09.12.2022 ✷ Ein Bild

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      ✵ 9. Dezember ✵

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      von Rose of Roissy


      Es ist Abend geworden in der Metropole. Schwer legen sich Schatten über die ehemals strahlenden Gebäude, in denen fremde Menschen ihrem Tagwerk nachgehen. Stunde um Stunde werden es weniger. Sie gehen nach Hause zu ihren Familien, ihren Freunden, ihren Wohnungen.
      Wie viele von ihnen sind glücklich an diesem Abend?
      Wie viele gestresst und übermüdet?
      Wie viele werden einsam in eine leere Wohnung zurückkehren oder zu einer immer gleichen und ermüdenden Beziehung?
      Wie viele der uniformierten Arbeiterbienen kehren nach Hause zurück zu schreienden Kindern und unzufriedenen Partnern?
      Und wie viele kehren gar zu ihren Geliebten zurück am Ende dieses Tages?
      Straßenlampen spenden ein fahl-oranges Licht, ein intensiver Gegensatz zu dem blauvioletten Schimmern zahlloser LED-Displays; zu den Deadlines, die den Tag strukturieren und den hunderttausend Mails, die es zu bearbeiten gilt.
      In diesem Viertel regiert das Geld. Es ist sauber und gepflegt, doch es herrscht kein Leben darin. Mieten und Immobilienpreise lassen eine gesellschaftliche Durchmischung nicht zu und in den strahlend weißen und gläsernen Prestigetürmen stehen zahlreiche Wohnungen leer. Millionenobjekte zum Leerstand verdammt, Opfer von Rendite und Kapitalismus. Hier gibt es keine Eckkneipen, keine Kindertagesstätten, keine Läden. Nur Hamsterräder. Selbst Blühstreifen sucht man vergeblich. Natürlichkeit ist unerwünscht. Nur langweiliges Grün, einheitlich und angepasst wie die immer gleichen Uniformen der hier arbeitenden Menschen. Niemand nimmt Notiz von uns, denn der Blick bleibt auf ein bläulich schimmerndes Display gerichtet.
      Wir hatten uns vor einem halben Jahr kennengelernt und trotz einiger Widrigkeiten nie den Glauben an das „Wir” verloren. Heute Abend trafen wir uns in einem angesagten asiatischen Restaurant. Wir plauderten, bis es leer wurde und die Sonne unterging. Inmitten der Glastürme und leer werdenden Büros haben wir ein Zimmer in einem guten, modern eingerichteten Hotel. Es hat bodentiefe Panoramafenster und einen etwas plüschigen Sessel in der Nähe des Fensters. Da der Raum ansonsten jedoch eher kühl und nüchtern eingerichtet ist, wirkt der Sessel keinesfalls deplatziert.
      Die Vorhänge haben wir zur Seite geschoben, um freien Blick auf die Metropole zu haben.
      Wir stehen am Fenster.
      Du stehst hinter mir, deine Arme liegen um meine Taille und die Hände sind auf meinem Bauch gefaltet. Du trägst ein weißes Hemd und einen grauen Cashmere-Pullover darüber, ich ein weißes Kleid mit knielangem Rock und Spitzenbesatz. Man könnte es fast für ein Brautkleid halten, wäre es länger. Für uns war es das irgendwie. Ich trug es, als du mich zur Frau an deiner Seite erhoben hast. Es war nur richtig, dieses Kleid heute Abend wieder zu tragen, zu unserem kleinen Jubiläum. Du trittst noch ein wenig näher und legst deinen Kopf an meinen Nacken. Ich spüre deine Lippen einen sanften Kuss formen. Deine Hände lösen sich und du öffnest den Reißverschluss meines Kleides. Die Nacht ist hereingebrochen und bis auf wenige Büros in den beiden Türmen gegenüber ist es dunkel. Zielsicher streifst du in aller Langsamkeit mein Kleid ab. Als nächstes gleitet der BH zu Boden. Nun stehe ich, bis auf halterlose Strümpfe nackt, an diesem Fenster. Deine Hände wandern über meinen Bauch hinauf zu meinen Brüsten. Ein Ziehen an ihren Spitzen, ein Seufzen später spüre ich deinen Atem im Nacken: „Knie dich hin, Schöne!”

      Ich knie mich hin.
      Weit geöffnet, wie du es magst.
      Die Hände im Rücken, den Kopf leicht gesenkt.
      Ich kann dich hinter mir spüren, meinen Fels in der Brandung. Du streichst versonnen durch meine Haare. Minutenlang, ehe du dich zu mir kniest und mich in den Arm nimmst. Nur halten, nur einander spüren. Kleine Gesten. Und doch ist mein Platz immer eindeutig.
      Deins. Denn dein Name hat sich unauslöschlich in mein Herz gebrannt!
      Ich genieße diese Langsamkeit, den Moment zu erfassen, und bewusst wahrzunehmen. Ob mich jemand beobachtet, weiß ich nicht - und es kümmert mich auch nicht.
      Für dich bin ich schön und das ist das Einzige, was zählt.

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