Der "Goldlöckchen-Bereich" des Schmerzes

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      bettulamettu schrieb:

      Mir fällt jedenfalls auf, dass meine Toleranz stark damit zusammenhängt, wie begeistert meine Partnerin ist. Wenn jemand mich nur schlägt, um mir einen Gefallen zu tun, vertrage ich fast nichts. Wenn eine Dame so richtig Spaß daran hat, ist es völlig anders.
      Ich finde es sehr interessant, was Du schreibst, denn meine Erfahrungen gehen in ähnliche Richtung.

      In meiner Ehe habe ich mich in dem Thema mit meiner Frau versucht. Es hat sich, für mich nicht richtig angefühlt, da es sich eher nach einem Gefallen angefühlt hat.
      Seit 5 Jahren erlebe ich nun meine Entwicklung an der Seite meines Herrn. Auch er sagt, dass er sich in seiner Rolle des Dom's weiter entwickelt und wir erleben einfach eine erfüllende Reise, die sich einfach richtig anfühlt. Dieses betrifft auch mein Gefallen, Schmerzen ertragen zu dürfen, denn es bereitet meinem Herrn gleichermaßen Freude/Spaß
      Zum Thema Sensibilisierung:
      Meine Partnerin ist nicht davon ausgegangen, daß es für sie möglich ist durch die "Bearbeitung in allen Abstufungen" ihrer Brüste inkl. Brustwarzen zum Höhepunkt zu kommen. Ich habe das übrigens auch nicht geglaubt.
      Mittlerweile gelingt das hin und wieder, nicht immer, aber ihre Brüste sind so sensibilisiert, daß es gelingt, aber häufigsten in der Kombination Schmerzen und "federleichten" Berührungen im Rahmen einer Fesselung, um ihr zu erlauben, sich fallen zu lassen.
      Manchmal ist der Sinn des Lebens eine dunkle Gasse und manchmal auch der strahlende Frühlingstag.

      bettulamettu schrieb:

      Und weil ja in unserem Fachbereich jeder von Erweiterung der Limits redet... Kann man sich eigentlich auch Schmerztoleranz ABgewöhnen? Kann man sich gezielt sensibler machen?
      Ja, das geht. Ist jedoch nicht empfehlenswert. Denn der Schmerz ist ein Warnsignal des Körpers, bevor etwas richtig kaputt geht. (okay, manchmal auch erst zu spät.)

      Mit dem "Abgewöhnen" erhöhst du also nur den möglichen Schaden.

      Ich verwende meine Methode eher anders herum. Ich erhöhe das Schmerzempfinden, um mich einerseits weniger anstrengen zu müssen :frech: Aber auch, um schmerzgierige Subs zu zügeln und deren Gesundheit nicht zu gefährden.
      Existence could not resist the temptation of creating me

      bettulamettu schrieb:

      Zum Beispiel Nippelklemmen: Ich kenne nur solche, die ich nach einer halben Stunde frustriert abnehme, weil ich sie nicht spüre... und solche, die ich keine zehn Sekunden aushalte. Ich kann ziemlich genau 15 Minuten auf dem Holzboden knien, dann wird es plötzlich unerträglich, und zwar auf die ungeile Art mit Kreuzweh. Usw.

      Geht es euch ähnlich? Arbeitet ihr gezielt daran, das zu ändern? Wenn ja, wie? Gibt es da etwas abgesehen von wiederholter Anwendung?
      Auch ich kenne die unterschiedliche Schmerzintensität von diversen Spielzeugen, wobei bei mir noch kein Frust aufgekommen ist. Bei jenen, die nicht so intensiv sind in ihrer Wirkung, versüßt mir die Dauer des Tragens (speziell jetzt Nippelspielzeuge) das ganze. Wir probieren/testen auch viel mit unterschiedlichen Gewichten oder Druckkraft der Klammern, wenn man das so nennen kann.

      Meine Schmerzempfindlichkeit ist auch abhängig von meiner emotionalen Einstellung bzw. wo mein Kopf gerade unterwegs ist. Bin ich noch mit Problemen beschäftigt, bin ich nicht so empfänglich. Dann heißt es erstmal runterkommen und Tee trinken ;)

      Hilfreich ist für mich auch immer bewusst in den Schmerz hinein zu fühlen, also fast meditativ die Stelle zu suchen wo er ist. Das fühlt sich für mich sowohl bei kleinen also auch großen gut an und erfüllt mich mit Freude. Auch das schon erwähnte ausschalten von anderen Reizen (sehen/Hören) hilft, um sich ganz auf den eigenen Körper zu konzentrieren.

      Tja, und dann ist es tatsächlich so, das jeder Körper Schmerz anders empfindet und sich an ein gewisses Maß Schmerz gewöhnt und "abstumpft". Mir passiert es so oft, das ich einen blauen Fleck entdecke und nicht weiß, wo er herkommt, weil ich nicht gemerkt habe, das ich mich gestoßen habe.

      Oh ja, langes knien... mir schlafen dabei die Unterschenkel und Füße ein, beim Aufstehen knackt es in den Knien... Mache ich regelmäßig (und da reichen 15 Minuten am Tag) Yoga und/oder Dehnübungen bin ich da viel geschmeidiger und ausdauernder.

      bettulamettu schrieb:

      Es gibt einen Bereich, in dem Schmerzen gut sind - zwischen "sorry, ich muss leider kichern" und "MAYDAYY!!!"

      Mir fällt auf, dass dieser Bereich für mich bei einigen Tatwerkzeugen erstaunlich klein ist.

      Zum Beispiel Nippelklemmen: Ich kenne nur solche, die ich nach einer halben Stunde frustriert abnehme, weil ich sie nicht spüre... und solche, die ich keine zehn Sekunden aushalte. Ich kann ziemlich genau 15 Minuten auf dem Holzboden knien, dann wird es plötzlich unerträglich, und zwar auf die ungeile Art mit Kreuzweh. Usw.

      Geht es euch ähnlich? Arbeitet ihr gezielt daran, das zu ändern? Wenn ja, wie? Gibt es da etwas abgesehen von wiederholter Anwendung?

      Und weil ja in unserem Fachbereich jeder von Erweiterung der Limits redet... Kann man sich eigentlich auch Schmerztoleranz ABgewöhnen? Kann man sich gezielt sensibler machen?
      Nun, Es stimmt natürlich alles, was zu Tagesform und Stimmungsabhängigkeit und der von Mensch zu Mensch unterschiedlichen allgemeinen Schmerztoleranz gesagt worden ist. Es ist aber auch tatsächlich so, dass der Umfang des "Goldlöckchenbereichs" bei einer Person in verschiedenen Körperzonen, aber auch gegenüber der Art des Schmerzreizes (Dumpf, stechend, etc) extrem unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Und das kann unterschiedliche Gründe haben. Das mit der Erweiterung der Limits ist in diesem Fall schon eine berechtigte Frage, die ich hier einmal nicht so auffasse, dass in Gefahrenzonen vorgestoßen werden soll, sondern viel mehr so, dass es darum geht, die "Goldlöckchenzone" auszuweiten. Im Spiel mit dem Lustschmerz ist ine breite "Komfortzone" durchaus von Vorteil (für beide beteiligten). Daher mal ein paar Gedanken:

      Eine wichtige Ursache ist sicherlich "Kopfsache" und resultiert aus der (ggf. unterbewussten) Erwartungshaltung. Hier spielt vor allem die Prägung durch in der Vergangenheit gemachte Erfahrungen eine Rolle. Will man die Komfortzone ausweiten, ist klassische Konditionierung durch positive Erfahrungen ein Weg. In der Praxis heißt das beim Spiel in der Komfortzonr bliben, diese aus- aber nicht überreizen und mit "belohnenden" Maßnahmen (z.B. Stimulation) kombinieren. Das steigert streng genommen nicht die Schmerztoleranz, sondern beeinflusst nur die Art, wie der Schmerzreiz wahrgenommen wird. Im Grunde ist es eine Art des "Anfreundens". Wichtig ist hier das Fingerspitzengefühl und eine sanfte herangehensweise und viel Geduld, denn: überschreitet man die Wohlfühlgrenze, kann auch der gegenteilige Effekt einsetzen und durch die negative Erfahrung dier Bereich, in der dieser Schmerz als lustvoll empfunden wird, verengt werden. Da verkopft, ist der Anknüpfungspunkt hierfür nicht unbedingt nur die eigene Körperzone, es kann auch das Werkzeug (z.B. die berühmte Angst vor Nadeln) oder sogar die Person des anderen (bzw. das Vertrauen in diesen) sein. Wenn man weiß, woran es liegt, kann man gut drauf eingehen und auch einiges erreichen.

      Es ist aber auch durchaus so, dass Menschen meiner Erfahrung nach durchaus auch rein körperlich sehr individelle "dankbarere" und "undankbarere" Körperzonen aufweisen. Woran das liegt? Keine Ahnung, empfindlichere / mehr Nerven? Hier bieten sich vor allem Sensibilisierungsmethoden an, um die empfindlichkeit zu steigern, also die Komfortzone nach unten auszuweiten (man kann z.B. Nippel wunderbar mit Saugern sensibilisieren). Ein rein körperlichens "abhärten" halte ich für weniger alltagstauglich. Letztendlich bedeutet dies, so hart ranzugehen, dass ein echter körperlicher Anpassungsprozess stattfindet. D.h. mit sicherheit auch über die "Komfortzone" deutlich hinauszugehen. Auch wenn man da penibel darauf achtet, außer der gewünschten "Abhärtung" keinen Schaden anzurichten, besteht hier doch auch latent das Risiko, die Komfortzonr durch eine negative Konditionierung nur noch weiter zu verengen. d.h. dieser Weg sollte nur für diejenigen, die das Spiel oberhalb der Komfortzone miteinander beherrschen, in Frage kommen. Naja, und wer gerne einmal über die Komfortzone hinausgeht, für den ist die Ausweitung derselben dann womöglich auch garnicht mehr erstrebenswert.

      Und dann gibt es da noch so ganz reale Dinge wie die Schmerzen bei zu langem Knien, bei denen ich mich Frage, wo da überhaupt ein "Goldlöckchenbereich" sein soll (ich jedenfalls empfinde Schmerzen in den Knien eigentlich nie als besonders lustvoll). Zudem ist dies ganz sicher eine Warnfunktion des Körpers vor einer Überbelastung, die man ernst nehmen sollte. Solche Schmerzen vermeidet man besser ganz, einfach um die Knie noch möglichst lange für das nutzen zu können, wofür sie eigentlich gedacht sind (meinetwegen auch zum drauf knien).

      Von daher läuft es in der Praxis m.E. darauf hinaus, sich beim Ausbau der eigenen Grenzen auf die Bereiche zu konzentrieren, bei denen der Kopf die Komfortzone einengt, und von den echten körperlichen Limits die Finger zu lassen.

      DJRonA schrieb:

      Zum Thema Sensibilisierung:
      Meine Partnerin ist nicht davon ausgegangen, daß es für sie möglich ist [...]
      Ich möchte den Kommentar von @DJRonA zum Anlass nehmen einen Teil meiner Erfahrungen zu schildern:

      Das gedankliche Loslassen vom Alltag fällt mir oft noch schwer. Wenn es in eine Session geht und ich mich auf den Schmerz einlassen möchte, blitzen Alltagsgedanken häufig noch auf. Ich bin nicht jeden Tag gleichermaßen "in Stimmung". Manchmal kann ich leicht loslassen, manchmal braucht es viel Zeit.

      Aber so ist es bei mir auch beim Orgasmus: an manchen Tagen bin ich so geil und erregt, dass ich am liebsten sofort kommen will und trotzdem klappt es dann nicht, weil ich mich die ganze Zeit so zurückgehalten habe, bis ich irgendwann überreizt bin. Ich habe mich so sehr darauf konzentriert (noch) nicht zu kommen, dass es dann nicht mehr klappt. Und an anderen Tagen habe ich kaum Lust, bis mein Partner (oder wer weiß was sonst) mich plötzlich so erregt, dass ich einen phänomenalen Orgasmus erlebt, obwohl ich vor wenigen Minuten noch nicht einmal erregt war. (geht das nur mir so!?)

      Also es ist bei mir gaaanz viel Kopfsache. Und da spielt es natürlich eine Rolle, ob ich mich darauf einlassen will oder mein Kopf woanders ist. Hier finde ich es sehr wichtig und hilfreich ehrlich mit meinem Dom zu kommunizieren und dass wir uns Zeit nehmen. Dann kann er in einer Session das Schmerzlevel langsam steigern und ich kann nach und nach loslassen und mich immer mehr fallenlassen. Ich finde es auch gut, wenn zwischendurch kleine Pause erfolgen mit "Belohnung" z. B. in Form von Stimulation. Dann kann sich die bearbeitete Stelle ein bisschen erholen, bevor es weiter geht.
      Solche Sessions dauern dann aber auch ein paar Stunden. Ich finde es schön, wenn dabei Zeichen und Spuren auf meinem Po und Rücken entstehen, die auch am nächsten Tag noch sichtbar sind (dann bin ich eine stolze Sub).
      Gilt das Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" auch für Masochisten?