20.12.2022 ✷ Der reservierte Tisch

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      20.12.2022 ✷ Der reservierte Tisch

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      ✵ 20. Dezember ✵

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      Der reservierte Tisch

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      von Rudolf

      Er freute sich ehrlich, nach langer Zeit mal wieder privat zum Essen gehen zu können, als er aus dem Taxi ausstieg, das ihn her gebracht hatte. Fast das ganze Jahr über war er für seine Firma in der ganzen Welt unterwegs, um für deren Projekte nach dem Rechten zu sehen. Nun hatte er den ganzen Dezember und den halben Januar Urlaub. Für heute um 19.00 Uhr hatte er sich im Restaurant „Rusaca“ einen Tisch für eine Person reservieren lassen. Dies war früher schon sein Lieblings- Restaurant gewesen.

      Nachdem er an der Garderobe seinen Mantel und seinen Schal abgegeben hatte, wurde er vom Maitre d`Hotel des Restaurants in Empfang genommen und herzlich begrüßt.
      „Herr Andacht. Ich freue mich, Sie nach so langer Zeit hier wieder als unseren Gast zu sehen.“
      „Darüber freue ich mich auch, Baptist.“
      „Sie haben reserviert, wie ich vermute.“
      „Ja. Einen Tisch für eine Person ab 19.00 Uhr.“
      „Ich sehe sofort nach, Herr Andacht.“

      Baptist ging zu seinem Pult, um sich über die Tischnummer zu informieren und kam mit einem etwas verlegenen Gesichtsausdruck zurück.
      „Herr Andacht, ich muss Sie leider um einen kleinen Moment Geduld bitten. Es ist mir sehr peinlich, aber meinem Chef de Rang ist leider ein kleiner Fauxpas passiert.“
      „Was für einer denn?“
      „Nicht der Rede wert. Er hat nur für eine andere Person Ihren Tisch zur selben Zeit reserviert. Natürlich werde ich den Tisch sofort für Sie freimachen lassen.“
      Andacht zog seine rechte Augenbraue hoch und schmunzelte.
      „Ist es nur eine Person oder sind es mehrere?“
      „Nur eine, Herr Andacht. Eine Dame in den besten Jahren.“
      „Eine Dame. Aha! Lassen Sie es mal gut sein, Baptist. Vielleicht darf ich mich mit dazu setzen.“

      Er konnte das Unbehagen, welches Baptist auf Grund dieses Missgeschickes hatte, deutlich an dessen Gesicht ablesen. „Wie Sie möchten, Herr Andacht. Wie Sie möchten.“
      Mit erhobenem Kopf und herausgestreckter Brust, wie wenn er zu seiner eigenen Füsilierung gehen würde, brachte Baptist ihn zu seinem Tisch. Am Tisch angelangt, beugte sich Baptist leicht nach vorne.
      „Madame, es ist mir sehr unangenehm und ein Fauxpas unsererseits, jedoch hatte dieser Herr vor Ihnen diesen Tisch bereits reserviert. Und nun möchte ich Sie fragen, ob Sie etwas dagegen hätten, wenn sich Herr Andacht zu Ihnen setzen würde?“

      Die Frau hob ihren Kopf etwas an und lenkte ihren Blick zuerst auf Andacht und dann auf ihn. Nach ihrer spontanen Mimik zu urteilen, schien es schien ihr eigentlich gar nicht recht zu sein. Und ihre Antwort verwunderte Andacht doch etwas.
      „Gerne. Der Tisch hat ja ausreichend Platz.“
      „Sehr entgegenkommend von Ihnen, Madame.“
      Baptist war sichtlich erleichtert darüber, dass dieses Malheur so einfach und diskret behoben werden konnte.

      Nachdem Andacht sich bei ihr bedankt und vorgestellt hatte, nahm er gegenüber der Frau Platz. Sie erschien ihm sehr attraktiv und auch sehr höflich zu sein, da sonst ihre Antwort wohl eher ihrer Mimik entsprochen hätte. Sie stellte sich mit dem Namen Cranich vor.
      „Cranich wie der berühmte Maler?“
      „Ja. Aber nicht verwandt. Meines Wissens nach beruht dieser Schreibweise meines Namens auf einer fehlerhaften Eintragung in irgendeinem Standesamt oder Kirchenregister.“
      Mit dieser, von ihr gegebenen Erklärung, gab er sich zufrieden. Die Frau erschien Andacht etwas in sich gekehrt und nicht ganz bei der Sache zu sein. Während beide auf ihre Getränke warteten, sprach sie so gut wie gar nichts. Jedoch bemerkte er, dass sie immer wieder mit ihren Fingern an der Kerze entlang fuhr, welche brennend wegen des ersten Advents auf dem Tisch stand. Und ihm fiel ihr Ring auf, welchen sie an ihrem Finger hatte. Die Machart war die eines kleinen Siegelringes. Allerdings ohne das Relief eines Siegels. Nur im Schein der Kerze erkannte er die feine Gravurarbeit darauf. Es war dem Symbol einer Triskele nicht unähnlich.

      Nachdem die Getränke serviert waren, kam doch ein Gespräch in Gang. Sie unterhielten sich über alles Mögliche, wie die Weltpolitik, das Wetter oder Tagesaktuelles. Jedoch ging sie seinen Fragen über ihre Person geschickt aus dem Weg. Er akzeptierte dies und respektierte es. Nachdem beide mit ihrem Speisen geendet hatten, stellte er doch noch eine etwas intimere Frage.
      „Täusche ich mich oder ist auf Ihrem Ring eine Triskele erkennbar?“
      „Sie haben gute Augen. Ja. Es ist eine Triskele. Warum fragen Sie?“
      „Mir sind eigentlich nur zwei Bereiche aktuell bekannt, in denen die Triskele eine Rolle spielt. Das eine sind die Kelten, das andere kommt in der SM-Szene vor.“
      „Und für welchen halten Sie mich zugehörig?“
      „Wie eine Frau mit keltischer Abstammung sehen Sie nicht aus. Auch die Trageweise an der rechten Hand lässt in mir die Vermutung aufkommen, dass es vielleicht das letztere sein könnte. Ohne Ihnen dabei zu nahe treten zu wollen.“
      „Sie haben nicht nur gute Augen. Sie können auch gut kombinieren.“
      Ein verlegenes Schmunzeln flog über ihr Gesicht.

      „Ja. Sie haben Recht. Ich bin zwar nicht in dieser Szene, aber ich habe… Nein. Ich hatte einen Herrn. Verschlechtert sich nun Ihre Meinung von mir?“
      „Nein. Warum sollte sie?“
      „Weil die meisten Menschen nach so einem Geständnis sofort ihre Klischeebilder im Kopf haben und den anderen dann nur noch als Sex- oder Lustobjekt betrachten.“
      „Ich weiß. Aber ich kann Sie beruhigen. Ich sehe auch weiterhin eine attraktive und charmante Frau in Ihnen. Und Ihr Geständnis erhöht meine Achtung vor Ihnen noch.“
      „Wie soll ich das verstehen, wenn Sie sagen „Ich weiß“? Sind Sie wohl in der Szene?“
      „So würde ich es nicht bezeichnen. Ich war vielleicht einmal darin. Aber dies ist schon lange her.“
      „Lassen Sie mich raten. Ich vermute, als Dom oder Herr. Zumindest würden Ihr Auftreten und Ihre Erscheinung dafür sprechen.“
      „Ihre Kombinationsgabe ist auch nicht übel. Treffer. Früher durfte ich eine Sklavin mein Eigen nennen.“
      „Und jetzt nicht mehr?“
      „Nein. Jetzt nicht mehr. Ich habe sie vor zwei Jahren schweren Herzens freigegeben.“

      Er sah ihr förmlich an, dass sie angestrengt überlegte.
      „Darf ich Sie fragen, warum Sie einen Herrn hatten und nicht mehr haben?“
      Ihr Kopf senkte sich traurigen Blickes nach unten.
      „Er starb vor vier Wochen auf der Autobahn bei einem Unfall, als er auf dem Weg zu mir war. Und vorher hatten wir zwei Monate keine Möglichkeit, uns zu sehen, außer auf Skype.“
      „Herzliches Beileid zu diesem Verlust.“
      Sie hob den Kopf und er sah die feuchten Augen.
      „Sie müssen ihn sehr geliebt haben.“
      „Ja. Habe ich. Ich war sechs Jahre lang sein Besitz. Und es war mehr, was wir füreinander fühlten, als nur die Beziehung von Herr und Sklavin.“
      Sie neigte den Kopf und ihre Augen besahen sich das Spiel des Kerzenlichtes auf ihrem Ring. Ein paar Augenblicke später richtete sie sich auf.
      „Ich möchte jetzt gehen. Stört es Sie?“
      Er verneinte diese Frage, winkte den Ober herbei und beauftragte ihn, die Rechnung zu bringen.
      „Darf ich Sie mit dem Taxi nach Hause bringen und Sie vielleicht nächsten Sonntag wiedersehen?“
      „Nach Hause dürfen Sie mich bringen. Das andere kann ich noch nicht sagen.“
      „Ich gebe Ihnen meine Karte. Rufen Sie mich einfach an und teilen Sie mir Ihre Entscheidung mit.“

      Beide verließen gemeinsam das Restaurant und Baptist bemühte sich sofort darum, dass der gleiche Tisch wie heute reserviert wurde. Für zwei Personen.

      ✵✵✵✵✵
      Es kam ihm seltsam vor, aber es konnte gar nicht schnell genug Sonntag werden. Dagmar, so hieß sie mit Vornamen, hatte ihn am Donnerstag angerufen und zugesagt. Erleichtert legte er den Hörer auf. Und freute sich auf Sonntag. Er holte Dagmar 20 Minuten vor 19.00 Uhr mit dem Taxi am vereinbarten Treffpunkt ab. Es war der gleiche Ort, an dem sie letzte Woche ausgestiegen war. Ihre Begründung war letzten Sonntag gewesen, dass sie noch ein paar Schritte gehen wollte. Nun wollte sie anscheinend vorher auch noch ein paar Schritte gehen. Als das Taxi am Treffpunkt ankam, betrachtete er Dagmar in ihrem farblich gedeckt gehaltenen Kostüm. Sie sah darin sehr feminin aus. Ganz so, wie er es an Frauen liebte. Als das Fahrzeug stand, konnte er es nicht lassen, selbst auszusteigen und ihr die Autotür aufzuhalten. Beim Einsteigen flüsterte sie noch ein leises „Dankeschön“ in seine Richtung und er erkannte ihre Verlegenheit ob seiner Aktion. Die Fahrt zum Restaurant verlief schweigend. Keiner von beiden richtete seinen Blick auf den anderen.

      Nach ihrer Ankunft, und nachdem ihnen der Türsteher die Tür geöffnet hatte, kam Baptist auch sofort auf sie zu.
      „Guten Abend, Herr Andacht. Guten Abend, Madame. Es freut mich, Sie wieder begrüßen zu dürfen. Und Herr Andacht, ich darf Ihnen versichern, dass dieses Mal kein Fauxpas passiert ist. Es wurde alles nach Ihren Wünschen gerichtet. Einschließlich der beiden Kerzen, welche dem Advent geschuldet sind.“
      „Das freut mich, Baptist.“
      „Wenn ich Sie jetzt zu Ihrem Tisch begleiten dürfte.“
      Baptist überschlug sich fast in seiner allzeit performten Höflichkeit. Das Missgeschick der letzten Woche musste ihn wirklich getroffen haben. Als sie am Tisch saßen und die Bestellung aufgegeben war, begann Andacht, eine Konversation aufzubauen. Welche auch weitestgehend nur von ihm getragen wurde. Dagmar erschien ihm heute, im Vergleich zum letzten Mal, noch etwas mehr in sich gekehrt. Im weiteren Verlauf des Abends erklärte sie sich doch zu ihrer zurückhaltenden Art von heute.

      „Ich bin etwas, das muss ich gestehen, hin- und hergerissen.“
      „Aha! Und warum?“
      „Weil ich erst, wie Sie wissen, meinen Herrn verloren habe, und mich trotzdem auf den Abend heute mit Ihnen gefreut habe.“
      Dabei sprach sie ruhig, fast schon leise, und wagte nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen.
      „Dagmar. Wenn es für dich unangenehm ist, können wir auch gehen. Wir müssen uns nicht treffen. Zumindest noch nicht. Vielleicht später, wenn du alles verarbeitet hast und du dann noch willst.“
      „Das ist ja das Vermaledeite. Ich fühle mich wohl bei Ihnen. Sie geben mir wieder ein Gefühl von Zuversicht und Sinn in meinem Leben.“
      Dabei errötete sie ziemlich und wand ihren Kopf von ihm weg. Er sah sie an und sinnierte kurz über das Gehörte. Es musste wirklich ein kleiner Kampf in ihrem Inneren toben.
      Er fasste einen Entschluss.
      „Leg deine linke Hand auf den Tisch. Den Rücken nach oben“, wies er sie an. Etwas irritiert und überrascht folgte Dagmar seiner Anweisung. Andacht führte die Fingerspitzen seiner linken Hand unter ihre Fingerspitzen. Nun nahm er mit seiner rechten Hand die rechte der beiden Kerzen, führte sie über ihre Hand und ließ das Wachs auf ihren Handrücken tropfen. Dabei blickte er ihr konzentriert ins Gesicht.

      Er vermeinte, beim ersten Wachstropfen so etwas wie ein Schmerzzucken um ihre Augen und um ihren Mund zu erkennen. Auch den Impuls, die Hand wegzuziehen. Aber sie ließ ihre Hand tapfer dort liegen und wartete auf das Ende seiner Aktion mit der Kerze. Nur der Gedankenfetzen, was vielleicht noch kommen würde, schoss ihr im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf. Nachdem fast ein Dutzend Tropfen ihren Handrücken bedeckten, hörte er auf damit und stellte die Kerze wieder auf ihren Platz. „Dies, werte Dagmar, ist das, was ich dir zur Zeit bieten kann. Alles andere wird sich entwickeln. So es sein sollte.“

      Dagmar betrachtete ihren Handrücken mit dem Wachs auf dem Tisch noch einen kurzen Moment. Dann zog sie die Hand zurück und führte sie unter den Tisch. Mit der rechten Hand fuhr sie über die linke und erkundete den Handrücken. Hätte sie beschreiben sollen, was sie dabei empfand, hätte sie es nicht gekonnt.
      „Danke“, kam es leise von ihren Lippen.
      „Darf ich dich wieder mit dem Taxi nach Hause bringen?“
      „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gerne.“
      „Es ist mir ein Vergnügen.“
      „Die Rechnung und ein Taxi bitte“, wandte er sich an den Kellner.
      Die Heimfahrt verlief genau wie beim letzten Mal.
      „Wenn du möchtest, können wir uns nächsten Sonntag wieder treffen.“
      „Kann ich Sie anrufen im Laufe der Woche und Ihnen Bescheid sagen?“
      „Gerne. Ich freue mich auf deinen Anruf.“
      Wieder stieg Dagmar an dieser Stelle aus, und wieder mit der Begründung, noch ein paar Schritte gehen zu wollen.

      ✵✵✵✵✵

      Seine Woche nach dem Treffen mit Dagmar verlief relativ unspektakulär. Er traf sich mit ein paar Freunden, ging ein wenig bummeln in der Fußgängerzone oder im Park und shoppen, um sich neue Kleidung oder ein paar Bücher zu kaufen. Zudem nutzte er die Zeit, um sich wieder etwas fitter zu machen. Nötig hätte er es zwar nicht gehabt, aber man weiß ja nie, wofür es gut ist. Allerdings bemerkte er an sich, dass seine Gespanntheit wegen ihres Anrufes und ihrer Antwort mit jedem Tag stieg. Seine Erlösung kam am Freitag um die Mittagszeit, als sie ihn anrief und für kommenden Sonntag zusagte. Der Treffpunkt war der gleiche wie bei den letzten beiden Malen.

      Nachdem sie von Baptist an ihren Tisch geführt worden waren, welcher wegen des dritten Advents mit drei lavendel-farbenen Kerzen geziert war, begannen beide mit einer höflichen, jedoch unverfänglichen Konversation. Er bemerkte bei ihr eine gelöstere Stimmung als die beiden Male davor. Im Laufe des Abends vertieften sich ihre Gespräche über verschiedene Themen und zum ersten Mal, seit er sie kannte, hörte er sie lachen.

      Als beide am Ende des Abends bei eingesetztem, leichtem Schneefall vor dem Restaurant standen, bot er Dagmar seinen Arm an, welchen sie dankend annahm.
      „Laufen wir noch ein Stück durch den Park? Ich finde es immer herrlich, Spuren im frischen Schnee zu hinterlassen.“
      „Wenn Sie möchten und es für Sie keine Unannehmlichkeit ist, gerne.“
      „Mit dir ist es mir eine Freude.“
      So gingen beide, Arm in Arm, in den nahe gelegenen Park. Das Licht der Laternen funkelte im frischen Schnee auf dem Boden und in den fallenden Schneeflocken. Ihrer beider Atem erzeugte in der kühlen Nachtluft kleine Kondenswölkchen. Als sie ein Stück in den Park gelaufen waren, und er einen Platz für geeignet fand, blieb er stehen. Er hakte sich bei ihr aus und drehte sie mit ihrer Front zu sich.
      „Dagmar, ich möchte, dass du dort zwischen die beiden Bäume gehst, dich nach vorne beugst, sowohl deinen Mantel als auch dein Kleid hinten hoch hebst und mir deine beiden liebreizenden Halbkugeln präsentierst. So du es willst.“
      Er war sich nicht sicher, ob er damit nicht über eine Grenze getreten war und harrte gespannt auf ihre Entscheidung. Dagmar war über diese Anweisung ein wenig überrascht. Aber nach kurzem Überlegen war sie dazu bereit, es zu tun.
      „Gut. Wenn Sie es möchten.“
      „Es wäre mir ein Pläsier.“

      So ging sie die paar Meter leicht wackelig auf ihren Heels durch den Schnee zu den Bäumen.
      Dort angekommen, stellte sie sich für einen besseren Stand etwas breitbeinig hin und beugte sich nach vorne. Mit beiden Händen zog sie sowohl den Mantel als auch ihr Kleid nach oben, so dass ihre durch einen schwarzen String geteilten Halbkugeln sichtbar wurden. Mit ihren Händen stützte sie sich an den Bäumen ab. Die kalte Winternachtluft, die den nun freigelegten Po berührte, führte bei ihr zu einem kurzen Frösteln. Er hingegen genoss diesen Anblick kurze Zeit, wobei er für sich feststellte, dass er sich in seiner Vorstellung von ihrem Körper gar nicht so sehr vertan hatte. Hierauf folgte er ihrer Spur zu den Bäumen und blieb kurz hinter ihr stehen.
      „Bist du bereit?“
      „Ja. Für was Sie möchten.“
      In ihrem Kopf ging ein Karussell von Möglichkeiten, für was sie bereit sein sollte. Es reichte vom zu betrachteten Lustobjekt über möglichen Geschlechtsverkehr bis hin zu der Möglichkeit einer Züchtigung. Oder vielleicht auch zu etwas ganz anderem, an das sie im Moment gar nicht dachte. Er öffnete seinen Gürtel, zog ihn aus den Schlaufen und legte ihn einmal zusammen.
      „Heute ist der dritte Advent. Also drei Hiebe für jede Halbkugel.“
      Als Dagmar diese Ankündigung hörte, rasten ihre Gefühle und Erinnerungen in ihr. Augenblicklich kam sie sich wie bei ihrem früheren Herrn vor. Und dies machte sie in einer gewissen Weise glücklich.
      „Du zählst mit!“
      „Ja, Herr.“
      Kaum hatte sie es gesagt, merkte sie, dass er ja gar nicht ihr Herr war. Noch nicht und vielleicht auch nie sein würde. Er holte mit seinem rechten Arm aus und ließ den Gürtel auf ihre linke Pobacke klatschen. „Ahh. Eins.“ Der nächste Schlag landete auf ihrer rechten Pobacke. „Ahh. Zwei.“ Als der dritte Hieb sie streifte, sah man die ersten beiden schon als rote Striemen auf ihren Hinterbacken.
      Nach dem sechsten und letzten Hieb führte er den Gürtel wieder in die Schlaufen seiner Hose. Dabei genoss er den Anblick der sechs roten Striemen auf ihrem Po. Danach schritt er zu ihr hin und streichelte sanft ihre Halbkugeln mit seiner rechten Hand. Sowohl diese Berührung als auch der durch die Schläge erzeugte Schmerz bewirkten ein Wohlgefühl in ihr und eine angenehme Wärme auf ihrem Po, welche sie seit einiger Zeit vermisste.

      „Du darfst dich wieder aufrichten sowie Kleid und Mantel nach unten ziehen.“
      „Danke.“
      Als sie sich zu ihm umdrehte, sah sie leicht verlegen zu Boden.
      „Ich habe es so vermisst. Danke dafür.“
      Auch jetzt, nachdem sie es gesagt hatte, genierte sie sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Innerlich war Dagmar jedoch noch mehr zerrissen in ihren Emotionen als vorher. Sie trieb auf dem Ozean der Gefühle von Hoffnung für sich und Verrat an ihrem ehemaligen Herrn.
      „Lass uns zum nächsten Taxistand laufen. Dann fahren wir zu dir.“
      „Wäre mir lieb. Wenn Sie nichts dagegen haben?“
      „Mir wird es etwas kalt an den Füßen. Und die Wärme der Striemen strahlen leider nicht soweit aus.“
      Wie gewohnt stieg Dagmar an der gleichen Stelle aus wie die beiden Mal zuvor. Und wieder hatte er sie gefragt, ob sie ihn nächsten Sonntag wiedersehen möchte.

      ✵✵✵✵✵

      Dieses Mal kam ihr Anruf erst am Samstagvormittag. Zwar hatte er schon am Montag bei Baptist im „Rusaca“ den Tisch für zwei Personen bestellt, aber durch das lange Schweigen des Telefons waren ihm Zweifel an seinem Erfolg bei ihr gekommen. Vielleicht hatte er doch am letzten Sonntag eine rote Linie überschritten. Jedoch seit ihrem Anruf war er sich ziemlich sicher, dass dies nicht der Fall war. Er überlegte sich allerdings, wie sich diese Geschichte weiter entwickeln könnte. Zu einem Schluss kam er leider nicht. „Die Zeit wird es bringen“, sagte er sich selbst im Badezimmerspiegel zu, als er sich zum Fortgehen fertigmachte.
      Dagmar stand, wie gewöhnlich, seit den letzten beiden Sonntagen, am Straßenrand am vereinbarten Treffpunkt. Sie hatte einen hellbraunen Mantel an, creme-farbene Heels dazu und wegen des Schneefalls einen aufgespannten Schirm in der Hand. Sie schien etwas zu frösteln. Trotzdem erschien Dagmar ihm sehr feminin in ihrer Erscheinung. Als das Taxi stand, stieg er wieder aus, um ihr die Autotür zu öffnen. Und auch dieses Mal war ihr anzumerken, dass sie diese Geste nicht unbedingt gewohnt war.

      Als beide 30 Minuten später an ihrem Tisch saßen, sah er ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen.
      „Danke, dass ich mich im Taxi an Sie anlehnen und wärmen durfte.“
      „Es war auch für mich angenehm, Dagmar. Es war das erste Mal, dass du so nahe bei mir warst.“
      „Wollen wir das Essen bestellen?“
      „Wenn Sie möchten, sehr gerne. Mir knurrt schon der Magen.“
      Ihr Lächeln dabei bezauberte ihn aufs Neue. Ohne weiter auf ihre Auswahl zu warten, machte er einen kleinen Wink und Baptist kam an den Tisch.
      „Baptist. Ich würde gerne bestellen.“
      „Sehr wohl, Herr Andacht.“
      „Baptist, bringen Sie uns bitte zwei Mal das Schweinefilet mit Oliven und Salbei und einen halbtrockenen Weißherbst.“
      „Sehr wohl, Herr Andacht.“

      Für Dagmar war es nicht ungewohnt, dass der Herr ihr das Gericht und das Getränk vorgab. Merkwürdigerweise verlieh ihr diese Geste von ihm ein bisschen mehr Sicherheit. Ihr Wechselbad der Gefühle hatte sich in der vergangenen Woche schon etwas reduziert. Ihr Optimismus, dass sich alles zum „Guten“ entwickeln würde, begann langsam die Oberhand zu gewinnen. Die Tischgespräche, welche Dagmar und Andacht führten, beinhalteten dieses Mal weniger allgemeine Themen, sondern eher Privates von beiden Seiten. So erfuhr Andacht, dass die Beziehung von Dagmar und ihrem Herrn doch einen leichten Knacks gehabt haben musste, da sie sich, nach ihrer Aussage, seit dem letzten realen Treffen mit ihrem Herrn nicht mehr so ganz angenommen gefühlt hatte. Dagmar wiederum erfuhr von ihm, dass seine damalige Sklavin wegen eines anderen Herrn darum gebeten hatte, sie freizugeben. Und Andacht, so erklärte er es ihr, verlange zwar Gehorsam und Unterwürfigkeit von seiner Sklavin, aber nicht um jeden Preis und schon gar nicht gegen ihren Willen. So loteten sie sich beide etwas in Bezug auf ihre Neigung aus.

      Nach dem Essen bestellte er noch zwei Espresso. Während sie diese tranken, fragte er Dagmar: „Gehst du mit zu mir?“ Ihr Puls begann sich zu erhöhen und ihre Handflächen wurden leicht feucht. In ihrem Kopf rasten die Gedanken nur so umher. Unzählige Fragen kamen ihr in den Sinn, wie zum Beispiel, ob dies alles zu schnell ging oder ob er nur seine sadistische Ader an ihr befriedigen wollte? Oder ob er nur seine sexuellen Gelüste an und mit ihr stillen wollte, was sie jedoch auf Grund der vorherigen Tage auch gleich wieder ausschloss, oder ob sie überhaupt schon wieder dafür bereit war?
      Eines jedoch war ihr sehr klar. Die Zeit mit ihm war schön. „Wenn Sie es möchten, gehe ich mit zu Ihnen." Andacht sah in Dagmars Mimik eine gewisse Unsicherheit, aber ihre Artikulation war klar und fest. „Ja. Ich möchte es!“

      Als beide bei seinem Wohnhaus angekommen waren, fuhren sie mit dem Fahrstuhl in den sechsten Stock zu seinem Apartment. Im Apartment half er Dagmar aus ihrem Mantel, den er dann mit seinem eigenen Mantel in die Garderobe hängte, und wies sie an, es sich im Wohnzimmer gemütlich zu machen.
      „Am Ende des Flures, geradeaus durch.“ Als sie im Wohnzimmer stand, blickte sie sich um. Alles war in helleren Tönen gehalten, nicht ultra- modern, aber sehr stimmig und gemütlich. Die Sofalandschaft bildete einen Halbkreis um einen kleinen, offenen Kamin mit darüber hängendem Flachbildschirm. Links und rechts der Sofalandschaft bildeten kleine Beistelltische den jeweiligen Abschluss. Auf der rechten Seite war in diesem Halbkreis noch ein Sessel integriert. Und genau dieser Sessel zog sie an.

      Ein paar Minuten später kam Andacht mit einem Tablett, zwei Gläsern und einer Flasche Rotwein ebenfalls ins Zimmer. Etwas überrascht, allerdings freudig, sah er Dagmar vor dem Sessel auf einem Kissen knien. Sie hatte nur noch ihre Hebe, den Strumpfhalter, einen String, die Strümpfe und ihre Heels an. Andacht genoss diesen Anblick und ihre Haltung für einen Augenblick in schweigsamer Ruhe. Danach stellte er das Tablett auf den Beistelltisch und setzte sich in den Sessel.

      „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mir ohne Ihre Erlaubnis ein Kissen genommen habe.“
      Ihr Blick war dabei der eines kleinen Mädchens, welches ein Bonbon genascht hat und erwischt wurde, nicht unähnlich. „Nein. Habe ich nicht. Du hast dich ja auch ohne meine Erlaubnis und Anweisung sklavinnenmäßig hergerichtet.“ Sein Gesichtsausdruck und seine Stimmlage waren dabei gespielt etwas härter. Gleich darauf konnte er sich ein Lächeln jedoch nicht verkneifen. „Oh. Entschuldigen Sie bitte. Es ist mir jetzt sehr peinlich. Ich war emotional bei meinem Herrn, der dies immer so wollte und war mir meiner Handlung nicht so sehr bewusst.“
      Als Dagmar dies sagte, errötete sie sichtlich und legte ihre Hände bedeckend auf ihre sichtbaren Brustwarzen. Andachts Lächeln hielt an und er stellte für sich fest, dass sie wohl Sklavin durch und durch sei für ihren Herrn.
      „Dir ist hoffentlich bewusst, dass dein Betragen Konsequenzen nach sich zieht. Nicht dein Aufzug, sondern deine Eigenmächtigkeit.“
      „Ja, Herr.“
      „Dein Aufzug entspricht in etwa dem, was ich von meiner Sklavin erwarte. Die du aber leider nicht bist. Vier mal vier Hiebe mit der Gerte dürften ausreichend sein. Vier auf die linke Halbkugel, vier auf die rechte, vier auf den Rücken und vier auf die Brüste. Und du zählst wieder mit.“
      „Wenn Sie es für ausreichend erachten, Herr.“
      „Einwände?“
      „Nein, Herr.“
      „Gut. Knie dich auf den Sessel. Oberkörper über die Rückenlehne.“
      „Jawohl, Herr.“
      Während Dagmar sich in die angewiesene Position begab, holte er aus seinem Schlafzimmer eine 80-cm-Gerte mit Schnur. Bei seiner Rückkehr erfreute ihn der Anblick von Dagmar in dieser Position sehr. Seit er seine Sklavin freigegeben hatte, war keine Frau mehr in dieser Stellung vor ihm gewesen. Er stellte sich seitlich auf die linke Seite hinter ihr.
      „Bereit?“
      „Ja, Herr.“
      Andacht holte aus und ließ die Gerte auf die linke Pohälfte sausen. Ein Aufschrei und ein durchgebogenes Hohlkreuz war die hörbare und sichtbare Reaktion bei Dagmar. „Eins. Danke.“
      Wieder holte er aus, um den zweiten Hieb zu landen. Mit gleicher Reaktion bei ihr. „Zwei. Danke.“
      Beim dritten Schlag merkte Dagmar so richtig, wie sich der Schmerz ihrer bemächtigte. Nach dem vierten Streich bemerkte sie zudem ein kleines, aufkommendes Wohlgefühl in ihrer Seele. So wiederholte es sich, bis alle acht Schläge auf den beiden Pohälften verteilt waren. Die Striemenbildung war deutlich zu sehen.
      „Mit dem Po auf die Fersen setzen.“
      „Ja, Herr.“

      Die Durchführung dieser Anweisung erzeugte bei ihr allerdings ein weniger angenehmes Schmerzempfinden, da sie sich bei jedem Schlag auf ihre Schultern instinktiv nach unten drückte. Dies erhöhte den vorhandenen Schmerz am Po doch etwas.
      „Zwölf. Danke.“
      „Und nun den Oberkörper soweit zurück, dass deine Brüste auf der Rückenlehne liegen. Hände in den Nacken.“
      „Ja, Herr.“
      Andacht wechselte seine Position auf ihre rechte Seite. Dagmar hätte ihn ansehen können. Wenn sie es gewollt hätte. Sie zog es jedoch vor, weiterhin geradeaus nach vorne zu blicken. Beim dritten Hieb auf ihre Brust hatte sie schon leicht feuchte Augen. Nach dem vierten Schlag, den er gezielt auf ihre Brustwarzen ausführte, kullerte eine Träne ihre Wange herunter.
      „Du hast es überstanden. Entspann dich.“
      „Danke, Herr. Darf ich aufstehen?“
      „Natürlich.“
      Dagmar erhob sich aus ihrer bisherigen Position und stand auf. Sie wusste in diesem Moment gar nicht, wo sie mit ihren Händen hin sollte. Sie stand jetzt einfach da und ließ die Arme hängen. Wäre es ihr Herr gewesen, würde sie sich jetzt zu seinen Füßen knien und seine Beine streicheln. Das konnte sie allerdings nicht machen. Herr Andacht war nicht ihr Herr. Leider.

      „Setzt du dich neben mich auf das Sofa?“
      „Wenn Sie es möchten.“
      „Oder möchtest du auf dem Kissen bleiben?“
      „Wenn Sie mir die Wahl gestatten, würde ich das Kissen vorziehen.“
      „Wie du möchtest.“
      „Danke, Herr.“
      Dagmar nahm das Kissen und legte es rechts von seinen Beinen auf den Boden. Kurz sah sie Andacht in die Augen, um sich dann neben ihm auf das Kissen zu knien. Seit sie das Apartment betreten hatte, erwuchs in ihr ein Gefühl des Heimkehrens. Was objektiv betrachtet natürlich Nonsens war, da sie das erste Mal hier war und ihn vorher nicht gekannt hatte.

      Aber die ganze Szenerie, die ganze Atmosphäre und die Handlungen hatten bei ihr die Trauerphase um den Verlust ihres ehemaligen Herrn in eine Sehnsucht nach neuer Herrschaft umgewandelt. Seit der Züchtigung konnte sie sich Andacht als neuen Herrn sehr gut vorstellen. Andacht hatte während ihrer Überlegungen damit begonnen, ihre Striemen auf der Schulter zu streicheln. Als Dagmar dies bemerkte, konnte sie ein wohliges und leises „Mmmhh“ nicht unterdrücken. Und dabei legte sie ihren Kopf auf seine Oberschenkel. Aber auch bei Andacht hinterließ dieser Abend einen Eindruck. Es war das erste Mal seit seiner Freigabe, dass er eine Frau und Sklavin gezüchtigt hatte. Dazu noch in so einer Stimmung. Er fühlte sich gut.

      „Nächste Woche ist Silvester. Würdest du es mit mir verbringen wollen?“ Als Andacht ihr diese Frage stellte, bekam er Bedenken, dass sie Nein sagen könnte. Nach einem kurzen Augenblick gab Dagmar ihm eine Antwort.
      „Wenn Sie es möchten.“
      „Es wäre mir sehr lieb, wenn wir beide zusammen das neue Jahr begrüßen würden.“
      Andacht fiel fast ein Stein vom Herzen. Als er Dagmar ins Gesicht blickte, entdeckte er ein leichtes Lächeln um ihren Mund und leicht freudig strahlende Augen.
      Wer weiß, was das neue Jahr alles bringen würde.

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