Zwischen Subrausch und Aftercare, Gefühlschaos nach Sessions

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      Noctua schrieb:

      Das muss man auch manchmal erst für sich auf die Reihe kriegen und dann kann man an den Mann herantreten, meinste nicht...?
      Nee meine ich nicht, aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Ich plädiere immer dafür, direkt mit dem Menschen zu sprechen, um den es geht, und nicht erst mit teils anonymen Mitforisten, die keinen von beiden persönlich kennen. Vielleicht ist das auch eine typisch männliche Sichtweise :pardon: . Die ist aber doch sicher auch gefragt, da die hier leider nicht anwesende Person, um die es - auch - geht, nunmal ein Mann/Dom ist.

      Man sieht ja einfach deutlich, dass hier nunmal sich widersprechende Verhaltensweisen/Wünsche bestehen. Beispiel: er scheint ein "Schnellumschalter" zu sein, der vom Dom-Modus instantan zum Alltags-Modus umschalten kann (vielleicht auch möchte, da müsste ich spekulieren), sie hingegen braucht/wünscht sich ein laaangsames Auftauchen in die Realität. Ich sehe aus meiner männlichen Dom-Perspektive einfach nicht, wie man sowas "erst mal für sich auf die Reihe kriegen" könnte, da hilft aus meiner Sicht nur mit dem Partner dran zu arbeiten.
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...

      Derek Reign schrieb:

      Man sieht ja einfach deutlich, dass hier nunmal sich widersprechende Verhaltensweisen/Wünsche bestehen. Beispiel: er scheint ein "Schnellumschalter" zu sein, der vom Dom-Modus instantan zum Alltags-Modus umschalten kann (vielleicht auch möchte, da müsste ich spekulieren), sie hingegen braucht/wünscht sich ein laaangsames Auftauchen in die Realität. Ich sehe aus meiner männlichen Dom-Perspektive einfach nicht, wie man sowas "erst mal für sich auf die Reihe kriegen" könnte, da hilft aus meiner Sicht nur mit dem Partner dran zu arbeiten.
      Da geb ich Dir völlig Recht, aber zuvor muss ich mir als sub doch eingestehen, dass vielleicht mein Verarbeitungsansatz "the one woman-show" nicht der richtige Weg ist..
      und vielleicht auch mal überlegen, warum ich so reagiere, sonst holt es sie immer wieder ein... :yes: Stichwort:Gerlernte Hilflosigkeit.

      Ansonsten gehe ich mit Dir d'accord.
      @DerekReign Ich danke Dir, dass Du eine Lanze für den Dom brichst. Und es ist immer wertvoll eine andere Seite zu sehen. Könnte so sein, könnte aber auch ganz anders sein.

      Am Ende des Tages geht es mir nicht darum, wer Recht hat oder ob es Versäumnisse gibt. Meine Intention liegt darin zu verstehen, was in mir vorgeht, was meine Bedürfnisse sind und wie ich das gut kommunizieren kann.
      Ich finde es schwierig, wenn Sub gar nichts äußert und ich finde es schwierig, wenn Sub all ihre Themen bei Dom ablädt. Dieser Mensch ist kein Wunscherfüller und dient nicht dazu meine Baustellen zu reparieren. Zudem stellt sich die Frage, was ist erwartbar und realistisch.

      Offenbar ist hier aber ein ganz anderer Aspekt in den Vordergrund getreten: wie unfair man sich in Beziehungen verhalten kann. Und da finde ich Deinen Beitrag wertvoll, so dass das nicht passiert.
      Und ich sehe ähnliche Gefahren: Nämlich, dass man unfair wird. Wie ich oben schon gesagt habe. Da hat man schnell mal ihm an den Kopf geworfen: "Du musst besser auf mich achten!" und lässt sich hier im Forum zum Opfer stilisieren.
      Vielen Dank, ich fühle mich nicht als Opfer.

      Ich darf zumindest richtig stellen: Wir sind in der Kommunikation. Allerdings habe ich es bisher nicht geschafft, ihm klar zu machen, was ich brauche. Dabei ist für mich völlig irrelevant, ob es ein Sender- oder ein Empfängerproblem ist. Es ist eben ein Problem, das wir gemeinsam lösen müssen. Ich arbeite an meinem Teil.

      Mich zu verstehen. Meine Bedürfnisse zu verorten. Meine Gefühle zu sortieren.

      Und ich fühle mich durch die Kommunikation hier ein wenig besser verstanden. Und ich verstehe mich besser.
      Ein "Subdrop" oder auch ein "Session-Kater" wird hier mehrfach beschrieben. Auch das längere Verbleiben im Submodus ist für mich ein Thema. Er hat die Kontrolle über unsere Session, auch das Ende. Ich ziehe nach... und ich kann das Tempo nicht mitgehen. Zudem mag Dom hier einen pragmatischen Ansatz fahren, der aus einem anderen Blickwinkel betrachtet für mich sehr liebevoll ist. Allerdings in meiner Situation schnell nach hinten losgehen kann.
      Die tiefen Gefühle einer Sub, die sich "abgetrennt" und "stürzend" fühlt... wie kann ich sie ihm gut erklären, wenn ich selbst derart verwirrt bin. Mich irritiert wie mächtig diese Emotionen sind, dass ich mich als "kompetente Frau" nicht befreien kann. Inwieweit gehört es zum Aftercare denn dazu, dem submissiven Part wieder zu ermöglichen, zurück zu kommen. Und was ist dafür nötig?

      Da hilft es sich nochmals den Sinn des Aftercares näher zu hinterfragen.
      Geht es darum stolz miteinander zu kuscheln?
      Früher dachte ich das einmal... aber gerade der Stolz lässt mich ja im System verharren. Der Stolz ist noch Ausdruck eines Machtgefälles.
      Ich glaube es braucht eine Wertschätzung, die ich bisher so nicht geäußert habe. (Und daher gibt es nirgends einen Vorwurf an den Mann an meiner Seite. Aber ich glaube das weiß er auch.) Ich habe das Bedürfnis so nicht präsent gehabt.

      Ich danke für die Fülle aller Ideen, Bedenken und Hinweise auf Gefahren. Es ist sehr bereichernd.

      Igraine schrieb:

      Da hilft es sich nochmals den Sinn des Aftercares näher zu hinterfragen.
      für mich ist das auch nicht unbedingt nur unmittelbar direkt nach einer Session.

      Manchmal können auch Dinge/ Emotionen bei mir erst Tage später kommen.......und dann brauche ich auch noch AfterCare.
      Es müssen ja auch nicht immer ganz "große" Dinge sein...manchmal machen es auch Kleinigkeiten.

      ...hast Du Dir heute schon was Süßes genehmigt?........
      .....nimm Deinen Kaffee und genieße kurz die Sonne.....

      ...u.a.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von newbarbie ()

      Die Diskussion ist zwar schon ein paar Stunden her, dennoch ein Gedanke dazu:

      Igraine schrieb:

      Die tiefen Gefühle einer Sub, die sich "abgetrennt" und "stürzend" fühlt... wie kann ich sie ihm gut erklären, wenn ich selbst derart verwirrt bin. Mich irritiert wie mächtig diese Emotionen sind, dass ich mich als "kompetente Frau" nicht befreien kann. Inwieweit gehört es zum Aftercare denn dazu, dem submissiven Part wieder zu ermöglichen, zurück zu kommen. Und was ist dafür nötig?

      Ich kenne diesen Widerspruch mittlerweile von vielen Frauen, die im Alltag stark sind und sein müssen. Entweder kommen sie nicht in die Session/Stimmung rein, oder eben nicht gut wieder raus. Der aktuelle Ultra-Feminismus in der täglichen Presse und allgegenwärtig in vielen Begegnungen brainwashed die Frauen zusätzlich.
      Diese Erkenntnis ist nicht neu und hilft auch erst einmal nicht wirklich weiter. Was jedoch helfen könnte, wäre, dass Du Dir außerhalb Eurer Sessions öfter mal bewusst machst:
      • was Ihr da macht,
      • was Du gibst,
      • was Du dafür (zurück-) bekommst (bspw. wie gut es sich für Dich anfühlt, welche Teile Deines Ichs dabei gestreichelt werden, was es positives in Dir auslöst)
      Und ganz wichtig: betone für Dich selbst, dass Deine Unterwerfung und Hingabe Deine freie Entscheidung ist!

      Noch ein Tipp, der bei Freunden von mir schon gut geholfen hat: Wenn Du in einen solchen Subdrop gerätst: Meditiere!
      Jedoch keine Meditation "zum Kopf frei bekommen", sondern gezielt in Bezug auf die Anerkennung und Wertschätzung Deines submissiven Ichs. Melde Dich gern, wenn Du hierzu Hilfe benötigst.

      Zusätzlich bin ich auch auf Seiten von @DerekReign. Und wenn ich es richtig gelesen habe, dann hast Du den Schritt zu mehr Kommunikation schon gemacht.
      Ich persönlich als Dom will wissen, wie es meiner Sub geht. Ich will wissen, was sie beschäftigt, ob es irgendwelche Gedanken-Gefühls-Kreisel bei ihr gibt, die sie allein nicht auflösen kann. In gemeinsamen Gesprächen kann man solche Knoten oft schnell und für beide Seiten mit einem guten Gefühl auflösen.
      Natürlich ist jeder Dom anders.
      Das entbindet eine Sub jedoch nicht von ihrem Teil der Verantwortung.
      Und ich finde es wirklich bemerkenswert, wie Du das angehst!

      Igraine schrieb:

      Inwieweit gehört es zum Aftercare denn dazu, dem submissiven Part wieder zu ermöglichen, zurück zu kommen. Und was ist dafür nötig?
      Da es mindestens immer zwei Personen gibt, die hier miteinander agieren, sollten auch beide Teile ihren Anteil an Aftercare bekommen. Bekanntlich sind es jedoch eher die submissiven Partner, die Aftercare benötigen. Daran ist nichts Schlimmes. Im Gegenteil!

      Was dafür nötig ist, ist sehr individuell. Daher steht meist an erster Stelle:
      1. Miteinander darüber reden. Über die Session, über die Gefühl (davor, währenddessen, danach) reden.
      2. Füreinander sorgen. (Wasser, Schokolade o.ä., zärtliche Zuwendung, eine Decke, ...)
      3. Füreinander da sein. Unmittelbar danach und auch später.
      4. Kommunikationsangebote machen und auch wahrnehmen!! ;)
      Existence could not resist the temptation of creating me
      Liebe Igraine,

      Igraine schrieb:

      Naja und dann irgendwann trennen sich unsere Wege für einige Tage wieder (wir leben nicht zusammen). Und ich bin dann alleine.
      Das überfordert mich zutiefst.
      Ich fühle mich rausgerissen... und abgeschnitten. Einsam.

      Diese Gefühle finde ich schwierig, weil ich meinen Alltag nicht immer gut sortiert bekomme und ich auch befürchte über die Maßen anhänglich zu sein. Dabei habe ich ja auch in meinem Bereich viele Sachen zu erledigen und kann wirklich gut und gerne meine Geschicke ohne ihn lenken. Ich möchte ihn auch nicht immer um mich haben. Es ist eine bewusste Entscheidung nicht all unsere Zeit miteinander zu verbringen und die Entscheidung tut uns bisweilen auch wirklich gut.
      [...]

      Kommen mal zwei Tage Zeit rein, stabilisiere ich mich wieder und bin vollkommen zufrieden. Dann fühle ich mich auch wieder kompetent und selbstbestimmt.
      Fahre ich aber nach einer Session weg, bin ich so gefordert und kriege mein Leben nicht richtig auf die Reihe. Das "Abtrennen" fällt mir schwer

      Ich kenne das, was du beschreibst, sehr ähnlich. Dom und mich trennen 700 km und wir können uns nur alle 3-4 Wochen an den Wochenenden sehen. Es fällt mir oft sehr, sehr schwer, ihn gehen zu lassen. Ich selbst bin seit siebeneinhalb Jahren Single, habe also überhaupt keinerlei Probleme damit, allein zu sein und zur Zeit auch gar kein wirkliches Interesse an einer festen Beziehung. Ich bin sehr gut strukturiert, konzentriert, beruflich erfolgreich, innerlich unabhängig, führungsstark. Und trotzdem habe ich die Woche nach den Treffen mit ihm ein "Oxytocin-Tief", wie ich es nenne. Ich mag diesen Menschen sehr gern, aber ich liebe ihn nicht. Dennoch sehne ich mich nach seiner Nähe, Wärme und auch danach, meine devote Sexualität mit ihm auszuleben. Die ersten zwei Tage habe ich schlechte Laune, fast "depressiv" verstimmte Symptome, mein Arbeitsleben kommt mir grau und langweilig vor, es fällt mir schwer, morgens aufzustehen und ich träume lieber vom nächsten aufregenden Treffen mit ihm... Und dann legt es sich nach und nach und nach einer Woche bin ich wieder "ganz normal" drauf und zurück in meiner Mitte.
      Ich führe es halt tatsächlich auf den Hormoncocktail zurück - Oxytocin, Adrenalin, Serotonin... Diese Attribution und auch die Erfahrung, dass es sich von allein wieder legt, hilft mir, diese Empfindungen anzunehmen, sie als Teil unseres gemeinsamen Weges zu akzeptieren und sie nicht zu überdramatisieren. Es kommt und geht, wie Wellen. So wie die Vorfreude ja auch. Der Unterschied ist nur, dass sich das eine toll anfühlt und das andere blöd, und blöde Sachen wollen wir verändern und "weg" haben. Die Gewissheit zu haben, dass es aber gar nicht nötig ist, aktiv etwas zu tun, damit es "weg" geht, sondern es einfach kommen und undramatisch wieder gehen zu lassen, es als Teil des Ganzen zu sehen, hilft mir, es nicht künstlich am Leben zu erhalten. Vielleicht hilft dir dieser Blickwinkel ja auch.

      Und ansonsten kann ich mich vielen Vorrednern hier nur anschließen: drüber reden hilft auch. Nur eben nicht erwarten, dass Dom das irgendwie ändern kann. Es ist ein Phänomen in dir. Man kann es vielleicht mildern, wenn man telefoniert oder so, aber ich glaube, es ist ganz normal - eben ein Hormon"entzug", den wir spüren. Mein Dom empfindet es übrigens ähnlich, wir haben neulich noch drüber gesprochen :D . Auch er hat so seine emotionalen kleinen "Hänger" und Sehnsüchte in der Woche nach dem Auseinandergehen, und bei ihm legt es sich dann auch wieder. Es scheint also ein Stück weit normal zu sein - und Normalisierung (im Gegensatz zu Pathologisierung) kann ja auch schon mal ganz viel Last nehmen :) .

      Liebe Grüße,

      andafterall