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✵ 8. Dezember ✵
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Die Vergessenen
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Von Teufelanna
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Die Vergessenen
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Von Teufelanna
Paul
Es war bereits spät am Abend, als ich schnell zum Einkaufsladen am Markt lief. Viel zu spät war mir aufgefallen, dass mir für das Wochenende noch einiges fehlte. Nicht dass ich besonders kreativ kochen würde, aber ich musste ja auch nur mich zufriedenstellen. Wehmütig dachte ich an die Adventszeit im letzten Jahr zurück. Da habe ich jeden Adventssonntag bei meinen Eltern verbracht. Jedes Jahr hatten wir die Sonntage besonders zelebriert. Jeder war mal dran mit Kochen und so gab es an einem Sonntag das Dreigänge-Menü meines Vaters und am nächsten Brotzeit, hergerichtet von meiner Mutter. Ein einziges Mal hatte sie versucht, das Brot dafür selber zu backen, allerdings wusste sie nicht, wie lange es in den Ofen musste und hatte es geschafft, die gute Brotbackmischung in ein Stück Kohle zu verwandeln. Wir wurden vom Rauchwarnmelder im Wohnzimmer auf die Misere aufmerksam gemacht. Fluchend waren mein Vater und ich in die Küche gerannt. Während er den Ofen ausgestellt hatte, kümmerte ich mich darum, alle Fenster aufzureißen.
Vorsichtig sah meine Mutter dann um die Ecke und betrachtete das schwarze Brot, das auf dem Backblech lag: „Meint ihr, wenn wir die Kruste abschneiden, können wir es noch essen?“ Entgeistert sahen Vater und ich uns an und tauschten einen verzweifelten Blick. Keiner von uns wollte Mutter erklären, dass es wohl heute Abend kein Brot mehr geben würde. Der Blick meines Vaters wurde strenger und ich gab unser kurzes Blickduell auf. „Du Mama, ich glaube, wenn wir alles Verbrannte abschneiden, dann ist nichts mehr übrig. Wie wäre es, wenn wir einfach Pizza bestellen?“ Zufrieden sah mein Vater mich an und ich zwinkerte ihm verschwörerisch zu. „Ich könnte auch einfach eben ein neues Brot backen, ich habe noch mehr von der Brotbackmischung.“ „NEIN!“, erklang es gleichzeitig von uns beiden. Geknickt durch unsere heftige Reaktion sah meine Mutter zu Boden und in dem Moment tat mir meine Reaktion direkt leid. Ich trat an sie heran und schlang meine Arme um sie. „Ist ja schon gut, kein selbstgebackenes Brot mehr. Nächstes Jahr kaufe ich wieder eins und los jetzt. Wir müssen schnell bestellen, Mario braucht sonntags immer ewig, um uns Pizza zu bringen.“ Wieder mit guter Stimmung hatten wir uns Pizzen bestellt und dann einen lustigen Abend genossen.
Meine Leidenschaft fürs Kochen hatte ich eindeutig von meinem Vater geerbt, allerdings auch die mangelhaften Fähigkeiten meiner Mutter. So hatte auch nach einigen meiner Experimente schon Mario in seiner Pizzeria als Retter des Abends herhalten müssen. „Verdammt“, ein Fluch entkam mir, als ich so in Gedanken versunken auf einer kleinen Eisfläche ausrutschte und es nur mühsam schaffte, mein Gleichgewicht zu halten. Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen loszuwerden und versuchte, das Gefühl der Trauer und Einsamkeit zu verdrängen. Die schönen Erinnerungen machten mir schmerzlich bewusst, dass ich auf diese Art nie wieder die Adventszeit verbringen würde. Vor dem Einkaufsladen angekommen, holte ich mir eine Zigarette aus der Tasche und zündete sie mit leicht zitternden Händen an. Die Trauer war so stark, dass mir das Atmen schwer fiel.