Henne-Ei-Problem im D/s

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Meine Güte, ich schleiche jetzt schon ewig um diesen Thread und spiele gedanklich mit diesem Thema und meinen diesbezüglichen Erfahrungen und damit, diese in Worte zu fassen.

      Meine wichtigste Erfahrung ist wohl auch: Wenn einer oder Beide im Zusammensein so gar nichts spüren und deshalb auch nichts tun, dann ist das so und steht für mich erstmal unabhängig von BDSM. Auch in Vanilla-Dates habe ich das so erlebt: Es gab von einer oder beider Seiten keine Anziehung und kein Bedürfnis in mehr Nähe zu kommen. Demnach passierte auch nichts, außer Unterhaltung bei Getränk und/oder Spaziergang.

      Ist dabei ja also für mich völlig egal, ob man vorher voneinander schon bestimmte Dinge weiß. Das online-dating macht ja ein Kennenlernen potentieller Partner in manchen Bereichen leichter (man kann Menschen treffen, denen man ansonsten nie begegnet wäre) in anderer dafür aber auch herausfordernder. Letzteres, eben besonders in Punkto Erwartungen: Weil ich weiß, er wünscht sich Familie und ein weiteres Kind, wie ich auch, oder feste Partnerschaft, bedeutet es nicht, dass es im Date mit der Anziehung passt und wir den gemeinsamen Weg miteinander starten. Weil er gerne dominant in einer Beziehung ist und ich devot bin und wir das vorher voneinander wissen und auch im Gegenüber suchen, bedeutet das ebenfalls nicht, dass sich in einer Begegnung diese Anziehung zwischen uns entfaltet und der gemeinsame „Tanz“ miteinander beginnt. Beziehung besteht immer aus 50:50. Es bleibt halt häufiger bei einem einmaligen ersten Date. Und klar: Viele km machen ein „ich will die Person bald wiedersehen“ schwieriger.

      Ich glaube auch nicht, dass vorherige Kommunikation dann ein Garant für das Gelingen vom Beziehungsspiel sein wird. Es kann hilfreich sein, muss es aber nicht. Zwischen meinem Partner und mir wurde eher wenig gesprochen. Dennoch habe ich ihn im ersten Treffen in mir spüren können, wie keinen Mann jemals zuvor und genoss das. Und da waren wir noch weit von „einvernehmlich, abgesprochenem BDSM“ entfernt. Rückblickend war dennoch diese Beziehungsdynamik zwischen ihm und mir nach wenigen Minuten spürbar. Eine grundsätzliche Sympathie und ein Interesse aneinander bildeten unsere Basis.

      Mir würde es u. U. nichts bringen, meinem Date-Partner vorher zu sagen, dass ER derjenige sein muss, der meine Hand „einfordert“ beim gemeinsamen Spaziergang. Entweder er hat dieses Bedürfnis, während wir los spazieren und macht den Versuch, mit dem Risiko, dass ich abwehre/ablehne oder er will es gar nicht oder traut sich nicht. Falls er kein Bedürfnis nach mehr Nähe hat, dann wird es zwischen ihm und mir aber auch nichts. Ich habe mich allerdings auch schon mal häufiger mit einem Mann getroffen, bevor ich ihn und mich „aufgab“. Es war aber nicht meine beste Online-Date-Erfahrung.

      Außerdem denke ich, schürt es eben noch genau den Erwartungsdruck, dass doch etwas „passieren“ müsse, wenn man meint zuvor bereits geklärt zu haben, was und wie das Gegenüber gerne körperlich und seelisch berührt werden möchte. Dann läuft man u. U. nebeneinander her und jeder wartet darauf, dass der Andere etwas Entsprechendes tun wird.

      Ich brauche in einem ersten Date nicht viel um das Gefühl zu haben, dass der Mann mir gerne näher sein möchte oder meine Nähe mag. Mein Partner saß mir nur wenige Minuten beim ersten Kaffee gegenüber, als er dann sehr charmant-frech-mutig fragte, ob er sich über Eck und damit näher setzen dürfe, weil es ihm, gefühlt, zu weit weg war. Und weil er mir so sympathisch war, stimmte ich zu. Dann hat er noch für die Einhaltung einer vorherigen Vereinbarung gesorgt (mehr aus eigenem Interesse heraus), hat sie durchgezogen und aber auch, sein beinahe schon unhöflich wirkendes Verhalten, mit seiner Hand auf meinem Rücken beim Rausgehen und seinem Fragen, ob ich okay sei, gut begleitet und mich ausgesöhnt. Nicht alles, was er tat, gefiel mir auf Anhieb. Aber ich bin trotzdem immer „mitgegangen“, weil ich ihn mochte und neugierig auf ihn war und ich mich in seiner Nähe als Frau so wohl gefühlt hatte. Ich mochte seinen Mut, dass er mich spüren ließ, dass er mehr Nähe von und mit mir möchte, dass er immer er selber war und sich nicht an irgendwelchen „allgemeingültigen Date-Regeln“ orientierte (kein: das soll so oder muss so).

      Ich weiß noch, dass es in vielen Vanilla-Date-Foren hieß, dass beim ersten Kuss ja auf gar keinen Fall der Mann mit Zunge küssen sollte. Gut, dass meinem Partner solche „allgemeinen Regeln“ egal waren, denn er hat mich, gefühlt, beim ersten Kuss schon klar „eingefordert“, gezeigt wer er ist (mit dem Risiko zurückgewiesen zu werden) und mir gefiel es. Genau das brauche ich, um mich in der Nähe eines Mannes wohl zu fühlen und mich ihm gegenüber als Frau wohl zu fühlen. Ich habe seine Energien mir gegenüber immer schon gut spüren können. Umgekehrt war es wohl auch so (ohne dass ich irgendwelche "BDSM-Praktiken" gezeigt hätte), denn nur deshalb hatte ich, kaum war ich nach dem ersten Date zu Hause, die Info im Postfach, dass er mich sehr gerne wiedersehen würde. Und da ich mich in der Mann-Frau-Dynamik wohl gefühlt hatte, stimmte ich dem zu. Einen Kuss und einen Griff in meine Haare gab es im 4. Treffen. Das war für mich passend/okay so. Und ich habe in jedem Fall IHM den Weg in Nähe überlassen: SEINE Entscheidung. SEIN Weg.

      Eigentlich ist es nach einem date zwar immer auch etwas enttäuschend und frustrierend, wenn es nicht klappte, aber wenn es ja auf Gegenseitigkeit beruht, okay. Ich würde in jedem Fall weiterhin daten, wenn ich suche. Jedes Date ist doch die Chance, dem zu begegnen, mit dem dann der schöne, aufregende Tanz beginnt. Und ich habe es nach entsprechender Erfahrung so gehalten: Wenig schreiben, schnell real begegnen (wenn die ersten, kurzen Nachrichten sympathisch auf mich wirkten und Grundparameter der Suche stimmten). Je weniger ich mir vorher ein Gefühl gemacht habe, desto besser. Und wenn ich suche, dann suche ich grundsätzlich einen Mann als Liebes- und Lebenspartner und keinen „dom“. Ob er es mal zu meinem „dom“ schafft und ich „SEINS“ werde, steht dann auf einem völlig anderen Blatt. Das ist für mich ein gemeinsamer Weg IN Partnerschaft.

      Soweit meine Gedanken zu den Erfahrungen der TE und dem Thema :gruebel: .

      E`s d (Liza)
      Ich kann die Problematik total nachempfinden.
      Neben den üblichen Unsicherheiten, die das Dating ohnehin mit sich bringt, ist es gerade im Bereich D/s meiner Erfahrung nach absolut kein Selbstläufer, dass Dom und Sub in ihrer jeweiligen Vorstellung von Dominanz und Unterwerfung kompatibel sind.


      Für mich hängt in diesem Kontext sehr viel an dem vorherigen Kontakt. Ich brauche im Vorfeld viel Kommunikation und ein Gespür für mein Gegenüber und seine Art von Dominanz. Erst wenn sich hier ein leises Machtgefälle aufbaut, das sich für mich stimmig anfühlt, sich in mir der Wunsch zu folgen weckt, habe ich mich in der Vergangenheit bereit gefühlt für ein Date mit einem potentiellen Herrn. Und ich bin damit für mich persönlich gut gefahren.

      Mit meinem jetzigen Herrn war das Machtgefälle durch unseren vorherigen Kontakt bereits so stark, dass es bei unserem ersten Treffen eigentlich keiner diesbezüglichen Worte mehr bedurfte. Unsicherheiten stellten sich insofern nicht ein, er konnte mich ab dem ersten Moment führen und ich mich führen lassen. Ein wenig D/s Magie, für die wir beide durch das, was schon vorher entstanden war, offenbar bereit waren.

      Diese Herangehensweise ist sicher nichts für jeden, denn sie kostet viel Zeit und Aufwand im Vorfeld und eine Sicherheit, dass es in live dann auch tatsächlich passt und die Anziehung stimmt, die gibt es natürlich nicht. Dennoch wollte ich gerne meine Gedanken hierzu mit Euch teilen.