Die richtige Anrede, das vermeintlich "falsche" Gefühl?

      Die richtige Anrede, das vermeintlich "falsche" Gefühl?

      Verwirrender Titel, verwirrendes Gefühl?

      Zumindest ergeht es mir so, wenn ich meinen Herrn, als "mein" anspreche.

      Ich finde es richtig, wenn er mich als seinen Sklaven, sein Eigentum, seine Sau etc. bezeichnet und auch so ruft.

      Irgendwie anders oder falsch fühlt es sich für mich an, wenn ich ihn als meinen Herrn bezeichne.

      Ich verbinde dieses Irgendwie eher mit Besitzansprüchen, statt mit emotionaler Verbundenheit.

      Mein Herr wünscht aber weiterhin, dass ich auch ihn, als mein(en) Herr(n) anspreche, statt nur mit Herr. Für ihn ist es denn auch diese Verbundenheit.

      Selbstverständlich habe ich mich angepasst, aber kennt sonst jemand von euch dieses Gefühl? ?(
      Vielleicht kommt es auf den Tonfall an.
      Du kannst es so aussprechen, dass es sich besitzergreifend anhört oder ganz weich, voller Liebe.

      Wenn ich ihn so angesprochen oder über ihn als "mein Herr" gesprochen habe, war das meistens bewundernd und liebevoll gemeint und gefühlt.
      Manchmal aber auch zähneknirschend, weil gefordert :pardon:

      Üb doch mal für dich allein, dir deinen Herrn in verschiedenen Situationen vorzustellen und die Worte dann auszusprechen.
      Vielleicht triffst du dadurch irgendwann den für dich passenden Ton.
      Auch wenn es widersprüchlich klingt:
      Ihr Ego muss stark genug sein, um seine begrenzte, defensive Haltung und Kontrolle aufgeben zu können.
      Sie brauchen ein starkes Ego, um das Ego transzendieren zu können.

      - John Bradshaw, Das Kind in uns -
      Eher im Gegenteil. Wenn ich Ihn als „meinen Herrn“ bezeichne, drücke ich damit aus, wie sehr ich Ihm gehöre. Ich bin sein, somit ist er für mich „mein“ Herr / Master.
      Ist das besitzergreifend? Ja! :rofl:
      Nicht, dass ich ihn besitze, aber dass ER derjenige ist, der mich besitzt. Und ja ich gebe es zu, wenn ich Ihm gehöre, möchte ich auch, dass er mir „gehört“ :engel: :rot:
      Ich drücke damit meinen Respekt, meine Hochachtung, meine Liebe zu ihm aus.

      Dein Herr wünscht sich, von Dir so angesprochen zu werden. Das ist doch schön und eine Ehre :rolleyes:

      So sehe ich das :)
      A
      Es gab mal eine Zeit, das wurde das Gesinde nicht mit der zweiten, sondern in der dritten Person Singular angesprochen:
      'Entferne er sich!' würde man heute mit 'ich brauche dich nicht mehr, geh mir aus den Augen' oder 'Diener, geh!' aussprechen.
      Mit 'Rufe er die Kammerzofe' wusste der Diener, dass er die Zofe zackig herholen musste.

      B
      Diese Sprachform hat sich nur noch im Gegenteil erhalten. Nämlich wenn das Gesinde die Herrschaften ansprechen musste. Und das hatte in der dritten Person Plural zu erfolgen.
      Wir kennen das heute als Höflichkeitsform:
      'Ich darf Ihnen heute das Nachtmahl auftragen.' Oder 'ich bitte Sie untertänigst um Vergebung!'
      Diese Wortwahl ist uns noch immer geläufig und wird im Alltag, aber manchmal auch im BDSM-Bezug verwendet.

      C
      Deutlich befremdlicher ist dann die übersteigerte Form bei Würdeträgern:
      'Ihre Majestät geruhen zu befehlen', 'Ihre Durchlaucht belieben zu scherzen' oder 'Ihre Excellenz tragen heute besonders sündhaftes Schuhwerk' benutzen wir im Alltag nicht mehr. Aber in der Hof-Etikette, also im offiziellen Bereich des Adels, wird diese Form wohl der Exklusivität halber noch immer gepflegt. Butler und Bedienstete werden auch entsprechend ausgebildet.

      Wenn du jetzt in der Konstellation mit dem Herrn in der Du-Form sprechen darfst, dann relativiert sich das 'mein' Herr zu einer wirklich liebevollen Betonung der Verbundenheit. Etwa wie 'meine Partnerin' oder 'mein Sohn'. Es gibt nun einfach keine andere Möglichkeit, das auszudrücken.
      Kompliziertes ist es, wenn du ihn der Ehre halber mit Sie anreden musst. Ganz genau genommen, müsstest du ihn dann mit 'Ihr Herr' ansprechen. Also etwa so: 'Möchten Ihr Herr mich heute Abend bitte züchtigen?' Das ist im heutigen Verständnis völlig out! Ich kenne niemanden, der so mit seinem Top spricht. In sehr erlesenen Geschäften oder Hotels gibt es aber noch die Floskel 'Bitte sehr, mein Herr?' oder 'Meine Dame, darf ich ihnen die neuste Strumpfkollektion vorstellen'. Und niemand käme auf die Idee, dass dieser Ober oder diese Verkäuferin irgendwelche Besitzansprüche an die Kunden hätte. Im Gegenteil, es ist eine ganz höfliche Formulierung.

      Also zusammengefasst:
      Ich glaube, du verrennst dich etwas bei diesem Thema. Bleibe ruhig beim geläufigen 'mein Herr'. Ich bin sicher, dass dein Herr genau heraushört, ob du es ehrerbietend meinst.

      Und zum Schluss noch dies:
      Es ehrt einen sub, wenn er sich Gedanken über sein eigenes Verhalten macht und Fragen dazu stellt.
      Wärst du mein sub, würde ich dich dafür ganz besonders belobigen.
      Ich kann Dich verstehen, @Smartme1278, denn diese Gedanken sind mir vertraut.

      Aber wenn ich z. B. hier schreibe, dann schreibe ich auch von "meinem" Meister. Das hat aber nichts mit Besitzansprüchen meinerseits zu tun, sondern mit meinem Zugehörigkeitsgefühl zu ihm. Wenn ich "der" Meister schreiben würde, wäre das irgendwie seltsam. Auch wenn ich ihn so anspreche, dann möchte ich das damit ausdrücken. Es geht eher darum, dass ich ihm gehöre, auch wenn das "mein" an dieser Stelle irreführend wirken mag. Tatsächlich hat es einen Moment gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte.

      Wenn Du zweifelst und ihr darüber reden könnt, ist das gut und bringt Euch hoffentlich beide weiter bzw. näher zusammen.
      Don't dream it - be it
      Ich kenne dieses Empfinden des TE auch ganz genau so von mir!

      Bisher könnte ich von meiner Seite aus auch nicht "mein" sagen, in dem Modus der Sub/Sklavin. Das "mein" verbinde ich in der BDSM-Konstellation als Besitzen.
      Ich könnte ohne Probleme allerdings von "meinem Mann" und "meinem Partner" sprechen. Vielleicht könnte ich es nicht nur dritten gegenüber, sondern auch gegenüber meinem Partner so sagen "ja, mein Mann" (so in der Art). Es wäre für mich anders, als das Gefühl, welches ich habe, wenn ich meinem Partner gegenüber ein "Sir" fühle. Ich möchte nicht "mein" davor setzen.

      Je mehr Nähe entsteht, desto eher kann ich aber auch das "mein Herr" einer Sklavin verstehen/nachvollziehen, das gesagt wird, ohne das Gefälle zu verschieben oder aufzuheben. So, wie es hier von Einigen auch geschildert wird: Als " ich nehme Dich ganz als Herr an, als meinen Herrn", "ich gehöre nur ganz Dir", "ich akzeptiere Dich gänzlich als Herr" usw...

      Ob ich das aber mal werde so äußern können, weiß ich nicht. Mein Partner verlangt und wünscht es bisher auch nicht. Von daher ist für mich alles okay so wie es ist. Würde es sich mein Partner wünschen, bräuchte er sehr viel Geduld mit mir und würde es vermutlich (erstmal) auch nur sporadisch bekommen können.

      E`s d (Liza)

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      Hera schrieb:

      Und da gibt es in der Öffentlichkeit nie Nachfragen?
      Auch bei uns gab es in der Oeffentlichkeit nie Fragen. Wieso sollte es jemanden unbekannten am Nachbarstisch im Restaurant oder im Supermarkt an der Kasse interessieren, wenn ich meine Eheherrin mit Sie anspreche? In unserem Bekanntenkreis wissen die, wie es bei uns läuft.

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      Guten Tag zusammen,

      da muss ich mich als Duke (-Ellington-Fan ;) ) doch mal glatt zu Wort melden.

      Die Beiträge von @Major und @rotweintrinker finde ich schon mal sehr zielführend. :thumbup:

      Hieße also, dass Bottom ihre(n) Top mit "werter Herr/ Dame", "verehrter Herr/ Dame" anspricht. Der besseren Lesbarkeit gendere ich hier jetzt nicht alles durch, meine aber natürlich alle möglichen Kombinationen von Geschlechtsidentitäten. Andere Adjektive, wie "lieb" sind da natürlich auch vorstellbar.

      Auch wenn der Adelsstand in Deutschland nicht mehr exisitert, könnte man auf Titel wie Exzellenz, Majestät, oder Durchlaucht zurückgreifen. Der Phantasie sind im Spiel schließlich keine Grenzen gesetzt.

      Früher waren Majestäten jedoch ausschließlich Kaiser und Könige. Niedere Adelsränge ab Fürst abwärts waren "Durchlauchtest" oder "Durchlaucht" je nach Adelsstufe. Ich glaube es gab sogar "Durchlauchtigst"... Exzellenzen waren hohe Geistliche. In der modernen Zeit werden auch wichtige Politiker als Exzellenzen bezeichnet.

      Es gab da auch noch weitere Abstufungen und wenn ich jetzt nicht hundertprozent richtig liege, möge man mich gern korrigieren. An dem Thema der Diskussion ändert das jedoch nichts. Man möge es mir bitte nicht übelnehmen, aber bei "Durchlaucht" denke ich immer an Porree... ;)

      Des Weiteren könnte man in den anglizistischen Sprachgebrauch gehen, da gäbe es dann im adeligen Bereich die Lady und den Sir, im militärischen dann Madam und Sir. Oder eben auch die englischen Adelstitel. Das lässt sich natürlich auch mit allen anderen Sprachen weiterführen.

      Oder, einen Weg den ich persönlich sehr schön finde, ist es sich im Spiel/ Machtgefälle andere Namen zu geben. Wie beispielsweise Figuren aus der Literatur oder der Geschichte.

      Letzten Endes gilt auch hier wieder: Eure eigene Kreativität ist gefragt. Es gibt kein "richtig" und kein "falsch" und die BDSM-Polizei steht auch nicht bei euch im Wohn- oder Schlafzimmer. Und liebe Tops, wenn eure Bottoms straucheln, helft ihnen doch und sagt ihnen, womit ihr euch wohlfühlt. Denn wenn Top sich wohlfühlt, fühlt Bottom sich meistens auch wohl.

      Durchlauchte Grüße vom Duke
      "Man lobt oder tadelt, je nachdem das eine oder das andere mehr Gelegenheit gibt, unsere Urteilskraft leuchten zu lassen."
      Friedrich Wilhem Nietzsche

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      Da kann ich dem Lauch ;) :whistling: nur zustimmen. Zählt ist das was gefällt und womit man sich wohl fühlt und was sich richtig anfühlt. Bei uns ist das recht simpel Ivy im Machtgefälle mein werter Name und mein Herzensmensch ist da eben mein Master. Wir nutzen aber auch Kosenamen im alltäglichen Leben wie andere auch. Eben das übliche wie zum Beispiel Schatz etc pp. Nur die Vornamen sind bei uns eher ausgestorben und werden im Alltag nur genutzt ,wenn es um etwas sehr ,sehr ernstes oder wichtiges geht, was die volle Aufmerksamkeit erfordert.
      DU selbst schuldest Deinen Träumen noch ein Happy End.

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      Hera schrieb:

      Und da gibt es in der Öffentlichkeit nie Nachfragen?
      Ist schon mal vorgekommen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht in einer Lautstärke wie die berühmten Marktschreier auf St Pauli, unterhalten. Zugegeben, es hat schon einige Zeit gedauert bis meine Partnerin erkannt hat, dass es nicht darauf ankommt was andere denken, wenn sie mich mit ,,Herr,, anspricht. Einige aus unseren Bekanntenkreis sind eingeweiht und der Rest denkt dass es mit den Arbeitsplatz meiner Partnerin zu tun hat. Der Arbeitgeber ist die katholische Kirche.