doomed, oder: wenn es irgendwie einfach nicht weiter geht.

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      doomed, oder: wenn es irgendwie einfach nicht weiter geht.

      Hallo,

      das ist nicht ganz meiner erster Beitrag, ich war schon ein paar Mal da, meist mit diesem Nick, manchmal auch mit einem anderen (Erläuterung folgt unten). Danke auf jeden Fall schon mal a) für die damals wirklich guten Tipps bezüglich halterloser Strümpfe im Subforum und b) dass ich hier schreiben darf und ihr mir zulest.

      Kurzer Abriss: Ich bin theoretisch sub, 48 Jahre, seit 17 Jahren verheiratet, 1 Tochter, 15 Jahre. Ehe an sich glücklich. Mein Mann ist hier angemeldet, aber er wird diesen Thread ohnehin nicht lesen (siehe unten), also schreibe ich nichts, wovon er theoretisch nichts weiss.

      Vor 3 Jahren haben wir uns auf die BDSM Reise begeben und es schien eigentlich der große Jackpot zu sein, mein Mann dominant, ich submissiv. Für mich war es wie nach Hause kommen, das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich wirklich "wohl" gefühlt habe- zuhause halt.

      Dann fingen die Probleme an - relativ bald sogar, ich würde sagen, knapp 2 Monate, nachdem wir uns auf die BDSM Reise gemacht - schluss. Nicht abrupt, sondern eher ein langsames Zurückfahren von seiner Seite aus. Wir führten ein Gespräch, es wurde besser. Zur Erläuterung: nein, ich war nicht im Subrausch und wollte von morgens bis abends mit Kettchen um die Füße ein Sklavinnendasein führen. Wir hatten eigentlich klar und relativ kühl ausdiskutiert, was wer wie möchte und uns meiner Meinung nach zumindest geeinigt, aufgeschrieben, was für uns beide vorstellbar und lebbar war, die Wünsche von uns beiden. Vielleicht wollte ich damals schon zu viel, kann sein.

      4 Wochen später: es wurde wieder schlechter. Wir führten ein Gespräch, die ersten Tränen flossen, ich ergriff Initiative, meldete uns bei einer Domina in Wien an, suchte Foren (fand dieses hier) las, suchte Bücher, Videos, Plattformen, legte es ihm hin. Er las im Forum, hörte damit auf, schrieb ein paar Beiträge, hörte damit auf. Las die Bücher nicht, war zwar bei der DOmina, suchte aber bei den dann anschließenden Problemmomenten nicht ihre Hilfe obwohl von ihr angeboten, suchte den Kontakt zu anderen nicht, schaute sich die Filme nicht an, ausser ich forderte es ein. SChrieb hier, fand Hilfe, stellte fest: es geht nicht weiter bei uns beiden, meldete mich wieder ab. Führte ein Gespräch.

      Es wurde besser. Ein paar Wochen später - es wurde schlechter. Ich kann jetzt ein paar Zeilen so weiterschreiben, aber das Muster ist denke ich klar. So läuft das seit 3 Jahren und ich kann nicht mehr,

      Was meine ich mit " schlechter"? Die Domina hatte die grandiose Idee, dass ich ja ein Paar Schuhe auf den Kamin stellen könnte, wenn ich gerne ein Treffen hätte und mein Mann meine milden Zeichen nicht verstehen würde. Die Schuhe standen und standen und standen und standen und standen und standen. Ich sollte nicht augenrollen - ich rollte und rollte und rollte und rollte. Und war neidzerfressen von (ich glaube) Spätzles Schilderung über die Milchtüte auf der Anrichte. Bin ich heute noch, nach 3 Jahren - sorry, bin ich nicht stolz drauf, aber ich beneidete sie glühend in diesem Moment.

      Wir hatten ein paar Sachen vereinbart, die für MICH einfach wichtig waren, Dinge, die ich an ihn abgegeben habe und die ich mehr oder minder in seine Hände gegeben habe - mit einer klaren zeitlichen Angabe (zB " 2 mal pro Woche"). Ich wartete und wartete und wartete. Erinnerte. Bat. Forderte ein. Ich bar zB um regelmäßiges Spanking mit dem Rohrstock, ich brauche das. Das letzte Mal einen Rohrstock zu Gesicht bekommen (geschweige denn zu Popo bekommen) war erste Welle Corona. MItte 2020 ca. Bekam aber meine "Wünsche" jedesmal, wenn ich Terz gemacht habe (Sorry, für mich ist das Terz machen und ich HASSE es, es läuft KOMPLETT dem zuwider wie ich bin), dannach - entfiel es wieder ins Nirwana. Meine WÜnsche - hin und wieder nahm er sie verbal auf und sagte " ich weiss, dass Du Dir das wünschst,...."............. " irgendwannmal".


      Ich kaufte hübsche Unterwäsche, gefühlt 300 Flaschen Nagellack, schöne Schuhe, machte mich hübsch, ging eiser bis auf 2 Tage jeden Morgen ins Bad, rasierte mich, hielt mich an die Vereinbarungen, suchte BDSM Zimmer, Veranstaltungen (gut, da habe ich dann gesagt "möchte nicht hingehen, nicht ganz meine Welt). Bat bittelte, bettelte, sprach, erklärte, erläuterte, schrie (bin ich nicht stolz drauf) weinte, heulte, klapperte mit den Zähnen, drohte (bin ich nicht stolz drauf, aber an sich weiss jeder der mich kennt, dass ich EINMAL sage " das ist die ultimativ letzte Chance, dann geht nichts mehr" ) fragte, bot an, die BDSM Beziehung auf Eis zu legen, erst mal Pause zu machen, fragte ob er das überhaupt WOLLEN würde - es half nichts. Er schwor Stein und Bein, die Beziehung sei so wie er sich das wünschen würde (in den " aktiven" Phasen), es sei eine Anlage, die er seit langem habe, die er endlich ausleben könne. (eventuell unter laufender Reanimation ausleben, aber nun gut.). Er hat Werkzeug gekauft- wir sind besser ausgerüstet als was weiss ich wer- und benutzt es nicht. Das letzte Mal Handschellen: vor 6 Monaten (habe nachgeschaut). Das letzte Mal "Treffen": vor 6 Monaten. Das letzte Treffen im Hotel (siehe Kind) - meine Idee im Übrigen: vor 6 Monaten. Er bucht das Hotel, das definitiv, aber nur wenn ich insistiere. Und sobald ich sage, dass ich jetzt gerade einfach kaputt bin oder Ruhe brauche (ja, ich bin nicht 24 / 7 allzeitbereit, das stimmt, könnte ich dran arbeiten) friert mein Mann ALLES, und damit meine ich ALLES ein- Und nimmt es nicht mehr auf.

      Ich könnte jetzt ziemlich lang so weitermachen, aber kürze das ab mit: es ist wieder eskaliert. Ich glaube, in den letzten 3 Jahren hatten wir mindestens 15 Eskalataionen dieser Art. Und jetzt geht bei mir nichts mehr. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr - ich kann wirklich nicht mehr, ich will mich nie wieder in meinem Leben so bedürftig, so alleine, so einsam und so in der brutalen Kälte fühlen wie die letzten 3 Jahre. Ich will nicht mehr non stop an mir zweifeln, überlegen ob ich nicht xy genug bin, nicht hübsch genug, nicht schlank genug, nicht nett genug, nicht sanft genug, nicht nachsichtig genug. Und ich kann mich nicht mehr nackt machen, ich habe mich in diesen 3 Jahren so nackt gemacht und meinem Mann wirklich mein innerstes Ich auf dem Silbertablett serviert. Und jetzt steh ich da - gefühlt alleine gelassen und zutiefst abglehent. Das ist so hart dieses Gefühl, sorry, dass ich jammere, aber es ist halt das Gegenstück zu diesem einen kurzen Moment, in dem ich all das war - ich war "zuhause" und endlich genug. Vielleicht auch so ein Ding von mir, das ich hätte bearbeiten sollen, keine Ahnung.

      Warum schreibe ich hier? Ich weiss es nicht. Vermutlich um es einfach mal aus mir rauszuschrei(b)en, denn mit meinem Mann kann ich nicht reden. Oder vielleicht, weil ich die Hoffnung habe, dass irgendjemand hier den goldenen Einsichtsmoment hat, der es mir möglich macht, zu verstehen, was schief gelaufen ist, was ich hätte besser machen können, so ich falsch abgebogen bin. Vielleicht habe ich in mir auch einen kleinen Schimmer Hoffnung, dass es doch wieder besser wird- gut muss es ja gar nicht sein.

      Danke fürs lesen und mich ausheulen lassen, heute ist es wild, heute channel ich meine innere Else Lasker Schüler, die mal schrieb "hinter meinen Augen stehen Wasser, die will ich alle weinen".

      Habt alle einen schönen Freitag!

      Leon
      Liebe @leonidensucherin
      eine befreundete Sub sagte mal: "Es gibt nichts schlimmeres für Sub, als am langen Arm zu verhungern."
      Dass du das so oft durchgehalten hast, immer wieder, ist erstaunlich.
      Dass du es nicht mehr kannst, wundert mich gar nicht.
      Mir war schon einmal genug.
      Falls du jemanden zum Reden suchst, schreib mir gerne :blumen:
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche
      @Amarena
      Ich glaube, da schrieb grad der Mann aus der Sicht seiner Frau, von der er genau weiss, wie es ihr geht. Also ich kann mich täuschen, aber unterschrieben mit „Leon“ würde ich das vermuten.

      Sei es, wie es sei, ein/e gute/r gemeinsame/r Freund/in als Mediatorin wäre eine Idee, die ich hätte. Eine Person, der sie beide vertrauen und die ein bisschen „schweizerisch“ agiert, für niemanden Partei ergreift und in deren Anwesenheit sie sich aussprechen können.
      Ich habe das Gefühl, dass „das“, also ihre Wünsche, so klar gar nicht definiert zu sein scheinen, an einer Stelle steht „Rohrstock“, den sie gern mag, den er aber nie benutzt, weiteres bleibt für mich im Dunkeln, also ich kann mich darüber auch täuschen und vielleicht ist absolut klar, was sie voneinander wollen.
      Weiterhin scheint er überzureagieren, wenn sie Ruhe braucht und erschöpft ist. Den beiden fehlt ein bisschen das Gefühl für den jeweils anderen, warum reagiert er so? Warum macht er das?
      Sicherlich ist er der Dom und macht das „aktiv“ offenbar auch zur beidseitigen Erfüllung.
      Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie ansonsten nebeneinander her oder aneinander vorbei agieren, dass sie auf unterschiedlichen Kanälen senden. Offenbar weiss er, was sie möchte, aber sie kann ihn überhaupt nicht einschätzen, er bleibt vage oder zieht sich ganz zurück.
      Ich bin keine Sub, aber ich weiss, dass ich meine damit auch auf Dauer auf eine schlechte Art aus der Fassung bringe. Es hilft nichts, ich muss ihr ihre Fragen ehrlich beantworten, muss ihr darlegen können, warum ich wie reagiere, was ich empfinde, warum es sich richtig anfühlt, in dem Moment so zu sein.
      Sie, scheint es, hat es seit längerer Zeit mit einem dominanten Stein zu tun.
      Liebe Leon, fühl dich in den Arm genommen und fest gedrückt! :empathy:
      Ich glaube nicht, dass du irgendetwas falsch gemacht hast, und du hast weder zu wenig noch zu viel getan. Du hast deine Bedürfnisse kommuniziert, so wie man es machen sollte, und dies auf allen Ebenen. :thumbup:

      Für mich liest es sich so, als wenn sich euer (oder dein) BDSM für deinen Mann nicht richtig anfühlt. Er wird für sich entschieden haben, das nicht (mehr) zu wollen, ohne dich miteinzubeziehen, und Letzteres finde ich nicht fair von ihm. Wegducken und rausschleichen, das ist kein guter Umgang mit einem Partner, egal ob in der Ehe oder im Spiel. Meiner Erfahrung nach leider kein Einzelfall...

      Wenn ich dich recht interpretiere, soll es so nicht weitergehen, richtig?
      Hast du dir mal Gedanken gemacht, welcher Weg gangbar ist?

      Eine Möglichkeit in solchen Fällen ist immer die Frage:
      Wo sehe ich mich in 5 Jahren?
      Wo will ich in 5 Jahren sein?

      Ich wünsche dir Kraft und Mut! :blumen: :blumen:
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:
      @leonidensucherin :empathy:

      Deine Gefühle kann ich verstehen und es tut oft gut, sich mal alles von der Seele zu schreiben.

      Ein paar Fragen tut sich da aber noch auf: Kann es sein, dass dein Mann einfach nicht so viel Eigeninitiative hat? Ist er auch in anderen Bereichen so?
      Wenn er grundsätzlich sagt, dass für ihn alles super ist, könntest du vllt. einen Teil übernehmen.

      Z.B. die Sache mit dem Hotel. Du schreibst, er hat es auf dein Insistieren hin gebucht. Was ist, wenn du z.B. fragst: "Ich würde gerne mit dir dann und dann ins Hotel. Hast du Lust? Dann buch ich das."

      Ich verstehe, dass du möchtest, dass das von ihm kommt, dass er einfach so mal was vorschlägt oder tut. Aber vllt. ist er einfach nicht der Typ dafür. Ist nur eine Spekulation. Aber wenn es so ist, könntest du damit leben?
      Wenn ja, würde dir das schon mal einem Großteil der Erwartungshaltung nehmen, die so oft zu Enttäuschung führt.
      Für mich wirkt es als hätte dein Mann ein paar Päckchen zu tragen mit denen er grade so nicht zurrecht kommt. Das kenne ich von mir, sobald ich mein inneres Gleichgewicht verliere stelle ich das Spiel ein um den anderen zu schützen. Das Spiel soll immer ein Moment der Freude und des Fallen lassens sein. Kein "ich kompensiere meinen inneren Struggle in dem ich mich an einem Sub abreagiere und im schlimmsten Fall Schaden anrichte." Viele Männer haben ein Problem damit sich selbst reflektiert zu betrachten und darüber zu sprechen. Grade wenn sie (sich selbst) in eine Geschlechterrollendefinition pressen die grade überhaupt nicht in ihren aktuellen Lebensabschnitt passen. Grade Corona hat das für viele Verstärkt. Unsicherheit am Arbeitsplatz, Angst das Freunde betroffen sein könnten, Verlust von nahestehenden Personen, Homeschooling etc.

      All das geht nicht an ihm vorbei. Das Leben unter Kontrolle halten und die Familie schützten kostet dieser Tage viel Kraft und vielleicht und kostet ihn das spiel an manchen tagen dann mehr kraft als er aufwenden kann.

      Zweifle nicht an Dir sondern versuche deinen Partner zu unterstützen seine Blockade zu verstehen und sie vielleicht auch aus dem Weg zu räumen. Der Systemische Ansatz zeigt das Problemverhalten muss nicht in einem linearen Bezug zueinander stehen. Aber ihr habt definitiv bereits standard Spiralen etabliert die nach einem festen schema verlaufen. Vielleicht ist er auch nicht nur Dom und würde vielleicht auch einmal die Kontrolle abgeben. Habt ihr das einmal ausprobiert? Oder überhaupt in Erwägung gezogen das es sein könnte?

      Sprecht mit einander, nicht mit dem Ziel das er das Spiel einleitet sondern wirklich neutral und verständnisvoll. Versucht euch besser zu verstehen und doktort nicht an einem einzelnen Symptom rum, sondern findet die Ursache. Und wenn ihr merkt das die Spirale losgeht macht was untypisches damit nicht wie jedes mal ein wort das andere gibt. Zieht vielleicht auch eine Paarberatung in Betracht die so ein Gespräch begleiten kann. Da gibt es auch von "Pro Familia" oder anderen Einrichtungen Angebote. Dabei ganz wichtig, diese Beratung sollte nicht mit einem SM Bezug sein (Die Domina z.b) sondern ganzheitlich einen neutralen Raum schaffen. Sonst verbindet sich negatives mit dem eigentlich schönen Gedanken des Spiels.
      @Auriel
      Ich gehe mit vielen deiner Interpretationen nicht d‘accord, aber mir fällt zu deinem wirklich guten Fazit ergänzend ein, dass das Spiel dann „befleckt“ wird. Es wird mit negativen Emotionen auf- bzw überladen. Und es kann ausserdem passieren, dass man es als Reparatur hernimmt, Dinge hineininterpretiert, Erwartungen hat/schürt und Druck aufbaut.
      Dein Schlussabsatz gefällt mir wirklich.
      Das Gefühl, das ich beim Lesen des Threads bekomme ist irgendwie, dass deinem Mann BDSM nicht so wichtig scheint wie dir, kann das sein? Oder anders gefragt: würde überhaupt BDSM stattfinden, wenn DU nicht die Initiative ergreifen würdest?
      Es kann aber auch sein, dass ihm ein bissl das Feingefühl fehlt, ..das Lesen zwischen den Zeilen(Thema Schuhe aufstellen und es entweder nicht sehen oder nicht deuten können).
      Vielleicht ist er mehr der Pragmatiker und weniger der Romantiker?
      Vielleicht reizt ihn mehr der Gedanke Dom sein zu können, als die Umsetzung?
      "There is no god in Desperation."
      @leonidensucherin, ich kann Dich und deinen Schmerz zu 100% verstehen. Zwischen meiner Frau und mir war es so ziemlich das selbe Muster, nur dass ich der mit dem Wunsch zur Ausübung von Dominanz war.
      Ich würde Dir gerne den "Königsweg" verraten, nur leider gibt es denn nicht oder ich kenne ihn selbst nicht. Ich möchte Dir aber mitgeben was bei uns passiert ist und wie wir die Kurve bekommen haben:

      Es war ca. 3 Jahre nach der Geburt unseres 2. Kindes, da ist BDSM komplett eingestellt worden. Von jetzt auf gleich! Nicht dass wir bis dorthin eine 100%ige D/s Beziehung geführt hätten, aber das was ich bekommen habe hat mir gereicht. Dann war Schluss, ohne Erklärung, ohne Vorzeichen. Jede Annäherung im Bereich BD-/SM wurde abgelehnt. Meine Frau wollte nur noch kuscheln, Sex war alle 1/4 Jahr mal. Bähm, da seht man nun als Dom und versteht die Welt nicht mehr. Es wurde viel gestritten, es wurde viel um den Brei herum geredet, aber eine Lösung war nicht in Sicht. Mir ging es immer schlechter, denn ein Teil von mir kam einfach nicht mehr zum Zuge. Ich fühlt mich "im Stich gelassen", ähnlich wie es Dir geht. Was war los? Wollte Sie mich nicht mehr, hatte ich es unbewusst überzogen, Tabus hatte ich definitiv keine verletzt, mich strikt an die Abmachungen gehalten. Ich hatte auch keinen Bauchansatz bekommen oder Haarausfall. An der Optik konnte es also nicht gelegen haben....

      Irgendwann habe ich dann all meinen Mut zusammen genommen und Ihr gesagt dass wir uns einmal "final" unterhalten werden. Obwohl ich mich als dominant bezeichne, war das eine echte Überwindung, denn auch das Beziehungsende stand hier zu Diskussion. Also haben wir geredet, sehr viel, sehr lange und sehr ausführlich. Ich habe Ihr erzählt wie ich mich fühle, dass ich mich nicht "wertgeschätzt" fühle wenn ich keinerlei Feedback bekommen, sondern einfach etwas beendet wird was mir wichtig ist. Ich habe Ihr erzählt wie wichtig diese Form des Zusammenlebens ist, dass das ein Teil meiner Persönlichkeit ist und dass es mich verletzt wenn ich dies so abrupt weggenommen bekomme. Sie hat mir erzählt dass ihr das aber gar nichts bringt, dass Sie sich am Ende nur wie ein Sexspielzeug gefühlt hat. Sie hatte den Respekt vor sich verloren. Hat es nur mir zu liebe gemacht. Es hat Sie krank gemacht, so wie es mich krank gemacht hat dass es nicht mehr stattfand. Vielleicht verliert dein Mann auch den Respekt vor sich, weil er in den Spiegel schaut und sich denkt, "was mache ich hier eigentlich, ich will das nicht, ich will mehr Zärtlichkeit" und kann es auch Dir zuliebe nicht mehr?

      Wir haben dann eine eigene Therapie gemacht: Wir haben uns Zettel und Stift genommen und aufgeschrieben was uns abseits von Sex/BD-/SM an uns, an unserem Partner und an der Beziehung wichtig ist. Damit klar ist, was hier eigentlich auf dem Spiel steht. Es ist nämlich deutlich mehr als das was man auf den ersten Blick glaubt!
      Und dann haben wir, nun eigentlich habe ich das gemacht, aufgeschrieben warum SM, warum sadistische Dominanz, wichtig ist. Was es mit einem macht, was man dabei fühlt. So wurde dann klar, dass es meiner Frau schon gefallen hat von mir gehauen zu werden, das Seile nicht das Problem sind. Sondern dass es die Art und Weise war, sie fühlte sich gedrängt funktionieren zu müssen, denn sie hatte Angst dass eine Zurückweisung falsch verstanden würde. Und ich habe es falsch verstanden, nur eben nicht so wie Sie glaubte. Ich hatte nämlich "verstanden" dass Sie keinen Bock darauf hat, dass Sie es nicht mag. Und Ihr wurde klar, dass mir eben jenes Feedback vollkommen fehlte um darauf reagieren zu können. Sie hat mir dann auch klipp und klar gemacht dass Sie niemals meine Sub/Sklavin im eigentlichen Sinne sein wird. Und dass ich ja nicht glauben solle hier den Dom raushängen zu lassen.

      Wir haben dann gemeinsam von vorne angefangen, haben angefangen aufzuschreiben was geht. Bewusst erstmal keine Tabuliste, sondern eine Positivliste. Wir haben dann keinen fixen Zeitpunkt terminiert, aber uns darauf verständigt dass zwischen 2 Sessions nicht mehr als 3 Wochen liegen sollen. Nicht fix auf Papier, sondern per Handschlag. Und es hat Funktioniert, heute ist es besser als davor. Die Positivliste brauchen wir nicht mehr, es ist durch Feedback ihrerseits nicht mehr nötig. Tabus die noch vor Jahren unumstößlich waren konnten aufgebrochen werden. Abseits unserer Sessions führen wir im übrigen ein völlig langweiliges Spießerleben, und irgendwie macht das eine Session sogar noch wertvoller für mich. Die Qualität ist um ein vielfaches besser als die Quantität! Und sie ist doch ein wenig meine Sub geworden und ich kann/darf den Dom raushängen lassen :D

      Ich weis nicht ob Dir das hilft, ob der Karren bei euch nicht schon zu tief im Morast steckt. Aber vielleicht hilft es wirklich wenn Ihr beide einmal abseits von Dominant und Unterwerfung den weit wichtigeren Teil des Lebens in den Mittelpunkt der Diskussion stellt: Euch als Mensch, euch als Paar. Und dann versucht BD-/SM als eine Teilmenge zu verstehen und einzubinden.
      Dominanz und Arroganz sind nur auf den ersten Blick artverwandt
      Ihr lieben, erst mal vielen Dank für die vielen Antworten, in denen wirklich enorm viel hilfreiches steckt!

      Ich bin gerade noch heftig eingebunden in meiner Arbeit und kann erst heute abend ausführlich antworten, bitte seht mir das nach.

      Ich bin übrigens die Frau zum Ehepaar ;)

      Zur Frage, die ein paar Mal aufgetaucht ist: ich habe oft gefragt, ob er "unser" BDSM anders, gar nicht, weniger, mehr, völlig neu haben möchte - er sagte immer, dass er mit dem, was wir initial vereinbart hatten, zufrieden ist und es so haben möchte.

      Alles andere später, ok?

      leonidensucherin schrieb:

      dass er mit dem, was wir initial vereinbart hatten, zufrieden ist und es so haben möchte.
      das mag ja dann für ihn reichen....Du scheinst dabei aber auf dem Zahnfleisch zu gehen - bist nicht glücklich.........versuchst alles und rennst quasi vor die Wand.

      Sehr verzwickte Situation.........wenn nur Du aktiv wirst reicht das nicht...erzwingen läßt sich sowas nicht........

      wieviel Gelduld kannst/willst Du da noch aufbrignen...kannst Du aushalten?....anonsten solltest Du etwas ändern.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Hallo und guten späten Abend, mein ganzer Beitrag ist weg... nächstes Mal speichere ich besser vorher.

      Ich bin schon super müde, und gehe deshalb nur kurz auf die Dinge ein, die ich beim Durchlesen aus Euren Beiträgen rausgelesen habe.

      Ich denke mir schon, dass mein Mann durchaus große Belastungen hat bzw. weiss ja, dass es die letzten Jahre nicht gerade ruhig bei uns ablief - Corona hat glaube ich jeden Federn gekostet, homeschooling war anstrengend, und dann kamen noch andere Baustellen dazu. Ich habe auch Verständnis dafür, dass man nicht jeden Tag und auch nicht jede Woche tippi toppi gelaunt sein kann und oder möchte. Auf der anderen Seite denke ich mir: diejenige, die 8 Stunden gearbeitet hat und das homeschooling mehr oder minder intensiv begleitet hat war ich. Aber gut, es geht ja nich um einen Leidenspoker.

      Die Schilderung von Krisdom - vielen Dank dafür - hat mir geholfen, weil sie mir widergespiegelt hat, dass wir anscheinend diesen Punkt bereits überschritten haben, der bei Euch dazu geführt hat, dass die Beziehung in ruhigere Gewässer kam.

      Die Frage ob mein Mann der pragmatischere und unromantischere von uns beiden sei - das bin tatsächlich ich. Ich bin die nüchterne und auch ruhigere von uns beiden, nicht im Auftreten, sondern in den Reaktionen. Und auch diejenige, die nicht so schnell alles schlecht sieht, dafür aber auch schneller mal sagt " pff, Schwamm drüber", und ich bin auch die leichtere von uns beiden. Ich nehme mir Sachen nicht so schnell zu Herzen wie mein Mann.


      Das Problem ist, und ich komme hier nicht weiter folgendes: Wir verabreden etwas - womit ich auch total ok bin, besprechen das durch, beide sind einverstanden, für beide ist es in Ordnung, für beide somit ein gangbarer Weg, in der Theorie wäre also eigentlich beiden Parteien gedient. Also ungefähr so wie von Krisdom geschildert war es auch bei uns: keine festen Zeiten (das hatten wir davor, hat ÜBERHAUPT nicht funktioniert), sondern ein "wir sollten schauen, dass wir uns mindestens 1 mal pro Zeiteinheit...".

      Es läuft eine gewisse Zeit gut und auf einmal - für mich nicht nachvollziehbar warum und wann (und ich habe wirklich darüber nachgedacht) ist mein Mann " weg". Graduell, nicht auf einmal, aber auf einmal fallen Elemente, die wir vorher vereinbart haben - und die zum Teil SEIN Wunsch waren - weg, werden weniger, bleiben ganz aus.

      In solchen Momenten spreche ich das an. Ja, das kann gut sein, dass wir da mittlerweile eine Spirale haben, aber eigentlich bemühe ich mich, keinen Terz zu machen, kein Drama loszubrechen, mich erst zu sortieren und dann heikle Themen anzusprechen. Normalerweise höre ich dann - je nach Themengebiet - ein " nein, alles in Ordnung" oder ein " oh, echt, da müssen wir dran arbeiten, das zu ändern". In Fall zwei gibt es ein Gespräch, was wir wie ändern (zB regelmäßig uns fix zu treffen um zu sprechen), das läuft dann eine (kurze) Zeit gut, wird weniger, läuft aus, bleibt aus.

      Nachdem das wirklich ALLE BDSM relevanten Inhalte betrifft, aber weniger die anderen Lebensbereiche, ist es für mich schwer, aktiv zu werden. Die Rollenverteilung, die auch explizit von meinem Mann gewünscht war, war, dass ich nicht diejenige sein sollte, die initiiert. So. Nun sitz ich also da, stelle fest: ok, seit x Wochen das nicht, das nicht, das nicht, das nicht, merke, dass ich unglücklicher und unglücklicher werde, mein Schokoladenkonsum geht in die Höhe, ich reflektiere mich, schaue mir an, welche Gegebenheiten gerade vorhanden sind, halte meine inneren Dämonen im Zaum, atme tief durch, schlafe noch eine Nacht drüber und .......... spreche es an. Repeat.

      Mein Mann ist wirklich meine große Liebe. Ich finde ihn toll und sexy und wunderbar und ich liebe seinen Humor und sein Wesen. Er ist mein bester Freund, mein partner in crime und für mich die schärfste Chillischote in Gottes Garten. Als Ehemann ist er wirklich toll, er ist ein super Vater, er ist ein toller Bester Freund für mich, aber sobald es um BDSM geht ... tja. Das ist jetzt hart für mich aufzuschreiben, weil gerade BDSM etwas war, was mir eine unglaubliche Nähe gegeben hat.

      Weil die Frage durchkam: ich habe ihm oft angeboten zurückzufahren in Intensität oder Dimension, zu pausieren, aufzuhören, sich zu sortieren - das möchte er nicht. Es scheint - und nachdem er wirklich ein ehrlicher Mensch ist, glaube ich ihm das - für ihn eine furchtbare Vorstellung zu sein. Aber trotzdem, es läuft immer nach dem selben Schema.

      Ich bin wirklich ratlos. Eigentlich will ich nur zurück in die Anfangszeit, als alles noch locker und leicht war und wir diese (offengestanden mittlerweile ermüdenden) Gespräche gar nicht gebraucht haben. Wer sich jetzt fragt, warum es diese Gespräche überhaupt noch gibt, wenn ich sie als so ermüdend empfinde: Ich habe am Tag ein paar Dinge, die ganz zu Anfang vereinbart wurden. Rasieren und mich zeigen zB. Es ist für mich sehr schwer, das kontiniuerlich durchzuhalten, wenn ich das Gefühl habe, mein Gegenüber nimmt es zwar gerne an - er würde auch meckern, würde ich dieses einstellen - aber damit ist für ihn dann die BDSM Geschichte "ok". Das kostet mich zum Teil schon viel Geduld und Demut und Disziplin. Nichts gegen Disziplin, aber wenn dann der innere Kampf anfängt, der mit der Frage beginnt " sag mal Leonidensucherin, bist du echt so treudoof und ziehst das immer noch durch?", dann wird es schwer. Wenn es körperlich wird - ich habe Selbstbefriedigungsverbot und sitze streckenweise buchstäblich ein paar Monate auf dem Trockenen, dann wird es noch schwieriger für mich. Er "vergisst" es dann, es ist kein Machtspiel oder gezieltes mich aushalten lassen - er vergisst es einfach. Dann sind wir meist schon an dem Punkt, an dem ich anfangen muss, mich sehr streng zu führen. Ich. Mich. -> Problem. Ich dominiere mich selber.


      Wie lange ich das noch durchhalte.... ich weiss es nicht. Aktuell, heute, jetzt, weiss ich gerade nicht einmal, ob ich einfach nur so fixiert auf eine BDSM Beziehung bin, dass ich alles in Kauf nehmen würde. Ich denke: nein. Ich könnte zurück, es wäre vermutlich mit Tränen und ein bisschen Melodrama verbunden, aber ich könnte zurück. Aber das will mein Mann nicht. Also hänge ich zwischen den Welten und weiss nicht weiter.

      leonidensucherin schrieb:

      Er "vergisst" es dann, es ist kein Machtspiel oder gezieltes mich aushalten lassen - er vergisst es einfach.
      Mal in eine ganz andere Richtung gedacht:
      Kann es sein, dass er es wirklich vergisst? Dass es an zu wenig Trinken, an Schilddrüsenproblemen, Arterienverkalkung, Vitaminmangel oder im schlimmsten Fall an einer Depression oder einer demenziellen Erkrankung liegt?

      Ist er auch in anderen Bereichen unkonzentriert oder vergesslich?

      Führe mal Tagebuch, um das rauszufiltern und wenn ja, unbedingt zum Arzt bitte. Manche Ursachen lassen sich behandeln.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      @leonidensucherin, hast Du mal, nein habt Ihr mal ernsthaft darüber gesprochen dass Du deine Sehnsüchte und dein Verlangen außerhalb der Beziehung finden darfst?
      Ich meine dass ich ein enormer Schritt, der viel, der sehr viel Vertrauen braucht. Aber wenn ich deine Zeilen so lese, dann möchtest Du deinen Mann nicht verlassen, aber auf Dauer wirst Du das tun. Wenn nicht körperlich bzw. beziehungstechnisch, dann auf jeden Fall geistig. Du bist dann eine leere Hülle, und daran kann auch dein Mann nicht interessiert sein.
      Dominanz und Arroganz sind nur auf den ersten Blick artverwandt

      Isegrim_w_devot schrieb:

      leonidensucherin schrieb:

      Er "vergisst" es dann, es ist kein Machtspiel oder gezieltes mich aushalten lassen - er vergisst es einfach.
      Mal in eine ganz andere Richtung gedacht:Kann es sein, dass er es wirklich vergisst? Dass es an zu wenig Trinken, an Schilddrüsenproblemen, Arterienverkalkung, Vitaminmangel oder im schlimmsten Fall an einer Depression oder einer demenziellen Erkrankung liegt?

      Ist er auch in anderen Bereichen unkonzentriert oder vergesslich?

      Führe mal Tagebuch, um das rauszufiltern und wenn ja, unbedingt zum Arzt bitte. Manche Ursachen lassen sich behandeln.
      *chrööfff* (Überraschungslaut).

      In diese Richtung dachte ich noch nie. Ja, er wird in solchen Phasen gefühlt schwerhörig anderen Dingen gegenüber. Will sagen: ich sage ihm etwas, er reagiert darauf und vergisst es dann wieder, schwört dann Stein und Bein, dass ich nichts gesagt hätte. ( solche Dinge wie " nächste Woche kommt die Lieferung für xyz" oder " die Spülmaschine macht seltsame Geräusche") Mich stört das nicht so sehr, so habe ich ihn kennengelernt, ich lache dann und erinnere ihn kontinuerlich.

      Das sind Dinge, die sonst nicht passieren, er ist ein guter Zuhörer. Ich werde das beobachten, ob ich ein x für "wenn x dann y sonst z" finde.

      EUCH ALLEN ECHT DANKE!

      KrisDom schrieb:

      @leonidensucherin, hast Du mal, nein habt Ihr mal ernsthaft darüber gesprochen dass Du deine Sehnsüchte und dein Verlangen außerhalb der Beziehung finden darfst?
      Ich meine dass ich ein enormer Schritt, der viel, der sehr viel Vertrauen braucht. Aber wenn ich deine Zeilen so lese, dann möchtest Du deinen Mann nicht verlassen, aber auf Dauer wirst Du das tun. Wenn nicht körperlich bzw. beziehungstechnisch, dann auf jeden Fall geistig. Du bist dann eine leere Hülle, und daran kann auch dein Mann nicht interessiert sein.
      ja, haben wir tatsächlich. Ich kann es mir für mich - im Moment - nicht vorstellen, und würde es wirklich gerne vermeiden. Ich würde es auch meinem Mann ungern antun, vielleicht bin ich in dieser Beziehung auch unentspannt und eingefahren.