Selbstüberschätzung

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      Ja, ich habe mich im BDSM-Kontext schon selbst überschätzt. So kam es z. B. schon mal vor, dass ich dachte, sehr viel mehr aushalten zu können (SM), als ich dann wirklich aushalten könnte, weil meine Tagesform da einfach nicht so mitgespielt hat wie vermutet. Ich war also empfindlicher als gedacht und dann musste Dom sich ein wenig zurückhalten. Halb so schlimm - darauf kann man doch Rücksicht nehmen. Beim nächsten Mal ging es wieder besser.

      Eine andere Situation war, dass wir uns übers Wochenende treffen wollten, ich aber schon nach wenigen Stunden gemerkt habe, dass ich das im Moment nicht kann. Es ging mir psychisch zu schlecht dafür, ich war in einem Zwiespalt gefangen, weil ich meinen vorherigen Partner noch nicht so ganz losgelassen hatte und er immer wieder in meinem Kopf war. So konnte ich mich auf dieses Wochenende einfach nicht einlassen und wollte nur noch nach Hause. Für Dom war das verständlicherweise verletzend (auch wenn ihm das durchaus vorher schon bewusst war und ich nie ein Geheimnis daraus gemacht habe) - und dennoch hat er mich mitten in der Nacht mit dem Auto nach Hause gefahren (1,5 Stunden). Das rechne ich ihm noch immer hoch an!

      Genauso wie es mir als Sub schon passiert ist, ist es auch Dom schon passiert, dass er sich selbst überschätzt hat. Ich finde, das ist menschlich und sollte man dem anderen nachsehen. Gerade zu Beginn einer BDSM-Beziehung finde ich das nicht so ungewöhnlich. Dann muss man sich einfach mehr Zeit lassen und es vielleicht etwas langsamer angehen lassen.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Passiert gelegentlich, wenn ich meine Tagesform besser eingeschätzt hab, als sie war. Das muss ich dann kommunizieren. Dom kann vieles, aber nicht in meinen Kopf schauen. Ärger gibt es deshalb aber nicht.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Vor 16-17 Jahren, eine Sub die mir sehr am Herzen lag, welche aber psychische Probleme hatte. Ich glaubte ich würde es schaffen können sie zumindest in eine Therapie zu bekommen, klappte nicht. Ich konnte nicht wirklich helfen, nicht mal bei diesem "kleinen" Schritt sich Hilfe zu suchen, führte letztlich auch zum Ende der Beziehung.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Kenne ich leider auch von mir.
      Teilweise meinem Anspruch an mich selbst geschuldet.
      Teilweise meinem Ego, dass durch die externe Sub meines Mannes immernoch und immer wieder gekränkt ist.
      Die Konsequenzen daraus merke ich jedoch immer recht schnell. Denn ich mag nur einen gewissen Grad an Schmerz durch gewisse Utensilien. Bei anderen Dingen kann ich fast nicht aushalten.
      Habe aber innerlich doch den Anspruch an mich es zu tun. Dass das totaler Murks ist, weiß ich auch.
      Und mein Mann kümmert sich immer gut um mich. Macht mir keine Vorwürfe oder Ähnliches. Und trotzdem tut es mir leid wenn ich abbreche.
      Du meinst mit Selbstüberschätzung doch, wenn man seine Fähigkeiten für viel besser hält, als sie in Realität sind , richtig? Ich habe nämlich schon einmal mitbekommen, dass etwas als Selbstüberschätzung ausgelegt wurde, aber es im Grunde einfach schiefgelaufen ist, weil die Stimmung nicht genau gepasst hat oder bestimmte Bedingungen. Das hat ja nichts mit den Fähigkeiten zu tun und ich finde, dass Selbstüberschätzung und das Situationen oder Personen falsch einschätzen verschiedene Dinge sind.
      Was das selbstüberschätzen meiner Fähigkeiten ganz explizit im BDSM-Kontext angeht, habe ich das Glück, dass das noch nicht vorgekommen ist. Ich habe eher das Problem, dass ich mich selbst eher unterschätze und oft, vor allem am Anfang viel zu zaghaft herangehe und mir viel mehr Zeit für bestimmte Praktiken nehme, auch wenn ich in mir drin spüre, dass eigentlich mehr geht. In manchen Punkten bin ich wohl ein kleiner "Angsthasendom", so hat mich mal eine Freundin bezeichnet. Ich bin eben sehr vorsichtig und versuche so viele Eventualitäten für bestimmte Situationen zu bedenken, damit das Risiko sehr gering bleibt, sich selbst zu überschätzen, denn ich weiß, dass ich mit ein paar Spielarten einen großen Schaden anrichten kann, wenn das passieren sollte. Aber ich denke anfangs eher vorsichtiger vorzugehen, genaues abwägen und durchplanen hilft schon allgemein, dieses Risiko der Selbstüberschätzung geringer zu halten.
      Aber Erfahrung mit "Selbstüberschätzung" habe ich doch. Jedoch war der sich selbstüberschätzende mein Exdom. Er hat sich zu wenig Gedanken um bestimmte Risiken gemacht, und auf seine Fähigkeiten vertraut, dass doch alles gut gehen würde. Er sei eben der Dom und er hätte doch Grundsätzlich Durchblick. Er sei älter und größer und und was auch immer.
      Selbstüberschätzung im BDSM-Kontext geht für mich persönlich und aufgrund meiner Erfahrungen mit einer gewissen Sorglosigkeit oder Verantwortungslosigkeit einher, beziehungsweise mit einer gewissen Risikobereitschaft und einem viel zu überhöhten Selbstbild, gepaart mit geringerer Kompetenz. Und das empfinde ichauf der obenspielenden Seite als eine ziemlich ungünstige Sache. Wie wir damit umgegangen sind... Gute Frage, vermutlich nicht so gut. Der schwerste Fall seiner Selbstüberschätzung resultierte damit, dass ich so eine Abneigung gegen ihn und einen sehr, sehr, sehr großen Respekt zu Wasser entwickelt habe.
      Ob ich mich als Sub manchmal falsch eingeschätzt habe, bestimmt, aber überschätzt, bezüglich meiner fähigkeiten... Da würde mir jetzt keine explizite Situation einfallen.

      Blue-Monstera schrieb:

      Du meinst mit Selbstüberschätzung doch, wenn man seine Fähigkeiten für viel besser hält, als sie in Realität sind , richtig?
      ja so in etwa…
      Obwohl ich es durchaus auch auf Situationen beziehen würde oder wie erwähnt Tagesform…

      Ich weiss noch nicht was ich vom Wort Fähigkeiten halten soll. Fähigkeiten sind für mich Dinge, die man sich aneignet. Aber dies nur meine Interpretation. Das meine ich nicht böse, es irritiert mich irgendwie… devot oder dominant, sado oder maso sind für mich keine Fähigkeiten, eher dann der Umgang mit dem jeweilgen Part.

      Ich glaube schon, dass dieses sich selber überschätzen breiter gefächert ist.

      Sei es vermeintlich mehr Schmerz aushalten zu können, sei es zu meinen einen Schmerz in Lust umwandeln zu können, sei es über einen negativen Trigger hinwegschauen zu wollen/gerade zu können, etc.
      Oder wie das Beispiel von @Gentledom überspitzt gesagt, mal eben schnell helfen wollen und dann merken, so einfach geht das nicht und das Herz hängt aber drin und man macht sich selber „down“
      Wenn ich da jetzt zu viel hineininterpretiert habe, bitte Veto einlegen…


      Ich habe mich denke ich, körperlich schon ganz oft überschätzt, dass ich einen Schritt weitergehen wollte und die Lust auch noch ihren Beitrag geleistet hat und dann gings doch nicht, es war zu früh…
      Ich hab da aber nie irgendwie ein Trauma davongetragen, weil mir das zwar vorab nicht bewusst war, aber währenddem und ich dann abbrechen durfte (Grenzen ausloten).

      Die Eigenverantwortung oder die Verantwortung für jemand anderes kommt in dieser Phase bei mir eigentlich erst danach, in dem ich trotz Überschätzung es nicht über mich ergehen lasse aus purer Sturheit, sondern reagiere…

      Ich gebe es zu, manche Dinge muss ich erst erlebt haben um zu wissen, dass ich noch nicht soweit bin oder nie soweit sein werde. Weil meine Neugier sehr drängend zu ist:)