Muss denn wirklich alles als BDSM bezeichnet werden?

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      @Rose of Roissy

      Werte und Vorlieben sind für mich zwei paar Schuhe.

      Es gibt Werte die sind nicht verhandelbar, damit man einen Menschen tolerieren kann.

      Wenn jemand Einvernehmlichkeit nicht hoch gewichtet in seinen Grundsätzen ist mir egal ob und welcher Szene er sich zuordnet, oder welche Vorlieben er hat. Mit dem will ich nichts zu tun haben.

      Jemand der lediglich nicht kompatibel ist, mit dem kann ich mich respektvoll austauschen auch über Dinge, die ich nicht nachvollziehen kann oder anders herum.
      Wo sich wer einordnet muss jeder für sich selbst wissen, ich glaube dabei tut man sich selbst keinen Gefallen für die Kommunikation mit anderen, wenn man sich eine Benennung sucht die cool klingt, aber es nicht wirklich trifft.
      @Io_ das sei dir zugestanden :blumen: .
      Von nicht passenden Bezeichnungen hatte ich auch gar nicht gesprochen. Sondern, dass mir Labels ohnehin zu eng sind. Was nicht heißt, dass das eine allgemeingültige Aussage ist. Wenn man die richtigen für sich gefunden hat, warum nicht? Es macht es oft einfacher für andere, eine Zuordnung oder Gesprächsbasis zu schaffen.
      Wer den Drachen weckt, darf das Feuer nicht fürchten.

      Zofe schrieb:

      Muss man deswegen aber alles, was auch nur ansatzweise in diese Richtung geht, als BDSM bezeichnen?
      Ich frag mal anders: warum und auf welchen objektiven Grundlagen sollte "alles, was auch nur ansatzweise in diese Richtung geht" ausgegrenzt werden?

      Wie oft liest man, dass die Gesellschaft nicht tolerant genug sei gegenüber BDSM. Aber geht in der Fragestellung nun nicht die Toleranz seitens des BDSM über Bord (und das noch ohne echte Not - vgl P.S.)?

      Wer in der Gesellschaft als BDSMler toleriert sein möchte, wird sich schwer abgrenzen können, wenn Dritte dann hinzukommen und bemerken: "Hey, das machen wir auch immer/immer wieder/gelegentlich, genau so/so in der Art ...". Wer das nicht zu ertragen bereit ist, dem empfehle ich den Rückzug in geschlossene Gemeinschaften ohne Erwartung sozialer Anerkennung und Teilhabe auf "öffentlichen" Plattformen, sprich: eben formal geduldet aber selbstgenügsam in monastischer Exklusivität des Boudoirs.

      Wer sollte bitte die Grenze wo objektiv ziehen dürfen, wenn nicht das Dom-/Subjekt selbst? Das einzige was mE klar abgrenzt, ist klare Kommunikation, in der sich Partner finden oder eben nicht. BDSM ist keine eingetragene Marke mit Mindeststandards, sondern ein Sammelsurium von Neigungen unterschiedlicher Ausprägung und Intensität innerhalb der Akronym definierten Grenzen, ...

      Zofe schrieb:

      was man im Großen und Ganzen darunter versteht
      ... ! Nehmen wir doch mal nur die Frage "was ist DS?" und schon spaltet sich die sonst einige Gemeinde in temporäre, situative, dauerhafte, totale, maximale, kontextorientierte, "geborene", "erwachte", tiefe, spielerische, seriöse, lustorientierte, romantische, rationale, sexuelle, asexuelle, tabulose und tabubehaftete und streitet darüber, was denn nun "wirkliches DS" ist, statt einfach nur anzuerkennen, dass DS eben sehr vieles sein kann, weil DS nur ein Ausdruck für einvernehmliche Hierarchie ist, ohne auch nur ansatzweise ein Mindestmaß an Dauer und Niveaugefälle sowie Mindestinhalte zu definieren. Und so auch anderweitig: Handschellen sind körperliche Restriktion (B), gleich ob Plüsch oder von einem echten Polizeiausstatter gekauft und der ungefragte Klapps auf den Arsch (D und S) der erfreut/erregt ist neutral betrachtet ein Schlag auf den Körper der erstmal einen Schmerzimpuls auslöst der aber einvernehmlich geduldet (s), vielleicht auch positiv sexualisiert (M) wird - egal ob und welche Spuren bleiben. Da ist es dann auch egal, ob das immer so ist oder nur gelegentlich oder regelmäßig mit Unterbrechungen. Und schließlich fühlen die beiden noch was dabei. Geht es nicht auch immer und immer wieder darum? Das ist doch, was man eigentlich "im Großen und Ganzen" darunter versteht.

      Nein! Es gibt definitiv keine sinnvolle Abgrenzung jenseits der Akronym orientierten Inhalte. BDSMler sind im Allgemeinen nichts besonderes, die zudem ein Recht auf klare Ausgrenzung (nichts anderes ist das Bedürfnis nach Abgrenzung in letzter Konsequenz) hätten, nicht gegenüber "Vanillas", auch nicht unter den DSlern (s.o.). Wer es für sich mit der "Magie des Besonderen" aufladen und den "Mainstream" meiden möchte, sollte es dann auch besser für sich behalten, statt eine nur elitär wirkende Ausgrenzung jener zu suchen, die einen dafür aber tolerieren oder gar bewundern sollen. Ehrlich, mich erinnert das ein wenig sehr an die Diskussion über schwarzweißes oder buntes BDSM - einzig richtige Antwort: beides ist, wenn auch nicht nicht jedermanns BDSM.

      Fazit:

      • "Ich bin ich und so und so bin ich" ist die maximale Position über einen selbst, der grds auch Toleranz gebührt. Und wer derart seines Selbst bewusst ist, sollte das auch allen anderen zubilligen können.
      • "Du bist kein bzw. falsches BDSM" ist dagegen eine vielleicht zu Unrecht unterstellende, uU arrogante, bisweilen lächerliche, im Zweifel gar intolerante Haltung.
      • Die einzige ehrliche Antwort auf Deine vorangestellte Frage ("Muss ... alles, was auch nur ansatzweise in diese Richtung geht ...") ist also:
        • jeder, der auch nur ansatzweise in diese Richtung geht, darf das BDSM nennen und jeder BDSMler tut gut daran das auch zu dulden, wenn er auch nur irgendwo Toleranz für sich fordert.
        • Du, @Zofe, musst nicht alles als BDSM bezeichnen, nur solltest Du tolerieren, dass es im Zweifel dennoch BDSM ist, wenn es unter das "Große und Ganze" (das Akronym) fällt, auch wenn es nicht Deine Maßstäbe erfüllt.
        • niemand muss sich selbst deshalb als BDSMler bezeichnen (lassen).

      Grüße aus der Fraktion "Gönnen-können"

      HvR

      P.S.:

      Fall es doch jemand vermissen sollte, hier noch explizit: natürlich ist es auch BDSM wenn sub Dinge tun muss, die ihr nicht gefallen, sie heulend garstige Striemen von der Strafe für was auch immer davonträgt oder überwiegend angekettet lebt und nur noch Dom zu Gesicht bekommt. Auch hier vorausgesetzt, das ist alles einvernehmlich und schadet der psychischen wie physischen Gesundheit beider nicht nachhaltig. Hier in der Diskussion liegt dies zwar nun nicht im Fokus der Abgrenzung, aber auch an diesem Rande gibt es Abgrenzungserfordernisse. Und da sind sie mE weit bedeutsamer und diskussionswürdiger als am hier diskutieren "unteren" Ende.

      Vorliegend sind es eher Eitelkeiten, Etiketten und zum Teil auch "Vereinsgejammer" nach der Manier eines Opel-Manta-Clubs: "echt nur mit oder auch ohne Fuchsschwanz?" Aber nichts, worum nachdrücklich abzugrenzen es sich wirklich lohnen würde. Wer sich und sein BDSM von dieser Seite bedroht, angegriffen, in Frage gestellt oder aufgeweicht fühlt, sollte besser mit sich selbst in die "Bütt" gehen und seine Motive dafür ehrlich hinterfragen, statt jene zwanghaft auszugrenzen zu suchen, die sich bei Vanillas/Stinos (beides fast schon diskriminierende Begriffe der BDSMlerl zur Abgrenzung hier am unteren Ende!!! <-- drei dominante Ausrufezeichen) nicht/nicht ausschließlich zu Hause fühlen.


      Nochmals Grüße versöhnlicher Natur

      HvR
      Ich habe meine Definition andere die ihre...

      Gut erinnere ich mich an der Stelle an eine Bekannte von der Uni. Sie und ihr Partner fesselten sich mit Seilen, kratzen sich gegenseitig blutig, mochten Sinnesentzug und hatten Spaß an Überwältigungsspielen. Damals meinte ich, dann macht ihr ja BDSM und es kam nur zurück, nein das ist es ganz sicher nicht. Wenn sie also lieber nicht unter das Lable fallen wollten ist das kein Problem. Wo ist mein Schaden?

      Anders herum meinten auch Menschen, ein wenig Seidenschal und Popohaue sei dann schon BDSM oder noch besser da definierten sich welche als TPE, die sowas von weit entfernt von TPE (nach meiner Definition waren). Auch da ist eben die Frage, wo ist mein Schaden?

      Persönlich stört es mich dann eher, wenn Spielarten die nicht mal unter BDSM fallen würden, wenn sie weitaus intensiver betrieben werden, als BDSM gelten sollen. Fetisch ist schlicht kein BDSM. Aber mal ehrlich, wenn ein Feti nun meint er sei BDSMler, wo ist da mein Schaden? OK, als Betreiber gäbe es einen, daher habe ich immer darauf geachtet, dass hier nur die Bereich BD, DS, SM ihren Platz bekommen und alles andere nur Randthema sein sollte. Wobei vielleicht gäbe es doch einen theoretischen Schaden, ich werde ungern mit Fetischisten und Swingern in einen Topf gesteckt und grenze mich daher bewusst davon ab, das mache ich bei hartem Sex, SorftBDSM oder was auch immer es sein soll, nicht. Mit denen in einem Topf zu sein ist für mich ok, vielleicht deswegen, weil ich diesen Spielarten selbst durchaus etwas abgewinnen kann.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Moin,
      ich frage mal anders:

      Wer darf sich "Fußballspieler" nennen?
      Ist das ein Begriff, der den Profis der Bundesliga vorbehalten ist? Oder dürfen sich der Torwart in der E-Jugendmannschaft oder der Stürmer der zweiten Altherrenmannschaft, die beide in der Kreisliga spielen, auch Fußballspieler nennen? Und was ist mit dem Vater, der mit seinen Kindern im Garten ab und zu einen Ball zwischen zwei selbstgebastelten Toren hin und her kickt? Ich denke, sie alle sind Fußballspieler - jeder auf seinem Niveau, denn "Fußballspieler" ist kein geschützter Begriff.

      Anders wäre das bei geschützten Berufsbezeichnungen:
      Wenn auch viele hier gerne in der Freizeit backen - um sich Bäcker nennen zu dürfen, bedarf es einer Ausbildung und eines Gesellenbriefes.
      Und obwohl hier viele gesundheitliche Fragen diskutieren - um sich Arzt nennen zu dürfen, braucht man ein Studium und ein Staatsexamen.

      Mit dem "BDSMler" verhält es sich zum Glück wie mit dem "Fußballspieler".
      Denn wer möchte auch schon den BDSM-Gesellen mit Brief oder gar den studierten BDSMler mit Staatsexamen haben?

      Ich nicht.
      Wiking
      Sehr erfreulich, @Gentledom, neben Deiner persönlichen Sicht auch die Perspektive des Betreibers zu lesen, der als Hausherr ja quasi den Rahmen der erwünschten "Öffentlichkeit" bestimmt ... und das seit Jahren, durch Höhen und Tiefen. Daher:

      einfach mal ein großes DANKESCHÖN für beides (Statement und Kondition) und ein "Hut ab" für das Gesamtpaket! Und natürlich auch mit :cake:

      HvR

      Wiking schrieb:

      Denn wer möchte auch schon den BDSM-Gesellen mit Brief oder gar den studierten BDSMler mit Staatsexamen haben?
      Das ist doch eine herrliche Vorlage für einen BDSM-OT-Thread:

      "Die offizielle inoffizielle Ausbildungsordnung zum/zur geprüften ..." (*)

      • Ausbildungabschnitte,
      • Lernziele,
      • praktische und theoretische Ausbildung,
      • Prüfungsaufgaben,
      • Spezialisierungslehrgänge, Bachelor- und (nur für Doms) Masterstudiengänge
      • ...


      * nur zu, wer möchte ...
      Soeben habe ich eure Antworten gelesen und möchte mich für die rege Beteiligung bedanken. Ab heute Vormittag werde ich einige Tage beruflich unterwegs sein und nur sporadisch ins Forum schauen können. Wenn ich zurück bin, werde ich eure Beiträge noch einmal in Ruhe lesen und auf den ein oder anderen näher eingehen.

      Nur ein persönliches Statement vorweg:

      Ich selbst habe erst vor ungefähr 6,5 Jahren meine ersten Erfahrungen mit BDSM gemacht und setze mich seitdem gerne und intensiv damit auseinander. Aber die Art, wie ich meine Neigung auslebe, ist gewiss nicht elitär und ich empfinde sie auch nicht als besser oder 'echter' als die anderer Forumsteilnehmer. Es geht mir auch nicht darum, irgendjemanden auf überhebliche Weise 'hart auszugrenzen' oder abzuweisen. Vielmehr war meine Intention, herauszufinden, was von dem, was BDSM mal bedeutet hat - und damit meine ich BDSM zu einer Zeit, in der ich 'unsere' vier Buchstaben noch nicht einmal kannte - eigentlich übrig geblieben ist und wie weit die ursprünglichen Werte, die dazugehörten, in der heutigen Zeit eigentlich noch Bestand haben. Es interessiert mich. Das, was mal war; die Entwicklung; das, was es ist oder sein kann und das, was möglicherweise im Laufe der Zeit daraus wird / werden könnte. Zudem stellt sich mir die Frage - das dürfte aus meinem ersten Posting hervorgegangen sein - ob man manch einem wirklich einen Gefallen damit tut, wenn man ihm mehr oder weniger zu verstehen gibt, dass es egal ist, was er macht; so lange es einvernehmlich ist, sei es BDSM. Da habe ich eher den Eindruck, dass den vier Buchstaben noch unzählige weitere hinzugefügt werden müssten, damit es noch 'passt'.
      Liebe ist nicht alles, aber ohne Liebe ist alles nichts.

      Wiking schrieb:

      Moin,
      ich frage mal anders:

      Wer darf sich "Fußballspieler" nennen?
      [... ]
      Mit dem "BDSMler" verhält es sich zum Glück wie mit dem "Fußballspieler".
      Sehr gutes Beispiel.

      Schließlich nennt sich der Golfer oder der Handballer ja auch nicht Fußballer obwohl alle mit einem Ball spielen....
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light
      Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die bisherigen Antworten nur überflogen habe, aber ich war auch zu versessen darauf eine Antwort zu geben, vor allem mit meiner aktuellen Beziehungskonstellation (DDLG) im Kontext.
      Ich habe mir sehr, sehr gründlich darüber Gedanken gemacht, was von meinen Vorstellungen denn tatsächlich BDSM ist und bin irgendwann an den Punkt gelangt, dass sehr viel diesem „Konglomerat“ (schlecht gewählter Ausdruck, ich weiss) zugeordnet werden kann, eben mit dem entsprechenden Hintergrund. Streicheln und Küssen bspw. sind allumfassend, aber im Rahmen von Aftercare nach einer erschöpfenden Session, wer würde da verneinen, dass es zum BDSM dazugehört…? Streicheln kann auch sadistisch sein, wenn sie dabei ausgeliefert ist und innerlich kurz vor der Explosion steht.
      Es ist, meiner Meinung nach, extrem schwierig, klare Definitionen zu finden, weil praktisch alles mit dem Hintergrund der Machtdemonstration oder dem gelebten Sadismus stattfinden kann, sprich, ich kann alles so verdreht anwenden, dass die Grenzen verschwimmen.
      Um es kurz zu machen: Ich verbinde mit BDSM das Gefühl, das ich beim Dominieren empfinde, bzw. bei der dominierten Person erzeuge, was auch immer es ist. Und dieses Gefühl kann ja durch praktisch alles ausgelöst werden, je nach dem, wie ich es anwende.
      Ob jetzt BDSM nur im Schlafzimmer oder 24/7:

      natürlich spielt die Neigung eine große Rolle.
      die innere Haltung - das Brauchen. Das Sehnen. Das Feuer in einem. Die Dynamik, das Vertrauen- Was es für einen bedeutet. I

      Seinen eigenen Platz finden.

      Das sollte ausschlaggebend sein.

      Dort ist man zu Hause.

      PS: BDSM hat früher genausoviel bedeutet wie jetzt- es gab Hardliner, die Softeren, GelegenheitsBDSMler- nur eben versteckt
      Ich sehe es als ganz natürlich an, wenn sich Sachen oder Dinge verändern oder erweitern. Das liegt in der Natur der Sache an sich.
      Dazu kommt doch auch die mittlerweile sehr einfache Art um an Informationen zu kommen. Das erhöht auch die Anzahl der entsprechenden Erfahrungen, Meinungen und auch das verschieben von entsprechenden Eingrenzungen. Was für mich gelb ist, ist für den anderen Zitrone usw.
      Bestimme ich etwas für mich, habe ich eine strikte Grenze, nun nehme ich noch 10 dazu und schon passt meine Bestimmung nicht mehr und dann erhöhe ich dank Internet etc nochmal um zig tausend oder Millionen.
      Wir sollten aufhören alles immer schwarz weiss sehen zu wollen. Für den einen ist popohaue schon extrem, für den anderen erst der blaue Hintern und für den 3ten erst wenn Blut fließt. Einvernehmlich muss es sein.

      Zofe schrieb:

      Vielmehr war meine Intention, herauszufinden, was von dem, was BDSM mal bedeutet hat - und damit meine ich BDSM zu einer Zeit, in der ich 'unsere' vier Buchstaben noch nicht einmal kannte - eigentlich übrig geblieben ist und wie weit die ursprünglichen Werte, die dazugehörten, in der heutigen Zeit eigentlich noch Bestand haben.
      Chapeau! :sir:

      Den "Gedankenanstoß" muss man aus dem EP erstmal rauslesen können. Den hast Du wirklich gut versteckt zwischen den Zeilen und er wird natürlich dem Thread eine ganz andere Richtung geben.

      Da sind nun die "alten Hasen" (Link nur beispielhaft zur Archäologie) gefordert, zu denen ich in Bezug auf das Akronym nun nicht gerade gehöre.


      Dazu ...

      Zofe schrieb:

      ob man manch einem wirklich einen Gefallen damit tut, wenn man ihm mehr oder weniger zu verstehen gibt, dass es egal ist, was er macht; so lange es einvernehmlich ist, sei es BDSM.
      ... fand ich auch keine primäre Intention in Deinem EP, immerhin aber ansatzweise Textstellen.

      Was soll man da sagen? Da kommt eine Dame ins Forum und Fragt: "Bin ich hier richtig? Ich habe die Phantasie, beim Sex gefesselt zu werden und ..." oder auf Nachfrage erklärt sie "... härterer Sex? Das ist für mich mit Schlägen auf den Hintern (Gesicht ist Tabu, hab ich Trauma), Würgen, an den Haaren ziehen, benutzt werden ..."

      Und nun? Was antwortest Du? "Geh ins Brigittenforum!" oder "Herzlich Willkommen!" oder "Du, pass Mal auf ..."

      Und noch ne Frage dazu: Wen glaubst Du, irgendwie damit vor genau was beschützen zu können? Sex muss immer einvernehmlich sein, sonst ist es sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung. Gleiches gilt für Freiheitsentzug und körperliche Unversehrtheit. Und die Dummheiten und diese Aspekte herum, wirst Du zumindest nicht durch Aus-/Abgrenzung aus der Welt schaffen, auch wenn das ein durchaus nobles Anliegen ist.

      Zofe schrieb:

      die Art, wie ich meine Neigung auslebe, ist gewiss nicht elitär
      Es liegt nahe, dass Du damit und mit den darauf folgenden Zeilen mich ansprichst, die inhaltliche Überlagerung ist offensichtlich. Auf Deine dankeswerte Klarstellung möchte ich folgendes klarstellen: ich habe Dir und Deinem BDSM ja auch keinen Elitarismus zugeschrieben. Ich beschrieb die Wirkung, die Dein EP auszulösen geeignet ist, ...

      ... zum einen auf mich - dazu habe ich nicht zuletzt auf einen alten Thread verwiesen, der das gleiche in grün für mich bedeutet -

      ... zum anderen auf Menschen, wie die virtuelle Dame oben, die sich fragen muss, wen sie denn Fragen muss, ob sie nun "dazugehörig" sein darf oder nicht.

      ... und zu Letzt auch auf einige Foristen ...

      Books schrieb:

      Das Problem ist eher dass diese Soft Bdsmler den anderen ihr Bdsm absprechen und sie als gefährlich einstufen mitunter.

      phoibe schrieb:

      BDSM ist immer nur toll, macht immer nur Spaß und es darf natürlich nie - also wirklich NIE - etwas verlangt werden, das Sub gerade nicht will, oder worauf Sub gerade keine Lust hat. Denn so bunt ist BDSM dann doch wieder nicht, dass eine andere Linie - eine nicht so bunte - dann akzeptiert und toleriert wird.
      ... die Deinen EP zum Anlass nehmen, klischeehaft-pauschal Frust abzubauen, ohne Deine nunmehr klargestellte Intention zu berücksichtigen (weil diese so auch nicht erkennbar war).

      Vielleicht wäre für Dein Anliegen insgesamt eine positive Form der Abgrenzung wesentlich förderlicher gewesen:

      "Wo beginnt für Euch BDSM?"

      Da muss dann nämlich jeder, der was dazu sagen will "Farbe bekennen", von sich statt "von den anderen" reden und kann kaum in "schwarz-weißen" Stereotypen über "die anderen" vom Leder ziehen.

      Viel Erfolg beim Job!

      HvR

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Herr von Rhea () aus folgendem Grund: Schriftgröße angepasst

      Zofe schrieb:

      Vielmehr war meine Intention, herauszufinden, was von dem, was BDSM mal bedeutet hat (...) eigentlich übrig geblieben ist und wie weit die ursprünglichen Werte, die dazugehörten, in der heutigen Zeit eigentlich noch Bestand haben.
      Ich finde das einen ziemlich spannenden Satz, gerade bezogen auf den Kontext der "zu soften" BDSMler.
      Für mich passen diese Themen überhaupt nicht zusammen.

      So wie ich deine Formulierung verstehe, müsste dem BDSM ja was verloren gegangen sein, sonst macht die Frage was übrig ist ja keinen Sinn?
      Und es ist etwas verloren gegangen, weil Menschen die nicht so hart spielen oder so, sich auch als BDSMler bezeichnen? Wenn du dann irgendwann mehr Zeit hast zu schrieben wäre ich durchaus gespannt, was du glaubst, was da verloren gegangen sein könnte.
      Ich muss gestehen, dass ich den EP, genau wie @Herr von Rhea, "missverstanden" habe.

      Ich gehöre ja auch zu den "neuen Softies" und habe mich beim Lesen des EPs und auch der nachfolgenden Bestätigungen dessen zunehmend unwohl gefühlt, so als wolle man eben diese "Softies" hier nicht mehr haben und ihnen dies nun auf diesem Wege klarmachen.

      Interessant auch, zu sehen, wer in diesem Thread hier wen geliked hat...

      Ich habe gestern noch gedacht, dass gerade ein heftiger Riss durchs Forum geht und dies mit Bedauern wahrgenommen...

      Oder ob gerade Sommerloch ist, diese Annahme hätte mir besser gefallen...

      Schade, ich hatte mich echt wohl gefühlt und auch durchaus auch angenommen, obwohl ich doch "nur" DS und dazu noch Switcher (Ogottogott!) bin, naja...so ist das Leben...

      Mancher Thread geht eben merkwürdige Wege...
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:
      Vorweg: Ich spreche hier über meine Erfahrungen in meiner Gegend. Das mag bei anderen völlig anders gewesen sein. Bei mir war es aber so:

      Ich bin ein Kind der 70er, da bin ich geboren, in den 80ern groß geworden (naja, nicht sonderlich groß, aber zumindest bin ich da aufgewachsen...). In den 90ern hab ich Sexualität entdeckt und hatte auch damals schon eine Neigung, die einfach mit zwei Buchstaben bezeichnet wurde: SM


      SM habe ich zu dieser Zeit nicht als bunt kennengelernt. Der Spruch "BDSM ist bunt" mag auf heute zutreffen, auf damals sicherlich nicht. Damals war SM schlicht und ergreifend schwarz. Nicht grau und auch nicht grün, einfach schwarz.

      Der Spruch "Schwarz ist keine Farbe, schwarz ist eine Lebenseinstellung" kommt vielleicht einigen aus der Zeit bekannt vor, wobei der Spruch auch in der Gothic-Szene sehr verbreitet war.


      SM bestand aus Top und Bottom. Top war Aktiv und Bottom war Passiv. Top hat geschlagen, Bottom hat sich schlagen lassen. Top hat auch gedemütigt und Bottom hat sich demütigen lassen. Es gab aber keine endlosen Diskussionen über Grenzen, Tabus und Einvernehmlichkeit. Das waren Selbstverständlichkeiten, über die nicht gesprochen wurde. #metoo gab es damals noch nicht.


      Die Umgangsformen waren damals anders. Sub war Sub. Und Dom war Dom. Lernte man ein anderes Paar kennen, so unterhielt man sich als Sub mit der anderen Sub auf Augenhöhe, mit dem anderen Dom aber irgendwie nicht. Er war ja schließlich Dom. Zumindest bezeichnete er sich so und das wurde respektiert.


      Es gab damals auch keine Diskussion darüber, ob man dazu gehörte oder nicht. Entweder man gehörte dazu, dann wusste man das (und alle anderen auch) oder man gehörte eben nicht dazu. Wobei es ja auch mit einem gewissen Aufwand verbunden war, um überhaupt andere Menschen kennenzulernen, die zu dieser Szene gehörten. Die Szene war in sich geschlossen und mangels Internet auch nicht ganz so einfach zu finden wie heute: "Hey google, suche BDSM-Stammtisch"


      Ich finde, mit dem Internet hat sich vieles geändert. Auch die "Szene". Früher wusste jeder, was die "Szene" ist. Jeder in der "Szene" wusste, was "SM" ist. Es musste nicht definiert werden. Heute habe ich das Gefühl, es wird alles tot-diskutiert und tot-definiert.


      War es früher besser? Nein, das will ich so nicht sagen. Aber es war anders. Es war definitiv anders. Und das lässt sich nicht abstreiten und auch nicht weg diskutieren.


      Heute ist BDSM bunt, wie es so schön heißt. Aber "schwarz" ist ein Teil von bunt. Die "schwarze SM-Szene" von damals gibt es immer noch, sie ist jetzt nur Teil der großen Gemeinschaft des "bunten BDSM" und auch die zwei Buchstaben von früher, das S und das M sind immer noch da.



      Daher sehe ich überhaupt kein Problem darin, dass sich Menschen als BDSMler bezeichnen, die früher belächelt worden wären (z.B. die rosaroten Plüschhandschellen).

      Ich kann aber auch verstehen, dass es Menschen gibt, die den "guten alten Zeiten" vielleicht etwas hinterher trauern, als SM noch wirklich schwarz war, schwarz wie meine Seele... :ninja: Vielleicht gehöre ich auch manchmal dazu. (aber gehört es nicht auch etwas zum älter werden dazu, dass man mit etwas Wehmut an die "gute alte Zeit" denkt....?) :old:



      p.s.: Und dennoch ist ein Handballer eben kein Fußballer, solange er den Ball nicht mit den Füßen tritt.
      It´s the blackness of the night
      teaches us how to see the light

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Shayleigh ()

      Leia schrieb:

      Ich gehöre ja auch zu den "neuen Softies" und habe mich beim Lesen des EPs und auch der nachfolgenden Bestätigungen dessen zunehmend unwohl gefühlt, so als wolle man eben diese "Softies" hier nicht mehr haben wollen und ihnen dies nun auf diesem Wege klarmachen.


      (...)

      Schade, ich hatte mich echt wohl gefühlt und auch durchaus auch angenommen, obwohl ich doch "nur" DS und dazu noch Switcher (Ogottogott!) bin, naja...so ist das Leben...
      Bitte fühle dich nicht weniger wohl, du bist hier willkommen :huggy:
      Selbst wenn es hier Menschen gäbe, die der Ansicht wären, du seist kein richtiger BDSMler, solltest dir gut überlegen, ob diese tatsächlich die Kompetenz und das Wissen über dich mitbringen, darüber zu urteilen zu können.

      Wenn man den Thread so ließt, könnte man auf die Idee kommen, dass
      1. die "soften Spieler" die Intoleranten gegenüber härteren Spielarten wären und
      2. die, die sich klarer von "nicht- bzw. zu soften BDSMlern" abgrenzen wollen, besonders harte oder erfahrene BDSMler seien.
      Ich würde empfehlen da genau hinzuschauen, dann wird deutlich, dass diese Trennung so gar nicht besteht. Es gibt halt Menschen, die häufiger ungünstig ihr mangelndes Interesse an gewissen Spielarten kommunizieren und es gibt Menschen, die etwas draus ziehen mehr oder weniger definierte Grenzen niederzuschreiben. Die gibt es in allen "Härte- und Erfahrungsgraden".

      Leia schrieb:

      Schade, ich hatte mich echt wohl gefühlt und auch durchaus auch angenommen, obwohl ich doch ...
      ... nix da "obwohl, weil, weshalb" :kopfnuss: . Du bist hier und gut ist :thumbup: . Das hier ist alles kein Grund, Dich oder irgendwem und Dein oder dessen BDSM in Frage zu stellen.

      Shayleigh schrieb:

      Die "schwarze SM-Szene" von damals gibt es immer noch, sie ist jetzt nur Teil der großen Gemeinschaft des "bunten BDSM" und auch die zwei Buchstaben von früher, das S und das M sind immer noch da.
      So sollte es mE auch sein, das wäre Fortentwicklung. Und bestimmt gibt es da Räume, ...

      Herr von Rhea schrieb:

      monastischer Exklusivität des Boudoirs

      .. die, wie früher, nicht jederneigung zugänglich sind. Und auch das ist absolut okay und gut so.

      Shayleigh schrieb:

      Ich kann aber auch verstehen, dass es Menschen gibt, die den "guten alten Zeiten" vielleicht etwas hinterher trauern, als SM noch wirklich schwarz war, schwarz wie meine Seele...
      Auch da kann ich mit, das glaube ich sofort Das ist die Kehrseite der Medaille "Moderne". Das kennen wir aus vielen Bereichen unseres Lebens: überall sind heute Touristen, Konsum und Meinungen, und auf Arbeit gibt es auch die, die mit der modernen Techniken, Sturkuren und Führungsstilen hadern. Aber das ist Wandel nunmal und dabei "abzulehnen" macht keinen Sinn. Aber ebenso umgekehrt: trotzdem sind jene Teil der Belegschaft und wissen über das "was", "warum" und "woher" vieles mehr und dazu aus analogem Erleben. Ein Schatz an Geschichte und Wissen, den man schwer digitalisieren kann und wenn das passiert, dann lese ich es gerne.

      Deshalb um so mehr:

      Danke @Shayleigh für Deinen unprätentiösen Gang durch Deine Geschichte.

      HvR
      @Shayleigh

      Shayleigh schrieb:

      Entweder man gehörte dazu, dann wusste man das (und alle anderen auch) oder man gehörte eben nicht dazu
      Ich habe zunächst auch nur das Schwarz in Reinform kennen gelernt, damals vor 2 Jahrzehnten plus x Jahre.
      Jedoch habe ich damals auch schon Reibung in der "community" spürbar erfahren müssen, denn mit bestimmten Praktiken(wie NS und Kaviar,... bis auf's Blut) stand man auch damals schon am Rand von dem was man als "Schwarz" betrachtet hat.
      (nur meine Erfahrungswelt, kann bei anderen selbstverständlich anders gewesen sein!)

      Für mich hat sich daher nicht viel geändert-ausser die Tatsache, dass mein Rahmen des Erlebens privater und geschützter geworden ist.
      Nicht alle Leidenschaften stossen auf Toleranz und Offenheit.
      Das war früher schon so und zeigt sich hier im Forum auch immer wieder in Form eines "Knirschens" im Austausch miteinander.