Sub/Dom Beziehung und Vertrauen mit einem Fremden aufbauen / Abstürze aus der Vergangenheit aufarbeiten

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      Sub/Dom Beziehung und Vertrauen mit einem Fremden aufbauen / Abstürze aus der Vergangenheit aufarbeiten

      Guten Tag liebe Leute :)

      Ich habe dieses Forum erst kürzlich entdeckt und schon ganz neugierig durch manche Beiträge gelesen. Ich hoffe ich bin in diesem Bereich richtig, sonst verschiebt es gerne woanders hin :)

      Zunächst muss ich sagen, dass ich in dem ganzen Bereich noch ziemlich neu bin, es tut mir also Leid wenn ich vielleicht Fragen stelle, die etwas unbeholfen klingen. Manche Begriffe aus dem BDSM Bereich sind mir auch noch nicht so lange bekannt, wenn ich sie also nicht ganz richtig verwende, dann würde ich mich freuen wenn mich jemand darauf hinweisen würde/es mir erklären würde :)

      Ich habe mich kürzlich wieder ins Datingleben gewagt und in diesem Rahmen jemanden kennengelernt, mit dem ich mich gut verstanden habe. Auch sexuell schienen wir auf einer Wellenlänge zu sein und Bedürfnisse zu haben, die gut zusammenpassen. Wir haben über Vorlieben gesprochen, wo sich herauskristallisiert hat, dass er gerne dominant ist und dass ich gerne devot bin. (An der Stelle die Frage am Rande, ob ich es richtig verstanden habe, dass sub gleichzusetzen ist mit devot, bzw das die Übersetzung wäre?)

      Jedenfalls haben wir uns bisher nur einmal getroffen und hatten auch sehr schönen Sex. Nun hat er angesprochen, dass er eine dom/sub Beziehung gerne ausprobieren würde und sich dafür sogar schon grobe Regeln überlegt hat, diese hat er mir auch geschickt. Irgendwie hat sich mir dann eine neue Welt eröffnet. Natürlich kannte ich die Begriffe dom/sub schon vorher und ich wusste auch, dass es solche Beziehungen gibt, aber mir ist irgendwie nie in den Sinn gekommen, dass ich selbst soetwas Mal ausprobieren könnte, bzw. jemanden finden könnte, der soetwas mit mir ausprobieren würde. Als erstes sind mir einfach 100 Fragen in den Kopf geschossen und natürlich auch gewisse Sorgen. Ebenfalls hat es ältere Erfahrungen wieder hochgeholt.

      Aber fange ich Mal mit den Fragen an:
      Was für mich klar ist, ist dass so eine dom/sub Beziehung neben Regeln viel Vertrauen erfordert. Ist hier schon Mal jemand so eine Beziehung eingegangen bevor man sich besser kannte? Habt ihr Tipps, wie man dieses Vertrauen aufbauen kann? Natürlich muss ich das am Ende für mich selbst herausfinden, aber vielleicht hat jemand ja doch Anregungen, auf die ich selbst nicht komme.
      Die Regeln: Haltet ihr solche Regeln schriftlich fest? Was gehört für euch auf jeden Fall in ein Regelbuch (Gehören Punkte wie Aftercare für euch auch in ein Regelbuch?). An die Subs unter euch: Wie habt ihr herausgefunden, was für euch Tabus sind? Manches ist vielleicht sofort klar, aber es gibt ja vielleicht auch Dinge, bei denen man erst hinterher feststellt, dass man sie nicht möchte. Ich bin ein relativ sensibler Mensch und bei mir sind leider manchmal die Gefühle schneller als die rationalen Gedanken, manchmal sagt mein Gefühl mir einfach "fühle mich unwohl damit" aber mein Kopf versteht erst später den Grund dafür. Das könnte potentiell ein Problem werden denke ich, wie Teile ich ihm etwas mit, wenn ich gar nicht wirklich in Worte fassen kann, weshalb etwas für mich gerade nicht geht?
      Ich habe im Gefühl, dass das Thema Aftercare noch ein großes für mich sein wird, da ich wie gesagt ein ziemlich sensibler Mensch bin bisher bei jeglicher Intimität hinterher das Starke Bedürfniss nach Körperkontakt (Umarmungen, kuscheln..) hatte. Das würde bei Spielen, die online Stadtfinden ja fehlen, gibt es auch Leute unter euch, für die nur "reales Spiel" in Frage kommt, aus diesem Grund? Oder gibt es da vielleicht Methoden, die helfen könnten, dass es doch auch "online" funktioniert. Ich könnte mir so aus dem Bauch heraus gesprochen vorstellen, dass mir das auch "online" gefallen könnte, wenn ich wüsste dass ich die Körperliche Nähe z.B. "in X Tagen" bekommen könnte. Ich weiß nicht, ob das ein sinnvoller Gedanke ist.

      Nun habe ich noch eine weitere Frage, die die Gefühle betreffen, die dieser Austausch mit ihm hervorgebracht haben. Vielleicht kann mir hier jemand dabei helfen, diese ein wenig zu sortieren. Da muss ich auch ein wenig ausholen:

      Ich war in der Vergangenheit in einer 4 Jährigen beziehung (diese ist vor ca 3 Jahren geendet), in der ich irgendwann festgestellt habe, dass er sehr devot ist. Ich war noch ziemlich jung und kannte zwar den Begriff BDSM, aber hatte eigentlich gar keine Ahnung von Begriffen wie Sub/Dom und den Inhalten die damit zusammenhängen. Diese Themen waren mir damals sehr neu, haben mich aber damals auch schon gereizt. Mir war damals auch schon klar, dass ich ebenfalls lieber des submessive Part bin. Nun war ich in dieser Beziehung schon einige Jahre und habe ihn sehr geliebt und wir haben zusammen Dinge ausprobiert. Allerdings alles eher "aus dem Bauch heraus" und ohne Ahnung von den Regeln und dem Konstrukt, was eine Dom/Sub Beziehung so mit sich bringt. Ich wollte ihm zuliebe eben auch den dominanten Part ausprobieren bzw wollten wir uns da eigentlich abwechseln. Ich habe nicht sofort gemerkt, dass ich mich da in eine Rolle zwänge, mit der ich mich eigentlich gar nicht wohl fühle, wollte es ihm zuliebe machen. Irgendwann ist es in eine große Schieflage gerutscht, wir hatten nur noch Sex, wenn ich den dominanten Part übernommen habe. Ebenfalls hat er mir körperliche Nähe irgendwann verweigert, ist nach dem "Spiel" (auch wenn ich nciht weiß ob man es in dem Kontext so bezeichnen kann), wieder in seinen Alltag verschwunden und hat mich alleine gelassen. Ich erinnere mich noch an dieses schlimme Gefühl der Einsamkeit und des Allein gelassen werdens, an die Tränen die ich damals vergossen habe. Ich tue mich schwer damit, den Begriff "Absturz" richtig zu verstehen, aber wenn ich ihn lese oder Erklärungen dazu, dann fällt mir immer sofort diese Situation ein. Kann man das als "Absturz" bezeichnen? Oder ist darunter eher etwas anderes zu verstehen, weil wir eigentlich keine klassische sub/dom Beziehung hatten bzw es nciht bewusst so definiert haben?

      Jedenfalls scheint mich diese Erfahrung nachhaltig mitgenommen zu haben, da ich erst jetzt nach 3 Jahren angefangen habe, mit Freunden darüber zu sprechen und es holt noch immer Tränen hervor, wenn ich daran denke. Ich schätze ich sollte über diese Situation mit meiner neuen Bekanntschaft reden. Vielleicht ist es ja auch eine Chance, diese Gefühle zu der Situation damals zu verarbeiten.

      Ich würde mich sehr über eure Gedanken und Anregungen dazu freuen, es tut mir Leid wenn das alles vielleicht etwas wirr beschrieben ist.
      Habt einen schönen Tag!
      Willkommen :blumen:

      Was für mich klar ist, ist dass so eine dom/sub Beziehung neben Regeln viel Vertrauen erfordert. Ist hier schon Mal jemand so eine Beziehung eingegangen bevor man sich besser kannte?
      Ja, wir haben die Liebesbeziehung und BDSM-Beziehung in einem Schritt begonnen nachdem wir uns neu kennengelernt haben. Ist voll okay.

      Habt ihr Tipps, wie man dieses Vertrauen aufbauen kann?
      Wie in jeder anderen Beziehung auch, Zeit gemeinsam verbringen, Dinge erleben.

      Natürlich muss ich das am Ende für mich selbst herausfinden, aber vielleicht hat jemand ja doch Anregungen, auf die ich selbst nicht komme.
      Die Regeln: Haltet ihr solche Regeln schriftlich fest? Was gehört für euch auf jeden Fall in ein Regelbuch (Gehören Punkte wie Aftercare für euch auch in ein Regelbuch?).
      Wir haben kein Regelbuch und keine derartigen Regeln. Ihr könnt das handhaben wie ihr möchtet, im Zweifelsfall sollte aber Fürsorge nicht stattfinden, weil es im Buch steht, sondern weil es gewünscht ist. Da sind wir wieder beim Vertrauen. Wenn darauf kein Verlass ist (ob mit oder ohne Buch) sollte die Beziehung kritisch überdacht werden.

      An die Subs unter euch: Wie habt ihr herausgefunden, was für euch Tabus sind? Manches ist vielleicht sofort klar, aber es gibt ja vielleicht auch Dinge, bei denen man erst hinterher feststellt, dass man sie nicht möchte. Ich bin ein relativ sensibler Mensch und bei mir sind leider manchmal die Gefühle schneller als die rationalen Gedanken, manchmal sagt mein Gefühl mir einfach "fühle mich unwohl damit" aber mein Kopf versteht erst später den Grund dafür. Das könnte potentiell ein Problem werden denke ich, wie Teile ich ihm etwas mit, wenn ich gar nicht wirklich in Worte fassen kann, weshalb etwas für mich gerade nicht geht?
      Manche waren von Anfang an klar, manche haben sich im Spiel gezeigt. Manche von mir sind gar nicht so leicht in Worte zu fassen, das ist auch okay. Manche gehen zum drüber reden auf "Metaebene", manche machen das in ihrer Rolle. Beides ist okay, wichtig ist, dass du es schaffst sie zu kommunizieren, sodass dein Partner sie kennt. In meinen Augen macht es Sinn, den Hintergrund mitzuteilen, wenn man ihn selbst kennt. Das erlaubt dem Partner nämlich mitzudenken ^^

      Ich habe im Gefühl, dass das Thema Aftercare noch ein großes für mich sein wird, da ich wie gesagt ein ziemlich sensibler Mensch bin bisher bei jeglicher Intimität hinterher das Starke Bedürfniss nach Körperkontakt (Umarmungen, kuscheln..) hatte. Das würde bei Spielen, die online Stadtfinden ja fehlen, gibt es auch Leute unter euch, für die nur "reales Spiel" in Frage kommt, aus diesem Grund? Oder gibt es da vielleicht Methoden, die helfen könnten, dass es doch auch "online" funktioniert. Ich könnte mir so aus dem Bauch heraus gesprochen vorstellen, dass mir das auch "online" gefallen könnte, wenn ich wüsste dass ich die Körperliche Nähe z.B. "in X Tagen" bekommen könnte. Ich weiß nicht, ob das ein sinnvoller Gedanke ist.
      Probier es vorsichtig aus, beides ist okay.

      Ebenfalls hat er mir körperliche Nähe irgendwann verweigert, ist nach dem "Spiel" (auch wenn ich nciht weiß ob man es in dem Kontext so bezeichnen kann), wieder in seinen Alltag verschwunden und hat mich alleine gelassen. Ich erinnere mich noch an dieses schlimme Gefühl der Einsamkeit und des Allein gelassen werdens, an die Tränen die ich damals vergossen habe. Ich tue mich schwer damit, den Begriff "Absturz" richtig zu verstehen, aber wenn ich ihn lese oder Erklärungen dazu, dann fällt mir immer sofort diese Situation ein. Kann man das als "Absturz" bezeichnen? Oder ist darunter eher etwas anderes zu verstehen, weil wir eigentlich keine klassische sub/dom Beziehung hatten bzw es nicht bewusst so definiert haben?
      Ich würde das als Absturz bezeichnen. Generell kann man als Faustregel vielleicht nehmen, wenn es sich nach einem Spiel (ob so deklariert oder nicht) unerwartet kacke anfühlt, könnte es ein Absturz sein.

      Viel Spaß beim Ausprobieren ^^
      Willkommen hier im Forum

      rocknrolluebermensch schrieb:

      Was gehört für euch auf jeden Fall in ein Regelbuch
      ....eigendlich gar nichts.........braucht man das wirklich?.......

      Man kann sowas natürlich haben - aber - Du musst halt schauen wie Deine (BDSM-) Beziehung so aussieht und was Du und Dein Partner wollen und brauchen.
      Es gibt da keine Standardregeln ...oder ein muss von irgendwas.

      Auch das wann bezeichne ich eine Beziehung als BDSM......dann es es sich für Euch so anfühlt.

      Mach Deine Gedanken frei von Normen....muss.....sollte.......
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      @rocknrolluebermensch

      Erst mal herzlich willkommen im Forum! :blumen:

      Die Begriffe "devot" und "Sub" sind auf jeden Fall eng miteinander verbunden. Sub ist, würde ich sagen, eine Person, die ihre devote Neigung in einem BDSM-Kontext auslebt. Nicht alle devoten Menschen sind Subs, aber alle Subs sind auf jeden Fall devot.

      Was die Regeln angeht, habt ihr - wie auch generell, was euer BDSM angeht - alle Freiheiten, es so zu gestalten, wie es zu euch passt. Meine Kleine und ich haben ohne ein handfestes Regelbuch angefangen, sondern uns einfach viel Zeit genommen, um über unsere Wünsche und Vorlieben zu sprechen und unsere harten Grenzen festzulegen. Mit der Zeit habe ich trotzdem angefangen, für mich über Regel, Strafen, Entwicklungen etc. buchzuführen, um mein Gedächtnis ein bisschen zu entlasten und Konsequenz zu gewährleisten. Es hat schon etwas Peinliches, wenn Dom von Sub an eine offene Strafe erinnert wird, die ihm/ihr komplett entfallen ist. ;(
      Weil meine Kleine ein ähnlich emotionsgeleiteter Typ ist, wie du es hier beschreibst, habe ich ihr irgendwann die Aufgabe erteilt, Tagebuch über unsere Sessions und alles Weitere, was in unserem BDSM-Kontext passiert, zu führen. Sie hat dafür jeweils drei Tage Zeit, damit die Erinnerung noch frisch ist, und sie hat in fließendem Text und ganzen Sätzen zu schreiben, um die sachlichen Zusammenhänge möglichst gut zu erfassen. Dadurch ist sie gezwungen, ihre Gefühle zu verbalisieren, was ihr sehr hilft, von der emotionalen Ebene auf eine sachlichere Ebene zu kommen. Grundsätzlich hätte ich zwar das Recht, Einblick in ihre Erfahrungsberichte zu verlangen, allerdings habe ich das bisher noch nie eingefordert. Wenn unsere Beziehung lange genug hält, mache ich das vielleicht mal an einem Jahrestag mit ihr zusammen... stelle ich mir ganz witzig vor, auf die naiven Anfangstage zurückzublicken. :D
      Das nur als Beispiel, wie wir es machen und wie es für uns funktioniert. Für euch kann natürlich auch ein ganz anderer Weg der richtige sein. Ein paar wichtige Dinge, die meines Erachtens auf jeden Fall in irgendeiner Form besprochen werden sollten, sind harte Limits und Sicherheitsmaßnahmen wie z.B. Safewords. Wir handhaben es so, dass wir beide unsere jeweilige Tabu-Liste jederzeit und ohne Angabe von Gründen verändern können. Wenn meine Kleine merken würde, dass etwas, was ich mit ihr tue, für sie überhaupt nicht geht, dann weiß sie, dass sie das Spiel direkt per Safeword beenden und die entsprechende Praktik direkt auf ihre Liste setzen soll. Wenn sie erst später merkt, dass etwas wirklich schlimm für sie wahr, dann berichtet sie davon, sobald es ihr bewusst ist, und es kommt auch auf die Liste. Zudem haben wir eine Weise abgesprochen, mit der sie mir während der Session mitteilen kann, dass ihre Grenze erreicht ist, sie die Session selber aber nicht abbrechen möchte. Insgesamt fahren wir damit bisher sehr gut.
      Aftercare wäre für uns nichts, was wir verbindlich festhalten würden, weil es in unserer Beziehung eine Selbstverständlichkeit ist. Wenn es dir aber - gerade vor dem Hintergrund deiner früheren Erfahrungen - hilft und Sicherheit gibt, dann spricht nichts dagegen es ihm einfach mal vorzuschlagen. Wenn du deine Gründe erklärst, wird er das sicherlich verstehen.
      Ich denke, wenn man sich Mühe gibt, dann ist es auch online durchaus möglich, sich in gewissen Grenzen Nähe zu geben. Aber auch da gibt es wieder - Ich weiß, unbefriedigende Antwort - keine Universallösungen, sondern jedes Paar muss da nach seinen individuellen Bedürfnissen entscheiden.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.
      Vielen Dank erstmal für eure Antworten :) Es ist sehr spannend eure Ansichten dazu zu lesen.

      Ich denke ich werde zunächst einmal Zeit investieren, ihn besser kennenzulernen und auch mal persönlich über verschiedene Grenzen und Wünsche zu sprechen. Ich merke, dass ich mir noch nicht sicher bin, ob ich ihm da trauen kann, dass er das ganze wirklich verantwortungsvoll angeht. Ich denke, dass Regeln festhalten auf jeden Fall helfen würde, wirklich nichts zu vergessen, wie @Anfuehrungszeichen das erwähnt hat und sich vor allem Tabus vor Augen zu halten.

      Ich bin Mal gespannt, wo das ganze hinführt, bzw ob es wirklich dazu kommen wird. Vielen Dank für euren Input! :)