Pornos und das liebe Urheberrecht

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Pornos und das liebe Urheberrecht

      Guten Abend,
      Ich beende jetzt mal mein Dasein als stiller Mitleser in diesem Forum mit einem Thema, was mich seit einiger Zeit beschäftigt, worüber ich aber seltsamerweise weder hier noch irgendwo sonst eine ernsthafte Auseinandersetzung gefunden habe. Hat nichts direkt mit BDSM zu tun, aber hier geht es ja auch irgendwie um Sexualität und deren Auslebung. Ich bin zumindest in keiner Community, zu der das Thema besser passen würde als hier, also hoffe also das ist ok.
      Zur Sache: Ich bin wahrscheinlich nicht der Einzige hier, der zumindest ab und zu Pornos sieht und diese größtenteils aus dem Internet hole. Und ich erzähle wahrscheinlich niemandem ein Geheimnis, wenn ich sage, dass viel von dem, was man auf den gängigsten Tube-Seiten (also kostenlose Porno-Portale) zu sehen bekommt, ohne das Einverständnis der Rechteinhaber dort gelandet ist. Ich will dabei gar nicht auf den rechtliche Aspekt hinaus, es geht mir eher um das moralische Problem. Ich gehe jeden Tag zur Arbeit und erwarte auch, dafür so bezahlt zu werden, wie es vereinbart wurde. Das klappt natürlich nur, wenn diejenigen, die von meiner Arbeit profitieren, diese auch bezahlen. Deshalb ist es doch auch das Mindeste sein, dass ich das genauso mache. Aber mal ehrlich, die wenigsten tun das, alleine ein oberflächlicher Vergleich der Klick-Zahlen von Tube-Seiten und bezahlbaren Streaming-Anbietern wird wohl eindeutig sein.
      Ich mache das zur Zeit so, dass ich mich zwar Tube-Seiten bediene, aber wenn ich etwas sehe was mich anspricht, versuche diesem Clip zu kaufen. Zum einen, weil meist die Qualität deutlich besser ist, aber auch, um das Studio zu unterstützen und mein Gewissen zufrieden zu stellen. Wenn ich aber keine legale Quelle für etwas finde oder die entsprechenden Seiten offline gegangen sind (wie es z.B. bei Insex der Fall gewesen ist), bediene ich mich trotzdem an dem Material. Ich bilde mir ein, damit niemanden zu schaden, weil ich diesen Clip dann ohnehin nicht kaufen kann. Und Tube-Seiten haben für mich den enormen Vorteil, dass sie es viel einfacher machen, passende Studios zu finden, die ich dann ja auch gerne bezahle. Außerdem kann man dadurch viel besser "Fehlkäufe" umgehen. Und ja, ich bin wählerisch.
      Da kann man natürlich einwerfen, dass ich für andere Filme, Theaterbesuche, Bücher etc. auch die Katze im Sack kaufen muss. Aber erstens sind die Preise dort ganz anders; Bücher hole ich meist aus der Bibliothek und die Preise für Netflix und co sind im Vergleich zu der Auswahl wirklich ein Witz. Und zweitens habe ich meistens vorher durch Rezessionen oder Empfehlungen von Bekannten eine viel breitere Informationsmöglichkeit. Wenn ich mal bedenke, durch wie viel Schrott man sich durcharbeiten muss, um einen wirklich gut gemachten Porno zu finden, und ich das alles bezahlt hätte, wäre das eine ganze Menge Geld gewesen. Und ich finde es bei allen Bemühungen um Korrektheit dann auch mir gegenüber etwas unfair (wenn ich das so sagen darf) für etwas zu bezahlen, was ich eigentlich nicht will und womit ich auch nichts anfangen kann, nur weil der magere Titel und ein Frame aus dem Video etwas anderes vermittelt als in Wahrheit dahinter steckt. Und das, was ich wirklich sehen will, zahle ich ja auch wenn möglich.
      Das alles ändert aber eben nichts daran, dass ich mich regelmäßig an Raubkopien bediene, was irgendwie nicht richtig sein kann. Daher würde mich mal interessieren: Wie seht bzw. macht ihr das? Und findet ihr meine Punkte nachvollziehbar oder ist das alles eher eine billigen Ausrede? Vielleicht klingt das für einige ein wenig albern oder naiv, aber ich meine die Fragen wirklich ernst.
      Wäre schön wenn ihr ehrlich sagt was ihr dazu denkt.

      MfG TDM
      Nun, ich würde hier nach Schöpfungshöhe kategorisieren. Wenn eine kreative Leistung erkennbar ist, dann sollten die Schöpfer finanziell etwas davon haben. Aber - ein Großteil der pornographischen Videos/Photos dürfte die Schöpfungshöhe gar nicht erreichen und sie wären damit gar nicht durch das Urheberrecht geschützt. Beispielsweise ist das bloße Aufstellen von Kamera und Drücken des Aufnahmeknopfes keine kreative Leistung. Auch die Darsteller liefern in der Regel keine ernsthafte schauspielerische Leistung ab. Aber deren Leistung wird normalerweise ohnehin durch Honorarzahlung vor Veröffentlichung bereits vergütet und sind nicht festangestellt, darum braucht man sich moralisch darum weniger Gedanken machen.

      Wenn die Produktionsfirma keinen Aufwand treibt um ein kreatives Werk zu produzieren, dann finde ich es in Ordnung, wenn sie kein Geld verdient. Auch Unternehmen in anderen Branchen müssen es hinnehmen, dass sie Verlust machen, wenn sie schlechte Leistungen erbringen, z.B. darf ein Restaurant, wenn es mangelhafte Speisen anbietet, sich nicht wundern, wenn Gäste die Zahlung verweigern; ein Shopbetreiber, der kaputte Waren liefert, muss Verbraucher*innen entschädigen.

      Mir fällt auch ein Fall ein, der vor das LG München I gelangte (Beschluss vom 29. 5. 2013 - 7 O 22293/12), wo eine Porno-Produktionsfirma erfolglos versucht hatte deutsche Nutzer wegen Urheberrechtsverletzung abzumahnen, und das Gericht feststellte, dass die Werke aufgrund mangelnder Schöpfungshöhe gar nicht geschützt sind. Persönlich denke ich, dass ähnliche Überlegungen für viele Werke gelten, wobei man das natürlich nicht pauschal formulieren kann, sondern immer im Einzelfall bewerten muss.

      Zusammenfassend also: wird keine kreative Leistung erbracht, finde ich es moralisch völlig in Ordnung nicht zahlen zu wollen.

      Knusperfloeckchen schrieb:

      Zusammenfassend also: wird keine kreative Leistung erbracht, finde ich es moralisch völlig in Ordnung nicht zahlen zu wollen.
      :gruebel: Ist das Produzieren von Pornos nicht eher Sexarbeit als ein kreativer Prozess? Ich glaube, in diesem Fall nur das Urheberrecht anzuwenden, greift zu kurz :pardon: Jura is doof :D
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:

      Hera schrieb:

      Warum wenn jemand das mit Einverständnis einstellt?
      Normalerweise wird das Einverständnis durch den Produzenten für eine bestimmte Art von Nutzung eingeholt. So z.B. für Print für Fotos oder Veröffentlichung auf einer bestimmten Plattform für Videos.

      Wenn jemand seine eigenen Schaukelvideos irgendwo hochlädt, gibbet ja auch kein Urheberrechtsproblem :pardon:
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Ganz ehrlich, die Pornobranche ist nicht unbedingt die Künstlergruppe, bei der ich ein mächtig schlechtes Gewissen bekäme, wenn ich mal nen Stream schaue, ohne zu bezahlen. Die meisten Pornos sind völlig lieblos hingeklatschte Stangenware, bei deren Produktion zudem entsetzlich schlecht mit den Darstellerinnen und Darstellern umgegangen wird. Ich hab mich im Gegenteil schon manchmal gefragt, weshalb ich nicht für die verschwendete Lebenszeit entschädigt werde.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      Ist es nicht so, das z.b. you porn werbeeinnahmen kassiert und die Filmemacher einen teil der filmerlöse darüber erhalten? Die meisten Menschen nutzen doch die vielen legalen seiten um an gratis Videos heranzukommen.
      Und wenn es nur 1% der sehenden Bevölkerung sind, die dann einen Film auch kaufen ( @TDM ) dann kommt dabei eine Menge Geld zusammen.
      Würden die Produktionsfirmen damit kein Geld verdienen würde es die Branche auch garnicht geben :gruebel:

      Und zu guter letzt steht es jedem frei zu arbeiten wo er oder sie sich wohlfühlt. Wer sich in der pornobrache nicht wohlfühlt kann jeder Zeit etwas anderes machen (menschenhandel & co. Ausgenommen das versteht sich von selbst)
      Mfg Talon
      :dance:
      Ehrlich gesagt, als ich diesen Thread gestartet habe, habe ich mit vielem gerechnet, aber diese antworten überraschen mich ehrlich gesagt-und das ist wirklich nicht böse gemeint. Vielleicht passt der Begriff des Urheberrechts nicht ganz, aber das einfach abzutun, finde ich etwas zu einfach. Es bleibt schließlich dabei, dass dahinter Arbeit und Aufwand steht, und damit meine ich nicht nur die Darstellerinnen und Darsteller, sondern auch deren Anwerbung und Auswahl, Kamera, Schnitt, evtl. Drehbuch und Location, Equipment etc. Ich rede ja eben nicht von verwackelten Handyaufnahmen von zwei vögelnden Menschen. Klar, was oskarverdächtiges habe ich da auch noch nicht erblickt, aber es gibt durchaus kreativ umgesetzte Pornos, wo bestimmt deutlich mehr Arbeit hinter steck als hinter so manchem Youtube-Comedy-Video, die alle vom Urheberrecht geschützt sind. Und muss denn eine Arbeit wirklich besonders kreativ sein, damit man die Leistung bezahlt?

      Knusperfloeckchen schrieb:


      Mir fällt auch ein Fall ein, der vor das LG München I gelangte (Beschluss vom 29. 5. 2013 - 7 O 22293/12), wo eine Porno-Produktionsfirma erfolglos versucht hatte deutsche Nutzer wegen Urheberrechtsverletzung abzumahnen, und das Gericht feststellte, dass die Werke aufgrund mangelnder Schöpfungshöhe gar nicht geschützt sind.
      Ja, aber soweit ich weiß hat das LG damit der allgemeinen Rechtsauffassung widersprochen, zumindest gibt es Gerichte, die die Messlatte für diese Schöpfungshöhe sehr niedrig anlegen. Kann mich aber auch irren, ist schließlich schon ein bisschen her.

      TDM schrieb:

      und damit meine ich nicht nur die Darstellerinnen und Darsteller, sondern auch deren Anwerbung und Auswahl, Kamera, Schnitt, evtl. Drehbuch und Location, Equipment etc. Ich rede ja eben nicht von verwackelten Handyaufnahmen von zwei vögelnden Menschen.
      also ich glaube ganz ehrlich nicht, daß sooooviel Aufwand da noch betrieben wird.
      Ich hab mal ne Doku gesehen........daswar einmal mit auswahl etc.........Geld verdient man wohl nur noch über Masse.

      Der Zeitgeist hat sich da wohl geändert....man sich heute eher "life" dazuschalten.......als einen Film ansehen.....

      Angebot und Nachfrage........sind hier wohl nicht so vorhanden.

      Ich hätte dann auch kein schlechtes Gewissen....allerdings schaue ich sowas selten bis gar nicht.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Wenn ich mir so anschaue, was auf den frei zugänglichen Seiten so an "Material" veröffentlicht wird, dann sind das einerseits private Aufnahmen. Da frage ich mich nur, ob alle Beteiligten auch von dieser Veröffentlichung wissen. Aber sonst stehen da keine Studios dahinter und es verdient damit auch keiner Geld. Oft sind auch die Beteiligten unkenntlich gemacht. Daher gehe ich davon aus, dass damit ein gewisser Exhibitionismus befriedigt wird.
      Ich mag allerdings auch eher authentische Aufnahmen, keine gestellten mit Schauspielern. Deswegen suche ich auch nicht nach Rips kommerzieller Filme.
      Auf den Tube-Seiten finden sich viele Clips, die nur Ausschnitte zeigen und die damit natürlich zum Kauf animieren sollen. Wen es interessiert, der kann ja dann für den kompletten Film bezahlen.
      Those who don´t jump will never fly.