Gewisses Verständnis oder Mitgefühl Hinderlich für Bestrafungen

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      Blue-Monstera schrieb:

      Findet ihr allgemein, dass zu viel Verständnis oder Mitgefühl eher dem Konzept des Strafens im Weg steht?

      Ja! Zuviel ist zuviel. Ist im Grund ist das doch sprichwörtlich (und) offensichtlich.

      Wenn Du zuviel Mitgefühl hast, dann hast Du innerlich vergeben, dann ist eine Bestrafung obsolet, da Vergebung in Dir eingetreten ist. Da nützt Dir das ganze BDSM-Konsequenz-Gedöns nichts mehr! Du hast in Dir vergeben und die hier vorliegende Strafe war dann bereits "over the top" und maximal ein mechanisches Ritual statt Authentizität - Dir hat es offenbar ein schlechtes Gefühl erzeugt. Und das gilt um vieles mehr, wenn Du sogar Verständnis für die Tat hast. Hier stellt sich zudem die Frage der Sinnhaftigkeit der Regel, gegen die verstoßen wurde.

      Vielleicht musst Du gewisse Regeln ändern: bei Regelverstoß gibt es keine Exkulpation der sub vor (!) dem Vollzug der Strafe. Du stellst den Regelverstoß und damit die Strafe fest und ziehst sie durch. Anschließend kann sub sich vielleicht noch entschuldigen. Dein Mitgefühl brauchst Du dann bei der Festlegung des Strafmaß und Vergebung Deinerseits tritt erst nach Bestrafung ein.

      Auf solche Weise kannst Du verhindern, dass Du innerliche Vergebung vor Erteilung der Strafe erreichst, Dein Mitgefühl wird Dich zügeln, nicht zu übertreiben. Und wenn sub die Strafe für überzogen hält, tja, daraus kann sub lernen (aber auch Du).

      Schönen Sonntag
      HvR

      Blue-Monstera schrieb:


      …habe ich mit meiner wundervollen Sklavin noch einmal über die Strafe gestern gesprochen und dass mich das etwas aufgewühlt hat und Sie meinte, ob man das Bestrafen dann vielleicht doch sein lassen sollte, was für mich eigentlich nicht in Frage kommt. …
      Grundsätzlich seid ihr ja eurem festgelegten Ritual gefolgt. Eingestehen eines Regelbruchs - ausführliche Beichte - Bitte um Entschuldigung und angemessene Strafe - Bestrafung, soweit alles wie üblich bei Euch? Eigentlich alles gut…
      Nun hast du deine inneren Kämpfe während der Bestrafung mit dir ausgefochten, die sicherlich verständlich sind. Deine Sklavin hat dies sicherlich bemerkt, hat bemerkt dass du nicht vollständig gut mit der Bestrafung bist, dass es dir irgendwie schwer fällt diese Konsequenz durchzuhalten, es nicht spurlos an dir abperlt.
      Kommt das Angebot, fortan auf Bestrafung zu verzichten vielleicht aus dem Wunsch deiner Sklavin, dich vor solchen inneren Konflikten zu bewahren?
      Hast du deine Sklavin gefragt, ob sie diese Bestrafung als gerechtfertigt, angemessen und hilfreich, oder als ungerecht empfunden hat?
      Sicherlich wird es immer mal wieder zu ähnlichen Situationen kommen, in denen du mit gewissem Widerwillen bestrafen musst.
      Vielleicht ist dein Empfinden anders, wenn du weißt, dass deine Sklavin dies braucht und von dir erwartet?

      Herr von Rhea schrieb:

      Vielleicht musst Du gewisse Regeln ändern: bei Regelverstoß gibt es keine Exkulpation der sub vor (!) dem Vollzug der Strafe
      Den Aspekt finde ich interessant und versuche es gerade mich darin "einzufühlen".
      Mit Sicherheit aber etwas, dass ich mir häufiger ins Gedächtnis rufen werde.
      Denn gerade das Verstehen und das schon Vergrbenhaben, macht es dich recht schwierig

      LadyElysion schrieb:

      Denn gerade das Verstehen und das schon Vergrbenhaben, macht es dich recht schwierig
      Natürlich! Vergebung vor einer Strafe schließt Strafe denklogisch und emotional aus, denn in echter Vergebung liegt bereits der authentische Umgang mit dem (unerwünschten) Verhalten einer anderen Person. Zusätzliche Strafe wird dann zur Farce - nach innen, wie nach außen.

      Vergebung durch Strafe setzt hingegen voraus, dass die Strafe - nach innen, wie nach außen - Mittel zum Zweck (Vergebung) ist.

      Grüße
      HvR
      Aber Mitgefühl heißt doch nicht unbedingt, dass man vergeben hat, beziehungsweise bedeutet es nicht, dass, nur weil man den Regelbruch irgendwo nachvollziehen kann, dass man Sub vergeben hat, vor allem wenn noch immer gleichzeitig Enttäuschung und Ärger im Spiel ist? Wenn das nämlich so ist, hat man doch nicht unbedingt vergeben, oder? Zumindest ist es bei mir so, dass ich mich noch immer so fühle, als müsste ich etwas "in Ordnung bringen", also indem ich sie dann in diesem Fall bestrafe.
      Vielleicht wäre es in so einer Situation sinnvoller für euch beide, mit Konsequenzen zu arbeiten, die in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem Verstoß stehen, als mit einer relativ abstrakten Strafe wie "60 Hiebe für einen Orgasmus". Das würde den erzieherischen Aspekt betonen, die Regel ist Dir als Dom wichtig und darf bei allem Verständnis nicht immer wieder folgenlos umgerissen werden. Und auch den fürsorglichen, dass Du eben überlegst, welche Konsequenzen es braucht, welche sie braucht, damit sie die Regel zukünftig einhalten kann.

      Dann kommst Du vielleicht weniger in einen inneren Konflikt mit Deinem Mitgefühl.

      Was das ist, wisst ihr bestimmt selber am besten, von "du bekommst keine Orgasmen mehr von mir, solange du dir sie anderswo verschaffst" bis zu einem praktischen "die Hände haben stets über der Bettdecke zu bleiben, oder in einem Muff, sobald warme Gedanken aufkommen". Und Dir Bescheid geben lassen. Dass Du nicht sofort alles (laut vor)lesen (lassen) und beantworten kannst, weiß sie ja, aber am Morgen und/oder am Abend einmal antworten, geht doch wahrscheinlich?

      Blue-Monstera schrieb:

      Aber Mitgefühl heißt doch nicht unbedingt, dass man vergeben hat,
      Da stimme ich Dir ja gerne zu. Aber warum hast Du dann eine "Plage" (vgl EP)? Warum empfindest Du so ambivalent, dass Du es hier zur Diskussion stellst? Warum fragst Du schließlich, ob "zu viel" Verständnis oder Mitgefühl eher dem Konzept des Strafens im Weg" stehen?

      Sicherlich steht Mitgefühl und/oder Verständnis einer Strafe nicht generell entgegen, Enttäuschung kann daneben durchaus bestehen und damit auch der Wunsch/die Lust auf Bestrafung.
      Du fragtest aber ob "zuviel" nicht ins Bild passt, und Du hattest mit Deiner konkreten Situation ein komisches Gefühl und plagende Gedanken. All das hängt doch irgendwie mit Dir zusammen?

      Ich für meinen Teil habe Dir auf die Frage "zuviel" geantwortet, was ich dazu denke - da erhebe ich aber nicht den Anspruch Dir die Lösung präsentieren zu können, gar zu müssen - möglicherweise nicht bedachte Perspektive vielleicht, aus dem was Du hier schreibst. Nicht mehr, nicht weniger und v.a.

      nichts für ungut
      HvR
      @Blue-Monstera... ich will nochmal auf einen Beziehungsaspekt eingehen, der mit der Strafe indirekt und direkt zusammen hängt..

      Wenn sie anderweitig sich einen Orgasmus verschafft, ohne zu fragen oder eben versucht ist... es zu tun, dann stellt sich bei mir die Frage nach der Bindung.

      Gewünscht ist, dass die Lust der sklavin auf was auch immer bei Dir liegt...

      also würde ich dir vorschlagen, mal zu schauen, warum und weshalb es da "Be-ziehungslücken" gibt...

      die dann ein Versagen(nicht einhalten der Regeln) begünstigen.
      ..
      Wenn sie Strafe(Schläge) auch mag oder sie sogar durch ihr " brattiges" Wesen diese einfordert, muss man mal schauen ob die Wahl der strafenden Mittel so geeignet ist.

      Manche Menschen brauchen auch Grenzsetzung - egal wie- um sich zu spüren, da wird das mit dem Erziehungsansatz nichts werden, da gehorsam sein nicht an erster Stelle steht..
      @Herr von Rhea, in Ordnung, ich verstehe dich und deinen Standpunkt. Wobei mir schon klar ist, dass zu viel, egal was es nun ist hinderlich ist. Das zu viel war aber vielleicht auch etwas ungünstig ausgedrückt, da zu viel ja auch relativ sein kann. Im Grunde bezieht sich das auch allgemein auf ein "gewisses Verständnis", wie es in der Überschrift des Threads heißt.
      Und zu deiner Frage, wwarum ich diesen Thread eröffnet habe: Anfangs habe ich tatsächlich noch etwas Hilfe gebraucht, um das für mich einzuordnen. Ich habe auch einige wirklich gute Antworten bekommen, auch von dir. Aber ich habe auch den Thread eröffnet, weil mich Meinungen und Erfahrungen anderer interessieren. Keiner muss sich hier verpflichtet fühlen, mir einen Rat abzugeben. Wenn jemand Fragen zu der Situation hat, kann sie mir stellen, wer einen Rat geben möchte, kann ihn mir geben, ich nehme ihn sehr, sehr gerne an, denke darüber nach und freue mich darüber und wenn jemand seine Erfahrungen und Meinungen mitteilen möchte, ist das ebenfalls willkommen. Und wer ähnliche Probleme hat, der kann sich auch einbringen. Das ist der Sinn dieses Threads. AUSTAUSCH von Erfahrungen, Fragen und Meinungen, das ist der Sinn.
      Ich danke dir auf jeden Fall für deine Beiträge.

      @Eisn, Ja, dass ich morgens und abends antworten kann, geht auf jeden Fall, wir haben auch schon eingeführt, dass sie mir jedes Mal zu schreiben hat, wenn bei ihr Lust aufkommt, anstatt die Hände dort hin zu schicken, wo sie wirklich nicht sein sollten. Ich bin sehr gespannt wie es klappt, denn wenn Lust aufkommt passiert es recht oft, dass es mehr oder weniger unterbewusst geschieht, dass sie Hand anlegt.
      Dass die Strafe zum Vergehen passen soll, das verstehe ich und wände ich auch recht oft an, aber in diesem Fall war ich einfach nur enttäuscht und wirklich wütend, trotz dass ich es eben nachvollziehen konnte. Für mich hat es sich tatsächlich so angefühlt, als währe unsere Dynamik aus dem Gleichgewicht geraten. Das mag für andere vielleicht etwas übertrieben sein, aber in dem Moment empfand ich es so.
      Die Strafe diente für sie, wie auch für mich nicht nur, nicht unbedingt als Disziplinierungsmaßname (ich habe zwar ihre Hände bearbeitet, vor allem die, die bei dem Regelbruch zum Einsatz kam, das war schon irgendwo disziplinierend und einen Zusammenhang mit dem Vergehen hat es ja auch), sondern wirklich als Schuldausgleich. Sie hat begriffen, dass sie meine Regel mit wirklichem Vorsatz gebrochen hat, nicht nur unbedingt aus Mangel an Disziplin. Sicher, das spielte auch irgendwo rein, aber in dem Moment war ihr es egal. Für sie hat der Stress überwogen, sodass sie dachte, etwas Berührung könnte ihr nicht schaden.
      Ihr Gedanke, der ihr kam, war auch, dass sie es mir hätte verschweigen können, ich würde ja nichts davon mitbekommen und ihr schuldbewusstes Gesicht würde ich auch nicht sehen. Ich bin echt froh, dass sie es mir doch gesagt hat. Naja. Tatsächlich war ich auch ein kleines Bisschen wütend auf mich, weil ich ihr bei der Beichte ja den Mund verbieten hätte können, als es in Richtung Rechtfertigung ging, das hätte mir vielleicht tatsächlich einiges an Kummer am Ende erspart, weil ich eben nachvollzogen habe, warum sie das getan hat.
      Ich glaube auch einfach, dass ich mit so vielen Emotionen auf einmal nicht so gut umgehen kann, deshalb war ich nach der Bestrafung tatsächlich etwas überfordert.

      @jg72, Verzeih, ich habe deinen Beitrag irgendwie überlesen, sorry. Ich habe meine Sklavin tatsächlich gefragt. Sie sagte mir, dass sie die Strafe als völlig gerechtfertigt und verdient ansieht. Und ja, sie fand es auch angemessen genug. Es hat sie nur irritiert, da sie, im Gegensatz zu anderen wahrnehmen kann, wie sie sich fühlen. Das kann sie bei mir nicht so gut. Wenn ich also beispielsweise enttäuscht bin, nimmt sie das manchmal in meiner Stimme war, aber sie hat wirklich Probleme, meine Gefühle zu lesen. Sie meinte, es würde sie schon als Strafe empfinden, wenn sie meine Enttäuschung wahrnimmt. Das währe auch gut für mich, denn das ist auch eventuell etwas energiesparender für mich, wenn die Enttäuschung schon für sie größtenteils reicht, um sich bestraft zu fühlen. Aber ich bekomme das einfach nicht authentisch transportiert, obwohl ich wirklich enttäuscht bin.

      Blue-Monstera schrieb:

      Ihr Gedanke, der ihr kam, war auch, dass sie es mir hätte verschweigen können, ich würde ja nichts davon mitbekommen und ihr schuldbewusstes Gesicht würde ich auch nicht sehen. Ich bin echt froh, dass sie es mir doch gesagt hat. Naja. Tatsächlich war ich auch ein kleines Bisschen wütend auf mich, weil ich ihr bei der Beichte ja den Mund verbieten hätte können, als es in Richtung Rechtfertigung ging, das hätte mir vielleicht tatsächlich einiges an Kummer am Ende erspart, weil ich eben nachvollzogen habe, warum sie das getan hat.

      Ja, sie hätte es bestimmt verschweigen können. Aber schuldest Du ihr Dankbarkeit und Milde, weil sie es nicht getan hat?

      Den Mund verbieten musste ich mir gerade mal so vorstellen.

      "Es tut mir leid, aber an dem Tag war alles einfach so..."
      "Ruhe jetzt" / "Ich will nichts davon hören" / "Interessiert mich nicht - hoch mit dem Rock / runter mit der Hose"

      Das kann schon grob sein. Aber auch wirksam. Und kickend, je nach eurer Dynamik. Ein Platzverweis für sie auf jeden Fall.

      Isegrim_w_devot schrieb:

      Bei verbotenem Naschen fällt mir immer eine Geschichte aus meiner Kindheit ein:

      Sohnemann hat von der für Besuch vorbereiteten Torte eine Verzierung abgebrochen und genascht und hat zur Strafe die nächsten Tage nichts anderes zu essen bekommen als diese Torte, bis sie ihm zu den Ohren raushing.
      Mir ist dieser Abschnitt erst jetzt aufgefallen, da ich einige Beiträge nur überflogen hatte.

      Auch wenn sich die Menschheit glücklicherweise in der Zwischenzeit etwas weiterentwickelt hat, so ist es mir hierbei ein Anliegen explizit darauf hinzuweisen, dass einvernehmliches BDSM in Beziehung zwischen zwei oder mehr Personen überhaupt nichts mit der Erziehung von Schutzbefohlenen zu tun hat.

      Die hier geschildert Strafe ist absolut indiskutabel und sehr weit von einer ausgewogen Ernährung geschweige denn von einer verantwortungsvoll Erziehung entfernt.

      Also nicht nachmachen und unter Dinge die in der Vergangenheit verbleiben sollten einordnen.

      Mr. Cane schrieb:

      Die hier geschildert Strafe ist absolut indiskutabel und sehr weit von einer ausgewogen Ernährung geschweige denn von einer verantwortungsvoll Erziehung entfernt.
      Mit Geschichte meinte ich tatsächlich wortwörtlich eine Geschichte.

      Es war ein Buch, in dem ich das gelesen habe, evtl. sogar das Lesebuch aus der Schule, kein eigenes Erlebnis!
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich finde es überhaupt nicht hinderlich und wenn man seine Partnerin liebt, sollte gesundes Mitleid dabei sein, wenn eine Strafe im gemeinsam legitimierten D/S nötig ist.

      Mitleid hilft dann evtl. auch, nicht übers Ziel hinaus zu schießen.

      Es ist schön, dass D/S so vielfältig ist und jedes Paar das für sich ausgestalten kann. Für mich ist es z. B. kein Problem, wenn Subbie sich selber berührt, oder sogar befriedigt, solange sie mir für mein Verlangen zur Verfügung steht. Würde sie durch eigene Handlungen bei mir lustlos sein, würde ich es unterbinden und auch sanktionieren. Da die Gefahr nicht besteht, hat sie da auch Freiheiten. So kann sich eben jedes Paar sein D/S so gestalten, dass es jeweils passt. Tolle Sache.
      Guter Sex beginnt in ihrem Kopf :P
      Die beschriebene Szene ist für mich undenkbar: Geknebelt, nicht wahrgenommen, weit über dem, was beiden gefällt und beide haben keine Lust dazu und fühlen sich unwohl. Ich sehe nur sinnloses Leid. Für mich ein klarer Moment, dass eine von beiden das Safeword sagt und man erstmal kuscheln oder eine Pizza bestellen sollte. Aber andere Paare haben andere Ziele und Sinn...

      Wenn ich als Sub spüre, dass mein Dom gerade keine Lust hat an dem, was er tut, fühl ich mich wie eine asexuelle Kartoffel. Das würde doch lang an mir nagen. Also, wie gesagt, ein Fall fürs gelbe Safeword, um erstmal zu klären, was man da eigentlich tut und ob man das so will.