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✵ 15. Dezember ✵
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Familiäre Adventitis
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von dbondino
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✵ 15. Dezember ✵
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Familiäre Adventitis
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von dbondino
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„Rolf, ich werde noch wahnsinnig! Die Geschenke für deine Eltern sind noch nicht angekommen, das für Louisa fehlt auch noch und ich kann nur hoffen, dass die alle rechtzeitig geliefert werden.”
„Melissa, das wird schon klappen!” Meine Frau lief nervös im Wohnzimmer auf und ab, gestikulierte wild mit den Händen.
„Kannst du morgen beim Metzger vorbeifahren und die Bestellung aufgeben? Das muss dann zum 22.12. abholbereit sein, sonst schaffe ich die Vorbereitungen nicht.”
„Klar, mache ich.”
„Und das Gästezimmer - die Fußleisten hast du noch nicht befestigt!”
„Sicher muss auch noch Kleidung in die Reinigung, richtig?” Mein Tonfall war wohl ein wenig genervt gewesen.
„Du nimmst mich nicht ernst!”, kam dann auch prompt und recht laut die Antwort. „Aber von mir hängt ja am Ende dann doch alles ab, damit Weihnachten keine Katastrophe wird!”
Ich sah das ein wenig anders. Wenn etwas nicht 100%ig klappte, dann sollten unsere Kinder und Eltern durchaus auch ein wenig tolerant sein. Manchmal waren ja gerade die Dinge, die nicht perfekt waren, die, an die man sich am längsten und mit einem Schmunzeln erinnerte.
Aber Melissa war so nicht gepolt. Das wusste ich schon seit vielen Jahren. Sie strebte Perfektion an, wollte es allen recht machen und sah jede Abweichung als persönliche Niederlage an. Ich half Melissa so gut ich konnte, aber gut genug war das eigentlich nie. Wenn alles zur Zufriedenheit erledigt werden konnte, hatte man in der Vorbereitung sicher nur etwas Wichtiges übersehen - was dann auch wieder ihren Panikmodus triggerte.
Normalerweise schätzte ich Melissas Bereitschaft, sich in den Dienst der Familie zu stellen und alles dafür zu tun, dass es allen gutging, sehr. Wir hatten eine traditionelle Arbeitsteilung und waren beide glücklich damit. Doch immer zu Weihnachten wurde es ganz schön grenzwertig. Dann nahmen ihre Planungs-, Putz-, Koch-, Back- und Dekowut einfach groteske Züge an. Melissa konnte Weihnachten überhaupt nicht genießen, auch wenn sie das Gegenteil behauptete. Vom 27.12. an, wenn alles vorbei war, brauchte sie eine Woche „Urlaub”, um sich zu erholen. Das konnte doch nicht der Sinn dieses Familienfestes sein!
Melissa hatte sich in Rage geredet und ich kam nicht besonders gut dabei weg. Ich war der Blitzableiter. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo wir mittlerweile thematisch genau angekommen waren, weil ich die letzten beiden Minuten in meinen eigenen Gedanken gewesen war, aber das war auch nicht wesentlich.
„Hinknien!”, stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
„Was? Du …?”, versuchte Melissa zu protestieren, doch mit einem „Jetzt!” machte ich ihr klar, dass ich es absolut ernst meinte.
„Und du bist jetzt einfach mal ruhig! Kein Wort, verstanden?”, fügte ich noch hinzu.
Rage, Fassungslosigkeit und einen Anflug von Wut konnte ich aus der Mimik meiner Frau lesen, aber auch Erstaunen und die Gewissheit, dass sie jetzt besser gehorchen sollte. Sie nickte schließlich und kniete sich vor das Sofa.
Die Stille war so ein starker Kontrast zu Melissas vorherigem Redegewitter, dass sie laut in meinen Ohren dröhnte.
„Nimm deine Position ein!”
Ich beobachtete, wie Melissa den Meditationshocker unter dem Sofa hervorzog, ihn aufklappte und sich über die Beine stellte. Dann verlagerte sie ihr Gewicht darauf, kniete mit leicht geöffneten Schenkeln und legte die Handflächen offen auf diesen ab.
„So ist es gut! Tief durchatmen!“, nickte ich.
Das Ein- und Ausatmen klang zittrig. Ich wartete, bis Melissa entspannter wirkte.
„Ich bin gleich zurück.”
Mit diesen Worten stand ich auf und verließ das Wohnzimmer. Der weitere Verlauf hing nun stark von den Plänen unserer Tochter ab.
„Louisa, wie sind denn deine Pläne fürs Wochenende?”, fragte ich in ihr Zimmer hinein.
„Mama dreht ja wieder mal durch! Da habe ich Marie gefragt, ob ich zu ihr kommen kann. Das geht klar - das heißt, falls ihr es erlaubt”, antwortete sie.
„Klar, wie habt ihr es geplant?”
„Ich würde am liebsten gleich rüber gehen und wäre am Sonntag vielleicht zum Mittagessen zurück. Ihr hättet dann den Samstag für euch und ich muss Mamas Panik nicht aushalten. Sie ist dann dein Problem.”
Teenager!
„Ein wenig mehr Respekt, bitte! Deine Mutter gibt sich viel Mühe, alles richtig zu machen.”
„Sie macht eher alles kaputt damit!”
„Ich kümmere mich darum, Louisa, aber du solltest wirklich etwas mehr Verständnis aufbringen, ja?”
„Na gut. Mir kann es ja egal sein. Ich bin dann eh gleich weg.”
„In Ordnung. Aber zum Mittagessen am Sonntag bist du bitte zurück.”
Louisa nickte und machte sich daran, ihre Tasche zu packen.
Als ich ins Wohnzimmer kam, liefen Melissa Tränen über die Wangen, die ich ihr zärtlich abwischte.
„Du hast mitgehört?”, fragte ich sie und bekam eine wortlose Bestätigung von ihr.
„Ich werde nicht zulassen, dass du uns alle in den Wahnsinn treibst, Melissa, dich eingeschlossen. Es tut dir doch auch nicht gut!”
Melissa hasste sich selbst dafür, das wusste ich und ihr leichtes Kopfschütteln bestätigte es mir.
„Und ich werde natürlich mit dir dafür Sorge tragen, dass ein schönes Weihnachtsfest in diesem Haus stattfindet, aber ohne dass du an den Rand eines Nervenzusammenbruchs kommst. Niemand wird zu kurz kommen, verstanden?”
Melissa nickte.
Wir hörten Louisa auf der Treppe, ein gerufenes „Tschüss!” und die Haustür, die gewohnt schwungvoll ins Schloss fiel.
„Jetzt haben wir rund 36 Stunden allein”, kommentierte ich diesen Abgang.
Melissa zuckte mit den Schultern. Sie war vermutlich in den Resten ihrer Wutwolke gefangen und noch nicht zur Ruhe gekommen.