Kann ein Re-Start gelingen?

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      DJRonA schrieb:


      und zum anderen wird sie sehr wahrscheinlich nichts anführen, was sie aktuell nicht möchte.
      und genau das ist ein Denkfehler.
      Denn wenn man nur nach einer Phantasie fragt, kann man eben nicht sehr wahrscheinlich davon ausgehen.
      Wie gesagt, spreche ich da aus Erfahrung.
      Wenn man fragt: "Was wünschst du dir, was möchtest du gerne einmal mit mir ausleben?" ist das was anderes.
      Aber zum Beispiel gefragt zu werden: "Was ist deine versauteste Phantasie?", dann hat das mit dem Wunsch nach Realisierung erst mal nichts zu tun und genau das muss man dann anschließend besprechen, bevor man da Experimente startet weil man von einem Wahrscheinlich ausgeht.
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche
      @Amarena
      Ich bin mir nicht sicher, ob Du hier ganz richtig liegst. Die Konstellation, die ich mir vorstelle, ist:

      - das Paar möchte wieder zu sich finden, auch im Rahmen von BDSM
      - der "Erfahrende" fragt die "Zögerliche" nach einer möglichen Phantasie als neue Neuerungsmöglichkeit

      Dann würde ich davon ausgehen, dass in dieser Situation zuerst einmal etwas Simples, Leichtes zum Einstieg hervorgebracht wird. Können wir uns darauf einigen?
      Manchmal ist der Sinn des Lebens eine dunkle Gasse und manchmal auch der strahlende Frühlingstag.
      Vielleicht mal meine Bedenken an Hand eines Beispiels:
      Beide merken, es gibt gerade Risse im Fundament. Er will diese Risse kitten, indem er ihr einen Wunsch erfüllt, sie will ihn kitten, indem sie über ihren Schatten springt und ihm geheime Phantasien beichtet.
      Er fragt: "Was sind deine geheimsten Phantasien?"
      Sie denkt, jetzt zeige ich, wie sehr ich mich öffnen kann und verrate ihm meine allergeheimste:
      "Manchmal wenn ich mich selbst befriedige, träume ich davon, dass mich drei Fernfahrer auf der Rastplatztoilette durchnehmen"
      oder
      "Manchmal wenn ich mich anfasse, stelle ich mir vor, ich werde vergewaltigt"

      Verstehst du, was ich meine? Sie will ganz aus sich rausgehen, ihm zuliebe und beichtet das geheimste, dunkelste.
      Er denkt, wahrscheinlich will sie es umsetzen, sonst hätte sie es nicht gesagt und geht schon mal einen Fernfahrer besorgen?
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche
      Da muss ich @Amarena beipflichten.
      Es waren vielleicht andere Umstände und ja wir sind andere Menschen, aber den Versuch mit meinem Exmann über meine Fantasien wieder auf Spur zu kommen, habe ich nicht nur einmal gestartet.
      Es ist jedes Mal in einem Desaster geendet und hat alles nur noch schlimmer gemacht...
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Okay, @Amarena und @Tininow, Punkt an Euch. Aber wir sind uns einig, dass man auf jeden Fall über seine Wünsche und Sorgen sprechen sollte? Welchen Einstieg würdet Ihr denn vorschlagen?
      Manchmal ist der Sinn des Lebens eine dunkle Gasse und manchmal auch der strahlende Frühlingstag.
      So vorab: Wie stellt sich denn deine Frau den Re-Start vor? Wie beschreibt sie diesbezüglich ihre Ideen und Gedanken?
      Da ich mir wirklich schwer vorstellen kann, dass sie davon ausgeht, daß du deine Erfahrungen "löschen" könntest.

      Ein anderer Gedanke: Die Kombination, dass in einer Gemeinschaft welcher Natur auch immer einer einen anderen Erfahrungs-bzw. Wissensstand hat, kommt doch sehr häufig vor. (Lehrer, Eltern, Ausbilder, Fortbildung, etc).
      Wo auch nicht von Löschung ausgegangen wird für ein gleiches Erfahrungslevel.

      Ich glaube, es ist sehr wichtig, wie du @KrisDom dich da selbst reflektierst.
      Wie du deiner Frau gegenüber mit deinem Erfahrungsschatz "hausieren" gehst. Welchen (Frei)Raum du deiner Frau und dir hier lässt, um eigene, neue und vor allem EURE GEMEINSAMEN Erfahrungen zu machen.

      Formulierung wie "Das wird so gemacht" oder "Ich sag dir wie es geht" sind da vermutlich eher kontraproduktiv.

      Dass das vermutlich ein sehr dünnes Brett ist zwischen deiner Dominanz und "machen lassen" verstehe ich absolut.

      Aber vielleicht schweisst genau das euch wieder zusammen und diese Reise kann doch irgendwie für euch beide neu/anders werden.

      Alles Liebe für euch.

      Herzlichst

      K.

      Lieber Rosinen im Kopf als Haare im Stollen.

      ;)

      Amarena schrieb:

      Sorry, aber diesen Tipp finde ich unheimlich gefährlich.Viele Phantasien sind überhaupt nicht dafür gedacht, wirklich umgesetzt zu werden, deswegen sind es ja Phantasien.
      Und man erkennt den Rahmen dabei überhaupt nicht sicher.
      Ja, Du hast Recht.
      Ich hätte es präzisieren sollen, was ich damit meinte. Gemeint hatte ich nicht die tiefste Phantasie, die vielleicht nie gelebt werden sollte.
      Richtig wäre es, eine Phantasie oder einen Gedankengang aufzuschreiben, die man mit dem Partner umsetzen möchte, real und im Moment und die sich im Rahmen der aktuellen Wünsche bewegt.
      "...Some of them want to get used by you..."
      Eurythmics - Sweet Dreams
      Euch allen noch mal vielen Dank für eure Beiträge, ich werde daraus viel mitnehmen können.

      Ich hatte ja nun auch noch ein paar Stunden Gelegenheit nachzudenken. Als ich diese Diskussion gestartet habe, da war ich doch noch recht aufgewühlt, eure Beiträge haben mir da schon sehr geholfen das Thema aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
      Das ich (wir) an dem Fundament arbeiten müssen, das steht ohne Zweifel fest. Das ich das auf jeden Fall auch tun will ebenso. Ob ein Re-Start gelingen wird, da habe ich allerdings auch weiterhin meine Zweifel. Es steht natürlich auch fest dass ich mehr in der Verantwortung bin und Schritte zurück machen muss, wenn es gelingen soll. Ob meine Frau dazu bereit sein wird die nötigen Schritte auf mich zuzugehen, nun da bin ich skeptisch. Und ganz offen habe ich auch Angst was passiert wenn wir zwar das Fundament kitten können, darauf aber niemals mehr ein Haus des BDSM gestellt werden kann. Ein Öffnung der Beziehung für eine Spielbeziehung kann es jedenfalls nicht geben, das haben wir beide schon ausgeschlossen. Das ich vollends auf BDSM verzichten kann ebenfalls. Verzwickte Konstellation, aber wenn's einfach wäre könnte es ja jeder....vor allem weil ich Sie auch zu gerne gesehen habe wie sie gefesselt...lassen wir dass...

      Aber zurück zu euren Beiträgen:

      Was das Thema angeht meiner Frau ihre (eine) Phantasie zu entlocken, da brauche ich mir keine Gedanken machen. Das habe ich schon vor einiger Zeit einmal versucht, nicht um diese in die Tat umzusetzen, einfach um zu erkunden wohin die Reise gehen könnte. Zu den damaligen Zeitpunkten waren ihre Antworten stets, sie habe keine Phantasien in diese Richtungen und würde da ganz auf mich vertrauen. Was heute merkwürdig klingt.
      Auch ihre Bereitschaft sich einmal mit dem Themenkomplex BDSM näher zu befassen wird, bzw. wurde stets abgelehnt. Der Versuch zu argumentieren dass die Sichtung einschlägiger Magazine und/oder Portale noch lange nicht zu einer Umsetzung verpflichtet, blieben erfolglos. In diesem Zusammenhang musste ich mir im Gespräch am Wochenende sogar anhören dass mein schmökern in den Lektüren der Schlagzeilen vor dem Schlafen gehen in Ihren Augen wie eine Art Provokation gesehen wurde. Dabei ist diese Lektüre durch das Bewohnen unseres Hauses von 2 minderjährigen Kindern aus gutem Grund nur im Schlafzimmer zu finden. Und ich kritisiere ihre Magazinauswahl für Häkeln und Stricken, womit dann das ganze Haus dekoriert wird, ja auch nicht.

      Das sie Interesse an Spanking und Bondage entwickelt hat beruht indes auch nicht auf ihrer eigene Neugier, sondern auf dem was ich Ihr bisher gezeigt und mit Ihr ausprobiert habe. Und auch dabei habe ich zumindest versucht so einfühlsam wie möglich zu sein. Ich habe nie, und hoffe dass ich dies niemals tun werde, eine Partnerin mit einer vorherigen "verglichen" oder gesagt "mit meiner letzten Partnerin war das aber so und so". Zum einen ist es völlig deplatziert und zum anderen wäre auch meine eigene Antwort dazu klar: "Dann geh dich wieder zurück!"

      Das Paradoxe an der aktuellen Situation ist ja, dass ich mir sicher bin es langsam und behutsam angegangen zu sein. Aber das ist eben auch nur meine Ansicht der Situation. Wie gesagt, weder Stand ich mit einem Koffer voller Sextoys in der Tür und sagte "die kommen jetzt regelmäßig zum Einsatz" noch bin ich mir nicht bewusst Druck in Form von "jetzt muss aber mal wieder sonst" aufgebaut zu haben. Obwohl ich selbstkritisch sein muss, dass nach mehreren Wochen in denen meine bekannten Wünsche und Neigungen trotz Absprachen ignoriert bzw. Sessions noch vor irgendeiner Aktion abgebrochen wurden, zu schlechter Laune geführt haben. Aber ich denke dass ist eine verständliche und nachvollziehbare Reaktion.

      Kurzum, ich liebe meine Frau, meine Familie. Ich liebe aber auch BDSM, meine Neigung als sadistischer Dom. Ich möchte keines davon in meinem weiteren Leben missen wollen. Ich denke ich kann ein paar Schritte zurückgehen, ich denke auch dass ich, auch wenn es sehr schwer fällt, das Spektrum unseres BDSM durch meine Frau bestimmen lassen kann, sofern Sie meine Wünsche, Phantasien und Neigungen dabei zumindest zu berücksichtigen versucht. Irgendwo habe ich mal eine Definition über den Dom gelesen, etwas in der Richtung "Ein Dom ist jemand, der mit einer Sub alles tun kann was dieser gefällt und ihm erlaubt". Vielleicht sollte dies ein Leitspruch in unserer Beziehung werden. Aber, und dafür muss ich euch noch einmal Danke sagen, ich habe auch erkannt dass die oberste Priorität die Beziehung zwischen uns als Paar ist! Und das gehe ich jetzt mal an...

      In diesem Sinne, viele Grüße
      KrisDom
      Als ich deinen Eingangspost gelesen habe, dachte ich mir, deine Frau scheint sich unter Druck gesetzt zu fühlen. Den Eindruck hat dein letzter Post jetzt nochmal verstärkt. Ich denke nicht, dass du da bei dir eine Schuld für suchen solltest, es klingt einfach ganz klassisch nach "ein Partner will mehr als der andere" und den Dynamiken, die sich daraus über die Zeit ergeben.

      Ich bin auch in einer Beziehung, in der ich in verschiedenen Bereichen mehr will als mein Partner. Wir tauschen uns immer mal wieder darüber aus, mal mit mehr Dringlichkeit auf meiner Seite, mal entspannter. Im Endeffekt kann ich machen, was ich will, mein Partner kennt ja meine Wünsche. Er wird sich unterschwellig wohl immer einem gewissen Druck ausgesetzt fühlen, selbst wenn ich das gar nicht mehr ständig aktiv an ihn herantrage. Genauso, wie ich mich immer wieder mit meinem "mehr wollen" auseinandersetzen muss.

      KrisDom schrieb:

      Ob meine Frau dazu bereit sein wird die nötigen Schritte auf mich zuzugehen, nun da bin ich skeptisch. Und ganz offen habe ich auch Angst was passiert wenn wir zwar das Fundament kitten können, darauf aber niemals mehr ein Haus des BDSM gestellt werden kann.

      Ich kann das total gut nachvollziehen. Ich habe herausgefunden, dass es total wichtig für mich ist, diese Ängste und Zweifel inbeiner angespannten Situation wie eurer zurückzustellen. Ist halt auch total anstrengend, wenn man das immer präsent hat und Situationen danach interpretiert, ob die Sorgen berechtigt sind, ob sich jemals was ändern kann, etc. Wenn du es hinbekommst, könntest du dir einen Zeitraum setzen, in dem du dich bewusst zurücknimmst mit deinen Wünschen. Ich finde es nicht einfach, gerade eben wegen der Ungewissheit, aber zumindest schaffe ich es dadurch, auch mal im Status Quo zur Ruhe zu kommen und den Fokus auf andere Dinge zu legen.

      Ob deine Partnerin oder mein Partner jemals... sei mal dahin gestellt, aber der Druck ist offensichtlich ein großes Problem. Genau durch den Druck, der unterschwellig trotz Rücksichtnahme da ist, wird die Blockade soweit ich es beurteilen kann so richtig schön zementiert. Vielleicht empfindet deine Partnerin das Schmökern in den Schlagzeilen z.B. auch als solch einen unterschwelligen Druck.

      Immerhin hat deine Partnerin gesagt, dass sie nochmal mit dir bei Null anfangen möchte. Das suggeriert ja denke ich auch, dass sie es nicht unbedingt bei Null belassen möchte, ich würde das als positives Zeichen werten.

      Wie viele schon geschrieben haben, ist es denke ich sehr wichtig, zwar vielleicht mal so eine Verschnaufpause für beide einzulegen, aber dann auch wieder das Gespräch aufzunehmen und wirklich dahinterzukommen, wie ihr euch fühlt - mit dem Ziel, dass ihr beide empathisch mit dem anderen mitfühlen könnt. Das funktioniert bei uns immer mal wieder ganz gut und dann bewegt sich auch mal was in der Dynamik.

      Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, ob uns eine Paarberatung guttun würde (weil es schwer ist, das Thema ohne Streit und Blockaden anzugehen, da könnte eine unbeteiligte Person helfen, die Bedürfnisse wirklich klar rauszuarbeiten und unterstützen, dass man da im konstruktiven Dialog bleibt). Vielleicht wäre das auch eine Idee für euch, wenn deine Partnerin offen dafür ist.

      Einen Buchtipp hätte ich auch noch: "Die Psychologie sexueller Leidenschaft" von David Schnarch. Das stellt genau solche Situationen unterschiedlichen Wollens dar und wie sich die auswirken - und zeigt an diversen Beispielen, dass solche Situationen durchaus gelöst werden können.
      Vielen Dank für diesen Buchtipp @Currer Belle!
      Ich habe bisher noch nie ein Sachbuch mit einem derartigen Umfang einfach mal so "weggeatmet" :D Und in wie vielen Stellen ich mich und uns da wiedergefunden habe, erschreckend und befreiend zugleich.

      Und neben sehr vielen Erkenntnissen über mich, hat meine "Vertiefung" in die Lektüre auch schon Früchte getragen. Aus Neugier was mich denn so fesselt, das kennt man sonst so von mir nicht (mehr), sind meine Frau und ich in einen weiteren Dialog, auch über den Inhalt des Buchs, getreten. Konnten uns völlig frei von Vorwürfen und dem Gefühl nicht verstanden zu werden austauschen, über das was nicht so gut lief, woran wir arbeiten wollen und sollten; quasi eine Paartherapie ohne Therapeut!
      Von einem möglichen re-Start sind wir gefühlt zwar noch kilometerweit entfernt, aber ich bin zuversichtlicher dass wir den richtigen Weg dorthin eingeschlagen haben. Und das ist nicht in Gold aufzuwiegen.