Wozu immer feste Begriffe? Wozu immer die passende „Schublade“?

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      Dies ist jetzt mein erster Beitrag hier im Forum, bitte seid nachsichtig, falls ich unbewusst Usancen des Forums verletzen sollte.

      Zum Thema: Ich hab mir dieses Thema bewusst für mein erstes Posting ausgesucht, weil mich das durchaus beschäftigt. Ich kann nämlich einfach mit den "Klischees" und damit quasi den Schubladen von BDSM nichts anfangen. Ich weiß um meine Neigungen, aber ich mag eben diese "vorgegebenen" Settings nicht. Mich reizt ein dunkler Dungeon nicht als Spielwiese, ich brauche/will auch nicht mit "Sir" oder "Herr" angesprochen werden oder was eben sonst noch an üblichen Gepflogenheiten geben würde.
      Ich käme mir da wie eine Art Schauspieler vor, der eben eine Rolle spielt. Das kann aber nun wiederum doch zu Diskrepanzen führen, wenn die Sub bzw. die Partnerin eben genau die Sehnsucht nach diesen Settings hat bzw. dies ihrer Fantasie entspricht.
      Im Endeffekt muss man eben den richtigen Deckel zum Topf finden, aber ich habe eben in anderen Forum schon so viel an "Nein, so macht man das doch nicht" gelesen (wohlgemerkt nicht weil es eben unsicher oder nicht im consent wäre, sondern einfach weils nicht einem vorgegebenen Klischee entsprechen würde). Ich mag diese Vorgaben aber eben einfach nicht, das sind für mich eben Schubladen.
      Grundsätzliche Schubladen bzw Begriffe sind schon hilfreich bei der Partnersuche und auch beim finden der eigenen Richtung.

      Damit man eine Ahnung haben kann, in welche Richtung es geht. Man darf sich, finde ich, an diesen aber nicht festhalten. Sonst vergisst man die Individualität des Menschen, der sich mit diesen Begriffen beschreibt.

      Unterm Strich ist für mich jedenfalls die Sympathie viel wichtiger, als das Drumherum. Denn ich bin überzeugt, daß das Drumherum sich ganz individuell und immer unterschiedlich ergibt, wenn die Sympathie und die grundsätzliche Richtung stimmt.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Schubladen halte ich ebenfalls für ausgesprochen hilfreich, wie so viele meiner Vorredner. Ohne ist Kommunikation wohl kaum möglich. Es braucht fest definierte Begriffe, sonst gäbe es wohl auch kaum dieses Forum hier oder irgend ein anderes. Auch wünsche ich mir am liebsten nähere Kontakte zu Menschen, die so ähnlich ticken wie ich. Das geht halt nicht ohne klare Begriffe.
      Tatsächlich ist es doch aber so, das wohl fast keiner in eine Schublade passt, oder? Keine Neigung ist identisch mit der Neigung eines anderen. Ist ja auch nicht schlimm. Man nimmt sich morgens ja nicht auch nur die Socken aus der Schublade, sondern auch weitere Kleidungsstücke aus verschiedenen Schubladen und Fächern des Kleiderschranks.

      tini schrieb:


      ...
      Man nimmt sich morgens ja nicht auch nur die Socken aus der Schublade, sondern auch weitere Kleidungsstücke aus verschiedenen Schubladen und Fächern des Kleiderschranks.
      Den Vergleich mit die Socken finde ich gerade sehr passend.
      Wenn ich meine Socken-Schublade aufmache, lachen mich nämlich verschiedenste Arten und Farben von Socken an.
      Und was ist mit Strumpfhosen? Gehören sie noch in die Schublade, weil sie ja eigentlich keine Socken sind, aber dennoch ein Beinkleid? Oder was ist mit Leggins?

      Begrifflichkeiten braucht man um auszudrücken, was man möchte oder worüber man reden möchte, doch wer was in die Schublade packt, was für wen da rein gehört, das ist individuell!

      Ich finde gerade für den Anfang ist dieses Schubladen-Denken schwierig für die Entfaltung der eigenen Neigung. Denn als Anfänger lässt man sich zu sehr von der Definition der Schublade leiten.
      Genau das meinte ich in meinem Eingangspost. Als Diskussiongrundlage sind Oberbegriffe hilfreich. Letztendlich gestaltet aber jedes Paar seinen eigenen Weg und nur die zwei müssen damit glücklich sein.

      Manche hier verbeißen sich aber dermaßen in die Begrifflichkeiten, dass es kein Rechts und kein Links davon geben darf, weil es sonst kein „richtiges“ BDSM sein kann.

      Ich passe in keine Schublade und bin stolz darauf.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Ich kann da meinen Vorredner/innen nur beipflichten.
      Schubladen sind anfänglich sehr hilfreich. Vorallem wenn man das Kind noch nicht beim Namen nennen kann…
      Aber danach, bin ich der Meinung, sollte man die Schublade für sich so einrichten, dass sie für einen passt. Auch mal Schubladenhopping betreiben.

      Schlimm finde ich nur die, die die Schublade zudrücken und keine Interpretation zulassen.

      So jetzt hab ich genug „geschublädelt“
      Der Mensch bzw. das Gehirn braucht Kategorien um sich Informationen leichter merken und strukturieren zu können.

      Für Sinneseindrücke ist das eine voll-automatische Funktion, sobald die ersten Eindrücke interpretiert wurden.

      Meistens haben alle Kategorien, wenn wir sie uns näher betrachten, viele Unterkategorien, die es zulassen, ein Objekt immer detaillierter zu beschreiben.

      Von daher kann das erst mal nicht ganz verkehrt sein.

      Problematisch wird es, wenn eine Gemeinschaft auseinanderdifferenziert und in immer kleinere Solidargemeinschaften (Schubladen) aufgespalten wird, die alleine nichts bewegen kann, aber das ist sicherlich ein anderes Problem ;) .

      Insofern habe ich nix gegen Schubladendenken, sofern jemand nicht in eine gesteckt wird, wo er nicht hineingehört oder möchte.
      Ich habe jetzt nicht alle Antworten hier gelesen, aber für mich selbst kann ich sagen, dass ich gerade zu Beginn feste Begriffe und Schubladen gebraucht habe, um überhaupt erst mal Fuß in der Welt des BDSM zu fassen, um mich zu orientieren, nachzudenken, zu sortieren und wieder nachzudenken, auszusortieren, umzusortieren usw.

      Ich glaube persönlich nicht, dass Schubladen erforderlich sind, um sich dort zwingend einzusortieren. Manch einer mag ja durchaus in vielen Schubladen etwas für sich passendes finden.
      Aber ich glaube schon, dass es Basic's/feste Begriffe braucht damit klar ist worüber man überhaupt redet oder womit man sich selbst auseinander setzt.
      Ähnlich wie in der Schule: Bevor man in ein Thema einsteigt gibt's eine Begriffsdefinition damit alle wissen worum es geht :blumen:
      Optimismus heißt rückwärts sumsi mit po :yes: :saint:
      Ich bin generell dafür, dass man Schubladen etwas locker angeht. Und zwar auch wenn jemand anderes sie in Bezug auf mich benutzt.

      Ich versuche mich da vom Zen inspirieren zu lassen.

      Also, klar bin ich BDSMler, malesub mit Masoanteilen, stark an Keuschheit interessiert, mit einem heftigen spirituellen Einschlag, usw.

      Ich bin auch leicht körperbehindert, Programmierer, verheiratet, kinderlos usw usf.

      Im Detail wird all das unterschiedliche Assoziationen auslösen. Viel davon wird wirklich zutreffen, einiges wird völlig falsch sein, manches diskussionswürdig.

      Je eher ich diese Zuschreibungen locker betrachten und ohne große Empörung beantworten kann, desto besser für mich und alle andern.

      Und umgekehrt, na klar, wenn ich eine Frau sehe, weiß ich sofort, ob sie mir gefällt. Das ist eine Schublade. (Und das Geschlecht noch eine - es könnte ja ein Transmann sein.) Und sie sagt mir, sie ist dominant und steht auf Fesselspiele, aber sie hasst weichliche Fußabtreter-Subs, dann löst das bei mir weitere Schubladen aus.

      Ich glaube, das lässt sich auch gar nicht verhindern. So denken Menschen einfach. Das ist per se nicht böse, das ist nur ein intelligenter Shortcut. Wir können eben nicht bei jeder einzelnen oberflächlichen Begegnung einen kompletten beiderseitigen Seelenstriptease hinlegen.

      Aber ich kann versuchen, mir meiner Schubladen bewusst zu sein und sie bewusst zu managen. Also offen dafür zu sein, dass all die Zuschreibungen, die ich halbbewusst mache, vielleicht gar nicht stimmen, und dass sie sehr subjektiv sind. Sie könnte ja mit Fesselspielen meinen, dass sie Wattebäuschchen auf dem Bauch drapiert. Wie sehr sie mir gefällt, kann sich drastisch durch ihr Verhalten ändern. Ihr Bild von "weichlich" könnte ganz andere Bedeutungen haben, als ich glaube. Usw.

      newblackshaddow schrieb:


      Manche hier verbeißen sich aber dermaßen in die Begrifflichkeiten, dass es kein Rechts und kein Links davon geben darf, weil es sonst kein „richtiges“ BDSM sein kann.

      Ich passe in keine Schublade und bin stolz darauf.
      Da stimme ich die voll zu. Ich sehe mich bzw die Beziehung zwischen mir und meinem Ehemann und Herrn auch in keiner durch einen Begrif vordefinierten Schublade. Es ist gewissermaßen ein Mix. 24/7 D/s,..TPE,....DD,.... whatever 8)
      Waren diese Themen nicht bereits Inhalt mehrerer Beiträge?

      Wo ordne ich mich ein?
      Was für ein BDSM Typ bin ich ?
      Ist das was ich möchte überhaupt BDSM?
      etc.

      Meines Erachtens besteht der Unterschied einzig und alleine darin wie ich mein persönliches BDSM definiere und lebe.

      24/7 bedeutet für mich das ich mit meiner Partnerin zusammen lebe bzw. verheiratet bin.
      Ihre Hingabe ist zwar jederzeit abrufbar aber sie ist trotzdem nicht 24/7 in Seilen gebunden.

      Ist es nicht so das diese Schubladen bzw. Bezeichnungen oftmals eine Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme sind?
      Nur eine persönliche Definition schafft Schnittmengen um zu sehen ob es harmoniert.
      Überschriften können meines Erachtens nur Richtungsweisend sein.

      Ab wann wäre man denn in einer weiteren Schubladen?
      Wenn ich 2 mal hintereinander Spanking in einer Session einbaue?

      Wenn ich alle Experimente oder Spielarten nachvollziehe müsste ich mein Profil alle 2 Wochen überarbeiten.

      Daher bezeichne ich mich durchaus als BDSMler aber auf ergänzende Bezeichnungen ohne Definition verzichte ich lieber.
      Natürlich hat jeder ein Recht auf meine Meinung.
      Ich finde, dass Begriffe helfen, etwas schneller einordnen zu lassen, etwa, wie ein Register.

      Dabei ist natürlich noch ganz viel in viele Richtungen möglich. Bei A z. B. im übertragenen Sinn von Angeln bis Agression.

      Oder bei Rot, da gibt es noch hellrot, dukelrot, rubinrot....... Also immer noch eine ganz große Bandbreite. Trotzdem weiß bei rot jeder, wovon erstmal gesprochen wurde. Und das es gerade nicht um gold oder schwarz geht.

      Auch der Begriff 24/7 hat ja erstmal gar nichts mit DS oder BDSM zu tun, sondern zeigt nur an, wie zum Beispiel bei Bahnhofshops oder Tankstellen, das sie an 7 Tagen die Woche jeweils 24 Stunden geöffnet haben.

      Wenn nun jemand sagt, wir leben unser D/S 24/7 dann kann ich zumindest schnell einschätzen, dass dieses (!) Paar ihr D/S mit dauerhaftem Machtgefälle lebt. Dabei hilft mir dann der Begriff.

      Wie das aussieht, ob er sie oder umgehrt jetzt 24/7 verhaut oder sie "nur" 24/7 unter seinen Fittichen steht und gehorcht (z. B. weil sie es will), da ist noch eine ganz große Bandbreite. Aber ich weiß sofort, dieses Paar hat i. d. R. zum Beispiel keine Zeiten auf Augenhöhe hat, wie es bei vielen Paaren außerhalb der D/S Zeiten zum Beispiel häufig der Fall ist.

      Insofern hilft mir da der Begriff 24/7 z. B. das erst mal grob einzuordnen.

      Oder machen wir es im BDSM Kontext konkreter. Sage ich meinem Subbie, es gibt jetzt eine Züchtigung, dann kann sie das einordnen, obwohl sie noch nicht genau weiß, welche Bandbreite das heute haben wird :rofl:
      Guter Sex beginnt in ihrem Kopf :P