Das Jahr neigt sich dem Ende und wie immer in dieser Zeit sitze ich am liebsten mit mir selbst. Ich schaue mir das Jahr an, denke nach und erlebe diese Momente sehr intensiv.
Es gab, vor ein paar Wochen einen Thread zum Thema (forum.gentledom.de/index.php/Thread/24438-Die-Entfaltung-des-ich/ ), aber dort zu antworten fühlte sich für mich nicht richtig an. Weder bin ich ein alter Hase, noch habe ich eine feste BDSM Beziehung geführt, noch bin ich wirklich maso oder sehr D/s ausgerichtet, so meine ich.
Es ist mir ein Bedürfnis diese Gedanken festzuhalten und hier zu veröffentlichen.
Die Entfaltung meines ICH im BDSM war ein langer Weg, denn dieses ICH unterlag einem UNS.
Ich allein war taff, nichts konnte mich unterkriegen, Hilfe nahm ich nur ungern an und insgesamt würde ich sagen dass ich garstig war.
In unserem UNS durfte ich eine andere Frau kennenlernen. Friedlich, ruhig, angekommen, fast handzahm (aber nur fast :))
Unser UNS war eine Absprache zwischen zwei Menschen, die sich tief verbunden waren.
Es war eine Reise zu der Frau unter den Masken, die ich aber erst in der Maske und im Latex entdecken konnte.
Ein langer Weg den ich gerne in Worte fassen möchte und dies hiermit auch versuche:
Das erste Mal trug ich eine Maske draußen im freien. Ich hatte große Töne gespuckt dass ich das ausprobieren würde. Der Moment, der Geruch, alles war eigen und bezaubernd auf seine Art und Weise. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung was BDSM wirklich für mich bedeutet. Ich kannte Bilder, ja, die fand ich auch spannend, aber gut. Ich kann sehr viele Dinge spannend finden.
Das erste Mal Hand und Fußfesseln folgten kurze Zeit später, ich wollte einfach wissen wie sich das anfühlt, ganz ohne BDSM Aktionen. Der Wunsch wurde mir gewährt. In dem Moment als ich das erste Mal die Fesseln spürte, wusste ich dass ich sie liebe. Ich wollte gefesselt und gebunden sein, nicht nur an BDSM sondern auch an die Person der ich das anlegen zugestanden habe. Das widersprach meinem Freiheitsdrang, den ich sonst immer in den Vordergrund gestellt hatte.
Während anfänglich eine große Neugier über diesen "Latexfimmel" Raum einnahm, war es mit der Zeit eine gewisse Ruhe eingekehrt. Es gehörte alles aufeinmal zu mir. Die Energie die entstand allein schon beim Duft des Latex war selbstverständlich geworden. Ich hatte nun zugelassen dass es schön war diese Seite in mir zu tragen. Enge zu mögen, leise zu sein, einen Knebel zu lieben und ganz natürlich um das Wohl des Anderen besorgt zu sein. Das war meine Befreiung, frei sein in den Eigenarten die man lange versteckt gehalten hat (gehört sich ja nicht, ist krank, so was macht man nicht). Ich wehrte mich nicht dagegen sondern ging den Weg den mein Innerstes vorgab.
Ich war anhänglich, suchte Nähe, eine nächste Maske die ich fallen lassen konnte. Wann immer ich abgetaucht war, wann immer ich wieder auftauchte- ich war nähebedürftig. Etwas das ich mir sonst auch nicht zugestanden habe. Ruhe und Nähe, etwas das ohne Worte auskommt und nur einem gewollten Gefühl geschuldet ist. Zulassen, einlassen und loslassen. Keine Angst davor den Boden unter den Füßen zu verlieren. Eine Sicherheit tief in mir dass alles richtig ist.
Je mehr Raum wir teilten desto mehr traten Verhaltensweisen an den Tag die ich lange versteckt hielt.
Ich bemerkte das ich aufging in dem Umsorgen meines Partners. Mich nach seinen Wünschen zu verhalten, Dinge so zu erledigen wie er es sich wünschte, machte mir Freude. Ich ließ zu, dass die Dinge die er ausprach sich bei mir einbrannten. Ich ließ mein dienendes Wesen zu und erkannte das es mir Freude bereitete.
Eine weitere Hülle die fiel.
Strafen?! Ich will sie nicht, etwas das ich herausfinden musste. Ich funktioniere so nicht. Ich hatte mir immer eingebildet dass ich gelenkt werden muss. Doch dann durfte ich verstehen, dass mein Wunsch so zu leben mich selbst lenkt und es nur einen Menschen bedarf, der das dann auch genießen kann. Klar kann man mich strafen, doch erreicht man damit nichts außer das ich mich in mich selbst zurück ziehe. Schmerz in einem gewissen Rahmen, ok vielleicht auch mal mehr als ok, aber nicht in Form von Strafen.
Verpackt sein, dass wollte ich und je mehr ich verpackt wurde umso deutlicher konnte ich mich selbst sehen.
Eine ganz wichtige Hülle die gefallen ist, ist die, dass ich weiß das mein BDSM nicht an Sex geknüpft ist, sondern viel mehr an die mentale Verbindung zwischen den Partnern. BDSM hat mich gelehrt das Zeit das wichtigste Werkzeug ist und nicht die sexuelle Handlung. Also begrenzt sich mein BDSM nicht aufs "Bett" sondern geht unmerklich in den Alltag über. Es ist einfach meine Art, allumfassend sein zu wollen.
Das zu akzeptieren war das schwierigste an all dem. Nicht beliebig zu sein, sondern dass ich das alles ziemlich ernst nehme, es Teil meiner Person ist und es nicht an und ausgeknipst werden kann.
Wieder eine Hülle weniger.
Aber nicht nur ich wurde enthüllt, mein Gegenüber wurde es auch. Denn das was ich auf der einen Seite tat, dass tat er auch auf der anderen Seite.
Er öffnete sich mir auf seine Art und Weise und so lernte auch ich sein Wesen, seine Gedanken, seine Erlebnisse und auch seine Bedürfnisse kennen. So gab er mir die Möglichkeit nach und nach hinter seine Fassade zu blicken.
Ich bin mir recht sicher, dass wir uns gegenseitig entfaltet haben.
BDSM bedingt für mich Gegenseitigkeit, Verständnis, Freude und Verbundenheit. Ein Prozess der sich enfaltet, miteinander, aneinander und an sich selbst.
Ich habe für dieses (Er)Leben natürlich etwas aufgegeben, ich glaube ja das alles seinen Preis hat, aber ich habe ihn gern bezahlt. Denn dafür habe ich neues Wissen erlangt. Wenn ich heute an Beziehung denke kann ich mich selbst viel besser einordnen als jemals zuvor, kenne meine Bedürfnisse und Wünsche.
Wer war ich vor BDSM und wer bin ich heute, letztendlich kann ich sagen, dass ich die Selbe geblieben bin nur habe ich meinen Kern kennenlernen dürfen.
Dieser Kern ist schön, er ist besonders und ich werde mir nie wieder etwas anderes sagen lassen.
Ich bin zu dieser Blume geworden, die blüht und sich schön dabei fühlt. Ich fühle mich gestärkt in meinem Selbstverständnis.
Ein Dankeschön @Books dafür dass Du diese Gedanken in mir angeregt hast. Da es ein sehr persönliches Gefühl ist, habe ich den Blog als richtigen Platz dafür erachtet und hoffe Du freust Dich trotzdem über diesen Beitrag.
Viel zu sagen bleibt nun auch nicht mehr, außer Dankeschön den Menschen die mich im Jahr 22 begleitet haben, die mich verstanden haben, an meiner Seite verweilt haben als ich echt eine Katastrophe war und die immer noch da sind.
In diesem Sinne wünsche ich allen hier einen guten Start ins neue Jahr. Entwickelt euch schön, entfaltet und verpackt euch wieder und habt einfach eine gute Zeit.
Herzlichst,
Mondstein
Es gab, vor ein paar Wochen einen Thread zum Thema (forum.gentledom.de/index.php/Thread/24438-Die-Entfaltung-des-ich/ ), aber dort zu antworten fühlte sich für mich nicht richtig an. Weder bin ich ein alter Hase, noch habe ich eine feste BDSM Beziehung geführt, noch bin ich wirklich maso oder sehr D/s ausgerichtet, so meine ich.
Es ist mir ein Bedürfnis diese Gedanken festzuhalten und hier zu veröffentlichen.
Die Entfaltung meines ICH im BDSM war ein langer Weg, denn dieses ICH unterlag einem UNS.
Ich allein war taff, nichts konnte mich unterkriegen, Hilfe nahm ich nur ungern an und insgesamt würde ich sagen dass ich garstig war.
In unserem UNS durfte ich eine andere Frau kennenlernen. Friedlich, ruhig, angekommen, fast handzahm (aber nur fast :))
Unser UNS war eine Absprache zwischen zwei Menschen, die sich tief verbunden waren.
Es war eine Reise zu der Frau unter den Masken, die ich aber erst in der Maske und im Latex entdecken konnte.
Ein langer Weg den ich gerne in Worte fassen möchte und dies hiermit auch versuche:
Das erste Mal trug ich eine Maske draußen im freien. Ich hatte große Töne gespuckt dass ich das ausprobieren würde. Der Moment, der Geruch, alles war eigen und bezaubernd auf seine Art und Weise. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung was BDSM wirklich für mich bedeutet. Ich kannte Bilder, ja, die fand ich auch spannend, aber gut. Ich kann sehr viele Dinge spannend finden.
Das erste Mal Hand und Fußfesseln folgten kurze Zeit später, ich wollte einfach wissen wie sich das anfühlt, ganz ohne BDSM Aktionen. Der Wunsch wurde mir gewährt. In dem Moment als ich das erste Mal die Fesseln spürte, wusste ich dass ich sie liebe. Ich wollte gefesselt und gebunden sein, nicht nur an BDSM sondern auch an die Person der ich das anlegen zugestanden habe. Das widersprach meinem Freiheitsdrang, den ich sonst immer in den Vordergrund gestellt hatte.
Während anfänglich eine große Neugier über diesen "Latexfimmel" Raum einnahm, war es mit der Zeit eine gewisse Ruhe eingekehrt. Es gehörte alles aufeinmal zu mir. Die Energie die entstand allein schon beim Duft des Latex war selbstverständlich geworden. Ich hatte nun zugelassen dass es schön war diese Seite in mir zu tragen. Enge zu mögen, leise zu sein, einen Knebel zu lieben und ganz natürlich um das Wohl des Anderen besorgt zu sein. Das war meine Befreiung, frei sein in den Eigenarten die man lange versteckt gehalten hat (gehört sich ja nicht, ist krank, so was macht man nicht). Ich wehrte mich nicht dagegen sondern ging den Weg den mein Innerstes vorgab.
Ich war anhänglich, suchte Nähe, eine nächste Maske die ich fallen lassen konnte. Wann immer ich abgetaucht war, wann immer ich wieder auftauchte- ich war nähebedürftig. Etwas das ich mir sonst auch nicht zugestanden habe. Ruhe und Nähe, etwas das ohne Worte auskommt und nur einem gewollten Gefühl geschuldet ist. Zulassen, einlassen und loslassen. Keine Angst davor den Boden unter den Füßen zu verlieren. Eine Sicherheit tief in mir dass alles richtig ist.
Je mehr Raum wir teilten desto mehr traten Verhaltensweisen an den Tag die ich lange versteckt hielt.
Ich bemerkte das ich aufging in dem Umsorgen meines Partners. Mich nach seinen Wünschen zu verhalten, Dinge so zu erledigen wie er es sich wünschte, machte mir Freude. Ich ließ zu, dass die Dinge die er ausprach sich bei mir einbrannten. Ich ließ mein dienendes Wesen zu und erkannte das es mir Freude bereitete.
Eine weitere Hülle die fiel.
Strafen?! Ich will sie nicht, etwas das ich herausfinden musste. Ich funktioniere so nicht. Ich hatte mir immer eingebildet dass ich gelenkt werden muss. Doch dann durfte ich verstehen, dass mein Wunsch so zu leben mich selbst lenkt und es nur einen Menschen bedarf, der das dann auch genießen kann. Klar kann man mich strafen, doch erreicht man damit nichts außer das ich mich in mich selbst zurück ziehe. Schmerz in einem gewissen Rahmen, ok vielleicht auch mal mehr als ok, aber nicht in Form von Strafen.
Verpackt sein, dass wollte ich und je mehr ich verpackt wurde umso deutlicher konnte ich mich selbst sehen.
Eine ganz wichtige Hülle die gefallen ist, ist die, dass ich weiß das mein BDSM nicht an Sex geknüpft ist, sondern viel mehr an die mentale Verbindung zwischen den Partnern. BDSM hat mich gelehrt das Zeit das wichtigste Werkzeug ist und nicht die sexuelle Handlung. Also begrenzt sich mein BDSM nicht aufs "Bett" sondern geht unmerklich in den Alltag über. Es ist einfach meine Art, allumfassend sein zu wollen.
Das zu akzeptieren war das schwierigste an all dem. Nicht beliebig zu sein, sondern dass ich das alles ziemlich ernst nehme, es Teil meiner Person ist und es nicht an und ausgeknipst werden kann.
Wieder eine Hülle weniger.
Aber nicht nur ich wurde enthüllt, mein Gegenüber wurde es auch. Denn das was ich auf der einen Seite tat, dass tat er auch auf der anderen Seite.
Er öffnete sich mir auf seine Art und Weise und so lernte auch ich sein Wesen, seine Gedanken, seine Erlebnisse und auch seine Bedürfnisse kennen. So gab er mir die Möglichkeit nach und nach hinter seine Fassade zu blicken.
Ich bin mir recht sicher, dass wir uns gegenseitig entfaltet haben.
BDSM bedingt für mich Gegenseitigkeit, Verständnis, Freude und Verbundenheit. Ein Prozess der sich enfaltet, miteinander, aneinander und an sich selbst.
Ich habe für dieses (Er)Leben natürlich etwas aufgegeben, ich glaube ja das alles seinen Preis hat, aber ich habe ihn gern bezahlt. Denn dafür habe ich neues Wissen erlangt. Wenn ich heute an Beziehung denke kann ich mich selbst viel besser einordnen als jemals zuvor, kenne meine Bedürfnisse und Wünsche.
Wer war ich vor BDSM und wer bin ich heute, letztendlich kann ich sagen, dass ich die Selbe geblieben bin nur habe ich meinen Kern kennenlernen dürfen.
Dieser Kern ist schön, er ist besonders und ich werde mir nie wieder etwas anderes sagen lassen.
Ich bin zu dieser Blume geworden, die blüht und sich schön dabei fühlt. Ich fühle mich gestärkt in meinem Selbstverständnis.
Ein Dankeschön @Books dafür dass Du diese Gedanken in mir angeregt hast. Da es ein sehr persönliches Gefühl ist, habe ich den Blog als richtigen Platz dafür erachtet und hoffe Du freust Dich trotzdem über diesen Beitrag.
Viel zu sagen bleibt nun auch nicht mehr, außer Dankeschön den Menschen die mich im Jahr 22 begleitet haben, die mich verstanden haben, an meiner Seite verweilt haben als ich echt eine Katastrophe war und die immer noch da sind.
In diesem Sinne wünsche ich allen hier einen guten Start ins neue Jahr. Entwickelt euch schön, entfaltet und verpackt euch wieder und habt einfach eine gute Zeit.
Herzlichst,
Mondstein