BDSM und Borderline

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    BDSM und Borderline

    Gestern kam im Chat zweimal das Thema BDSM und Borderline auf und es wurde recht intensiv diskutiert.

    Ich fände es schade, wenn die Diskussion auf den Chat beschränkt bleiben würde. Borderline ist eine Krankheit die im Kontext BDSM gar nicht so selten anzutreffen ist.

    Aktuell gibt es zu dem Thema einen neuen Artikel auf der Hauptseite: gentledom.de/schlagwoerter/behinderung/borderline/

    Fühlt euch frei eure Gedanken dazu hier zu posten. Bitte denkt aber daran, es ist und bleibt ein recht sensibles Thema.
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
    zugegeben völlig subjektiver - Eindruck ist, dass viele Borderliner das Vehikel BDSM für die Inszenierung ihrer verqueren Vorstellungen missbrauchen und damit letztlich die BDSM-Inszenierung, wie auch ihren persönlichen Feldzug (es ist IMMER ein Feldzug, auf dem sich unsere p.t. Borderliner befinden) verwässern. In die BDSM-Inszenierung kommen Elemente hinein, die darin nichts zu suchen haben und der Feldzug kann sehr leicht als ein (BDSM-) Spiel missverstanden werden, was er aber nicht ist.

    Borderliner sind nach meiner persönlichen Erfahrung immer auf die Vernichtung ihres Gegners aus, die nur im harmlosesten Fall eine rhetorische Vernichtung ist, viel öfter aber existenzielle Dimensionen annimmt. Die Führung dieses Krieges unter dem freundlichen Dach der BDSM Community führt zu einer seitens der Borderliner durchaus willkommenen Tarnung und Täuschung seines vermeintlichen Gegners, der so lange annehmen darf, er befände sich auf dem gesicherten Boden anerkannter Regeln, bis er dann gebrochen und vernichtet am Boden liegt.

    Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass ein geregeltes Zusammenleben mit einem echten Borderliner nicht möglich ist, die Mode-Diagnosen lasse ich einmal außen vor. Am Ende solcher Zusammenlebens-Versuche steht mit Regelmäßigkeit ein gebrochener Normalo, der die Welt nicht mehr versteht. Das muss ich nicht haben, weshalb ich persönlich um diese Sorte Leute einen weiten Bogen mache.

    Freundliche Grüße, Christoph

    Süpperdomm schrieb:

    Ich persönlich stehe auf dem Standpunkt, dass ein geregeltes Zusammenleben mit einem echten Borderliner nicht möglich ist,
    Das möchte ich unterschreiben. Aus ganz persönlicher und sehr schmerzlicher Erfahrung. Ich bin ein gebrochener Normalo gewesen, der zurückblieb. Aber auch einen kranken Menschen zurückließ, der sich wegen seiner Selbstwahrnehmung niemals selbst retten wird können. Der nach mir noch einige Normalos zurückließ. Und der sicher noch, wegen seines Lebensstils, vor seiner Zeit das Leben läßt.

    Ich weiß nichts von einer Mode Diagnose oder ähnlichem. Auch weiß ich nicht ob er BDSMler ohne diese Störung wäre. Aber tauschen mit ihm möchte ich niemals. Ich bedauere ihn zutiefst, egal wie grausam er ist und ich würde mir wünschen ihm ohne diese Krankheit begegnet zu sein. Wie wären sicher noch heute Freunde.

    /creamwhite

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von creamwhite () aus folgendem Grund: xxx

    Ich freue mich doch wirklich diese ganzen Vorurteile über Borderliner lesen zu dürfen. Ich stehe gerade kurz vorm explodieren.

    Ich beschäftige mich mit diesem Thema schon über 20 Jahre und auch im Kontext zu BDSM.
    Zum ersten, wird Borderline heute nicht mehr so genannt, da es klar wurde das jeder der so diagnostiziert wurde anders tickt. Selbstverletzendes Verhalten hat heute nicht unbedingt mehr was mit Borderline zu tun. Heute wird es eher posttraumatische Persönlichkeitsstörung genannt. Dann kommt hinzu das man heute für alles einen Krankheitsbegriff hat. Selbst für Faulheit gibt es einen Namen.

    Was mir aber absolut gegen den Strich geht ist das es nicht möglich ist mit einem Borderliner eine Beziehung zu führen. Ich kenne mehrere Paare die schon Jahrzehnte sehr glücklich miteinander leben trotz der Diagnose. Klar das ein rein Ichbezogener Mensch nicht mit einem Borderleiner klar kommt.
    Borderline ist einfahc mal in Mode gekommen und so hatte jeder eine schöne Ausrede für ein Verhalten das sonst vielleicht nicht entschuldbar wäre. Der wahre Anteil von Menschen die es wirklich haben ist viel geringer als der was die Modewelle mit sich gebracht hat.

    Zu BDSM. Ich kann mir gut vorstellen, das gerade diese Menschen diese Form der Beziehung vorziehen. Es ist einfach eine Art der Beziehung die klare Linien vorgibt.
    Ich kenne auch eine Beziehung von zwei Borderlinern im BDSM.
    Ich finde es wichtig das der andere Part einfach mitzieht und nicht nur an sich denkt.

    Es ist nicht immer der böse Borderliner. Es ist auch der böse "normale" wobei heute ist ja jeder irgendwie im Kopf krank.
    Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
    Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll und dann kann ich auch, wenn ich muss.
    Denn schließlich: Die können sollen, müssen wollen dürfen.

    Liebe LaBagheera,

    ich freue mich sehr für Menschen denen das Leben mit einem Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung, oder wie auch immer du es bezeichnen möchtest, gelingt. Auch respektiere ich Deine Erfahrung in diesem Bereich. Was ich jedoch nicht respektieren kann ist, wenn mich jemand, egal welche Erfahrung er hat, mich als rein Ich bezogen bezeichnet, weil ich mein Leben gerettet habe. Und ich wähle diese dramatischen Worte nicht der Dramatik wegen, sondern weil es genauso war. Also entschuldige wenn ich mich bezogen auf deinen Satz

    LaBagheera schrieb:

    Klar das ein rein Ichbezogener Mensch nicht mit einem Borderleiner klar kommt.
    persönlich angesprochen fühle. Selbstschutz ist keine Egozentrik. Auch der Persönlichkeitsgestörte (hoffe ich bin jetzt politisch- und ICD korrekt) muss bereit sein Hilfe anzunehmen um ein Leben mit dem `bösen normalen Kranken` möglich zu machen. Das ist je nach Kranakheitsgrad nicht immer so einfach möglich. Und ich rede hier nicht von schnöder Faulheit.

    Ich verstehe Deine Beschützerhaltung, wenn Du Dich mit dem Thema, egal wie auch immer geartet, beschäftigst. Jedoch möchte ich Dich dringend bitten, auch Rücksicht auf jene zu nehmen, die durch persönliche Erfahrungen anderer Meinung sind. Du hast an der Stelle auch nichts anderes getan als mich und vielleicht auch noch andere, in die Ego-Schublade zu sortieren. Gerne erzähle ich Dir von meinem Leben, wenn Du magst per PN. Details werde ich hier sicher nicht raushauen. Aber jeder der mich kennt, weiß, dass ich weit von Ich-bezogen entfernt bin.

    Sonnige Grüße /creamwhite
    Jetzt trinken wir bitte alle mal einen Tee und beruhigen uns wieder.

    Ich stimme LaBagheera durchaus zu, wenn sie sagt, dass hier schon zu Beginn tief in die Klischeekiste gegriffen wird. Und das beziehe ich für meinen Teil definitiv NICHT auf den Beitrag von Creamwhite.
    Als jemand, der beruflich auch mit psychisch Kranken (und hier eben auch Borderlinern) zu tun hatte, schwillt mir der Kamm, wenn so getan wird, als ob den Betreffenden es Spaß machen würde, so zu sein wie sie sind.
    Diese Menschen sind krank und es handelt sich hier auch nicht um eine "Modediagnose", sondern eine recht schwer fassbare Persönlichkeitsstörung mit vielen Facetten, die in einer stärkeren Ausprägung außerordentlich zerstörerisch auf den Betreffenden und seine Umgebung wirken kann. Das geht von heftigsten Aggressionen gegen andere bis hin zu selbstverletzendem Verhalten der übelsten Art bis in den Suizid.

    Das Problem bei Borderline ist, dass es sich wohl um eine Mischform aus Neurose und Psychose handelt, was die Eingrenzung und Therapie nicht gerade vereinfacht. Hinzu kommt, dass Borderline als Begriff zwar schon lange in der (insgesamt ohnehin noch recht jungen) Disziplin der Psychiatrie herumgeistert, aber erst seit wenigen Jahrzehnten versucht wird, die Definition der Erkrankung genauer zu fassen und eine Abgrenzung zu anderen psychiatrischen Krankheitsbildern zu ermöglichen.
    Im Übrigen: Was die Psychiatrie unter anderem so schwer macht, ist einerseits, dass es eben nicht nur "gesund" und "krank" gibt, sondern jede Menge Zwischenformen. Und gerade wir als BDSMler, die mit dem Unterschied zwischen "normalem" und "pathologischem" Masochismus / Sadismus konfrontiert sind, sollten mit diesem Thema meiner Meinung nach sehr sensibel und verständnisvoll umgehen.
    Der zweite Punkt ist, dass bei vielen psychiatrischen Krankheitsbildern das Krankheitsbewusstsein krankheitsbedingt fehlt, was es schwierig macht, den Patienten als solchen überhaupt erstmal zu fassen zu bekommen und eine Diagnostik und Therapie zu beginnen.

    Dass die BDSM-Szene für Borderliner genauso anziehend sein dürfte, wie für Personen mit anderen Persönlichkeitsstörungen, erscheint mir logisch. Ich glaube zwar nicht, dass es gesicherte Daten darüber gibt (dürfte auch schwer sein, welche zu bekommen), aber zumindest meiner subjektiven Beobachtung nach scheint es wirklich so zu sein, dass u.a. Borderliner gehäuft in der Szene zu treffen sind.
    Logisch erscheint mir das, weil gerade BDSM durch seine Thematisierung von Macht und Gewalt Personen mit entsprechend gelagerten Persönlichkeitsstörungen eine Spielwiese gibt, in der sie ihren Neigungen nachgehen können, ohne zunächst aufzufallen. Ob es jetzt der gegen andere aggressive Typ ist oder der selbstverletzende ist hier völlig irrelevant, weil sich beide Neigungen hier kondensieren.
    Alleine aus diesem Grund (und den daraus entstehenden Vorurteilen - BDSMler sind ja alles brutale Perverse), sollte man doch ein klein wenig differenzierter auf den Unterschied zwischen Persönlichkeitsstörung und sexueller Normvariante eingehen - deren Differenzierung in den Grenzbereichen auch für Menschen problematisch sein kann, die sich professionell damit auseinandersetzen.

    Dass - je nach Ausprägungsgrad und Leidensfähigkeit des Partners - eine Beziehung mit einem Borderliner durchaus auch gut gehen kann, steht m.E. außer Frage. Genauso, dass eine schwere Form des Borderline-Syndroms eine absolut zerstörerische Wirkung auf den Patienten und seine Umgebung hat.

    Vorurteile und undifferenzierte Betrachtungen helfen allerdings niemandem weiter.
    Und in diesem Zusammenhang möchte ich mal freundlich darauf hinweisen, dass psychische Erkrankungen - von der relativ harmlosen reaktiv-depressiven Episode bis hin zur hardcore-Schizophrenie - jeden jederzeit erwischen können. Es sind eben nicht Menschen mit "verqueren Vorstellungen", die einen "persönlichen Feldzug führen", sondern Menschen, die an einer Erkrankung leiden, die ihr Erleben und ihre Reaktionen auf unsere Welt teilweise schwerstgradig beeinflusst und die es sich weder ausgesucht haben, so zu sein, noch die Möglichkeit haben, daran ohne weiteres etwas zu ändern.

    So, und jetzt gehe ich erstmal :kotz: ob der hier teilweise zu erkennenden Ignoranz!

    A!

    Avargon schrieb:

    Diese Menschen sind krank und es handelt sich hier auch nicht um eine "Modediagnose", sondern eine recht schwer fassbare Persönlichkeitsstörung mit vielen Facetten,
    Genau das meine ich ja. Vor ein paar Jahren hatte auf einmal jeder Borderline und die Menschen die es wirklich haben und Hilfe brauchen werden abgestempelt.
    Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
    Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll und dann kann ich auch, wenn ich muss.
    Denn schließlich: Die können sollen, müssen wollen dürfen.

    Hallo LaBagheera,

    eine solche Antwort konnte ich beinahe erwarten. Es mag dich beruhigen, dass ich mich davon nicht angegriffen fühle, so wie das creamwhite zum Ausdruck gebracht hat. Und ich kann verstehen, wenn du dich über (mehr oder weniger gut gepflegte) Vorurteile aufregst. Ich will allenfalls zu bedenken geben, dass ich - soweit es meine Ausführungen betrifft - kein VORurteil, sondern ein URTEIL ausgesprochen habe, zu dem ich nach dem mehrjährigen Zusammenleben mit einer Borderlinerin gekommen bin. Du magst recht haben, dass ein Zusammenleben mit Borderlinern möglich sein mag, insbesondere, wenn der pöse, pöse Normalo sich etwas bemüht.

    Was mich persönlich betrifft, kann ich dir nur sagen, dass ich (wie sicher viele andere) von dieser Persönlichkeitsstörung gar nichts wusste und sie erst später für mich das Label "Borderline" bekam und ich selbst vermutlich noch einige weitere Jahre mit der fraglichen Person gemeinsam verbracht hätte, wenn sie im Zuge einer absoluten Ausnahmesituation nicht für geschätzte 5 Minuten ihre Maske hätte fallen lassen, mich die tatsächliche Wahrheit über das soeben Erlebte hätte wissen lassen und mir mit einem Schlag bewusst geworden wäre, dass mein gesamtes bisheriges gemeinsames Leben mit dieser Person auf Lüge und Berechnung basierte. Diese schlagartige Einsicht war dermaßen entsetzlich, dass ich noch am selben Tag fluchtartig den gemeinsamen Haushalt verließ und der Person mein gesamtes Vermögen hinterließ, nur um mich selbst und meine Person in Sicherheit zu bringen. Mit der Aufarbeitung des Scherbenhaufens war meine Therapeutin noch einige Jahre beschäftigt und was mir an der ärztlichen Schweigepflicht vorbei alles an Einzelheiten zu meiner vormaligen Partnerin bekannt wurde, war dermaßen ungeheuerlich, dass zumindest für mich und mein weiteres Leben ein Zusammensein mit einer Person, welche tatsächlich am Borderline Syndrom leidet, absolut ausgeschlossen ist. Diese Freiheit nehme ich mir und für dieses - meinetwegen nenne es Vorurteil - lasse ich mich von nichts und niemandem verurteilen.

    Ich habe meine Erfahrungen und creamwhite wird sie vermutlich auch haben. Nicht in allen, aber in sehr vielen Fällen sehen diese Erfahrungen so aus, dass der jeweils andere Partner noch Jahre damit beschäftigt ist, sich selbst zu sortieren, zu heilen und in ein halbwegs normales Leben zurück zu finden. Und das ist meiner bescheidenen Meinung nach nichts, was man ohne Not suchen müsste, nur damit man sich auf die Schultern heften kann, mit wirklich allen Leuten klar zu kommen. Da bleibe ich dann um meiner Person und meinetwegen um meiner Bequemlichkeit willen dabei, dass ich von Borderlinern die Finger lasse, denn ICH komme mit ihnen nicht klar. Wenn anderen Leuten das gelingt - schön für sie, aber nichts, was ich (noch einmal in meinem Leben) brauchen würde...
    Ich hatte neulich eine Unterhaltung mit einem Mann, die mich auch dazu gebracht hat, über dieses Thema nachzudenken. Er hat mich gefragt, ob ich vielleicht an Borderline erkrankt sei. Ich war etwas überrascht, da ich mich nun nicht besonders gut mit der Symptomatik auskenne, aber überzeugt war, dass ich ihm keinen Grund für solche Vermutungen gegeben habe. Ich habe ihn gefragt, wie er darauf komme und er meinte, dass er in der Szene hauptsächlich nur Frauen kennenlernen würde, die daran erkrankt seien.
    Ich kann dies zwar nicht bestätigen, jedoch kann ich creamwhite in einigen Punkten ihrer Äußerung gut verstehen.
    Meiner Ansicht nach kommt es auf die Einstellung des Menschen an, mit dem man eine Verbindung eingeht. Ist er bereit dazu, Hilfe anzunehmen, krankheitseinsichtig, oder nicht? Ist derjenige das nicht, musste auch ich leider schon die Erfahrung machen, dass ein intensiverer Kontakt mit einer erkrankten Person sich sehr schnell, recht negativ auf die eigene Lebensqualität auswirken kann. Auch wenn ich mich als sehr empathischen und hilfsbereiten Menschen sehe, habe ich beschlossen, keine enge Beziehung mehr mit einem Mann einzugehen, der psychisch erkrankt ist, zumal ich mir auch nicht vorstellen kann, mich einem labilen dominanten Mann anzuvertrauen.
    Einen Aufsatz, den ich in diesem Zusammenhang gelesen habe, ist der folgende. Die letzten zwei Sätze kann ich, bezogen auf meine eigene Erfahrung, unterstreichen:
    oliver-flesch.com/2012/08/23/borderline/
    Life is sweet when you pay attention. When it doesn't seem sweet, put a sticker on your nose and do a funky dance.
    @ Süpperdom
    Klar kann ich verstehen das du nach einer Erfahrung diese nicht noch einmal machen möchtest. Ich denke das sowas auch jeder für sich selber ausmachen muss.
    Ich bin einfach nur dagegen das man alles über einen Kamm schert. Die BDSMer wollen doch auch nicht in eine Schublade gesteckt werden und regen sich auch über jedes Klischee auf.
    Wie gesagt, ich kenne einige und ich sage auch nciht das es einfach ist aber nicht jeder ist gleich.
    Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss.
    Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll und dann kann ich auch, wenn ich muss.
    Denn schließlich: Die können sollen, müssen wollen dürfen.

    Liebe LaBagheera,

    vielen Dank für deine Worte - ich denke mal, wir haben beim Thema keine unterschiedliche Meinung. Auch ich halte wenig davon, Themen pauschal über den Kamm zu bürsten, was übrigens für alle Themen gilt, nicht nur das Syndrom Borderline. Ich stimme dir ferner zu, dass es weit weniger tatsächliche Borderliner gibt, als Diagnosen dafür verteilt werden. Ich habe diesen Umstand mit dem Wort "Mode-Diagnose" umschrieben.

    Avargon scheint sich mit dem Thema wesentlich besser auszukennen, ich selber bin ja kein Arzt, sondern einfach Elektroingenieur. Und sicher ist es ratsam, Tee zu trinken (vor allem, wenn er gut schmeckt) und sich zu beruhigen. Trotzdem will ich mir von niemandem einreden lassen, es wäre gleichsam eine Pflicht, auch mit einem (echten) Borderliner auszukommen, und nur, weil man sich selber nicht ausreichend im Griff hat, wäre man von dieser Pflicht entschuldigt. Wie ihr seht, tue ich mich grade ein wenig schwer, die passende Formulierung zu finden. Fakt ist jedenfalls, dass viele (nicht alle) Borderliner eine Schneise der Verwüstung in ihrem Leben hinter sich lassen und die jeweils Beteiligten oftmals Jahre aufwenden müssen um wieder zu einem normalen Leben zurück zu finden. Und so etwas muss sich niemand antun.

    Avargon hat absolut recht, wenn sie uns wissen lässt, dass Borderline eine schwere Krankheit ist. Wie gesagt, ich bin kein Arzt und habe keine Heilung, aber ich weiß soviel, dass ich ohne Not nicht mit einem kranken Menschen zusammen leben muss, der mich am Ende eines langen Tages auf die eine oder andere Weise dafür verantwortlich machen wird, dass ausgerechnet ICH ihn nicht geheilt habe. Obwohl er es doch verdient hätte. Und auch diese ungerechtfertigte Schuldzuweisung mag Teil des komplexen Krankheitsbildes sein, aber es bleibt dabei, dass ich kein Arzt bin und keine Heilung in petto habe.

    Wenn ich also sage, dass ein Zusammenleben mit einem Borderliner (wohlgemerkt für mich) undenkbar ist, entspricht dies nicht einem diffusen Vorurteil, sondern ist das Ergebnis meiner Erfahrungen, die ich im Übrigen niemandem wünsche.
    Ich kann irgendwie jede Sichtweise verstehen.
    Ob es im BDSM-Bereich von Borderlinern wimmelt kann ich nicht sagen.
    Ich kenne einige, die kurzeitig, mit dem Störungsbild, sich mit BDSM beschäftigt haben.
    Jedoch traten die Verhaltensauffälligkeiten recht schnell auf, so dass es entweder für sie selbst, oder den anderen schnell ersichtlich war.
    Letztendlich finde ich den Umgang mit der Erkrankung aisschlaggebend.
    Wenn sich ein Mensch über seine Erkrankung bewußt ist und eine Behandlung hinter sich hat, ist dieser teilweise weiter in seiner Persönlichkeitsentwicklung, wie ein scheinbar völlig Gesunder.
    Es gibt so viele psychische Störungbilder, die man sicher auch im BDSM-Bereich antreffen wird.
    Sei es einen depressiven Menschen, bipolare Störungen, Suchterkrankungen, Angsterkrankungen, Zwangserkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Anpassungsstörungen etc.....
    Wichtig ist doch primär, wie der betroffene Mensch mit seiner Erkrankung umgeht.
    Wie bewußt er sich über seine Erkrankung ist, welche Hilfemaßnahmen er für sich Anspruch nimmt, ob er einen realistischen Blick auf sein eigenes Verhalten hat und es gegebenfalls auch überprüfen kann.
    Von daher würde ich es nicht ausschießen, dass man mit einem Menschen mit einer Borderline-Erkrankung eine durchaus erfüllte Beziehung leben kann.
    Selbstverständlich verstehe ich jeden, der in so einem Beziehungskonstrukt gesteckt hat und danach meint, er würde künftig um Menschen mit der Erkrankung einen Bogen machen. Jemand der mit einem Alkoholiker zusammen war und die gesamte Palette der Erkrankung mitgelebt hat, verübel ich es ebenfalls nicht, wenn er danach wehement für sich eine weitere Beziehung mit einem Alkoholkranken ausschließt.
    Wieso sich manche psychischen Erkrankungen vielleicht vermehrt im BDSM-Sektor vorzufinden sind?
    Vielleicht, weil eben genau da die eigenen Grenzen deutlich gespürt werden können?
    Vielleicht, weil ein Mensch, der sich sehr oft "klein" und "machtlos" gefühlt hat, endlich die Macht über einen anderen Menschen genießt, um sich selbst zu stabilisieren?
    Es gibt endlos viele Vermutungen und ich finde, dass sich jeder selbst Gedanken machen sollte, was sein eigener Antrieb ist.
    Ansonsten stehe ich zu dem Thema, völlig unabhängig von BDSM, so, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, in wie weit er eine Erkrankung eines anderen Menschen mittragen/leben kann.
    Sich darin zu verlieren ist nämlich ebenfalls eine eigenständige Erkrankung.
    Von daher ist es nicht nur der Borderliner, der einem etwas antut, sondern auch das Gegenüber, welches es zuläßt.
    Ich denke, das Leben mit einem Psychotiker ist allgemein extrem schwer und sprengt häufig komplette Familien. Was den Umgang mit einem echten Borderliner voller Ausprägung so schwer und destruktiv macht ist meiner Meinung nach, dass eben auch viele "normale" bzw. "nur" neurotische Anteile dabei sind die das ganze Ausmaß oft maskieren und das Umfeld nicht rechtzeitig warnen dass da ein echt heftiges Problem vorliegt.
    Ich wünsche allen Betroffenen tolle Beziehungen und erfolgreiche Therapie und ein schönes Leben- gehtauch bestimmt in einer ganzen Reihe von Fällen- aber nachdem was ich mitbekommen habe mag ich auch nicht mit einem Borderliner (genausowenig aber auch mit Alkoholikern, Menschen mit heftig narzisstischen oder bipolaren Störungen, schwer suizidalen oder paranoiden Menschen) in nähere Beziehung treten. Ich wäre da überfordert.
    Dann äußere ich mich auch mal zu diesem Thema.
    Ich selbst lebe mit Borderline seit ich ca. 12 oder 13 Jahre alt bin. Anfangen hat das alles ''ganz einfach'' mit selbstverletzenden Handlungen, wenn ich mit Situationen oder Äußerungen nicht klar kam. Wie genau ich darauf gekommen bin dies nun zu tun und nicht einfach gleich mit jemanden zu reden weiß ich nicht. Klarstellen möchte ich aber, dass es nichts von irgendeiner ''Mode-Sache'' hatte, die anscheinend manche Leute nutzen um ihr Verhalten zu erklären. Ich stand nicht auf den Schmerz, noch habe ich es genossen mich ganz langsam und quälend zu ritzen, ich habe voller Aggression in meinen Arm geschnitten und habe danach eine Art Befriediung gefühlt. Ich habe mir für sämtliche Dinge die Schuld gegeben, in meiner Welt waren damals alle heilig, unschuldig und ich eben nicht.
    Es gab sicherlich Zeiten in denen ich das mit dem Selbstverletzen nicht getan habe. Es ist ja nicht so, als wäre ich 5 Jahre lang als depressiver und tränenüberlaufener Mensch durch die Weltgeschichte gelaufen.
    Eine Essstörung, welche zum Glück nicht ausartete und vor schlimmen Folgen noch gestoppt werden konnte, gesellte sich Anfang 2011 dazu.
    Das gesamte Jahr über entwickelte sich ein Verhalten, welches ich mir heute nicht mehr erklären kann. Ich litt unter paranoiden Fantasien, fühlte mich stark minderwertig. Ich konnte niemandem Grenzen aufzeigen und Nein sagen. Die Menschen mit denen ich zutun hatte, damit meine ich zum Großteil meine Familie, merkten dies und nutzten es aus. Um ehrlich zu sein, ich ließ alles mit mir machen und wenn ich einen Moment mit einer Antwort zögerte, bekam ich sofort Vorwürfe an den Kopf gehauen. Daraus folgte dann wieder, dass ich jemanden enttäuscht habe und die Geschichte mit dem Ritzen weiterging.
    Dazu muss ich sagen, dass ich nicht wollte, dass jemals irgendjemand etwas von meinen Problemen mitbekommt. Ich habe zu anfangs alles schön geredet und mich damit wohlgefühlt, nicht gewusst was ich da eigentlich mit mir anstelle und vorallem, wie stark sich mein Charakter in den letzten Jahren veränderte.
    Bewusst wurde mir das alles erst, als ich meine Exfreundin kennenlernte. Das war im Januar 2011. Sie selbst hat eine jüngere Schwester die unter Borderline leidet, jedoch in einer viel viel schwereren Form als ich. Vielleicht - so merkwüdig das jetzt auch klingen mag - war das meine Rettung. Meine Exfreundin verstand mich soweit es ging, da sie selbst täglich mit einer Borderlinerin umgehen musste. Und ich spreche da wirklich von ''musste'', weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es für einen (wie es hier bezeichnet wird) ''Normalo'' einfach ist, eine solche Krankheit zu verstehen und vorallem zu akzeptieren. Ich bewundere sie bis heute noch, dass sie all meine Probleme über zwei Jahre mit mir gemeinsam durchgestanden hat.
    Nachdem ich besonders mein engeres Umfeld (hiermit meine ich meine Eltern) durch viele Dinge seelisch verletzt hatte, beschloss meine Mutter mich zu einer Psychologin zu schicken. Ich selbst bat darum schon seit Sommer 2011, halt in der Zeit, in der mir durch meine Exfreundin Unterstüzung und Liebe geboten wurden. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass Liebe alles heilt. Bitte nicht so verstehen.

    Meine Mutter wollte nicht einsehen, dass ich ''krank'' bin. Ich konnte ihr ja nie einen trifftigen Grund für meinen Wunsch, endlich eine Psychologin auszusuchen, liefern. Das mit dem Ritzen sollte sie niemals erfahren.
    Letzendlich fiel meiner Mutter aber mein ständiges Übergeben auf und die Tatsache, dass meine Schulnoten in den Keller gingen. Und das angesprochene seelische Verletzen, welches sich sehr heftig äußerte, gab den letzten Ausschlag.
    Nun gehe ich bereits seit 1 1/2 Jahren zu einer Psychologin, welche mir noch viel mehr Dinge in meinem Verhalten darlegte, als ich überhaupt erahnen konnte. Ich leide durch verschiedene Erfahrungen an starken Verlustängsten, welche sich zum Glück reduziert haben. Dies zeigte sich auch vor ein paar Monaten, als die Beziehung mit meiner Exfreundin in die Brüche ging.
    Ich bin wahnsinnig stolz darauf, dass ich nicht zum Cuttermesser oder zu der Rasierklinge griff. Ich habe nun andere Möglichkeiten, beispielsweise ein enges Gummiband, welches ich bei Bedarf gegen meinen Unterarm schnipsen lasse. Oder ich esse diese super sauren Center Shocks, um nicht in Stressmomenten wieder in eine andere Welt abzudriften, sondern im Hier und Jetzt zu bleiben.

    Ob BDSM für mich ein anderer Weg ist, Schmerz zu spüren und meine unterwürfige Seite auszuleben, was ich nun nach der Therapie im Alltag nicht mehr tue?
    Definitiv nicht. Ich kann ganz ehrlich behaupten, dass mein BDSM nichts mit meinen damaligen Komplexen zu tun hat. Nie habe ich diese beiden Seiten irgendwie in Verbindung gebracht und schon gar nicht nutze ich die BDSM Community um mich irgendwie zu tarnen oder Tatsachen zu verschleiern. Inzwischen fällt es mir relativ leicht über mein Borderline-Probleme zu sprechen. Vor meinen Eltern kann ich das nicht, gute Freunde jedoch wissen das meiste. Ich mache daraus kein Geheimnis mehr und sollte mich jemand fragen, antworte ich ganz ehrlich.
    Ich bin der Meinung, dass Borderline eine Krankheit ist, die sehr sensibel behandelt werden sollte.
    Ich denke gerade an meinem Beispiel sehe ich die Unterschiede in diesem Bereich. Wie Avargon schon beschrieb: es gibt nicht nur ''gesund'' und ''krank''. Es gibt auch Zwischenformen, ebenso wie bespielsweise im BDSM was Masochismus oder Sadismus angeht.
    Ich bin etwas masochistisch, ja. Aber nicht, weil ich an Borderline erkrankt war oder zum Teil noch bin. Ich bin der Meinung das alles sehr sehr gut trennen zu können. Natürlich habe ich auch darüber nachgedacht, ob mein Subdasein etwas mit meiner damaligen öffentlichen ''Unterwerfung'' zu tun hat. Aber auch dies kann ich verneinen. Ich halte die Seiten BDSM und Borderline auseinander und möchte auch behaupten, dass mir das sehr gut gelingt. Da bin ich wirklich ehrlich zu mir selbst.

    Was Beziehungen mit Borderline angeht:
    Ich habe vor meiner jetzigen Spielbeziehung zwei Liebesbeziehungen geführt, auch wenn ich nicht mit diesen Personen zusammenlebte (bin ja noch recht jung). Meinen ersten Freund konfrontierte ich gar nicht erst mit dem Thema und band ihn auch nicht in irgendwelche zerstörerischen Handlungen meinerseits ein. Denn dieses gewollte Zerstören meiner Mitmenschen habe ich nie verspürt und auch nie ausgeübt.
    Von meiner Exfreundin habe ich bereits geschrieben. Sie wusste von allem, unterstützte mich und hielt es immerhin über zwei Jahre mit mir aus. ;) Und nein, es endete in keinerweise aufgrund meiner psychischen Probleme. Ob ich sie mit in mein Borderline reinzog? Vielleicht in dem Sinne, dass ich teilweise meine Verlustängste nicht unter Kontrolle hatte. Das tut mir hinterher mehr als leid. Sie wusste jedoch damit umzugehen und dafür bin ich ihr auch sehr dankbar.
    Meine jetzige Spielbeziehung weiß ebenfalls grob von meinen damaligen Problemen.
    Ich habe meine Symptome nie absichtlich und kaum spürbar auf meine Beziehungen ausgewirkt und ich bin mir sehr sicher, dass das auch bei meiner jetzigen Spielbeziehung und meinen später folgenden Beziehungen nicht der Fall sein wird. So stark und bewusst bin ich inzwischen geworden.

    Um noch einmal zusammenzufassen, möchte ich klarstellen, dass es verschiedene Arten und Formen von Borderline gibt. Ganz gut aufgeführt ist das auch nochmal in dem Artikel, welchen Gentle zu dem Thema postete.
    Man kann niemanden über einen Kamm scheren oder in eine Schublade stecken, frei nach dem Motto: Borderline? Verletzen sich, verletzen andere Menschen, sind nur deswegen im BDSM Bereich unterwegs und suchen sich damit eine Tarnung um versteckt ihre Gelüste auszuleben.
    Absoluter Schwachsinn, meiner Meinung nach.
    Und ich bin ebenso felsenfest davon überzeugt, dass Beziehungen zwischen ''Normalos'' und ''Borderlinern'' blendend funktionieren können.
    Da stellt sich natürlich die Frage, ob jemand einsieht, dass er wohlmöglich Probleme hat oder noch immer in seiner Welt lebt. Letzteres kann auf Dauer massive Folgen haben und ich hoffe wirklich, dass jeder Mensch die Hilfe bekommt die er braucht.
    Ich bin froh, dass ich Hilfe bekommen habe und noch immer bekomme. :)
    Jeder Mensch soll sich sein eigenes Bild über diese Krankheit machen. Ich verstehe Süpper zum Beispiel in dem Punkt, dass er aufgrund von Erfahrungen nicht wieder Kontakt mit einem Borderliner aufbauen möchte.
    Ich selbst sehe mich definitiv nicht als ''Gefahr'' für andere und bin auch stolz drauf, die meisten meiner Symptome bekämpft zu haben. Den letzten habe ich bereits auch schon den Kampf angesagt. ;)

    So, mein Wort zum Dienstag. :D

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    Das es verschiedene Ausprägungen gibt der Persönlichkeitsstörung, kann man das eh nicht pauschalisieren.
    Ich kenne Borderliner sowie auch andere Menschen mit Persönlichkeitsstörung. BDSM und Borderline ist möglich sowie es für jeden anderen Menschen auch möglich ist.

    Ich kenne sogar einen Asperger Autisten der BDSM praktiziert.

    Ich habe aber auch extreme Borderlinern kennengelernt um die selbst ich einen Bogen mache, da ich mit ihrem Verhalten einfach nicht klar komme. Es gibt aber auch "Normalos" um die ich einen Bogen mache, weil ich mit ihrem Charakter nicht klarkomme. ;)

    Grundsätzlich und aus meiner eigenen Erfahrung würde ich sagen, dass BDSM und Borderline möglich sind.

    LG Anka
    "Unausprechbar ist und namenlos, was meiner Seele Qual und Süße macht und auch noch der Hunger meiner Eingeweide ist." - Friedrich Nietzsche

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    Auch wenn es jetzt wieder harmonisch zugeht, in diesem Thread. Bitte überlegt Euch gut, was Ihr hier veröffentlichen und preisgeben wollt von Euch. Der Thread ist öffentlich... jeder kann ihn lesen, auch ohne hier angemeldet zu sein.
    Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

    Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
    Beim lesen des Artikels auf der Hauptseite sträubten sich mir ein wenig die Nackenhaare.
    Denn demnach sind die von Schnittwunden stammenden Narben auf meinen Armen ein sehr deutlicher Hinweis auf eine Borderline-Störung.

    Schaue ich mir dann noch den Verlauf dieses Thread an, geht es im Grunde um eines:
    Ich möchte nicht in der falschen Schublade landen.

    Wie gerne würde ich die falsche Schublade gegen gar keine tauschen.
    Aber das kann ich nicht. Denn die Erfahrungen die ich in meinem Leben so gemacht habe, verleiten auch mich immer wieder dazu Urteile zu fällen, bevor ich irgendwelche Hintergrundinformationen erhalten habe, die eventuell ein ganz anderes Bild erschließen würden.

    Auf den ersten Blick scheint es einfacher, denn ich muss mich nicht weiter mit meinen Gedanken abmühen.
    Stempel drauf, fertig, Nächster bitte.
    Das Paradoxe an dem Ganzen ist doch, dass man sich so seinen eigenen Horizont verbaut und sich selbst die Möglichkeit nimmt, auch mal im Positiven von den negativ Verurteilten überrascht zu werden.

    Mag sein, dass im Kontext BDSM Borderliner häufig anzutreffen sind.
    Frage ich jemand „Normales“ aus der Gothic-Szene, dann sind es dort die Depressiven.
    Knüpfe ich mir die Metal-Szene vor, habe ich Alkoholiker in Massen.
    Etc. pp.

    Extreme fo(e)rdern Extreme.

    Und schon stehe ich wieder am Anfang und muss mich mit den Leuten darüber austauschen, was denn nun extrem ist.

    Was bin ich doch froh, dass unter BDSMlern wenigstens die Schublade mit der Aufschrift „Pervers“ nicht ganz so groß ist. Sollte ich dort doch mal drin landen, kann ich vielleicht zumindest wieder leichter hinaus klettern.


    Just my two cents.

    Seit dem Artikel und den verschiedenen Statements der Community, beschäftigt mich immernoch eine bestimmte Frage...vielmehr verschiedene Facetten der gleichen Frage.

    Inwiefern können BDSM und die Psychotherapie, vielleicht auch DBT (Verhaltenstherapie unter dialektischer Betrachtungsweise), unter einen Hut gebracht werden?

    Führen nicht Beziehungen mit D/S Strukturen und/oder auch sadomasochistischen Anteilen eher zur laufenden Bestätigung destruktiver Denk- und Verhaltensweisen? Ich stelle es mir sehr schwierig vor die, eigentlich gewünschte, Balance zwischen Schwarz und Weiss zu bewahren, wenn ich mich gleichzeitig in ein ebenso organisiertes Machtgefälle begebe. Insbesondere wenn es sich um eine 24/7 Beziehung handelt.

    Oder bin ich da Gedanklich auf dem Holzweg, weil eine Beziehung mit BDSM Anteilen gleichzeitig auch zu einer annehmenden Haltung gegenüber den, vorher selbstverurteilten und für schlecht befundenen, Persönlichkeitszügen führt (meint z.B devote Neigung)? Sprich die BDSM Beziehung wird zum Anteilig heilenden Faktor der Borderlinepersönlichkeitsstörung?

    Ich gestehe mir ehrlich ein, ich sorge mich um mich und komme daher kaum auf die Idee tatsächlich in Kontakt mit einem Dom zutreten. Klar ist, da spielen Ängste eine grosse Rolle.
    Gleichzeitig Ist mir bereits bewusst das ich eine der "von Natur aus" devoten Weibchen bin (in Bezug auf Sexualität).

    Macht es Sinn mit dem Ausleben der Neigung zu warten, bis.... Keine Ahnung... Sich die Fragen oben nicht mehr stellen?
    Wie sind Eure Erfahrungen?

    P.S: Nur fünf oder mehr der, im Artikel genannten, Symptome reichen für die Diagnose! Die Info fehlt meiner Meinung nach noch^^
    Wahrheit ist immer subjektiv.
    Ich denke, das muss man individuell unterscheiden.
    In einer akuten, heftigen Phase solch einer Problematik mag es allerdings kontraproduktiv sein BDSM in welcher Form auch immer zu leben.

    "Führen nicht Beziehungen mit D/S Strukturen und/oder auch sadomasochistischen Anteilen eher zur laufenden Bestätigung destruktiver Denk- und Verhaltensweisen?"
    Auch das kann man nicht pauschalisieren. Es wird Konstellationen geben, in denen das eher heilend/stabilisierend wirkt, in anderen Fällen wird es das Tor zur Hölle öffnen.

    BDSM und Psychotherapie können durchaus gut unter einen Hut passen aber wenn jemand in Therapie ist gehe ich mal davon aus, dass grad akute Probleme da sind die ein sehr intensives Spielen eher mal zugunsten einer Therapie und Ruhezeit zurückstehen lassen sollten. Wenn du grad andere gesundheitliche Probleme oder ein gebrochenes Bein hast ist das ja nicht anders.
    Ich bin zwar kein Borderliner, bin aber davon überzeugt, dass es nicht negativ auf den Krankheitsverlauf wirken dürfte, wenn ein verantwortungsvolles Paar feinfühlig mit der Situation umgeht. Sicherlich ist es mit einem Borderline-Sub einfacher als mit Borderline-Top und in meinen Augen erfordert es deutlich mehr Empathie und Selbstdisziplin vom Dom mit einem Borderliner zu spielen oder eben zu wissen, wann das einfach nicht möglich ist.
    Ich meine, bei einem körperlichen Leiden nehme ich ja auch Rücksicht auf krankheitsbedingte Einschränkungen. Das sehe ich als meine Verantwortung als Top der Sub gegenüber.
    Experience is what you get, when you didn't get what you wanted.
    - Randy Pausch