Moralische Bedenken bei verbalen Demütigungen / Das spielen mit kulturellen und ethnischen Unterschieden

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      Moralische Bedenken bei verbalen Demütigungen / Das spielen mit kulturellen und ethnischen Unterschieden

      So, wo fange ich an. Moralische Bedenken bei verbalen Demütigungen...
      Der Anstoß, der mich wieder einmal über das Thema grübeln lies, war in der Phase nach meiner Trennung, in der ich mich eher auf Richtung Sub-Seite zurückgezogen habe, zumal ich das Bedürfnis hatte, mich damit wieder etwas auszuballancieren. Ich konnte einfach nicht ohne gutes Gefühl dominieren, da ich noch allzu sehr an meine Süße dachte und ich sie irgendwo ehren wollte. Aber verzichten wollte ich auf BDSM auch nicht vollständig, sodass ich mich wieder an ein Rollenspiel erinnerte, dass ich vor einigen Jahren erleben durfte und ich sehr aufregend, beängstigend, jedoch deshalb umso mehr aufregend kribbelnder empfand.
      Die Rollen waren ganz einfach gesagt Soldat und Kriegsgefangene/ Opfer der Umstände, schwierig zu bezeichnen. Dazu gehörten Abwertungen, verbale Demütigungen und nun ja, die Tatsache, dass es in den Metakonsenz-bereich rutschte, denn meine Soft Limits wurden überschritten und Dinge an mir vollzogen, die bisher nicht auf meiner Grenzliste standen aber wirklich nicht besonders angenehm waren. Natürlich hatte ich anfangs die Einwilligung gegeben, meine Grenzen zu überschreiten, wenn es die Situation authentischer machen konnte, jedoch wusste ich nicht was, wie und wann er es tat und was er überhaupt tun würde, und ja er hat es getan. Ohrfeigen oder anspucken beispielsweise, hasste ich zutiefst, und tolerierte ich normalerweise nicht in einer für mich üblichen Dom-Sub-Dynamik. Und einige andere Dinge.
      Es gelüstete mir also nach all den Jahren mal wieder nach so einer Grenzwanderung, nach diesem Drahtseilakt und ich horchte mich zaghaft um.
      Derjenige, mit dem ich es erlebt habe, war leider nicht mehr aufzufinden. Jedoch stellte ich fest, dass die, die ich ansprach gewisse moralische Bedenken oder Hemmungen zu haben schienen, obwohl es sich um ein "Nun ja" Rollenspiel handelte.
      Die Bedenken waren folgende: "Das erscheint mir aufgrund des Russland-Ukraine-Konflikts irgendwie Pietätlos", von einem sogar mit dem Kommentar begleitet, dass es doch auch out sei in dieser Zeit Klamotten mit Militärmuster zu tragen. Ich schweife ab. Weitere Argumente, die jedoch irgendwo nachvollziehbar waren, lauteten, dass es einigen Doms doch etwas zu hart sei. Okay. Der dritte Punkt, indem man jedoch am meisten ins zaudern geriet war jedoch dieser: "Ich soll dich als (weiblichen, allesfressenden Paarhufer mit jüdischem Hintergrund) bezeichnen? Ich soll dich herabwürdigen, dich schlagen und dabei solche Dinge Sagen wie, "du sollst für mich schuften wie eine Feldsklavin?" Kurz um ausländerfeindliche und antisimitische Dinge, alles was ihm einfiel durfte und konnte er in dem Falle gegen mich verwänden. Einer sagte mir, dass er bedenken hätte, ob das überhaupt erlaubt sei, denn ich bin nun mal ausländisch und habe diesen Hintergrund. Den Doms, denen ich dieses Szenario unterbreitet hatte, schienen das wenig reizvoll, aber nicht zwangsläufig, weil sie Rollenspielen oder eine etwas härtere Gangart nicht mochten, sondern weil sie moralische Bedenken hatten.
      Das brachte mich irgendwie ins grübeln und es machte mich neugierig. Und ich bin es noch immer.
      Ich frage mich, ob ihr mit Spielarten konfrontiert wurde, die nun ja solche ähnlichen moralische Konflikte auslösen? Vor allem interessiert mich das auf Dom-Seite.
      Ich meine hätte ich einen dunkelhäutigen Sub und er fände es spannend wie ein Sklave von mir behandelt zu werden und mit diesen Bezeichnungen benannt zu werden, die man eigentlich nicht sagen sollte, wenn er damit einverstanden ist, warum nicht? Und wenn ich ganz ehrlich bin, irgendwo ist das auch reizvoll, ja, ich gestehe es, irgendwo reizt es mich damit zu spielen. Also... Es ist doch gar nicht so schwer, oder...?
      Oder???
      Wenn ich es mir genauer überlege, es würde mir anfangs komisch vorkommen, ja. Ich denke daran, dass in der Grund-und Realschule einige präventive Maßnamen gegen Rassismus,, Antisemitismus, Islamphobie und allgemein Fremdenfeindlichkeit und sogar Sexismus veranstaltet wurden. Ich habe tatsächlich eine kleine Weile in meiner Schulzeit ein paar antisemitische Erfahrungen gesammelt. Es gab eine Zeit wo Jude tatsächlich als Schimpfwort galt und einer fand es besonders lustig einen gelben Papierstern mit Kaugummi an meine Schultasche zu heften, auf dem er mit rotem Stift Jude geschrieben hatte. Das fand ich auch nicht besonders toll. Und einmal lief ich einen älteren Herren über den Weg, der Philippinen, mein Geburtsland damit pries, dass man da schön Urlaub machen könne und dass die Mädchen dort teils besser waren als in Thailand, sprich Sextourismus. Er hat noch ein paar andere unschöne Dinge gesagt, die ich jedoch nicht mehr genau weiß. Das fand ich so widerlich und einfach nur hässlich.
      Wenn ich daran denke, verstehe ich dieses gewisse Unwohlsein, wenn man mit solchen moralischen Dingen spielt, ja. Und ja, Doppelmoral, ich denke, ich bin mir sicher, würde ich so eine Person toppen, ich würde mich anfangs auch komisch vorkommen. Ja, wenn ich es mir genau überlege, ich glaube ich würde mich sogar ein paar Sekunden schlecht fühlen, ich käme mir vor, als machte ich einen Rückschritt. Vor allem ich müsste es doch besser wissen, oder?
      Und auch in der Rolle des Subs weiß ich genau, dass es doch irgendwo, irgendwie Pietätlos erscheint, dass ich mich so herabwürdigen lasse, im "spielerischen" Kontext, obwohl es für genug Menschen bitterer Ernst ist.
      Andererseits denke ich, es geschieht in einem geschützten Rahmen, warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, es ist meine Sache. Es geschieht doch auch im Konsens. Doch das gewisse flüstern bleibt.
      Jetzt habe ich so viel geschrieben, dass ich eigentlich gar nicht mehr so genauweiß, wie meine anfangs noch im Kopf klare Frage, die ich eigentlich stellen wollte war. Egal.
      Was denkt ihr darüber? Kennt ihr sowas? Was sind eure Gedanken dazu?
      Nur damit das niemand falsch versteht. Ich brauche niemand, der dieses moralische flüstern in mir abstellt. Und natürlich weiß ich, dass es, so lange es im Konsens passiert in Ordnung ist. Mich interessiert, ob ihr diese moralischen Bedenken verstehen könnt, sowohl Doms auch als Subs, ich möchte mich da nicht festlegen. Mich interessiert, ob jemand so ähnlich empfunden hat, oder so etwas erlebt hat. Es ist auch okay, wenn sich Leute zu Wort melden, die das noch nie erlebt haben, aber trotzdem was dazu zu sagen haben. Außerdem interessiert mich, ob ihr Doms und Subs überhaupt diese Bedenken so eine Spielart zu betreiben habt, und ich rede jetzt nicht vom Rollenspiel, sondern ob ihr Ethnie oder Kultur oder ähnliches in eure Herabwürdigungen einfließen läst, sie einbindet oder es wollt, ohne dass ihr euch irgendwie nachdenklich fühlt. Oder ist das einfach kein Ding, überhaupt nicht reizend?
      Ich habe zwar keine Erfahrung mit Rollenspielen, aber ich kann die moralischen Bedenken durchaus nachvollziehen.
      In Abhängigkeit davon, welche Erfahrungen ein Mensch gemacht hat (und das hast du ja ein wenig angerissen @Blue-Monstera), kann man mit den entsprechenden Beleidigungen böse triggern.
      Zum anderen kann natürlich auch der aktive Part sich entweder gar nicht damit identifizieren können (das wäre die wünschenswertere Variante) oder vielleicht sogar "ertappt" fühlen bei so einem Angebot, wenn es insgeheim das ist, was er eigentlich denkt. Er/sie also tatsächlich Rassist/Antisemit ist.
      Vor allem bei letzterem würde ich mir dann auch Sorgen um meine Aftercare machen. Ansonsten sollte es doch damit dann auch wieder "gut" sein. Wie jemand dominiert/gedemütigt wird, ist doch im Grunde egal und auch individuell. Wie bereits erwähnt, kann in Abhängigkeit von bisherigen Erfahrungen fast alles ein Trigger sein und manches Sub vielleicht auch gar nicht bewusst.
      Von daher spielt es sich mit bewusst gewählten ethnischen/kulturellen Demütigungen vielleicht sogar "sicherer", weil sich alle Beteiligten dessen bewusst sind, dass es sich um einen Grenzbereich handelt.
      Es gibt bestimmt viele Gründe, warum die von dir gewählten Doms abgelehnt haben. Vielleicht haben sie auch einfach keine Lust, danach ein Häufchen Elend zusammen zu kehren (ich persönlich glaube ja nicht, dass das passieren würde...)?
      Hab keine Probleme damit, aber das ist auch nicht das Ding, da ich nur Dom bin , und Deutsch / Italienisch (je 50%) auch nicht so ungewöhnlich ist. Meine Verlobte ist 1/4 Roma , und wenn sie das anspricht, und will, dann behandle ich sie so, wie du das oben beschrieben hast. Komisch würde ich mir dabei nicht vorkommen, da sie das ok gegeben hat, und es jederzeit mit dem Safeword abbrechen kann.
      Auf Subseite habe ich nicht wirklich die beschriebenen Voraussetzungen. Ich gehöre zu den privilegierten Menschen, die keiner Gruppe angehören, die so stark diskriminiert wird. Das Einzige ist das weibliche Geschlecht. Und zumindest das lasse ich gerne im Spiel aufgreifen, ich kann mir daher schon vorstellen, dass ich bei Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppe das auch einbauen wollen würde.

      Besonders auf Topseite finde ich es spannend da in mich rein zu hören. Wenn ich einen Menschen hätte, der sich das von mir wünscht, würde mich das schon auch sehr fordern. Wenn es menschlich gut genug passt, würde ich es schon versuchen und ausprobieren, aber ich glaube nicht dass es mir leicht fallen würde. Einerseits, weil ich damit so wenig Berührungspunkte in meinem Leben hätte, dass da (das klingt jetzt fruchtbar und schräg) die Vorbilder fehlen, ich weiß also gar nicht so recht wie, und anderseits weiß ich nicht ob ich diese Form der Herabwürdigung direkt erotisieren könnte, oder ob das dann nur über die Freude an der Reaktion des Spielpartners ginge oder vielleicht auch gar nicht.

      Ein Gedanke der zwar etwas weg führt, aber für mich trotzdem ziemlich nahe liegt: Ich war vor kurzem das erste Mal Paintball spielen und da kann man sich ja auch fragen, ob das nicht taktlos ist, angesichts des Krieges in der Ukraine. Ich finde nicht, weil ich gut zwischen mit Lebensmittelfarbe zum Spaß "Fangen mit Fernkampf" spielen und den Grausamkeiten des Krieges trennen kann. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass andere Menschen andere Gefühle dazu haben.
      Um den Bogen zurück zu BDSM zu machen: Wenn Sub sich das wünscht, finde ich es okay, sich da ran zu wagen. Ich glaube bei Spielen wie von dir beschrieben in der BDSM-Öffentlichkeit wäre ich trotzdem zurückhaltend um niemanden zu irritieren und würde das stark auf Kontexte begrenzen, in denen ich die anderen Gäste kenne und sie mich, oder in denen nur Menschen sind, von denen ich davon ausgehen kann, dass sie das richtig einordnen können.
      Mein erstes Gefühl beim Lesen war sofort ein innerer Widerstand, weil es sehr unangenehme Bilder erzeugt.

      Auch gibt es sicher viele Menschen die einen persönlichen Hintergrund einbringen, der ihnen solche Dinge unmöglich macht.

      Wenn sich die Partner gemeinsam darauf einigen so etwas zu tun, wer soll darüber befinden ob das okay ist? Geht einen vermutlich nichts an.

      Geht es dir um den Aspekt was die Herabwürdigungen anrichten könnten?
      Oder ob es legal ist Beleidigungen in dieser Art zu nutzen?

      Beleidigung ist erstmal ein Antragsdelikt d.h. wenn du deinen Partner nicht anzeigst kann ihm nichts passieren. Niemand anderes könnte eine Strafverfolgung in die Wege leiten, zumindest in Deutschland.

      Ob es moralisch vertretbar ist muss zum einen der aktive Partner grundsätzlich mit sich ausmachen zum anderen sehe ich das Problem, dass die Wirkung nur zu einem gewissen Grad abschätzbar ist. Wie sehr es trifft, wie lange es nachwirkt. Ganz besonders dann, wenn man sich auf etwas bezieht, das zur Person dazu gehört, wie ihre Abstammung oder sonstige Zugehörigkeit, die sie außerhalb des Rollenspiels auch hat.

      Ich verstehe jeden, der ablehnt, weil ihm das zu heikel ist.
      Also, ich denke, ich hätte da so meine Probleme…

      Meine Sozialisation spielt mir schon bei „einfachem BDSM“ oftmals einen Streich, bin ich doch zu einer Zeit und in einer Umgebung aufgewachsen, wo klar formuliert galt „Frauen schlägt Mann nicht“ und Sex hat bitte natürlich nur einvernehmlich und sehr kuschelig zu sein.
      Es hat schon viele Jahre gedauert, mich da von einigen „Grundwerten“ unabhängig zu machen…

      Ich fürchte jedoch, dass das bedienen antisemitischer und ausländerfeindlicher Klischees mir unter keinen derzeit für mich denkbaren Umständen einigermaßen glaubhaft gelingen könnte, was ja bei einem Rollenspiel dieser Art notwendig wäre. Das verstößt so fundamental gegen meine innersten Überzeugungen, dass ich nicht einmal damit spielen würde, auch wenn ich wüsste, es ist ein großer Wunsch meiner Partnerin.
      Also meinerseits derzeit eine harte Grenze. Geht halt mit mir nicht…

      Grundsätzlich bin ich mir bewusst, dass Betroffene oft eine andere Wahrnehmung dieser Problematik haben, siehe „Diskriminierung fängt da an, wo man über etwas keine Witze mehr machen darf…“ und das spielen mit Klischees und Vorurteilen gar nicht so eng gesehen wird. Aber ich weiß auch, dass das schnell kippen kann und man da mal fix einen Trigger bedient, der äußerst Unangenehmes auslöst.

      Vielleicht ändert sich meine Haltung, sollte ich tatsächlich mal eine Partnerin haben, die ich sehr gut kenne, deren Wahrnehmung in diesen Dingen ich gut abschätzen kann, die mir vielleicht die Scheu gegenüber solchen Spielen nimmt. Aber zur Zeit… ist gar nicht meins…
      Naziuniformen auf einer BDSM Party, was denkt ihr und wie würdet ihr reagieren?

      ich denke der große Unterschied wäre für mich...ob es ganz privat ist oder irgendwie öffentlich.

      Grundsätzlich würde ich mich da aber auch wohl sehr schwer tun.......aber Rollenspiele sind eh nicht so meins.......ich glaube ich könnte mich da nicht überwinden und die klare Grenze für mich im Kopf haben.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Blue-Monstera schrieb:

      Was denkt ihr darüber? Kennt ihr sowas? Was sind eure Gedanken dazu?
      Hallo,
      interessantes Thema, mit dem ich mich eingehend beschäftigt habe, da ich selber dunkelhäutig bin und meine Subs in der Regel weiß sind. Angeregt durch eine Sub, die ethnisch Mulattin ist, kam ich erstmals in Kontakt mit der Spielart Race play und heute ist es fester Bestandteil meiner Sexualität.
      Ich hatte ähnliche Bedenken wie du, aber es waren rein rationale Bedenken, die sich vor/nach der Handlung einstellten, niemals währenddessen.
      Ich denke, man muss sich über folgendes klar sein: Sex muss nicht Abbild der sexuellen Konventionen sein und die Gesellschaft muss nicht Abbild meiner sexuellen Präferenzen sein. Sex ist ein Ort, wo wir gesellschaftliche Rollen ablegen dürfen, uns ausprobieren dürfen und unser Selbst erkunden. Sex ist ein Spielplatz und wir haben alle unterschiedliche Trigger. Ob nun Begriffe wie Herr/Sklavin, Meister/Dienerin oder Begriffe, die auf ethnische Differenzierung zielen, dahinter steckt das Spiel mit Machtungleichheit, nur fährt aber eben nicht jeder auf das Wort "Sklavin" ab. Die oben genannte Dame brauchte das sogenannte N*-Wort, um auf Touren zu kommen, um eben sich in ihrer Devotheit zu finden. Aber eben nur im Rahmen des Spiels, nicht außerhalb. Und auch ich brauche das Race play im Rahmen des Spiels, diesen Kampf um die Macht mit meiner weißen Spielgefährtin, die sich Macht von mir holt, indem sie Dinge ausspricht, die man nicht sagt, und auch ich sage Dinge, die auf ihre helle Hautfarbe und Ethnie zielen, um mir diese Macht zurückzuholen.
      Aber es verbleibt einzig innerhalb des Spieles. Außerhalb dessen, wo wir uns in anderen Rollen wiederfinden, hat dies kein Platz und jeder Fremde, der solche Begriffe mir gegenüber äußern würde, würde sich Ärger einfangen.

      Des Weiteren, ich habe dazu auch mal einen guten Beitrag von einem Wissenschaftler im Netz gelesen, kann die Benutzung von ethnischen Zuschreibungen auch eine Verarbeitung von Rassismuserfahrungen und ein Empowerment darstellen.

      jg72 schrieb:

      Ich fürchte jedoch, dass das bedienen antisemitischer und ausländerfeindlicher Klischees mir unter keinen derzeit für mich denkbaren Umständen einigermaßen glaubhaft gelingen könnte, was ja bei einem Rollenspiel dieser Art notwendig wäre.
      Wobei es eben auch so sein könnte, dass gerade das Annehmen dieser Klischees auch als unglaublich befreiend und befriedigend empfunden werden kann z. B. das Klischee "die Ausländer nehmen uns die Frauen weg" oder "die deutsche weiße Frau ist für den Ausländer nur eine Trophäe oder Hure" bis hin von dem Unsinn der Umvolkung durch Migration.
      Als dunkelhäutiger Mann kann ich nur sagen, habe ich so nie gedacht, also dass deutsche weiße Frauen nur Schlampen sind oder gut für's Bett und mehr nicht. Aber wenn man mit diesem Mist immer und immer wieder konfrontiert wird, insbesondere noch nach der Kölner Silvesternacht und man auch eine Machtlosigkeit gegenüber diesen mehrheitsgesellschaftlichen Narrativen empfindet, war es für mich im Sex geradezu eine Befreiung, diese Rolle anzunehmen nach dem Motto: Okay, ihr sagt, ich bin so, dann bin ich jetzt mal so und nehme hier als "Alpha-Mann" mir die deutsche weiße Frau und besorge es ihr so, wie du Rassist es wohl nicht kannst und in mir wohl deshalb eine Bedrohung siehst."
      Nachdem ich @Rehleins Beitrag gelesen habe, kamen mir ein paar kleine Gedanken, die ich einbringen möchte.
      Eigentlich, wenn ich etwas genauer darüber nachdenke sind doch sexistische Herabwürdigungen und Demütigungen, also beispielsweise den Frauen irgendwelche abwertenden Bezeichnungen zu geben wie Schlampe oder Nutte oder ähnliches, gar nicht so verschieden, als wenn man auf ethnisch/kultureller/religiösen Ebene den Spielpartner herabwürdigt oder sich von ihm herabwürdigen lässt, oder nicht? Beide Arten der Herabwürdigung haben den Zweck das Individuum, welches eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit besitzt eben aufgrund seiner Gruppenzugehörigkeit herabzuwürdigen, ganz heruntergebrochen. Trotzdem scheint das wohl nicht so üblich zu sein auf ethnischer/kultureller/religiöser Ebene zu beleidigen. Denn es gibt scheinbar mehr Hemmungen oder vorbehalte.
      @Rehlein du schriebst, ich sollte mit diesen geschilderten Spielarten in der BDSM-Öffentlichkeit aufpassen, da ich Leute damit irritieren könnte. Ich habe das hoffentlich richtig verstanden. Daraus schließe ich, dass es wohl doch eher befremdlich ist. Oder beziehst du dich eher auf die Spielereien, die in den Metakonsensbereich geraten?
      Naja, und jetzt frage ich mich ein bisschen ob das Spiel mit dem Sexismus im BDSM einfach so häufig und mit kaum Bedenken eingesetzt wird, weil Sexismus banaler geworden ist? Oder weil das einfach so etabliert ist, dass man sich gut abgrenzen kann,? Keine Ahnung? Warum hat man im BDSM noch eher Ängste mit der anderen Art zu spielen? Schließlich ist man ja auch in der Lage sich im konsensualem BDSM von wirklich problematischem Sexismus abzugrenzen. Ich habe von niemanden aus der BDSM-Szene gehört, der moralische Bedenken hatte eine Frau im Konsens nicht sexistisch demütigen zu wollen, da er befürchtet am Ende doch irgendwo ein Frauenhasser zu sein. Ich habe das Gefühl, dass sexistische Demütigungen viel einfacher praktiziert werden, abgesehen von den Fällen, bei denen das nicht angewendet werden kann, weil es zu viel triggert oder man dem einfach überhaupt nichts reizvolles abgewinnen kann.
      Ich glaube mein Gedankengang ist sehr idiotisch und vielleicht ziemlich kurzgegriffen, aber er kam mir und hat mich irgendwie sehr nachdenklich zurückgelassen.
      Naja, vielleicht liegt es einfach an der deutschen Geschichte, oder weil man zu wenige Berührungspunkte damit hat und aufgrund dessen sich nur wenige Menschen vorbehaltlos und mit dem nötigen Abstand an diese Spielart trauen. Ich hoffe man versteht, was ich meine.
      Ich möchte auch wirklich nichts böses mit diesen Gedanken aussagen, es bringt mich einfach nur ein bisschen ins Grübeln.
      @Io_ Mich interessiert, warum du den inneren Widerstand beim lesen meines Posts empfunden hast. Ist das in Ordnung für dich, das weiter auszuführen? Ein innerer Widerstand gegen was genau? Meinst du das beleidigen oder allgemein das Rollenspielszenario? Nur damit ich es richtig einordnen kann.
      @jg72, Okay, danke für deine interessante Sichtweise, jedoch habe ich sie erst jetzt gelesen.
      @ExarKun, auch dir vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich muss gestehen, da fällt mir auch ein Steinchen vom Herzen, denn ich muss gestehen, ich denke ich bin diesem Race-Play wohl auch nicht so ganz abgeneigt, nur dass es bei mir eher mit orientalischen Männern in der Sub-Rolle abziehlt,

      Blue-Monstera schrieb:

      oder sich von ihm herabwürdigen lässt, oder nicht?
      Wenn jedoch eine historische Leidensgeschichte vorhanden ist wie z. B. Sklaverei, Apartheid oder Genozid, dann ist es nicht mehr das Gleiche.
      Wenn z. B. ein weißer Dom von sich aus, seine schwarze Sub mit dem N-Word benennen möchte oder Rollenspiele von Sklaverei spielen möchte, könnte dies aufgrund des kollektiven Geschichtsbewusstsein ihrer Ethnie als äußerst verletzend wahrgenommen werden und wirft auch erst einmal die Frage auf: "Weshalb will der Dom dies? Was ist denn da seine Motivation? Spielt hier Rassismus eine Rolle?" Also ich würde das als sehr problematisch sehen. Anders wäre es jedoch, wenn die schwarze Sub auf ihren Dom zukommt und erklärt, dass sie das N-Wort benötigt.

      Blue-Monstera schrieb:

      Naja, vielleicht liegt es einfach an der deutschen Geschichte
      Nein, auch in der us-amerikanischen BDSM-Szene scheint, so entnehme ich es den zahlreichen Artikeln im Internet, Race play ein Thema zu sein. Viele afro-amerikanische Subs, ob nun Mann oder Frau, hetero oder gay werden plötzlich seitens eines weißen Doms oder einer weißen Domina damit konfrontiert und empfinden dies als Affront, weil hinter diesen Begriffen eine tatsächliche Leidensgeschichte steht, die in das kollektive Bewusstsein dieser Ethnie eingegangen ist.

      Blue-Monstera schrieb:

      ich denke ich bin diesem Race-Play wohl auch nicht so ganz abgeneigt, nur dass es bei mir eher mit orientalischen Männern in der Sub-Rolle abziehlt,
      Wenn du jetzt damit auf mich zukommen würdest, dann würde ich halt ganz stark deine Motivation hinterfragen, also warum kickt es dich als jemand aus der Mehrheitsgesellschaft, die ja ohnehin schon im Diskurs eine höherwertige Position einnimmt?
      Aus diesen Informationen schließe ich also, es macht wohl wirklich einen gewaltigen Unterschied, wenn im Race-Play Sub, die jetzt aus einer anderen Ethnie oder Kultur stammt oder eine andere Religion hat auf den Dom zukommt und ihn darum bittet. Wobei es umgekehrt schnell etwas problematischer aufgefasst werden kann? Oder habe ich das jetzt völlig falsch verstanden?

      Blue-Monstera schrieb:

      Aus diesen Informationen schließe ich also, es macht wohl wirklich einen gewaltigen Unterschied, wenn im Race-Play Sub, die jetzt aus einer anderen Ethnie oder Kultur stammt oder eine andere Religion hat auf den Dom zukommt und ihn darum bittet. Wobei es umgekehrt schnell etwas problematischer aufgefasst werden kann? Oder habe ich das jetzt völlig falsch verstanden?
      Mein obiges Beispiel zielte auf den Dom, weil du geschrieben hast, dass du orientalische Submales suchst. Nehmen wir an, ich wäre so ein Submale und du als deutsche Domina kommst damit auf mich zu, dann würde ich es ganz genau ergründen wollen, weshalb DU das willst! Es könnte ja sein - bitte nicht auf dich beziehen - dass du eine echte Rassistin bist und darauf stehst, weil du wirklich glaubst, dass die Menschen nicht gleich sind und du als weiße oder Teil der eurpäischen Kultur höherwertiger bist als eben der Orientale. Und da ich eben einer Rassistin hier nicht zur Verfügung stehen möchte, wäre es mir wichtig, dies zu ergründen und jeden Zweifel auszuschließen.
      Sex ist halt leider nicht unpolitisch bzw. gesellschaftspolitische Dinge und Erfahrungen können in die Sexualität einfließen, daher wäre mir wichtig, weshalb eine dominante Person aus der gesellschaftlichen Dominanzgruppe dies praktizieren möchte.

      Zu der Thematik gab es auch vor Jahren eine Doku, da dunkelhäutige Menschen, die als Sklaven einen weißen Herrn haben und Race play praktizieren innerhalb ihrer eigenen Ethnie oft Anfeindung erfahren: "The Artist and the Pervert".

      ExarKun schrieb:

      Blue-Monstera schrieb:

      ich denke ich bin diesem Race-Play wohl auch nicht so ganz abgeneigt, nur dass es bei mir eher mit orientalischen Männern in der Sub-Rolle abziehlt,
      Wenn du jetzt damit auf mich zukommen würdest, dann würde ich halt ganz stark deine Motivation hinterfragen, also warum kickt es dich als jemand aus der Mehrheitsgesellschaft, die ja ohnehin schon im Diskurs eine höherwertige Position einnimmt?
      Puh, ich bin mir nicht sicher ob ich aus der Mehrheitsgesellschaft komme. Naja. Ich weiß nicht so ganz ob das zum Race-Play zuzuzählen ist, aber ich merke, dass es mich sexuell irgendwie besonders reizt, ich als jüdische Frau einen orientalischen Mann zu dominieren, vor allem wenn er aus einer eher traditionellen Familie stammt. Ich habe einen Vanillapartner, dieser kommt aus dem Syrien. Er fand mich anziehend, da ich wohl etwas bestimmtes ausgestrahlt habe und ich wurde, laut ihn, für ihn noch interessanter, als er herausfand, dass ich eine dominante Ader habe. Sexuell mag er es wenn ich die Führung übernehme beispielsweise, in seiner eigentlichen Erziehung ist es undenkbar. Dass die Frau allgemein eher den Ton angibt ist für ihn ganz neu und aufregend. Und es reizt mich, zieht mich an. Und früher, ich war mit einigen arabischen jungen in einer Klasse, habe ich gemerkt, dass ich, wenn ich mitbekommen habe, dass sie sehr traditionell aufgewachsen sind, ich anfing sie extra ein bisschen zu provozieren, indem ich bestimmter in deren Gegenwart auftrat. Und als ich irgendwann mal zuvällig mitbekam, dass er Juden eigentlich nicht mochte, wurde einer besonders interessant, ich hatte dann undeutliche Fantasien, wie ich ihn sexuell verführte und betörte, sodass er einfach tat, was ich wollte. Das Ding war, er wusste nicht einmal dass ich jüdisch bin, fand mich aber trotzdem nett.

      Blue-Monstera schrieb:

      @Rehlein du schriebst, ich sollte mit diesen geschilderten Spielarten in der BDSM-Öffentlichkeit aufpassen, da ich Leute damit irritieren könnte. Ich habe das hoffentlich richtig verstanden. Daraus schließe ich, dass es wohl doch eher befremdlich ist. Oder beziehst du dich eher auf die Spielereien, die in den Metakonsensbereich geraten?
      Das war nicht als Empfehlung gemeint, sondern tatsächlich erstmal eine Überlegung wie ich damit umgehen würde, wenn ich in die Gelegenheit käme. Das hatte noch gar keinen allgemeinen Anspruch, sondern ist auf meine Bedürfnisse ausgerichtet, weil ich (wie geschrieben) vermute, dass mich das ziemlich fordert. Jede "Mehrbelastung" z.B. durch Erklärungsbedarf könnte es mir zu viel werden lassen.

      Die Überlegung, warum dann sexistische Erniedrigung weniger problematisch sein könnte, ist schon interessant.
      Ich vermute, es ist einfach allgemein mehr oder weniger akzeptiert, ein Sexist zu sein. Ich weiß, dass ist eine steile These, aber wenn man darüber nachdenkt, was für Kommentare man als junge Frau von insbesondere alten Männern manchmal einfach einsteckt, weil berufliches Machtgefälle existiert oder die zu alt sind um sich wirklich noch zu ändern, glaube ich kann man das schon so stehen lassen.
      Schönes kleines Beispiel war der Ausrutscher eines CSU Politikers gegenüber Produktköniginnen (br.de/nachrichten/bayern/sexismus-vorwuerfe-wirbel-um-aeusserung-von-csu-abgeordnetem-klaus-steiner,T9Iv4fz). Da gab es dann zwar im Nachhinein etwas "eieiei, böse, böse, nächstes Mal nicht sagen", aber mehr halt auch nicht. Ich vermute es gibt einen Haufen Menschen, die den Kommentar eigentlich auch ganz humorvoll finden.
      Den Vorwurf Rassist oder Antisemit zu sein lässt man sich weniger gerne gefallen und ich glaube viele Menschen finden Rassismus und Antisemitismus auch einfach wirklich aufrichtig schlimm, und wollen damit auch nicht spielen. Vielleicht fehlt da (vllt. insbesondere nicht-Betroffenen) auch ein bisschen das Konzept für, wie man das mehr oder weniger harmlos einsetzen könnte, während vermeintlich harmloser Sexismus (z.B. in Werbung) stets präsent ist.

      Und kürzlich ist mir im Kontakt mit der Szene wieder deutlich geworden: Viele kennen die Szene einfach auch nicht und tun sich schwer, in diesem Fall Spiel oder Provokation mit an Nationalsozialismus angelehnten Motiven (in diesem Fall insbesondere die Farbwahl) von den tatsächlichen Einstellungen zu unterscheiden. Ich habe dafür auch gewisses Verständnis. Ich weiß, dass mein Umfeld nicht so tickt, aber woher sollen Neue das wissen? Und dann finde ich es durchaus mutig sich zu positionieren und zu sagen, wenn das eine Gruppe ist, in der Rechtsextreme geduldet werden, dann möchte ich nicht mehr hier sein, ist das denn so? Vielleicht ist es halt einfach daneben gegriffen, aber das Motiv ist ehrenhaft :D
      Und so einen Stress möchte ich mir und anderen ersparen.
      Ich habe aber auch einfach die Wahl zwischen einsteigerfreundlichen Veranstaltungen und welchen mit ausgewählten Gästen, daher schränkt mich das nicht ein.

      Und ganz zum Schluss: Wenn ich Metakonsens richtig verstehe als Spiel ohne klare Ausstiegsmöglichkeit, dann beziehe ich mich nicht darauf, das mache ich nicht.