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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
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✵ 5. Dezember ✵
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Die Soiree
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von Rose of Roissy
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✵ 5. Dezember ✵
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Die Soiree
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von Rose of Roissy
Lieber Leser,
erlaube mir, dir einen Traum zu erzählen. Eine Geschichte, so unwahrscheinlich, so absurd perfekt, dass sie nicht real sein konnte. Sie ist ein Wintermärchen und der Beginn einer Reise. Ich lade dich ein, dir selbst ein Urteil zu bilden und mit mir zu träumen.
Meine Tage flogen nur so dahin. Zwischen Arbeit, Feierabend und den Gesprächen mit dir. Als ich im ersten oder zweiten Gespräch mit dir scherzhaft eine Einladung aussprach und du ohne den Hauch eines Zögerns geantwortet hast: „Natürlich“, war mir klar, diese Einladung würde Realität werden. Irgendwann.
Dieses „Irgendwann” wurde konkret, als du davon erzählt hast, dass du eifersüchtig auf jene anderen Männer bei Gentledom warst, welche früher meine Freunde wurden, als du. Als du mir zum ersten Mal schriebst: „Du. Bist. Mein“ und als du es mir zum ersten Mal am Telefon ins Ohr rauntest. Mit deiner hellen, offenen und warmen Stimme, die mir die Sterne vom Himmel holte und die mich doch, bewusst eingesetzt, problemlos auf die Knie brachte. Ein Gedanke manifestierte sich. Eine Erinnerung an einen Traum, den ich kaum zu träumen wagte. Ich begann, die Einladung zu gestalten und da ich wusste, dass wir beide Hobby-Mediävisten waren, entschied ich mich für eine Einladung im Stil einer mittelalterlichen Handschrift. Es dauerte zwei Tage, sie abzuschließen. Als ich die letzten karolingischen Minuskeln fertig, die Initialen vergoldet und das Gefühl hatte, dass es gut so war, schickte ich dir ein Foto der Einladung. Unsere „Soiree der O“ war geboren.
Die Einladung verfehlte ihre Wirkung nicht. Deine Überraschung wich einer stetigen, fast kindlichen Vorfreude. Auf fast drei Tage mit einer Frau, die du noch nie zuvor persönlich getroffen hattest. Einer Frau, die dir unheimlich nah war. In ihrer Einstellung, ihren Ansichten und nicht zuletzt ihren Vorlieben. Deiner O? Endlich würdest du sie schmecken, riechen und fühlen dürfen. Die Soiree fand am 5.12.2020 statt. Einen Tag vor Nikolaus und tatsächlich gab es spielerische Überlegungen, eine Rute einzupacken. Doch welch Frevel an einer solchen Soiree – nein! Sie sollte ein hedonistisches Fest der Sinne und der Freude werden.
Unser großer Wunsch ging damit in Erfüllung. Doch das Schönste war, dass es bei mir zuhause stattfinden konnte. In meinem Roissy am See, wie ich es schon in meinem Profil stehen hatte. Seit Tagen war ich damit beschäftigt, alles herzurichten. Ich wischte Staub, entfernte große und kleine Spinnweben in den Ecken, beriet mich mit meinem Mann über die Wahl des Menüs.
Es sollte etwas Besonderes sein. Ein wenig Magie im sonst so geregelten Alltag. Nicht nur das Haus sollte strahlen und glänzen, sondern auch die weibliche Hauptperson. Am Freitag, der Tag, an dem du anreisen würdest, hatte ich einen Termin beim Friseur. Neues Glück, neue Farbe. Schön zu sein, soweit es die Rahmenbedingungen zuließen, war mir wichtig. Diese rituellen Vorbereitungen halfen mir, zur Ruhe und in die richtige Stimmung zu kommen. Emotionale Vorbereitung sozusagen. Die Playlist für diesen Abend würde alles beinhalten, was uns ausmachte: Klassische Musik zum Aperitif, französisches Chanson und skandinavischen slow-Jazz zum Essen. Später gefolgt von ruhiger, etwas mystischer Ambient- und Ritualmusik. Das Haus war schon vorweihnachtlich mit Girlanden geschmückt, Lichterketten spendeten ein warmweißes Licht. Duftkerzen in beerigen Noten unterstrichen die Jahreszeit. Du solltest dich wohlfühlen. In jeder Hinsicht. Ich hatte einen Plan im Kopf, wie ich wirken wollte, was ich tun, wie ich riechen wollte.
Noch drei Tage. Betten wurden bezogen und auch das Gästebett wurde vorbereitet. Ein letztes Mal Staubwischen, Dekoration vorbereiten. Noch einmal das Dessert kontrollieren und die Einkaufsliste für das Wochenende schreiben. Nach einigen Vorschlägen entschied ich mich für drei Gänge mit Weinbegleitung. Maßgeblich war natürlich die Empfehlung bzw. der Wunsch meines ersten Mannes, doch ich versuchte natürlich deine mir bereits bekannten Vorlieben zu berücksichtigen. Die Messlatte lag hoch, denn ich wusste um einen exquisiten Geschmack und dein Kochtalent. Eine zum Winter passende Suppe, ein Gericht vom Rind und ein selbst gemachtes Parfait mit Fruchtgarnitur und etwas Schokolade. So, wie ich die Playlist zusammenstellte, wählte ich auch den Wein aus. Leicht und trocken zum Einstieg mit einem Rheinhessischen Riesling, opulent-vollmundig zum Hauptgang mit einem Cairanne aus Frankreich bzw. einem Vintage Port, je nach Wahl, sowie den vorzüglichen Eiswein, den ich vor einiger Zeit von der Mosel mitgebracht hatte, zum Dessert.
Nachdem ich vom Friseur kam, fiel mein Haar in großen, sanften Wellen auf die Schultern hinab und umrahmte mein abendlich, aber dezent geschminktes Gesicht. Lidschatten eher zurückhaltend, dafür einen umso intensiveren Lippenstift passend zum Kleid. Sowohl Vorspeise als auch Dessert waren bereits vorbereitet und der Hauptgang vorgegart, so dass ich mich glücklicherweise nur dem Braten des Hauptganges sowie der Zubereitung der Beilagen widmen musste. Noch fünf Stunden bis zu deiner Ankunft. Vorfreude mischte sich mit Angst. Angst, nicht genug zu sein. Nicht gut zu sein. Mich und meinen Mann zu blamieren. Gleich, wie sehr ich versuchte, diese negativen Gedanken nicht an mich heranzulassen, sie suchten sich immer wieder ihren Weg an die Oberfläche. Ich war nicht immer so selbstsicher, wie die Menschen dachten. Und gerade jenseits gängiger Normen erlebt man viel Unschönes. Ich war mir im Klaren darüber, dass es viel gab, was ich noch nicht kannte, nicht wusste oder nie erlebt hatte, aber ich wünschte mir, alle Selbstzweifel an diesem Wochenende über Bord werfen zu können und ganz die O zu sein, die ich mir immer vorgestellt habe, zu werden. Bereit, mit dir auf eine Reise zu gehen.