Erniedrigung

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      Books schrieb:

      Man ist immer dafür verantwortlich was man sagt, aber nie für das was jemand daraus macht.
      Ich mag deinen Post, @Books, aber an dieser Stelle stimme ich dir nicht ganz zu. Wenn man um die Umstände weiß, dann finde ich schon, dass man auch dafür verantwortlich ist, was der/die Andere daraus macht.

      Nicht jede Verletzung, die man in seinem Leben erfahren hat, lässt sich vollständig kurieren, das gilt sowohl körperlich als auch seelisch. Man arrangiert sich, die Wunde verheilt irgendwie, aber es bleiben manchmal Narben oder sogar Schäden zurück. Und ich würde niemals absolut sagen, dass jemand Schuld daran hat, wenn er oder sie es nicht schafft, schlechte Erlebnisse/Erfahrungen/Traumata vollständig zu überwinden. Denn aus meiner Sicht stimmt das nicht. Ich freue mich für jede(n), bei dem/der das anders ist. Für alle anderen hoffe ich, dass sie einen Weg finden, sich zu arrangieren. Aber bei manchen gehört solche "Tretminen", wenn ich mich mal bei @Sir von A bedienen darf, einfach zum Gesamtpaket dazu...

      Und zum Eingangsthema: (verbale) Erniedrigung wäre für mich unerträglich, denn ich könnte das niemals trennen in "war Spiel" und "war Ernst". Es würde mich immer irgendwie verletzen. Herabsetzung ist für mich unerträglich, das ist eins meiner Päckchen. Aber meinen Partner kickt es auch nicht, mich (verbal) zu erniedrigen, von daher sind wir in dem Punkt save ;)
      Allen, denen es anders als mir/uns geht, wünsche ich natürlich trotzdem viel Spaß dabei :D

      Books schrieb:

      Das stimmt, allerdings sollte man die eigene Verantwortung nicht auf den anderen abschieben, derjenige der verletzt ist, hat das Problem und sollte bei sich schauen um heile zu werden und nicht die Verantwortung von sich abschieben und den anderen für das gesagte verantwortlich machen.
      Okay, kurze Verständnisfrage: Wenn ich einen Partner hätte und er würde mich im Rahmen einer Session beispielsweise darauf hinweisen, wie klein meine Brüste sind... einfach weil ihn das Gesagte erregt... dann ist die Tatsache, dass mich das verletzt, meine Schuld, weil ich zulasse, dass es mich verletzt?
      Auch wenn der Grund dafür, dass mich das überhaupt verletzt, vielleicht der ist, dass meine Mauern gerade unten sind?

      Books schrieb:

      Viele haben vieles geschrieben, es ist spannend zu lesen wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind.
      Ich denke was erniedrigend ist, ist immer eine Frage der Wahrnehmung des selbst. Wenn man mit sich im Reinen ist, sind Aussagen wie die vom Beispiel von @Mirarce nicht verletzend. Wenn man allerdings mit sich hadert oder in sich unglücklich ist, dann kann die kleinste Aussage weh tun.
      Wenn ich zurück denke gab es Aussagen von Mirjam vor ein paar Jahren, die taten mir weh, glichen denen von Mirarce, heute stimme ich dem zu. Der Unterschied zwischen damals und heute bin ich.
      Ich bin mir meiner bewusst oder es gibt auch Punkte da lerne ich mich immer besser kennen, und hadere nicht mit mir, ich lehne mich nicht mehr ab, das ich bin wie ich bin, was ein jahrelanger Prozess in mir war.
      Was verletzt ist nicht das was gesagt wird, sondern das was der Hörende daraus macht. Gemäß dem Motto getroffene Hunde bellen oder wem der Schuh passt der zieht ihn sich an. Man kann somit mit dem was man hört nie von einem anderen verletzt werden sondern man verletzt sich immer selbst, indem man das gesagte für zutreffend und wahr hält, die Spannung der eigenen Unzufriedenheit und der selbst beurteilten Aussage die man als wahr deklariert bereitet den Schmerz.
      Man ist immer dafür verantwortlich was man sagt, aber nie für das was jemand daraus macht.
      @Books: Von mir ein ganz klares Jein. Ich bin schon deiner Meinung, das z.B der Hörende genau so möglichst maximale Verantwortung übernimmt für seine Wahrnehmung. Genauso wie es der Redende tun sollte.
      Und da wird es schon spannend, weil Kommunikation viele Ebenen hat, und man nie ausgelernt haben wird.
      Und einige "Parameter" müssen schon stimmen, Ehrlichkeit, klares Denken usw.
      Aber der ganz besondere Punkt ist für mich der, wo eine Person Macht abgibt, und sie dem anderen anvertraut.
      Für mich auf der Domseite bedeutet das auch die Verantwortung für meine Gegenüber und ihr Wohlergehen, nicht nur die Macht.
      Haue ich ihr verbal eine rein, obwohl ich weiß, was das für Folgen hat, nur weil es mir gerade Spass macht, dann kenne ich ja auch ihre Grenzen in etwa: ( Ich rede hier mal nicht von einer "Blindflugsession")
      Dann mißbrauche ich meine Macht, höchstens er oder sie als Sub möchte das so, und das ist abgesprochen.
      Also finde ich die Selbstverantwortung des wahrnehmenden nicht beliebig ausdehnbar.
      @helen85
      Ich denke das ist dynamisch,
      Zum Einen die Voraussetzung wenn man darum weiss, ist eine Bedingung, wenn man es nicht weiss? Was ist dann?
      Und man sollte nie die wigene Verantwortung auf den anderen abwälzen,
      Schuld ist nie zielführend und bringt niemanden weiter, ausser dass die Probleme grösser werden.
      Ich bin festüberzeugt dass jedes Problem lösbar ist und jede Verletzung heilen kann, es kann sein, das es schwierig ist für manchen oder unmöglich erscheint das sind aber persönliche Umstände.

      Das Thema ist Erniedrigung lässt eine Frage aufkommen muss es immer einvernehmlich sein? Oder kann es auch provozieren? Wenn wozu?
      Was bedeutet unvereinnehmlich in dem Zusammenhang?
      wo sind die Grenzen? Besonders im bdsm Kontext wo es verschiedene Beziehungsstrukturen gibt.
      Ich lasse die Wertung positiv oder negativ bewusst aussen vor.
      @Sternenguckerin
      Wenn dein Partner sagt dass du kleine Brüste hast und dich das erniedrigt, kann es sein dass du unzufrieden bist mit deinen Brüsten? Du sie die anders wünschst? Grösser oder noch kleiner ? Runder ? Weniger hängend?
      das ist der Punkt was ich meine, wenn es dich verletzt, bedeutet es dass du auf eine bereits vorhandene Verletzung hingewiesen wirst. Du warst schon verletzt im Vorfeld, weil du unglücklich mit dem Zustand deiner Brüste bist, der andere spricht aus was in dir kocht….
      Verstehst du worauf ich hinaus will????
      @Sternenguckerin

      Die Welt, in der das deine Schuld ist, ist eine Scheißwelt, in der niemand (abgesehen von Bodyshaming-Fetischisten, die vermutlich eine rare Spezies sind) länger bleiben sollte als unbedingt nötig.

      Deine Verantwortung als Sub ist es, zunächst mal vernünftig und kritisch bei der Wahl deines Spielpartners zu sein - dazu gehört auch das offene Ansprechen von Tabus -, dann das Spiel zu beenden, solltest du merken, dass es für dich schädlich wird - dafür gibt es ein Safeword - und ansonsten offen und ehrlich zu sein, was das Feedback angeht, das du Dom gibst. Doms Verantwortung besteht darin, das Spiel so zu gestalten, dass es für alle Beteiligten eine Bereicherung darstellt und dass du möglichst nicht die erwähnte Reißleine ziehen musst... schließlich habt ihr beide ein Interesse daran, die Spielsituation aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus ist es an ihm, dich aufzufangen, wenn es sich als nötig erweist.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      @Books
      Ja, klar. Aber die bereits vorhandene "Verletzung" wird ja dann zum einen hervorgeholt (ist ja nichts, was immer präsent ist, sondern vielleicht nur ganz selten, wenn man gerade nichts anderes zum drüber nachdenken hat) und zum anderen noch verstärkt.
      Und wenn mich das im Anschluss viel stärker beschäftigt als vorher (weil vorher vielleicht nur ich ein Problem damit hatte und danach der Gedanke hinzukommt, dass es anderen auch auffällt und nicht nur mir) und ich dementsprechend verletzt bin... Ist das dann auch meine Schuld?

      Books schrieb:

      @Anthophila
      Das stimmt, allerdings sollte man die eigene Verantwortung nicht auf den anderen abschieben, derjenige der verletzt ist, hat das Problem und sollte bei sich schauen um heile zu werden und nicht die Verantwortung von sich abschieben und den anderen für das gesagte verantwortlich machen.
      Ich stimme Dir vollkommen zu.

      Niemand ist verantwortlich dafür, welche Emotionen durch welche Trigger bei einem anderen Menschen hervorgerufen werden, denn dann begibt sich der Getriggerte in den Bereich der Opferrolle, statt Verantwortung für seine Emotionen zu übernehmen. Die Schuld der eigenen Emotionen auf jemanden zu projizieren, ist in unserer Gesellschaft gültiger Konsens, aber wir geben dadurch die Verantwortung für das eigenen Wohlbefinden ab.

      Jaaaaaaaa, klar kann jetzt jeder hier sagen, dass diese Auslegung einem Freifahrtsschein gleichkommt, mit der Gespielin misshandelnd umzugehen, aber man muss diese Aussage jetzt auch nicht nur um des Diskutierens Willen zu diskutieren, überinterpretieren. Es ist was es ist, egal in welchem Kontext. Grundsätzlich liegt es in meiner Verantwortung/Prägung welche innerlichen Reaktionen bei mir ausgelöst werden. An diesen darf ich arbeiten und ggf. diese auflösen.

      Und das bedeutet nicht, dass mein Partner von der Verantwortung freizusprechen ist, denn immerhin sind vielerlei Kinks sehr persönlich und stellen große Anforderungen an die Beteiligten.

      Deswegen sollte jetzt keiner auf die Jagd nach dem Haar in der Suppe gehen.
      @Sternenguckerin
      Schuld ist eine nicht vorteilhafte Ebene, wenn es dir aber um Schuld geht, ja es ist deine Schuld. Es ist deine Verantwortung dass es dir gut geht. Das kann kein anderer als du selbst für dich tun.
      nur weil du dich vernachlässigst und der andere dich darauf hinweist, ist er nicht schuld. Es ist sch… wenn jemand das sagt, was dich verletzt, aber das Problem liegt in dir. Der einzige der das heilen kann bist du, wenn du an dir arbeitest.
      @Books
      Okay, vielleicht war Schuld das falsche Wort. Verantwortung ist da sicher richtiger.
      Ich bin mir ehrlich nicht sicher, ob es möglich ist mal eben zu sagen "Okay, was soll's. Ab heute finde ich mich selbst super toll und beeinflusse meine Gedanken dahingehend. Alle Zweifel und Unsicherheiten, die in den letzten 18 Jahren aufgetreten sind, verwerfe ich hiermit. Nichts und niemand kann mich noch verletzen."
      Das geht meiner Meinung nach nicht einfach so, das ist ein Prozess. Ja, ich habe die Verantwortung über mich und meinen Umgang mit mir selbst.
      Und solange, wie dieser Prozess eben noch nicht abgeschlossen ist, hat eben auch ein eventueller Partner Verantwortung darüber, was er sagt und wie mich das vielleicht beeinflusst.
      Es geht ja nicht darum, die komplette Verantwortung von mir zu weisen. Aber ich denke durchaus, dass Dom da einen Teil der Verantwortung trägt.
      Ich habe nicht aktiv negative Gedanken (es ist ja nicht so, dass ich die toll finde und unbedingt in meinem Leben haben will wie Schokomuffins) und es ist nicht einfach, die zu beeinflussen, aber Dom spricht aktiv "negative" Dinge aus und auf Gesagtes hat man eben viel Einfluss. Und ich denke schon, dass er in dem Moment Verantwortung hat.
      (Ich hoffe, das war jetzt verständlich, ich hab einfach drauf los geschrieben)
      @Books

      Ich kann dir da nicht folgen. Wenn jemand, der dir nicht komplett gleichgültig ist, es ernsthaft darauf anlegt, dich zu verletzen, und wenn du kein eisenharter Koloss des Selbstvertrauens bist, dann wir diesem Jemand das höchstwahrscheinlich gelingen. ich würde darauf wetten, dass ich, wenn es um Leben und Tod ginge, jeden Menschen in meinem näheren Umfeld verletzen könnte und dass genauso jeder dieser Menschen auch mich verletzen könnte. Das heißt aber doch nicht, dass mein kompletter Bekannten- und Freundeskreis massive Probleme in sich herumträgt. Im Gegenteil. Indem wir einander vertrauen - und uns damit bewusst verletzlich machen -, schaffen wir erst die Grundlage der menschlichen Nähe, ohne die keine Freundschaft denkbar ist.
      Auf der anderen Seite steht für mich völlig außer Frage: Wer einen anderen Menschen wegen seines Körpers erniedrigt, ohne sich zuvor ausdrücklich darüber briefen zu lassen, wie das Gegenüber dazu steht, der oder die ist ein verdammt mieses, oberflächliches Arschloch.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      Was erniedrigend ist, empfindet jeder anders. Man sollte den Partner schon gut kennen um Erniedrigungen in die Session einzubauen.
      Mein Dom hat sehr viel Spaß an Erniedrigungen, aber ich habe es nie als Erniedrigung empfunden, was er sagte oder tat.. Manchmal muss ich mir eher ein Lachen verkneifen.
      Beispiel: Ich sollte mir einen Zettel mit Tesa auf den Bauch kleben, auf dem Stand "H.´s kleine Drecksau" und ihm davon ein Foto schicken. Für mich ist es eher ein Spaß, den ich mitmache.
      Eine Ohrfeige aber fände ich als so erniedrigend, dass ich eventuell zurück schlagen würde, wenn ich die Möglichkeit hätte. Die Session wäre dann zuende und ich hätte deutlich Redebedarf hinterher.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      @newblackshaddow

      Im Grunde kann man, glaube ich, die meisten Probleme umgehen, wenn man schon vorher vernünftig miteinander redet. So eine Ohrfeige ist für mich zum Beispiel auch nichts, was ich meiner Kleinen einfach so aus heiterem Himmel um die Ohren gehauen hätte. Ich hab ihr nach einer Situation, in der sie sich mehr als nur ein kleines bisschen frech verhalten hat, klar gesagt: "Wenn du das noch einmal machst und wenn es bis dahin nicht auf deiner Tabu-Liste steht, dann fängst du dir eine." In der nächsten Situation habe ich sie dann noch einmal gewarnt: "Junge Dame, dünnes Eis!" Sie blieb frech und es klatschte entsprechend.
      Klar, es gibt immer das Risiko, dass man manche Dinge zu sehr zerredet und damit irgendwie "entzaubert", aber ich denke mir, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
      Mit verbalen Erniedrigungen war es bei uns so ähnlich. Das habe ich auch erst mal in relativ entspannten Situationen vorsichtig mit einem zwinkernden Auge angetestet und genau auf die Reaktionen geachtet, bevor ich es in eine Session eingebaut habe. Hat uns beide angeturnt, also blieb es im Werkzeugkasten.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.