Hat sich euer Leben durch BDSM verändert?

      newblackshaddow schrieb:

      Zugegeben die Frage klingt komisch, aber abgesehen davon,dass man sich angekommen und angenommen fühlt, so wie man ist (eigentlich immer war) ist da noch mehr, oder?
      Ich habe bei mir ja das Gefühl, dass alles, was sich im Alltag sonst noch verändert hat, im Grunde eine direkte Folge der Selbsterkenntnis und des Angekommen- und Angenommenseins ist.

      Bei mir lag die Neigung früher nicht so dicht unter der Oberfläche, dass ich schon immer gespürt hätte, was ich in beziehungstechnischer Hinsicht bin, und dass zum vollendeten Glück nur noch die Gelegenheit zum Ausleben gefehlt hätte. Meine (A)Sexualität war viele Jahre ein weißer Fleck auf meiner inneren Landkarte. Solange ich mich selber in dieser Hinsicht nicht kannte, konnte ich aber auch nicht richtig für mich einstehen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich sicherheitshalber nicht allzu eng binden, nicht endgültig auf irgendwas festlegen sollte, mir immer eine Fluchtoption und einen Rückweg in die Autarkie offenhalten sollte. Ich hätte es damals nicht so benennen können, aber im Rückblick denke ich, dass ich ein vages Bewusstsein davon hatte, dass mir wesentliche Entscheidungsgrundlagen fehlten. Ich einfach nicht wusste, für wen genau ich eigentlich hier Entscheidungen treffen soll.

      Jetzt, wo die Entscheidungsgrundlagen bekannt sind, ist es auf einmal viel leichter geworden mit den Entscheidungen. Vergleichsweise ein Klacks, weil ich jetzt weiß, für wen sie sind. Jetzt ist es "nur noch" eine Frage von Intuition, Vernunft, Mut, Sachzwängen, Sehnsucht und Realismus und allen diesen sonstigen Kompetenzen ;)

      Und BDSM, bzw. das Reden darüber, hat meine Beziehung zu meinem Mann verändert und damit auch unsere Ehe und unseren Alltag. Wir haben "Kopf in den Sand und Durchhalten" als Beziehungsstrategie überwunden und reden miteinander. Dass DS-Elemente in unseren Alltag eingekehrt sind, macht unser Leben schöner und unsere Beziehung inniger, weil wir darin eine Wellenlänge gefunden haben, auf der wir miteinander schwingen können (naja meistens, manchmal haut es uns auch ordentlich raus und wir fallen in schwarze Löcher). Das Wesentliche ist aber, dass wir miteinander in den Austausch gegangen sind.
      Hat es definitiv. Und zwar nicht nur auf sexueller Ebene.

      Es hat mir sehr geholfen mich selbst besser zu verstehen. Gefühle und Verhalten besser einordnen zu können und so auch achtsamer und ehrlicher mit mir selbst sein zu können. Meine Energien und Fähigkeiten besser umwandeln zu können.

      Insgesamt lebe ich jetzt, auch ohne Partner, ein zufriedeneres, besser sortiertes Leben. Frust, ist fast vollständig aus meinem Leben eliminiert. So eine kleine, nicht ganz steuerbare Frustquelle gibt es noch, aber das bleibt manchmal nicht aus, wenn man ein Kind hat und es dadurch zu Spannungen mit dem Ex kommt. Aber auch das kann ich deutlich gelassener sehen.

      Ja und ich fühle mich nicht mehr einsam, denn ich weiß da draußen sind ganz viele, die mir gar nicht so unähnlich sind. Ein paar davon darf ich mittlerweile sogar als meine Freunde betiteln und das gibt mir so viel. :love:

      BDSM hat mein Leben auf sehr sehr vielen Ebenen bereichert.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Manchmal frage ich mich tatsächlich, wer und wie ich wäre, wenn ich BDSM nicht so früh gefunden hätte. Durch diverse virtuelle Faktoren wurde meine Sexualität schon früh, hm, beeinflusst, sodass ich auch meines Erachtens nach viel zu jung war, als ich von BDSM erfahren habe. Wenn ich das sogar ganz streng sehe, habe ich bereits Inhalte mit BDSM oder BDSM-Anteilen konsumiert, da war ich vielleicht 11 Jahre alt. :S

      Über die Jahre hinweg habe ich immer viel ausprobiert, in der Summe aber mitnichten so viele Erfahrungen wie andere BDSMler in meinem Alter gemacht. Interessanterweise wurde auch die Art und Weise, wie ich meine Sexualität auslebe, dadurch nicht „negativ" beeinflusst. Also obwohl ich schon fragwürdige Inhalte in jungen Jahren konsumiert habe, hat das nie dazu geführt, dass ich signifikant promiskuitiver war. Im Gegenteil - ich kann meine Partner an einer Hand abzählen und bin wahnsinnig wählerisch - egal ob BDSM oder nicht. :gruebel:

      Dennoch stelle ich mittlerweile immer wieder fest, welchen Einfluss und auch Stellenwert BDSM in meinem Leben hat. Ich habe Blut geleckt und kann nicht mehr ohne. Es gibt mir wahnsinnig viel Selbstvertrauen, Motivation, macht mir Spaß und ermöglicht es mir, mich immer wieder neu kennenzulernen. Und auch Gleichgesinnte lerne ich dadurch immer wieder kennen, z.B. auf Stammtischen. Das wiederum hilft mir, mich weiterzuentwickeln, meinen Horizont zu erweitern und Sicherheit im Umgang mit anderen Menschen zu gewinnen. Und dadurch bin ich auch wieder offener für BDSM. Es ist wie so ein Kreislauf.

      Vermutlich hätte ich früher oder später dennoch dazu gefunden - es macht mir einfach zu viel Spaß, das kann ja kein Zufall sein. :D
      BDSM hat mein Leben auch verändert, und das gleich zwei mal.
      Zum ersten Mal 1985, als ich die ersten Menschen persönlich kennenlernte, die damit zu tun hatten.
      Es war der Beginn einer ganz tollen Zeit. Ich fand Spaß, Erfüllung und so vieles mehr, ganze 34 Jahre lang.

      Das zweite mal dann 2019, als ein erstes Date in einem Restaurant nach etwa 30 Sekunden jäh endete, und in mir eine schwere posttraumatische Störung hervorrief.
      Das dabei nicht mein ganzes Leben ruiniert worden ist, verdanke ich am Ende einem netten Herrn vom Nebentisch.
      Seither ist für mich Hautkontakt zum weiblichen Geschlecht nicht mehr möglich, was nicht nur beim Spielen, sondern auch im normalen Alltag oft schwer zu bewerkstelligen ist.
      Alle Versuche, das wieder gerade zu biegen, sind bisher kläglich gescheitert.

      Dieser Vorfall ist auch der Grund, warum ich in manchen Dingen etwas eigenartige Ansichten habe, und schon mal Anmerkungen gemacht habe, die leicht falsch zu verstehen waren/sind. Es fällt mir aber immer noch schwer, darüber zu reden.

      Jetzt fühle ich mich einfach nur noch "unkomplett", weil das was ich möchte, und das, was ich tue ( bzw, nur tun kann ) einfach zwei grundverschiedene Dinge sind.
      Der leckerste Fisch ist immer noch die halb durchgebratene Scheibe aus der Kruppe einer rauhfutter-verzehrenden Großvieheinheit ( EU-Sprech für Rind, Kopfschüttel ).

      Alle elektronischen Bauelemente arbeiten intern mit Rauch. Kommt der Rauch raus, sind sie kaputt.
      Es hat mich weicher & verwundbarer gemacht, bei gleichzeitiger Abhaertung und Erhoehung des Selbstbewusstseins (nicht immer von aussen merkbar, aber ich merks), noch dazu hat es mich ein ganzes Stueck weit ausgeglichener gemacht. Ich vermute mal stark, dass es mein Herr mit meinem alten Ich nicht so lange ausgehalten haette, wie er es inzwischen schon tut (10+ Jahre).

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Artepus () aus folgendem Grund: Dreckfuhler korrigiert

      DDundMehr schrieb:




      Dieser Vorfall ist auch der Grund, warum ich in manchen Dingen etwas eigenartige Ansichten habe, und schon mal Anmerkungen gemacht habe, die leicht falsch zu verstehen waren/sind. Es fällt mir aber immer noch schwer, darüber zu reden.

      Jetzt fühle ich mich einfach nur noch "unkomplett", weil das was ich möchte, und das, was ich tue ( bzw, nur tun kann ) einfach zwei grundverschiedene Dinge sind.
      Ich denke hier sollten wir auch alle mal in uns gehen und Vorsicht walten lassen, wenn Äußerungen nicht ganz den unseren Vorstellungen entsprechen. Man weiß eben nie was dem Gegenüber alles widerfahren ist.

      Was mich verändert hat... ich bin doch deutlich umsichtiger geworden, ja ich möchte sagen vorsichtiger ,reflektiere mich und mein Gegenüber sehr genau. Schaue was an Bedürfnissen wirklich wichtig ist, ja bdsm hat mir geholfen auf mich zu achten für mich da zu sein und mir gezeigt das ich wichtig bin. Nur an der Geduld muss ich noch feilen...
      DU selbst schuldest Deinen Träumen noch ein Happy End.
      Absolut. Als ich Anfang 20 in die Arme eines wirklich bösen Menschen gefallen bin, ohne jegliche Erfahrung von D/s, hat mich das sehr verändert. Ich dachte Dominanz äußert sich durch laut sein, Druck machen, sich egoistisch benehmen und den “darunterliegenden” Part kaputt zu machen.
      Ich habe ein ganz schlimmes Selbstbild gehabt und ewig an seinem Mantra festgehalten: “ es ist fett, es ist hässlich, es ist dumm, es ist Unvermögend und der Herr ist das beste was der Hure hätte passieren können”.
      Ich habe das vier Jahre mitgemacht, und dann (damals unter anderem Namen) hier auf dieser Seite um Hilfe gebeten. Und viele von euch haben mir geholfen. Unter anderem auch der Herr mit dem ich jetzt seit über 7 Jahren zusammen bin. Mit unglaublich viel Geduld (und einer guten Psychologin, spezialisiert auf Trauma) haben wir mich wieder stabil gekriegt und wir haben unsere Beziehung (mit spielenden Ausnahmen) vanilla gelebt. Es hat gedauert bis ich loslassen konnte und begriff dass das was ich Dominanz nannte, Missbrauch ist.

      Jetzt lebe ich in einer D/s Beziehung und es fühlt sich alles so anders an. Ich habe keine Angst vor dem Alltag, ich werde nicht überfordert und meine ganze Gedankenwelt ist geshiftet. Ich liebe es ihm zu dienen. An ihn zu denken, Dinge für ihn (auch unaufgefordert) zu tun. In seiner Nähe zu sein. Mit der Basis einer langen Partnerschaft und viel Vertrauen haben wir es geschafft etwas Wundervolles zu schaffen.

      Danke @Phylax, ich bin jeden Tag dankbar für Dich!








      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Alienunter1000 ()

      Zu jeder Partnerschaft gehört auch emotionale Anziehung, ja, bei uns auch Liebe, die eine Bereitschaft des Für- einander-da-seins bedeutet, Respekt und Achtung, auch und gerade, wenn ein Partner den anderen dominiert. Wenn das nicht gegeben ist, hilft das Ausweiten in BdSM nur einer sofortigen Trennung!
      Andererseits wird es eine gute Beziehung sehr vertiefen, wenn ein absolutes Vertrauen besteht!
      BDSM hat meine Leben deutlich verändert.
      BDSM verzichtet in einem gewissen Rahmen auf gesellschaftliche Normen und hat bei mir verkrustete psychologische Muster geknackt. Diese innere Freiheit hat mich für die Schönheit von Demut geöffnet.
      Dadurch hat nicht nur mein Verlangen einen gewaltigen Schub bekommen, sondern auch meine Fähigkeit, mich auf meine Partnerin in einer besonders tiefen Weise einzulassen.
      Bis sie mich besser kennt, als ich mich selbst.
      Aus Nähe wird Verbundenheit. Liebe wird in Körper, Geist und Herz wahrnehmbar.
      Für mich gibt es nichts erfüllenderes.
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -
      Hat sich mein Leben durch BDSM verändert?

      Eine spannende Frage, denn da spielen viele Faktoren mit rein.


      Wenn man von meiner Geburt an rechnet, dann hat die Neigung zu BDSM sicherlich mein Leben über Jahrzehnte unbewusst beeinflusst. Aber verändert? Das begann eigentlich erst, nachdem ich mich aktiv mit meiner Neigung zu BDSM auseinandergesetzt habe, mich informiert habe und erfahren habe, wie ich ticke und dass ich nicht alleine bin. Dann kamen langsam das Verständnis und die eigene Akzeptanz – und damit veränderte sich das Bild, das ich von mir selbst hatte. Es wurde vollständiger und es gab mir neue Einsichten. Darauf aufbauend entstanden konkrete Wünsche nach Dingen, die ich in meinem Leben erleben möchte, und es gab Ziele, die ich erreichen wollte. Zu diesem Zeitpunkt hat meine Neigung zu BDSM also schon klar mein Denken und Streben verändert. Praktische Veränderungen in meinem Leben kamen dann allerdings erst, nachdem ich mich meiner Frau gegenüber geoutet habe und sie bereit war, mit mir auf die Reise zu gehen. Erst mit kleinen Schritten, die auch ihr gefallen haben. Inzwischen aber als bewusst gelebte D/s-Beziehung. Unser gemeinsames Leben hat sich durch BDSM tatsächlich also ganz konkret geändert. In meinem Augen zum Guten – oder wie Eisn geschrieben hat:

      Eisn schrieb:

      Dass DS-Elemente in unseren Alltag eingekehrt sind, macht unser Leben schöner und unsere Beziehung inniger, weil wir darin eine Wellenlänge gefunden haben, auf der wir miteinander schwingen können
      Schön formuliert!

      Wiking