Moralische Bedenken bei verbalen Demütigungen / Das spielen mit kulturellen und ethnischen Unterschieden

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      Ich schalte mich auch mal mit einem kurzen Statement hier ein.

      Nein. Ich kann es mir absolut nicht vorstellen, dass das, was an Grausamkeiten und Menschenverachtung in der Welt passiert oder passiert ist, einen Platz in einer Beziehung hat, die prinzipiell auf Liebe und Zuneigung ausgelegt ist. Auch nicht als Rollenspiel. Selbst wenn mich ein Sub darum bitten würde.
      Nein. Ich würde es nicht tun.
      @Currer Belle

      Interessante Gedanken. Ich sehe es anders. Klar, du hast recht, dass wir sicherlich alle irgendwo rassistische Tendenzen in uns tragen. Das ist kaum zu vermeiden in Anbetracht unserer kulturellen Geschichte. Aber diese Tendenzen lassen sich nicht so einfach zur Figur eines ausgemachten Rassisten erweitern, ohne unheimlich viel an Ressentiments und anti-humanitärer Weltsicht hinzuzufügen, was an sich nicht in ihnen enthalten ist. Ich als Rassist - auch im Spiel - wäre ein Schauspieler, der eine Rolle spielt, in der er sich ganz und gar nicht wohlfühlt. Und mich selbst zu quälen ist mit Sicherheit keine Ambition, die ich mit meinem BDSM verfolge.
      Das allein lernte ich bisher, daß dem Menschen sein Bösestes nötig ist zu seinem Besten.

      ramira schrieb:

      Nein. Ich kann es mir absolut nicht vorstellen, dass das, was an Grausamkeiten und Menschenverachtung in der Welt passiert oder passiert ist, einen Platz in einer Beziehung hat, die prinzipiell auf Liebe und Zuneigung ausgelegt ist.
      Grundsätzlich gibt es da nichts zu widersprechen, aber da wir in einem BDSM-Forum uns bewegen möchte ich anmerken, dass vieles im Bereich BDSM, angefangen von Machtgefälle, Bezeichnungen Herr-Sklavin etc., Züchtigung in Form von Schlägen mit diversen Schlagwerkzeugen usw. für viele Außenstehende ebenfalls eine Form von Graumsamkeit und Menschenverachtung widerspiegeln, die in einer auf Liebe und Zuneigung basierten Beziehung nichts zu suchen haben.


      Anfuehrungszeichen schrieb:

      Ich als Rassist - auch im Spiel - wäre ein Schauspieler, der eine Rolle spielt, in der er sich ganz und gar nicht wohlfühlt. Und mich selbst zu quälen ist mit Sicherheit keine Ambition, die ich mit meinem BDSM verfolge.
      Wobei hier die Intention nochmals zu hinterfragen wäre. Um was geht es den betreffenden, die sich auf ein Race play einlassen. Ist es Rassismus und das In-die-Rolle-eines-Rassisten-schlüpfen oder dienen Begrifflichkeiten eher um Machtverhältnisse auszudrücken in einer Sprache, die diese beiden triggern?
      Nehmen wir die Diskussion, um das N-Wort. Im us-amerikanischen Alltag, so entnehme ich es Artikeln und Songtexten, ist es nicht ungewöhnlich, dass Schwarze untereinander sich als Nigga oder Nigger ansprechen. Je nach Betonung und Kontext kann das Wort unterschiedliche Dinge transportieren, von Demütigen, Verächtlichmachen, Degradieren und Runtermachen bis hin zu einem kumpelhaften flapsigen Dissen.
      Würde nun ein Weißer dies gegenüber einem Schwarzen sagen, wäre dies ein No-go, aufgrund der Tätergeschichte der weißen Ethnie in den USA, wofür der Weiße nichs kann, also keine Schuld trifft, aber doch Verantwortung trägt.
      Keiner würde nun die zwei Schwarzen in unserem obigen Beispiel als Rassisten bezeichnen. Bei dem Weißen wäre es fraglich und man müsste da genauer hinschauen. Es gibt ja auch Weiße, die meinen, dass sie in einem schwarzen Freundeskreis so sehr dazugehöre, dass sie das Wort im Sinne eines flapsigen Dissens ebenfalls benutzen können.
      Und dann gibt es Schwarze, die es überhaupt nicht dulden, dass man dieses Wort verwendet, auch nicht unter Schwarzen, da es historisch für ihre Dehumanisierung steht.

      Verlagern wir dies nun auf das Sexuelle im Vanilla-Bereich. Es gibt afro-amerikanische Männer, die aus welchen Gründen auch immer, es sexuell erregt, wenn die Frau sie beim Sex als Nigger bezeichnet. Sie kitzeln dies regelrecht aus der Frau heraus, damit sie es sagt und sehen dies als eine Art "Anfeuerung" noch härter zu stoßen und zu ficken. Ist der Schwarze nun irgendwie verkappt subdominant, dass er erniedrigt werden will? Passt aber nicht zu seiner Reaktion auf das Wort. Vielleicht geht es hier einfach um die Herstellung eines Machtungleichgewichtes vor dem Hintergrund einer tatsächlichen historischen Erfahrung und der Wiedererlangung von Macht, indem man sich diese zurückholt durch das härtere Stoßen. Aber ist der afro-amerikanische Mann dann als Rassist zu bezeichnen, da er quasi der Frau es aufgedrängt hat, dass Wort Nigger zu verwenden?

      Variieren wir dies nun, indem es sich um einen weißen Mann und eine afro-amerikanische Frau handelt. Und er ist es, der aus heiterem Himmel das N-Wort verwendet. Gleiches unter umgekehrten Vorzeichen, afro-amerikanischer Mann und weiße Frau und sie ist es, die während eines harten Ficks auf einmal lustvoll das N-Wort ausspricht. Was ich von Afro-Amerikanern in diversen Foren hierzu gelesen habe ist, dass das als ein No-go erachtet wird, bei den Frauen mehr als bei den Männern, da es ähnlich wie im Fall oben mit dem Weißen, der einen schwarzen Freundeskreis hat, nicht geht, dass jemand aus der Täterethnie dieses Wort ohne Erlaubniseinholung verwendet.

      Letztes Beispiel, die schwarze Sub, die ihren Dom bittet, dieses Wort zu verwenden, weil es sie regelrecht nass macht. Ist sie eine Rassistin deshalb? Ist er ein Rassist, wenn er dem nachkommt? Ist das Wort hier nicht bloß ein Trigger, um ein Machtgefälle auszudrücken, so wie manche Frauen es brauchen Hure, Schlampe etc. genannt zu werden, was ja ebenfalls keine aufwertenden Begriffe sind, sondern erst einmal als Misogyn eingeordnet werden könnten.

      Ist jetzt Rassismus schlimmer als Misogynie?
      Problematisch wäre für mein Empfinden, wenn das Ganze dahin tendiert, strukturelle Formen von Rassismus abzubilden in Gestalt von Rollenspielen, die das 3. Reich, die Plantagen im Süden der USA etc. thematisieren. Sich in einem Nazisetting widerzufinden samt Uniformen, Fahnen, Symbolen etc., dass ist für mich, auch mit Bezug auf den Aufwand, mehr als nur ein Triggern durch Alltagsrassismus, um Machtgefälle herzustellen und sich von diesem zu emanzipieren, dass wäre für mich eine Relativierung von Menschheitsverbrechern, einer menschenverachtenden Ideologie und Strukturen des Bösen. Aber es spricht sich leicht, wenn man eben nicht diesen Fetisch hat.

      ExarKun schrieb:

      dass vieles im Bereich BDSM, ... für Außenstehende ebenfalls eine Form von Graumsamkeit und Menschenverachtung widerspiegeln, die in einer auf Liebe und Zuneigung basierten Beziehung nichts zu suchen haben.
      Das sehe ich anders. Liebe und Zuneigung sind eine Voraussetzung für BDSM und all die "Grausamkeiten" beruhen auf gegenseitgem Einverständnis. mit Meschenverachtung hat das nichts zu tun. Mag für Aussenstehende so aussehen, aber es ist keine Menschenverachtung. Und das nur zu "spielen", geht für mich auch nicht.
      Ich habe einen Imigrationshintergrund, und mein Herr ist Deutscher.

      Da wir uns außerhalb der Sub/Dom-Welt respektieren ( ich es zuvor auch fuer mich genau getestet habe, durch provokante Fragen oder Witze, um zu sehen wie er darauf eingeht) ist es akzeptable in unserer moralfreien Welt ( natuerlich bleiben bestimmte Regeln bestehe, wie zB. Keine tierquaelenden Sexphantasien oder Phantasien die Dritten Schaden zufuegen das absolut abturnend fuer uns waere. Ich schließe nicht aus, dass es Menschen gibt die darauf abfahren.)auf diese Schiene zu fahren.
      Es ist sogar irgendwie witzig, ich kann frei alle Schubladen oeffnen, wie er auch, denn im Grunde prallt es an uns ab.


      Fazit: Das Fundament muss zwischen den Spielenden klar sein, und wenn das geklaert ist, dann kann die morallose Kreativitaet schon ziemlich geil werden. Fuer uns.

      Moral ist gut, wenn viele Menschen aufeinander prallen, Moral sorgt fuer ein friedliches Miteinander.
      Aber wenn man sich gut kennt, dann kann eine Situation, abseits der Norm, ziemlich erquieckend werden.
      Im Wandel mit der Zeit...
      Wie schon an anderer Stelle geschrieben: Was in den eigenen vier Wänden passiert und beiden gefällt, ist m. E. ok. Wenn einer gerne, gleich wie genant werden möchte, und es dem anderen nichts ausmacht, dann los. M. E. ist dann das volle Programm erlaubt

      Die eigene Partnerin in einem Club zum Beispiel antisemitisch oder rassistisch anzusprechen, sollte sich selbst, wenn zu Hause akzeptiert oder sogar von ihr gewollt, in dem Club schon deshalb verbieten, da man damit andere Anwesende erheblich triggern oder beleidigen kann.

      Weiter oben kam die "Zusatzfrage" auf: Naziuniform tragen? Auch hier sehe ich es, wie eingangs beschrieben. Wer das braucht, warum auch immer, für sein Rollenspiel, soll es Zuhause machen. In der Öffentlichkeit, auch Club oder Party, halte ich es für unangebracht, da man nie weiss, ob Fremde, egal aus welchem Grund, damit umgehen können. Das ist einfach eine Frage von Rücksichtnahme auf Andere und Andersdenkende.
      Da tut es ein Bundeswehrgeneral, der seiner Vorzimmersoldatin den Hosenboden stramm zieht, sicher auch :dance:

      Selbst Subbie im Park mal schnell übers Knie gelegt, weil sie aktuell böse war, verbietet sich m. E. logischer Weise, da Kinder oder andere evtl. früher Gewalt erlebt habende Erwachsene massiv getriggert werden könnten. Schaut Euer Subbie an und versprecht ihr (natürlich leise ;-), ihr sobald ihr zuhause seid, ordentlich das Fell zu gerben. Da hat Subbie mehr davon und Eure Mitmenschen auch..... IMHO
      Wer nicht hören kann,.....

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von spank(h)er1 ()