Wirkung auf Nicht-BDSMler

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      Wirkung auf Nicht-BDSMler

      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet? Welche Meinungen zu BDSM bekommt ihr aktuell im Alltag und eurem Umfeld mit?

      Bevor ich meine Neigung so richtig akzeptiert hatte, fand ich vor allem Subs irgendwie befremdlich (oh, die Ironie...) und habe mich gefragt, wie man "sowas" mit sich machen lassen kann. Wohl das parallele Phänomen zur Homophobie, wenn man selbst homosexuell ist und damit nicht klarkommt, nehme ich an.

      Andererseits fand ich es schon sehr stark und irgendwie faszinierend, wenn Menschen ihre Neigung ganz unaufgeregt öffentlich gemacht haben. Also das Selbstbewusstsein, einfach zu sagen "so bin ich und das kann ruhig jeder wissen", fand ich da schon irgendwie cool und das hat dann wiederum irgendwie das "wie kann man nur" ad absurdum geführt. Ich denke das hat mir geholfen, dann irgendwann wirklich zu kapieren, dass eine freiwillige Unterwerfung im BDSM-Kontext einen Menschen nicht wirklich als Person demütigt.

      Das "wie kann man nur" höre ich ab und an. Hauptsächlich von Frauen, die Frau = Sub, Mann = Dom schrecklich unemanzipiert finden. Oder die "SM-Folterkammer" als Schreckensvision beim Dating (nö, das wär doch fein :thumbsup: :whistling: ). Aber die meisten gehen so völlig unaufgeregt mit dem Thema um, dass ich denke, sie sind alle selbst BDSMler oder einfach coole Menschen, die "leben und leben lassen" intensiv verinnerlicht haben und/oder nicht so ne lange Leitung haben, wie ich damals, und verstehen worum es geht ^^
      Ich fange mal von hinten an.

      Ich glaube, in der Gesellschaft gibt es zwei Tendenzen: Einerseits nimmt die Toleranz zu für Mitmenschen, die "ungewöhnliche" Dinge praktizieren. Man akzeptiert es und lässt es zu. Andererseits steigt aber auch die Anzahl der radikalen Menschen, die alles, was anders ist, ablehnen.
      Wer sich in seinem persönlichen Umfeld zu den "Andersartigen" bekennt, wird dies vermutlich nicht bei der zweiten Gruppe tun. Für mich gilt das auch. Ich werde mich nicht "bekennen", wenn ich weiss, mein Gegenüber toleriert es nicht. Ob es cool ist oder nicht, interessiert mich nicht.

      Ich bezweifle, ob es einen Zusammenhang zu Emanzipation gibt. Ist es nicht eine besondere Emanzipation, wenn Sub bestätigt, das sie/er das alles freiwillig macht?

      Die erste Frage, wie es am Anfang war, kann ich nicht (mehr) beantworten. Es ist schon zu lange her. Damals hatten die 4 Buchstaben keine Bedeutung. Wir haben einfach gemacht, was wir gut fanden. Keine Fragen gestellt und niemandem was erzählt. Gut war's!
      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet?
      -- > ich kannte keine oder zumindest denke ich dass ich keine kannte. Damit geht ja auch nicht jeder offen um. Wenn es kein Thema ist und keiner das groß erzählt, dann kriegt man das ja auch nicht mit. BDSMler sind ja ganz normale Menschen denen man ihre Neigung nicht wirklich ansieht außer man würde wirklich auffällige Halsbänder oder so tragen (wobei ich die glaub früher auch nicht mit BDSM in Verbindung gebracht hätte.. es wären glaub eher irgendwelche Punks oder Gothic Liebhaber für mich gewesen)

      Welche Meinungen zu BDSM bekommt ihr aktuell im Alltag und eurem Umfeld mit?
      --> Kürzlich gab es in meiner Mittagspause eine Diskussion zu Rammstein, der Frau Thomalla und ihrem Männergeschmack.. Meine Chefin hat sich dann ziemlich ausgelassen und dass die ja so ihr Beuteschema hat.. Dann wechselte es nahtlos zu 50 Shades of Grey und BDSM und dass da ja Frauen auch nur schwache unsichere Opfer sind und Männer sie ausnutzen.
      Bin da dann doch entschieden reingegrätscht.. hab gesagt das ist einvernehmlich im BDSM.. Dass es die agierenden so wollen.. Dass da keiner Opfer von Gewalttaten ist sondern sich MEnschen bewusst dafür entscheiden und das ja auch Stärke ist.
      Ich wurde ziemlich doof angeschaut.. keine Ahnung was die nun von mir denken aber ich konnte da nicht still sein bei so viel doofem Gerede..

      Ich glaub viele beschäftigen sich nicht damit, sprechen einfach nur Dinge nach die sie irgendwo aufgeschnappt haben und tun so als ob Sie Bescheid wüssten.
      Und ja.. das Gespräch zeigte mir es ist negativ in den Köpfen der zumindest 6 Kollegen die da am Tisch saßen. Die haben nämlich alle ziemlich gelästert bis ich mich eingemischt habe.
      Ich kannte nichtmal das Wort BDSM. Auch keine anderen die sowas in der Art praktizierten, außer den "Doms"(auch diese Bezeichnung gab's nicht) mit denen ich mich traf. Zumindest wusste ich es nicht.
      Es gab bestimmte Rollen die wir eingenommen hatten, die man rückblickend als "Dom/Sadist und Opfer"(als Sub würd ichs nicht bezeichnen) ansehen kann.
      Ich hab mir auch mal die Frage gestellt mit Outing usw.. Aber da ich nicht weiß welche negativen Folgen es haben kann, lass ich mir lieber nicht in die Karten schauen. Aber auch in anderen Dingen nicht. Hab erlebt bei anderen wohin das führen kann... Nein danke.
      "There is no god in Desperation."
      Danke für eure Antworten!

      ramira schrieb:

      Ich bezweifle, ob es einen Zusammenhang zu Emanzipation gibt. Ist es nicht eine besondere Emanzipation, wenn Sub bestätigt, das sie/er das alles freiwillig macht?
      Ich bezweifle das auch ^^ Bzw. fühle ich mich emanzipierter und selbstbewusster, seit ich mit mir im Reinen bin, dem Thema bei der Partnersuche eine für mich angemessene Priorität einräume und da im entsprechenden Kontext auch sehr offen drüber kommuniziere.
      Aber bei manchen ist es halt in den Köpfen, dass erotische Geschichten mit Titel "Sklavin xyz" nur frauenfeindlich sein können. Das war der Kontext, in dem die Wertung aufkam. Wahrscheinlich geht die Person nicht davon aus, dass Frauen diese Geschichte lesen und toll finden könnten. Es ist halt die Metaebene, bei der ich anfänglich auch Schwierigkeiten hatte, sie wirklich zu verstehen...
      Ich fande es schon immer gut wenn Menschen den Mut und die Courage haben zu ihrer Meinung und Neigung zu stehen. Ein Schlüsselerlebnis war der Christopher Street Day in meiner Stadt. Ein Paar lief dort in Latex gekleidet mit Leine mit, Top aufrecht und stolz und Bottem auf allen Vieren und bestimmt genauso stolz.
      Ich habe so sehr gegrinst und dachte das möchte Ich auch.
      Finde es nach wie vor schön gleichgeschlechtliche Hand in Hand oder turtelnt in der Stadt zu sehen.
      Es befreit die Gesellschaft von ihrem konventionellem und konservativen Denken. Und zeigt wie Liebe sein kann. Bin da eh sehr offen und tolerant, solange niemand zu Schaden kommt.
      Fand es bei meinem letzten Clubbesuch auch völlig unspektakulär als ein Blowjob neben Mir stattfand und gleich um die Ecke ein Gangbang praktiziert wurde.
      Das ist ein Thema, mit dem ich mich gerade als Neuling sehr intensiv beschäftige.
      Im Freundeskreis gehe ich sehr offen damit um, wobei dieser auch sehr bunt gemischt ist. Meine beste Freundin führt ein sehr traditionelles Leben mit Familie, Haus, usw.
      Sie selbst und ein homosexuelles Ehepaar, mit dem ich eng befreundet bin, haben die wenigsten Probleme, das zu akzeptieren und sie stehen mir mit Rat und Tat zur Seite. So lange alles einvernehmlich ist und es mir gut geht, finden sie das völlig in Ordnung.
      Eine andere Freundin, die seit vielen Jahren mit einem verheirateten Mann zusammen ist, war der Meinung, dass es mit der Prägung aus meiner Kindheit zu tun hat und ich durch eine Therapie geheilt werden müsse. Anfangs war ich stinksauer, aber sehr lange Gespräche haben dazu geführt, dass sie begriffen hat, dass ich das wirklich will und mich in meinem ganzen Leben noch nie so heil und ganz gefühlt habe.
      Im Kollegenkreis halte ich mich eher bedeckt. Warum sollte ich da auch über meine sexuelle Ausrichtung sprechen? Mal abgesehen davon, dass es mir sowieso kaum jemand glauben würde, weil ich eher der alltagsdominante Typ bin. Das bringt der Job und die Anforderungen einfach mit sich.
      Don't dream it - be it

      Currer Belle schrieb:

      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet?
      zu meiner Zeit gab es das Internet da noch nicht....Infos waren schwer zu bekommen und ich habe das in meiner Umgebung kaum wahrnehmen können.

      Was mir aber stark in Erinnerung geblieben ist sind so Äußerungen wie:...da hat aber der Hausdrache die Hosen an!

      .....zuvor hab ich nicht verstanden warum bleibt der Mann da?.....erst mit dem Bewusstsein meiner Neigung hab ich auch verstanden- der Mann fühlt sich so wohl....weil er es so will.

      Heute ist alles tolleranter.......bekannter......eben mehr auch "öffentlich"........ein bisschen "normaler" das Menschen sehr verschieden sein können
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Jeanny2023 schrieb:

      Eine andere Freundin, die seit vielen Jahren mit einem verheirateten Mann zusammen ist, war der Meinung, dass es mit der Prägung aus meiner Kindheit zu tun hat und ich durch eine Therapie geheilt werden müsse.
      :gruebel: eine komplett selbstbestimmte sexuelle Ausrichtung, die niemandem schadet, muss therapiert werden, das offensichtliche Mitwirken beim Betrug an der Frau des Mannes ist hingegen völlig in Ordnung... Ich werde das nie verstehen, wie manche Menschen sich die Wirklichkeit zurechtbiegen.

      Aber um nicht völlig OT zu werden: da ich vor meiner Auseinandersetzung mit BDSM nicht mal wusste, was das ist und somit auch keine Möglichkeit hatte, Vergleiche anzustellen, kann ich dazu nichts sagen. Ich hatte allerdings nach meinem ersten Stammtischbesuch die Erkenntnis "Das sind ja total normale Menschen wie ich auch!". Und ein solches Erlebnis dürften ziemlich viele, wenn nicht sogar fast alle in einer ähnlichen Situation gehabt haben.
      Power is nothing without control.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Bedenke den Spaß...
      Ich kam das erste Mal über das Thema Domina damit in Berührung, als ich ein Praktikum in der Firma meiner Mutter machte. Ich war 15 ungefähr. Da wurde sehr laut hinter vorgehaltener Hand über eine Kollegin gesprochen, die wohl Domina sei. Sie trug sehr offen den Ring der O. Das erkannte ich damals noch nicht.
      Mir war das ziemlich egal, aber ich merkte das es etwas sehr negatives sein sollte. Meine Mutter war was Sexualität anging, aber eh sehr extrem (Sex ist böse und Männer sind der Teufel), daher hätte ich da auch nie das Gespräch gesucht.

      3 Jahre später machte ich meine Ausbildung im selben Unternehmen und kam zu besagter Kollegin in die Abteilung. In der Zeit hatte ich mich schon mit bdsm beschäftigt und wieder begegnete mir das Gerücht. Irgendwann, wir fuhren gemeinsam Bahn, fasste ich mir ein Herz und fragte sie ob sie wirklich Domina sei oder Domme. Da ich damit zeigte das ich den Unterschied kenne, outete ich mich natürlich auch.

      Bis die Kollegin das Unternehmen verließ, kam das Gerücht immer mal wieder bei mir an, was ich immer nur mit Leben und Leben lassen kommentierte, da ich mich so nicht im großen outen wollte.

      In meinem kompletten Freundeskreis bin ich geoutet und das auch schon seit Beginn an quasi. Damit kam auch jeder klar, manche stellten Fragen, andere interessierte nur das ich glücklich bin.

      Bis auf meine Arbeit besteht mein Umfeld wahlweise selbst aus Bdsm'lern oder Menschen die es wissen.
      Also meine Neigung als solches habe ich bereits sehr früh erkannt. Für mich gab es drei Schlüsselerlebnisse, die mir aufzeigten, dass ich nicht in die klassische Vanilla-Schublade passe. Zu Anfang noch recht unbewusst (bis zu meinem 6 Lebensjahr hatte ich lt. Aussage meiner Eltern, die Angewohnheit, mich auf öffentlichen Plätzen auszuziehen und dadurch für Rege Aufmerksamkeit zu sorgen) und innerhalb der Jugendfeuerwehr gab es immer das Ritual, wer das erste mal mit dabei ist wird irgendwann zwangsläufig auf eine Zeltgarnitur gefesselt und mit allem eingeschmiert was sich so finden lässt. Bereits zu dieser Zeit erarbeitet ich mir den * Status * eines hervorragenden Gruppenführers und Lehrer für die Knotenkunde. Wenn also ein Opfer festgesetzt wurde, oblag es mir diese fachgerecht zu fixieren. Dieses Ritual galt aber nicht nur für Jugendliche, sondern auch Betreuer und Jugendwarte. Zu dem Zeitpunkt war ich irgendwas zwischen 16 und 18 Jahre als als ich eine Betreuerin gefesselt habe und alleine der Anblick ihrer Versuche der Situation zu entkommen, wie sich ihr Körper auf der Bank windet...das war mein eigentliches Schlüsselerlebnis.

      Das zweite bewusste Erleben hatte ich 1995 auf der Reincarnation Hannover. Ein recht junges Paar war, zu dieser Veranstaltung nicht ungewöhnlich, aber doch recht auffällig gekleidet. Sie trug ein Stahlhalsband und wurde von ihrem Herrn regelrecht an der Leine vorgeführt. Das hat mir schon imponiert und mein Interesse noch weiter gesteigert. Mein Umfeld hat darauf sehr zurückhaltend und durchaus auch Voreingenommen reagiert. Für meine Freunde war alleine die Aussage, eine Frau an der Leine hinter sich herlaufen zu lassen, einfach nur suspekt und pervers.

      In dieser Zeit gab es aber noch kein großes Internet und die Thematik rund um BDSM war noch nicht so richtig greifbar. Und wenn man auf dem Dorf lebt ist es allgemein etwas schwieriger sich zu informieren oder passende Menschen und Locations zu finden.
      Ich hatte auch eine vollkommen falsche Einstellung und Vorstellung über diese Menschen. Sprich, absurde Erwartungen. Da half mir Graf Glück und Zufall. Für meine letzten Prüfungstauchgänge ging es über ein Wochenende mit mehreren Personen zum Kreidesee Hemmoor. Mit dabei war auch eine junge Frau (ich war 25, sie um die 35 Jahre alt) und nach den Tauchgängen sitzt man dann gemütlich beisammen und quatscht über Gott und die Welt. Auf die Frage hin was die Gemeinschaft so beruflich macht, haut sie ganz trocken raus, sie ist selbstständige professionelle Domina.
      Ich hätte sie im Lebtag nicht in diesem Umfeld gesehen und es zeigte mir, das BDSM nichts verwerfliches ist und auch ganz offen in dieser Thematik unterwegs sein kann.

      Und genau so halte ich es auch. Ich gehe absolut offen damit um, schmeiße in Spießerrunden gerne meine Spitzen und bei Fragen bekommt jeder eine ehrliche Antwort.

      Auch im beruflichen Umfeld wissen viele um meine Neigung. Was sie darüber denken ist mir persönlich vollkommen egal. Ich lebe mein Leben so wie es mir gefällt. Klar versuchen die Kollegen mir immer wieder Seitenhiebe zu verpassen, aber hey, als Antwort kommt dann; Ich lebe eure Fantasien und Träumereien aus. Wer von uns hat also das erfülltere Leben!? Die meisten werden dann ganz schnell still und leise...
      Rather Love Free and Crazy - Than Live Normal to Bored

      Currer Belle schrieb:

      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet?


      Welche Meinungen zu BDSM bekommt ihr aktuell im Alltag und eurem Umfeld mit?

      Das "wie kann man nur" höre ich ab und an. Hauptsächlich von Frauen, die Frau = Sub, Mann = Dom schrecklich unemanzipiert finden.

      BDSMler kannte ich vorher eigentlich nicht wissentlich persönlich. Geboren Anfang der 70er, da war in meiner Jugend die Szene wohl noch sehr „unter sich“ und allgemein passte es so gar nicht zum Zeitgeist. Mit aufkommen von Internet und Zugang zu mehr Informationen, Bildern und Videos hat sich das ja geändert. Ich fand es attraktiv, konnte aber nicht glauben, dass es sowas in der Realität gibt. Vieles kam mir „gespielt“ vor. Grade die Kombination Mann/Dom-Frau/Sub war so gegen meine Sozialisation, dass ich dass für eine reale Beziehung wohl attraktiv, aber kaum möglich hielt. Das Ganze kam mir vor, wie gemacht um männliche, feuchte Allmachtsträume zu bedienen.

      Allgemein finde ich zur Zeit, dass die Akzeptanz von sexueller Orientierung abseits von hetero/vanilla stark zugenommen hat und auch in der Öffentlichkeit mehr Platz bekommt. Die Meinungen die mir begegnen gehen von „finde ich gut“, über „ist nicht meins, aber wer es mag“ bis hin zu „krank“. Wobei letztere in meinem Umfeld die deutliche Minderheit sind.

      Die reflektorische Annahme, das ist unemanzipiert, kann ich gut verstehen, auch als Mann. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der es noch recht akzeptiert, dem Rollenbild des Familienoberhauptes entsprechend war, wenn sich die Männer in der Beziehung/Ehe eher dominant verhielten. Einvernehmlichkeit war nicht die Voraussetzung dafür. Körperliche Übergriffe gegenüber der Partnerin waren zwar verpönt, aber im Dorf wusste jeder hinter vorgehaltener Hand, bei wem das an der Tagesordnung war. Den Tatbestand der Vergewaltigung in der Ehe gab es noch nicht. Und die „körperliche Züchtigung“ von Kindern war allgemein akzeptiert, solange keine langfristigen körperlichen Schäden blieben.
      Die Stärkung der Frauenrechte war auf dem Weg und wurde als allgemein richtungsweisend akzeptiert. Daher bin ich mit „Frauen schlägt man(n) nicht“ und dem Idealbild der starken, emanzipierten Frau, die sich von der Männerwelt nichts gefallen darf ebenso aufgewachsen. Das prägt mich bis heute.
      Das es ein Zeichen größer Stärke und vielleicht auch weiblicher Emanzipation ist, einvernehmlich, zeitweise auf einige essentielle Rechte zu verzichten, braucht dann doch Verständnis, dass nicht jede/jeder aufbringen kann…

      ups… lang geworden…
      Meiner Neigung war ich mir bewusst bevor ich BDSM als Akronym überhaupt kannte. Insofern kann ich da wenig Vergleich ziehen.

      Was das öffentlich dazu stehen betrifft, ich habe so gar nicht das Bedürfnis nun jedem meine Neigung mitzuteilen. Ähmmm kein Mensch geht damit öffentlich raus Vanilla zu sein. Sprich kommt man in einem Gespräch darauf antworte ich ehrlich aber jetzt mal im Ernst, in den seltensten Fällen sind solche Gespräche so intim, meist geht es dann doch viel oberflächlicher um sexuelle Inhalte.

      Möchte ich mich über spezielle Dinge rund um BDSM austauschen fühle ich mich dann bei einem BDSMler besser aufgehoben.

      Generell finde ich aber, dass sich die Gesellschaft mehr öffnet in sexuellen Dingen.
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall

      Currer Belle schrieb:

      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet?
      Hier ein Netzfund von mir für Dich zu dem Thema :D das Nachfolgende schrieb ich im Mai 2020 in einem Nicht-BDSM-Forum und zwar genau 2 Tage, nachdem mir endlich der Kronleuchter aufgegangen ist, was meine Neigung betrifft. Gerichtet war es damals an die Personen, die bei dieser Erleuchtung zugegen waren bzw. deren Beitrag dieselbige ausgelöst hatte. Ich habe ihnen als Anekdote die einzigen beiden mutmaßlichen BDSMler beschrieben, denen ich bis zu diesem damaligen Tag im realen Leben begegnet war:

      Eisn (die dort anders heißt) schrieb:

      Sklavinnen und Sklaven
      Auf RPG Conventions gibt es fast immer mindestens ein Sklavenmädchen, die schwitzen wahrscheinlich eher nicht, sind aber ziemlich beschäftigt damit, dass ihre Freizügigkeit sich nicht komplett verselbständigt. Deren Anblick ist sozusagen üblich. Einen männlichen Sklaven habe ich aber bisher erst ein einziges Mal gesehen, der wurde von einem Military-Transmann an der Leine geführt und hatte ein bisschen was von Gollum mit seinem Lendenschurz und dem Runzelgesicht (war schon mittleren Alters), der war irgendwie süß. Die beiden wurden auf der Con ziemlich doof angeguckt und ich dachte, alter Vadder, ihr habt Mut. So ist das also mit der Gleichberechtigung der Geschlechter. An den Essenstischen waren neben diesem Paar jedenfalls noch reichlich Plätze frei, da habe ich mich dann mal dazu gesetzt. Das waren ziemlich normale Leute, keine abgedrehten Spinner und bei Speis und Trank ließ sich da kein Machtgefälle mehr feststellen. Das hätte ich ehrlich gesagt auch befremdlich gefunden. So waren eher die anderen Con-Gäste zum Fremdschämen.

      Currer Belle schrieb:

      Wie haben BDSMler auf euch gewirkt, als ihr euch noch nicht mit eurer Neigung auseinandergesetzt hattet? Welche Meinungen zu BDSM bekommt ihr aktuell im Alltag und eurem Umfeld mit?
      Hmm, mal sehen.
      BDSM hat mich persönlich schon immer fasziniert, auch schon vor nun fast 40 Jahren. (Oh Gott, bin ich echt schon sooo alt???) :old:
      Mit meinem Weib, das ich vor 35 Jahren kennenlernen durfte, haben wir spielerisch diese Szene erforscht, irgendwann ist das aber etwas eingeschlafen, und nun, bedingt durch eine vor über 10 Jahren begonnene Erkrankung meiner Frau, ist dieses Thema ihrerseits bei Null angekommen.
      Aber wir arbeiten daran.
      Vieles hat sich seitdem bei uns verändert und es ist vielleicht an der Zeit, wieder einzusteigen. Also kommt dieser Post gerade zur rechten Zeit. Ein Zeichen??? :D
      Unser Umfeld weiß davon nichts und so sollte es auch bleiben. Wir haben hier nicht das richtige Umfeld, um das auszuplaudern. :blah: