Ein Traum vom stillen Glück

      Ein Traum vom stillen Glück

      Wir waren allein in Roissy.
      Es war ein warmer Tag, wir gingen lange spazieren, du zeigtest mir deine Heimat. Am Abend hatten wir Freude beim Kochen und beim Essen im Höfchen. Nach dem Essen wechselst du ins Vorderzimmer. Ich mache den Abwasch, während du die Vorhänge schließt und Kerzen anzündest. Leise Klaviermusik dringt an mein Ohr. Ich lächle.

      Wir werden diesen Abend zelebrieren. Unseren ersten gemeinsamen Abend.

      Nach getaner Arbeit komme ich nach vorn. Du trittst zu mir und hilfst mir aus dem bisschen bordeauxfarbener Seide, das ich am Leib trage. Ich habe die Augen geschlossen, spüre deine Hände auf mir. Deine Hand, die mich mit festem Griff in die Haare auf die Knie zwingt. Die Hand, der ich selbst an dunkle Orte folgen würde.
      Es bleibt nicht beim knien, du führst mich an den Haaren auf den Teppich vorm Sofa. Dort auf dem kleinen Holztisch steht eine Box.

      "Schöne, ich danke dir für diesen wunderschönen Tag. Für dein Durchhalten. Deinen Glauben an uns. Ich danke dir für dein Vertrauen und deine Hingabe, um die ich dich ein weiteres Mal bitten werde. Gewährst du mir diesen Wunsch?"
      Ich nicke.
      Und ohne ein weiteres Wort begeben wir uns zur Säule. Dieses Monument aus Eichenholz mitten im Raum. Meine Hände enden links und rechts über meinem Kopf an der Säule. Ich spüre das Holz auf meinen Brüsten.
      "Sei leise".
      Ich bleibe leise. Einzig mein Wimmern, ein Seufzen unterbricht die Musik, als die ersten Hiebe mein weißes Fleisch treffen. Irgendwann beginnt sich das Wimmern in Tränen aufzulösen. Wir haben kein Safeword. Ich vertraue dir.

      Dann werde ich stumm, komme in einen Flow. Du wirst auf mich aufpassen während sich mein Fleisch zunächst rot, dann blau färbt.
      Endlich.
      Stille.
      Feuer in mir und auf mir. Küsse auf der Haut. Du nimmst die Fesseln ab, ich gleite zu Boden. Die Kühle tut gut.
      Du bringst mich zu Bett. Die den Fuß der Säule umschlingende, feingliedrige Kette endet mit einem leisen Klicken an der Manschette an meiner Fessel.

      "Ich werde bei dir sein, wenn du einschläfst und wenn die Sonne dich morgen früh wecken wird. Ich werde dich halten heute Nacht und in vielen weiteren. Hier in diesem, unserem kleinen Schloss aus Träumen. Morgen erhältst du mein Geschenk."

      Ich rolle mich ein. Du deckst uns zu und legst dich eng an mich. Gerade noch schaffe ich es, ein Klavierstück von Bach zu erkennen, ehe die Musik uns glücklich in den Schlaf trägt.

      Endlich Zuhause.
      Angekommen bei uns.
      Wer den Drachen weckt, darf das Feuer nicht fürchten.