10.12. ✵ Verlorene Beziehung​

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      10.12. ✵ Verlorene Beziehung​

      Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich der Autor über eure Likes und Kommentare!
      Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht vom Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
      Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.


      ✵ 10. Dezember ✵

      ╔═════════ » ✵ « ═════════╗

      Verlorene Beziehung

      ╚═════════ » ✵ « ═════════╝

      von @Nachtwanderer

      Wie jedes Jahr in den dunklen Tagen laufe ich spät abends unter den Sternen der Stadt durch die Nacht. Die Häuserfronten wirken auf einmal viel friedlicher und einladender.
      Ich brauche diese Momente und sehne mich schon im Sommer nach ihnen. Die Momente der Ruhe, in denen ich mir den Frieden fürs Jahr auf Vorrat nehmen kann.

      Ich gehe einfach voran und merke gar nicht, wo ich hingehe oder wie viel Zeit vergeht, als ich unter unserer Eiche stehe. Es ist mittlerweile drei Jahre her, dass ich dich verlassen habe. Doch noch immer nenne ich sie unsere, da ich sie nie wieder jemanden zeigen wollte.
      Diese Eiche steht auf einem sehr schlecht erreichbaren Plateau mit wunderbarem Überblick über die Stadt. Zur Sicherheit der Besucher ist es zum Abgrund hin von einem Geländer umgeben. Ich hatte sie dir damals im Frühling gezeigt und dich hier an die Eiche gebunden. Du hattest Sorge, dass man dich sehen würde. An einem anderen Tag hattest du die Aufgabe, den Platz unten vom Marktplatz aus mit einem Fernglas zu finden, während ich mit dem ferngesteuerten Spielzeug zugange war. Es war ein Genuss, da du nicht kommen durftest, bevor du den Platz ausfindig gemacht hattest und leider sehr frustriert schlafen gehen musstest.

      Ich lehne hier am Geländer, als ich Schritte und Kettengeklapper höre.
      Ein Mann kommt den Weg rauf in Begleitung einer schlanken Frau. Ich trete in den Schatten der großen Eiche und betrachte die herankommenden Personen im Mondschein.
      Sie trägt einen sehr kurzen Minirock, dazu eine Weste und eine strahlendweiße Bluse samt passendem Halstuch. Der Mann führt sie an einer Leine den gepflasterten Weg herauf, während sie ihm mit hinter den Rücken gelegten Händen einen Schritt neben und leicht zurück folgt. Er trägt eine ausgeblichene Jeans und einen Mantel, der den Temperaturen angemessen ist. Die braunen Haare sind zu einer Tolle frisiert.

      Sie wird von ihm auf das Plateau geführt und er befiehlt ihr, sich mit den Händen am Geländer abzustützen und den Kopf in den Nacken zu legen, während er mit seinen Händen über ihren Körper fährt. Als sie das erste Mal ein Stöhnen von sich gibt, wird mir ganz anders. Diese Stimme ist so unglaublich erregend und an diesem Platz dazu noch so schmerzlich bekannt.
      Sie ist es, welche ich vor drei Jahren gehen lassen musste, weil wir einfach nicht zusammengehört haben. Sie, welche mir noch immer wieder in meinen Träumen begegnet. Meine Schneerose Leonie.

      Mittlerweile hat er „meiner“ Schneerose eine Augenbinde angelegt und ihre schlanken Handgelenke mit ihrem Halstuch an die Brüstung gebunden. Er schiebt ihren Rock höher und betastet jeden Zentimeter ihres wunderbaren Körpers und mir wird anders.
      Ich weiß nicht, was ich tun soll, da fasst dieser Scheißkerl „meine“ Schneerose einfach vor meinen Augen an. Mir wird bewusst, wie einsam ich jetzt bin in der Zeit, in der weder sie noch sonst eine Frau an meiner Seite ist.
      Er nennt sie dreckig, versaut und Weiteres.
      Sie, die doch so brav und gehorsam meinen Befehlen gefolgt war und eine ordentliche Behandlung so sehr verdient. Ich will einschreiten und ihm die Leviten lesen, als sie sich bei ihm voller Erregung bedankt, seine dreckige Sub sein zu dürfen.
      Ich kippe an den Baum und muss mich anlehnen, vollkommen geschockt, dass es ihr gefällt, so genannt zu werden, und dass sein Verhalten sie erregt. Niemals hätte ich gedacht, dass sie auf Dirty Talk steht.
      Ich höre nur, was er tut und wie sie darauf reagiert. Es ist zu viel für mich, das mitzubekommen, und jetzt stehe ich hier im Schatten und, um zu gehen, muss ich an ihnen vorbei. Kann mich nicht leise unbemerkt davonstehlen, um ihnen die angemessene Ruhe zu lassen. Ich höre, wie er davon spricht, sie von Fremden anfassen zu lassen.

      Es reicht! Jetzt ruhig und gelassen bleiben.
      Ich ziehe eine Zigarette aus der Schachtel und zünde sie an, während ich aus dem Schatten trete.
      Der Lichtblitz und das Geräusch des Feuersteins sichern mir seine Aufmerksamkeit, er ist erschrocken und stellt sich sofort in den Weg zwischen mich und „meine“ Schneerose. Ich lege meinen Zeigefinger auf die Lippen und wende mich zum Gehen ab. Erst als ich an der Treppe ankomme, höre ich Leonie fragen, was denn sei, ob da jemand wäre.
      Mit fester Stimme sage ich mit einem letzten Blick auf ihren knackigen Hintern: „Ich wollte nicht stören und werde nun wieder gehen. Genießt die herrliche Nacht und erkälte dich nicht Schneerose“, bevor ich gehe und nicht wieder umkehre. Eine Antwort bekomme ich nicht mehr mit.

      Ich begebe mich auf direktem Weg nach Hause und bin deutlich schnelleren Schrittes unterwegs als sonst. Sie geht mir nicht aus dem Kopf. Warum musste ich sie bei ihrem Kosenamen nenne? Warum konnte ich es nicht sein lassen und habe ihnen damit den gelungenen Ausflug versaut?
      Ich schmeiße meine Klamotten einfach im Schlafzimmer auf dem Boden, kleide mich in meinen Bademantel und finde mich wenige Sekunden später vor dem Kühlschrank mit einem Bier in Händen stehend wieder. Sie sah so glücklich und einfach perfekt aus. Voller Leben und Abenteuerlust. Warum konnte sie das vor drei Jahren nicht bei mir sein?

      Am nächsten Morgen finde ich 6 weitere leere Flaschen Bier und eine offene Flasche Strohrum auf dem Wohnzimmertisch. Ich hatte nichts Weiteres im Haus gehabt und bereute es jetzt, den Rum nicht im Abfluss entsorgt zu haben. Erleichtert stellte ich fest, dass ich Leonie nicht geschrieben und stattdessen ihre Nummer gelöscht hatte. Zumindest kann ich ihre Nummer nicht mehr in meinem Handy finden.
      Etwas verkatert mache ich die Wäsche und beginne, den Haushalt in Ordnung zu bringen. Hauptsache nicht stillstehen und nachdenken. Im Radio spielen sie wieder ein Weihnachtslied nach dem anderen und so vergeht der Tag schleppend, doch ohne viele Gedanken an den letzten Abend, bis ich um kurz nach 21 Uhr mein Handy klingeln höre. Eine eingehende Nachricht wird mir von einer nicht eingespeicherten Nummer angezeigt.
      Was soll ich da nur zu sagen. Da bemühe ich mich, schon im Suff ein anständiger Kerl zu sein, und da kehrt diese Frau doch gleich zurück in mein Leben.
      Drei Jahre lang hatte ich nur hin und wieder an sie gedacht und jetzt will sie reden, nachdem ich gesehen habe, wie sie mit einem anderen spielt?
      Nein! Ich habe damit abgeschlossen und werde ihr das Glück nicht nehmen. Wenn sie denn glücklich ist?! Also nun, sie wirkte am gestrigen Abend sehr glücklich. Soweit ich mich zwischen den Kopfschmerzen noch erinnern kann.
      Ich lösche die Nachricht und schaue mir zum Einschlafen noch einen Film für Erwachsene an.

      Frisch und erholt beginne ich den nächsten Tag mit einem ausgiebigen Frühstück, welches ich beim Betrachten der Uhrzeit gleich in ein Brunch übergehen lasse. Das Radio läuft nebenher und ich surfe im Netz nach neuem Schlagwerkzeug, welches mir noch in der Sammlung fehlt. Der Film gestern Abend hatte da eine Lust geweckt, die schon ein paar Monate nicht gestillt wurde.
      Leider finde ich auf nur Dinge, die ich schon an der Wand hängen habe oder die ich mir genauer anschauen sollte, bevor ich Geld investieren möchte. Noch mit einem halben Bratwürstchen im Mund pruste ich los, als eine neue Nachricht eingeht:

      01**/7538629 schrieb:

      Sonntag 15:32 Uhr:

      Einen schönen Tag wünsche ich dem Herrn und bitte um baldige Antwort auf mein begehren.
      Diese Sub benötigt eine sofortige strenge Unterredung in ruhigem Umfeld, um über vergangene Unziehmlichkeiten zu sprechen.
      Solche Nachrichten hatte ich von ihr verdammt gerne erhalten, doch nun wirkte dies auf mich einfach falsch. Sie ist nun mal nicht mehr meine Sub, denn sie spielt mit einem anderen Mann. Doch ich weiß, dass sie nicht so schnell nachgibt, wenn sie einmal etwas klären möchte, und so antworte ich ihr.

      "Ich" schrieb:

      Sonntag 15:37 Uhr:

      Hallo Leonie,
      ich habe nächste Woche nur am Donnerstagabend Zeit.
      Ich schlage vor, dass wir uns bei Roland, dem Italiener um die Ecke deiner alten Wohnung treffen. Dort haben wir Ruhe und Roland weiß ja auch über unsere Lebensweise Bescheid. Da brauchen wir dann kein Blatt vor den Mund zu nehmen
      Uff 4 Tage Vorbereitung sollten doch reichen, um keinen Mist zu bauen, oder? Wir passten einfach nicht zusammen, auch wenn der Sex einfach grandios war. Ständig haben wir uns über Kleinigkeiten gestritten und meine Maßregelungen haben keinerlei Besserung oder Einsicht gebracht.

      01**/7538629 schrieb:

      Sonntag 15:38 Uhr:

      Roland hat heute auch geöffnet und ich weiß wie, wichtig dir dein Sonntag zuhause ist, also können wir auch heute Abend sprechen. (Da Freitag keine Frau in deiner Begleitung war, gehe ich davon aus, dass du mal wieder zum Auftanken dort oben warst. Dein Abend ist also frei.) Ich habe schon den Tisch ganz hinten in der Ecke reserviert. 19:30 Uhr warte ich auf dich.
      Dieses freche Biest. Verdammt, sie kannte mich gut und hatte meine Marotten nicht vergessen. Vier Stunden anstelle von vier Tagen. Das wird knapp und für dieses dreiste Verhalten sollte sie echt übers Knie gelegt werden.

      "Ich" schrieb:

      Sonntag 15:37 Uhr:

      Zieh ein knappes Kleid an und lass die Unterwäsche in der Handtasche.
      Mist. Genau das wollte ich doch nicht tun.
      Ich wollte mit dem Verstand denken und nicht mit dem Schwanz.
      Die 4 Stunden, bis ich losmusste, vergingen wie im Flug: Essen in den Kühlschrank räumen, spülen, duschen, rasieren, frisieren, einkleiden, Wohnzimmertisch frei räumen, mich im Spiegel betrachten, andere Sachen anziehen und erneut die Zähne putzen.
      Wieso benahm ich mich eigentlich wie ein 14-Jähriger vor seinem ersten Date? Na ja, es war ja auch Sonntag. Da durfte man chic ausgehen. Das war nicht für sie.
      Also gut, ab ins Auto und 27 Minuten zu früh da. Ich gehe schon rein, es lässt sich ja nicht ändern und im Auto zu warten lohnt sich nicht.

      Sobald ich Roland begrüße, berichtet er mir, dass Leonie vor 3 Minuten schon angekommen war, und lässt mich gleich durch. Am letzten Tisch des Lokals sitzt sie da, hat ein 70er-Jahre-Marinekleid an und steht zur Begrüßung gleich auf.
      Die Umarmung stoppe ich gleich mit einem Handzeichen, um die Distanz zu wahren. Erst nachdem ich sitze, setzt sie sich wieder mir gegenüber und legt ihre Hände auf die Tischkante. Sie sitzt aufrecht auf ihrem Platz und wartet mit leicht gesenktem Blick darauf, dass ich etwas sage. Roland bringt uns eine Flasche Wasser und zwei Gläser, die er vor Leonie abstellt. Er freut sich, uns wieder gemeinsam begrüßen zu dürfen, und zieht sich daraufhin wieder zurück.

      Ich beginne das Gespräch: „Leonie, sei so gut und schenke uns Wasser ein, achte darauf, dass du die Gläser regelmäßig nachfüllst.“ Sie antwortet sofort: „Ja, werde ich und ich werde auch zwischen jedem dritten Bissen kurz pausieren und einen Schluck zu mir nehmen. Danke das du die Zeit aufbringst mit mir zu speisen.“
      Sorgsam beobachte ich sie, während sie uns einschenkt.
      „Ach Leonie, was soll ich nur mit dir machen? Wie hast du dir denn Abend vorgestellt? Was erwartest du von diesem Abend? Was passiert nach diesem Abend?“
      „Ich, möchte das du mir sagst, was ich tun und lassen soll.“ Ihre Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen.
      Ich sitze kurz schweigend da und schaue sie an. Warte auf die Antworten auf meine Fragen. „Ich habe dir noch mehr Fragen gestellt, bekomme ich auch darauf eine Antwort oder muss ich mich wiederholen?“
      Sie rutscht auf dem Stuhl hin und her, ringt mit sich um Antworten, während mein Blick sie durchbohrt.
      „Ich habe gehofft, dass du mich heute Abend an meinen Platz führst und darauf achtest, dass ich mich an deine Anweisung halte.
      Ich habe gehofft, du nimmst mich mit zu dir und legst mich wieder an die Kette.
      Ich habe gehofft, dass wir da weiter machen, wo wir vor drei Jahren aufgehört haben.
      Ich weiß jetzt besser, wer ich bin und was ich möchte. Ich habe mich weiterentwickelt und Freitagabend hat mir in Erinnerung gerufen, wo ich so lange so geborgen und sicher aufgehoben war.“ Trotz ihrer klaren Worte, sehe ich wie unsicher sie eigentlich ist. Nicht nur sie erinnerte sich an meine Marotten, sondern auch ich mich an ihre. Ihre Art mit dem Wasserglas zu spielen, ist immer ihr Versuch ihre Unsicherheit zu überspielen.

      Ich lege die Stirn in Falten und schaue sie kalt an: „Wer war der Typ?“
      Leonie zögert diesmal mit ihrer Antwort und überlegt wahrscheinlich, wie viel sie preisgeben möchte: „Das war Phillip, ich habe ihn vor 9 Monaten kennengelernt und ich konnte mich mit ihm ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Er bringt mich zum Lachen und ich kann mit ihm über meine Probleme im Studium sprechen. Er hat erst letztes Jahr seinen Master in BWL gemacht und arbeitet jetzt bei einer Lebensmittelkette als Leiter eines Zwischenlagers. Er hat eine entzückende kleine Schwester, mit der ich mich wunderbar verstehe und regelmäßig schoppen gehe.
      Eine so charmant ehrliche Shoppingbegleitung habe ich mir schon immer gewünscht.
      Mit Phillip gehe ich oft zu Kulturveranstaltungen und lasse mich inspirieren. Sein Lächeln ist verboten anziehend, auch wenn ich mich dabei eher nackt fühle. Er ist gebildet und warmherzig, auch wenn er in den richtigen Momenten ein Arsch sein kann.“ Leonie wird rot und schaut auf ihre langen Fingernägel, welche vor drei Jahren, in der Zeit mit mir, stets kurz gekaut waren, was zu Streit geführt hatte und es doch zu keiner Besserung kam.

      Es scheint ihr gut zu gehen, doch ich möchte noch mehr wissen, um diesen Mann und ihr Verhältnis zu ihm für mich einschätzen zu können.
      „Leonie, erzähl mir, was er mit dir macht und wie du dich dabei fühlst!“
      „Nun, er, ähm, ja, er spielt mit mir und wir machen gemeinsam Erfahrungen.
      Du musst wissen, vor mir hatte er erst eine kurze BDSM-Beziehung und da versuchen wir uns halt.“
      Ich merke, dass sie eigentlich nicht mehr erzählen möchte, doch ich kann noch nicht Ruhe geben: „Ihr habt also eine Beziehung. Was genau macht er mit dir?“
      Ihre Gesichtsfarbe rötet sich, bevor sie antwortet: „Also, ja wir haben eine Beziehung. Und… Muss ich das jetzt wirklich genau erzählen, was er mit mir macht?“ „Ja, Leonie. Und auch, wie es dir dabei geht.“
      Wieder zögert sie und nimmt einen langen Schluck Wasser aus ihrem Glas, bevor sie antwortet: „Also, wir verbringen viel Zeit einfach miteinander. Aber wenn ihm danach ist, dann schaut er mir tief in die Augen. Er wird dann sehr ruhig und gefasst. Es wirkt, als sei er dann ein etwas anderer Mann. Es beginnt damit, dass er mir befiehlt, mich gerade hinzustellen oder hinzusetzen, je nachdem halt. Dann weiß ich, dass es losgeht. Er lässt mich oft knien, während er, das was er vorhat, vorbereitet. Ich muss dann geduldig warten und darf mich nicht umschauen. Nur die Geräusche zu hören und zu raten, was kommen könnte, ist spannend und weckt Vorfreude und Angst in mir. Das macht mich irgendwie an, also die Vorstellung, dass er mich erniedrigen könnte oder mir Schmerzen zufügt zu seinem Vergnügen. Wenn ich nicht mehr knien kann, muss ich ihn bitten, meine Position verändern zu dürfen. Und wenn es noch länger dauert, bestimmt er dann recht zeitnah eine andere Position für mich. Das heißt aber nicht, dass er dann auf jeden Fall noch länger braucht. Er überrascht mich gerne und liebt genau das. Er quält mich wunderbar mit Rohrstöcken, Wachs oder Eis. Ihm fallen immer wieder neue Dinge ein, die erst so harmlos wirken und dann doch so grausam, perfide und gemein sind. Er sagt mir, wie erregt und glücklich ich aussehe, wenn er mich zwingt, mich meiner Scham und meinen Grenzen zu stellen. Es macht mich an, wenn er dreckig über mich spricht. Ich kann das nicht beschreiben und es steht seiner Wertschätzung im Alltag so entgegen, dass es mich in den Situationen um den Verstand bringt und ich nicht genug davon bekomme. Wenn er eine demütigende Botschaft auf meinen Körper schreibt und sie noch Tage später verschwommen zu lesen ist, erinnere ich mich mit Genuss an den Moment.
      Hin und wieder wird es mir zu viel und meine Gefühle gehen mit mir durch. Aber er zieht mich immer danach an seine Brust und trocknet mein Tränen. Er schafft es, mich danach zum Lächeln und Lachen zu bringen.“

      ══════════ » ✵ « ══════════
      Ich habe ihr gespannt zugehört und sie einfach reden lassen. Sie wirkt, als sei sie mit sich im Reinen und einfach vollständig.
      Es freut mich für sie zu hören, dass sie offenbar mit diesem Mann ihr Glück gefunden hat, und ich merke, wie ich endlich mit unserer vergangenen Beziehung abschließe: „Liebe Leonie, du bist glücklich mit ihm und wirkst auf mich, als hättest du endlich einen Anker gefunden, den du nicht abschütteln möchtest. Ich frage dich erst gar nicht, wieso du mich zu diesem Treffen gezwungen hast oder warum du meiner Aufforderung, ohne Unterwäsche zu erscheinen, gefolgt bist, denn das ist unwichtig und wahrscheinlich wieder das alte Lied, dass du vor deinem Glück davonrennen möchtest. Du hast meine Nummer und ich werde immer für dich zu erreichen sein, aber nur als Freund. Ich habe in der Zeit mit dir nur gewollt, dass du so bist, wie du es heute bist, und ich bin froh, dass ein anderer Mann dir diesen Zustand schenken kann. Ich würde dich nur wieder auf dieselbe Weise unglücklich machen, denn ich habe mich nicht verändert und dieselben Punkte würden uns erneut entzweien.“

      Dankbar und auch merkbar gelöst lächelt sie mich an. Es wirkt, als ob auch sie in dem Moment für sich endgültig abschließt. Aus meiner Tasche ziehe ich Geld und lege es unter mein Glas. Ich schlage ihr vor, noch sitzen zu bleiben und auszutrinken, bevor ich aufstehe und meine Jacke anziehe. Mit einem Abschiedsgruß an Roland verlasse ich das Restaurant und atme tief die kalte Luft des Winters ein.
      Nach diesem Treffen merke ich, wie die Einsamkeit weicht und einer Hoffnung auf das nächste Jahr Platz macht.

      ══════════ » ✵ « ══════════
      Wenn euch die Geschichte gefallen hat, dann freut sich der Autor über eure Likes und Kommentare!
      Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht vom Autor eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
      Der Autor wird, sofern er es möchte, zeitnah hier eine Antwort posten. Diese dann bitte liken, so dass eure Likes auch bei ihm ankommen.
      Nicht loslassen können kostet Kraft und Lebensenergie. Manchmal braucht es ein besonderes Ereignis, um abschließen zu können.
      Auch wenn so eine Situation bei mir über 35 Jahre her ist, diese Emotion hat deine Geschichte sofort wieder wachgerufen. Wie froh war ich, als ich endlich "weitergehen" konnte und mich wieder frei fühlte.
      Mit einer verliebten Frau kann man alles tun, was sie will.
      (Gustav Klimt)
      Danke für diese Geschichte, sie hat zwar alte Wunden etwas angekratzt, aber ich bin auch sehr froh darüber, denn ich merke selbst jeden Tag, wie gut das loslassen sein kann, wie schwer es aber auch war um diesen Weg zu gehen. Aber es ist danach wirklich wie eine Befreiung, endlich frei für neue Wege, neue Gedanken, neues Vertrauen, einfach ein neues Leben. Also danke für diese Geschichte :blumen:
      Danke für diese gute Geschichte! Er hätte sie zurück haben können, er wollte sie gern zurück haben, aber noch wichtiger war es ihm, sie glücklich zu machen, daher hat er verzichtet. Das ist ein großes Opfer und Du hast das toll beschrieben.
      Es gibt keine Grenze, die ich für eine Pointe nicht überschreiten würde.

      ...darf man sowas in einem BDSM-Forum überhaupt sagen? Oder ist das dann auch wieder eine Grenzüberschreitung?
      Hilfe, ich bin in einer Logikspirale gefangen!
      @Nachtwanderer da hast du mal echt einen Nerv getroffen. In die Geschichte hat es mich von der ersten Zeile an reingezogen wie in einen Sog. Ganz großartig geschrieben, bei allem anderen kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen. Wenn man es als Autor schafft, mit einer Kurzgeschichte die Leser*innen so zu treffen ohne sie zu treffen, sondern auf diese spezielle Reise mitnimmt... Perfettamente!!!! Ich jedenfalls hab deinen Protagonisten beim Lesen immer wieder beschworen: Lass sie gehen, bitte, bitte , bitte, was versprichst du dir denn von der dämlichen Nummer?!
      Statt Rum hätte ich allerdings nen Single Malt genommen ;)
      Dankeschön, das war echt Kopfkino der ganz besonderen Art. Chapeau!
      Im Grunde ist schon fast alles gesagt, dennoch möchte ich nicht nur ein Like hinerlassen. Alleine die Themenwahl fand ich mega, wie oft ist hier das "Nichtloslassenkönnen" einen Thread wert. Kurzweilig, unterhaltsam dennoch Tiefgang nicht vermissend und einiges zwischen den Zeilen zu lesen. Vielen Dank für das Lesevergnügen :blumen:
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall