Was sind die *alten Tugenden*?

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      Das Thema lässt mich doch noch nicht so richtig los...

      Tugenden in Hinsicht auf das Online Dating... Da behaupte ich, das gibt es nicht wirklich als solches explizit. Wenn es sie gegeben hat, so hätte ich sie erleben müssen, oder nicht? :gruebel: Oder zumindest irgendwie ein Mal davon gehört haben. Das Online-Dating hierzulande ist nicht sehr viel älter als ich es bin Aber ich kenne sehr viele Listen/Texte im Internet, welche mir versuchen zu sagen, wie ich mich im Online-Dating richtig zu verhalten habe. Das könnte man ggf. als Vorgabe für "Tugenden" interpretieren. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls, ich persönlich schenke keiner dieser Listen/Texten mein Vertrauen. Die Erfasser kenne ich alle nicht. Oder in der BDSM-Forum-Sprache: Das ist wie ein fremder Mann der sagt, er sei mein Dom und ich müsse jetzt sofort vor ihm niederknien, weil sich eine gute Sub so verhält. :golly:

      Eine fast identische Aussage würde ich für mich persönlich über offline Dating treffen.

      Zu den Tugenden allgemein tue ich mich schwer.
      Wenn ich durch mein Leben schaue, dann sehe ich verschiedene Werte, Prioritäten usw. Die als Kind, die als Heranwachsende, die als junge Erwachsene, die als Erwachsene, die als Erwachsene mit bereits etwas mehr Lebenserfahrung. Ich stamme aus einem Pferde-Dorf, welches in der Umgebung durch viele verschiedene Religionsgemeinschaften geprägt war. Manche Familien/Kinder verhielten sich anders als andere. Sie hatten andere Werte und setzen für sich und ihre Familie andere Prioritäten.
      Heute bin ich etwas durch die Gegend gereist. Dennoch, ich erkenne keinen Unterschied. Es gibt noch immer verschiedene Werte und noch immer setzen verschiedene Menschen aus verschiedenen Herkünften/Kulturen/Was-auch-immer verschiedene Prioritäten und verhalten sich unterschiedlich.
      Manche Menschen verhalten sich wie aus dem letzten Jahrtausend und andere wie gefühlt tausend Jahre in der Zukunft. Okay, etwas übertrieben dargestellt.

      Wenn es sich auf eine bestimmte Szene wie BDSM bezieht, dann muss ich ganz passen. Die vier Buchstaben habe ich vor ca. 10 Jahren das erste Mal gehört. Davor kannte ich nur den Begriff SM, aber keine Person die es praktizieren wollte. Und davor nur das scheue Blümchen mit dem bösen fiesen Insekt - ähm - Biene. :rolleyes: Ich bezweifle jedoch, dass es jemals eine weltweite Übereinstimmung von Verhaltensweisen gab. Wenn es sowas wie Tugenden gegeben hat / gibt, dann dürften sich diese vermutlich auf Gruppierungen oder evtl. auf Örtlichkeiten beschränkt haben / sich beschränken.

      Wenn ich mir eine kleine eingeschworene Szene heranziehen müsste, würde ich anhand von Hobby-Fallschirmspringer (irgendwo in den 1970er Jahren ging dies in die Breite) sagen, dass hier in den 80/90er Jahren (mein Erstkontakt war hier im Alter von 6 Jahren, 1987) teilweise andere geschriebene und ungeschriebene Verhaltensregeln/Regeln galten als heute. Diese haben sich jedoch geändert. Nicht nur aufgrund des Generationenwechsels sondern besonders aufgrund von rechtlichen Vorgaben und der Weiterentwicklung der Ausrüstungen und den damit verbundenen Möglichkeiten und auch Risiken (Unfall/Tod). Dies hat das Fallschirmspringen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht (Bsp. Tandemsprung). Auch hier ist eine kleine Gruppierung fast schon zum "Mainstream" mutiert. Ich treffe immer mal wieder auf "alte Hasen" die von früher berichten, als die Springer noch eine Familie über die ganze Welt waren, nicht so wie heute. Aber hier allerdings selten ohne anschliessend die Bemerkung zu machen, dass es heute sicherer ist als früher und Nachwuchs für den Sport wichtig ist.
      Sie weinen also nicht dem alten Material oder den alten Gesetzen hinterher, sondern bemängeln den immer loser werdenden familiären Zusammenhalt in der Szene und einige klagen implizit über den schleichenden Verlust der Exklusivität. Ob etwas davon als "Tugend" bezeichnet werden kann, sei dahingestellt.
      Da ich nicht aus jedem Land/Ort der Welt mit Hobby-Fallschirmspringern gesprochen habe, kann ich auch nur das wiedergeben, was hier örtlich begrenzt ist.

      Möglich, dass in der BDSM-Szene eine ähnliche Entwicklung wie bei den Hobby-Fallschirmspringern stattgefunden hat und hier nicht zwingend "Tugenden" sondern eine gewisse Art von "örtlicher" Verhaltenskodex oder Zusammenhalt vermisst wird, welcher sich u.a. ein wenig auf Exklusivität bezogen haben könnte, in Zeiten in denen das Thema weniger in der Öffentlichkeit stand.

      Ich kann mir aber auch vorstellen, dass so manche Person gar kein alter Hase im BDSM ist, sondern das Thema mit gewissen erwarteten "Verhaltensweisen" in Verbindung bringt, welche nicht zwingend der Realität entsprachen bzw. entsprechen. Das würde mich bei einem Thema wie BDSM, welches teilweise genährt durch so manche Phantasie spielt, nicht sonderlich verwundern. :pardon:
      (Kurzer Einschub: Ich treffe auch ab und an auf Menschen, welche mir vom Adrenalin-Rausch beim Fallschirmspringen vorschwärmen. Auf Nachfragen räumen sie ein, dass sie noch nie gesprungen sind, es aber gerne mal tun würden.)

      Die Beurteilung überlasse ich gerne den Personen, welche Erinnerungen an die BDSM Szene von vor 30 oder 40 Jahren haben und dort verankert sind. :coffee:


      @Rose of Roissy das muss dir nicht leid tun. Es waren wertvolle Erfahrungen für mich. Ich fühle mich auch nicht negativ von deinem Beitrag angesprochen.
      Die letzten Zeilen meines Beitrages hätte ich neutraler formulieren oder weglassen dürfen.

      Ich stimme dir zu. Die Anzahl an Anschriften liegen nicht direkt nur am Alter. Es mag bei mir auf der dortigen online Plattform u.a. dazu beigetragen haben. Wenn ich mich in meinem Umfeld umhöre, dann ist die Wahl der online Plattform und die Ecken & Kanten/Wünsche (wie offen oder geschlossen die Suche formuliert wird) der suchenden Person ausschlaggebender als das Alter.
      Bsp. habe ich im engen Umfeld ein Paar, welches Ende ü50 ist und sich über eine passende online Plattform vor knapp 2 Jahren gefunden hat. In diesem Falle hat sie ihn angeschrieben. Ich habe nicht schlecht gestaunt als wir anfangs des Jahres über online Dating sprachen und mir beide bestätigten, dass er auf seine Kontaktanzeige in 5 Monaten über 300 Anfragen von Frauen bekommen hatte. Gut, es war COVID19-Situation.

      Vermutlich bin ich bereits OT. Online Dating ist ein Thema über das ich mich gerne austausche Bitte verzeiht.


      Edit: Ich sehe, ihr seid im Thema bereits viel weiter. Ich bin da zu langsam im Schreiben. :yes:
      Ach ja, gebe ich auch noch meinen Senf dazu :D .

      Ich tue mich schon schwer bei dem Alten .... Tugend ist ja eine gute Eigenschaft, eine gute Haltung. Ich glaube Tugend in dem Sinne ist weder alt noch neu sondern einfach etwas, was man mitbringt oder eben auch nicht. Also völlig unabhängig davon, welches Alter im Ausweis steht, selbst ein sechsjähriger kann die mitbringen, wo sie dem 80jährigen fehlt.

      Mich wunderte schon im Thread, dass da von Tugend statt von sehr persönlicher Erwartungshaltung und Umgangsformen gesprochen wurde.

      Ich habe übrigens nicht den Eindruck, dass die Generationen nach mir nur Appen oder im Stenostil kommunizieren. Jedes Jahrzehnt hat seine Sprache, seine Spracheigenarten, aber hej, die sind doch in aller Regel auch für die älteren Generationen verständlich, verstehe ich was nicht, frage ich nach.

      Ich kann das mit dem Händeschütteln und umarmen auch nicht für mich oder Corona in Anspruch nehmen, ich war vorher schon nicht der, der immer shake hands benötigte, ebenso wenig habe ich es genossen von Fremden umarmt zu werden. Mein Verhalten hat sich da also wenig geändert, ich schüttle da wo es angebracht ist und umarme die mir wichtigen Menschen, bin also wieder dahin zurück gekehrt wo ich vor Corona war. Ich sehe auch nicht weniger Jugendliche, die jetzt körperliche Kontakte reduziert hätten.

      Allerdings fällt das alles für mich auch wieder nicht unter Tugend oder tugendhaft.

      Umgangsformen haben sich schon immer der jeweiligen Zeit angepasst. Lässt mir jemand heute die Tür vor der Nase zu knallen, reagiere ich da genauso drauf wie ich es vor 30 Jahren getan habe :D . Ich muss mich ja in meiner Freizeit nicht mit ungehobelten Menschen umgeben, tue ich auch nicht :D .
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Ich hab mir heute darüber Mal so meine Gedanken gemacht.

      Mein Eindruck ist der, dass jene, die auf die "alten Tugenden" pochen, auch jene sind, die die Flexibilität einer Eisenbahnschiene im Winter haben, sich auf Neues einzustellen.

      Da wird auf Regelungen gepocht, die - wenn man sie hinterfragt - einfach nur sinnbefreit sind, und das Nachfragen des "Warum" ist ja schon gleich Renitenz oder Unhöflichkeit. Und respektlos.

      Die "alten Tugenden" kann ich, beherrsche ich, so sie in meinem Weltbild ihren Platz gefunden haben. Alte Tugenden wie "Älteren widerspricht man nicht", "als Frau habe ich nett und sittsam zu sein" habe ich für mich aussortiert.

      Was @Amarena angesprochen hat, durfte ich auch schon feststellen, das ist teilweise ein besonderer Menschenschlag, der so agiert.

      Für mich sind erstmal alle Menschen gleich. Und werden auch gleich freundlich behandelt.
      Danach kommt die Sympathie. Und mein Bauchgefühl. Und je älter ich werde, desto seltener liege ich daneben.
      Viele Grüße
      safine
      Gesellschaft ist immer im Wandel - auch die BDSM- Gesellschaft.
      Alte Tugenden benötigen neue Tugenden, um sich abzugrenzen - das liegt in der Natur der Sache.
      Interessant wäre daher auch die Frage, was die neuen Tugenden auszeichnen, um alte Tugenden zu definieren.

      Wir - als (BDSM-)Gesellschaft- benötigen beides, um uns weiter zu entwickeln.
      Verinnerlicht man die Mehrperspektivität…macht vieles Sinn:
      Wir brauche alte Werte, um Neue zu erschaffen.

      In Bezug auf BDSM würde ich damit ‚old school‘ in Verbindung bringen. Aber ‚old school‘ ist niemals ein fester Selbstläufer, sondern verlangt vielerlei Tugenden auf beiden Seiten - wie beispielsweise gegenseitige(r) Wertschätzung und Respekt, was insgesamt jede Lebensgemeinschaft mit sich bringen sollte etc .und eine gewisse Lebenseinstellung, welche vielen als fragil erscheint.
      Hierbei arbeiten häufig unterschiedliche Interpretationsansätze gegenteilig.

      Und - das denke ich privat - dies ist die Krux an der ganzen Sache:
      Alte Tugenden sollten Neue nicht auszuhebeln versuchen, sondern diese als Prozess begreifen.
      Und plötzlich macht alles Sinn und gibt logische Antworten (die prinzipiell allerdings einer genauen Begriffsdefinition bedürfen) :saint: .
      Zwischenbilanz Tugenden:

      Zofe schrieb:

      respektvoller

      Zofe schrieb:

      ehrliches Interesse

      Zofe schrieb:

      Höflichkeit

      Mondstein schrieb:

      Opferbereitschaft

      Mondstein schrieb:

      Aufrichtigkeit

      Mondstein schrieb:

      Ordentlichkeit

      Mondstein schrieb:

      Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit

      Mondstein schrieb:

      Toleranz

      Rose of Roissy schrieb:

      Wertschätzung

      Rose of Roissy schrieb:

      schönen Anschreiben [Anm. HvR: Schönheit]

      Rose of Roissy schrieb:

      Authentizität (sei wie du bist) und Kompromissbereitschaft

      Anthophila schrieb:

      Höflichkeit und Anstand

      Blue-Monstera schrieb:

      Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Achtsamkeit und mit bedacht ihrer Umwelt begegnen.

      Tininow schrieb:

      gebe ich mir ... Mühe.

      Tininow schrieb:

      ehrlich ... höflich und umgänglich

      Katharina schrieb:

      Tapferkeit, Unterordnung, Mut und Gehorsam

      Katharina schrieb:

      Rücksichtnahme?
      Pünktlichkeit

      donflo81 schrieb:

      Ehre, Treue, Loyalität.

      newbarbie schrieb:

      Pünktlichkeit

      Isegrim_w_devot schrieb:

      Aufrichtigkeit, Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit

      Amarena schrieb:

      gegenseitiger Respekt

      So, das sind mal die mir auffälligen Tugenden. Keine davon erscheint mir "alt". Auch wenn es die früher schon gab sind sie auch heute offenbar genauso relevant und erwünscht.

      So drängt sich der Eindruck auf, dass nicht die Tugenden der Stein des Anstoßes sind, sondern das berufen auf das Wörtchen "alt". Egal was das Motiv im Einzelfall bedingt, es wirkt mindestens abgrenzend, bisweilen auch ausgrenzend.

      Und ich bin ebenso überzeugt, dass die Verwendung sicherlich oft bei Personen zu finden ist, die einen ...

      Ensha schrieb:

      schleichenden Verlust der Exklusivität.
      ... durch die Öffnung des BDSM in die Gesellschaft beklagen. Ich würde das ja als Preis für gesellschaftliche Akzeptanz bezeichnen, denn dies ist auch eine kollektive Tugend: Anerkennung. Und BDSM ist gesellschaftlich anerkannt, nicht nur geduldet. Individuelle Ablehnung steht dem nicht entgegen, ebenso wenig, dass es keine staatliche Förderung dafür gibt

      Aber in der eigentlichen Sache "Tugend" glaube auch ich:

      Hera schrieb:

      Tugend in dem Sinne ist weder alt noch neu

      Und so stelle ich die Frage zum Sonntag:

      Warum? Wozu die Abgrenzung "alt"?

      Nachdenkliche Grüße
      HvR
      Tja, warum alte Tugende, und warum gibt es den Begriff Oldschool-BDSM? Warum berufen sich manche sehr darauf, dass sie alte Tugende vertreten oder Oldschool-BDSMler sind? Für mich macht das tatsächlich nur einen geringen Unterschied.
      Ich habe die Vermutung, dass die Leute, die sich auf alte Tugende oder alte Werte berufen sich im Grunde nur abgrenzen wollen, ich stelle auch mal die steile These auf, dass es sein könnte,diese bräuchten die Bezeichnung, um sich über diejenigen zu erheben, die nicht deren Werte vertreten und die sich einfach nicht mit anderen Ansichten befassen wollen. Warum ich das denke? Weil ich es schon ein paar Male beobachtet habe. Wöchentlich sehe ich beispielsweise einen alten Mann aus meinem Haus an der Bushaltestelle stehen und sich mit einer alten Frau unterhalten, dass die jüngeren Menschen doch alle so verkommen sind, dass früher alles besser sei. Er will sich weder mit jüngeren Leuten unterhalten, noch sehen, dass es noch genug Leute gibt, die sich "anständig" verhalten. Ich vermute, dass auch eine gewisse angewöhnte Form der Schwarzsicht eine Rolle spielt. Er hat es sich in seinem Pessimismus so bequem gemacht, dass es für ihn leichter ist, sich mit denselben Menschen, die ähnlich denken wie er eine Allianz zu bilden, als über den Tellerrand zu blicken und zu hinterfragen.
      Was Oldschool-BDSM betrifft habe ich so ein ähnliches Verhalten auch beobachtet. Jedoch möchte ich nicht jeden, der Oldschool-BDSM praktiziert unterstellen, dass ähnliche Mechanismen dahinterstecken. Viele benutzen ja diesen Begriff um bei der Partnersuche schneller voranzukommen, was in erster Linie nicht verwerflich ist. Manche verwenden das aber auch, als eine Art Rechtfertigung, dass Sub ja alles zu erdulden hätte, was Dom möchte, (ist mir letztens auch untergekommen). Problematisch wird dieser Begriff für mich, wenn man beginnt Menschen, die ein anderes BDSM betreiben als man selbst, abzuwerten oder diese als keine richtigen BDSMler hinzustellen. Und da nähert es sich für mich wieder an die Diskussionen mit den alten Tugenden und Werten an. In beiden Fällen wertet man andere ab und sich auf.
      Übrigens, dasselbe geht aber auch umgekehrt...

      Blue-Monstera schrieb:

      Oh je, @Leia, ich glaube den Begriff Oldschool-BDSM kann man auf die Kürze nicht gut zusammnfassen. Hier im Forum gibt es irgendwo eine Diskussion, die versucht das zu definieren. Und da gibt es so viele unterschiedliche Meinungen...
      Ich habe, glaube ich, den Thread gefunden. Der ist von 2017, wurde aber so kontrovers diskutiert ( ich habe mir nur die erste Seite durchgelesen, nicht alle 9...), dass ich nun auch nicht schlauer bin. :S

      Sorry, wenn es OT wird, aber kann mir als Neuling da jemand kurz Nachhilfe geben, bitte? :blumen:

      (Oder ist das die gleiche Diskussion nur mit "old school" statt " alte Tugenden "?)


      Für mich zählen zu den "alten Tugenden" auch so etwas wie der Handkuss, das Aufhalten der Tür für die Dame oder das Essen von Damast und mit feinem Besteck und gutem Porzellan :love:
      Meine Beiträge sind auf der Ebene der Selbstoffenbarung gesendet, nicht mehr und nicht weniger, an dieser Stelle ein Gruß an Friedemann! :sekt:

      Herr von Rhea schrieb:

      Warum? Wozu die Abgrenzung "alt"?

      :gruebel: ...vielleicht weil hauptsächlich ältere Personen den Begriff der "alten Tugenden" verwenden, um auf die angeblich "tugend-armen", jüngeren Personen zu schimpfen (sei es, weil keiner im Bus aufspringt, nachdem man ihn betreten hat.. oder das freche (Jung-)Volk sich beim Online-Dating nicht wie gewünscht verhält... :pardon: )

      Für mich geht diese Diskussion nicht um Tugenden, sondern zielt vielmehr in die Richtung: "Früher war alles besser...." (übrigens ist das mein "Lieblings-dummer-Spruch" im erheblich jüngeren Kollegen*innen-kreis :rolleyes: , nachdem ich beim Hochfahren meines PC´s die Modem-Geräusche aus den Neunzigern imitiert habe... in einem IT-Startup... :whistling: )

      Wie bereits erwähnt:

      Hera schrieb:

      Tugend in dem Sinne ist weder alt noch neu

      Tugenden wie Höflichkeit, Toleranz und Respekt, drücken sich im Laufe der Zeit vielleicht unterschiedlich aus, aber sie sind beständig und immer aktuell (zumindest in meiner Erlebniswelt)
      Das Leben ist schön. Von einfach war nie die Rede.
      für mich bedeutet der Begriff "alte Tugend", dass es die schon immer gab, also nichts Neues was es früher nicht gegeben haben soll aber nach wie vor Bestand hat.


      Ebenso auch old school, wobei sich old school für mich darin unterscheidet, dass es etwas früher gegeben hat, aber nicht unbedingt heute gibt.
      Sorry fürs OT!

      Leia schrieb:

      Sorry, wenn es OT wird, aber kann mir als Neuling da jemand kurz Nachhilfe geben, bitte?
      Ich fürchte Du wirst da keine klare Antwort drauf erhalten. Es gibt zig Diskussionen, nicht nur hier, zum Thema old school vs new school BDSM.
      Ich für mich definiere es mal so, dass durch die gesellschaftliche Öffnung gegenüber BDSM sich einige Verhaltensweisen und Lebensweisen von BDSM geändert und ergänzt haben. BDSM hat sich entwickelt, wie auch unsere Gesellschaft sich entwickelt.

      Hilft Dir jetzt vermutlich nicht wirklich weiter aber eine allgemein gültige Definition wird sich nicht finden. Liest Dich mal ein bisschen in der Geschichte des BDSM ein, vielleicht bringt Dich das einer Antwort näher.
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      Evelyn Beatrice Hall
      Zwischendurch ist mir mal der Gedanke gekommen was denn, zwischen all den "alten" Tugenden und Werten, die "neuen" Tugenden und Werte sein sollen?

      Im Ende vermitteln doch die Eltern und Großeltern ihre "Werte" weiter. Das heißt doch, dass wir nur das leben, was wir vermittelt bekommen.

      Um nur mal ein Beispiel zu nennen:

      Mein Vater ist erzkatholisch erzogen worden. Offenheit bzgl Sexualität und das ausleben dieser gab es bei ihm in seiner Jugend nicht. Über das spricht man nicht. Genitalien wurden prinzipiell mit "dem da unten" bezeichnet und meine Tante z.B. war null aufgeklärt.

      Meine Mutter ist gänzlich anders aufgewachsen. Sexualität war kein Tabu, meine Oma sehr offen (für die Zeit). Es war kein Problem als die ersten Fragen aufgekommen sind, diese wurden recht offen behandelt.

      Die zwei beiden haben nun mich erzogen, jeder auf seine Art und Weise. Mein Vater eher streng, gerade im Bezug auf Sexualität, meine Mutter sehr offen.

      Jetzt weiß ich nicht, ob das nun einen "neuen Wert" wiederspiegelt, dass man heute noch offener mit all den "neuen" Ausrichtungen der Sexualität umgeht (lgbtq, bdsm etc). Oder ob das einfach nur eine Weiterentwicklung in der Gesellschaft und somit deren Tugenden betrifft.

      Eigentlich empfinde ich es als mühsam so etwas zu diskutieren, denn im Ende sollte jeder sein Leben so leben, wie er es für sich als richtig erachtet und vertreten kann.
      Offenheit im Umgang hat für mich immer noch oberstes Prinzip und unterm Strich ist es mir egal ob das nun alt/neu/modern ist.

      Norbert schrieb:

      Bei Freunden akzeptiere und toleriere ich etwas viel leichter als von meinem Chef!
      welches "etwas"?

      Pünktlichkeit ist mir bei meinem Chef zB völlig Piepe - ich mach meinen Kram, ob er nun 20min später da ist oder nicht ist mir egal.
      Bei nem Freund würde es mich aber extrem nerven, wenn ich immer warten müsste. Das finde ich nämlich respektlos mir gegenüber. Ist ja meine Wartezeit. Klar kann ich mir zB n Buch mitnehmen - aber in Ordnung fnd ich das nicht.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Ich denke, dass viele " alte Tugenden" auch heute noch vielen Menschen gut zu Gesicht stehen würden. Was ist schlecht z. B. an:
      Respekt vor dem Alter (z. B. Aufstehen im Bus für ältere Menschen)
      Danke und Bitte sagen
      Einer Frau die Tür aufhalten (wenn man mit ihr ausgeht), ansonsten natürlich jedem der hinter einem durch eine Tür geht.
      Der Dame in die Jacke helfen
      Nicht mit dem Hintern zu den anderen durch eine Reihe im Theater zu gehen.
      etc. etc. etc.
      Viele der "alten" Regeln sind auch heute noch ein Zeichen toller Aufmerksamkeit den Mitmenschen gegenüber. Glücklicherweise erlebe ich aktuell auch wieder den Trend bei jungen Leuten diese "Werte" wieder leben zu wollen.

      P.S. Es gibt ein schönes, lustiges Lied zu alten Zeiten (nicht nur Tugenden) von Bernd Stelter: "Als ich noch 13, 14, 15 war". Wer (von den Älteren) Lust hat, mal youtuben ;)
      Wer nicht hören kann,.....

      spank(h)er1 schrieb:

      Glücklicherweise erlebe ich aktuell auch wieder den Trend bei jungen Leuten diese "Werte" wieder leben zu wollen.
      SInd die wirklich wieder zu beleben? Ich bleibe dabei, es kommt einfach auf das Umfeld an - ich vermisse diese Werte weder bei Menschen in meinem Alter noch bei jungen Menschen mehr oder weniger als vor 20 Jahren.
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      Evelyn Beatrice Hall