Neue vs historische Kinks?

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      In der Geschichte der Sexualität gab es immer freizügigere und restriktivere Gesellschaften. Im England des 18.Jh. ging es aus Sicht des Vatikan zu wie Sodom und Gomorrha. Während man von London aus dem kath. Europa einen Vogel zeigte :frech: . Es gab immer Leute die eine Sexualmoral etablieren wollten und Leute denen das egal war. Zu definieren was eine Devianz|Kink ist, was neu oder alt ist, hängt vom individuellen Standpunkt ab.

      In den 1950er Jahren erschien der Kinsey-Report. In den U.S.A. war man total erstaunt, das es überhaupt sexuelle Phantasien gibt. Bis dahin war fast jeder der Meinung er sei der einzigste. Ab dem Zeitpunkt sagte sich jeder Amerikaner: "der oder die mir hier in der Subway :rolleyes: gegenüber sitzt hat sex. Phantasien :golly: ".

      Gleichzeitig musste der Herausgeber von John Willies "Sweet Gwendoline" seinen Verlag schließen, weil irgendein Senator eine Kampagne gegen dieses "perverse Zeug" gefahren hat. Das könne man "den Menschen" nicht zumuten. Ähnlich ging es zur gleichen Zeit "Der Geschichte der O." Der Roman wurde mit einem Literaturpreis ausgezeichnet, dadurch bekannt und daraufhin in Frankreich verboten.

      In der Sexualität gibt es auch Moden, die immer mal wechseln. Aber wie das "Tomba della Fustigazione" zeigt, gab es auch Praktiken, die es immer schon gab. Also völlig normal :D sind.

      Alles eine Frage des Standpunktes.
      1:1,618
      (Kompaniestabsunterdom d.R. Man wird ja wohl mal Pause machen dürfen :coffee: .
      Morgen ist auch noch'n Tag, Mädel. Übermorgen auch, Junge. Immer mit der Ruhe, Meister.
      Setz Dich
      erstmal hin hier, Sportsfreund.)
      ^^
      Hallo,
      na... ein mehr oder weniger "neuer" Kink muss ja alles sein,
      was technisch vor einer Weile noch nicht möglich war.
      @imaginary hat bereits Latex erwähnt. Das kann man fortsetzen
      • Plastikfolie
      • Staubsaugerbett
      • vermutlich alles was mit Gasen zu tun hat (Poppers, Lachgas, ....)
      • vermutlich alles was mit Strom zu tun hat .. z.B. Tens etc.
      • Ich vermute so einiges aus dem medizinischen Bereich.
      • Alles was wirklich starke Magnete benötigt.
      • Alles was "Computer" benötigt, sei es für Kunst, zum Spielen, zum Kommunizieren, KI, Filme,....
      • und so weiter
      Gruß
      Harald
      ... ich liebe diese Smileys..... :yes: :) :) :) :D
      Ich bin ja nun keine große Freundin von Begrifflichkeiten und Schubladen, aber zu diesem Thema hätte ich eine Frage.

      Ich vermute mal, dass die meisten Damen in früheren Zeiten das Einschnüren in Korsetts nicht unbedingt als Kink betrachtet hätten. Es gab ja nun auch Zeiten, in denen es üblich war, dass der Mann sich nahm, wen und wann er wollte. Das dürften ebenfalls die wenigsten als Kink gesehen haben.

      Ist unter diesen Gesichtspunkten ein Rapegame als historischer Kink zu werten oder eher nicht?
      Don't dream it - be it

      Beitrag von Duke_of_Dufftown ()

      Dieser Beitrag wurde von Vom Eschenbach aus folgendem Grund gelöscht: OT ().
      Moin @Jeanny2023,


      Gemäß der Aussage des TE

      bettulamettu schrieb:

      Historische Kinks - alles was es schon vor 1900 gab.
      Neue Kinks - alles was es erst seit 2000 gibt.
      Ganz ganz neue Kinks - Dinge die es erst seit 2020 gibt.
      Ich würde also eher zu "Nein" tendieren.

      Das Problem, dass ich allerdings auch mit dem Begriff "Historische Kinks" habe ist, dass es zwar teilweise "Sittengemälde" (teilweise auch wirklich als Gemälde wie z.b. bei Tarquinia, wie @Laetta schrieb, oder in Pompeii oder auch anderen archäologischen Grabungen) gibt, wir aber nur sehr bedingt wissen, was davon jetzt als "kinky", im Sinne wie es heutzutage und im Kontext dieses Forums verwendet wird, angesehen wurde.
      Manchmal findet man Berichte über Perversionen in Gerichtsakten oder Vergleichbarem (Kirchen-, Dorf-, Stadt-Chroniken). Aber das heißt nicht, dass diese Perversionen als 'kinky', im heutigen Wortsinn und in dem Kontext unsers Forums, angesehen wurden.

      Beispiel:
      Eine römische Orgie war eine römische Orgie.
      Zumindest zur Zeit und im Raum des des römischen Imperiums.

      Gleiche Zeit, anderer Ort (außerhalb des römischen Imperiums):
      Hätte da jemand die Teilnahme an einer römischen Orgie 'geil' gefunden, hätte es ein Kink sein können. Wenn es etwas gewesen wäre, was er/sie als seine/ihre sexuelle identitätsstiftende Vorliebe benennt.
      Sollte dies also ein Kink damals gewesen sein, so wäre dies ein "historischer Kink" für mich.

      Andere Zeit, gleicher Ort(z.B. Köln):
      Würde heute jemand eine römische Orgie veranstalten und die Teilnehmer daran würden diese Teilnahme als ihre sexuelle identitätsstiftende Vorliebe benennen, dann wäre das für mich eher ein "historisierender Kink", da sich dieser Kink auf "Gepflogenheiten" vergangener Zeiten bezieht.

      Selbst für die Zeit von 1900-1950 gibt es nicht viel Gesichteres zu lesen, das wir heute (und im Kontext dieses Forums) als 'kinky' bezeichnen würden. Und das sich die Leute so bedeckt gehalten haben bzgl. ihrer Kinks (im heutigen Wortsinn und im Kontext dieses Forums) liegt meiner Meinung nach an 2 Dingen: "Normalität" (Frau = Kinder, Küche, Kirche) und "Strafbarkeit" (Homosexualität)

      Aber ich bin ja auch ein "Totdefinierer" :rofl: .

      m2c

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von imaginary ()

      Ich glaube, dass historische Kinks immer den jeweiligen Zeitgeist der Epoche widerspiegeln - vereinfacht ausgedrückt ist in einer offenen Gesellschaft (ca. 1968 - heute) eine größere Vielfalt möglich als in geschlossenen Gesellschaftssystemen des deutschen Kaiserreichs oder gar des 3. Reichs! Zwar wird es auch hier eine Subkultur gegeben haben, die still und heimlich ihren Kinks frönte, doch davon gibt es meines Wissens nach kaum Zeugnisse.
      "Die üste hat die freie Wahl,
      wählt sie ein W, dann bleibt sie kahl,
      wählt sie ein K, dann wird sie nass,
      die freie Wahl macht keinen Spaß!" (Robert Gernhardt)
      ...wählt sie ein Br, macht sie MIR Spaß!!! (Carmantus) ;)
      Nachtrag
      Wer sich jetzt an 'Homosexualität' als Beispiel stört: mir ist bewusst, dass es sich bei Homosexualität um eine Neigung bzw. um eine sexuelle Identität handelt. Aber das ist BDSM für einige ebenfalls und wird im allgemeinen, heutigen Sprachgebrauch (und auch hier im Forum) als 'Kink' benannt.

      imaginary
      Die Gedanken sind frei.
      Denken muss man sich erarbeiten.

      Frei nach Quigley: "ich habe gesagt, daß ich mit `nem Flogger nicht viel anfangen kann, nicht daß ich damit nicht umgehen kann."

      Jeanny2023 schrieb:

      Ich vermute mal, dass die meisten Damen in früheren Zeiten das Einschnüren in Korsetts nicht unbedingt als Kink betrachtet hätten. Es gab ja nun auch Zeiten, in denen es üblich war, dass der Mann sich nahm, wen und wann er wollte. Das dürften ebenfalls die wenigsten als Kink gesehen haben.

      Ist unter diesen Gesichtspunkten ein Rapegame als historischer Kink zu werten oder eher nicht?
      Genau die gleichen Fragen und Schlüsse sind mir auch bei der Fragestellung in den Sinn gekommen.
      Ich denke wir betrachten die Dinge immer aus einer reichlich entfernten Perspektive und romantisieren, was "damals" einfach gelebte "Normalität" war und bezeichnen es nur aus heutiger Sicht als Kink. Vielleicht aber auch genau deshalb, weil es das damals schon gab und heute sowas von überholt ist, gewinnt es wieder an Reiz...
      Wer weiss was die Damen und Herren aus vergangener Zeit als Kink im Geheimen gelebt haben und wir nie erfahren werden ;)

      MatKon schrieb:

      hole ich die unhistorische Keule raus. :LA1:
      Wenn es schon sein muss, wünsche ich mir aber ein historische Keule :)

      imaginary schrieb:

      Selbst für die Zeit von 1900-1950 gibt es nicht viel Gesichteres zu lesen, das wir heute (und im Kontext dieses Forums) als 'kinky' bezeichnen würden.
      Oooohoo da muss ich widersprechen. Es gibt ein klassisches Buch von Mario Praz: "Liebe, Tod und Teufel. Die schwarze Romantik", nur über wirklich dunkle - oft erotische - Auswüchse der Literatur des 18. und 19. Jhdts. Da gab es EINE MENGE. "La belle dame sans merci" hat ua Baudelaire beflügelt. Ich habe unlängst "The Monk" begonnen, Matthew Gregory Lewis, 1796. Da verführt der Teufel einen arroganten Mönch in Gestalt einer Frau, die sich als Mann verkleidet und in seinem Kloster einschleicht.

      In Joyce's Ulysses - nicht gerade ein Klassiker der SM-LIteratur, aber doch lange Zeit wegen "Obszönität" verboten - gibt es eine Szene, in der Leopold Bloom fasziniert eine Frau beobachtet, die ein Holzbein hat - und sich dabei selbst, ähm, erfreut.

      Also wenn ich eines aus meinem Germanistikstudium gelernt habe, dann dass die Menschheit immer schon durch und durch verderbt, pervers, verschweint und absolut versext war! :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von MatKon () aus folgendem Grund: Link entfernt. Und den Absatz, auf den der Modhinweis oben passt, gleich mit ...

      Beitrag von imaginary ()

      Dieser Beitrag wurde von MatKon aus folgendem Grund gelöscht: Bitte Like-Funktion nutzen ().

      Kopfschmerz schrieb:

      MatKon schrieb:

      Ich bin mit dem ersten Kaffee noch nicht durch, uffbasse ...
      Ein historischer Kink wäre es sicher auch morgens vor dem ersten Kaffee, zunächst mal den Nachttopf des Herrn raus zu bringen. :D
      Eigentlich ein sehr cooles Beispiel. Man findet sicher eine ganze Menge Zeugs, das den Weg vom Kink in die Normalität gefunden hat. DAS wäre nun mal wirklich eindeutig etwas, das den Weg von der Normalität zum Kink gegangen ist
      Also Historisch und Kink
      Warum ist denn ER noch nicht genannt worden

      Hat sich jemand mit seinen Schriften näher beschäftigt ?
      Marquis_de_Sade

      Siehe auch Wickipedia
      ....
      Nochmals zum Korsett
      Es gibt Historische Schriften, wo Damen die das Eng schnüren bevorzugen, von Delekaten Gefühlen berichten.

      Und
      Freudenhäuser die Spezielle Damen hatten, die sich vom Mann besonders eng schnüren ließen
      ...Ohnmacht einschließlich...

      Und
      Ehemänner die statt die Frau zu schimpfen, wenn sie etwas falsch gemacht hatte, Sie für den Tag besonders eng schnürten
      gruss und Knicks
      Andrea

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Andrea-TV () aus folgendem Grund: Link entfernt, bitte Nutzungsbedingungen und FAQ beachten

      Andrea-TV schrieb:

      Warum ist denn ER noch nicht genannt worden

      Von mir aus: Weil ich ihn zum Gähnen langweilig und unerotisch finde und nicht sicher bin, ob sein Anspruch überhaupt in irgendeiner Art erotisch war. Es war glaube ich eher ein sehr seltsamer "aufklärerischer" Gedanke.

      Andrea-TV schrieb:

      Hat sich jemand mit seinen Schriften näher beschäftigt ?
      "Näher beschäftigt" ist weit übertrieben, ich habe halt irgendwann Justine und Juliette gelesen und die 120 Tage von Sodom so halb angeschaut.

      Mir scheint, das sind alles einfach Aufzählungen und Permutationen von allen denkbaren "perversen Handlungen". Es geht eher um die Lust an der Grenzüberschreitung, als um Sexualität per se.

      Interessant ist daran vor allem, wie weit es von "Kink" entfernt ist - und dass für ihn die Schändung von religiösen Symbolen sehr wichtig war, die heute natürlich kaum mehr eine Rolle spielt.

      Interessant auch auf jeden Fall, dass Sacher-Masoch viel näher am modernen Bild von BDSM ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MatKon () aus folgendem Grund: Bitte beachten, dass hier der öffentliche Bereich ist

      Dr. Gaius Baltar schrieb:

      Eigentlich ein sehr cooles Beispiel. Man findet sicher eine ganze Menge Zeugs, das den Weg vom Kink in die Normalität gefunden hat. DAS wäre nun mal wirklich eindeutig etwas, das den Weg von der Normalität zum Kink gegangen ist
      Sehr normal zur damaligen Zeit und heute kinky war auch das Nichttragen von Unterhosen. Es gab vor 1805 schlichtweg keine. Das hatte bei den Mahlzeiten den Vorteil, dass die Fliegen unter dem Tisch blieben. :D :saint:

      Auch die ersten Damenunterhosen gelten heute als absolut kinky. Sie war nämlich im Schritt offen und hatten in Süddeutschland den allerliebsten Namen "Stehbrunzhose".
      @Kopfschmerz - der Name ist Programm
      Ich hab mal Fanny Hill gelesen.
      Kam 1749 in London heraus und beschreibt die Karriere eines Freudenmädchens.
      Darin wird beschrieben, wie ein Mann mit "besonderen Wünschen" bedient wird.
      Man bezeichnet ihn darin als Flagellaten, ein Mann, der gern geschlagen wird.
      In dieser Szene schlägt er dann auch Fanny, ich glaube, sie benutzen dafür eine Gerte.
      Dies macht dann alle beide recht geil und das könnte man wohl als Kink bezeichnen, den es damals schon gab.
      Wäre also ein altbewehrter Kink :D
      Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein
      Friedrich Nietzsche
      Ich denke, dass zwischen kommunizierter Sexual- oder Sittenmoral und praktizierter bzw. gelebter Moral erhebliche Unterschiede bestanden (z. B. viktorianisches England, wilhelminisches Deutschland, jetzige USA). Der Trend scheint wieder in Richtung Doppelmoral zu gehen.

      Im viktorianischen Zeitalter gab es alles. Homosexualität war zwar offiziell strafbar, wurde aber nur selten tatsächlich verfolgt. Oscar Wilde war eher Opfe einer Intrige. Prinz Albert ließ es krachen und die Orgie im jagdschloß Grunewald im wlhelminischen Deutschland ist legendär.

      Anders herum kommen Historiker zu dem Ergebnis, dass die Römer gar nicht so exzessiv Sexualität auslebten, sondern aufgebauschte Berichte darüber vor allem Mittel im politischen Kampf waren, um andere zu diskreditieren (z. B. Messalina, Tiberius, Caligula). Sexuelle Freiheiten standen zudem nur den Männern zu.

      Ich denke, der Trieb hat sich über die Jahrtausende nicht verändert.