Saturday Night - Teil 1

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      Saturday Night - Teil 1

      I'll make you mine, you know,
      I'll take you to the top
      And I'll drive you crazy.

      (Whigfield – Saturday Night)

      An jenem Tag, als ich ihn wiedersah, war die Kongresshalle zum Bersten voll. Ich hastete von der Posterpräsentation, auf der ich mit meiner Gruppe die Zwischenergebnisse unseres Projektes vorgestellt hatte, zu dem Vortrag, den ich mir als nächstes anhören wollte. Da erkannte ich zwischen den Leuten das Winken meiner Doktormutter. Auch das noch – ich hatte doch kaum Zeit! Aber ich folgte ihrem Wink, denn – oho – ich sah einen älteren Professor neben ihr stehen, der mir sehr bekannt vorkam. Mein ausgewähltes Ziel als zukünftiger Chef, wenn ich meine Promotion zu Ende gebracht hatte! Er war eine Ikone auf seinem Fachgebiet, das zufälligerweise sehr gut zu meinem Promotionsthema passte. Meine Doktormutter hatte mir versprochen, mich ihm vorzustellen, sofern sich die Gelegenheit ergab. Offenbar war das die Gelegenheit, und die wollte ich mir selbstverständlich nicht entgehen lassen. Ich ließ von meinem Kurs ab und steuerte auf die kleine Gruppe zu.
      Wahrscheinlich war ich so mit mir selbst und meinen Karriereplänen beschäftigt, dass ich ihn, der inmitten der Gruppe stand, gar nicht sah, ja, auf den ersten Blick nicht einmalwiedererkannte. Angekommen bei der kleinen Gruppe, führte mich meine Doktormutter ein und stellte mich ausführlich meinem potenziell zukünftigen Arbeitgeber vor. Und dann auch den anderen im kleinen Kreise. Da erst entdeckte ich ihn.
      "Prof. Dr. Gabriel Bruin", sagte meine Doktormutter und mein Blick traf auf die Augen, die ich seit fast zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ich erstarrte kurz zur Salzsäule. Dann zwang ich mich zu einem Lächeln und reichte ihm die Hand. Ich erinnerte mich augenblicklich an ihn, an diesen charismatischen Menschen, mit dem ich einst das Vergnügen gehabt hatte, ein kurzes, aber deutschlandweites wissenschaftliches Projekt zu bearbeiten. Ich war unwichtig gewesen, eine wissenschaftliche Hilfskraft von einer anderen Universität. Wir waren uns nur auf der Schulung begegnet, außerdem bei den monatlichen Meetings über Zoom zum Austausch über den Fortschritt des Projekts. Und einmal zu einer Besprechung des Zwischenstandes an einem verlängerten Wochenende in Göttingen. Dieses Wochenende war der einzige Moment gewesen, an dem ich je mit ihm allein gewesen war.
      Wir alle, das gesamte Team, hatten bis spät in die Nacht gearbeitet, aber Gabriel Bruin und ich waren an jenem Samstagabend am längsten geblieben. In einem kleinen, nach neubezogenen Stühlen riechenden Meetingraum mit kargen, weißen Wänden hatten wir im unromantisch kalten Licht der Neonröhren zusammengehockt und über das Projekt sinniert, während draußen die Nacht heraufgezogen war. Insgeheim hatte ich seine Nähe genossen. Ich hatte den Geruch seines herben Aftershaves genossen, der dem der neubezogenen Stühle entschieden entgegengetreten war, die Denkfalten auf seiner Stirn, die in regelmäßigen Abständen abgelöst worden waren von seinem anerkennenden Lächeln, wenn ich Vorschläge machte. Ja, hatte er dann oft nachdenklich erwidert, das ist wirklich eine gute Idee, und sich dann Notizen auf seinem Mac dazu gemacht. Und ich hatte das Lächeln erwidert. Drei, vier Sekunden lange Blicke, die genau auf der Kippe zwischen freundlicher Fachlichkeit und neugierigem Interesse gestanden hatten. Noch auf der Rückfahrt hatte ich über diese Blicke nachgedacht. Doch danach hatte sich nie wieder eine reale Begegnung zwischen uns ergeben, schon gar nicht allein, und das Projekt war ein Jahr später ausgelaufen.
      Damals war er noch Post Doc gewesen, kein Professor. Offenbar war er den Klauen des Wissenschaftszeitgesetzes entkommen, das jeden gnadenlos aussortierte, der nicht innerhalb von zwölf Jahren mit Beginn der Promotion eine Professur ergatterte. Ich war mir unsicher, ob er sich an mich erinnerte. Nicht im hintersten Eckchen meiner Hirnwindungen hatte ich daran gedacht, dass ich ihn irgendwann wiedersehen könnte. Die Blicke waren ebenso bei mir in Vergessenheit geraten wie er selbst. Bis zu diesem Augenblick.
      "Freut mich", erwiderte ich mit einem höflichen Lächeln und er legte den Kopf freundlich schief. Die Zeit hatte einige silbrige Strähnen in sein sonst dunkelbraunes, volles Haar gewebt und die Lachfalten um seine Augen mit liebevoller Sorgfalt vertieft, was ihn noch attraktiver aussehen ließ in meinen Augen.
      Ich zwang mich, mich meinem eigentlichen Objekt der Begierde zuzuwenden – dem älteren Professor, den ich mir als zukünftigen Chefauserkoren hatte, der bisher aber noch nichts von seinem Glück wusste.
      "Interessante Forschung, die Sie an Ihrem Lehrstuhl betreiben", eröffnete ich den Smalltalk und rezitierte brav lobend seine letzten Paper, die rund um jenes Projekt veröffentlicht worden waren, das mich so interessierte. Doch ich war durchaus abgelenkt von dem Blick des jungen Professors an meiner Seite, der mich neugierig fixierte. Er beobachtete unsere Konversation und schien zu ahnen, worauf sie meinerseits abzielte.
      "Es freut mich, zu sehen, wie Sie sich beruflich entwickelt haben", streute er zwischendrin ein und ich hielt inne und starrte ihn an.
      "Wie ich mich... entwickelt habe?", wiederholte ich perplex.
      "Ja. Ich hatte damals schon den Eindruck, dass Sie das Zeug zu einer guten Wissenschaftlerin haben. Mir hat Ihr Engagement gefallen und die Art, wie Sie Fragen gestellt haben."
      "Sie kennen sich?", fragte mein vielleicht inzwischen etwas ahnender Chef in spe.
      "Ähm... flüchtig", gab ich zu, mit einem aufkeimenden Gefühl freudiger Überraschung in mir, das langsam die Begriffsstutzigkeit vertrieb.
      "Flüchtig?", wiederholte Gabriel Bruin mit gehobenen Augenbrauen.
      "Doch, doch, ich erinnere mich an Sie", sagte ich schnell, um mich aus dem Fettnäpfchen zu retten. Seine Kontakte nicht zu kennen machte keinen guten Eindruck in einer Welt, in der es viel um Vitamin B ging.
      "Wer auch immer das Glück haben wird, zukünftig mit Ihnen zu arbeiten, hat mit Ihnen eine gute Partie gemacht", fuhr er fort, "Schade, dass unsere Forschungsgebiete nicht überein passen, ich hätte eine Stelle für Sie irgendwoher gezaubert."
      Ich spürte, wie ich einige Zentimeter wuchs und mein Chef in spe aufmerksam dem Wortwechsel folgte.
      "Vielen Dank", erwiderte ich, mit einem überraschten Lächeln auf den Lippen.
      "Nur die Wahrheit, mehr nicht", gönnte er mir weiteres Lob, und ich meinte, das verschmitzte Zucken seiner Mundwinkel zu verstehen, "Aber die Damen und Herrenmögen mich nun entschuldigen – das Mittagessen ruft."
      Er schickte ein Nicken in die Runde und ließ uns stehen. Ich starrte ihm eine Weile verblüfft hinterher, doch ich konnte meine Freude darum, dass er mich erkannt hatte, nicht verhehlen – und darum, dass er nonchalant meiner zukünftigen Karriere einen großzügigen Stupser gegeben hatte. Als ich mich dem älteren Professor wieder zuwandte, war sein Blick neugierig auf mich gerichtet.
      "Mit der Promotion bald fertig, sagten Sie?", setzte er an und lud mich zum Mittagessen ein, nur zu zweit.

      (Hinweis: Es handelt sich hierbei um eine mehrteilige Geschichte, die auf eine Session hinausläuft, die vermutlich in den FSK18-Bereich gehört ^^)
      Eine mündliche Vertragszusage später entdeckte ich Gabriel Bruin wieder,als die Kaffeepause die Menschen aus den Vortragssälen in die Caféteria geschwemmt hatte. Er saß allein und ich blieb unschlüssig stehen.
      "Was ist?", fragte meine Freundin, die mit mir promovierte. Ich zögerte. Ich wusste, dass es nur angebracht war, mich bei ihm zu bedanken, und ich war erstaunt darüber, dass ich das nicht, frei nach meiner lockeren und selbstsicheren Art, tat. Als ich in mir nachspürte, merkte ich, dass ich nervös war. Wieso das? Er war nur jemand, mit dem ich vor recht langer Zeit mal kurz zusammengearbeitet hatte. Es gab keinen Grund, nervös zu sein.
      "Ich hab noch ein Gespräch offen", erklärte ich ihr und sie ließ mich ziehen.
      Ich näherte mich Gabriel Bruin. Er bemerkte mich recht spät, da er aus dem Fenster sah, während er seinen Kaffee genoss.
      "Ah", machte er mit einem erfreuten Ton, "Schön, Sie zu sehen."
      "Darf ich?", ich deutete auf den leeren Stuhl ihm gegenüber am Tisch. Mit einer Handbewegung bot er mir den Stuhl an und ich setzte mich.
      "Ich wollte mich bei Ihnen bedanken. Für die recht... na ja, eindeutigen Empfehlungen vorhin."
      Ich schmunzelte und er erwiderte es.
      "Sehr gern", erwiderte er und wir schwiegen kurz.
      "Ich hätte nicht erwartet, dass Sie mich wiedererkennen", gab ich zu.
      "Ich hätte erwartet, dass Sie mich wiedererkennen", gab er schlagfertig zurück und ich errötete vermutlich etwas. Wenn er gewusst hätte, dass ich ihn sofort wiedererkannt hatte!
      "Ich war in Gedanken", versuchte ich mich zu entschuldigen.
      "Sie waren auf Beutezug", korrigierte er mich spitzbübisch.
      "Das auch", gab ich zu und konnte mir schon wieder ein Schmunzeln nicht verkneifen. Eine kleine Weile lang sahen wir uns lächelnd in die Augen. Mir gefiel das Grün, das mir aus ihnen entgegenleuchtete. Er war ein wacher Mensch, und ein sanfter, überlegter noch dazu, mit einer ganz natürlichen autoritativen Art. Gerade letzteres war etwas, was durchaus etwas in der Sub in mir zum Klingen brachte.
      "Also gehen Sie auch den wissenschaftlichen Weg", stellte er irgendwann fest, "Möchten Sie Professorin werden?"
      "Das weiß ich noch nicht", gab ich zu, "Mal sehen, wo mein Weg mich hinführt."
      "Sie müssen auf alle Fälle einiges an Leidensbereitschaft mitbringen, falls Sie Professorin werden wollen", sagte er trocken und ich musste lauthals lachen. Irritiert sah er mich an.
      "Mit Leidensbereitschaft kenne ich mich aus", erwiderte ich, hob die Augenbraue und sah ihn von unten her an, "Haben Sie denn sehr gelitten?"
      Er blinzelte.
      "Ich habe das Gefühl, Sie nehmen mich nicht ernst."
      Ich richtete mich wieder auf und atmete durch. Das war vielleicht etwas sehr unbeherrscht gewesen von mir. Seine ungewollte Selbstoffenbarung ob seines Leidensweges hatte mich zum Lachen gebracht – und, nun ja, meine eigene Form der Vertrautheit mit... besonderen Arten und Weisen gewisser Leiden. Was er nicht wissen konnte.
      "Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht flapsig klingen. Und ich weiß, dass es nicht einfach ist. Daher bin ich mir auch alles andere als sicher zur Zeit. Chapeau dafür, dass Sie diesen Weg gegangen sind."
      Seine Irrititation wich einer etwas selbstbeweihräuchernden Zufriedenheit. Nun war er es, der sich vorbeugte, indem er sich mit beiden Unterarmen auf den Tisch aufstützte.
      "Nun, danke für die Blumen. Und mit welchen Formen des Leidens kennen Sie sich aus?", hakte er mit unschuldigem Blick nach, der von dem sich anschließenden süffisanten Grinsen Lügen gestraft wurde.
      "Ich...",verdammt, "... Erinnern Sie sich noch an das Wochenende in Göttingen, an dem wir so ewig zusammengesessen haben, um voranzukommen?"
      "Jaaa", sagte er langgezogen, "Ich erinnere mich sehr gut."
      "Da habe ich einen Geschmack von diesen Leiden bekommen", fügte ich bei, froh darüber, meinen Halsaus der Schlinge gezogen zu haben. Er legte den Kopf schief.
      "Haben Sie denn sehr gelitten an diesem Samstagabend?"
      What the heck! Ich errötete augenblicklich und flüchtete mit dem Blick aus dem Fenster. Ich spürte seinen lauernden Blick und die Selbstzufriedenheit, es mir ein kleinwenig heimgezahlt zu haben.
      "Ich habe es gern getan", wich ich aus.
      "Sie haben sich gern von mir quälen lassen?"
      Ich starrte ihn aus großen Augen an, während mein Herz törichterweise schneller zu schlagen begann und meine Hände schwitzig wurden. Für einen Augenblick dachte ich, er wüsste von irgendwoher von meiner Neigung. Hatte ich das irgendjemandem verraten? Sprach sich so etwas herum? Aber von wem sollte er das gehört haben – wir hatten uns seit Jahren nicht gesehen?! Nein, es war unmöglich, dass er von meiner Vorliebe wusste.
      "Ich...Nein!Ich meine... Sie haben mich nicht gequält."
      Ein Lächeln zuckte um seine Lippen, doch es kam nicht ganzhervor, es versteckte sich hinter vorgeschobener Professionalität wie ein Sonnenstrahl hinter den Wolken.
      "Na, da bin ich ja erleichtert."
      Ich hörte meinen Herzschlag in meinen eigenen Ohren bei der leisen Spur Ironie in seiner Stimme. Oh Himmel. Ich spürte, wie er eine leise Hoffnung in mir säte, dass er möglicherweise meine Vorliebe teilte – eine Hoffnung, die vermutlich vollkommen sinnlos war. Wusste er denn nicht, was er da sagte und in mir triggerte?
      "Hätten Sie mich denn gerne gequält?", rutschte es mir über die Lippen, bevor ich über meine eigenen Worte nachgedacht hatte. Sein Blick bohrte sich wachsam in meine Augen und ich musste unwillkürlich schlucken. Eine dominante Aura konnte er definitiv an den Tag legen, wenn er das wollte.
      "Ich bin kein Unmensch", erwiderte er, so ernst, als erklärte er mir einen wissenschaftlichen Sachverhalt,"Ich quäle nur, wenn mein Gegenüber es wünscht."
      Ich ließ seinen Blick nicht los.
      "Das beantwortet meine Frage nicht", gab ich spitzfindig zurück und das entlockte ihm ein Lächeln.
      "Sie schienen mir jedenfalls sehr leidensbereit an diesem Samstag", entzog er sich auch ein zweites Mal. Ich hob das Kinn.
      "Ich bin zäh", teaserte ich ihn.
      "Das haben Sie schon unter Beweis gestellt."
      Okay, er wollte auf meine Frage nicht antworten. Vielleicht war ich auch etwas zu direkt.Ich atmete durch und lehnte mich auf dem Stuhl zurück, mit den Fingern einer Hand tippte ich auf der Tischplatte. Er hielt meinem Blick ganz geduldig stand. Er flirtete mit mir. Das definitiv. Und trotzdem wusste ich nicht, ob er seine Worte nur so dahersagte oder etwas dahinterstand. Es herrschte Stille zwischen uns, während ich darüber nachdachte, wie ich ihn auf seine Vorliebe abtastete, ohne selbst das Gesicht zu verlieren.
      Doch er ließ mir gar nicht länger die Chance dazu. Er löste den Blickkontakt zwischen uns auf, warf einen Blick in den Raumund auf die Menschenmassen, die sich langsam wieder aus der Caféteria zurückzogen.
      "Wie auch immer. Die Vorträge gehen demnächst weiter. Es war mir eine große Freude, mit Ihnen zu sprechen."
      Ich biss mir auf die Lippen. Ich konnte ihn doch jetzt nicht entkommen lassen!
      "Ja, mir auch", erwiderte ich, "Sie gehen nicht zufällig in Saal 2?"
      "Nein. Ein Doktorant von mir hält seinen ersten eigenen Vortrag in Saal 5, da werde ich mal besser dabei sein."
      "Ah, ja, das ist wohl tatsächlich besser. Und sind Sie heute Abend auf der Abschlussfeier des Kongresses?"
      "Ich denke nicht, nein."
      "Okay."
      Ich klang vermutlich eine Spur zu enttäuscht, um professionell zu wirken. Fieberhaft überlegte ich, wie ich noch einmal eine Begegnung mit ihm provozieren konnte. Morgen waren nur noch Workshops, an denen ich nicht mehr teilnahm. Dann war Abfahrt.
      "Nun, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen restlichen Kongress", beendete er freundlich die Stille zwischen uns, ohne offenbar zu bemerken, was in meinem Kopf vorging.
      "Ja. Danke. Ihnen auch", brachte ich mit einem Kloß der Enttäuschung im Hals über die Lippen. Er wandte sich ab zum Gehen, hielt dann aber plötzlich inne und drehte sich noch einmal zu mir um.
      "Sagen Sie mal", sagte er, "Welcher Tag ist heute eigentlich?"
      Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
      "Samstag, wieso?"
      "Ach. Nur so."
      Und dann verschwand er endgültig zwischen den anderen Menschen und ließ mich verblüfft zurück.
      Im Verlauf des Tages war nicht viel Zeit, in selbstmitleidigen Gedanken über diese verpasste Gelegenheit zu versinken. Er hatte seinen Part in meinem Karriereweg gespielt, mehr brauchte ich nun auch nicht von ihm. Der Kongress war mehr als ein Erfolg für mich geworden – ich war gut gesättigt mit neuem Input, den mir die wissenschaftlichen Vorträge brachten, und ich hatte eine mündliche Vertragszusage für meinen Traumjob erhalten.
      Abends trennte ich mich von meiner Arbeitsgruppe und ging auf mein Zimmer, um mich für die Feier umzuziehen. Eine heiße Dusche wusch den Stress des Tages von meinen verspannten Schultern, während in meinem Kopf Whigfield vorfreudig "Saturday Night" vor sich hinsang. Als ich wieder in mein Zimmer trat, nur im Bademantel, war es bereits kurz vor zehn. Gleich würde ich mich mit den anderen im Foyer treffen, es war allerhöchste Zeit, mein Outfit anzulegen. Dafür hatte ich mir eigens ein kurzes rotes Abendkleid eingepackt – die perfekte Mischung aus elegant und chic.
      Doch während ich es aus meinem Koffer kramte, klopfte es an meiner Tür.
      "Ich bin in zehn Minuten so weit!", rief ich, während ich das Kleid aus dem extra dafür zugelegten Kleidersack zog. Doch es klopfte noch einmal.
      "Zehn Minuten!", wiederholte ich.
      Es klopfte weiter und ich pfefferte das Kleid genervt auf das Bett.
      "Verdammt nochmal, was ist denn los?!", während ich mir den Stoffgürtel eng um die Hüften band, damit nichts verrutschte, rauschte ich ungehalten zur Tür, um sie mit bedeutendem Nachdruck aufzureißen. Im nächsten Augenblick schnappte ich nach Luft.
      "Oh Gott, Entschuldigung. Sekunde, bitte", vor lauter Schreck war ich im Begriff, die Tür wieder zuzuschlagen. Doch es schob sich ein Fuß dazwischen. Ich erstarrte. Blickte vollkommen perplex auf den schwarzen Männerschuh, der die Tür blockierte. Langsam öffnete ich die Tür wieder und sah Gabriel Bruin ins Gesicht. Offenbar kam er von draußen. Er trug die gleichen Klamotten wie am Nachmittag – dunkle Jeans, dunkles Hemd – doch darüber noch eine dünne Jacke und einen Schal lässig um den Nacken. Sein Haar war vom lauen Sommerwind zerzaust und mein Herz machte einen Sprung, von dem ich dachte, die ganze Welt müsste ihn hören.
      Sein Blick, der an mir herunter- und dann wieder hinaufwanderte, ging mir durch Mark und Bein, so durchdringend war er.
      "Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht stören", sagte er.
      "Nein... nein, Sie stören nicht", beteuerte ich sofort.
      "Dem Zustand Ihres aktuellen Outfits nach zu urteilen schon", wieder legte er den Kopf schief, was mich ausgesprochen anmachte, wie ich inzwischen feststellte. Reiß dich zusammen, schalt ich mich, Schön, er ist attraktiv, aber das heißt noch lange nicht, dass er irgendwas mit dir und deinen Vorlieben anfangen kann!
      "Ich wollte mich gerade fertig machen für die Party."
      "Dachte ich mir. Wenn Sie wollen, kann ich wieder gehen..."
      "Nein, bitte. Ich habe noch ein bisschen Zeit... Was führt Sie denn zu mir?", gelang es mir endlich zu formulieren.
      "Es ist Samstagabend, nicht wahr?", erwiderte er lediglich.
      "Jaaa", antwortete ich langsam, während mein Kopf die Puzzleteile seiner Anspielungen im Schneckentempo zu einem Ganzen zusammensetzte. Meine Gefühle standen Kopf und ließen mich ihn aus großen Augen anstarren, während mein Puls sich wieder erhöhte.
      "Siehst du", sagte er gesetzt.
      Das Du war das erste, das er sich von mir nahm. Ich spürte ein flaues Gefühl in meiner Magengegend. Ich starrte ihn weiter an, unfähig zu irgendeiner Erwiderung, weil mich Freude und Nervosität sehr viel wirksamer verstummen ließen als jedweder Knebel.
      "Möchtest du mich reinlassen?", fragte er also nach einer Weile.
      "Wenn Sie mich kurz noch etwas anziehen lassen."
      "Nein", sagte er und legte noch zusätzlich die Hand an die Tür, so als ob ich selbige mit seinem Fuß im Türrahmen hätte schließen können. Verstört blickte ich ihn an.
      "Bitte", milderte er also seinen Ton ab, "Es ist schon gut so."
      Gut wofür, wollte ich fragen. Doch ich fragte nicht. Ich ließ ihn rein.
      Er trat einige Schritte in mein Zimmer und sah sich um, so als ob sein Zimmer maßgeblich anders gestaltet wäre als meines. War es höchstwahrscheinlich nicht. Er drehte sich zu mir um und blickte mich an.
      "Möchtest du die Tür nicht schließen?", fragte er unschuldig. Ich schloss sie schweigend. Warum war er hier? Um diese Uhrzeit? Wollte er an den missglückten Flirtversuch vom Nachmittag anknüpfen? Hatte er verstanden, was ich angedeutet hatte? Gewiss nicht. Oder?
      Er begutachtete mich seelenruhig. Ich kannte diese Art von Blicken. Ich wusste genau, welche Art von Männern sie am besten beherrschte, und dieser Blick ließ Hitze in meinen Schoß schießen. Unsere Blicke tauschten schweigend Erkenntnisse aus.
      "Findest du nicht, dass du ein bisschen viel an hast?", fragte er mich freundlich. Ich hob das Kinn und befeuchtete meine inzwischen sehr trocken gewordenen Lippen. Mit verengten Augen erwiderte ich seinen Blick, im Versuch, abzuschätzen, wie genau er unsere Begegnung nun aufziehen wollte. Ohne Austausch über Tabus und Safeword? Sehr risikoreich. In erster Linie für mich. Doch es hatte mich mein Stolz gepackt, genau jener Stolz, der mich zur bratty Sub machte – und auch zur Frau.
      Mit spitzen Fingern öffnete ich den Gürtel um meine Lenden, zog ihn auseinander und ließ schweigend den Bademantel zu Boden fallen. Doch nichts an mir war dabei auch nur von einer Spur Devotheit geprägt. Es war die Art einer selbstbewussten Frau, die ahnte, dass sie ihrem Gegenüber damit den Atem rauben konnte.
      Und das gelang mir auch. Er hatte vermutlich erwartet, dass ich mich nicht darauf einließe. Dass ich schüchtern wurde und er somit gleich ein Machtgefälle herstellen konnte. Oder dass ich lachte und ihm einen Vogel zeigte, was er als Gelegenheit zu einer Bestrafung aufgrund meiner Frechheit hätte nutzen können. Stattdessen stand nun eine splitterfasernackte Frau vor ihm, die ihn aus stolzen Augen musterte und sein etwas zu tiefes Einatmen ausgesprochen genoss – gerade noch so kein Nach-Luft-Schnappen, aber wirklich gerade so.
      Er schenkte mir ein anerkennendes Lächeln für diesen klitzekleinen Coup gegen ihn, dann drehte er sich um und setzte sich auf den obligatorischen Stuhl, der in fast jedem Hotelzimmer steht und doch sonst immer nur als Kofferablage dient. Die Jacke zog er aus und legte sie über die Lehne.
      "Komm zu mir", sagte er. Ich gehorchte, doch lediglich, um mich auf das Bett ihm gegenüber zu setzen. Beide Hände stemmte ich in die weiche Bettdecke und bedachte ihn mit einem herausfordernd-fragenden Blick. Er erwiderte diesen Blick und schwieg eine kurze Weile.
      "Denkst du, das dort dein Platz ist?", fragte er. Ich gab ihm rundheraus ein deutliches "Ja" zurück, in gespannter Erwartung, was er nun zu tun gedachte.
      Doch er tat nichts. Er lehnte sich einfach nur zurück und sagte: "In Ordnung", was mich fast ein wenig enttäuschte. Wieder ließ er das bedeutungsvolle Schweigen im Raum stehen, das mir sagte, dass er sich Zeit zu lassen gedachte bei der Unterwerfung meiner Wenigkeit.
      "Erzähl mir was über dich", hob er dann die Stimme wieder, "Erzähle mir von deinen Tabus, bitte."
      Erst blinzelte ich etwas verwirrt. Er nahm die Spannung aus dem Augenblick – doch in dem Moment wurde mir auch klar, dass ich ihm vertrauen konnte. Dass er nicht gedachte, einfach drauflos zu dominieren, wie ihm gerade der Schnabel gewachsen war. Ich lächelte, ein Stück weit erleichtert, und lehnte mich ein wenig zurück, um tief durchzuatmen.
      Die nächste halbe Stunde verbrachten wir damit, dass er genaustens erkundete, was mich als Sub ausmachte. Ich listete ihm meine Tabus auf, die er schweigend nickend aufnahm. Er forderte mich auf, von meinen Vorlieben zu erzählen, und bereitwillig legte ich ihm diese dar. Er wollte wissen, wie ich verhütete. An einigen Stellen fragte er nach. An manchen Stellen bat er mich, Beispiele zu geben. Manchmal fragte er, was ich von dieser oder jener Spielart hielte, was ich dann kurz erläuterte. Je länger wir miteinander sprachen, desto sicherer fühlte ich mich in seiner Gegenwart, und ich spürte, wie ich mich zunehmend entspannte. Einmal musste er schallend darüber lachen, dass einst ein Dom versucht hatte, mir im Zuge eines Sinnesentzugs eine Klammer auf der Nase zu verpassen, damit ich auch ja nichts roch, was zu einer großen Entrüstung meinerseits und zum Ende der Session geführt hatte. Jemand Außenstehendes hätte denken können, ich erzählte es in lockerer Atmosphäre einem guten Freund. Dass dem nicht so war, verriet lediglich der Umstand, dass er vollständig bekleidet war – und ich nackt vor ihm saß.
      Und dann kam der Moment, in dem er sagte: "Dein Safeword wird Rot sein. In Ordnung?"
      Ich nickte langsam.
      "Was ist dein Safeword?", hakte er noch einmal nach.
      "Rot", erwiderte ich und musste schlucken. Die unbedarfte Plauderei war vorbei, das war deutlich zu spüren. Mit der Bestätigung seines gesetzten Safewords hatte ich auch meine Einwiligung in das Spiel gegeben. Die Nervosität, die bei jedem ersten Mal mitschwang, breitete sich in mir aus.
      Er erhob sich vom Stuhl und bat auch mich, aufzustehen. Das tat ich, es war ja nichts dabei, so einfachen Befehlen leistete ich auch als bratty Sub Folge. Wir standen voreinander, und als er auf mich zukam, drängte er mich damit ein wenig in den Raum hinein. Er war ein großer Mann, ich hatte keine Wahl, als nachzugeben. Doch ich mochte es auch, mit dem Körper geführt zu werden, wie bei einem Tanz ohne Berührung. Er blieb stehen und ich tat es ihm gleich, ohne dass sich der Abstand zwischen uns verändert hatte.
      "Lass mich dich ansehen", sagte er und begann, um mich herumgehen zu wollen. Bei jemand anderem hätte ich an dieser Stelle möglicherweise bereits angefangen herumzuzicken, hätte mich mitgedreht. Doch gerade war mir nicht danach. Er hatte meinen weiblichen Stolz berührt, und dieser diktierte mir, ihn mit bedachten Schritten um mich herumschreiten zu lassen. Hoch erhobenen Hauptes, mit vollem Bewusstsein um meine weibliche Schönheit in all ihrer weltlichen Unperfektion, ließ ich ihn gewähren.
      Wir beide genossen den Moment. Er ließ sich Zeit, bis er wieder vor mir stand, und obwohl seine Lippen nicht lächelten, taten es seine Augen. Er spürte, dass ich nicht ansatzweise in meiner devoten Rolle war, nur weil ich ihn hatte gewähren lassen. Eher im Gegenteil.
      "Möchtest du freiwillig deinen Platz einnehmen?", fragte er und deutete zu seinen Füßen. Ich mochte seine Sanftheit ausgesprochen, mit der die Befehle fast zu einer Einladung wurden. Vor einer Weile noch, als ich als Sub noch sehr unsicher gewesen war, hätte ich ihn dafür angehimmelt, erleichtert darüber, nicht grob angebellt zu werden. Doch nun lächelte ich lediglich und schüttelte wortlos den Kopf. Das war die Brat in mir. Aber die Brat hatte er offenbar erwartet. Er war kein blutiger Anfänger. Keine Sekunde lang hatte er daran geglaubt, dass ich einfach ohne Widerstand vor ihm niederknien würde. Es glich fast einer Art Formalie – er bot mir die Möglichkeit, mich freiwillig zu unterwerfen, damit ich die Chance hatte, möglichen Konsequenzen zu entkommen. Doch wir beide wussten, dass ich das gar nicht wollte.
      Er setzte sich wieder in Bewegung und kam auf mich zu. Ich wich zurück, in der Erwartung, dass er mich zwingen oder strafen würde. Das wusste er wohl.
      "Keine Sorge, ich werde dich nicht zwingen."
      Das verblüffte mich. Verunsichert hielt ich inne, noch nicht im Klaren darüber, ob ich seinen Worten trauen konnte oder nicht. Doch ich hatte nun eigentlich keinen Grund mehr, zurückzuweichen – einen gewissen wackeligen Vertrauensvorschuss musste ich ihm wohl geben.
      Er kam zu mir heran und hielt sein Wort. Keine Strafe, kein Zwang. Stattdessen ließ er ganz langsam und sanft seine Finger über meinen Körper wandern. Keine erotischen Stellen – die hatte ich mir weiß Gott noch nicht verdient. Einfach nur die Schultern entlang, den Hals entlang, über die Schlüsselbeine, die Wange entlang, während er gedankenversunken meine nackte Haut betrachtete. Wie gut das tat! Er hob meinen Kopf ein wenig, als er vor mir stand, und begutachtete mich ausführlicher. Er ließ sich in aller Seelenruhe Zeit damit, im Wissen darum, dass er damit Spannung in mir aufbaute – und den Wunsch, mich ihm hingeben zu wollen. Das Paradox der bratty Sub: Sie will knien, doch sie tut es nicht.
      Dann, als er wieder um mich herumging, packte er mich recht plötzlich fest im Nacken, womit er mir ein kurzes erschrockenes lautes Einatmen entlockte. Sofort setzte es dafür einen recht festen Klaps auf meinen Hintern, was ich mit einem verärgerten Zischen beantwortete.
      "So?", hörte ich ihn neben mir sagen, "Magst du das nicht, kleine Hexe?"
      Er kam um mich herum. Mein Blick empfing ihn mit all meiner würdevollen Biestigkeit.
      "So viel Stolz", sprach er vor sich hin, "Er wird dir stehen, wenn du ihn als mein Besitz trägst."
      Seine Worte befeuerten das Kribbeln in meinem Unterbauch. Doch bevor ich irgendetwas erwidern konnte, setzte es eine Ohrfeige.
      "Du wirst dich nicht mehr beschweren, wenn ich dich zurechtweise, ist das klar?", sein Ton war härter geworden. Dieses Mal fauchte ich ihn an und wieder holte er zu einer Ohrfeige aus, die mich auf die gleiche Wange traf. Ich schloss im Reflex die Augen. Doch ich ließ die Augen einen kurzen Moment länger geschlossen als nötig, spürte dem Abdruck seiner Hand auf meiner Wange nach, bevor ich ihm wieder ins Gesicht sah.
      Er begnügte sich damit, dass ich immerhin nicht mehr fauchte. Wieder trat er hinter mich, wieder packte er mich mit einer Hand im Nacken, was ich nun über mich ergehen ließ. Mit der anderen Hand... Mich erreichte ein leise schleifendes Geräusch. Ich kapierte eine Sekunde zu langsam, weshalb er vorhin mit der Jacke nicht auch den Schal abgelegt hatte. Erst als ich bereits den Stoff an meinem Handgelenk spürte, welches er mir währenddessen auf den Rücken gezogen hatte, verstand ich den Grund – und begann, mich nach Leibeskräften zu wehren.
      Er hatte mit meiner Reaktion gerechnet und reagierte schnell genug, um an meinem ersten Handgelenk die Schlaufe fest zuzuziehen. Ich wehrte mich heftig, versuchte, mich ihm zu entziehen, mich loszureißen. Er packte mich fest und wir rangelten miteinander. Er versuchte, mir die zweite Hand auf den Rücken zu ziehen, um selbige ebenfalls fesseln zu können, doch ich warf mich mit meinem Gewicht gegen ihn und er hatte Mühe, mich unter Kontrolle zu bekommen. Aber es kam, wie es kommen musste: Er war deutlich größer und stärker als ich und am Ende gelang es ihm. Ein entschiedener Zug an meinem Handgelenk, der die Schlinge des Schals schloss, besiegelte mein Schicksal.
      Schwer atmend stand ich da, mit gefesselten Händen, er hinter mir, ich hörte sein Lächeln, spürte seinen ebenfalls schwerer gewordenen Atem in meinem Nacken. Ich versuchte, den Knoten zu ertasten, mit dem er mich gefesselt hatte, versuchte, die Handgelenke gegeneinander zu bewegen, um den Stoff zu lösen und herausschlüpfen zu können. Doch ich merkte schnell, dass ich keine Chance hatte. Offenbar verstand er etwas von diesem Metier.
      "Du kleines Miststück", flüsterte er mir ins Ohr, "Ich glaube, ein Platz in der Ecke täte dir erstmal ganz gut. Ab mit dir! Setz dich dorthin!"
      Er deutete neben das Bett, doch ich lachte nur zynisch auf und schüttelte den Kopf. Was er zum Anlass nahm, mich an den Haaren zu packen und in die entsprechende Ecke zu zerren. Ich keuchte von dem Schmerz und musste ihm folgen, hatte mit den gefesselten Händen nicht einmal die Chance, den Zug an den Haaren irgendwie abzumildern. Er zwang mich in die Ecke, drückte mich unsanft zu Boden, mit dem Gesicht zur Wand.
      "Entweder", hörte ich ihn drohend über mir sagen, "bleibst du dort nun sitzen. Oder du akzeptierst deinen Platz vor mir."
      Stoisch schweigend reagierte ich nicht und starrte bockig zur Wand. Er packte mich von hinten unter dem Kinn und zwang mich, von unten her zu ihm aufzuschauen.
      "Verstanden?", fuhr er mich forsch an.
      "Verstanden", knurrte ich.
      Er ließ mich dort eine Weile sitzen. Setzte sich zurück auf den Stuhl, ein Bein auf das andere gelegt, und lehnte sich zurück. Beobachtete mich. Ließ die Minuten tatenlos verstreichen. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
      Zeit ist ein unterschätztes Gut, wenn es darum geht, ein Machtgefälle aufzubauen, und er wusste sie gut für sich zu nutzen. Anfangs starrte ich stur zur Wand, nicht ansatzweise in der Laune, nachzugeben. Auf diese Weise würde er mich nicht kleinbekommen! Auch wenn ich eigentlich vor ihm knien wollte... aber nein – nicht so!
      Doch nach einer Weile wurde ich unsicher. Der Abend schritt immer weiter voran. Ob er irgendwann ärgerlich werden würde? Ob meine Zickigkeit ihn reizte? Vielleicht verging ihm irgendwann die Lust, wenn ich nicht langsam mal mitspielte... Vielleicht reizte ich meine Rolle zu sehr aus.
      Sollte ich vielleicht doch knien, einfach, damit das Spiel weiterging? Aber würde ich mich damit nicht selbst verraten? Doch es war diese einmalige Chance mit ihm! Was wäre, wenn die nun misslang und wir uns aber immer wieder auf Kongressen sehen müssten? Verdammt, in was für eine Lage hatte ich mich gebracht?!
      Irgendwann hörte ich, wie er aufstand. Doch er kam nicht zu mir. Er blieb mitten im Raum stehen.
      "Komm her zu mir", sagte er. Ich war froh, irgendetwas tun zu können, dass das Spiel irgendwie weiterging. Ich schickte mich an, mich etwas schwerfällig zu erheben – immerhin hatte ich ja die Hände noch auf dem Rücken gefesselt – doch er sagte in schneidendem Tonfall: "Ohne aufzustehen!"
      Ich hielt wie vom Blitz getroffen inne – war das sein Ernst?! Ich sollte auf ihn zu robben, auf den Knien? Dann hatte er mich ja da, wo er mich haben wollte! Mir entfuhr ein schnippisches "Pff!", was dazu führte, dass er augenblicklich in schnellen, schweren Schritten auf mich zukam. Ich spürte, dass meine unbedachte Reaktion keine gute Idee gewesen war und kauerte mich zusammen. Er packte in den Schal und zog mir die Hände hinter dem Rücken im Strappado hoch. Es tat unfassbar weh und ich versuchte hastig, nach vorne und oben auszuweichen, aber mit der anderen freien Hand drücke er meinen Oberkörper nach unten, sodass ich mich nicht wehren konnte. Ich quittierte seine Aktion mit einem schmerzerfüllten Keuchen.
      Da hing ich nun, halb kniend, halb stehend, um meine Balance kämpfend, vollkommen ausgeliefert mit schmerzenden Schultergelenken.
      "Willst du das wirklich weiterspielen? Hältst du das wirklich für eine gute Idee?", zischte er und ich wurde unsicher, weil ich nicht mehr einschätzen konnte, ob er vielleicht ernsthaft wütend war. Ich überlegte schon, klein beizugeben, den Kopf zu schütteln und ihm zu gehorchen, aber ich brachte es nicht über mich – noch nicht. Es ging einfach nicht, und mein vormals keck zur Schau getragener Stolz wurde jetzt zu meiner eigenen Falle.
      Er zog die Hände weiter hoch, als eine Reaktion von mir ausblieb, und ich stöhnte von dem Schmerz. Mit der anderen Hand, die vormals auf meinem Rücken gelegen hatte, verpasste er mir mehrere Schläge auf den Hintern. Ich hatte schon Schlimmeres erlebt – er hatte nicht so viel Kraft zum Ausholen, er war nicht in der idealen Position dafür – aber die Schmerzen in meinen Schultern potenzierten jeden weiteren Schmerz, außerdem demütigte es mich. Ich versuchte immer wieder, irgendwie das Gleichgewicht zu halten, irgendwie meine Schultern zu entlasten, doch sobald ich begann, nach vorn auszuweichen, drückte er mich nur noch weiter runter und ich gab schnell auf, meiner Folter entkommen zu wollen. Mit leisem Wimmern fügte ich mich in mein Schicksal und gab die Gegenwehr auf. Die Belohnung dafür war ein kurzes, sanftes Streicheln über meinen nackten Rücken, was mir die Kraft gab, weiter durchzuhalten. Denn er schickte sich keinesfalls an, mich aus dieser schmerzhaften Haltung zu entlassen.
      Er quälte mich eine ganze Weile so. Wenn meine Sehnen nachgaben und gedehnt waren, spürte er den weiteren entstehenden Spielraum auf und reizte ihn aus. Immer nur ein paar Millimeter, nicht mehr. Doch es waren wirkungsvolle Millimeter. Stöhnend versuchte ich, den Schmerz zu parieren, in ihn hineinzuatmen, damit er mich nicht übermannte. Aus irgendeinem Grund vertraute ich Gabriel – ich dachte nicht einmal über das Safeword nach. Aber ich merkte, dass ich langsam an meine Schmerzgrenze kam.
      Schließlich ließ er nach, ließ mich unsanft los und zu Boden fallen wie einen Sack. Ich kauerte nun zu seinen Füßen, erschöpft. Er blieb schweigend neben mir stehen, ich spürte seinen brennenden Blick in meinem Nacken. Seine Nähe strahlte Wärme aus. Wärme und Geborgenheit, die ich nun gut gebrauchen konnte. Ich dachte nicht nach, ich sank einfach gegen seine Schienbeine und suchte nach Anlehnung. Einfach nur Nähe nach dem Schmerz. Einfach nur spüren, dass er da war – ich unterwarf mich auch.
      Doch sobald ich mich an ihn sinken ließ, stieß er mich von sich.
      "Weg von mir!", spuckte er aus. Er stieß mich so heftig, dass ich das Gleichgewicht verlor und zur Seite fiel. Das saß tief. Es tat mir fast körperlich weh, diese Ablehnung, auf andere Art als das Strappado.
      Er ließ mich dort zusammengerollt liegen, als kleines Häuflein Elend mit schmerzenden Schultern. Ich fühlte mich ganz klein. Komplett ausgeliefert. Wollte einfach nur seine Nähe spüren, seine Wärme. Sein Lächeln sehen.
      Er ließ sich abermals auf dem Stuhl nieder. Ich setzte dazu an, seinen Blick zu suchen, doch er bemerkte es und fauchte: "Wage es ja nicht, mir in die Augen zu sehen!"
      Sofort senkte ich wieder den Kopf. Und so lag ich dort. Die Minuten vergingen, wieder einmal, ich spürte, wie mir Tränen kamen. Heiß und stumm rannen sie mir über die Wangen. Und trotzdem – ich weiß nicht warum, ich kann es nicht beschreiben – genoss ich diesen Moment. Ich spürte jede Sekunde Zeit intensiviert, spürte, wie sie meinen Widerstand in der nackten, kalten Einsamkeit verglühen ließen, in die er mich gestoßen hatte. Ich hatte die Hoffnung und das Vertrauen, dass er die Situation auflösen würde. Ich ersehnte diesen Moment, mit jeder langen Sekunde mehr, wartete darauf, dass er mir endlich noch einmal die Chance gab, mich ihm zu unterwerfen. Ich würde es tun. Er hatte mich erreicht. Ich wollte es.
      Ich kann nicht sagen, wie lang er mich dort liegen ließ. Ich begann ein wenig zu frieren. Ich wagte auch kein einziges Mal mehr, aufzusehen. Ich kehrte in mich selbst und mein Inneres ein, meine Zuflucht in mir selbst, solange, bis er mir Zuflucht bei sich gewähren würde.
      Schließlich hörte ich, wie er sich erhob. Sofort waren all meine Sinne ganz bei ihm. Er stellte sich wieder in die Mitte des Raumes.
      "Komm her zu mir", sagte er noch einmal. Ich zögerte. War unsicher. Durfte ich jetzt aufstehen oder lieber nicht? Er schien mein Zögern zu verstehen, denn er fügte hinzu: "Ohne aufzustehen."
      Dieses Mal gehorchte ich. Mühselig versuchte ich, auf die Knie zu kommen, robbte dann vorsichtig zu ihm hin. Es war alles andere als einfach ohne Hände und ich spürte, wie er dabei von oben auf mich herabblickte. Es waren zwei, vielleicht drei Meter, nicht mehr, aber es kostete mich Kraft und Koordination, denn ich konnte mich ja nicht abfangen oder abstützen mit den Händen. Der Kunstfaserteppich raute die Haut an meinen Knien an.
      Und schließlich saß ich zu seinen Füßen. Kniete kauernd vor ihm. Dort, wo er mich haben wollte. Er hatte es erreicht. Aber es fühlte sich gut an. Ich akzeptierte ihn. Ich akzeptierte seine Dominanz.
      "Setz dich vernünftig hin! Wo ist dein Stolz geblieben?"
      Ich gehorchte sofort und sortierte mich. Richtete mich auf, streckte den Rücken durch und öffnete leicht die Oberschenkel, wie es die Ruheposition der Sub ist. Die Hände konnte ich zwar nicht geöffnet auf die Oberschenkel legen, aber ich öffnete sie hinter meinem Rücken.
      "Gut", lobte er, "Sieh mich an."
      Ich wanderte mit meinem Blick seinen Körper hinauf und sah von meiner knienden Position her auf zu ihm. Er war gewiss einen Meter neunzig, er war ziemlich groß, wie ich da so vor ihm hockte. Aber es intensivierte das Machtgefälle noch, und nun, da wir uns wieder in die Augen sahen, da der erste große Kampf ausgefochten war, huschte mir ein stilles Lächeln über die Lippen. Er erwiderte das Lächeln ganz seicht und ich sah seinen Stolz – seinen Stolz auf mich, dass ich mich unterworfen hatte. Er hatte wohl gespürt, dass es nicht leicht für mich gewesen war.
      Das Lächeln ermutigte mich, mich wieder an seine Beine zu schmiegen. Er ließ mich nun gewähren. Ganz sanft und innig rieb ich meine Wange an seinen Schienbeinen, an dem rauen Stoff der Jeans. Tief atmete ich den Geruch seiner Nähe ein.
      Nach einer Weile sagte er: "Genug", doch seine Stimme war sanft und leise. Ich hörte auf und richtete mich wieder auf. Er packte mich unter den Armen und zog mich auf die Beine. Mit gesenktem Haupt stand ich nun vor ihm. Immer noch war er voll bekleidet. Ich sah, wie seine Finger seinen Gürtel öffneten und mit diesem durchdringenden schleifenden Geräusch aus den Gürtelschlaufen zogen – jenes Geräusch, das jede Sub zugleich liebt und fürchtet. Mein Herz schlug schneller. Wollte er mich züchtigen? Wofür? Nun, da ich mich ihm unterworfen hatte? Ich erwartete folgsam, ohne zu zucken, was kommen mochte.
      Doch er hatte nicht vor, mich zu schlagen. Stattdessen legte er mir den Gürtel um den Nacken und zog den Lederriemen durch die Schnalle und achtsam zu, bis er mein Halsband bildete. Ich war zutiefst glücklich. Niemand von uns hatte ein Halsband bei sich – weshalb auch, auf einem Kongress? Und dennoch war es ihm wichtig, mich als die seine zu kennzeichnen. Mit wohl einer der intimsten, persönlichsten Arten des Halsbands, die ich mir vorstellen konnte. Ich spürte, wie ich ein paar Zentimeter unter seinen Berührungen wuchs vor Glück.

      Saturday Night - Teil 2

      Okay, Mist, ich konnte die Geschichte im alten Threat nicht weiterführen... Ich versuche es nochmal mit einem neuen und hoffe, dass ich richtig ansetze...
      Irgendwie tut es mir jetzt auch etwas Leid, dass die Geschichte so lang ist... Falls es euch zu viel ist, dann bitte, fühlt euch nicht gezwungen, das alles zu lesen und sie zu veröffentlichen... Es war nur ein Versuch :)


      Dann führte er mich – recht zielstrebig, aber nicht unbedingt grob – zum Bett. Ich folgte ihm gehorsam an der ledernen Leine. Er brachte mich in Position, ließ mich vor dem Bett niederknien, dass ich meinen Oberkörper darauf ablegen konnte. Ich ließ mich führen, leistete keinen Widerstand, aber manchmal musste er etwas unsanfter werden, weil ich nicht genau wusste, was er wollte. Ich folgte ihm, so gut ich konnte.
      Er wartete nicht lange, da ich nun in Position gebracht war. Er fuhr einmal mit seiner großen, warmen Hand über meine Wirbelsäule hinab, Gänsehaut folgte ihm. Ohne Umschweife fuhren seine Finger zwischen meine Beine. Natürlich fühlte er, wie nass ich war. Er war nicht lange zimperlich, fuhr ein paar Mal durch meine Schamlippen, zum Kitzler und wieder zum Damm zurück, dann drang er erst mit einem Finger, kurz danach mit zweien in mich ein. Ich keuchte überrascht und richtete mich im Reflex mit dem Oberkörper ein wenig auf.
      "Stillhalten!", befahl er und versetzte mir einen Klaps auf den Hintern, bevor er mich rigoros mit der freien Hand wieder auf das Bett drückte. Ich versuchte, zu gehorchen, aber er machte es mir wirklich nicht leicht. Mit dem Daumen erkundete er meinen Po, drückte erst vorsichtig gegen den Eingang, aber mein wollüstiges Stöhnen animierte ihn dazu, mit dem Daumen anal in mich einzudringen. Es war unfassbar intensiv und ich keuchte und stöhnte auf.
      "Ruhig", ermahnte er mich wieder, langgezogen, als spräche er mit einem wilden Tier. Ich versuchte zu gehorchen, aber mein Atem wurde schneller. Er stimulierte mich, drang vor und wieder zurück mit seinen Fingern, seinem Daumen, umspielte meine Eingänge. Ich erzitterte unter ihm, schloss die Augen, wollte mehr. Doch dann zog er sich abrupt zurück. Er öffnete den Schal um meine Handgelenke und warf ihn achtlos neben mir auf das Bett – zu dem ungenutzten roten Kleid, das um seine Funktion an diesem Abend erleichtert war. Erleichtert atmete ich auf, der Stoff des Schals hatte im Strappado an einigen Stellen nicht unwesentlich eingeschnitten. Ich wagte jedoch nicht, meine Hände ohne seinen Befehl groß zu bewegen. Weiterhin hielt ich sie auf dem Rücken zusammen, während ich hörte, wie er hinter mir seine Höse öffnete.
      "Komm her", sagte er. Ich richtete mich auf und drehte mich etwas umständlich um. Oh je, mein Hasspart – ich sollte ihn oral verwöhnen. Das brauchte er nicht sagen. Das sagten sein Blick und sein erigiertes Glied direkt vor meinen Augen.
      Zu meinem eigenen Erstaunen kostete es mich dieses Mal keine große Überwindung. Ich hatte ihm anfangs gesagt, dass ich oral hasste, dass er es aber zum Beispiel als Strafe gut einsetzen könne und durfte. Es war nun keine Strafe. Aber es war eine Überprüfung meines Gehorsams. Und zu meinem eigenen Erstaunen fühlte ich mich innerlich auch gar nicht so widerwillig und hatte kein Bedürfnis, herumzuzicken. Brav nahm ich ihn in den Mund. Er roch gut – er hatte an alles gedacht, er hatte sich vorbereitet. Offenbar war die Session keine Spontanaktion gewesen, obwohl er ja durchaus hoch gepokert hatte. Ich hätte ihn ja auch einfach abweisen können. Aber er war ebenso frisch geduscht wie ich.
      Ich verwöhnte ihn ein wenig, spielte mit meiner Zunge, machte es, so gut ich konnte. Irgendwann packte er mich am Hinterkopf und ich hielt still. Er nahm mich auf diese Weise. Das hatte noch niemand zuvor getan, aber er war vorsichtig und ich schloss die Augen, schaffte es, einfach nur zu fühlen, mich einfach nur hinzugeben. Er testete meine Grenzen aus, achtsam, wann ich würgte, weil ich das nicht mochte, das wusste er, das hatte ich ihm eingangs gesagt. Doch natürlich wollte er auch wissen, wie weit er gehen konnte. Ich hielt still und ließ ihn vertrauensvoll machen.
      Nachdem er mich eine Weile lang in den Mund genommen hatte, hörte er wieder auf, sich zu bewegen und ließ meinen Hinterkopf los. Unwillkürlich, ohne darüber nachzudenken, wie ich zu meinem eigenen Erstaunen feststellte, machte ich weiter, obwohl inzwischen mein Kiefer ein wenig davon schmerzte, den Mund so weit öffnen zu müssen. Er ließ mir eine kleine Weile Zeit, ihn oral zu verwöhnen, dann zog er sich zurück. Abermals zog er mich auf die Beine und positionierte mich nun mit den Knien auf dem Bett selbst, ehe er meinen Oberkörper nach vorn herabdrückte. Ich präsentierte ihm nun auf perfekter Höhe meine Scham, meine ganze Weiblichkeit direkt vor seinen Augen, ungeschützt, entblößt, erregt. Er begann wieder, mich mit einer Hand mit den Fingern zu verwöhnen, die andere Hand war damit beschäftigt, etwas aus seiner Hemdtasche zu kramen... Ich genoss zu sehr, um wirklich aufmerksam mitzubekommen, dass es ein Kondom war, das er mit den Zähnen öffnete und sich geschickt überzog.
      Stattdessen spürte ich plötzlich seinen harten Schwanz zwischen meinen heißen Schamlippen. Er fuhr damit ein paar Mal vor und zurück, bis er gut feucht war von der Nässe, die zwischen meinen Beinen glänzte. Ich zitterte vor Erwartung, und er erbarmte sich meiner auch – führte seine Eichel an meine Vulva, erhöhte erst den Druck ein wenig, bis ich stöhnte und seine Spitze in mir aufgenommen hatte. Er ließ sich Zeit, hatte keine Eile, während ich danach gierte, ihn endlich in mir zu spüren. Es schmerzte fast, weil meine Vagina sich für ihn erwartungsvoll weitete.
      Er spielte ein wenig an meinem Eingang, führte mir wieder seinen Daumen von oben anal ein. Ich stöhnte, krallte mich in das Kissen, presste meinen Kopf in die Decke, biss mir auf die Lippen, um nicht zu wimmern oder zu flehen. Dann endlich drang er in mich ein. Mit einer fordernden Bewegung eroberte er mich, Schmetterlinge zerstieben in meinem Bauch. Er nahm mich. Anfangs noch achtsam, darauf bedacht, mir nicht wehzutun, meine Grenzen auszuloten. Dann fordernder. Mit einer Hand griff er mir in die Haare, zog meinen Kopf in den Nacken, damit ich noch mehr ins Hohlkreuz ging, damit er jeden Millimeter von mir ausfüllen konnte.
      Er nahm mich gleichzeitig vaginal und mit seiner Hand anal. Ich wollte mehr. Ich wollte am liebsten noch mehr ausgefüllt sein. Wäre ich noch zu klaren Gedanken fähig gewesen, ich hätte mich geärgert, meine Plugs und Vibratoren nicht mitgebracht zu haben. Doch natürlich hatte ich das nicht. Wer hätte das ahnen können, auf einem Kongress, im Hotel, mit ihm, den ich nun jahrelang nicht mehr gesehen hatte, verborgen hinter einer sorgsam getragenen Maske beruflicher Professionalität? Aber zu solchen Gedankengängen war ich gar nicht mehr fähig. Er nahm mich fordernder und fordernder, ich reckte mich ihm entgegen, wollte ihn tief in mir. Mit einer Hand gönnte ich mir, meine Klitoris zu verwöhnen, er ließ es zu. Dabei streckte ich die Finger aus und spürte seinen Schaft an ihnen immer wieder vorübergleiten. Ich genoss das Gefühl seiner Härte an mir und in mir.
      Er peitschte mich hoch, bis ich mit geschlossenen Augen schwer atmete. Dann zog er sich zurück. Ich war fast etwas enttäuscht, hatte den Impuls, zu protestieren. Doch bevor ich dazu kam, merkte ich seine Eichel auf einmal an meinem Po. Alles war nass – es ging so leicht. Es tat ein wenig weh, ein leiser brennender Schmerz, doch das nahm ich gern in Kauf, es peitschte meine Lust noch mehr an. Er dehnte mich, zum Glück hatte ich Übung von meinen Plugs. Ich spürte, wie er mich auch hier ausfüllte, wie seine Hand fest auf mein Hinterteil schlug, sich darin festkrallte. Dann erhöhte er plötzlich den Zug an meinen Haaren. Es riss mich aus meiner Lieblingsposition – so im Doggy-Style auf allen Vieren, meinen Hintern präsentiert – und er fing mich ein, richtete meinen Oberkörper auf und zog mich mit meinem Rücken an seine Brust, während er die fließende Bewegung nutzte, um mit wenig Aufwand noch tiefer in mich einzudringen. Ich keuchte. Er packte mich am Hals, zwang meinen Kopf zurück auf seine Schulter.
      "Du bist mein, kleine Hexe. Hast du das gehört? Du gehörst mir!"
      Ein Stöhnen war die einzige Antwort, die er von mir bekam.
      "Antworte mir!", herrschte er mich an, während er begann, mich mit einnehmenden Stößen anal zu nehmen.
      "Ich gehöre dir!" Ich sagte es, bevor ich darüber nachdenken konnte. Ich sagte es, bevor ich überhaupt registrierte, dass es mein volles Eingeständnis meiner Unterwerfung war, nicht nur per Gesten, sondern auch verbal. Seine andere Hand war an meiner Klitoris zugange und er nahm Tempo auf.
      "So ist's gut, meine brave, kleine Hure. Mein kleines gezähmtes Biest. Du bist mein!"
      Gezähmt hatte er mich wohl, vollumfänglich. Ich wehrte mich gegen nichts mehr, er hätte alles mit mir tun können. Und aktuell trieb er meine Lust immer höher, ich war gedankenlos, schwerelos, an seinen Körper gepresst, seine eine Hand fest an meinem Hals, die andere Hand zwischen meinen Beinen in meiner Nässe, seinen heißen Atem an meiner Wange.
      "Meins", flüsterte er noch einmal im Rhythmus seines eigenen schweren Atems, dann biss er mir unvermittelt in den Nacken. Das brachte mich zum Explodieren. Sein Schwanz tief in meinem Arsch, seine Zähne fest in meinem Hals, war ich vollkommen überwältigt und ich kam zitternd und stöhnend unter seinen Händen, die mich halten mussten, weil ich mir über die Dimensionen des Raumes nicht mehr sicher war. Die Kontraktionen meines Körpers brachten auch ihn zum Kommen. In seinem Orgasmus drückte er fast ein wenig zu fest zu an meinem Hals, aber es war egal. Es war alles egal. Ich war einfach nur froh, dass er mich hielt.
      Als die Wellen unserer Lust abebbten, spürte ich, dass meine Wangen heiß waren von Tränen der Erlösung. Sein Griff ließ wieder etwas nach. Eine kurze Weile hielt er in mir inne, wir beide genossen das Gefühl. Doch es war grausam, als er sich aus mir zurückzog. Ein protestierendes Japsen kam über meine Lippen, aber ich behielt die Augen geschlossen. Ich war mir nicht mehr sicher, ob in meinem Körper überhaupt noch irgendein Muskel zu Anspannung fähig war. Zum Glück musste es aber auch keiner sein, denn er legte mich sanft im Bett nieder. Erst jetzt öffnete hastig ein paar Knöpfe seines Hemds und zog es sich über den Kopf aus. Dann legte er sich zu mir, von hinten, und zog mich fest in seine Arme. Ich spürte den Schutz seines Körpers, ich spürte die Wärme und Nähe und die Geborgenheit und die Verbundenheit des Augenblicks. Obwohl ich wünschte, er wäre noch in mir. Egal wo.
      Doch erst einmal war es genug. Erst einmal.
      "Geht es dir gut?", flüsterte er in mein Ohr. Als ich die Augen öffnete, bemerkte ich, dass er mich ein wenig besorgt von oben ansah, vermutlich wegen der Tränen, die nun schon zum zweiten Mal flossen. Doch ich lächelte nur und nickte. Ich wand mich in seinem Arm, dass wir nun Brust an Brust lagen, und schmiegte mich in ihn hinein. Er umfing mich und hielt mich fest.
      "Danke", murmelte ich in ihn hinein. "Danke."



      Das war auch alles - versprochen :D
      Oh mein Gott, vielen lieben Dank für das viele Lob, das freut mich wirklich sehr :rot: . Hätte gar nicht damit gerechnet, dass überhaupt jemand es liest, weil sie so lang ist :D . Aber dann werde ich mal schauen, ob sich ein ruhiger Moment ergibt, in dem ich die Geschichte zwischen Gabriel und der kleinen bratty Hexe weitererzählen kann. An Fantasie mangelt es mir jedenfalls nicht :saint: .