckt, kann entscheiden, wann er soweit ist, loszulassen.
      Nur der Mensch, der in der Situation steckt, kann sagen, was er fühlt, niemand anders.
      Ähnliche Erfahrungen lassen mitfühlen, aber niemand hat das Recht, dir deine Gefühle abzusprechen, weil niemand in deiner Haut steckt!
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      ... ich kann jetzt nur für mich sprechen.....

      Mir hat es nichts gebracht in Opfer-Tater Kategorien zu bleiben und zu verharren...

      Irgendwann wollte ich wieder leben... und auch erleben, so dass ich mich von diesem Denkschema, in dem unsere Gesellschaft versucht den Schuldigen "Dingfest" zu machen und es meist nicht gelingt, zu lösen

      und ich mich auf den Weg zu MIR gemacht habe...

      Mit der Frage:
      Was brauch ich und wo seh ich mich am Ende der Tage als Frau und nicht als Opfer!!!

      Ein entscheidender Punkt, denn ich konnte selbstbestimmt eben an dem Arbeiten, was mir fehlte, ich vermisste, mir abging... unter- anderem Libido-Verlust und Trübung der Eigenwahrnehmung.

      Die Schrittgrösse und Geschwindigkeit konnte und kann ich bestimmen.. sonst kein anderer und mir die Leute /Fachleute/Vertraute zur Seite stellen, die grade in dem Entwicklungsprozess notwendig waren..
      Wer soll es sonst wissen, was ich brauche, wenn nicht Ich!
      ...
      Ich habe keine Zeit bei dem Täter verschwendet.... ich bin frühzeitig bei MIR an-gekommen.
      Für mich der richtige WEG... als Hoffnung zu schüren, dass die Gesellschaft abstraft... für mein Leid, was mich ereilt hat.

      ...
      Aber jeder ist anders.. und muss seinen Weg finden

      Gutes Geleit.. und den Mut, sich "anzupacken"

      Lg
      Die Eule

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Noctua ()

      @Io_

      Wenn ich lese, was dir geschehen ist, packt mich tatsächlich die Wut.
      Wenn ich lese, was dieses Erlebnis langfristig mit dir anstellt, um so mehr.
      Wenn ich lese, wie sich dein Umfeld(oder Teile davon) dir gegenüber verhalten, könnte ich platzen...

      Was du schilderst, erfüllt in meinen Augen klar den Tatbestand der Vergewaltigung! Eines der abscheulichsten Verbrechen überhaupt.
      Da gibt es nichts zu beschönigen. Dafür gibt es auch keine Entschuldigung,rechtfertigende Begründung oder Ausrede.

      Du bist gerne mal im BDSM-Kontext als Sub unterwegs - egal, hier geht es nicht um BDSM!
      Du gehst in einer Trennungssituation in eure Wohnung, um dort zu übernachten - egal, es ist eure, also auch deine Wohnung!
      Du trägst zum Schlafen ein Nachthemd - egal, das ist alleine deine Entscheidung!
      Du hast ihn hinterher nicht angezeigt - egal, das macht das Erlebte auch nicht ungeschehen!
      Du hast klar gemacht, dass du nicht willst - egal, was er meint oder fühlt, er hat es, verdammt noch mal, zu beachten!

      Dein Umfeld kann nicht glauben, was er mit dir gemacht hat? Du hast das ja auch nicht erwartet, sonst hättest du dich vermutlich nicht in diese Situation begeben.
      So weit so schlecht, das ist halt so bei unerwarteten Situationen.

      Zu behaupten, du hättest im BDSM-Kontext schon ganz andere Situationen erlebt, ist bei ihm bestenfalls eine billige Ausrede, oder vielleicht sogar gezielt eingesetzt, um dich weiter zu demütigen, deine Hilflosigkeit zu vergrößern.
      Wenn dies von deiner "Freundin" als Kommentar kommt, ist es bestenfalls unsensibel, schlimmstenfalls womöglich mit ihm abgesprochen. Auf jeden Fall zeigt es, dass sie das Konzept der Einvernehmlichkeit im BDSM überhaupt nicht verstanden hat.

      Einige, potentiell wertvolle Ratschläge sind in dieser Diskussion ja schon gegeben, daher enthalte ich mich in diesem Punkt.

      Ich hoffe, du findest (d)einen guten Weg, mit dem Erlebten umzugehen.
      @jg72

      Ich kannte ihn zu dem Zeitpunkt schon viele Jahre, wir haben mehrere Jahre gemeinsam gewohnt, hatten Zukunftspläne.
      Alles was ich hatte als ich nach Hause ging war ein schlechtes Bauchgefühl, weil die Stimmung vorher sehr aggressiv und aufgeladen war. Trotzdem hätte ich ihm selbst nie zugetraut was da passiert ist und konnte es in der Situation nicht fassen, das hat mich völlig fertig gemacht.

      Dass das Umfeld zu großen Teilen beim nicht glauben können festhängt bzw. sowieso nur seine Version kennt, weil er die munter allen möglichen Menschen erzählt hat ist natürlich sehr schmerzhaft. Ich war unglaublich isoliert nachdem das passiert ist.

      Was mir in den Sinn kommt ist, dass eine Bekannte, Freundin würde ich nicht sagen, mich bevor es überhaupt anfing vor der Beziehung versucht hat zu warnen mit den Worten :

      "Ich würde ihm nicht mein Leben anvertrauen"

      Das geht mir immer wieder durch den Kopf warum dieser dezente Hinweis mich nicht erreicht hat oder auch warum der Partner genau dieser Frau so deutlich zu meinem Ex hält.