Homosexualität und BDSM vergleichbar?

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      Homosexualität und BDSM vergleichbar?

      Grüße in die Runde,

      durch einen anderen Thread: "Haben alle Subs Schlimmes erlebt?" kam in mir die Frage auf, ob Homosexualität und BDSM-Neigung vergleichbar sind. Bzw. anders gefragt: stehen beispielsweise 'Homosexualität' und 'Neigung zu BDSM 'auf derselben Stufe? Oder stehen sie nebeneinander?

      Auf BDSM können ja sowohl homo- als auch hetero-, bi- oder a-sexuelle etc. Menschen stehen. Deshalb hat für mein Verständnis BDSM mit homo/ hetero/ bi/ a etc. erst einmal nichts zu tun :gruebel: .

      Eine Frage, die vielleicht hinter meiner Frage steht: was denkt ihr - ist die sexuelle Ausrichtung angeboren? Ist die Neigung zu BDSM angeboren? Oder werden sexuelle geschlechterbezogene Präferenz und/ oder Neigung zu BDSM durch die Umwelt/ Erziehung/ Prägung generiert? Vielleicht auch beides? Zu gleichen Teilen, zu unterschiedlichen Teilen?

      Was denkt Ihr?
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Ja, ich finde, das kann man - das Beispiel kam auch von mir.

      Nicht für jeden, der in der BDSM Welt wandert selbstverständlich, aber doch für jene, die BDSM als sexuelle Identität ansehen (gabs dazu nichts sogar eine Folge in einem Podcast und auch einen eher - ok sagen wir "sehr schwachen" - Artikel über die Anerkennung von BDSM als sexuelle Identität?

      Da müsste man dann meiner Meinung bei BDSM wieder differenzieren zwischen: BDSM als rein sexuelle Ausrichtung und BDSM, das in andere Aspekte des Lebens greift und nicht nur die sexuelle Komponente übernimmt.

      Sind Sadismus und Masochismus sexuelle Identitäten?
      Vielleicht mehr als Dominanz und Devotion - so vom Gefühl her, hätte ich jetzt mal gesagt.
      Homosexualität ist nach aktuellem Stand vermutlich angeboren und dennoch unterscheidet sich wer sich dazu bekennt stark von der jeweiligen Kultur, evtl. auch Gesetzgebung die Strafen bis hin zur Todesstrafe vorsieht. Interessanter Punkt an dieser Stelle: Strafverfolgung bezog und bezieht sich auf Männer. Also ein entsprechendes kulturelles Thema.

      Sadismus und Masochismus waren bis vor gar nicht allzu langer Zeit generell als Krankheiten angesehen.
      Und als nicht oder kaum behandelbar.

      Inzwischen wird der Krankheitsbegriff nun sehr eingeschränkt verwendet bei Menschen mit starkem Leidensdruck oder wenn die Gefahr besteht, dass andere Personen geschädigt werden.

      Man geht derzeit davon aus, dass die Erregungsmuster (also z.B. Erregung über erleiden oder zufügen von Schmerz oder Demütigung) eine starke psychologische Komponente haben und sich vor der Pubertät ausbilden. Wenn das so stimmen sollte wären Umweltfaktoren in der Kindheit ein großer Faktor.

      Gleichsetzen würde ich Homosexualität und inhaltliche Sexualpräferenz sowieso nicht.

      Mit wem man lebt oder Sex hat ist um einiges öffentlicher als was dabei im einzelnen passiert. Auch hier also große Unterschiede.
      Und wir sehen auch immer wieder, dass es langfristige Entwicklungen gibt und oft mit der Zeit "mehr" möglich wird..
      Auch hier ein Unterschied zur sexuellen Orientierung.
      Ich denke der Mensch an sich ist weder monogam noch total hetero.......geprägt werden wir dann durch unsere Umgebung...Moral usw.

      Je nach wie groß die einzelnen Ausprägungen dann sind und wie die Prägung der Umwelt kommt es halt zum Vorschein........oft muss es ja auch unterdrückt werden.....weil in dem Land verboten........u.a.weg ist diese Neigung dann natürlich nicht.

      Wahrscheinlich spielt es auch eine große Rolle in der Pubertät wieviel Möglichkeiten ich habe um auszuprobieren...ganz wertefrei.........
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ich meine sowohl die Geschlechterpräferenz, als auch die Neigung zu Spielarten BDSM haben bestimmt eine angeborene Komponente. Was der/die Einzelne daraus macht, ist wohl abhängig vom Umfeld und der Ausprägung der Neigung.

      Schließlich ist z.B. sowohl Homosexualität als auch Sadismus nicht vollständig in der Gesellschaft als normal anerkannt. Sogar unsere recht liberale Gesellschaft in Deutschland setzt Heterosexualität als normal, Homosexualität eher als mehr oder weniger akzeptable Ausnahme voraus. Allen Bemühungen der letzten Jahre zum Trotz.

      Was Neigungen aus dem BDSM angeht, empfinde ich die gesellschaftliche Akzeptanz als noch geringer. Schließlich gilt es als grundsätzlich schlecht, anderen Schmerzen zuzufügen, sie zu demütigen, sie in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken, besonders wenn man es aus Lust tut. Schwierigkeiten bereitet hier offensichtlich das Konzept der Einvernehmlichkeit. Diese ist aber das Zaubermittel, das aus schweren, mit empfindlichen Strafen bedrohten Verbrechen eine akzeptable Neigung macht.

      Und noch viel schwieriger ist wohl das Verständnis dafür, sich Schmerzen zufügen zu lassen, sich demütigen zu lassen, sich in seiner Bewegungsfreiheit einschränken zu lassen, und daraus auch noch Lust zu gewinnen.
      Beide Seiten sind so meilenweit vom als normal Empfundenen entfernt, dass auch hier klar „Vanilla“ das gesellschaftlich Normale ist.

      Und das als normal Empfundene ist nun mal auch das, was zu einem sehr überwiegenden Teil erzogen wird.

      Trotz Alldem hat sich ja die gesellschaftliche Akzeptanz in den letzten Jahrzehnten deutlich positiv entwickelt. Homosexualität, Sadismus und Masochismus gelten nicht mehr, oder nicht mehr unter allen Umständen als krankhaft, werden nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Es gibt eine mehr oder weniger ausgeprägte gesellschaftliche Debatte.

      Das spricht tendenziell eher gegen eine Prägung, die einer Neigung Vorschub leistet.

      Auch die Tatsache, dass Homosexualität über Jahrtausende in der Geschichte belegt ist, unabhängig von der vorherrschenden Sexualmoral, spricht eher für Veranlagung.

      Was einvernehmliche Handlungen aus dem BDSM-Kontext angeht, sind mir keine allzu alten Überlieferungen bekannt, aber ich gehe davon aus, auch das hat es eigentlich schon immer gegeben.

      Ich denke, am Ende einigen sich die schlauen Köpfe auf das, auf das sie sich bei solchen Fragestellungen eigentlich immer einigen. Sowohl Veranlagung, als auch Prägung werden ihre maßgeblichen Rollen haben.

      Auch wenn es beim BDSM nicht um Geschlechterpräferenz, und bei Homosexualität nicht um bestimmte sexuelle Inhalte geht, denke ich, beide haben den selben Ursprung, Veranlagung und Prägung, und sind damit als auf einer Stufe stehend zu betrachten.


      ups… ist lang geworden… :engel:
      Nanu...hab` diesen Thread erst jetzt entdeckt....

      Hmmm....ich glaube, dass Homosexualität von Geburt an vorbestimmt ist, und die Neigung zu BDSM eher durch Erfahrungen entsteht.
      "Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind.
      Wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat."
      (Marie von Ebner - Eschenbach)
      ich schließe mich Phoibe an:
      BDSM ist eine sexuelle Identität, man kann sich das nicht bewusst aussuchen, dass es einen anmacht.
      Wer da was Aktuelles aus Psychologensicht hören mag, dem lege ich die Folge "alles Psycho oder was" vom KdU Podcast ans Herz, sehr spannend. Gesprächspartner sind zwei Psychologen.

      kunstderunvernunft.de/184-psychothera
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Ich denke nicht, dass sich Menschen aktiv aussuchen können, was sie erregt.
      Und ich halte BDSM auch für einen Zusatz zur eigenen sexuellen Präferenz, weil es für sich allein genommen keine Ausrichtung ist.
      Ich denke, die allermeisten haben schon relativ genaue Vorstellungen davon, mit welcher Person sie BDSM betreiben wollen.
      Und @Io_
      Das war grad erhellend, denn zuerst kam bei mir der Wunsch nach Kontrolle auf. Da musste ich aber tatsächlich ein bisschen forschen.
      Habe ich wieder etwas über mich gelernt. ;)
      @vengys

      Kennst du das Split Attraction Model?
      Es besagt, das sexuelle Anziehung und romantische Anziehung unabhängig voneinander sein können. Manche Menschen spüren auch eins von beidem nicht.
      Also sagen wir Mal es gibt Menschen die keine sexuelle Anziehung verspüren, sich aber verlieben bei manchen ist es anders herum.

      Manche können eines oder beides nur mit einem bestimmten Geschlecht.

      Ich fühle mich z.B. von Frauen und Männern angezogen, verliebe mich aber nicht in Frauen.
      Das alles sind Dinge die sind wie sie sind, wir können das nicht aussuchen.

      BDSM ändert nichts an der sexuellen Orientierung, immerhin gibt's diese Neigung bei Menschen die heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder pansexuell sind.

      Trotzdem würde ich es -und da sehen auch viele Experten so- als nahezu unveränderlich einstufen ob es einen erregen kann (!) Schmerzen zugefügt zu bekommen oder sie jemandem zuzufügen. Dominant zu sein oder sich zu unterwerfen.
      Es ist ähnlich fest verankert.


      BDSM lässt sich genauso wenig mit psychotherapeutischen Mitteln loswerden wie Homosexualität. Es gehört zum Menschen dazu.
      Nicht das Ausleben, sondern die Veranlagung.


      BDSM hat meiner Meinung nach aber einen "Vorteil": In einer intoleranten Umgebung hat man immer noch die Wahl es still und heimlich auszuleben, ohne dass es jemand wissen muss.
      Zumindest als heterosexuelles Paar lebt es sich dann sehr unauffällig.

      Das geht für Menschen die ihr Leben mit jemandem des eigenen Geschlechts teilen wollen nicht so einfach.

      Als heterosexueller BDSM'ler läuft man nicht Gefahr z.B. im Bus zusammengeschlagen zu werden wegen Händchenhalten oder weil man es wagt seinen Partner zu küssen.

      Insbesondere schwule Männer sind immer noch in einigen Ländern Strafverfolgung bis hin zur Todesstrafe ausgesetzt und erleben auch sonst noch viel zu oft, dass sie angefeindet werden.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Io_ ()

      Io_ schrieb:

      Ich fühle mich z.B. von Frauen und Männern angezogen, verliebe mich aber nicht in Frauen.
      Das alles sind Dinge die sind wie sie sind, wir können das nicht aussuchen.
      Bei mir ist es genau anders herum. Ich kann mich in jedes Geschlecht verlieben, finde aber nur Männer für mich beim Akt wirklich anziehend. Beim reinen zuschauen ist es nochmal anders.

      Io_ schrieb:

      Insbesondere schwule Männer sind immer noch in einigen Ländern Strafverfolgung bis hin zur Todesstrafe ausgesetzt und erleben auch sonst noch viel zu oft, dass sie angefeindet werden.
      Das ist ein Punkt, der mit aber auch hierzulande noch recht häufig auffällt. 2 Frauen werden eher noch als "ästhetisch" angesehen. Wohingegen 2 Männer als abstoßend empfunden werden. Ich frage mich, wieso das so ist. Wenn ich Menschen in Ekstase sehe, finde ich das ganz unabhängig von der Geschlechterverteilung sexy. 2 Frauen sind genauso schön anzusehen, wie 2 Männer, oder ein Mann und eine Frau, es ist die Lust an sich, die ich sehenswert finde.

      Um nicht ganz zu OT zu sein, ich glaube auch das wir uns weder noch wirklich aussuchen können oder das es durch Erfahrungen gepragt wird. Der Körper und der Geist reagieren auf das, was von Geburt an in uns einprogrammiert ist.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Okay, es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn es dafür nicht einen Begriff gegeben hätte. Und so, wie du es schilderst, ist es mir auch schon einige Male im Leben begegnet, bei meinen bisherigen Partnerinnen.

      Die Veranlagung zur Dominanz ist sicherlich in die Wiege gelegt, es ausleben zu wollen, war eine Entscheidung, die ich aktiv treffen musste. Ich weiss nicht, ob ich es als Erregung beschreiben würde, aber in jedem Fall macht es mich glücklich.

      Dass Homosexuelle immer noch in relativ vielen Ländern der Strafverfolgung ausgesetzt sind und ihnen teilweise Übles widerfährt, ist leider nichts neues und wird sich wohl auch nicht so schnell ändern.

      In unserer westlichen Leistungsgesellschaft, die mit ihrem Augenmerk auf persönliche Entwicklung des/der Einzelnen bestenfalls noch in den Kinderschuhen steckt, ist es mMn ganz stark vom sozialen Status einer Person abhängig, ob sie tolerant ist oder nicht. Eine Person, die nie lernen musste (oder konnte), Toleranz zu üben, neigt wohl eher dazu, intolerant gegenüber Dingen zu sein, die ihr nicht gefallen. Ich halte aber reine Schwulenfeindlichkeit für relativ selten.
      Bei den Menschen, die auf schwule Männer losgehen, sind sicherlich noch jede Menge andere Dinge nicht ganz in Ordnung. Vielleicht am ehesten noch, dass sie es nicht ertragen, dass andere Menschen sich so annehmen können und sie selbst nicht.
      Moin,

      die Frage ist, in welchem Bezug Du Homosexualität und BDSM vergleichen möchtest.

      Bei der Homosexualität geht es um die Frage "wer mit wem?"
      Bei BDSM geht es um die Frage "wie?"
      In diesem Sinne ist es nicht vergleichbar, zumal Homosexualität und BDSM sich weder ausschließen noch gegenseitig bedingen.

      Wenn es andererseits um eine sexuelle Orientierung abseits des Mainstreams geht - unabhängig davon, ob "wer mit wem?" oder "wie?" - dann sind Homosexualität und BDSM durchaus als sexuelle Präferenzen von Minderheiten vergleichbar. Womit wir bei der Frage wären, ob BDSM einen Teil des Plusses von LGBTQ+ darstellt. Und da gehen die Meinungen ja auch schon wieder auseinander.

      Also eine interessante Frage, die du hier gestellt hast, die sicherlich einen breiten philosophischen Beantwortungsspielraum zulässt, aber nicht mit einem klaren "Ja" oder "Nein" beantwortet werden kann.

      Meint
      Wiking

      Io_ schrieb:

      @mommy`s girl

      Es berichten viele von ersten Fantasien lange bevor Paarsexualität ein Thema war. Wenn, dann sind es keine sexuellen Erfahrungen die die Neigung an sich auslösen.
      Meine ersten Phantasien hatte ich im Kindergartenalter. :)

      Ja, das denke ich auch. Ich meinte auch keine sexuellen Erfahrungen.
      "Nenne dich nicht arm, wenn deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind.
      Wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat."
      (Marie von Ebner - Eschenbach)