Über Subs Verantwortung und vom Wollen vs Können

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      Über Subs Verantwortung und vom Wollen vs Können

      Hallo !

      Heute muss ich doch auch mal wieder was loswerden...

      UNd zwar passierte kürzlich Folgendes:

      Aus einem innigen, eher liebvollen Austausch von Zärtlichkeiten entwickelte sich - wie häufig bei uns- nach und nach eine D/s-Situation... dabei geriet mein Partner in einen gewissen "Lust-Rausch" der ihn dazu verleitete, mich zu etwas zu "zwingen", was bei mir unter einem "Soft-limit" läuft (was er weiß) Das Zwingen setzte ich hier unter Anführungszeichen, weil ich nur deutlich GELB oder ROT hätte sagen müssen... dann hätte er sofort aufgehört. Ich aber sagte nur Nein. 2 oder 3 Mal. Ich meinte das Nein auch ernst. Eigentlich. Er setzte sich darüber hinweg und "benutzte mich" wie es ihm gefiel. Ich durchlief dabei unterschiedliche Stadien von Überwindung aus einer gewissen Neugier heraus, bis zu leichter Wut über Abschalten und einfach Aushalten...bis ich dann abbrach an einem Punkt wo er selbst merkte, dass er wohl zu weit gegangen war.

      Nun muss man dazu anmerken, dass mein Partner ansonsten ein "Frauenversteher-Typ" ist, der FRauen wertschätzt, mich wertschätzt, und es ihm sehr wichtig ist, dass wir eine "Augenhöhe-Beziehung" führen. Er ist zärtlich und sensibel, liebevoll, fürsorglich. Aber - so wie ich eben auch- trägt er eben darüber hinaus auch diese Neigung in sich- da passen wir auch tippitoppi gut zusammen.

      Während dieses "Aktes" wurde mir allerdings trotzdem ein wenig "gruselig" vor ihm.. ich fragte mich unterschwellig wie er mich so behandeln konnte, obwohl er mich doch liebt. Gleichzeitig wusste ich die ganze Zeit, dass ich nur deutlich (durch die Signalwörter) abbrechen musste und alles wäre vorbei.

      Nach dieser Geschichte fühlte ich mich komplett durcheinander, durch den Wind. Ich war etwas sauer auf ihn und gleichzeitig wollte ich seine folgende Entschuldigung nicht annehmen weil: Ich hatte keine deutliche Grenze gesetzt, bin der Verpflichtung meiner Rolle nicht nachgekommen.

      Ich habe doch als Sub eine nicht zu unterschätzende Verantwortung auch meinem Dom gegenüber, indem ich klare Zeichen setzte und ihn nicht in Situationen bringe, wo er aufgrund meiner unterlassenen "Grenzaufzeigungen" im Nachhinein sich wie ein A.... fühlt, wie ein echter Vergewaltiger. So war es nämlich dann.

      Ich fragte mich daraufhin, wie es sein konnte, dass ich keine deutliche Grenze gesetzt habe, obwohl ich mich doch auch nicht wohl gefühlt hatte mit der Situation. Ich kam dann zu dem Schluss, dass ich wohl größtmögliche "Authentizität" erfahren wollte, also wissen wollte, wie es sich anfühlen würde, tatsächlich gezwungen zu werden, erniedrigt, benutzt zu werden. Wir beide spielen gern mit Vergewaltigungsphantasien. Zuviel Konsens und Absprache ist da nicht wirklich "kickend"

      Aber wie bekommt man das im Kopf, im Bauch, dann zusammen-der sonst liebende, sensible Mann ein "Täter" der Freude daran hat wenn er mich zu sexuellen Handlungen zwingt, meine (soften) Tabus wissentlich übergeht... im KOpf schwingt diese gierige, fremde Stimme nach, das rücksichtslos anmutende Verhalten.

      Aber wenn er jetzt aufgrund dieses "Zwischenfalls" was uns beide ausgiebig beschäftigt hat, entschiede, sich da künftig zurückzuhalten, sich zu bremsen, früher zu stoppen... keine Grenzen mehr austesten / erweitern würde... dann würde ich das ganz schlimm finden! Denn ich bin gierig nach mehr von diesen Grenzsituationen, dieser Macht die er dann über mich ausübt, ich will dass er mich so weit bringt dass ich keine andere Möglichkeit mehr habe als Gelb oder Rot zu sagen.
      Nur- verflucht - warum beschäftigt mich dann im Nachhinein wieder dieser Aspekt wie er sowas nur mit mir tun kann wenn er mich liebt - das ist doch schizophren?

      Dieses HIn und Her ist mein größtes Problem beim Bdsm , welches ich jetzt seit ca 1,5-2 Jahren zum ersten Mal im Leben ausleben kann. Ich ersehne Härte, Strenge, Beherrschtwerden- aber gleichzeitig spüre ich inneren Widerstand, Trotz, Scham, Angst wenn es dann realisiert werden soll. Das heißt, ich bin immer hin und hergerissen zwischen dem , was ich mir als masochistische, devote (ganz genau weiß ich mich nicht einzuordnen) von ihm als dominantes Gegenüber ersehne und dem was ich als "Alltagsperson auf Augenhöhe" zulassen kann. ER sagt " Du trägst heute keinen Slip wenn wir ins KIno gehen" - dieser Satz lässt mich eigentlich erschauern vor Erregung .. aber als er mir das dann wirklich sagte, fand ich die Umsetzung einfach zu unangenehm und unpraktisch um zu gehorchen, und überhaupt, warum sollte ich gehorchen.. nö.. mach ich nich, muss ich nicht.. Ich sehne mich danach, er möge mir Anweisungen geben, mich in meinen Freiheiten mit seiner Dominanz einschränken - aber wehe er täte es dann- ich bin viel zu freiheitsliebend, als dass ich es wirklich zu lassen könnte.. usw... Deshalb entsteht in mir immer dieser quälende Zwiespalt zwischen sehnen und geil finden - aber doch dann wieder nicht können und wollen.


      Was wünsche ich mir nun von Euch.... vielleicht sei einfach nur die Frage in den Raum gestellt, ob Euch das bekannt vorkommt, Ihr vielleicht Ideen dazu habt... ich bin einfach neugierig und gespannt

      Danke schon mal!

      Abendliche Grüße von 4JUstine9! :*

      4Justine9 schrieb:

      warum beschäftigt mich dann im Nachhinein wieder dieser Aspekt wie er sowas nur mit mir tun kann wenn er mich liebt
      Versuche ! es mal so zu sehen:
      Er hat es getan, WEIL er dich liebt und auf deine Wünsche und Neigungen eingeht und nicht, OBWOHL.

      Vielleicht löst das den Knoten in deinem Kopf und danach auch in seinem.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Ich komme mal von der bewertenden, sozio-kulturellen Seite der Normalbevölkerung

      "Welche Frau würde schon zulassen / gewähren, wenn ein Mann sie mit Gewalt nehmen möchte...?"

      Unsere Gesellschaft geht nicht von einem KONSENS aus und daher heisst die Antwort: "KEINE!!!"

      Sich zuzugestehen, dass man da erheblich mit seinen Wünschen aus dem Ruder läuft, ist das eine, es dann aber hautnah zu spüren, ist nochmal was ganz anderes...

      da reiben sich manchmal Wunsch und Umsetzungsrealität und die eigene Courage wankt.
      ...
      Vielleicht war es zu schnell, zu konkret, too much in diesem Moment...?

      Und ja in einer real "erlebten" Vergewaltigung hat man genau diese Elemente...
      des "Nein-Sagens, des Aushalten, des Verstummens und des Hinnehmens" auch-
      nur eine Wahl haste nie und der Mann hat Motive, die jenseits von Leidenschaft, Zuneigung und Liebe angesiedelt sind.


      Was dein Erleben allerdings auch hat entgegengesetzt zum unfreiwilligen Erleben, ist dass die Folgen, die Verarbeitung und der Nachhall nicht nur bei Dir liegen sollten, sondern ihr beide das Erleben nun bewältigen müsst...
      und da liegt die grösste Herausforderung darin, es zu Eurem Erleben zu machen, was Euch verbindet und nich trennt...

      Es ist eben ein Spiel mit dem Feuer!

      P. S.
      Die Tatsache, dass Du hier Reaktionen und Antworten finden willst, zeigt meiner Meinung nach, dass da noch einiges zwischen Euch stehen habt, was allein ihr klären könnt.

      Tip:Wie ist es mit einem Nacherleben, in einem Mind-Setting.. hilft manchmal...
      Disclaimer: ich habe selbst nur begrenzte Erfahrung in dem Kontext.

      Du hattest ja geschrieben, das euch das beiden im Kopf rumschwirrt. Also habt ihr darüber gesprochen, was ja schonmal echt ein guter erster Schritt ist.

      Du hast es während des Aktes nicht als nötig empfunden dein safeword zu nutzen. Er hat dann selbst aufgehört, was ja für ihn spricht eigentlich. Der Sinn eines Safewords ist doch es zu benutzen, wenn es eben nötig ist.

      Mal ganz provokant:
      Du hast dein Safeword nicht benutzt, sondern mitgespielt. Deinem Partner da irgendwas vorzuwerfen, obwohl er letztendlich von selbst aufgehört hat, ist total unfair.

      Das du dir Kopf machst, lässt sich nicht vermeiden. Im Endeffekt bleibt dir wohl nichts außer aus dieser Erfahrung zu lernen. Du kannst nichts ändern und was passiert ist.


      Zu dem vorletzten Absatz:
      Diesen Zwiespalt verstehe ich total. Man (bzw. Frau) ist sich einfach nicht sicher, wie viel Kontrolle man abgeben möchte - und vor allem: möchte man diese Kontrolle vielleicht nur im sexuellen Kontext abgeben?
      @4Justine9
      Ich habe selber Ähnliches erlebt....
      Auch ich war in der Session im Zwiespalt zwischen "Bei mir wäre eigentlich jetzt Ende..." und "Als Dom wird er mich nicht überfordern, als Sub habe ich ja auszuhalten, er weiß, was er mir zumuten kann und was zu viel ist...' und nachher genauso sauer wie du.

      Auch ich war unzufrieden und nicht okay mit dem Spiel, weil ich das Gefühl hatte, eben doch nicht 100%ig die Kontrolle abgeben zu können und doch immer "aufpassen' zu müssen, verstehst du?

      Klar, ich weiß um die Bedeutung des Safewords, aber irgendwie geht es mir dabei auch um so etwas wie die "Ehre einer Sub", nämlich das Ertragen und Aushalten, wenn Dom das möchte und es ihn zufriedenstellt.

      Wir haben das nachher besprochen, aber dieses Gefühl ist irgendwie immer noch da und schwingt bei jedem Gedanken ans nächste Spiel mit...

      Ich bin gespannt, was noch an Ratschlägen kommt...

      Auf jeden Fall bist du nicht die einzige mit diesem Gefühl, 4Justine9 :blumen:
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:
      Kontrolle abgeben- da ist wohl der Casus Knaxus. Deren ihr für Euch als devoter Part auch durchaus öfters für Euch neu überdenken trauen dürft - wollt. Auch tagesformabhängig.

      (Damit meine ich nicht heute hier heute so, Fingernagel abgebrocsondern ehrlich zu Euch und begründet- nein, es geht heute nicht!)

      daran ist nichts ehrenrühriges- es zeugt von dem Bewusstsein für Euch. Das ist eure Ehre für Euch.

      Was die eine aushält, muss die andere nicht und umgekehrt.
      Das mit dem Safeword nicht sagen können, passiert mir auch gelegentlich. Da sind gerade zuviel Aktionen und Gefühle auf ein Mal und der Kopf kommt nicht hinterher. Man wird dann zum Beobachter der Situation (klingt doof, finde keine passendere Beschreibung). Ich denke da hilft nur ein offenes Gespräch hinterher und ein in sich gehen.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Vorab, meine Erfahrungen beschränken sich auf meine jetztige Beziehung, in der ich erst seit ungefähr einem Jahr BDSM auslebe.


      Ich kann viele deiner Gefühle nachvollziehen. Auch mir ist es schon passiert, dass obwohl ich mich unwohl gefühlt habe, ich das Safeword nicht benutzt habe. Das kann verschiedene Gründe haben, bei mir war es zBsp. die Angst meinen Partner zu enttäuschen und auch, weil ich eigentlich dachte ich will es, bzw. ich "sollte" es doch eigentlich wollen. Solche Sachen können passieren und das Wichtigste ist, dass ihr nochmal ausführlich über eure Gefühlslagen redet. Ihr scheint ja schon ein Gespräch diesbezüglich gehabt zu haben, nur weiß ich nicht, was dort alles schon besprochen wurde (Sorry, falls ich es überlesen habe). Was mir persönlich geholfen hat, war, dass mein Partner öfter nachfragt mit "Wie geht's dir?", dann muss ich mit Grün, Geld oder Rot antworten. Wenn ich mal ausversehen "Gut" oder ähnliches antworte, wiederholt er die Frage, bis ich eine der Farben als Antwort benutze. Dadurch fällt mir mittlerweile die Benutzung der Safewords leichter. Du meintest ja, dass Konsens in das Setting des Rape Plays nicht so passt, also weiß ich nicht, ob das für dich eine Option ist. Wenn es für die Situation zu "nett" ist, könnte er dir auch einfach das Stichwort "Safeword"/"Zustand" geben, das wäre neutraler (denke ich).

      Ich hoffe, es war irgendetwas Brauchbares für dich dabei und wünsche dir alles Gute!
      Als ich diesen Thread durchgelesen habe, musste ich sofort an ein paar Diskussionen denken, die in der GD-Com geführt wurden. Vielleicht könnte das interessant sein.
      gentledom.de/community/diskussionen/eigenverantwortung/
      gentledom.de/community/diskussionen/blockade-beim-safeword/
      Und vielleicht noch...
      gentledom.de/community/diskuss…endet-doms-verantwortung/
      Ich habe die o.g. Diskussionen in der Com gelesen und das führt mich zu einer ergänzenden Frage:

      Ist dieser Zwiespalt ein Problem, was doch eher bei BDSM-Neulingen auftritt?
      'Lernt" man im Laufe der Zeit und der Erfahrungen, sich eigenverantwortlich artikulieren zu können (und wollen)?
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:
      Ich kann das so genau nachempfinden! Für mich war alles neu und ich bin eben auch recht extrem mit meinem Partner: Ich mag es auch von ihm genommen zu werden, obwohl ich ihn (gerade) nicht will!
      Es ist einmal vorgekommen, dass ich gefühlsmäßig absolut nicht mitziehen konnte, er das NICHT bemerkt hat und ich ihm seinen Spaß gönnen wollte und es mir auch zu schnell ging und es für mich zu heftig-überraschend kam, wie er agierte und mir gegenüber fühlte. Ich hatte weder vorher gesagt, dass ich gedanklich noch völlig woanders war, noch in dem Augenblick meine Farben genutzt. Ich habe es tatsächlich einfach über mich ergehen lassen und blieb danach mit einem so unwohlen Gefühl zurück, dass ich am nächsten Tag dann ein totales Disaster über Distanz herunter brach.
      Später äußerte ich: Gut, dass er es war, mit dem ich das erlebt habe. Mit und von dem Mann, den ich liebe und der mich liebt! Und nicht eine flüchtigere BDSM-Bekanntschaft. Er hatte das so nicht beabsichtigt! Mittlerweile kann dieser Mann noch sehr viel mehr und intensiver mit mir in diese Richtung agieren. Ohne dass ich mich danach unwohl fühlen würde, deswegen. Es sind aber auch seit dem, hm, geschätzt 1 1/2 oder zwei Jahre vergangen mit vielen weiteren gemeinsamen Erfahrungen und gemeinsamem Weg.
      Es gibt heftige Situationen, in denen ich mich voll bei grün befinde, Situationen, in denen ich keine Farbe mehr benennen könnte, ohne dass er aber abbrechen müsste und ohne, dass es mir danach schlechte gehen würde (teilweise im Gegenteil). Oder es gibt Situationen, in denen ich mir meine Farben schon mal (vorsorglich) ins Bewusstsein rufe (sie oft dann aber gar nicht nutze). Gelb habe ich schon häufiger benannt. Einmal rot (was frustrierend war).
      Die Situationen sind so vielfältig und ich lerne jedes Mal dazu. Ich denke er auch. Basis ist für mich aber die Liebe zwischen ihm und mir. Das ist meine Sicherheit, die ihm und mir die Erlaubnis gibt, das zu tun, was wir miteinander tun. Im Idealfall zum puren Genuss, zum Spaß, zur Befriedigung von Körper und Seele, manchmal aber auch nur, um uns zusammen zu halten, einander nahe sein zu können, obwohl wir in mancher heftigen Auseinandersetzung stecken usw…
      Es ist auch eine Sache des Vertrauens, im Geschehen Farben zu äußern und damit Grenzen zu signalisieren (die man ja am liebsten eben als sub nicht haben möchte). Sich selber gut zu spüren und es zu wagen, seine Grenzen dem Partner zu offenbaren. Es ist auch mit einem Risiko verbunden. Es ist irgendwie ja eine Zurückweisung. Und dennoch so wichtig!
      Und ja, es ist ein Spiel mit dem Feuer. Als ich in die Situation kam tatsächlich rot zu äußern (ich glaube mein gelb zuvor war zu leise gewesen, sonst hätte er da schon reagiert!), da entschuldigte sich mein Sir bei mir. Er sagte, dass er nicht immer wisse, wo meine harten Grenzen lägen. Weil ich es eben auch sehr mag, wenn er meine Grenzen mit Nachdruck „bricht“ bzw. mich über manche Hindernisse bringt! Ich denke, er muss mit der Zeit lernen, wann er wie weit gehen kann und wann und wie besser nicht. Was er für sich wirklich als nicht gut -gelaufen ansieht und was als: Das will er zwischen uns und er nimmt für sein Ziel auch bestimmte Schwierigkeiten in Kauf.

      Und wenn etwas nicht ganz glatt und super läuft und verlaufen ist, dann verbucht man das unter Erfahrung und lernt daraus. Nicht mehr und nicht weniger. Jedenfalls in einer stabilen, von Liebe getragenen, Verbindung.

      Also zur letzten Frage: Man entwickelt sich miteinander, hin zu mehr Sicherheit, Vertrauen, Nähe und Stabilität im Miteinander (Seitenwege, Rückschritte, "Fehler" usw... aber eben eingeschlossen).

      So denke ich es mir. :gruebel:
      E`s d (Liza)
      @Leia ich denke nicht, dass es ein „Anfängerproblem“ ist. Sowas passiert gelegentlich auch, wenn die Tagesform nicht mit den Wünschen zusammen passt.
      Wie immer: reden hilft!
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Ein sehr komplexes Thema. Ich versuche mal, meine Gedanken zu sortieren.

      1. Kenne ich so etwas?

      Ja.
      Wir spielen ohne Safeword. (Einige der Gründe hierzu gibt es weiter unten...) Wir bewegen uns gern am Grenzbereich und manchmal auch darüber hinaus. Daher kenne ich diese Situation recht gut. In der Situation selbst würde ich manchmal gerne abbrechen. Ich glaube auch, wenn ich es konkret formulieren würde, würde mein Mann darauf entsprechend reagieren. Dennoch ist es bisher zu keinem Abbruch gekommen. Weder durch ihn noch durch mich. Er spürt, wie weit er gehen kann. Und das ist meist weiter, als ich selbst gegangen wäre.

      Daher ist es auch schon mal vorgekommen, dass ich in oder kurz nach der Session sauer oder wütend war. Oder verletzt. Oder meist eine Mischung aus allem (dieses "wie kann er mir das antun....").

      Mein Mann hält meine Reaktionen dann aus (vielen Dank dafür :love: <3 ) Denn manchmal dauert es Stunden, manchmal auch Tage oder sogar Wochen, dann komme ich zu ihm und sage ihm, dass genau das mich dann doch irgendwie (im nachhinein) kickt bzw. gekickt hat und dass es genau das ist, was ich will.

      Manchmal dauert es halt einfach eine Zeit, um zu realisieren, dass die ganze Situation doch irgendwie geil war......


      2. Meine Selbstverantwortung

      Ja, ich müsste eigentlich Verantwortung für mich und meine Gesundheit übernehmen, meine emotionale Gesundheit, meine körperliche Gesundheit, kurz, meine Gesamtsituation.

      Aber gerade die Abgabe dieser Verantwortung kickt mich. Auch in dem Wissen, dass ich verletzt werden könnte. Ja, vielleicht sogar mit dem Willen, dass ich verletzt werde, dass ich über meine Grenzen geführt werde, dass er genau das macht, was er will, egal ob ich es gerade auch will oder nicht. Weil es genau das ist, was ich will.


      3. Seine Verantwortung

      Ja, die ist natürlich dadurch, dass ich die Verantwortung über mich und mein Wohlergehen komplett in seine Hände gelegt habe, enorm groß. Ich bewundere ihn immer wieder dafür, dass er diese Gratwanderung schafft. Ich bewundere ihn überhaupt dafür, dass er diese Verantwortung angenommen hat. Allerdings ist das nichts, was von heut auf morgen passiert. Wir sind seit mittlerweile 12 Jahren verheiratet und er kennt mich besser als ich mich selbst.

      Für ihn macht es einen Großteil des Reizes aus, eben die komplette Verantwortung zu haben. Sich über meinen Willen hinwegsetzen zu können und zu dürfen. Auch in dem Wissen, dass er hinterher die Konsequenzen (nämlich meine Emotionen) zu ertragen hat.

      Aber genau das ist es, was wir beide wollen.


      4. Safeword

      Hatten wir am Anfang. Haben wir sehr schnell wieder abgeschafft.

      Wenn es ein Safeword gibt, kann es sein, dass er sich darauf verlässt: Sie wird halt schon abbrechen, wenn es ihr zu viel wird.....

      Nein, wird sie eben nicht. Sie, also ich, bin meist gar nicht dazu in der Lage, abzubrechen. Ich tauche meist so tief in die Session ein, dass ich gar nicht mehr abbrechen könnte. So wie viele andere es bereits beschrieben haben: Nach dem Safeword im Hirn kramen, es einfach nicht aussprechen können, es in der Situation als nicht so schlimm empfinden, nicht abbrechen wollen um ihn nicht zu enttäuschen, es für ihn aushalten zu wollen.... Die Gründe sind so vielfältig.

      Daher haben wir (gemeinsam!) entschieden, darauf zu verzichten.


      5. Er liebt mich doch, wie kann er dann.....

      Genau deswegen. Weil er mich liebt, kann er. Würde er nichts für mich empfinden, wäre es ihm egal, wie es mir gehen würde, dann könnte er dieser Verantwortung, die er in dieser Situation hat, nicht gerecht werden.

      Weil er mich liebt, hält er meine Emotionen nach der Session aus, weil er weiß, dass es das ist, was ich will und was ich brauche.

      Weil er mich liebt, kennt er mich so gut, dass er genau weiß, wie weit er gehen kann und wie weit er gehen muss, um mich dahin zu treiben, wohin wir beide wollen.

      Weil er mich liebt und ich ihn, können wir diesen Weg gemeinsam gehen.


      6. Unfälle?

      Ja, Unfälle passieren. So gab es eine Session, bei der ich tatsächlich unabsichtlich ernsthafter verletzt wurde, als es hätte passieren sollen. Es sind verschiedene Dinge schief gelaufen. Wer mit dem Feuer spielt, wird sich halt früher oder später verbrennen.....

      In der Session selbst habe ich es nicht bemerkt. Er allerdings auch nicht, obwohl er es hätte merken müssen. Er war aber, genau wie ich, dermaßen im Flow, dass wir beide es nicht gemerkt haben.

      Da das Thema nicht jugendfrei ist, gehe ich hier nicht weiter auf die Fehler ein, die wir gemacht haben.

      Allerdings möchte ich etwas zu meinen Emotionen nach der Session sagen.

      Direkt danach, also am selben Abend, habe ich den Ernst der Lage noch gar nicht so wahrgenommen. An den nächsten Tagen haben wir uns dann um meine körperlichen Schäden gekümmert. Es war schmerzhaft, es war unangenehm, aber es ist alles ganz gut verheilt.

      Erst Wochen später, wir gingen gerade ins Bett, kamen die Emotionen in mir hoch. Ich habe plötzlich angefangen zu heulen, habe ihm übelste Vorwürfe gemacht, wie er so etwas denn nicht merken konnte, nicht sehen konnte, warum er nicht abgebrochen hat.... Wenn ich so im nachhinein daran zurück denke, tut er mir wirklich leid..... :/ ich hab ihn echt übelst angemacht.....

      Wir hatten dann ein sehr langes Gespräch...

      Monate später, und auch jetzt noch, wenn ich an genau diese Session zurück denke, kickt mich allein die Erinnerung daran. Mit allen Konsequenzen.

      Nein, ich will das nicht noch einmal erleben. Aber es war schon irgendwie geil. Nein, ich will das nicht noch einmal...... Oder doch?
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light

      4Justine9 schrieb:

      Deshalb entsteht in mir immer dieser quälende Zwiespalt zwischen sehnen und geil finden - aber doch dann wieder nicht können und wollen.
      das kenne ich auch...ich sehe das so...ich stehe genau in der Mitte und Dom sollte mich auf die "richtige" Seite schubsen....die Seite , die ich gerade brauche und Dom läßt gerade soviel Dominanz/Sadsismus raus das es passt.
      Klar - das ist eine schmale Gradwanderung....für beide.

      Grenzspiele sind so.......geil und gefährlich.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      4Justine9 schrieb:

      Dieses HIn und Her ist mein größtes Problem beim Bdsm , welches ich jetzt seit ca 1,5-2 Jahren zum ersten Mal im Leben ausleben kann. Ich ersehne Härte, Strenge, Beherrschtwerden- aber gleichzeitig spüre ich inneren Widerstand, Trotz, Scham, Angst wenn es dann realisiert werden soll. Das heißt, ich bin immer hin und hergerissen zwischen dem , was ich mir als masochistische, devote (ganz genau weiß ich mich nicht einzuordnen) von ihm als dominantes Gegenüber ersehne und dem was ich als "Alltagsperson auf Augenhöhe" zulassen kann.
      Diesen Zwiespalt gibt es auf dominanter Seite ebenfalls.
      Bei mir war er deutlich ausgeprägter als bei meinem Mann (haben aber beide schon vorher viel Erfahrung gesammelt). Gefällt ihm das wirklich was ich mache? Oder erleidet er dadurch Schaden (emotional)? Darf ich das gut finden, darf mir das Spaß machen obwohl ich ihn liebe? Vielleicht hilft es deinen Partner zu seinen Gefühlen hierzu zu befragen und einfach zuzuhören.


      Leia schrieb:

      Ist dieser Zwiespalt ein Problem, was doch eher bei BDSM-Neulingen auftritt?
      'Lernt" man im Laufe der Zeit und der Erfahrungen, sich eigenverantwortlich artikulieren zu können (und wollen)?
      Ob dieser Zwiespalt auftritt, hängt wohl von der Beziehung ab. Also bei mir trat das in der Intensität erst mit meinem Mann auf, weil eben die Beziehung deutlich intensiver war als vorherige BDSM Geschichten mit Anderen. Ich würde es erstmal als ein Gutes Zeichen verbuchen. Wäre dir dein Gegenüber nicht so wichtig, würdest du dir nicht so viele Gedanken machen.
      Eigenverantwortlich artikulieren... ich würde nicht sagen das es einfacher wird (Tops können auch abbrechen!). Ich denke eher man liest sein Gegenüber besser, d.h. man erkennt Problematiken besser bevor ein Safeword notwendig wird.
      Wir hatten eines zu Beginn, aber das hat 1. auch nichts gebracht, und 2. benötigen wir es mittlerweile auch nicht mehr.

      Shayleigh schrieb:

      Nein, ich will das nicht noch einmal erleben. Aber es war schon irgendwie geil. Nein, ich will das nicht noch einmal...... Oder doch?
      Wunderbare Darstellung des Zwiespalts. :)
      @4Justine9

      Hallo Justine,

      kann es sein, dass dich zwar die Vorstellung / Fantasie richtig kickt, es sich real aber dann nicht so geil anfühlt wie gedacht?

      Du schreibst, dass du dich nicht so richtig einordnen kannst(bin ich devot?). Und du real dann einen Befehl dann noch nicht ganz so gern (oder auch gar nicht Folge leisten willst ) ausführen willst. Die Vorstellung oder rein der Befehl dich schon kickt. Aber die Umsetzung nicht?
      Überfordert dich das reale Spiel dann zu sehr, dass keine wirkliche Lust aufkommt? Sondern vl sogar das Gegenteil?

      Dann kommt es mir vor als würdest du Lust an den Fantasien und Texten (auch Gesprochenes) empfinden aber weniger an der körperlichen Umsetzung.

      Brauchst du denn diese unbedingt? (Man denkt manchmal auch, dass die Fantasie die Vorstufe ist und sich real alles noch viel besser anfühlt, was aber nicht immer stimmt)
      Diese Frage würd ich mir stellen.

      Lg
      "There is no god in Desperation."
      Zumal du ja in deiner Fantasie die absolute Kontrolle hast, in dem was Dom mit dir tut.
      So gesehen wäre man dann eine "dominante Sub/Sklavin"?
      Auf spontanes steh ich auch nicht. Bei uns gibt's genaue Absprachen, was wie passieren soll. Sogesehen eigentlich auch kein richtiges Machtgefälle in dem Sinn? Deshalb bezeichne ich mich ganz schlicht als BDSMlerin. Weil ich mich sonst auch nicht zuordnen kann.
      "There is no god in Desperation."
      ach ja - seit ich nicht mehr reines SM betreibe, sondern auch Ds und tiefere Gefühle dabei sind, fällt es mir auch schwer, aufzuhören.
      Früher: "es fängt an nur noch weh zu tun, Schluss jetzt".
      Heute: "ich mag nicht mehr, aber ich bin nicht die, die das Sagen hat. Vielleicht will er ja noch, und was aushalten kann ich schon noch, muss ja nicht immer nur schön sein...?"

      Wenn er also fragt: kannst du noch, dann sag ich so was wie "leider ja" und meine "mir langts, alles ab jetzt ist nur für dich". Oder ich sage gar nichts, weil ich mir selber nicht sicher bin. Ein "nein" wäre gelogen, aber ein reines "ja" mag ich nicht immer.
      Und da dann rechtzeitig wirklich zu stoppen finde ich sehr schwer. Bisher ist er nie so weit ZU weit gegangen, dass ich hinterher sauer gewesen wäre (in dem Moment schon etwas). Also es war nicht immer mehr nur schön, aber es war dann halt für ihn und nicht für mich.

      Da das richtige Gleichgewicht zu finden, finde ich nicht einfach. Und das:

      Shayleigh schrieb:

      ...dass er genau das macht, was er will, egal ob ich es gerade auch will oder nicht. Weil es genau das ist, was ich will.
      finde ich im Kopfkino sehr schön - allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass ich das aktuell nicht völlig in allen Bereichen zulassen könnte ohne Widersprüche und Diskussionen.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Oh..wow.. danke für Eure Feedbacks!

      Noctua schrieb:

      Was dein Erleben allerdings auch hat entgegengesetzt zum unfreiwilligen Erleben, ist dass die Folgen, die Verarbeitung und der Nachhall nicht nur bei Dir liegen sollten, sondern ihr beide das Erleben nun bewältigen müsst...
      und da liegt die grösste Herausforderung darin, es zu Eurem Erleben zu machen, was Euch verbindet und nich trennt...
      Oh, das tun wir schon- wir reden sehr viel und intensiv miteinander und setzten uns beide intensiv sowohl mit uns selbst als auch mit dem Gegenüber auseinander!

      Atir schrieb:

      Mal ganz provokant:
      Du hast dein Safeword nicht benutzt, sondern mitgespielt. Deinem Partner da irgendwas vorzuwerfen, obwohl er letztendlich von selbst aufgehört hat, ist total unfair.

      Nein da hast Du leider etwas falsch verstanden- ich werfe ihm doch gar nichts vor , im Gegenteil - er hat sich danach zerknirscht bei mir entschuldigt und ich habe gesagt, dass ich die Entschuldigung nicht will- da ICH meiner Verantwortung IHM gegenüber- durch NIchtverwendung des Safewords - nicht nachgekommen bin! Ich schrieb ja, dass ich durchaus der Meinung bin, dass man auch als SUB eine gewisse Verantwortung dem DOM gegenüber hat - wenn er nämlich im Nachhinein mitbekommt, dass ich ECHT gelitten habe-mir entgegen seiner Annahme die Situation nicht wirklich gefallen hatte- dann braucht er Tage um von dem Gefühl runterzukommen, sich selbst eklig oder krank zu finden.

      Leia schrieb:

      @4Justine9
      Ich habe selber Ähnliches erlebt....
      Auch ich war in der Session im Zwiespalt zwischen "Bei mir wäre eigentlich jetzt Ende..." und "Als Dom wird er mich nicht überfordern, als Sub habe ich ja auszuhalten, er weiß, was er mir zumuten kann und was zu viel ist...' und nachher genauso sauer wie du.

      Auch ich war unzufrieden und nicht okay mit dem Spiel, weil ich das Gefühl hatte, eben doch nicht 100%ig die Kontrolle abgeben zu können und doch immer "aufpassen' zu müssen, verstehst du?

      Klar, ich weiß um die Bedeutung des Safewords, aber irgendwie geht es mir dabei auch um so etwas wie die "Ehre einer Sub", nämlich das Ertragen und Aushalten, wenn Dom das möchte und es ihn zufriedenstellt.

      Wir haben das nachher besprochen, aber dieses Gefühl ist irgendwie immer noch da und schwingt bei jedem Gedanken ans nächste Spiel mit...

      Ich bin gespannt, was noch an Ratschlägen kommt...

      Auf jeden Fall bist du nicht die einzige mit diesem Gefühl, 4Justine9 :blumen:

      Leia schrieb:

      Auf jeden Fall bist du nicht die einzige mit diesem Gefühl, 4Justine9
      Sehr lieb von Dir - Danke Leia - ich hoffe es renkt sich bei Euch wieder ein- ich hatte auch tagelang ein komisches Gefühl im Bauch. MOrgen werden wir das erste Mal danach wieder "spielen" - ich bin mal gespannt, ob es noch eine Rolle spielt im Erleben / Empfinden...