1. Advent 2021 ✵ Advent, Advent

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      1. Advent 2021 ✵ Advent, Advent

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      ✵ 1. Advent (28.11.) ✵

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      Advent, Advent

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      von anonym


      Stilvoll, ansprechend und weihnachtlich sollte das Outfit sein. Lina stand augenrollend vor ihrem Kleiderschrank und schimpfte still vor sich hin. Bzw. sie führte ein wütendes Selbstgespräch mit ihrer besten Freundin Diana, die sie in einer Stunde abholen würde, um mit ihr zu dieser unsäglichen Adventsparty zu gehen. Diana war nämlich der Meinung, dass Lina nun nach ihrer Trennung von Stefan mehrere Monate zuvor lange genug zu Hause gesessen und Trübsal geblasen hatte. Energisch hatte sie daher ihrer Freundin den Termin am 27.11., 21 Uhr, in den Kalender diktiert und mit den bereits gekauften zwei Eintrittskarten vor Linas Nase herumgewedelt. Lina wusste, wenn Diana sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, war sie chancenlos. Nach mehreren lahmen Versuchen, sich Dianas Bestreben, sie aus dem Haus zu holen, zu widersetzen, hatte sie eher gequält als freudig zugestimmt.

      Nun also überlegte sie, was sie anziehen sollte. Ihre Blicke glitten über ihre Kleider und Röcke, aber so richtig gefiel ihr nichts für den Anlass, zumal ihr Diana außer den drei Worten „stilvoll, ansprechend und weihnachtlich“ nichts weiter über die Party erzählt hatte und sich in geheimnisvolles Schweigen hüllte. Doch da blieb ihr Auge an einem Kleid hängen, das sie schon lange nicht mehr getragen hatte. Es war ein Kleid im Vintage-Stil der 50er-Jahre, schwarz, mit kleinen weißen Polka Dots, Herzausschnitt sowie einer Schleife aus schwarzem Satin um die Taille und einem Nackenband. Das war es.

      Irgendwo musste doch auch noch der Petticoat sein… Ah ja, ganz hinten hatte er sich in ihrem Kleiderschrank versteckt. Um das Outfit perfekt zu machen, griff sie nach den hauchzarten schwarzen Nylonstrümpfen mit Naht und dem kleinen Fascinator in rot. Das war ausreichend weihnachtlich, befand Lina. Sie streifte die dünnen Strümpfe gewissenhaft über ihre wohlgeformten Beine, rückte die Naht gerade, so dass man mit einem Lineal hätte nachprüfen können, dass sie auch senkrecht verliefen. Anschließend wählte sie zu dem Outfit passende Dessous in schwarzer Spitze aus und als sie auch Petticoat und Kleid angezogen hatte, betrachtete sie sich zufrieden im Spiegel. Noch ein dezentes Make-up, ein Hauch Parfüm; ja, so war sie herzeigbar.

      Als ihr Ebenbild sie aus dem Spiegel anblickte, musste sie Diana recht geben. Sie hatte sich nach der Trennung von ihrem Partner viel zu lange vergraben. Lange hatte sie getrauert, um das Ende ihrer Verbindung, die mehr gewesen war als nur eine langjährige Beziehung. Stefan war ihr Vertrauter, ihr sicherer Hafen, ihr Zufluchtsort, ihr Partner und ihr Herr gewesen, aber irgendwann hatten sich ihre Wünsche, Lebensträume und Sehnsüchte verändert, zeichnete sich ab, dass der Weg der beiden unterschiedlich verlaufen würde. Und so hatten sie sich in einem schmerzhaften Prozess voneinander gelöst. Nun war es an der Zeit, nach vorne zu blicken, sich selbst etwas Gutes zu tun, Spaß zu haben. Sie beschloss, diesem Abend ganz bewusst eine Chance zu geben, ein guter Abend zu werden.

      Als Diana an der Tür klingelte, öffnete Lina gelöst und entspannt. Die beiden Freundinnen umarmten sich und Diana bedeutete ihrer Freundin, sich um ihre eigene Achse zu drehen, um Linas Outfit begutachten zu können. „Das Kleid steht dir unglaublich gut, du siehst zum Anbeißen aus“, befand Diana. Aber auch Diana konnte sich sehen lassen. Während Lina eher der feminine Typ Frau war, mit ein paar Kurven an den richtigen Stellen, war Dianas Schönheit eher von herber Natur. Sie trug einen eleganten Nadelstreifenanzug sowie eine weiße, hochgeschlossene Bluse und ihre straff zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haare vervollständigten ihren strengen Look. „Du bist soweit“, stellte Diana fest. „Komm, das Taxi wartet unten schon.“ Rasch schlüpfte Lina in ihren schwarzen Wintermantel, denn es war Ende November, der erste Schnee lag bereits auf den Straßen und es war empfindlich kalt geworden. „Jetzt verrate mir doch endlich, wohin es geht“, quengelte Lina. Sie hasste Überraschungen und Geheimnisse und wollte endlich wissen, was ihre Freundin vorhatte. Die lächelte aber nur, legte den Zeigefinger auf die Lippen ihrer Freundin und erwiderte nichts.

      Die Freundinnen hatten eine enge und vertraute Beziehung und so verwunderte es nicht, dass Diana von Linas devoter Neigung wusste. Diana war bereits seit geraumer Zeit Single, aber das schien sie nicht groß zu stören. Sie wusste die Zeit zu nutzen und ging neben ihrem fordernden Beruf als leitende Redakteurin diversen Hobbys nach. Während der Fahrt zur Veranstaltung erzählte sie von ihrem neuesten Projekt, einer größeren Fotoreihe, die Frauen porträtierte. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt durch die Stadt hatten sie den Club erreicht und als Lina den Namen las, blieb ihr der Mund offen stehen. „Das ist nicht dein Ernst, hast du noch alle Tassen im Schrank?!“ Diana lachte schallend. „Ich wusste, wenn ich dir sagen würde, wohin es geht, hättest du dich geweigert. Auf jetzt. Keine Widerrede!“ Sie packte Lina energisch an der Hand und zog sie Richtung Eingang. Lina sträubte sich nach wie vor, aber sie hätte ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihre Freundin jetzt sitzen lassen würde und so folgte sie zögernd.

      Diana hatte Lina zu einem bekannten Szeneclub gelotst. Lina wusste von ihrer Freundin, dass sie dort öfters zu Partys ging, mit und ohne Begleitung. Auch sie selbst war neugierig, aber Stefan und sie hatten ihre Dominanz und Devotion stets in den eigenen vier Wänden, jedenfalls aber nie so ausgelebt, dass Dritte davon etwas mitbekamen. Sie errötete bei dem Gedanken, was sie erwarten könnte, aber Diana nahm ihr ihre Ängste. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Erstens bist du als meine Begleitung hier und bereits deswegen tabu für andere, zweitens ist das kein Laden, in dem Frauen als Freiwild betrachtet werden und drittens wirst du sehen, dass alles sehr stilvoll zugeht.“ Tatsächlich waren alle Gäste elegant gekleidet, sie erinnerten eher an Operngäste als an Gäste eines BDSM-Clubs. Vermutlich lag das auch am Motto und den damit einhergehenden Kleidervorschriften, aber schlussendlich war das auch egal. Jedenfalls traf es Linas Geschmack. Sie entspannte sich ein wenig, während sie ihrer Freundin noch schüchtern in die Räumlichkeiten folgte. Sie war überrascht. Keine Folterkeller, kein Darkroom, keine Haken an den Decken, sondern ein geschmackvoll gestalteter Club mit Bar, Tanzfläche und gemütlichen Rückzugsmöglichkeiten. Weihnachtsdekoration, wie Tannengrün, Kugeln und Weihnachtssterne sorgten für eine stimmige Atmosphäre. Als ob Diana Gedanken lesen konnte, grinste sie ihre Freundin an. „Du bist überrascht und vermisst die Spielräumlichkeiten? Keine Sorge, die habe ich gut vor dir versteckt.“ Lina musste ebenfalls lachen und nach einem Glas Sekt wurde sie gelöster und betrachtete interessiert Gäste und Szenerie. Es waren tatsächlich überwiegend Paare in unterschiedlichen Konstellationen zu sehen, bei manchen war das Machtgefälle dezent erkennbar, bei anderen schien es unklar, ob jemand und, wenn ja, wer den dominanten und wer den submissiven Part innehatte.
      Diana versuchte Lina zum Tanzen zu bewegen. Diese war aber ob der ihr unbekannten Umgebung noch zu schüchtern, um sich gelöst und selbstbewusst unter die tanzenden Gäste zu mischen. Diana machte daher zunächst allein die Tanzfläche unsicher, blieb dabei aber stets in Sichtweite von Lina, um ihr zu signalisieren, dass sie ihre Freundin nicht alleine ließ. Währenddessen stand Lina beobachtend an der Bar und ließ das Gewusel um sie herum auf sich wirken. Sie war schon immer die ruhigere und zurückhaltendere dieses ungleichen Paares gewesen und ließ Diana gerne den Vortritt. Während sie genüsslich am Rest ihres Sektes nippte, wurde die Beobachterin zur Beobachteten. Schnell spürte sie, dass ein Augenpaar auf sie gerichtet war und wandte sich um, um zu sehen, wer sie avisiert hatte. Sie blickte in zwei braune Augen und sah ein charmantes Lächeln. „Darf ich dir einen Drink ausgeben? Dein Glas ist fast leer.“ Lina sah sich nach Diana um, aber die hatte offenbar ihren Spaß, so dass sie das Lächeln erwiderte und nickte: „Sehr gerne doch, aber bitte etwas Alkoholfreies.“ Der Mann zog unmerklich die Augenbrauen hoch, signalisierte dem Barmann, dass die Dame an seiner Seite etwas wünschte und gab ohne weitere Fragen seine Bestellung auf. Lina war leicht irritiert, wenngleich sie es gewöhnt war, dass der Mann für sie bestellte. Aber so ganz ungefragt gefiel ihr die Sache doch nicht so recht. Aber für Protest war es zu spät, denn der Barkeeper stellte bereits ein Glas vor sie auf den Tresen. Für einen Moment war der Herr abgelenkt und so blieben ihr ein paar Sekunden, ihn etwas ausführlicher zu mustern. Er sah nicht schlecht aus in seinem Anzug und musste offenbar Humor haben, denn sein Einstecktuch, das die Brusttasche seines Jacketts zierte, war mit kleinen Rentieren bedruckt. Sie schmunzelte in sich hinein und der Augenblick war vorbei.

      Sein eindringlicher Blick fing den ihren ein und mit einer angedeuteten Verbeugung stellte er sich vor: „Markus mein Name. Und wie heißt du?“ „Lina.“ Dann war Stille. Lina überlegte verzweifelt, was sie sagen sollte. „Himmel. Das kann doch nicht so schwer sein. Offenbar bin ich nicht mehr geübt im Flirten. Sehr peinlich“, dachte sie bei sich. Aber Markus übernahm das Gespräch und half ihr aus ihrer Verlegenheit. „Das erste Mal hier?“, fragte er, „Ich habe dich hier noch nie gesehen.“ „Ja, das erste Mal“, sagte sie und errötete leicht. „Ganz toll. Muss ich gleich an einen Kenner geraten hier“, setzte sie das Selbstgespräch fort. „Und, wie gefällt es dir?“ „Ach, ganz ok. Ich glaube, meine Freundin hat mich ein wenig geschont, als sie die heutige Veranstaltung ausgewählt hat.“ „Du bist mit einer Freundin hier?“ „Ganz genau, mit Diana.“ Lina wandte sich der Tanzfläche zu und wies in die Richtung ihrer tanzenden Freundin. „Oh, Diana. Ich verstehe. Und sie lässt dich hier einfach so alleine an der Bar stehen? Sehr überraschend.“ In Linas Kopf flitzten die Gedanken Achterbahn, aber bevor sie fragen konnte, was die ominöse Andeutung sollte, neigte sich Markus zu ihr, flüsterte ihr ins Ohr „Komm, ich zeige dir, was ich meine“, und zog Lina anschließend auf die Tanzfläche. Lina dachte über die Worte ihrer Freundin nach, die gemeint hatte, sie solle einfach Spaß haben und sich vergnügen. Also dachte sie nicht weiter nach und tanzte mit dem Fremden zu den harten Beats der Musik.

      Plötzlich stand Diana neben den beiden, funkelte Markus an, legte Diana schützend den Arm um die Taille und sagte: „Finger weg von ihr; sie gehört mir.“ Lina staunte nicht schlecht, diesen bestimmenden Ton kannte sie von ihrer Freundin nicht. Ihr Blick huschte zwischen Diana und Markus hin und her, gespannt, was da noch folgen würde. Der Mann an Linas Seite lächelte Diana gewinnend an und sagte herausfordernd und zugleich spielerisch: „Ich denke, wir könnten beide unseren Spaß haben.“ Dianas Augen verengten sich, sie legte den Kopf schief und schaute Markus mit einem durchdringenden Blick aus ihren wasserblauen Augen an. Währenddessen zog sie Lina noch etwas an sich heran, so dass sich die Körper der beiden Frauen immer näher kamen. Markus stellte anerkennend fest, dass die beiden ein attraktives Paar ergaben. „Ich hätte da einen Vorschlag“, setzte er an, um dann den Satz verheißungsvoll ausklingen zu lassen. Zwei Augenpaare richteten ihren Blick auf ihn, das eine überrascht und leicht verunsichert, das andere forschend und eindringlich.

      „Ich habe von deinem Fotoprojekt gehört“, fuhr Markus fort. „Und ich denke, dass deine Freundin auch ein Teil dieser Bilderreihe werden sollte, so attraktiv, wie sie aussieht.“ Lina errötete ob des Kompliments und setzte gleichzeitig an, zu protestieren: „Also nein, das geht wirklich nicht, so hübsch bin ich nun auch wieder nicht.“ Diana betrachtete ihre Freundin nachdenklich und wirkte ein bisschen wie eine Katze, die einen Becher Sahne entdeckt hat. „So, du hast also von meinem Projekt gehört“, begann sie. „Spricht sich ja schnell herum.“ Lina war verwirrt, die beiden unterhielten sich, als ob sie gar nicht mehr anwesend wäre. „Aber du hast recht, Lina ist eine Hübsche. Und stärker, als sie denkt. Vielleicht ist das eine gute Gelegenheit, ihr genau das zu zeigen. Wie genau hast du dir das vorgestellt, Markus?“ Markus beugte sich zu Dianas Ohr und flüsterte mehrere Sätze, während Dianas Miene von einem zunächst reservierten Ausdruck hin zu einem angeregten Schmunzeln wechselte. „Ja, warum nicht“, antwortete sie und wandte sich ihrer Freundin zu. „Vertraust du mir?“ Lina nickte skeptisch. „Ich würde dich tatsächlich gerne fotografieren. Ich kenne Markus. Wie du dir denken kannst, ist er dominant und hat Interesse an dir gefunden. Ich möchte dich gerne ablichten, während ihr miteinander spielt. Ich wäre dabei und würde über dich wachen. Was hältst du davon?“ Dianas Freundin schaute erst zu Markus, dann wieder zu Diana. Sie zeigte deutlich, dass sie hin- und hergerissen war. „Ok, aber nur zu meinen Regeln! Kein Sex, keine Küsse. Eine Session. Nicht mehr. Ein Safewort und Diana ist die ganze Zeit dabei. Keine Zuschauer. Und du respektierst meine Tabus.“ „Das ist alles selbstverständlich und ich kann damit umgehen“, stimmte Markus zu. Diana ergriff wieder das Wort: „Einen Moment, ich hole meine Kamera und hole mir die Zustimmung des Veranstalters ein.“

      Als die Formalitäten geklärt waren, suchten die drei einen passenden Raum. Etwas abseits vom Partytrubel wurden sie fündig. Die Karte an der Tür signalisierte, dass niemand den Raum betreten durfte, wenn dies nicht gewünscht war. Es war ein kleines gemütliches Spielzimmer, an einer Wand stand ein Sofa mit einem Beistelltisch, auf dem ein Adventskranz stand. An den übrigen Wänden hingen Seile und diverse Schlagwerkzeuge, während an der Decke unterschiedliche Haken angebracht waren. „Zieh dich aus und knie dich hin“, wies Markus Lina an. Lina gehorchte und spürte, wie ihr Herzschlag schneller ging. Es war schon so lange her, dass sie gespielt hatte. Sie war aufgeregt und zitterte ein bisschen. „Schließ die Augen“, kam die nächste Anweisung. Wieder gehorchte Lina und der Raum um sie herum verschwand. Sie hörte Schritte, geflüsterte Worte, ein Rascheln. Linas Körper spannte sich an und als sie plötzlich eine unerwartete Berührung spürte, zuckte sie heftig zusammen. „Ich bin nicht nur dominant, sondern auch Rigger“, erklärte Markus behutsam. „Ich werde dich fesseln, dich in die Seile einhüllen. Währenddessen macht Diana ihre Aufnahmen. Ich werde dich immer wieder fragen, ob es dir gutgeht und ich möchte, dass du darauf ehrlich antwortest. Hast du verstanden?“ Lina nickte verhalten. Sie spürte, wie sich ihre Stimmung veränderte. Bondage war neu für sie, Stefan hatte sie immer nur als Mittel zum Zweck gefesselt. Markus berührte Lina zärtlich an der Schulter, seine warmen Händen glitten über ihre Arme und eine Gänsehaut huschte über ihre Haut. „Nimm die Arme hinter den Rücken.“ Lina folgte der Anweisung und Markus begann, das Seil kunstvoll um ihre Arme zu winden. Nach und nach folgten weitere Seile, die ihren Oberkörper umschlangen. Sie fühlte sich erstaunlich geborgen, die Seile gaben ihr Halt, obwohl sie ihren Bewegungsradius merklich einschränkten.
      Fast schien es, als ob Lina sich in einem Kokon befand, der sich mehr und mehr schützend um sie legte. Sie hielt die Augen weiterhin geschlossen, nun aber nicht mehr allein, weil Markus es von ihr verlangte, sondern vielmehr genießend, denn sie wollte sich allein auf die Gefühle konzentrieren, die die Seile bei ihr hervorriefen. Schließlich kniete sie verschnürt auf dem Boden, hilflos ausgeliefert. Gleichzeitig fühlte sich Lina in dieser Lage mehr und mehr beschützt und so ließ sie sich fallen, ließ geschehen, was mit ihr passierte. Ließ sich treiben, ohne nachzudenken, was wohl in den nächsten Minuten geschehen würde. Diese Erfahrung in den Seilen war eine gänzlich neue für sie, die Lina in vollen Zügen genoss. Leise hörte sie das Klicken der Kamera, als Diana offenbar fotografierte, aber es störte sie nicht, da ihre Freundin sich dezent im Hintergrund hielt. Markus ließ sich Zeit, betrachtete Lina, wie sie gefesselt vor ihm auf dem Boden kniete. Seine Blicke wanderten weiter, durch den Raum und er entdeckte den Adventskranz. Der Kranz war mit Kugeln, Tannenzapfen, einigen getrockneten Orangenscheiben und natürlich Tannengrün und Kerzen dekoriert. Bei genauerer Betrachtung konnte man feststellen, dass es nicht irgendwelche Kerzen waren, sondern solche, die, wie es sich für die Location gehörte, für die Einbeziehung in das Spiel geeignet waren, da der Schmelzpunkt des Wachses niedriger lag als bei den üblichen Kerzen aus dem Handel. Markus kam eine Idee und so machte er ein paar Schritte in Richtung des niedrigen Tisches, auf dem der Adventskranz stand und ergriff die bereitliegende Schachtel mit den Streichhölzern. Lina hatte die Augen genussvoll geschlossen und erahnte daher nur, was im Raum geschah. Ihre Sinne waren geschärft und so vermutete sie richtig, als ein kurzes Ratschen des roten Streichholzköpfchens über die Reibefläche der Schachtel zu hören war, ein Zischen und sie schließlich den typischen Schwefelgeruch wahrnahm. Mit dem brennenden Streichholz entzündete Markus anschließend die erste Kerze am Adventskranz und sah zu, wie das Feuer langsam das weiße Wachs zum Schmelzen brachte.

      Als sich ein kleiner See gebildet hatte, nahm er die Kerze und bewegte sich nun wieder auf Lina zu, darauf bedacht, weder das Wachs zu verschütten, noch die Flamme durch einen zu starken Luftzug zum Erlöschen zu bringen. Lina kniete aufrecht, die Arme sorgfältig hinter ihrem Rücken gefesselt und von den Seilen gestützt, die sie wie eine Art Korsett umschlungen hielten. Eine weitere Aufforderung folgte: „Du wirst still halten, egal, was passiert.“ Lina nickte zustimmend und hoffte inständig, dieser Vorgabe auch folgen zu können. Markus positionierte sich hinter Linas Rücken, betrachtete sie noch einmal genießerisch und ließ dann die ersten Tropfen Wachs auf die Schultern der Frau vor ihm fallen. Sie zuckte zusammen, blieb aber aufrecht in der knienden Position, wenngleich es ihr sehr schwer fiel, nicht auszuweichen. Aber Markus Worte waren eindeutig gewesen und sie wollte nicht austesten, was geschehen würde, wenn sie diesen nicht Folge leisten würde.

      Inzwischen hatte Diana ihren Standort gewechselt und stand nun frontal vor dem Paar; durch die Kameralinse beobachtete sie Linas Gesicht. Ihr gefiel, wie ungefiltert und nahbar ihre Freundin wirkte. Jede Berührung, jeder Tropfen Wachs war darin zu lesen. Jede Emotion, der Schmerz und die Erregung waren in dem zarten Gesicht sichtbar. Sie lächelte Markus zu und dachte bei sich, dass sie ein weiteres Bild für ihre Porträtreihe im Kasten hatte - Lina, wie sie voller Hingabe in den Seilen die Schmerzen empfing, die das Wachs verursachte. Das Gesicht ihrer Freundin erschien ihr wie eine Leinwand, auf der die verschiedenen Empfindungen wie in einem Bild gemalt durch einen Künstler erschienen. Sie war fasziniert von diesen hingebungsvollen Momenten, an denen sie teilhaben durfte. Diana gefiel, was sie sah und entschied in einem impulsiven Augenblick, selbst einmal die Kerze zu führen. So legte sie die Kamera beiseite und trat leise neben Markus. Als Diana wortlos nach der Kerze griff, überließ er ihr bereitwillig die Führung. Schließlich war es ihre Freundin, die da vor ihm kniete. Und er respektierte, dass nun Diana diejenige war, die die Initiative ergriff.

      Der Kontrast hätte kein größerer sein können. Lina, in ihrer Nacktheit so verletzlich und ausgeliefert, kniete vor Diana in ihrem strengen Nadelstreifenanzug. Diana streichelte sachte über den Kopf ihrer Freundin und berührte sie zärtlich an den Stellen, an denen das Wachs ihren Körper getroffen hatte. Sie wagte sich weiter vor, streifte über die harten Brustwarzen, die sich ihr entgegenreckten, während sie Lina aufmerksam beobachtete. Aber ihre Freundin schien keine Einwände gegen die Berührungen zu haben, im Gegenteil. Vielmehr schien sie die warmen Hände auf ihrer Haut zu genießen, denn ihre Miene entspannte sich deutlich. Neugierig auf die Reaktion, goss nun Diana einen Schwall heißen Wachses über den noch nackten Teil des Rückens ihrer Freundin, während sie gleichzeitig sachte die Hand an die bloße Kehle legt und so Lina kontrollierte. Ein leises Stöhnen kam über ihre Lippen, verursacht von dem sanften Brennen des heißen Waches. Diana ahnte, dass ihre Freundin vielleicht doch mehr wollte, aber sie hatten – aus guten Gründen – die Regeln im Vorfeld abgesteckt und so ließ sie ab von dem zarten, weichen Frauenkörper und begann, sachte das Wachs von der Haut ihrer Freundin zu streifen. Lina genoss die Berührungen, forderte wortlos mehr ein. Aber Diana neigte sich zu ihr herunter, um ihrer Freundin ungehört von ihrem Mitspieler ins Ohr zu raunen: „Wir machen besser zu Hause weiter.“ Als sie Linas Fesseln löste und sie fürsorglich in eine Decke hüllte, damit sie die Erfahrungen verarbeiten und noch etwas ruhen konnte, machte sich zwischen den beiden Frauen eine erwartungsvolle Stille breit und beide konnten es sichtlich kaum erwarten, das Begonnene zu Hause fortzusetzen.


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      Liebes anonyme Forumsmitglied,

      vielen Dank für diese wundervolle Geschichte.
      Mir gefällt besonders gut deine ruhige Erzählweise. Sie lässt mich für einen Augenblick die Welt um mich herum vergessen und in die Welt von Lina & Diana und von Markus eintauchen.
      Du hast es wunderbar geschafft, verschiedene Elemente des BDSM in einer Geschichte zu vereinen.
      Wie die Geschichte mit Lina & Diana endet, bleibt offen. So kann der Leser noch etwas in der Welt deiner Geschichte verweilen und sie weiter träumen. Das ist eine tolle Idee. In meiner Phantasie verbringen Lina & Diana den restlichen Abend zuhause vor dem Kamin bei Kerzenschein.
      Wundervolle Erzählung, gut, dass ich sie erst heute gelesen habe, so konnte ich alle 3 Teile durchgehend lesen.

      Beobachten und beobachtet werden - das kann ich sehr gut nachvollziehen, zumal ich selbst vor wenigen Wochen zum ersten Mal in einem solchen Club war. Leider ist mir Markus nicht begegnet.....

      Vielen Dank für diesen schönen Einstieg in den literarischen Adventskalender.
      Sehr schöne Geschichte! :)
      Als der Anfänger, der ich bin, hatte ich mir eh vorgenommen, ein bisschen zu lesen, wie Spielsituationen aussehen können und wie dabei der Spannungsbogen gezeichnet wird. Da kommt mir ein Kalender mit Geschichten wie dieser sehr gelegen. Spannend finde ich außerdem den ersten Teil über Linas Vorbereitung des Abends. Beim Lesen habe ich richtig Lust bekommen, selber ein bisschen gründlicher als gewohnt über Outfit und äußeres Erscheinungsbild nachzudenken, wenn ich morgen wohl zum letzten mal in diesem Jahr ausgehe.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.