Machtgefälle beim ersten Kennenlern-Date

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      Herr von Rhea schrieb:

      Beides empfinde ich als intellektuelle und zwischenmenschliche Grenzüberschreitung:

      Die Frage nach "Einverstanden?" signalisiert zweifellos, dass sowohl ein "ja" wie auch ein "nein" akzeptiert wird. Es ist die Frage nach Einvernehmen, welches nicht Unterstellbart ist.

      Einverstanden?

      "Rhetorische Frage" war in diesem Fall sicher unglücklich formuliert. Ich habe es geschrieben, weil ich Revanto so verstanden habe, dass das Nicht-Erfüllen der Forderung für ihn ein No-Go für die Beziehungsanbahnung war:

      Regardo schrieb:

      Nun ja, das Date ist gescheitert. Sie schrieb, sie lasse sich nicht vorschreiben, was sie beim ersten Date zu tragen habe.

      Nun, ehrlich gesagt, ich war davon nicht überrascht. Ich war ihr auch gar nicht böse. Nur meins war es ab da nicht mehr.

      Und wollte damit den Gegensatz zu einem ergebnisoffenen Vortasten, das erstmal nichts am Interesse ändert, zum Ausdruck bringen. Natürlich ist es legitim, das Interesse zu verlieren und Revanto hat sein Gegenüber hier zu nichts gezwungen. Beide Beteiligte haben sich wie dargestellt sogar einvernehmlich darauf verständigt, dass sie kein Interesse aneinander haben.

      Es ging mir darum, gewisse Widersprüche in der Sprache des Texts aufzuzeigen und wie man es meinem Empfinden nach kongruenter hätte darstellen können. Und auch darum, dass es meinem Empfinden nach der Formulierung halber unglücklicherweise weniger auf Konsens bedacht klingt, als es klingen könnte. Dass es so nicht gemeint ist und dass das eben auch in dem "Einverstanden?" zum Ausdruck kommen sollte, davon gehe ich aus.
      Ähnliche Bedenken klingen hier in mehreren Kommentaren an, es scheint also nicht nur auf mich eine etwas unglückiche Wirkung zu haben.

      Regardo schrieb:

      @Herr von Rhea
      Ich hab noch mal nachgeschaut. Hier meine Text wörtlich:
      "Auch wenn wir (noch?) kein Machtgefälle haben: Du trägst Rock oder
      Kleid, auf keinen Fall eine Hose. Und - möglichst - keinen Slip. Einverstanden?"
      Und in ihrer Anwort gab es die Formulierung "niemals vorschreiben".
      Ich würde sagen, du hast dich da ein wenig unglücklich ausgedrückt. :yes:

      Ich hätte da wohl auch erstmal geblinzelt. Wenn der Rest der Unterhaltung aber gut war, hätte ich das auch einfach mit Humor nehmen können. Und dementsprechend auch reagiert. Wahrscheinlich so in der Art wie:
      "Das mit dem Slip möchte ich gerne nach Wetter und Bauchgefühl entscheiden, ein Kleid sollte aber kein Problem darstellen. Vielleicht bist du dann auch so lieb, kein Parfum zu tragen?"
      (Ich mag es den Menschen riechen zu können, nicht das Parfum und die Frage gäbe mir ja dann genug Raum, das anzubringen.)

      Denn letztendlich zeigt es (für mich) eigentlich nur gesteigetes Interesse, die bereits vorhandene Sympathie eventuell etwas auszubauen.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~

      Regardo schrieb:

      Vielleicht bin ich da ja Old School, aber wenn es um ein Kennenlern-Date zur Begründung einer (Spiel-)Beziehung mit Machtgefälle geht, ist für mich eine Hose ein sehr starkes Symbol des Sich-Verschließens, ein Symbol der Nichtbereitschaft, sich zugänglich zu machen und sich wirklich auszuliefern
      Für mich wäre es das nicht, aber davon unabhängig möchte ich bei einem ersten Treffen auch gar nicht die Bereitschaft zeigen, mich 'zugänglich' zu machen und auszuliefern. Das kann ich erst entscheiden, wenn man sich real gesehen hat. Allein anhand von Nachrichten oder ein paar Telefonaten kann ich jedenfalls nicht beurteilen, ob ich mich meinem Gegenüber auch real unterwerfen möchte / kann. Wenn man sich gegenübersteht, ist die Wahrnehmung und Wirkung unter Umständen eine völlig andere - und das muss ich erstmal spüren. Ich wüsste auch nicht, warum ich bei einem ersten Date keinen Slip tragen sollte, wenn ich sowieso definitiv nicht dazu bereit bin, mich derart vor ihm zu entblößen. So schnell lasse ich niemanden an meinen Körper heran. Gegen eine Umarmung oder von mir aus auch Händchenhalten o. ä. habe ich überhaupt nichts einzuwenden - wenn es sich ergibt und richtig anfühlt, ist es umso schöner. Auch ein Kuss kann sich ergeben. Aber ich würde bei einem ersten Date sicher niemanden an meinen nackten Körper heranlassen. Dafür brauche ich einfach mehr Vertrauen und auch eine gewisse emotionale Nähe. Und um den Bogen zum Thema im Threadtitel zurückzuschlagen: Ein wirkliches Machtgefälle würde ich beim ersten Kennenlernen nicht wollen, weil ich - wie beschrieben - vorher noch nicht beurteilen kann, ob das für mich überhaupt passt, ohne seine Gegenwart schon einmal erlebt und gespürt zu haben. Wenn es sich aber im Laufe des Treffens ergibt - und das eher auf eine spielerische Weise und ohne ernsthafte Bedingungen und große Erwartungen - habe ich nichts dagegen. Das empfinde ich dann aber eher als eine Art von Flirt zwischen BDSMlern und nicht als ernst zu nehmendes Machtgefälle.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.
      Wie ich schon geschrieben habe, die Kommunikation mit der Bottom diente mir nur als Beispiel. Wenn ich sie hätte intensiver diskutieren wollen, hätte ich sie auch umfassender dargestellt. Das hätte ich aber als Grenzüberschreitung der Bottom gegenüber empfunden. Deshalb gibt es hier auch kein wörtliches Zitat von ihr. Ich habe mich sogar gefragt, ob ich mit dem Beispiel nicht zu weit gehe, bin dann aber für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich es in der gewählten Form tun kann, ohne ihr zu nahe zu treten.

      Lange Rede, kurzer Sinn. Ich werde mich an den Diskussionen über diese Kommunikation nicht mehr beteiligen. Und möchte auch Euch bitten, es sein zu lassen. Ich finde diese Form der spekulativen Diskussion über konkrete Situationen mit ein*er/em Dritten inklusive schnell gefällter Urteile meist sehr unerquicklich, weil es Außenstehenden wirklich zumeist nicht möglich ist, die Komplexität der Situation zu erfassen.


      Hallo @Teufelanna,
      als ich diesen Satz geschrieben habe, habe ich tatsächlich an Dich gedacht. Dass die Formulierung so für Dich (und sicher auch für manche anderen) nicht passt. Ich habe ihn dann aber trotzdem geschrieben. Man kann ja nicht jeden Gedanken ausformulieren.

      Und: Ich denke im Allgemeinen schon so. Deiner Äußerung nach denke ich also sehr sehr gefährlich. Und könnte damit einer von den diversen Männern sein, die damit rechtfertigen, einer Frau etwas anzutun. Merkst Du nicht, dass Du etwas zu weit gehst? Ehrlich gesagt triggert mich das gerade sehr, und das ganz bestimmt nicht, weil ich einer Frau etwas angetan hätte. Warum, das kann ich Dir gerne mal auf einem Stammi erzählen. Aber ganz gewiss nicht hier.

      Dein Vorschlag zur Höschenfrage gefällt mir, deutlich besser als meine Vorgehensweise.
      @Regardo ich wollte dich damit in keinster Weise angreifen und dich definitiv auch nicht triggern. Bitte entschuldige, dass das passiert ist.

      "Und könnte damit einer von den diversen Männern sein, die damit rechtfertigen, einer Frau etwas anzutun. Merkst Du nicht, dass Du etwas zu weit gehst?"

      Nein ich denke nicht, dass ich damit zu weit gehe, dass jedem Menschen zu zu trauen. Und wenn ich an die diversen Frauen denke, die ungewollt betatscht oder gar schlimmeres werden, aufgrund so einer Denkweise, dann fühle ich mich da sehr drin bestätigt.

      Wird jeder der so denkt zu einem Täter? Nein definitiv nicht! Das wollte ich auch nicht andeuten.

      Übrigens schließe ich in dem zutrauen dabei selbst meinen eigenen Partner nicht aus. Ich traue auch jedem Menschen zu einen Mord zu begehen. Ist immer eine Frage der Weltsicht. In meiner Welt ist jeder zu allem fähig. Umso schöner wenn das dann nicht passiert.

      Teufelanna schrieb:

      Nein ich denke nicht, dass ich damit zu weit gehe, dass jedem Menschen zu zu trauen. Und wenn ich an die diversen Frauen denke, die ungewollt betatscht oder gar schlimmeres werden, aufgrund so einer Denkweise, dann fühle ich mich da sehr drin bestätigt.


      ....

      Übrigens schließe ich in dem zutrauen dabei selbst meinen eigenen Partner nicht aus.
      ähm, verstehe ich das jetzt richtig?
      Du sagst, dass Du Deinem Partner zutraust, eine Frau gegen ihren Willen zu "betatschen oder gar schlimmeres" ?
      Ernsthaft?
      Bevor ich da mehr zu schreibe (oder auch nicht, mal sehen) wäre ich mir da über Deine Aussage gerne sicher.

      Das mit dem Mord lasse ich mal außen vor, ich würde auch zur Selbstverteidigung morden, wenn mir oder meiner Familie akute Gefahr droht.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      @Katharina danke das du fragst. Weil ich diesen Beitrag vorher extra mit @Nachtwanderer abgesprochen habe.
      Ja ich traue ihm genau das zu, sogar noch viel schlimmeres. Wie gesagt, eine Frage der Weltsicht und meine Weltsicht habe ich erklärt oben. Und noch wichtiger: Er findet es sehr gut, dass ich ihm das zu traue. Und es gibt einen Unterschied zwischen zutrauen und vorverurteilen.

      Regardo schrieb:

      @Herr von Rhea
      Ich hab noch mal nachgeschaut. Hier meine Text wörtlich:
      "Auch wenn wir (noch?) kein Machtgefälle haben: Du trägst Rock oder
      Kleid, auf keinen Fall eine Hose. Und - möglichst - keinen Slip. Einverstanden?"
      Und in ihrer Anwort gab es die Formulierung "niemals vorschreiben".

      Hmm, würde mich ein Mann (Dom?) , den ich bisher nur virtuell kenne, so anschreiben, wäre ihm mein persönlicher Dummdom award sicher.

      Ob ein Mann es wert ist, dass ich mich ihm unterwerfe, lässt sich für mich nicht online oder telefonisch herausfinden.
      Dazu brauche ich weit mehr, auch mehr als ein reales Treffen.

      Bekäme ich dann solch eine Antwort/Aufforderung wie deine, müsste ich wohl als erstes herzlich lachen. Meine Antwort wäre auch sicherlich nicht so nett, wie die von dir geschilderte.
      Ehrlich... diese Aufforderung ist in meinen Augen vergleichbar mit der ungefragten Zusendung eines Dick-Pics.

      Mir ist auch absolut schleierhaft, wie jemand auf die Idee kommt, solch eine Forderung zu stellen, den ich nicht kenne und dem ich zu nichts, aber auch gar nichts verpflichtet bin.
      Und da spielt es überhaupt keine Rolle, ob das erste Schreiben in Szenekreisen stttfindet oder in einem Hundeforum.

      Sollte ein reales Date dann gut laufen, joa, gerne etwas flirty und sehr subtil die Möglichkeiten testen, sehr gerne, gilt für beide Seiten.

      Aber doch bitte nicht derart plump.
      ich finde, die Fragestellung ist zu schematisch.
      Beim ersten Mal ein Spiel zu beginnen oder Vorschriften zu machen, halte ich für unsinnig.
      Zuerst will und sollte man sich kennenlernen,
      Wenn man sich auf der zwischenmenschlichen Ebene begegnet, dann beginnt man auch mehr zu spüren, d.h. es entwickelt sich fast automatisch, nicht auf Befehl oder nach Planung.
      Ich habe mir überlegt, weshalb mich Aufforderungen wie „in Kleid und ohne Höschen zum Date“ so triggern, dass ich da meistens gleich raus bin.

      Ich selbst und unzählige andere Subs haben diesen Befehl von fremden! Männern die man noch nicht getroffen hat einfach zu oft gehört. Die paar wenigen, bei welchen sich beim Schreiben wirklich schon ein Machtgefüge aufgebaut hat, welches sich real angefühlt hat, haben sich als totale Nullnummern entpuppt. Und ehrlich, es fühlt sich nicht schön an, wenn man jemandem schon virtuell Macht über sich gegeben hat und der entpuppt sich dann als Idiot der einen ghostet oder immer wieder anfüttert und dann hinhält.

      Ich bin dann nach der ersten BDSz-Anfangseuphorie dazu über gegangen, dass es für mich vor einem ersten Treffen kein Machtgefälle mehr gibt. Für meine Psyche war das die richtige Entscheidung. Auch wenn es nicht schön ist, dass man dann andauernd von den Herren hört, man sei ja gar nicht devot. Gerade eine Anfängerin kann das sehr verunsichern. Und es ist schade, wenn die Devotion in Frage gestellt wird, nur weil man erstmal in live schauen will, ob einem der Gegenüber überhaupt gefällt.
      Besondere Menschen erkennst Du darin, dass sie Dich berühren ohne die Hände zu benutzen
      @Sassa Das ist mal eine Argumentation, die kann ich sofort nachvollziehen. Wenn mir ähnliches widerfahren würde, würde ich wahrscheinlich ähnliche Konsequenzen ziehen. Ich konnte nur mit diesem "erstmal den Menschen kennenlernen“ nicht wirklich etwas anfangen. Danke Dir also ausdrücklich für deinen Beitrag.

      Für mich wirklich neu ist, dass genau diese Aufforderung also offenbar Standardprogramm ist. Hätte ich nicht so gedacht. Aber woher soll ich es auch wissen. Wir sind hier auf Seite 4 dieses Threads und ich wüsste nicht, daß es so schon mal geschildert wurde. Warum eigentlich nicht?
      @Regardo

      Dass Du das bisher noch nicht gelesen hast, liegt glaube ich nicht an einem Mangel diesbezüglicher Schilderungen. Hast Du Dir Beiträge zu "Dummdoms" schon einmal durchgelesen? Da kommt genau auch das immer wieder vor. Diese Aufforderungen (kein Slip, keine Hose etc.) wirken gern wie von Seite 1 des "wie werde ich der Mega-Dom" Handbuchs entnommen. Und das kommt so dermaßen häufig vor, gerade kurz nach Neuanmeldung in diversen Portalen, dass es schon in so großer Anzahl geschildert wurde, dass ich nicht gedacht hätte, dass es nötig sei.

      Diese Aufforderungen seitens eines Menschen, den ich noch kaum kenne, den ich aber gern kennengelernt hätte, wäre er über Seite 1 des "Handbuchs" hinaus gekommen (oder hätte das Büchlein als Ideengrundlage genommen und sich eigene Gedanken dazu gemacht), führen schlicht dazu, dass dieses Gegenüber schlagartig mein Interesse verliert. Das mag im Einzelfall nicht fair sein.

      Im richtigen Kontext, bei der richtigen Gelegenheit und vor allem, vom richtigen Gegenüber, kann die Aufforderung: "heute/ ab jetzt ohne Slip" einen Ozean bewegen :yes: . Zum ersten Treffen, kurzfristig ausgemacht, wirkt es in den allermeisten Fällen schlicht plump, ideen- und gedankenlos. Es gibt mir ein Gefühl der Beliebigkeit und der Wertlosigkeit. Deshalb wirken - nicht nur bei mir, wie ich vermute - solche "Nicht-Ideen" eines potentiellen neuen Doms als kalte Dusche :yes: .

      Wie erwähnt: von der richtigen Person, in stimmigem Kontext, ja, da kann dieser Befehl Wellen auslösen :rot: :love: .
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]

      Louise schrieb:

      Diese Aufforderungen (kein Slip, keine Hose etc.) wirken gern wie von Seite 1 des "wie werde ich der Mega-Dom" Handbuchs entnommen. Und das kommt so dermaßen häufig vor, gerade kurz nach Neuanmeldung in diversen Portalen, dass es schon in so großer Anzahl geschildert wurde, dass ich nicht gedacht hätte, dass es nötig sei.
      ABSOLUT! Da kann ich mich sogar erfahrungsgemäß nur anschließen...

      Der Gag ist nämlich, selbst wenn vorab der "Wunsch" noch nicht geäußert wurde, dass man doch bitte auf n Slip verzichten möge, so kommt es, sofern die Unterhaltung auch ganz nett ist, spätestens BEIM 1. Date dann auch gerna mal zu folgendem Satz:
      "Du gehst jetzt zur Toilette...", ach, moment... den braucht mein Gegenüber ja gar nicht zu Ende sprechen, den Satz... denn es ist doch klar, was man da machen soll, oder? Ich grinse mir dann einen und sage ganz cool: Ich habe gar kein Höschen an, was ich ausziehen könnte :D

      Das meinte ich übrigens mit "peinlich" @Regardo ;)
      "Nichts Böses; hast Du die Schwelle überschritten, ist alles gut.

      Eine andere Welt, und Du mußt nicht reden." (Franz Kafka)
      Danke @BottomBonnie :thumbup:
      Jetzt weiß ich es und kann es benennen: es ist die Vorhersehbarkeit, die mit einer solchen und ähnlichen Befehlen jeden Prickel tötet :yes: . Ein Dom, dessen Ansagen, Ideen und Handlungen von Beginn an so dermaßen vorhersehbar sind, reizt mich nicht.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3 [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3 [Marie Luise Kaschnitz]

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      @Regardo
      Ich führe das gerne noch etwas weiter aus.

      Regardo schrieb:

      Hui, jetzt wird es schon zu einem Fehltritt meinerseits. Und zu einer Grenzüberschreitung. Seh ich nicht so.
      Was eine Grenzüberschreitung ist, hängt (offensichtlich) davon ab, wo die Grenzen liegen. Zum 1x1 des BDSM gehört, dass Grenzen individuell verschieden sind. In meinen Augen ist eine Überschreitung der Grenzen auch ein Fehltritt und ich gehe davon aus, dass du und alle anderen hier die Grenzen der Spielpartner eigentlich respektieren möchtest.
      Wie geschrieben, halte ich es für menschlich, dass man mal einen Fehltritt macht und in diesem Kontext wäre er für mich persönlich auch keine psychische Belastung, sondern nur ein Warnzeichen.
      Ich möchte dich damit daher gar nicht persönlich angreifen. Wenn jemand sagt, "da hat x meine Grenze überschritten" ist es nicht an x, zu sagen "nö, sehe ich nicht so". Wenn ein Machtgefälle begonnen wurde auszuüben (die Anweisung zählt dazu) und als Reaktion kommt "nein, keine Anweisung, kein Machtgefälle" dann ist das für mich ein deutlicher Hinweis darauf, dass du eine Grenze überschritten hast.

      Vielleicht hilft dir Folgendes, mich zu verstehen:
      Es gibt für mich nur Menschen mit Erlaubnis im BDSM-Kontext Macht auf mich auszuüben und Menschen ohne diese Erlaubnis. Es gibt nichts dazwischen, keinen "Anwärter-Status" weil es ein zukünftiger Dom von mir sein könnte. Daher wären Anweisungen/Machtgefälle beim ersten Treffen (da gibt es keine Erlaubnis für Machtgefälle von mir) mit einem potentiellen Dom für mich ähnlich unangebracht, wie wenn ein fremder Dom von dem ich nie was wollen würde sowas einfordert.

      Regardo schrieb:

      Vielleicht kannst Du mir ja mal erklären, wie man "Machtgefälle" thematisieren soll, ohne es zu thematisieren.
      Wenn du mit "Machtgefälle thematisieren" meinst darüber zu reden, wie die Vorlieben sind, dann genau so:
      Was magst du, was magst du nicht, was reizt dich, was schreckt dich ab, gibt es etwas was du ausprobieren möchtest? Ich mag x, y nicht sich so, so stelle ich mir z vor...
      Darüber kann man sprechen, ganz ohne in diesem Moment ein Machtgefälle zu haben. Man kann bei auch spezifisch über D/s Sachen reden "ich mag es, wenn die Entscheidung was sie zu tragen hat, bei mir liegt" usw. Manche eine Sub wird das beim nächsten Treffen vielleicht schon aufgreifen und von selbst anbieten, dass du die Entscheidung treffen kannst. Ansonsten fand ich die Formulierung von @Currer Belle ziemlich gelungen:

      Currer Belle schrieb:

      "Hast du Lust dich schonmal mit mir an ein Machtgefälle ranzutasten? Dann trag..."
      Ich weiß schon, dieses Konsens einholen ist ein Thema. Ich verstehe auch, dass du dich damit schwer tust und als erstes an ein Formular denkst. Man muss sich damit ein bisschen auseinandersetzen und sich überlegen, wie man Dinge trotzdem erotisch gestalten kann. Aber glaube mir, es geht. Es kann auch sehr sexy sein, wenn Sub aktiv darum bittet, dass man Dinge mit ihr/ihm macht :D
      Vielleicht wäre das auch mal ein toller Thread? "Sexy Varianten Konsens einzuholen"
      Aber auch Neigungsfragebögen haben absolut ihren Platz im BDSM, die helfen wahnsinnig, wenn man ein umfassendes Bild über Vorlieben aufbauen will. Das entbindet natürlich trotzdem nicht davon, abzufragen ab wann das Machtgefälle beginnen soll.

      Mein Eindruck ist, dass es auch ein bisschen eine Generationenfrage ist, welchen Weg man bevorzugt. Vielleicht bist du auch in einer Altersklasse, in der der Wunsch nach explizitem Konsens einholen nur bei einer Minderheit besteht. In meinem Umfeld zumindest, ist das eher der Standard als die Ausnahme.

      Regardo schrieb:

      unicorn80 schrieb:

      In Sachen Kleiderordnung bin ich evtl. ein Sonderfall, denn damit kann ich gar nicht und daher wäre Dein genanntes Beispiel auch für mich nichts für ein erstes Date.
      Vielleicht hängt es auch damit zusammen dass ich was Festes suche und deshalb keine "Spielchen" am Anfang mag.
      Ich wünsche mir da schlichtweg Authentizität und möchte mein Gegenüber möglichst ungekünstelt und natürlich kennenlernen.
      Beim Vanilla-Dating nennt sich das "Spielchen" Flirt. Und kann auch da ja durchaus authentisch und ungekünstelt sein. Finde ich. Aber danke für Deine Antwort. Find die Diskussion durchaus spannend.
      Ich bin gerade hierüber gestolpert....
      Könntest du mir erklären, was du damit meinst, @Regardo?
      Ein Vanilla-Flirt hat auch was mit Anweisungen in Sachen Kleiderordnung zu tun ? ?(
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:
      @Leia

      Ohja! Hab ich damals immer wieder erlebt. Aber da war von BDSM keine Rede. Es waren ganz normale Flirtportale/ Chatseiten.
      Aber vl liegt es daran, dass Männer generell gerne Anweisungen geben wollen. Zumindest haben sie es immer wieder versucht, wenn s in die Richtung "Treffen" ging. Was man anzuziehen hat und dann nix drunter... mal war's kein BH... mal das Höschen..
      X/
      "There is no god in Desperation."
      @Louise
      Ich gestehe, ich hatte in meinem Leben bisher nur exakt ein Date. Und dieses Date (und die Kommunikation davor) verlief kommunikativ und erotisch dermaßen erfolgreich, dass ich damit sofort wieder für ein paar Jahre vom Markt war. Da gab es übrigens auch kleine Machtgefälle-Spielchen (aber nicht das hier als Beispiel verwendete).


      Was den Mangel an diesbezüglichen Schilderungen angeht: ja, hatte ich schon die eine oder andere gelesen. Aber erstens ist das lange her, und zweitens muss man aus einigen Schilderungen nicht unbedingt schließen, dass das Standardprogramm ist, und drittens kann ich mich nicht erinnern, das jemals so gelesen zu haben, wie @Sassa das geschildert hat. Mag ja sein, dass ich ein wenig an Alzheimer leide. Aber gerade wenn das so wäre: Hätte ich nicht so oder so das Recht, nicht mit allen möglichen anderen Menschen in einen Topf geworfen zu werden. Ich konstatiere hier einen Hang zur Schnellverurteilung. Und ein riesengroßes kommunikatives Problem.


      Wie gesagt, erst auf Seite 4 dieses Threads, kommt die Schilderung dieses Sachverhalts. Vorher wurde er also implizit vorausgesetzt und auf dieser Basis munter Ab-/Bewertungen vorgenommen. Wenn @BottomBonnie schreibt "Das meinte ich übrigens mit 'peinlich'", so antworte ich "schön, dass ich das jetzt auch mal weiß". Hier werden Dinge in einer Nonchalance vorausgesetzt, die wirklich atemberaubend daher kommt. Eigentlich kann nur ein*e Sub, der/die schon diverse Dates gemacht hat, zu dieser Erkenntnis gelangen. Ein*e Dom*se eigentlich nur, wenn er von Sub irgendwann darüber informiert wird, das solche Erfahrungen vorliegen. Ob diese Information passiert? Ich habe da so meine Zweifel angesichts der oben geschilderten impliziten Voraussetzungen.


      Ich habe keinen Zweifel, dass es - wahrscheinlich auch viele - Dummdoms gibt. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle mal die Sinnhaftigkeit der Dummdom-Awards in Zweifel ziehen. Es ist spaßig, das zu lesen, keine Frage. Aber es befördert aus meiner Sicht auch die Tendenz zur Schnellverurteilung und Abwertung. Man könnte ja mal die Frage stellen, warum dieses Rock/Kleid/Höschen-Spiel so oft kommt. Mit der Klassifikation "Das sind alles Dummdoms, das ist peinlich, plump etc." kann ich es mir natürlich ziemlich leicht machen. Ich erhebe mich über andere und kann mich dabei total toll fühlen. Und begreife nicht, dass ich ein Teil des Problems bin. Weil ich nicht begreife, dass ich zu einem Kommunikationsleck beitrage.


      @Louise schrieb "Im richtigen Kontext, bei der richtigen Gelegenheit und vor allem, vom richtigen Gegenüber, kann die Aufforderung: 'heute/ ab jetzt ohne Slip' einen Ozean bewegen". Vielleicht ist ja genau dieser Wunsch, einen Ozean zu bewegen, die bzw. eine wichtige Ursache für die Häufigkeit des Programms. Vielleicht sind es auch mediale Klischees, die da zum tragen kommen. Aber ist man dumm, weil man diesem Wunsch oder diesem Klischee erliegt? Wer das meint, sollte sich vielleicht mal besser an die eigene Nase packen.


      Sie schrieb weiter "Ein Dom, dessen Ansagen, Ideen und Handlungen von Beginn an so dermaßen vorhersehbar sind, reizt mich nicht." Ich frage, wieso ist das so vorhersehbar. Doch nur, weil viele solcher Erfahrungen vorliegen. Heißt, es gab viele Dates. Ob das nun ein gutes oder nicht so gutes Zeichen ist, kann jede/r nur für sich im Rahmen ihres/seines Lebensmodells bewerten. Wenn aber viele Dates scheiterten, dann sollte man es vielleicht nicht einfach auf die blöden Dummdoms schieben, sondern sich vielleicht auch einmal fragen, was ist mein Anteil daran.


      Noch etwas zur Diskussionskultur hier: Per PN erhielt ich eine Nachricht, die mir Mitgefühl ausdrückte, dass dieser Thread ausartete. Wörtlich (Einverständnis liegt vor): "Leider picken sich einige Leute immer nur ein Statement heraus, welches ihnen ins Auge sticht und sehen nicht mehr das eigentliche Thema. ..... Mich hemmt das oft. Ich hätte manchmal so viele Fragen und überlege dann schon während des Schreibens, wie etwas aufgefasst werden könnte. Bin mir dann unsicher und lösch es wieder und versuche die Antworten für mich selber zu finden." Schon erschreckend, findet ihr nicht?