Wieso bin ich devot und wie kann ich das akzeptieren?

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      Hallo @freeghost, an diesem Wegabschnitt, wo Du jetzt unterwegs bist, war ich vor 11 Jahren auch.
      Allerdings schon fast 50, meine Sexualität im Grunde fast unentdeckt, aber zweifelnd, abwehrend ...
      Heute bin ich dankbar, dass ein Mann mir damals den Weg gezeigt hat. Der geht nicht immer geradeaus, hat Höhen und Tiefen, aber es ist definitiv mein Weg.
      Heute bin ich ganz woanders unterwegs als damals am Anfang, zunächst submissiv und kein bisschen maso, heute ist die Submissivität eher das Mittel, um das auszuhalten, was ich aushalten möchte, mich dem Schmerz zu unterwerfen ...

      Mir hat meine Neugierde geholfen, ich wollte ausprobieren und habe auch immer klar gesagt, wenn mir etwas in der Realität doch nicht gefallen hat (wobei es mir mit einem anderen Partner später sehr gut gefallen hat).

      Und am meisten hat mir der Kontakt mit realen Menschen geholfen, nicht nur zu (potentiellen) Partnern, sondern auf Fesseltreffs und Stammtischen. Unter Gleichgesinnten sein, zu dieser Facette von mir stehen können, mich mit Doms/Subs/Riggern/Bunnys/Sadisten/Masochisten austauschen zu können und festzustellen, dass das (fast) alles ganz "normale" Menschen sind so wie ich auch.
      Den Tip von @Alice Springs finde ich auch super wertvoll.
      Unter andere BDSMer kommen hilft ungemein. Sich akzeptiert zu fühlen, zu merken, daß man gar nicht so anders ist. Über Dinge, die einem den Kopf zerbrechen offen reden, einfach angenommen zu werden. Offen über Fantasien und Praktiken reden zu können.

      Ich fühle mich unter anderen BDSMern mittlerweile "normaler", als jemals zuvor in meinem Leben, ich kann einfach ich sein und muss nichts zurückhalten. Als Führungskraft, im Beruf kann ich das nicht. (Und möchte ich eigentlich auch gar nicht, daß ist nur ein Teil von mir, der eben nur dort hin gehört) Das tut unglaublich gut.Und damit verschwinden dann auch nach und nach die Zweifel.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~

      Nachtadel schrieb:

      Es gibt einen Unterschied zwischen selbstbewusstem wissen was man will und Validierung von außen - diesem "hoch angesehen" (von anderen). Etwas, was offensichtlich als sehr angenehm wahrgenommen wird, so sehr, dass es geradezu verinnerlicht wurde - jedoch auch mit einem Preis daher kommt, denn Verantwortung kostet auch Engagement und Kraft.

      Liebe freeghost - ich habe keine Ahnung, was Dich ausmacht. Doch es würde mich schon sehr überraschen, wenn die geschilderten Eigenschaften und Wortbilder das Einzige wären. Geht es wirklich lediglich um ein Verhalten im täglichen Leben (ein Tun, Action) in dieser oder jener Weise - oder vielmehr darum, dass Du Dich fragst: Was für eine Personality liegt diesem Verhalten tatsächlich zu Grunde? Was macht DICH aus? Deutlich betont wird das Bestimmte, ja "dominante", jedenfalls würden das andere so beschreiben war die Anmerkung) und es wird klar, dass Dein Alltags-Ich das als Erstrebenswert erachtet genau so sein zu wollen.

      Doch es gibt ja noch die andere Seite. Die "devote"? Selbst da prallen Bilder aufeinander... "ich liebe es unterworfen zu werden versus ich mag es zu dienen". "Ich stehe darauf auf die Knie zu gehen" - Demut, Gehorsam, Hingabe. Kann man gezwungen werden, Demut zu fühlen?
      Danke für deine Gedanken, das trifft und berührt mich sehr, muss ich zugeben. Und ja, Verantwortung kostet sehr viel Engagement und Kraft. Ich kann sowieso immer sehr schlecht abschalten und denke viel zu viel über Dinge nach. Nich gerade förderlich für mein Stressmanagement, ich weiß...


      "Kann man gezwungen werden, Demut zu fühlen?" Definitiv nicht, nein. Man kann niemals zu irgendwelchen Gefühlen gezwungen werden, wenn dann zu (unerwünschten) Handlungen oder Verhalten... aber die Neigungen, Gefühle... sind da oder eben nicht und kommen aus dem Innersten. Daher kann man sie auch nicht einfach mal abstellen oder nach Belieben verändern. Man kann Liebe ja auch nicht erzwingen. :)

      Und ja, momentan prallen Welten / Bilder aufeinander, die erst noch ihre Symbiose zulassen müssen.

      Tininow schrieb:

      Ich fühle mich unter anderen BDSMern mittlerweile "normaler", als jemals zuvor in meinem Leben, ich kann einfach ich sein und muss nichts zurückhalten. Als Führungskraft, im Beruf kann ich das nicht. (Und möchte ich eigentlich auch gar nicht, daß ist nur ein Teil von mir, der eben nur dort hin gehört) Das tut unglaublich gut.Und damit verschwinden dann auch nach und nach die Zweifel.
      Vielleicht sollte ich das eine nicht mit den anderen vermischen und getrennt voneinander betrachten, da zwei Paar Schuhe. Job ist Job, privat ist privat, genauso wie meine Persönlichkeitsfacetten... man verhält sich schließlich auch nicht bei allen Menschen gleich. Und das ist ha auch gut so. :)
      Liebe @freeghost, ich verstehe Deine Gedanken und Gefühle so unfassbar gut. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich selbst einen Blog-Beitrag zu meiner eigenen Akzeptanz der devoten Seite in mir geschrieben, allen voran, wie schwer es mir fiel, sie überhaupt auszusprechen. Zwar bin ich Switcher mit starker dominanter Tendenz, aber auch die devote und masochistische Seite in mir ist nicht nur präsent, sondern löst in mir in regelmäßigen Abschnitten den Wunsch nach einem dominanten Spielpartner aus. Auch wenn ich mittlerweile wesentlich sanfter mit mir in dieser Hinsicht umgehe und diese Gedanken gerne zulasse, merke ich dennoch oft einen Zwiespalt in mir, wie das denn alles so zusammenpasst. Du bist wirklich nicht alleine mit Deinen Gedanken!

      Letztlich kann ich mich den Vorrednern anschließen: ich kann Dir nicht erklären, warum Du so fühlst. Aber ein paar Gedankenanstöße möchte ich Dir dennoch mitgeben.

      freeghost schrieb:

      Wieso finde ich es so erregend sozusagen das genaue Gegenteil zu sein wie ich sonst im täglichen Leben bin?
      Das kann natürlich nicht für alle BDSMler übergreifend gezählt werden, dennoch habe ich jetzt schon öfter die Beobachtung gemacht, dass Menschen in Führungsposition oder mit viel Verantwortung durchaus ein (verstärktes) Bedürfnis nach dem Gegenteil im Privatleben haben - Du bist ja schon den ganzen Tag im Beruf dominant, warum dann auch noch im Privatleben? Da ist es schön, einfach mal abzuschalten, die Verantwortung abzugeben und sich fallen zu lassen. Selbstverständlich gibt es auch genügend dominante Menschen, die ebenfalls im Beruf „dominanter“ oder führender agieren, doch bleiben wir beim ersten Fall.

      Um ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, finde ich bspw. solche Menschen besonders interessant. Überspitzt ausgedrückt, finde ich den Gedanken eines Teamleiters oder eines Managers, der mir seine Unterwürfigkeit schenkt, nicht nur unfassbar reizend, sondern auch machtvoll. Das spricht Dich als devote Person jetzt wahrscheinlich weniger an, aber dann hast Du da jemanden, der in seinem Alltag alles entscheidet und das letzte (Macht-)Wort hat, doch jetzt bist DU diejenige, die das Sagen hat... :D

      Aber wie passt das zusammen? Naja, letzten Endes sind Arbeit und Privatleben zwei paar verschiedene Schuhe, auch wenn sich die Bereiche durchaus überschneiden. Dennoch hat Deine Neigung nichts mit Deinem beruflichen Ich zu tun. Das ist erstens ein ganz anderes Umfeld, zweitens gibt es da wesentlich andere Anforderungen an Dich und Deine Person. Und die Mitarbeiter hat es auch nicht zu interessieren, was Du hinter geschlossenen Türen machst (gemunkelt wird immer, aber Du weißt ja hoffentlich, was ich meine).

      Letztlich hat es mir geholfen, mich selbst besser zu akzeptieren, indem ich mich intensiv mit meinen Bedürfnissen auseinander gesetzt habe und es auch noch immer noch mache: Was möchte ich, was wünsche ich mir, wovor habe ich Angst und warum? Dadurch konnte ich für mich herausfinden, welche Aspekte ich erleben möchte, was mir wiederum hilft, meine Neigung besser zu akzeptieren.

      Die die vielen Beiträge vor mir schon gesagt haben: Du bist okay so, wie Du bist. Und BDSM ist so vielfältig - Du lernst immer wieder was Neues, die Reise hört nie auf. BDSM heißt aber auch, sich mit seinem Umfeld und das, was man kennt, auseinanderzusetzen. Dass dabei Welten aufeinander prallen, wie Du schon gesagt hast, ist erschreckend. Aber Du hast den ersten Schritt gemacht - dafür allein bist Du schon unfassbar mutig! :blumen:
      Manche Antworten findet man nicht über das reine Nachdenken, sondern in dem man den Weg geht und sich mit dem, dabei entstehenden, Empfinden auseinandersetzt.

      Ich, jedenfalls brauchte das Ausleben des BDSM UND eine zeitgleiche intensive Beschäftigung mit den Themen Paar-/Liebesbeziehung und Sexualität.

      Da das Thema BDSM anfangs für mich nur total verrückt erschien und auch leidvoll begleitet war, hat mir mein erster Stammtischbesuch sehr geholfen: Nette, ganznormale Menschen, die sich freundlich-zugewandt mit mir unterhalten. Ich war sehr erleichtert.

      Und nach nun 4 ½ Jahren in der Auseinandersetzung mit dem Thema werde ich immer noch und immer wieder überrascht und entdecke Neues an mir.

      Den passenden Gegenpart an meiner Seite zu wissen ist für mich allerdings sehr wichtig auf meinem „BDSM“-Weg. Ohne ihn, könnte ich mich im BDSM nicht so gut entdecken, finden, verstehen und annehmen.

      Mein Fazit: BDSM leben, herantasten, ausprobieren, in einem Beziehungskontext, der für einen passt und sich gut anfühlt und Kontakte/Austausch zu/mit anderen BDSM´lern.

      E`s d (Liza)
      @freeghost

      Beim Lesen deines Beitrages musste ich feststellen, dass ich diesen inneren Konflikt aus meiner Anfangszeit früher kannte.
      Auch wenn der meine darin bestand das ich Dominat bin und dies selbst nicht so empfunden hatte.
      Durch das Beschäftigen mit dem BDSM wurde mir klar, das dies eben die Empfindungen anderer Personen zum Teil auf meine Art
      sind und ich lernte dies so zu akzeptieren.
      Damit beginnt auch meist der erste Schritt. Die eigene Akzeptanz dazu.
      Desweiteren kann es auch sehr spannend sein, selbst zu schauen, inwieweit diese Facette der eigenen Persönlichkeit in der Ausübung
      von BDSM das eigene Leben bereichern kann. Sollte dies so sein, vielleicht auch den Schritt zu wagen, dies in sein Leben zu integrieren.

      Was die Herangehensweise anbelangt, so solltest Du Dich damit wohlfühlen. Sowohl in der Art und Weise als auch in der Geschwindigkeit.
      Nur wenn es sich für dich richtig anfühlt, ist der Weg für Dich auch geeignet um den Zugang zu finden.
      Ich hörte Sie sagen, die Macht ist mit dir !
      Ich kenne diesen Zwiespalt auch zu gut.
      Ich habe mich ein Leben lang gewehrt gegen männliche Unterdrückung, wurde oft regelrecht aggressiv wenn ich mit patriarchalischen Strukturen konfrontiert wurde.
      Gleichzeitig aber, habe ich es schon immer- seit ich zurückdenken kann- in mir gespürt, dass mich genau das, was mein Verstand strikt ablehnt, erregt. Und irgendwann kam mir dann auch der Gedanke, dass ich männliches Überlegenheitsgehabe deshalb doppelt aggressiv angegangen bin weil ich gleichzeitig spürte wie mich das Unterlegenheitsgefühl anmachte. Ich schämte mich dafür, verstand diesen Widerspruch null.

      Nieee niieemals , so dachte ich bis vor wenigen Jahren, würde ich das Jemandem offenbaren, wie ich so “ticke”. Und noch viel mehr niieemals nieee würde ich das auch noch ausleben. So dachte ich.

      Nun hatte ich aber das große Glück meine persönliche Nadel im Heuhaufen zu finden (ohne gesucht zu haben denn ich war lange und “sicher” verheiratet) und siehe da- wir schafften es, uns gegenseitig zu öffnen (denn meinem heutigen Partner war es genauso unmöglich gewesen, seine dominanten Neigungen seinen bisherigen Partnerinnen zu offenbaren)

      Seitdem liebe und brauche und genieße ich es zwar, meine submissive Seite mit ihm auszuleben (tatsächlich aber nur im sexuellen Kontext), dennoch bin auch ich immer noch nicht darüber hinweg, dass etwas sich in mir auch immer wieder sträubt, wenn er -in unserem D/s-Rahmen- Gehorsam einfordert. Es ist oft noch Widerstand da- im Kopf ! Der Körper indes reagiert in Sekundenschnelle völlig entgegengesetzt. Das macht es manchmal etwas schwierig für uns beide. Ich habe öfters dadurch das Gefühl, dass die Sub in mir sich nach viel mehr sehnt, noch weiter runtergehen will (knien zB!) aber es der Kopf immer wieder noch verbietet. So bleibt die unerfüllte Sehnsucht bestehen. Ich hoffe, das ändert sich noch- ich habe dafür auch meine Brat die ab und zu auf den Plan kommt und dafür Sorge trägt, dass Dom sich -hoffentlich- durchsetzt und ihren Kopf besiegt. Damit sie dienen kann.

      Liebe Grüße!
      Ich mache mal den Umkehrschluss:

      Warum erzog ich meine Tochter dazu, auf den eigenen Beinen zu stehen, umabhängig zu sein und sich nichts von Silberrücken oder Machos diktieren zu lassen?
      Warum habe ich meine Liebste im Alltagsleben immer gestärkt und zugesehen, dass sie persönliche Erfolge hat?
      Warum habe ich mich verhöhnen und runtermachen lassen, als ich vor fast dreißig Jahren halbtags gearbeitet und ansonsten das Kind gehütet habe?
      Nun, weil ich das total richtig finde.

      Habe ich da jetzt als Dom etwas falsch verstanden? Müsste ich nicht die nächste Generation Subs heranziehen und mache ich mir nicht das Leben mit meiner Frau unnötig schwer? :ironie:

      Und warum zum Henker bin ich überhaupt dominant? Das entspricht doch überhaupt nicht meinem Frauenbild! Ja, das war für mich vom Kopf her auch nicht immer leicht zu akzeptieren. Aber wir hatten halt unseren Spaß daran und sind dabei geblieben. :rolleyes:

      Die Unterwerfung im Sinne von BDSM kann für mich nur freiwillig erfolgen, anders kann ich sie als Dom auch auch nicht akzeptieren. Und sie ist wertvoller, je selbstständiger und stärker die Frau ist, die sich unterwirft und um der Lust willen Schmerzen, Regeln und Aufgaben akzeptiert. Weil sie es so will, nicht weil ich sie zwinge.
      Da liegt für mich persönlich auch der große Unterschied zwischen Dominanz und dem Überlegenheitsgehabe, das @4Justine9 erwähnt: Dominanz hat einen extrem hohen Anteil von Wertschätzung und Vertrauen, während Überlegenheitsgehabe nur angeberisches Kräftemessen großer Egos ist.
      Es wäre so wichtig, dass wir lernen, das eine vom anderen zu unterscheiden. Es wäre auch im aktuellen Geschlechterdisput ein enormer Fortschritt, wenn man sich wieder differenzierter über so etwas unterhalten könnte.

      In so einer Runde von selbsternannten Alphas würde ich den dominanten Typen gerade daran erkennen, dass er sich am Gehabe erst gar nicht beteiligt und sich selbstbewusst andere Gesprächspartner sucht. Und wenn er nicht ausweichen kann, wünsche ich ihm kluge Schlagfertigkeit, die erst zwei Sätze später wirkt, dann aber sitzt. Letzteres klappt leider nicht immer.
      Es wird genügend Männer geben, die ihre Dominanz anders verstehen und leben, das ist mir klar. Aber Sub hat ja die Wahl, wem sie sich unterwerfen möchte, ne? :blumen:
      Mit einer verliebten Frau kann man alles tun, was sie will.
      (Gustav Klimt)