Unterschiede in Strafen

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      Niest schrieb:

      Das weiss ich nicht, ob es ein Versuch einer Erziehung war. Ich vermute schon, war aber so nicht abgesprochen. Er hat mehrmals erwähnt, dass ich sicher noch nicht "geborchen" war. Darunter konnte ich nicht so viel verstehen, wie es gehen soll. Was das überhaupt bedeutet.
      Aber ich hoffe nicht, dass es ein Ziel dahinten war, oder Absicht war.
      Ich möchte in der Glauben bleiben, dass er es nicht anders konnte.
      Liebe @Niest, jetzt lese ich schon eine Weile mit und hatte bisher nicht das Gefühl, mich noch zusätzlich zu allen anderen Kommentaren zu Wort melden zu müssen. Dein letzter Beitrag allerdings hat mich, ehrlich gesagt, wirklich entsetzt.
      Deiner Aussage nach kam also vom ihm - mehrfach sogar - der Begriff des "Brechens", und so wie du es schreibst, klingt es für mich als wäre das durchaus ein absichtsvolles Handeln und ein bewusst angestrebten Ziel seinerseits gewesen.
      Man kann einen Menschen "brechen", indem man ihn mit seinen Sorgen und Nöten allein lässt, ihn emotional "im Regen stehen" lässt, ihm die kalte Schulter zeigt, wenn er eigentlich Zuwendung bräuchte, ihn mit Missachtung straft, ihn klein macht, ihm das Gefühl gibt "nicht richtig" zu sein .... kommt dir das bekannt vor? Wenn der andere dann vollständig am Boden zerstört - also "gebrochen", physisch und vor allem psychisch am Ende ist - dann kann damit begonnen werden ihn wieder "aufzubauen" im wahrsten Sinne des Wortes; dieses übriggebliebene Häufchen Elend kann dann nach eigenen Vorstellungen geformt und so quasi völlig neu erschaffen werden - das geht weit über jegliche Form von Erziehung hinaus.
      Du sagst "Ich möchte in der Glauben bleiben, dass er es nicht anders konnte." - das verstehe ich. Es tut weh, einen (Ex-) Partner und damit die ganze Beziehung derart in Frage zu stellen. Und vielleicht "konnte" er ja wirklich aus welchen Gründen auch immer nicht anders. Das zu beurteilen ist nicht an mir. Für mich persönlich wäre das dann aber nur ein Grund mehr, mich von diesem Mann in Zukunft fern zu halten und Kontakt möglichst zu meiden, um nicht wieder in alte Verhaltensmuster zu fallen.
      Wenn es absichtsvolles Handeln war, würde er es wieder tun - wenn er nicht anders konnte allerdings auch.
      egal ob jemand eine negative Handlung vornimmt aus freien Stücken, oder weil diese Person nicht anders "konnte"... Das spielt für das Ergebnis keine Rolle aus meiner Sicht.

      Konkretes Bsp: wenn mein Mann mich schlagen würde (nicht im Sinne BDSM), schadet er mir und ich muss mich schützen.
      Spielt keine Rolle ob er das aus " Spaß" macht oder aufgrund verkorkster Kindheit. Ein Grund aber keine Rechtfertigung.
      Jetzt mal ohne Rücksicht auf das konkrete Thema bzw. ohne Berücksichtigung des zugrundegelegten Falls. Also die Worte Absicht (unabhängig ob mit oder ohne) und Brechen, lösen in mir eine gewisse Fluchtreaktion aus. Mal abgesehen davon, das wieder aufbauen würde ja vermutlich ein Abziehbild aus seinem Kopf entstehen lassen. Der eigentliche bzw. ursprüngliche Mensch ist dann egal, was diesen absolut beliebig und austauschbar macht. Und das hat absolut nichts mehr mit Liebe oder auch „nur“ mögen des anderen, durch Leben und Erfahrung geprägten, Menschen zu tun.
      - Wir sind hier nicht bei Wünsch-Dir-Was, sondern bei So-is‘-es -
      Ursprünglicher Autor leider unbekannt, aber so oft in verschieden Variationen in unterschiedlichen Büros gelesen… und nicht jedesmal das verdammte Grinsen im Gesicht schnell genug los geworden.
      Schön zu sehen, wie sich das Thema wieder entwickelt und über jemanden geurteilt bzw. derjenige verurteilt wird, ohne dass man seine Seite kennt.

      Ich sehe hier zwei Menschen, die (wieder einmal) nicht im BDSM Kontext harmonieren.

      Nur weil für den ein oder anderen oder auch sehr viele Ignoranz und Schweigen auf der Tabu-Liste steht, heißt das nicht, dass dies bei jedem der Fall ist. Ist wie bei allen anderen Dingen im BDSM - die einen wollen und brauchen es, die anderen können damit nichts anfangen und manche schreckt es ab.

      Natürlich kann man jetzt hergehen und diesen Mann psychologisch sezieren - ich hoffe, die entsprechende Ausbildung dazu ist vorhanden. ;)

      Natürlich kann man jetzt auch hergehen und ihm alle Schuld zuweisen.

      Man kann aber auch hergehen und sagen, wir reden hier ständig von Eigenverantwortung, aber wo bleibt diese, wenn wir immer allen anderen die Schuld zuweisen, nur um uns nicht eingestehen zu müssen, dass WIR selbst zu schwach waren, den Schlussstrich zu ziehen und das ganze zu beenden?
      Ich habe das auch etwas bedrückt beobachtet. Es hat schon eine Berechtigung, zu sagen "der andere hat auch Fehler gemacht". Aber es kommt mir schon ein bisschen wie eine Eigenart des Forums vor, dass sich das verselbstständigt und auf einmal wird der Text analysiert um eine nicht anwesende Person gründlichst zu kritisieren. Wobei jeder Einzelne nur einen kleinen Teil beiträgt und das sicherlich auch mit gutem Motiv macht. Das Ergebnis ist nur nicht unbedingt gut.

      Gerade hier finde ich es schade, weil die EP tolle konstruktive Eingangsfragen gestellt hat. Davon könnte nicht nur sie was für die Zukunft mitnehmen, sondern auch zukünftige Lesende und ich muss sagen, ich wäre auch neugierig, ob da alle überwiegend gleich ticken, oder was für andere Ideen aufkommen ^^

      Niest schrieb:

      Was hätte ich da tun können? Wie hätte ich mich besser verhalten können? Ich habe so sporadisch die Gedanken gehabt, dass ich irgendwie hinknien hätte sollen, mit einem Holzlöffel, aber es hätte mir so eine Überwindung gekostet, und ich war emotional nicht in der Lage. Wie kann man aus der passiven Rolle sowas auflösen?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Rehlein ()

      Okay, 'tschuldigung, aber da jetzt "grundloses Verurteilen" angesprochen wurde und ich sehr empfindlich auf solche Themen reagiere, mische ich mich jetzt mal ein mit dem natürlichen Risiko, dass andere das ganz anders sehen.
      Also erstmal: Ja, ich verurteile ihn. Ich verurteile aber nicht "Max Schneider aus Berlin" sondern den Mann, den Niest beschreibt. Und ich finde, das ist legitim, denn:

      Niest schrieb:

      Ich habe damit in meiner Kindheit sehr traumatische Erfahrungen, und es triggert mich einfach jedes Mal. Ich kriege Flashbacks, und ich reagiere emotional übertrieben. Es war ihm bekannt, trotzdem hat er es gemacht, weil es einfach seine Art war.
      Sorry? "Oh, hey, wäre doch eine super Idee, eine traumatisierte Person, deren Trauma mir bekannt ist, zu triggern."
      Nein, das ist nunmal nicht okay.

      Niest schrieb:

      Ich war dann einfach 2 Tage dauernd am Weinen und konnte einfach gar nicht mehr aufhören. Ich habe ihn angefleht, gebettelt, dass er etwas aktiv tut
      Und er hat es ja ganz offensichtlich zwei Tage lang ignoriert und trotzdem durchgezogen und sie im Grunde allein gelassen, obwohl es seiner "Partnerin" ganz offensichtlich richtig mies ging. Womit wir jetzt zu dem kommen:

      Niest schrieb:

      Schweigebehandlung ist/war auf meiner Tabuliste
      Er bricht ihre Tabus als Strafen. Der Satz und der nächste:

      Niest schrieb:

      Ich vermute schon, war aber so nicht abgesprochen.
      zeigen, dass es dabei keine Einvernehmlichkeit gab.

      Niest schrieb:

      Er hat mehrmals erwähnt, dass ich sicher noch nicht "geborchen" war.
      Das klingt einfach nur gruselig.

      Niest schrieb:

      Bei Flashbacks braucht man auch eine richtig gute Ausbildung. Das kann ich nicht erwarten, dass ein Partner mich auffängt. Das ist definitive meine Verantwortung daran etwas zu ändern.
      Du kannst aber erwarten, dass dein Partner sich Mühe gibt, dass du dich wieder wohl fühlst. Dass ihr auch mal darüber redet und du sagst, was dir in solchen Momenten hilft. Wenn du in einer Beziehung bist, in der dein Partner dich liebt und du ihn liebst, dann hast du es verdient, dass dein Partner sich in solchen Momenten um dich kümmert.
      Und das gilt ganz besonders, wenn er das ausgelöst hat, indem er dein Tabu gebrochen hat. (In dem Fall würde ich aber grundsätzlich anfangen, ernsthaft über eine Trennung nachzudenken. Und zwar ganz egal, wie sehr ich die Person liebe. Außerhalb der Einvernehmlichkeit sowas abzuziehen, geht gar nicht.)

      Meiner Meinung nach geht das alles über "Joa, sie sind einfach nicht kompatibel" hinaus. Und ja, vielleicht hat Niest sich auch ab und zu nicht ganz richtig verhalten, aber kann man ihr da einen Vorwurf machen? Sorry, aber für mich klingt das alles so unglaublich toxisch, dass ich persönlich da im Grunde wirklich keine "Schuld" bei ihr suchen würde und tatsächlich nicht ganz verstehe, wie man das nur mit "nicht kompatibel" abstempeln kann. So sehr ich "nicht immer alles auf den Dom schieben" auch unterstütze: Ich glaube in diesem Fall kann ich das ausnahmsweise mal tun.

      (Entschuldigt bitte meinen (vermutlich unhöflichen) Tonfall. Ich bin gerade echt ein wenig wütend, habe aber auch nicht die Geduld, zu warten und das später nochmal zu überarbeiten. Ich habe beim Schreiben gemerkt, dass manches wirklich nicht nett ausgedrückt ist, aber ich möchte es gerade einfach so stehen lassen.)

      Rehlein schrieb:

      Es hat schon eine Berechtigung, zu sagen "der andere hat auch Fehler gemacht". (...)
      Wobei jeder Einzelne nur einen kleinen Teil beiträgt und das sicherlich auch mit gutem Motiv macht. Das Ergebnis ist nur nicht unbedingt gut.

      Sternenguckerin schrieb:

      aber da jetzt "grundloses Verurteilen" angesprochen wurde
      :huh:

      PS:
      Manchmal muss sowas raus, schon okay. Ich fände es schön, wenn du dir trotzdem die Zeit lassen würdest und versuchen würdest zu verstehen, was die von dir Kritisierten ausdrücken wollten.
      Liebe @Sternenguckerin,

      ich hoffe, das aufzuschreiben, hat etwas Druck von Dir genommen.

      Ich blase allerdings ins gleiche Horn wie zuletzt @phoibe und @Rehlein. Wir kennen die Geschehnisse nur aus einer Perspektive. Zudem ist nur das hilfreich und nachhaltig, was der Threaderstellerin dabei hilft, zu erkennen, was SIE in ihrem Verhalten zukünftig ändern kann, um ähnliches zu vermeiden. Auf denjenigen, über den hier erzählt wurde, hat keiner von uns auch nur geringsten Einfluss.
      Es geht nicht darum, @Niest Vorwürfe zu machen, sondern Ihr Wege aufzuzeigen, wie sie selbstwirksam agieren kann. Was hilft es ihr in Zukunft, ihr jetzt zu sagen: "ja, der Kerl war ein A.... und Du bist ein armes Opfer."? Es hilft ihr genau: gar nichts. Das einzige, was wirksam für die Zukunft ist, ist ihr (aus eigener Erfahrung) zu zeigen, wo sie achtsam sein muss, ggf. frühzeitig gegensteuern kann, wo sie aufpassen soll und wie sie ggf. reagieren kann.

      "Keine Einvernehmlichkeit" ist nicht zwingend direkt ein Kapitalverbrechen. Keiner spricht über jedes kleinste Detail und die Übergänge von "langweilig" zu "spannend" zu "zu viel" zu "Tabubruch" sind gerade im BDSM oft fließend.

      Liebe @Sternenguckerin, ich wünsche Dir von Herzen, dass Dich solche Themen nicht auf Dauer so stark persönlich betroffen machen.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! <3
      Johann Wolfgang von Goethe

      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. <3
      Marie Luise Kaschnitz
      Keine Einvernehmlichkeit" ist nicht zwingend direkt ein Kapitalverbrechen. Keiner spricht über jedes kleinste Detail und die Übergänge von "langweilig" zu "spannend" zu "zu viel" zu "Tabubruch" sind gerade im BDSM oft fließend. @Louise Da wär ich vorsichtig. BDSM ist NIE eine Ausrede, für irgendetwas, das Sie ODER Er nicht will. Nehmen wir Rape Play zum Beispiel. Wenn alles abgesprochen ist, das sie sich wehrt und schreit beißt, schlägt und er dann in Sie eindringt, kann das trotzdem ein Kapitalverbrechen sein, wenn sie nachher behauptet, vergewaltigt worden zu sein. Deswegen halte ich mich strikt an Tabus, es sei denn SIE sagt, mach weiter, geh weiter, etc. Ich bin gerne Sadist , und lebe es auch gerne aus, in IHREN Grenzen. Und damit fahren wir sehr sehr gut :D ;)
      Funktioniert Brechen wirklich? Dazu hätte ich isoliert sein sollen. Aber nur nach dem 3. Tag haben sich 5 Freundinnen bei mir gemeldet, und alle gefragt was mit mir los ist. Hätte ich nicht geantwortet, wäre sicher jemand vor der Tür gestanden. Das Einzige ist, dass ich mit denen diese Situation nicht besprechen und reflektieren kann. Manipuliert fühle ich mich nicht. Manchmal verlaufen Beziehungen unschön und man sieht nicht die tollsten Seiten voneinander (Trennung mit Kind ist viel viel schlimmer, und da kann man nicht einfach weg sein :P).

      Schweigebehandlung finde ich nicht in Ordnung, besonders dass ich mehrmals gesagt habe, es war einfach zu viel, und es wird das Punkt kommen, wo ich nicht mehr kann. Ich konnte dann nicht mehr hinfahren. Aber: meine Schuldgefühle sind auch da. Es tut mir richtig weh an diesem Moment zu denken, daran zu denken, dass ich Regeln nicht einhalten konnte, dass ich jemand enttäuscht habe, der mir so wichtig war -- das war auch nicht in Ordnung. Ich weiß nur nicht wie, und ob überhaupt da hätte man etwas noch machen können. Es gibt so viele Fragen, Facetten, die ich über mich selbst nicht gekannt habe.

      Über den Absichten: das werde nicht mehr erfahren. Also darf ich frei aussuchen mit welcher Interpretation ich am besten Leben kann. Für mich, nicht für ihn. Langfristig möchte ich, dass in meiner Erinnerung die Liebe bleibt. Es ist auch egal ob er mich geliebt/geschätzt hat oder nicht, aber er hat mir etwas damit gezeigt, an der ich gar nicht geglaubt habe, dass ich dafür fähig bin, dass ich so lieben kann. Es wäre schön gewesen, wenn man die Situation auflösen, besprechen und klären hätte können, wenn es funktioniert hätte. Aber war leider nicht so. Aber wenn vom Leben noch so eine Chance kommt, möchte ich rechtzeitig dagegen steuern, und nicht zu der Eskalation beitragen. Würde gerne einen besseren Werkzeugkasten haben. Unabhängig davon, ob es funktioniert, funkt oder nicht.

      Vielleicht muss ich auch nachdenken, ob ich devot bin, da ich unter Umständen einfache Regeln nicht einhalten kann. Im Moment ist die Vorstellung einer BDSM-Beziehung sowieso sehr weit weg.
      Ich glaube nicht, dass mit einer Frau, die sich mit einer Sklavin identifiziert und ähnlich viel erlebt hat, die Geschichte wie mit mir abgespielt hätte. Es ist vermutlich sehr anders, gemeinsam reinzuwachsen und die Vorstellungen/Regeln gemeinsam auszudiskutieren.
      Dann formuliere ich es einmal anders.

      Ich lese immer:
      Sub sucht sich ihren Dom aus, ja, manche beharren sogar darauf, dass das so ist, auch wenn man andere Argumente dafür bringt.
      Sub bestimmt die Grenzen, die Geschwindigkeit und steckt das Spielfeld ab.
      Sub ist also die, die alles bestimmt.

      Und jetzt das große Aber:
      Aber wenn es dann mal nicht so läuft, dann ist der Dom der, der Schuld hat und der hier durchs Dorf getrieben wird.
      Da ist dann keine Rede mehr von Sub bestimmt und zieht einen Schlussstrich.
      Da ist dann auch keine Rede mehr von Sub hat eine Eigenverantwortung sich selbst gegenüber. Da wird aus der starken absolut unabhängigen und im Alltag so dominanten Frau dann plötzlich ein Opfer gemacht.

      Ich weiß nicht, ob man den Subs damit einen Gefallen macht...
      @Niest
      Du hast einen kleinen Fan ^^
      Ich finde es wirklich toll, wie du mit dem Passierten umgehen möchtest. Ich bin mir sicher, du findest einen guten Weg.

      Ich bin mir nicht sicher, wie fachlich das Wort brechen ist, aber sowas in die Richtung geht grundsätzlich schon. Passend dazu könnte das Konzept der erlernten Hilflosigkeit sein. Mit einen so guten Rückhalt in deinem Umfeld halte ich das ebenfalls für deutlich erschwert. Ich bin mir auch nicht sicher, ob dein Ex an die gleiche Bedeutung des Wortes "brechen" gedacht hat, wie wir es hier tun.
      Ich würde dir empfehlen, dir keine Schuldgefühle aufzulasten, weil du die Regeln nicht eingehalten hast. Es stimmt, es ist schade jemanden zu enttäuschen und das will man nicht. Beim BDSM kann es aber etwas komplizierter sein. Man muss die Spielregeln erst kennenlernen, die Kommunikation darüber ist nicht immer ganz einfach und man muss sich selbst oft erst kennenlernen bevor man erkennt wie man eigentlich tickt. Da sind beide in der Verantwortung immer wieder zu überprüfen ob es so gerade gut passt. Es hilft ungemein, wenn man es langsam angeht und den Mut hat, alle Richtungen anzutesten, bevor man sich in ein strengeres Korsett begibt.

      Suche dir einen guten Werkzeugkasten zusammen, der zu dir passt. Wenn sich dein Thread in eine Richtung entwickelt, die dafür nicht hilfreich ist, darfst du ihn gerne in die Richtung lenken, die du dir wünschst. Viele User geben gerne ihren Rat, gerade wenn es um konkrete Fragen geht.

      Es ist okay, wenn du erstmal kein Interesse an BDSM hast. Auch wenn es schade wäre, wenn dir die schlechte Erfahrung die Freude daran raubt, nachvollziehbar wäre es. Einen Grund dafür, an deiner Neigung zu zweifeln, sehe ich jedoch nicht: Man muss nicht mit Regeln spielen wollen um devot zu sein. Man muss auch nicht gut darin sein, sie einzuhalten. Man darf Lust auf Strafen haben und gerne mal bisschen rebellisch sein. Mehr dazu findest du unter dem Stichwort "Brat". Es gibt hier Nischen für alle möglichen Kombinationen von Vorlieben.

      phoibe schrieb:

      Dann formuliere ich es einmal anders.

      Ich lese immer:
      Sub sucht sich ihren Dom aus, ja, manche beharren sogar darauf, dass das so ist, auch wenn man andere Argumente dafür bringt.
      Sub bestimmt die Grenzen, die Geschwindigkeit und steckt das Spielfeld ab.
      Sub ist also die, die alles bestimmt.

      Und jetzt das große Aber:
      Aber wenn es dann mal nicht so läuft, dann ist der Dom der, der Schuld hat und der hier durchs Dorf getrieben wird.
      Da ist dann keine Rede mehr von Sub bestimmt und zieht einen Schlussstrich.
      Da ist dann auch keine Rede mehr von Sub hat eine Eigenverantwortung sich selbst gegenüber. Da wird aus der starken absolut unabhängigen und im Alltag so dominanten Frau dann plötzlich ein Opfer gemacht.

      Ich weiß nicht, ob man den Subs damit einen Gefallen macht...
      Der Logik nach kann ich als Dom aufführen, wie ich möchte und bin nie zur Verantwortung zu ziehen. Das ist ein valider BDSM-Flavor, der gilt aber nicht automatisch für jeden. Persönlich halte ich das für sehr fortgeschritten und bedingt informierten, grundsätzlichen Konsens.

      Hier tritt ein Neuling ins Licht und bittet um Hilfestellung und Rat. Ich bezweifle in dem Kontext, dass sie so genau weiß was sie tut und wie ihr geschieht, also so "informiert" kann sie bei den Fragen doch gar nicht eingewilligt haben. Wir sprechen hier von in Kauf genommenen Traumata-Triggern, absichtlich verletzten Tabus, dem Versuch von physischem Brechen.. wollen wir das hier wirklich verharmlosen? Oder sagen, dass jeder BDSM so leben muss, dass das mit dem Konsens mehr oder weniger nur Richtlinien sind?

      Insbesondere wenn hier jemand Neues auftaucht, wäre es klasse, wenn wir hier die volle Bandbreite unserer Perspektiven angeben, so dass sie sich selbst ansehen kann, wo die Spannen von Ansichten liegen. Ich hätte gern, dass sie hier mit dem Gefühl raus geht, dass man das schon machen kann. und dass andere das als sehr übergriffig empfinden und sie auf sich selbst acht geben muss/kann, wenn der Dom es nicht tut.
      Ich stimme @Sternenguckerins Einschätzung der beschriebenen Situation zu. Traumatisierte Personen Triggern, besprochene Tabus ignorieren - das geht gar nicht.
      Ich finde auch nicht, dass die Nachricht unhöflich formuliert war - mehr to the point.

      Ich bin jetzt noch nicht lange hier im Forum, und es gab Beiträge, bei denen ich es für sinnvoll hielt, den Ratschlag zu geben, "erstmal vor der eigenen Haustür zu kehren". Hier liest es sich für mich so, dass @Niests Ex-Partner ihr sehr erfolgreich das Gefühl gegeben hat, sie ist nicht gut genug - an einer Stelle schreibt sie ja sehr explizit "Ich fand mich richtig klein und zerstört gefühlt."
      Es kann sicherlich Menschen geben, die sich im Rahmen von Ds-Konstellationen gerne so fühlen möchten - aber es klingt für mich nicht so, als wäre das in irgendeiner Weise @Niests Ziel gewesen, und von ihrem Foren-Post her habe ich nicht den Eindruck, dass sie das eventuell unklar kommuniziert haben könnte, sodass ihr Top fälschlicherweise den Eindruck bekommen haben könnte, dass sie das gerne möchte.
      Ich komme mal auf den Gebrauch des Wortes "brechen" zurück...

      Manchmal bricht man mit alten Regeln, Verhaltensweisen, Erlebtem ,um etwas neues Positives zu schaffen.
      Auch dabei kann kleinschrittig Erziehung zur Umformung stattfinden,so hab ich es schon in einer bdsm-lastigen Beziehung erlebt.

      ..
      Mit dem Wort "brechen" ... ein Mensch wird gebrochen,
      verbinde ich das gewaltsam sich gefügig machen. Dabei opfert man häufig Körper und Seelenleben in einem.
      Was zurückbleibt sind Seelensplitter des Inneren Spiegels und ein wirklich hilfebedürftiges, schwaches Wesen.
      Wer auf dieser Basis seine Macht etablieren will, hat für mich das " Geschenk der Unterwerfung" und ein Gehorsam nicht verdient...

      So mal meine Anmerkungen dazu...
      Gib auf Dich und Dein Ich Acht.Sie sind so unglaublich wertvoll❗
      Lg
      Die Eule
      Was ich mich immer bei solchen Erlebnisberichten und anschließenden "Bewertungen" frage ist, warum wurde nicht viel früher die Reißleine gezogen.

      In fast allen Einsteigerinformationen wird immer wieder mantraartig darüber geschrieben, dass Sub die Grenzen des Spielfeldes bestimmt und Dom sich nur in diesen Grenzen bewegen darf, es wird auf die Einvernehmlichkeit hingewiesen, auf Safe-/Stoppwörter und die Eigenverantwortung. Läuft was aus dem Ruder wird immer 'ein' Schuldiger gesucht.
      Ich frage mich dann immer, warum ist es überhaupt zu so "massiven" Grenzüberschreitungen gekommen, warum habe ich als Betroffener nicht viel früher auf die Einhaltung meiner Grenzen bestanden, die Einvernehmlichkeit aufgehoben und entweder gemeinsam nach Lösungen gesucht oder eben diese Beziehung beendet?
      Dies gilt nicht nur für Beziehungen im BDSM Kontext.

      selten schrieb:

      Hier tritt ein Neuling ins Licht und bittet um Hilfestellung und Rat. Ich bezweifle in dem Kontext, dass sie so genau weiß was sie tut und wie ihr geschieht, also so "informiert" kann sie bei den Fragen doch gar nicht eingewilligt haben.
      Stimmt, das entbindet einen Neuling allerdings nicht davon sich dann, wenn Interesse an einer Sache besteht, sich zu informieren und vielleicht vorher, also bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, Fragen zu stellen und sich ggf. Rat einzuholen.


      selten schrieb:

      Wir sprechen hier von in Kauf genommenen Traumata-Triggern, absichtlich verletzten Tabus, dem Versuch von physischem Brechen.. wollen wir das hier wirklich verharmlosen? Oder sagen, dass jeder BDSM so leben muss, dass das mit dem Konsens mehr oder weniger nur Richtlinien sind?
      Verharmlosen sicherlich nicht, jedoch sollte es erlaubt sein darauf hinzuweisen, dass man, wenn man merkt, dass etwas ganz gehörig in die falsche Richtung läuft/man sich unwohl fühlt, auch selber die Initiative ergreifen kann/muss um sich selber zu schützen und sich ggf. der Situation zu entziehen.

      Bitte nicht falsch verstehen, nur in meinen Augen bringt es nichts, wenn immer nur aufgezählt welche Fehler/Grenzverletzungen etc. der Partner/Dom begangen hat, sondern dem Ratsuchenden Werkzeuge an die Hand zu geben, woran er/sie erkennen kann, wann etwas aus dem Ruder läuft um dann für sich Entscheidungen zu treffen, die einem helfen ohne größere 'Blessuren' aus der Sache heraus zu kommen.

      Hier im Forum verweise ich da immer gerne auf die Themensammlungen.

      decorum schrieb:

      In fast allen Einsteigerinformationen wird immer wieder mantraartig darüber geschrieben, dass Sub die Grenzen des Spielfeldes bestimmt und Dom sich nur in diesen Grenzen bewegen darf, es wird auf die Einvernehmlichkeit hingewiesen, auf Safe-/Stoppwörter und die Eigenverantwortung. Läuft was aus dem Ruder wird immer 'ein' Schuldiger gesucht.

      Ich frage mich dann immer, warum ist es überhaupt zu so "massiven" Grenzüberschreitungen gekommen, warum habe ich als Betroffener nicht viel früher auf die Einhaltung meiner Grenzen bestanden, die Einvernehmlichkeit aufgehoben und entweder gemeinsam nach Lösungen gesucht oder eben diese Beziehung beendet?
      Die Einsteigerinformationen hängen halt auch mal in Alpha Centauri aus, wenn ich mir die Referenz erlauben darf. Wir sprechen hier von einer Spielart mit teilweise extremem Machtgefälle von Tag 1, das oftmals auch mit Erfahrung und Reife daher kommt. Ein(e) junge(r) Einsteiger(in) kann hier ohne Weiteres überrumpelt und/oder manipuliert werden. Und wir spielen hier nunmal nicht mit Bauklötzchen und da kann erheblicher Schaden entstehen. Also doch. Ich finde entschieden, dass man dem potentiell unterfahrenen Einsteiger einmal klar machen darf, dass man Einiges als Missbrauch werten kann (sowie alle anderen Meinungen). Nur dann ist sie/er in der Lage, das ganze überhaupt informiert einzuschätzen, seinen Konsens zu geben oder die Konsequenzen zu ziehen.

      phoibe schrieb:

      beim Autokauf informieren sich auch alle vorher.
      Und doch gibt es genug die sich auch eine Schrottkarre kaufen...

      Zum Thema..
      Ich habe schon öfters mit Anfängerinnen zu tun gehabt. Und dabei festgestellt dass weit weniger nachgedacht wird als es der Fall sein sollte. Die schöne tolle neue Welt war zu überwältigend.

      Gerät man an einen verantwortungsvollen Dom, dann denkt er mit und passt auf, andere können das ausnutzen.
      Ich hätte es oft ausnutzen können. Mein Weg war dann darauf aufmerksam zu machen, zum Nachdenken anzuregen oder eine Entscheidung bzw Bestätigung zum Konsens einzuholen.

      Aber auch dann entbindet das einen Dom nicht im Fall der Fälle (also wenn doch etwas schiefgegangen ist) die Verantwortung komplett abzuschieben.

      Im Gegenteil, gerade bei Anfängern auch wenn sie erwachsen, mündig usw sind, sollte der erfahrenere Part gedanklich weiter sein. Er trägt damit auch die größere Verantwortung. Nicht komplett, aber halt soweit er sein Gegenüber kennt und einschätzen kann.