Liebe

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      Der Begriff "Opfer" scheint mir hier unterschiedlich interpretiert zu werden. Nach der Definition im Duden ist ein Opfer "in einer kultischen Handlung vollzogene Hingabe von jemandem, etwas an eine Gottheit" (davon unterschieden wird als weitere Bedeutung das Opfer in kriminologischer Hinsicht, von dem hier nicht die Rede ist).

      Nach der Definition des Duden ist eine erwartete Gegenleistung durchaus möglich, es ändert nichts daran, das es ein Opfer ist. In religiösem Kontext wird als Gegenleistung die Milde der Götter erwartet. Wenn ich von der in Hingabe vollzogenen Handlung ausgehe, ist es also durchaus möglich, etwas auf "dem Altar der Liebe" zu opferrn, ohne dass das mit Widerwillen oder einem schweren Herzen verbunden sein muss. Ich kann etwas leichten Herzens opfern, und ob ich dafür Anerkennung erhalte oder nicht erhalte, spielt dabei keine Rolle. Und ob ich Anerkennung erwarte oder nicht, ändert auch nichts daran, dass ich ein Opfer bringe.

      Allerdings verstehe ich eine aktive Entscheidung als notwendige Voraussetzung für das Erbringen eines Opfers. Also: ich entscheide mich für eine große Familie und opfere dafür meine Karriere, das macht für mich durchaus Sinn. Oder ich opfere meine Freizeit für meine Kinder...

      Anders sehe ich das allerdings bei der Frage nach der Gesundheit und/ oder der Figur. Das passiert, oder eben nicht. Vielleicht wird man krank, vielleicht auch nicht. Manche Frauen behalten auch nach X Schwangerschaften noch ihre Figur, es kann also sein, dass sich die Figur zum Negativen verändert, oder nicht. Darüber gibt es in der Regel keine bewusste Entscheidung. Ich denke, die wenigsten unter uns wissen im Vorfeld, dass eine Schwangerschaft oder Geburt ihre Gesundheit beeinträchtigen würde. Ausnahmen gibt es sicher. Für alle anderen gilt dann höchstens, dass sie passiv Opfer geworden sind, eines bewusst erbracht haben sie in diesen Fällen aber nicht.

      Kara schrieb:

      Ich habe ALLES - also Aussehen, Karrierechancen, Gesundheit, weitreichende Freizeitgestaltung etc. in den ersten 20 Jahren geopfert, um eine sehr große, starke, beständige und vor allem loyale Familie als Sicherheit vorweisen zu können, bevor ich mir das Recht nahm, mich selbst zu verwirklichen zu können - diese Aufopferung meinerseits definiere ich u. a.als Liebe.
      Mich macht diese Aussage ... nachdenklich :S
      Ist der willentlich, bewusste Verzicht auf etwas zugunsten etwas immer gleich mit Liebe gleichzusetzen ?

      Auch ich hatte einen Familienbund und geblieben ist mir daraus allein mein Kind.

      Der Besen ist wohl die einzige, die mich in meiner Liebe wahrhaftig spürt und erlebt, als würde sie Wissen, das meine Liebe alles Elend getragen hat, abgefangen und ich stets für sie an die Grenze meiner Möglichkeiten gegangen bin.
      Wissenschaftlich, entwicklungs-psychologisch (0-4 Jahre)weiss man, dass sie das in diesem Alter noch gar nicht rational begreifen kann. Es ist das Gefühl was in ihr wächst, was ich von anfang an begossen, gehegt und gepflegt habe. Liebe.

      Meine Familie hat meine Liebe nicht verstanden und zweifelt an meiner Liebe zu diesem Kind.
      Die Einen behaupten, ich hätte es vernachlässigt, die anderen sagen ich hätte um es zu wenig gekämpft.
      Kein Szenarium war je Realität.
      Ich erwarte auch nicht von meinem Kind, weil ich sie liebe, dass ich dafür ein anderes "Geschenk" erhalte.Egal was sie ist, tut oder wird, sie wird mein Kind bleiben.

      Der Besen(nun10 Jahre) sagt:
      "Mum, du bist so und warst schon immer so,ob nun im Eigenheim oder in der kleinen Mietwohnung und die anderen haben alle nicht Recht, mit dem was sie über dich sagen."
      Die Liebe macht uns wahrhaftig und sie erwartet nichts.
      ...
      Fragende These:
      Wäre ich von mehr LIEBE erfüllt und bestimmt, wenn ich meine Bedürfnisse als Frau zum Wohle meiner Familie, meines Kindes unterdrückt und gar geopfert hätte und in einer Scheinnwelt leben würde?

      Ich sage, dass die Liebe solche Opfer nicht will. Die Liebe ist echt und sie will gelebt werden.
      Mich erinnert diese Art, Liebe zu sehen, stark ans Christliche und was ich daran noch nie mochte.
      Jemand opfert sich und baut damit eine Schuld auf.
      Derjenige, für den dieser Jemand sich opfert, wurde nie gefragt, ob er diese weitreichende Form der Opferung wirklich gewollt hat, dafür lastet nun eine gewaltige Bringschuld auf ihm.
      Sein ganzes Leben besteht nun aus einem "Zurückzahlen" der Schuld.
      Meine Mutter hat es ähnlich gesehen und mich mit ihren Schuldeinforderungen zum Beziehungsabbruch getrieben.
      Das Ganze kann mit oder ohne Liebe geschehen.
      Für mich hat es aber mit dem eigentlichen Sinn für Liebe nichts zu tun.

      Was ich am Christlichen mag, ist die Formulierung:
      Liebe deinen nächsten wie dich selbst.
      Das bedeutet für mich, ein Gleichgewicht.
      Nicht ein: jetzt nur du und später nur ich, weil da immer jemand unglücklich ist dabei
      sondern ein Ich und Du ausgeglichen
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche

      anima submissa schrieb:

      Der Begriff "Opfer" scheint mir hier unterschiedlich interpretiert zu werden. Nach der Definition im Duden ist ein Opfer "in einer kultischen Handlung vollzogene Hingabe von jemandem, etwas an eine Gottheit" (davon unterschieden wird als weitere Bedeutung das Opfer in kriminologischer Hinsicht, von dem hier nicht die Rede ist).
      Richtig, das ist der religiös basierte Opferbegriff, ich denke im Heute hat sich der Begriff um ein vielfaches ausgeweitet und kann für mich nicht nur noch in den kriminalistischen und den religiösen Part unterteilt werden.

      Daher auch meine Frage an @kara, was genau sie damit meint "sich" geopfert zu haben.

      Für mich und das rein persönlich ist ich opfere mich für meine Familie auf nur dann an Opfer, wenn ich es entgegen meines eigentlichen Willen machen würde, mache ich es jedoch als bewusste Entscheidung weil mir Familie wichtiger als Beruf ist, ist das eine Prioritäten-Entscheidung.

      Aber natürlich kann man das auch als Opfer betrachten, rückschlüssig würde ich dann bei jeder Entscheidung ein Opfer bringen, ich opfere meine Freizeit weil ich einen Beruf habe, ich opfere meine Zeit für ein Treffen mit Freunden ....

      So gesehen kann man das natürlich als Opfer bezeichnen, ich persönlich tue mich in diesem Zusammenhang bewusster Entscheidungen mit dem Opferbegriff schwer. Gerade weil familär betrachtet doch ein großer Teil zurück kommt. Ganz real runter gebrochen eine win-win-Situation.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Für mein Kind habe ich auf vieles verzichtet. Nicht immer in der Überzeugung das total gerne zu tun, sondern in in der Überzeugung, damit das Richtige zu tun. Ich denke, das kann man dann schon auch als opfern bezeichnen, wobei ich persönlich lieber verzichten sage. Ich hab das definitiv aus Liebe getan und bin sicher richtig gehandelt zu haben und würde es wieder tun. Was ich nicht behaupten kann, ist, es ist aus Liebe geschehen und ich hab das immer supergerne getan. Öfter mal war es mit Zähneknirschen verbunden und war schlichtweg die Entscheidung, so zu handeln, dass der Vorteil für mein Kind rausspringt und ich den Nachteil für mich zu handeln weiß. Das betrifft beispielsweise meine berufliche Entwicklung.
      Oder: für meinen ExMann habe ich auf BDSM verzichtet. Vielleicht nicht die klügste Entscheidung, denn es brachte Probleme in der Beziehung mit sich, trotzdem war es aus Liebe entschieden und ich hielt es für den richtigen Weg.
      In beiden Beispielen empfinde ich keinen Frust, keine Schuld oder so. Trotzdem hole ich nach auf was ich verzichtet habe und empfinde es als Zeit für mich, die mir zusteht. Jetzt wäre kein richtiger Moment mehr zu verzichten/ zu opfern. Das macht den Unterschied.
      Was ich sagen will ist, dass ich den Beitrag von @kara durchaus in dieser Richtung lese und Liebe auch so zum Ausdruck kommen kann.
      Ich muss mal zum Thema Opfer etwas schreiben:

      Ich opfere nichts für mein Kind...ich treffe Entscheidungen bei den vorliegenden Möglichkeiten und wähle die aus, die mir UND dem Kind zugute kommt. Meine Bedürfnisse erachte ich als ebenso wichtig wie die meines Kindes (von Ausnahmen abgesehen). Die Entscheidungen sind freiwillig. Klar gibt es Entscheidungen, die vernünftig sind, aber nicht vom Herzen kommen. Ich versuche das Beste für mein Kind zu geben, aber opfern? Mein Kind ist eine Bereicherung in meinem Leben, ich will es nicht missen, aber es ist ein Mensch, keine Gottheit. Da versuche ich zu geben, was es braucht. Manchmal musste ich zurückstecken, verschieben, aber ich war nie in der Situation mich opfern zu müssen...das ist ein drastisches Wort. Ein Opfer wäre, wenn es ein Organ bräuchte und ich würde es spenden...auf Kosten meiner Gesundheit. Aber für persönliche Hobbys, Jobs u.ä. habe ich immer entsprechend den Situationen und Möglichkeiten entschieden, da mein Kind nicht nur mich hat, sondern auch einen Vater, Großeltern - eine Familie.

      Noctua schrieb:


      Kara schrieb:

      Ich habe ALLES - also Aussehen, Karrierechancen, Gesundheit, weitreichende Freizeitgestaltung etc. in den ersten 20 Jahren geopfert, um eine sehr große, starke, beständige und vor allem loyale Familie als Sicherheit vorweisen zu können, bevor ich mir das Recht nahm, mich selbst zu verwirklichen zu können - diese Aufopferung meinerseits definiere ich u. a.als Liebe.
      Mich macht diese Aussage ... nachdenklich :S Ist der willentlich, bewusste Verzicht auf etwas zugunsten etwas immer gleich mit Liebe gleichzusetzen ?

      Auch ich hatte einen Familienbund und geblieben ist mir daraus allein mein Kind.

      Der Besen ist wohl die einzige, die mich in meiner Liebe wahrhaftig spürt und erlebt, als würde sie Wissen, das meine Liebe alles Elend getragen hat, abgefangen und ich stets für sie an die Grenze meiner Möglichkeiten gegangen bin.
      Wissenschaftlich, entwicklungs-psychologisch (0-4 Jahre)weiss man, dass sie das in diesem Alter noch gar nicht rational begreifen kann. Es ist das Gefühl was in ihr wächst, was ich von anfang an begossen, gehegt und gepflegt habe. Liebe.

      Meine Familie hat meine Liebe nicht verstanden und zweifelt an meiner Liebe zu diesem Kind.
      Die Einen behaupten, ich hätte es vernachlässigt, die anderen sagen ich hätte um es zu wenig gekämpft.
      Kein Szenarium war je Realität.
      Ich erwarte auch nicht von meinem Kind, weil ich sie liebe, dass ich dafür ein anderes "Geschenk" erhalte.Egal was sie ist, tut oder wird, sie wird mein Kind bleiben.

      Der Besen(nun10 Jahre) sagt:
      "Mum, du bist so und warst schon immer so,ob nun im Eigenheim oder in der kleinen Mietwohnung und die anderen haben alle nicht Recht, mit dem was sie über dich sagen."
      Die Liebe macht uns wahrhaftig und sie erwartet nichts.
      ...
      Fragende These:
      Wäre ich von mehr LIEBE erfüllt und bestimmt, wenn ich meine Bedürfnisse als Frau zum Wohle meiner Familie, meines Kindes unterdrückt und gar geopfert hätte und in einer Scheinnwelt leben würde?

      Ich sage, dass die Liebe solche Opfer nicht will. Die Liebe ist echt und sie will gelebt werden.
      Die angriffslustige Kara, von ihrem Herrn dafür sowohl gefürchtet als auch beschützt, entgegnet intuitiv:

      Ja - Verzicht bedeutet m. E. mitunter Liebe. Rein aus der Mutterrolle heraus:
      Nichts kann sich zwischen der Liebe zwischen Mutter und Kind stellen - da reicht ein Blick, eine WA-Nachricht, eine für andere scheinbar unbedeutende Bemerkung - die mir alles über Dich, alles über ihn/die und seine/ihre Erwartungen verrät:

      Nachdenklich verständlich, weil wir beide aus unserer Perspektive heraus argumentieren:
      Ich - als jemand - bis dato - erfolgreich mit diesem Konzept.
      Du - scheinbar gegensätzliche Erfahrungen machend - eben nicht erfolgreich.

      Eines vorweg, um Dich zu entlasten: Dich trifft keine Schuld, denn Deine Liebe war Deinerseits echt. Das Ausmaß mag ich jedoch nicht zu beurteilen. Was genau bedeutet schon ‚mehr Liebe‘?
      Liebe hat so viele Gesichter und Interpretationsmöglichkeiten (gelernt in der Ehetherapie): mindestens 5 wissenschaftlich Fundierte.

      Manche Scheinwelt entpuppt sich auf längere Sicht als reale Welt und ebenso andersherum - davor ist niemand gefeit.

      Dem Begriff der ‚gelebten Liebe‘ wage ich mich entgegenzustellen: mit dem Begriff des ‚geliebten Lebens‘. Die Kunst liegt dabei in der Differenzierung der einzelnen Begriffe.

      Eine gegensätzliche Bedeutung bedeuteten nicht die Aufhebung desgleichen - sondern nur eine andere Interpretation im philosophischen Sinn.

      Und natürlich Pragmatismus und Romantik als gegensätzliche Faktoren. Wer vermag mir schon mitzuteilen, welche beider Möglichkeiten im jeweiligen Fall Erfolg verspricht?