Sind "wir" die toleranteren Menschen?

      Sassa schrieb:

      Ich muss nicht alles tolerieren und versuche mich dann zurück zu nehmen und das nicht zu kommentieren.
      Diese Aussage finde ich bedenklich. Gerade darum geht es: jeder soll seine Meinung frei sagen und sagen können, ohne dafür verurteilt zu werden. Das steht sogar so im Deutschen Grundgesetz ziemlich weit vorne.

      Ich habe manchmal den Eindruck, wir haben teils verlernt, mit anderen Ansichten als den eigenen zurechtzukommen. Gerade, wenn unsere Ansicht der der Mehrheit entspricht. Dann ist es "einfach", zu seiner Ansicht zu stehen, weil ich ja nicht allein bin und nicht allein den Gegenwind abbekomme, den es ggf. gibt.

      Mir geht es auch oft so, dass ich überlege, ob ich den ein oder anderen Post überhaupt verfasse, da ich mit meinen Ansichten gern mal anecke. Dann denke ich mir aber: wenn jeder den Mund hält, der nicht mit der Mehrheit konform geht, dann ist das ggf. gefährlich. Wenn ich Gegenwind bekomme, ist das nur für mich unangenehm.

      Ich denke, Toleranz kann mal einfacher sein, mal schwieriger. Je mehr etwas meiner persönlichen Ansicht/ Überzeugung zuwiderläuft, desto schwieriger ist es, Toleranz aufzubringen. Nur: gerade dann ist es um so wichtiger. Die Gleichung lautet daher wohl: je größer die Uneinigkeit, desto schwieriger, aber wichtiger die Toleranz.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]

      Louise schrieb:

      Ich denke, Toleranz kann mal einfacher sein, mal schwieriger. Je mehr etwas meiner persönlichen Ansicht/ Überzeugung zuwiderläuft, desto schwieriger ist es, Toleranz aufzubringen. Nur: gerade dann ist es um so wichtiger. Die Gleichung lautet daher wohl: je größer die Uneinigkeit, desto schwieriger, aber wichtiger die Toleranz.
      Ich akzeptiere (=annehmen, anerkennen) keine Unehrlichkeit, aber offensichtlich muss ich tolerieren (erdulden, ertragen), dass es sie gibt.

      So besser? Ist aber nur sprachlicher Feinschliff - ich möchte mich mit unehrlichen Menschen nicht abgeben, ich möchte das nicht erdulden müssen und vermeide es. Ich bin da eben intolerant.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      Katharina schrieb:

      So besser?
      Es war nichts schlecht :gruebel: ?

      Katharina schrieb:

      Ich akzeptiere (=annehmen, anerkennen) keine Unehrlichkeit, aber offensichtlich muss ich tolerieren (erdulden, ertragen), dass es sie gibt.
      Da bin ich ganz bei Dir. Wobei ich Unehrlichkeit unter Umständen sehr begrenzt auch akzeptieren kann.

      Katharina schrieb:

      Ist aber nur sprachlicher Feinschliff
      Manchmal sooooo wichtig :yes: . Gerade bei heiklen Themen mit großer Chance von Missverständnissen.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]
      Toleranz, das ist ja erstmal eine Frage des Kontextes. Deswegen finde ich generalisierte Kritik an ihrem Erscheinungsbild häufig unangebracht, wenn ihr Kontext nicht betrachtet wird.

      Und nicht jeder hat identische Toleranzfähigkeiten, nicht jeder ist emotional identisch selbststeuerbar wie andere, nicht jeder kann eine unbeteiligte Perspektive einnehmen oder eigene Erfahrungen in eine übergeordnete Systematik integrieren. Nicht jeder ist gleichermaßen empathisch, intelligent, reflektionsfreudig.


      Ganz grundsätzlich halte ich BDSMler im Durchschnitt deswegen allgemein für toleranter, weil ihre Gehirne im Durchschnitt gewöhnter daran sind, gewisse Dualismen zu kalkulieren. Das ist eben auch eine Trainingssache, die Kraft erfordert.

      Das bedeutet nicht, dass ich alle BDSMler für ultratolerant einstufe, sondern dass ich ein Mehr im statistischen Mittel zur Vergleichsgruppe "Vanilla" unterstelle.

      KrisDom schrieb:

      Dabei stellt sich mir die Frage ob dies davon zeugt das BDSMler einfach die toleranteren Menschen sind, oder ob es eher daher rührt dass man selbst so akzeptiert werden will wie man ist, und daher das Konträre "einfacher" akzeptiert.
      ich denke je mehr man über den eigenen Tellerrand schaut und sieht was andere (glücklich) macht/en......je mehr ich Einblicke bekomme und auch verstehen kann ..je toleranter kann ich sein.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Ob BDSMler toleranter sind... Währe sicherlich ein schöner Gedanke, jedoch muss ich mit Grübeln und einem "vermutlich und mit aller höchster Wahrscheinlichkeit nicht" antworten.
      Wobei Diese Diskussion mich doch nachdenklich zurücklässt, vor allem mit der Frage, was Toleranz überhaupt bedeutet, zumal ich, zwar nicht im Thema BDSM, jedoch ebenfalls mit sexuellen Themen einher gehen, mich mit dieser Frage befassen musste.
      Verzeih, wenn ich jetzt etwas abschweife, jedoch befürchte ich, dass man meinen Gedankengang hinter meiner knappen Zusammenfassung missverstehen könnte.
      Die Ausgangssituation war Folgende. Meine Mitauszubildenden bekamen mit, dass ich ein sexuelles Verhältnis mit jemanden hatte, ohne mit ihm zusammen zu sein. Man sprach mich darauf an, mit sichtlichem Widerwillen gegenüber meinem Verhalten und ich erklärte, dass mein liebster Partner bescheid weiß und er es akzeptiert. Darauf hin gingen dann die Diskussionen los, dass es absolut widerlich sei, mit jemanden zu schlafen, den man im Grunde nicht liebt.
      Ich fühlte mich natürlich ziemlich angegriffen und dachte sogar für einen Moment, das es intolerant von ihr sei, zumal diejenige das so abfällig sagte und ihren Widerwillen so unverhohlen zur Schau stellte. Doch im Nachhinein dachte ich daran, dass ich ebenso intolerant wie wie mein Gesprächspartner war, da ich ihre so abfällig vorgetragene Meinung nicht so stehen lassen konnte. Ich habe es nicht ausgehalten und war hinterher sogar wütend. Sie wiederum hat nur ihre Meinung gesagt. Akzeptieren muss sie es ja nicht, sondern einfach nur aushalten, damit leben, dass ich eben so bin, wie ich bin.
      2. Situation. Es kam heraus, dass dieser sexuelle Kontakt 20 Jahre älter war als ich. Einige sagten mir, dass es okay sei, es währe nicht jedermanns Geschmack, doch in Ordnung. Jedoch wurde es mir vor Kurzem wieder um die Ohren gehauen, auch teils von den gleichen Personen, dass es wirklich schlimm und widerlich sei, sogar eine gewisse Art Pädophilievorwurf stand meinem Sexualpartner gegenüber im Raum.
      Meine Gedanken sind nun, im ersten Falle habe ich Akzeptanz erwartet, und mit Toleranz verwechselt. Ich habe vermutlich die Akzeptanz als Toleranz benannt. Wie schon er Wähnt bedeutet das Wort Toleranz nicht weiter als ertragen und dulden. Und nicht, dass derjenige Sagt, Es ist in Ordnung so, es ist nicht mein Fall, aber ich unterstütze, dass du so sein kannst.
      Bedeutet etwas Dulden nicht, dass man es zwar nicht gut heißt, aber trotzdem so weit damit leben kann, ohne wirklich offen beleidigend und anfeindend zu sein? So wie im Zweiten Fall, wo es wirklich beleidigend wurde. Das war keine Toleranz mehr, meiner Meinung nach. Und dieses beleidigende Verhalten habe ich wiederum nicht tolerieren, nicht aushalten, nicht dulden können. Beim ersten Falle hat sie es durchaus noch toleriert, wenn auch man der Person den Widerwillen und das Knirschen deutlich angemerkt hat und ich war diejenige, die sich eher unrühmlich verhalten hat. Es gab keine Anfeindungen, keine Beleidigungen und es hat nicht viel zu unserem kollegialem Verhältnis geändert.
      Ich komme langsam wieder zurück zum Ausgangsthema. Mittlerweile beschleicht mich teilweise das Gefühl und der Gedanke, dass einige, die meinen, denen vielleicht keine Toleranz entgegenschlägt in manchen Fällen Akzeptanz vielleicht mit Toleranz verwechseln. Oder?
      Vielleicht sind die Grenzen fließend, vielleicht verstehe ich es auch ganz falsch.
      Jedoch sehe ich allgemein in der BDSM-Community weder ein übermäßiges Ausmaß an Akzeptanz als bei anderen Gemeinschaften oder überhaupt, noch sehe ich weniger Intoleranz.
      Jedoch bin ich dafür, sich noch mal ganz bewusst klarzuwerden, was man von anderen bezüglich seiner Meinung oder seinem abweichenden Verhalten erwartet. Wirklich nur Toleranz oder auch Akzeptanz. Ich für meinen Fall denke, dass man nicht feiern muss, was ich tue und wie ich lebe, ebenso erwarte ich nicht von Allen Unterstützung oder Offenheit, aber ich erwarte, und das zeichnet für mich Toleranz aus, dass man mich trotz meiner normabweichenden Verhaltensweisen respektvoll begegnet, auch wenn manche Dinge einem wirklich nicht unbedingt Gefallen. Und ich spreche von Dingen, die niemanden Gefährden oder niemandes Menschenwürde herabsetzen. Wenn ich doch etwas tun sollte, bei denen ich wirklich ernsthaft menschenverachtend währe, oder Menschen wirklich ernsthaft damit gefährde oder verletze, dann ist Intoleranz auf jeden Fall angebracht.
      Toleranz – puuuuh, ein Begriff, der von guten Menschen heute gerne wie eine Monstranz vor sich her getragen wird.

      Oftmals ist allerdings nur noch das toleriert, was die Mehrheitsgesellschaft als indiskutabel „richtig“ kennzeichnet. Anderen Orts erwähnte ich den sehr engen Meinungskorridor, den ein jeder zu durchschreiten hat. Abweichungen werden mit gesellschaftlicher Ächtung und Ausgrenzung bestraft.

      Früher wurde um Toleranz gekämpft und das erforderte Mut. Heute schließt man sich unter dem Deckmantel der vermeintlichen Toleranz an und mag denken, es sei mutig oder man kämpfe für die richtige Sache. Im Grunde schließt man sich der Herde an und macht es sich einfach, wie gesagt, unter dem Deckmantel der vermeintlichen Toleranz. Das ist bequem.

      Um die Eingangsfrage zu beantworten, ob „wir“ – wobei „wir“ unter dem BDSM-Stern zu verstehen ist - die toleranteren Menschen sind, dann sage ich ganz klar nein, denn wir sind auch nur ein repräsentativer Teil der Gesellschaft, wenn es um die Geschicke der Welt geht. Im sexuellen Kontext ist die Frage für mich klar mit ja zu beantworten.
      Ich kann durchaus die Meinung absolut gg den Strom vertreten. Wenn ich finde, dass es sich lohnt. Auf fruchtbaren Boden fällt.
      Und das Anliegen mir wichtig ist, wegen eigenen Erfahrungen, moralisch mir gegen den Strich geht.

      Allerdings sehe ich auch, dass ich mich nicht immer äußern muss. Wenn ich mich nicht äußere heißt das im Umkehrschluss nicht dass ich keine Meinung zu dem Thema habe. ich würde mich dann äußern wenn die Herdenver- und Beurteilung verachtende Ausmaße annimmt, ohne alles zu kennen. Die Oberflächlichkeit geht mir dann gegen den Strich. VerUrteilen mag ich nicht, grundsätzlich fällt jemand nur selten in kompletten Verschiss.

      Toleranz heißt für mich nicht zu allem Beifall zu klatschen, das mit Sicherheit nicht.

      Es ist schwer zu erklären.
      Oh nein, nicht schon wieder dieses heute... Heute ist das, früher war es anders. Früher gab es genauso viel Intoleranz wie heute, weil es vermutlich einfach in der Natur des Menschen liegt mit Abscheu oder Verurteilung gegenüber Dinge zu reagieren, die sie nicht kennen. Nur die Themen haben sich etwas verschoben, da es Aufklärung etc gibt. Früher wie auch heute wird auch gegen Intoleranz gekämpft, nur haben sich ebenfalls die Gebiete und Möglichkeiten verändert und verlagert. Ich kann schon den Eindruck nachvollziehen, wie er zustandekommt, aber mir persönlich ist das zu verallgemeinernd und schafft im Grunde wiederum eine Kluft, zwischen den Menschen von früher und heute und das trägt nicht dazu bei gegenseitige Akzeptanz und Toleranz zu fördern.

      lucidness schrieb:

      Früher wurde um Toleranz gekämpft und das erforderte Mut. Heute schließt man sich unter dem Deckmantel der vermeintlichen Toleranz an und mag denken, es sei mutig oder man kämpfe für die richtige Sache. Im Grunde schließt man sich der Herde an und macht es sich einfach, wie gesagt, unter dem Deckmantel der vermeintlichen Toleranz. Das ist bequem.
      Ähm nö, ich habe weder den Eindruck heute gäbe es eine vermeintliche Toleranz, die dann auch als Toleranz gesehen wird, noch habe ich den Eindruck, dass wir früher für mehr Toleranz gekämpft haben. Da muss man nur mal zurück und auf den Umgang mit z. B. Randgruppen schauen.

      Toleranz ist und bleibt für mich etwas menschliches (charakterliches) und genauso menschlich sind da die Grenzen und auch Bereiche in denen Toleranz gelebt wird. Ich sehe da keinen Unterschied in früher und heute.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Die wenigsten Menschen sind bereit, Wagnisse einzugehen, wirklichen Mut aufzubringen, um für ein Anliegen einzustehen und dafür ggf. Repressionen bis hin zum Tod auf sich zu nehmen. Wenn wir in den Iran schauen, dann gibt es dort aktuell solche Menschen. Hier schließe ich mich mit ein (nicht im Iran, sondern bei der Masse der Feiglinge). Wie ich schon vorher schrieb: in meiner eigenen kleinen Welt kämpfe ich durchaus für das ein oder andere, vielleicht bewege ich damit sogar Größeres, glaube aber nicht daran. Ich glaube, z. B. eine Greta Thunberg hatte entweder Glück oder (wovon ich eher ausgehe) von Beginn an die richtige Unterstützung/ das richtige Setting.

      Die meisten von uns sind Mitläufer, halten sich aber für Vorläufer. Daher ist das, was die vermeintliche Mehrheit befürwortet, leicht tolerierbar. Wobei ich manchmal nicht sicher bin, was wirklich Mehrheit ist und was lediglich "lauteres Gebrüll".

      Danke @Blue-Monstera für Deine Ausführungen, sie sprechen mir aus der Seele! Vor Deiner Selbstreflexion ziehe ich meinen imaginären Hut!

      Oft werden "Toleranz" und "Gutheißen" in einen Topf geworfen, sind aber, wenn überhaupt, lediglich fern verwandt.

      Gerade, wenn mich etwas selbst (be-)trifft, betroffen macht, ist es oft schwer, Toleranz aufzubringen. Vielleicht, weil ich mir ein Gutheißen, nicht "lediglich" Toleranz wünsche? Und hier dann auf reine Toleranz eben nicht mit eigener Toleranz, sondern mit Verletztheit und Angriff, reagiere?

      PS: Um nicht ganz offtopic zu sein: selbst in unserer kleinen BDSM-Blase ist es mit der Toleranz oft nicht allzu weit her, wobei auch hier vielleicht genauer zwischen Toleranz und Gutheißen/ Befürworten unterschieden werden sollte?

      PPS: Die tagesaktuelle Fähigkeit zur Toleranz hängt m. E. auch maßgeblich mit dem eigenen Gemütszustand zusammen. Macht man sich das bewusst, fällt es vielleicht etwas leichter, auf fehlende Toleranz mit etwas Nachsicht zu reagieren und vielleicht, statt in den Angriffsmodus zu gehen, zu fragen: "Wie geht es Dir?"
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da!
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt.
      Aber in meinem Herzen ist eine Stelle - Da blüht nichts mehr.
      [J. W. v. Goethe, M. L. Kaschnitz u. R. Huch]
      Wieso? Mit einem Dislike will man doch keinen fehlenden Respekt ausdrücken und nicht beleidigend und menschenverachtend sein. Dislikes drücken aus, das man mit der Meinung nicht einverstanden ist oder diese einfach nicht gefällt oder wenn dieser Komentar wirklich daneben ist. Wenn die Dislikes wirklich als Wertungen gemeint sind und wenn diese Aussagen absolut daneben sind, würde man das sehen. Nur weil man manche Aussagen oder Posts verneint, ist das kein Zeichen von Intoleranz. Denn Intolleranz ist nicht gleichzusetzen mit mangelnder Akzeptanz. Und nur weil man nicht gleicher Meinung ist, bedeutet es auch nicht, dass man intolerant ist. Wenn ein Mensch ein Dislike auf sein Post als Intoleranz auffast, heißt das nicht, dass es objektiv richtig ist. Ich gehe davon aus, dass dieser Mensch Intoleranz mit Befürwortung oder Akzeptanz verwechselt und dann verletzter reagiert. Aber man muss nicht alles gutheißen. Und Nochmal Gutheißen und Akzeptanz ist nicht gleich Toleranz.

      Leia schrieb:

      Versteckt sich nicht auch hinter manchem "Dislike" hier Intoleranz...?
      Ich glaube das ist ein wunderbares Beispiel für eine Schwierigkeit die wir in dieser Debatte haben.

      Woran kann man festmachen, dass jemand in Moment x nicht tolerant ist? Also welches Verhalten kennzeichnet fehlende Toleranz? Ist es schon der Dislike? Ist es erst dann, wenn ich die Meinungsfreiheit tatsächlich einschränken will? Ist es, wenn ich die Meinung stehen lasse, aber den Menschen dann weniger mag? Es gibt so viele Möglichkeiten Toleranz zu interpretieren.

      Ich glaube es wäre deutlich leichter weiter zu diskutieren, wenn in dieser Frage Klarheit herrschen würde.
      Ich nutze dieses "Dislike" gar nicht-
      denn ich nehme wohl wahr, dass ich anderer Meinung bin, etwas aus ein anderer Perspektive sehe, welches in mir vielleicht sogar ein "Knirschen" hervorruft, trotzdem würde ich dann zur keiner Zeit ein dislike vergeben...

      Geht etwas inhaltlich meiner Meinung nach in eine falsche Richtung, was dann auch unter Nichtbeachtung zu Schaden führen könnte, egal ob es nun die geistige oder köperliche Ebene betrifft, dann drücke ich schon mal-eher... generell aber selten den Button...

      Grundsätzlich würde ich sowas eher melden :gruebel: im öffentlichen Bereich...
      oder auch versuchen wollen, zu verstehen in einer Diskussion (verifizierter Bereich), um zu schauen, ob das für MICH over the top und beachtenswert ist❓

      ---
      Bevor ich OT bin ... ich glaube nicht, dass Toleranz an die Neigung Bdsm gebunden ist, aber oft die Fähigkeit der Eigen-und Fremdreflexion, sowie die der Empathie damit korreliert...
      Ein interessanter Ansatz - Toleranz oder Akzeptanz - dankeschön! :blumen:
      Jetzt ist mir auch klar, warum ich hier bisher nicht viel zu sagen wusste; es war irgendwie noch nicht "meins"...

      Sind "wir" toleranter als andere? Wie gehen "wir" mit "anderen" um?
      Oder als Gegenfrage, etwas persönlicher: Möchte ich nur "toleriert" werden, also - möchte ich, dass meine Umgebung mich "duldet"? Naserümpfend, aber immerhin?
      Nein. Das möchte ich nicht.
      Und in diesem Zusammenhang muss ich sagen: Ich bin dann wohl eher nicht tolerant. Wenn mich etwas so "stört", dass ich es zwar irgendwie "dulden" kann, aber mich damit nicht wohlfühle - aus welchen Gründen auch immer - dann ist für mich der nächste Schritt zu verstehen, warum das so ist. Und ob in einem Gespräch vielleicht mein Verständnis wächst - und damit die Möglichkeit einer ehrlichen Akzeptanz, auch wenn ich persönlich eine andere Sichtweise habe.

      Als Neuling habe ich beispielsweise hier vieles gelesen, was mich seeehr irritiert den Kopf schütteln ließ ("ääh... seltsam? Was meinen die denn gerade?? :golly: Geht das überhaupt???" ?( "Kann ich mir nicht vorstellen...")
      Und genau so geht es mir manchmal auch außerhalb dieser "Blase". Ich spreche Dinge an; kann dann vielleicht ein stückweit verstehen und dadurch akzeptieren, dass mein Gegenüber nunmal anders tickt, ein mehr oder weniger sympathischer aber immer wertvoller Mensch ist und ich ihn so annehmen kann, wie er ist.
      Oder ich stelle fest: absoluter Dummschwätzer und Unsympath. Dann geht meine "Toleranz" für gewöhnlich so weit, dass ich mich - sofern mein Gegenüber es zulässt - zukünftig höflich auf Abstand begebe und stattdessen akzeptiere, das ich nicht alles "dulden" möchte und meine Geduld irgendwo ihre Grenzen hat... Dauert relativ lange bei mir, aber ist möglich :yes: .

      Fazit:
      Sind "wir" toleranter? - Keine Ahnung. Aber wäre "mir" auch nicht genug :pardon:

      Leia schrieb:

      Kleine Frage am Rande...
      Versteckt sich nicht auch hinter manchem "Dislike" hier Intoleranz...? :saint:
      Kommt darauf an als was Du ein Dislike empfindest.

      Umkehrt, wann verteilst Du ein Like?

      Ich like wenn ich mit etwas konform gehe oder auch wenn ich den Beitrag gut geschrieben finde, hilfreich z. B.
      Ich dislike wenn ich mit einem Beitrag gar nicht konform gehe oftmals spielt dann Inhalt und Ausdruck eine Rolle oder wenn ich etwas als diskriminierend empfinde. In aller Regel schreibe ich dann auch noch etwas dazu woraus sich dann das Dislike erklärt.

      Ich äußere damit also meine Meinung, Intoleranz kann ich da nicht mit in Verbindung bringen. Sonst wären wir wieder bei Toleranz ist zu allem Beifall zu klatschen.

      Faktisch sieht das dann so aus, dass sich im Laufe einer Diskussion auch ergeben kann, dass derjenige für das nächste Posting ein Like bekommt.

      Toleranz hat für mich nichts mit Meinungsgleichheit zu tun denn da bräuchte es ja keine Toleranz.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      @Hera
      Es geht hier gerade gar nicht um mich und meine Intention.
      Ich wollte nur mal den Blick darauf richten, dass dieses Dislike durchaus auf verschiedene Arten interpretiert werden kann und schon zu "Meinungsmache" werden kann, zumindest aber durch seine rote Farbe Aufmerksamkeit und Interesse erregt und da bin ich sicher nicht die Einzige, der diese Beiträge ins Auge fallen.

      Ob es immer nur der Ausdruck ist, der jemanden nicht gefällt, weiß ich nicht, das muss jeder selber entscheiden.

      Es sollte nur ein Gedankenanstoß sein, mehr nicht.
      Love it, change it or leave it! :yes:
      Dislikes sind doch prinzipiell Geschmackssache. Ich nutze das äußerst selten. Auch schon deshalb, weil mir persönlich ein "Gefällt mir nicht" zu wenig Aussagekraft hat. Mit einem "Das gefällt mir nicht, weil..." komme ich persönlich super klar, daß kann ich gut akzeptieren, auch wenn es trotzdem nicht meiner Ansicht entspricht, einfach weil es konstruktiv ist.
      Mit Toleranz hat es aber eigentlich weniger zu tun.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Da es überhaupt kein "wir" als gleich denkende und handelnde Gruppe gibt, kann diese Frage so überhaupt nicht beantwortet werden.
      Und ja, im sexuellen Bereich ist es wohl naheliegend, dass jemand, der seine Neigung als noch nicht vollkommend akzeptiert wahrnimmt und dafür Toleranz fordert diese auch anderen in besagtem Bereich einräumt. Dies lässt sich meines Erachtens aber nicht auf jeden weiteren Bereich übertragen.


      Zumal es doch viele Bereiche gibt, in denen Toleranz überhaupt nicht positiv konjugiert ist. So kann ich doch Verhaltensweisen oder Überzeugungen, die meiner persönlichen Überzeugung keinen Raum lassen oder diese gar behindern nicht tolerieren. Und dies auch völlig zu Recht. Das Problem ist doch eher, dass es kaum noch Menschen gibt mit einer Überzeugung, die diese auch noch nach außen vertreten. Und hierbei sollte nicht der Fehler gemacht werden, Toleranz mit Gleichgültigkeit zu verwechseln.