Sollte, bzw "Muss" man als Bottom seine Tabus begründen?

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      sub1954 schrieb:

      Meine Tabus am Anfang unserer Beziehung hat meine Eheherrin nach und nach mit viel Einfühlungsvermögen und Geduld ausgeräumt und mich über Grenzen hinweg geführt.
      Für mich sind Tabus etwas anderes, als Grenzen und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das nicht so toll finden würde, wenn an meinen Tabus (ob mit oder ohne Einfühlungsvermögen) gerüttelt werden würde.
      Natürlich ist es etwas anderes, wenn ich mich selbst dazu entscheide ein Tabu in eine Grenze umzuwandeln und an dieser zu arbeiten, allerdings muss das dann von mir kommen.

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      Eine Frage, die sich mir beim Lesen der Antworten stellt: Warum ist Euch das Verständnis für ein Tabu wichtig?

      Mal nicht aus Sub-Sicht, sondern eher generell:
      Es kann sich im Verlauf von Gesprächen ergeben, dass der Grund für ein Tabu klar wird, gerade wenn man sich besser kennenlernt. Aber prinzipiell fände ich es merkwürdig bis grenzwertig, wenn jedes Tabu erklärt werden soll oder hinterfragt wird. Damit meine ich keine Nachfragen, falls etwas unklar ist, das ist etwas anderes. Wenn ich nicht das Bedürfnis habe, darüber zu reden, dann möchte ich, dass das so akzeptiert wird.

      Wenn einer meiner Wünsche ein Tabu seinerseits wäre, würde ich darüber auch nicht diskutieren und da gilt dann für mich tatsächlich gleiches Recht für alle.

      Es mag sein, dass sich im Laufe einer Beziehung ein Tabu zu einer Grenze wandelt und auch diese dann irgendwann fällt, das muss aber von der Person kommen, die das ursprüngliche Tabu gesetzt hat und nicht auf "Druck" oder Wunsch der anderen Seite. So jedenfalls meine Meinung dazu und das ist nicht als Kritik zu anderen Beiträgen gedacht.

      Da sich der Thread hier auf den SM-Bereich bezieht, lasse ich die Tabus mit D/s-Bezug mal außen vor. Da mag es vielleicht etwas anders aussehen, selbst bei mir.
      Don't dream it - be it

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      @Jeanny2023 ich denke es kommt halt auf die Beziehung an. Meinem Herzensmenschen erkläre ich mich sehr gerne, möchte, dass er mich versteht. Nicht nur bei Tabus, sondern bei allem möglichen. Er sieht es genauso. Uns ist offene Kommunikation sehr wichtig, wir wollen zusammen über alles reden können, wollen einander verstehen, wie wir denken, wie wir ticken und warum das so ist. Das heisst nicht, dass wir über ein Tabu diskutieren oder daran rütteln wollen.
      Aber ich rede da jetzt nur von Mir / uns. Das kann jeder so handhaben wie er möchte.

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      Vielleicht sollten wir differenzieren zwischen stabiler Beziehung mit Herzensmenschen und der Phase des Kennenlernens oder ab wann kommen bei Euch Tabus ins "Spiel"? Meiner bescheidenen Meinung und Erfahrung nach ist es schon wichtig, darüber zu Beginn zu reden und da möchte ich nicht unbedingt über alle Hintergründe sprechen.
      Don't dream it - be it

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      NilaRope schrieb:

      Begründet ihr als Bottom eure Tabus?
      grundsätzlich erstmal nicht. Gerade bei einer neuen Beziehung wäre das so zu akzeptieren.......von beiden Seiten -ich würde die Tabus von Dom auch so hinnehmen........!

      NilaRope schrieb:

      Finder ihr Top hat ein Anrecht auf diese Infos?
      Das finde ich schwierig pauschal zu sagen.......ja und Nein

      Manchmal können Erklärungen ja helfen. Handelt es sich um ein gesundheitliches Problem wäre es ja wichtig das der Partner das weiß.......
      Ist es eine schlechte Erfahrung.....könnte ich das mitteilen- sehe mich da aber nicht gezwungen.......das hinge dann vom Vertrauen ab und damit auch von der Länge und Art der Beziehung.

      Manche Tabus erklären sich ja auch von selbst...finde ich wie zum Beispiel: Kein Sex mit Kindern.......Tieren......
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

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      @Jeanny2023

      Tabus ist etwas, was ich schon im ersten Gespräch mit einem potenziellen neuen Spielpartner klären würde. Das ist ja wichtig zu wissen. Wenn bei mir etwas ein Tabu ist, was für ihn aber unverzichtbar ist, passt es ja vielleicht auch einfach nicht.

      Und manchmal ergeben sich ja auch beim Spielen neue Tabus. Da ist dann auch wichtig, das direkt anzusprechen und das auch nicht zu hinterfragen. Wenn jemand merkt, oh, das haben wir neu probiert und das geht gar nicht für mich - dann muss das nicht begründet werden. Es geht halt gar nicht. Das ist Grund genug. Im SM-Bereich gesprochen - wenn eine bestimmte Art Schmerz einfach nicht geht an einer bestimmten Stelle - dann ist das so.

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      Grundsätzlich sollte das jeder so handhaben, wie er das gut findet.

      Ich persönliche sehe es wie @AnaMelSub, dass man sich bei "kurzfristigen" Spielbeziehungen nicht erklären muss und ich würde es auch weder herausfordern, noch vermissen.

      In einer festen Partnerschaft sollte m. E. aber darüber gesprochen werden, damit man den Partner auch besser versteht. Ich finde es auch wichtig zu wissen, denn wenn es z. B. ein Trigger ist, ist es meiner Meinung noch wichtiger, dass man weiter davon weg bleibt, als bei einem "will ich nicht so". Ein "will ich nicht" muss beachtet werden, aber es meist nicht so problematisch, wenn man an die Ränder oder in die Nähe kommt. Ist es ein Trigger kann schon ein in die Nähe kommen zum Absturz führen. Bei einer kurzfristigen Spielbeziehung empfiehlt es sich also m. E. sich weit weg vom Tabu zu halten.

      In einer festen Beziehung kann man auch in Abständen Tabu`s immer mal wieder besprechen, solange das nicht zu einem Bedrängen führt. Tabu`s verschieben sich und nur, wenn man miteinander spricht, erfahren beide davon. Es muss ja auch nicht immer sein, dass Tabu`s verschwinden, es kann ja auch passieren, das neue hinzukommen.
      A spank a day keeps the brat at bay :P

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      Eine offene Kommunikation schafft für mich auch Vertrauen. Und es kommt vor das Sub die eigenen Tabus mit der Zeit hinterfragt, dann ist es sinnvoll zu kommunizieren.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin

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      Ich kann nur aus der Perspektive einer langjährigen Ehe berichten. Und tatsächlich ist es mir unbedingt ein Bedürfnis meine neuralgischen Punkte zu erklären. Ich will darüber sprechen, die Meinung meines Mannes anhören, mich selbst reflektieren und die Dinge hin und wieder kritisch beleuchten. Er kennt eh meine ganze Vergangenheit, er kennt die Last, die ich manchmal rumschleppe und ich kenne auch alle Facetten seiner Persönlichkeit. Angst vor seelischer Entblößung habe ich nie, im Gegenteil. Unser Grundsatz ist es, dass wir einander ehrlich verstehen wollen. Darauf beruht unsere D/s-Kiste zu einem sehr großen Teil. Er darf und muss mir tatsächlich zu jeder Zeit in den Kopf schauen können, mein Herz und mein Seelenleben liegen offen vor ihm. Denn nie muss ich Geringschätzung, ein unbedachtes Rütteln am Tabu oder gar einen "unerlaubten Grenzübertritt" fürchten.
      Würde er meine Erklärungen nicht so gern hören wollen, würde ich sogar schon das Zweifeln anfangen, ob irgendwas nicht stimmt X/ Ich schätze es sehr, wenn wir ins Gespräch kommen, er interessiert meine Gedankengänge hinterfragt, und mich diese schonungslosen (gelegentlich schmerzhaften) Gespräche reifen lassen.

      Streng genommen kann ich eigentlich gar nicht sagen, ich habe DAS EINE GROSSE Tabu. Es gibt Grenzen bei mir, um die er weiß und sie respektiert. Ich bin bei ihm sicher. Alles, was ich mir heute nicht vorstellen kann oder mir nicht zutraue, weiß er längst. Das ist alles ausführlich besprochen. Wünscht er dann morgen die Erweiterung seiner Spielwiese, wird sowas vorab beleuchtet, wir tauschen uns aus, ich lasse mich ziemlich weit auch auf seine Führung ein.
      Grundsätzlich neige ich nicht zum Dramatischen und mein Mann nicht zum Exzentrischen. Das macht es leichter, da wir keine völlig unverdaulichen Brocken aus der Vergangenheit zu bewältigen haben.

      Ich mache mir durchaus auch viele Gedanken um seine Grenzen, seine Hindernisse und wie es um seine Kräfte bestellt ist. Er ist zwar der Dominante in unserer Ehe, aber immer erst mal ein Mensch mit Alltag, Sorgen, Prägung und einer Vergangenheit. Da versuche ich, sensibel einzuschätzen, wie weit er eigentlich gehen kann. Wie viel Verantwortung ist ihm möglich, was tut er vielleicht nur wegen mir / nur für mich, wo zaudert er, und wann ist bei ihm endgültig Schluss mit Lustig. Erst gestern hat er mir in einem Gespräch gesagt: "Diese abschließende Bewertung deines Wunsches ist der Rand der Klippe, an der ich stehe. Weiter kann ich nicht gehen, sonst falle ich." Ich habe erst sehr geweint aus Zorn und Scham ob seiner abschlägigen Antwort, dann habe ich viel nachgedacht, dann war ich dankbar für meinen klugen Mann und letztendlich haben mich seine ehrlichen Worte so viel mehr weiter gebracht als irgendwelche halbherzigen Zugeständnisse.

      Wahrscheinlich können wir das so handhaben, weil wir uns vor allem Anderen lieben. Dom sein und Sub sein ist ein wichtiger Bestandteil unseres gemeinsamen Lebens. Aber meine intimsten Gedanken und meine schlimmsten Ängste offenbare ich ihm, weil er mein Vertrauter und mein Gefährte ist.
      Ich habe kein Geheimnis vor ihm, weil ich einfach auch keines haben will, so kann man das wohl zusammenfassen.
      Du gibst meinem Suchen ein Finden, meiner Liebe schenkst du fruchtbaren Boden, meinen Ungehorsam bezwingst du mit Güte, mein Lachen findet sich wieder in deinen Augen, und meiner Sehnsucht, Herr, gibst du Heimat.

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      Ich merke gerade beim Lesen, dass es für mich (mindestens) zwei Arten von Tabus gibt:
      1.: offensichtliche, gesellschaftliche, selbstverständliche Tabus (Tiere, Kinder, Wehrlose u.ä.)
      1.: persönliche Tabus, die (meist) aufgrund persönlicher Erfahrungen entstanden sind

      Erstere brauchen in meinen Augen keine Erklärung. Sollte mein Gegenüber in diese Richtung Interesse bekunden, wäre das sehr wahrscheinlich ein Grund zur Trennung, damit könnte und wöllte ich nicht.

      Zweitere erkläre ich tatsächlich schon, hauptsächlich, um die Dringlichkeit klar zu machen. Und um ganz deutlich zu machen, dass da nicht dran zu rütteln ist. Würde da auch nur ansatzweise mit gespielt, wäre das für mich - freundlich ausgedrückt - ein NoGo. Ich hätte Angst, würde das jemand nicht ernst genug nehmen (gar nicht böse gemeint, einfach weil ich es nicht deutlich genug rüber gebracht habe) und in die Höhle des Löwen geraten, würde ich nicht nur kurzfristig, sondern sehr langfristig abstürzen und das ist nichts, was ich will.
      Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne, Du bist mir nah! Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne. O, wärst du da! [J. W. v. Goethe]
      Und Trost ist nicht, da du mein Trost gewesen; Und Rat ist nicht, da du mein Rat gewesen; Und Schutz ist nicht, da du mein Schutz gewesen; Und Liebe nicht, da ich um deinetwillen; Die Welt geliebt. [Marie Luise Kaschnitz]

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      Vielfach wird in Foren das Gelesene gar nicht so recht verstanden oder falsch interpretiert und zitiert.

      Tabus und Grenzen sind ja nicht das gleiche.

      Ein Tabu ist etwas das man absolut nicht will. Eine Grenze geht bis zu einem gewissen Punkt, von dem man glaubt, nicht weiter gehen zu können. Beispiel Höhenangst.

      Tabu bei mir: Atemkontrolle, da gerate ich in Panik. Also lässt sie es.

      Eine Grenze war bei mir, mehr als ein paar Stunden in einer Zelle eingesperrt zu werden. Mit viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung meiner Eheherrin kann ich nun über 24 Stunden problemlos in einer Zelle verbringen. Ich kann ihr vollkommen vertrauen. Die Sicherheit ist durch eine Freundin meiner Eheherrin gewährleistet, sie weiss was bei uns läuft und hat einen Wohnungsschlüssel. Tägliche Telefonate.

      Meine anfänglich wenigen Tabus hat sie mit Gesprächen und Ausprobieren nach und nach "beseitigt". Heute bin ich stolz darauf.

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      Nein, ich finde nicht das man das muss.
      Allerdings würde ich es auch ein wenig von der Beziehung abhängig machen und davon, ob ich an dem Tabu irgendwann einmal arbeiten möchte (es also zu einer Grenze abwandeln möchte) oder nicht.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~

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      Grundsätzlich: Natürlich muss niemand seine Tabus begründen. Das gilt immer. Begründungen sind maximal ein netter Bonus. Ein Tabu ist ein Tabu und ist zu respektieren, ob mit oder ohne Begründung. Und grade wenn man sich kennen lernt ist es wohl auch auch ein guter Indikator für die Zukunft, wie das gegenüber ggf. mit unbegründeten Tabus umgeht. Wenn da wer lang rumdiskutieren will, dann ist das schon Alarmstufe gelb.

      Auf der anderen Seite: Je länger man sich kennt, umso mehr hat man miteinander geredet und irgendwann kommen die Begründungen und das Verständnis schon ganz von alleine. Wenn man sich mehrere Jahre kennt und immer noch nicht weiß, warum X jetzt ein Tabu fürs Gegenüber ist, dann ist das mMn ziemlich ungewöhnlich. Und würde mir zu denken geben. Aber nixdestotrotz: Respektieren muss man das trotzdem (siehe oben).
      Sanfte Grüße, John Spartan!