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Bitte liked jedoch nicht diesen Beitrag, da er nicht von der Autorin eingestellt wurde, sondern im Rahmen des Geschichtenadventskalenders.
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✵ 20. Dezember ✵
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Der Weihnachtsständer
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von andafterall
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Der Weihnachtsständer
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von andafterall
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Es war frustrierend. Es war wirklich überaus frustrierend, gemeinsam einen Weihnachtsbaum auszusuchen, voller Vorfreude die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck aus dem Keller zu kramen, Dom den fünfunddreißig Kilogramm schweren Baum unter Schweiß und Mühe durch das enge Treppenhaus in den vierten Stock schleppen zu lassen, sich bunt auszumalen, unter welchem Motto man dieses Jahr den Baum schmückte – und dann festzustellen, dass der Weihnachtsbaumständer vollkommen durchgerostet war vom längst vergessenen Wasserrohrbruch im Mai.
Alles gemeinsame Schrauben und Drücken und Schieben und Zerren half nichts – die Schrauben lösten sich jedes Mal nach wenigen Minuten und der Baum drohte, in die kitschige Vitrine mit den kostbaren Lausitzer Kristallweingläsern der Schwiegermutter zu kippen (was, um ehrlich zu sein, nicht das größte Problem ihrer Meinung nach war – größer war das Problem, dass dann die später angehängten Kugeln kaputt gehen würden! Dom war da allerdings anderer Meinung).
„Was machen wir denn jetzt?“, schmollte sie, mit einer Engelchen-Girlande in der Hand. Sie war – wie es ihr stets geheißen war in seiner Wohnung – unbekleidet, nur mit ihrem Halsband versehen. Und sie wusste es zwar nicht, aber dieser Anblick – diese nackte Frau mit einer Engelchen-Girlande in den Händen, dazu die Schmolllippe so bezaubernd vorgeschoben – besserte seine Laune wieder etwas, nachdem er sich zwischen Stock eins und zwei den Ellbogen schmerzhaft am Treppengeländer gestoßen und sich auf halbem Wege in Stock vier den Rücken angeknackst hatte, nur um festzustellen, dass der Baum nicht stehen mochte.
Nach Lösungen suchend blickte er sich im Wohnzimmer um. Sein Blick glitt über die geschmackvolle Einrichtung, die er zum größten Teil selbst gemacht hatte – den fünfeckigen Tisch, den Fernsehschrank aus Akazien- und Buchenholz mit den zwei Schubladen, in der unteren ein paar Werkzeuge für den Alltag, in der oberen einige ihrer Spielzeuge, und – nicht zu vergessen – den hochgezogenen, vertikalen Balken, an den er sie regelmäßig fesselte und seinen Gelüsten auslieferte. Und da kam ihm eine Idee.
„Nimm mal den Baumständer“, diktierte er ihr und sie gehorchte. „Da hin“, sagte er und deutete an den Balken. Mit großen Augen sah sie ihn an, gehorchte aber. Er derweil wuchtete den Baum weg von der Vitrine, neben der er eigentlich hatte stehen sollen, hin zum Balken und stellte ihn im von ihr davor platzierten Baumständer ab. „Was hast du vor?“, fragte sie.
„Halt den Baum fest“, brummelte er nur, aber das musste er gar nicht sagen, denn der Baum wäre andernfalls ohnehin geradewegs auf sie gekippt. Mit spitzen Fingern hielt sie die angriffslustige Nordmanntanne von sich weg und halbwegs gerade. Er schritt zum Fernsehschrank, zog die obere Schublade auf und zog seine Seile daraus hervor. Sie waren zwar angedacht, eine widerborstige Frau in Schach zu halten – aber wer sagte denn, dass sie nicht auch einen widerborstigen Baum bändigen konnten?
„Ist das dein Ernst?“, brachte sie baff hervor. „Der soll jetzt da stehen?“ „Hast du eine bessere Idee?“, spielte er den Ball zurück, während er das erste Seil auf mittlerer Höhe durch die Zweige an den Stamm führte und den Baum so anstelle seiner Sub an den Balken fesselte. „Na, einen neuen Baumständer kaufen!“ „Und solange soll der Baum hier im Wohnzimmer rumliegen?“, er griff seelenruhig zum zweiten Seil, um es um den Baum zu winden. „Aber… aber…“ „Was aber?“
Fassungslos sah sie ihm zu, wie er den Baum zum Stehen brachte. Er war zufrieden mit dem Ergebnis – durch die vollen, immergrünen Zweige sah man die Seile so gut wie gar nicht mehr, sodass man auch ohne Bedenken ahnungslosen Besuch einladen konnte, ohne sich ob der Fesselutensilien erklären zu müssen. „Aber… das ist mein Balken! Das sind meine Seile!“
„Deine?“, hakte er scharf nach. „Na ja“, druckste sie herum, „okay, deine. Aber sie sind für mich!“
„Und wenn es meine sind, darf ich sie dann nicht so verwenden, wie ich das für richtig befinde?“
Das war natürlich nicht die Antwort, die sie hören wollte. Sie verschränkte mit einer skeptisch gehobenen Augenbraue die Arme vor ihren Brüsten. „Und wie willst du mich dann fesseln, wenn du alle Seile für diesen blöden Baum aufgebraucht hast? Soll ich jetzt noch meine Sextoys als Weihnachtsschmuck dranhängen?“
„Besteht Bedarf?“, wandte er sich ihr zu, freundlich im Ton. Sie reckte nur das Kinn hoch. Sie war jetzt auf Krawall gebürstet, das war ihr sehr gut anzusehen. Sie war frustriert, dass das mit dem Baum nicht nach ihren Vorstellungen klappte und dass nun auch noch ihr gemeinsames Spielzeug zweckentfremdet wurde. „Nun, selbst wenn“, erwiderte sie, „du hast ja nichts mehr zum Fesseln. Oder willst du das wie die Vanilla-Pärchen mit Schals und Krawatten machen? Wie romantisch“, beim letzten Wort verzog sie das Gesicht. Er legte den Kopf schief und musterte sie. In seinem Kopf entstanden lebendige Bilder. „Was wäre so verkehrt daran?“
„Versuch's doch“, teaserte sie ihn, „du wirst sehen, das wird nicht halten. Ich komm aus sowas immer raus.“ „So so“, murmelte er und wischte sich geschäftig die Tannennadeln von den Klamotten, die bei seinen Fesselunternehmungen darauf zurückgeblieben waren, „ich denke, ich werde jetzt erstmal duschen gehen. Und du kannst den Baum schmücken.“ „Ich denke nicht.“ „Du denkst nicht?“, er glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. „Nein. Nicht, wenn der da nicht wegkommt.“ Okay, sie meinte es ernst. Er zog beide Augenbrauen hoch. Ja, befand er, sie hatte es schon ein wenig weit getrieben.
„Nun gut“, sagte er gedehnt und schritt zu dem zerschnittenen Kunststoffnetz, welches den Baum beim Transport zusammengehalten hatte. Er war ein großer Fan von Nachhaltigkeit – daher auch das eigenhändige Bauen seiner Möbel. Und weil er so ein großer Fan von Nachhaltigkeit war, hatte er auch die Kabelbinder, die die sperrigen Äste gebändigt hatte, sorgsam geöffnet, ohne sie zu zerstören. Wenn die Fesselutensilien der Sub für den Baum zweckentfremdet wurden, dachte er sich, war es doch nur angemessen, die Fesselutensilien des Baumes für die Sub zweckzuentfremden.
„Komm her“, sprach er zu ihr, ohne sich zu ihr umzudrehen. Sie kam ahnungslos heran. Er nutzte den Moment ihrer Überraschung, drehte sich zu ihr, packte ihre Unterarme mit beiden Händen, führte sie zusammen und schlang den ersten Kabelbinder um ihre zarten Handgelenke. Sie war zu perplex, um zu reagieren und starrte nur sprachlos auf ihre gefesselten Hände. Dann hob sie den Kopf wieder und sah ihn von unten her an. „Und wie, bitte, soll ich nun den Baum schmücken?“