Grenzen erkennen und wahrnehmen

      Grenzen erkennen und wahrnehmen

      Hallo liebes Forum :rolleyes:
      Start in die Woche, und für mich direkt mit einer "Anfänger" Frage, über die ich aber schon lange philosophiere. Hoffe bin in dem Channel hier richtig :D

      Also: woran erkennt ihr wann ihr eine Grenze erreicht, und die Szene beenden müsst/pausieren müsst?

      Das ist ja sehr individuell, und ich Versuche für mich rauszufinden ab welchem Punkt wirklich ein Stopp für mich ist, und ob ich meine Grenzen überhaupt erkenne wenn ich sie erreiche.
      Um dem ganzen vielleicht ein etwas verständlicheren Rahmen zu geben. Sagen wir ihr kommt an einem Punkt an an dem ihr wisst "okay, das ist viel. Aber ich kann das noch" aber in Gedanken habt ihr dann vielleicht schon ein "puuuh, sollte ich hier was sagen? Ist das zuviel?", woran erkennt ihr den Punkt an dem ihr wirklich nicht mehr könnt?

      Ich würde halt diesen leichten Zweifel noch einordnen bei "über mich selber hinauswachsen" und bin am Ende auch stolz darauf mehr geschafft zu haben als ich mir zugetraut habe. Ich habe aber dadurch dass ich mich selber gerne so Herausfordere Angst irgendwann den Punkt zu verpassen an dem es keine Herausforderung mehr ist die ich am Ende bestehe, sondern an dem es wirklich zuviel war.

      Wünsche euch einen schönen Start in die Woche, und würde mich über verschiedene Sichtweisen freuen
      Hm, kennst du den Unterschied zwischen rationalen Gedanken "das will ich, das schaffe ich doch bestimmt..."
      und dem "Bauchgefühl", also den Emotionen, die in dir flüstern und manchmal aufschreien können? Halte dich beim Herantasten an Grenzen am Besten an dem, was deine Gefühle dir signalisieren.

      Leider gibt es da keine allgemeingültige Aussage. Gefühle entziehen sich der Rationalität und sind bei jedem anders, eben individuell. Auch manchmal tagesformabhängig

      Hera schrieb:

      Ich würde hier gerne erstmal fragen ob wir von physischen oder psychischen Grenzen sprechen?
      Ich würde da tatsächlich sagen: sowohl als auch.
      Oder vielleicht eher: das wozu einem hier eine Antwort auffällt.

      Psychische Grenzen habe ich bis jetzt noch keine auch nur im Ansatz erreicht, aber man kann Tipps sie zu erkennen ja gegebenenfalls trotzdem immer gebrauchen.
      Bei dem von mir genannten Beispiel mit dem "wo ist es eine Herausforderung und wo eine Grenze" war es physisch
      Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Genau das habe ich mir auch lange überlegt: wie erkenne ich meine Grenzen? Kann ich es dann auch beenden? Würde vielleicht doch noch mehr gehen? Bin ich danach von mir selber enttäuscht? Ist mein Herr von mir enttäuscht?
      Tatsächlich hat es einiges gebraucht, bis ich zum ersten Mal an dem Punkt war, wo ich wusste: Stop! Bis hierhin und keinen Schritt weiter! … und ich konnte es sagen, das Safewort. Danach war erstmal Erleichterung da. Puh, ich habe es geschafft zu erkennen, dass ich nicht mehr kann und konnte es auch beenden. Yes, ER hat es geschafft, mich an meine Grenze zu bringen. Juhu, wir sind beide nicht enttäuscht. Es hat uns einander näher gebracht. Das Vertrauen, die Intimität und die Liebe verstärkt.
      Inzwischen weiss ich, wann genug ist und auch, dass es völlig in Ordnung ist dann aufzuhören. Manchmal geht mehr, manchmal weniger. Manchmal bestimmt er, dass es für heute reicht. Manchmal muss ich sagen, dass momentan nicht mehr geht. Grenzen sind leider auch tagesform abhängig, ich ertrage sowohl physisch, als auch psychisch nicht immer gleich viel. Natürlich kennt mich mein Herr inzwischen gut, jedoch kann er nicht fühlen, was ich fühle oder spüre. Deswegen ist es in Ordnung, wenn ich es ihm mitteile. Er fragt oft während der Session immer wieder nach der Farbe (Ampelsystem), so weiss er, wo wir uns gerade befinden. Trotzdem ist es auch schon vorgekommen, dass wir von grün innert kurzer Zeit bei rot waren. Anderes Schlaginstrument, andere Körperstelle, der Kreislauf hat schlapp gemacht… man lernt sich selbst und seinen Partner immer besser kennen.
      Abschliessend kann ich für mich sagen: ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl, wenn das mir sagt „jetzt ist genug“ dann ist es so :yes:
      Und das ist völlig in Ordnung.
      Genau! Das Bauchgefühl. Das ist es! Da musst du drauf hören. Grad am Anfang. Auch unsicher sein, ob es grad noch gut ist, ist eben eine Grenze oder wenigstens Grenzgebiet. Das kann eine Danger Zone sein, in der es spannend, aber eben auch nicht 'ungefährlich' ist.

      Du kannst nun mal deine Grenzen nicht an einer Skala ablesen. Da ist gar nichts fix. Heute ist es so und würdest du morgen genau das gleiche Erlebnis wieder haben, du würdest völlig anders empfinden. Vielleicht läge mehr drin, vielleicht wärst du schon viel früher überfordert. Da spielt so viel mit hinein, auch von deinem Partner, deinem Umfeld, dem Wetter, den Hormonen, und, und, und.
      Und das ist eben auch das Spannende. Du bist weder Maschine noch Regelwerk. Und da darfst du deine Erfahrungen machen. Aber auch deine zum jetzigen Zeitpunkt bestehenden No Go's kundtun.

      Schon klar: es gibt den Point of no return. Den wirst du aber selten erleben. Und wenn doch, geht's entweder gut aus (dann biste stolz wie Bolle) oder eben nicht. Und dann bist du eben zu zweit.

      Mein Rat: Sprich mit ihm darüber. Jetzt, vorher. Er soll nicht übervorsichtig sein. Sondern dich auch mal herausfordern. Das Ampelsystem ist sehr gut, wenigstens am Anfang, bis ihr euch 'lesen' könnt. Später braucht es das fast nicht mehr. BDSM ist nicht Hochleistungssport und auch kein Hexenwerk mit sieben Siegeln. Im Grunde ist es wie vieles andere auch simpel, wenn man mal ein wenig drin ist. Und dann kann man sich natürlich spezialisieren und das Ganze bis zur (nie endenden) Perfektion treiben. Ist wie beim Sport: Will ich das? Wollen wir das? Wie weit wollen wir gehen?

      Und noch eins: wenn du mal über die Grenze kommst, vielleicht sogar einen Absturz erlebst - auch gut. Du bist dann weder Verliererin noch Heulsuse. Dann bist du REIFER geworden. Und nach einer kleinen Verschnaufpause wird es dir leichter fallen, deine Grenzen erneut auszuloten.

      Ich wünsche dir Geduld und viel Spass dabei.
      offenes Reden und Bauchgefühl....und zwar auf beiden Seiten...das halte ich für ganz wichtig.

      Auch der Partner hat so ein Bauchgefühl für die Situation..........

      Psychischer Druck- den würde ich immer frühzeitig mitteilen........ich weiß halt sehr genau wieviel ich da aushalte......

      Physisch.......ist das immer anders.....und falls es mal zuviel sein sollte.......dann weiß ich: ich werde aufgefangen.
      Da kommt es dann auch drauf an wieviel "zuviel" es dann war.....und da ist dann wieder das Bauchgefühl dran.......

      Ne Pause ist ja nicht gleich ein Absturz- aber gut um eine Grenze zu erkennen/ zu spüren
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Dieses Thema hat mich auch lange Zeit beschäftigt und anfangs war es für mich auch sehr schwierig meine Grenzen zu erkennen und des öfteren bin ich dann auch unbeabsichtigt über meine Grenzen gekommen. Mein Hirn hat oft etwas anderes gesagt, als mein Bauch und ich war regelrecht davon irritiert, da ich dann erst Recht nicht wusste, ob der Zeitpunkt der Grenze erreicht ist, zumal es wirklich jedes Mal ein anderer Zeitpunkt war, aufgrund von der Tagesform und dem drumherum.
      Mir half dabei mich in diesen Situationen selber besser kennenzulernenund meinem Gefühl zu Vertrauen. Außerdem waren dann da die Gespräche und das Auffangen meines Herrn, denn auch er lernte stetig dazu und schaffte es mich sehr gut zu lesen.
      Hinzu kommt, dass wir anfangs mit dem Ampelsystem gespielt haben und ich lernen musste, dieses auch einzusetzen, was nicht immer leicht war. Im Endeffekt war es bei mir ein Lernprozess, welcher mich jetzt dorthin gebracht hat, wo ich jetzt stehe. :love:
      Aus Sicht des dominanten Parts, habe ich die Erfahrung machen dürfen und müssen, dass es für die Sub spätestens dann ein Stop sein sollte, wenn das eigene Überreden "Das schaffe ich noch,... ich kann das Leisten" mindestens so stark ist wie das Bauchgefühl, dass das Gegenteil anzeigt.
      Ich denke, es ist besser einmal zu früh dem Bauch nachzugeben, als zu spät.
      Im ersten Fall ist es maximal ein zu frühes und für dem Moment vielleicht frustrierendes Ende, im zweiten Fall kann es zu Beeinträchtigungen des allgemeinen Wohlbefindens und Vertrauens "in sich selbst" führen.
      Als Dom kann ich jedenfalls besser mit einem Abbruch und Wiederholung zu einem späteren Zeitpunkt umgehen, als wenn ich immer über ein Minenfeld jongliere, weil ich nicht sicher sein kann, ob ich eine Grenze überschreite, von der ich nichts weiß.
      Gerade für den Anfang kann ich dir auch das Ampelsystem ans Herz legen. Das hilft sehr dabei, sich selbst und den anderen besser kennenzulernen. Auch aus der aktiven Position heraus gesehen ist es super hilfreich. Und es veranschaulicht sozusagen die Gefühle.
      Wenn du das Gefühl hast, es ist zu viel, dann ist es das auch. Egal welche innere Stimme dann noch meint, du müsstest doch mehr aushalten. Letzte Woche ging es doch auch. Das ist aber nun mal extrem tagesformabhängig. Deswegen ist das Bauchgefühl sozusagen der einzige sichere Anhalt.

      Und ja, man kann von Grün leider auch mal sehr schnell bei Rot sein. Wichtig ist, ganz offen damit zu sein und sich nicht zurückzuhalten.
      Eigentlich ist es in fast jeder Situation im Leben so, erst recht aber in einer Session, beim Ausloten von Grenzen: Wir haben nichts außer unser Bauchgefühl, unsere Intuition, um Entscheidungen gut zu treffen.

      Bei allen wichtigen Entscheidungen geht es nicht nur um Rationalität, sondern immer um eine Abwägung verschiedener, manchmal sehr vieler Aspekte.

      Genau dafür haben wir das Bauchgefühl: Es ist die in uns geronnene Erfahrung, die uns Entscheidungen in Sekundenbruchteilen Fällen lässt, bei der wir auf der rein rationalen Ebene erstmal monatelange wissenschaftliche Erhebungen machen müssten.

      Meine Erfahrung ist, es gibt keinen besseren Ratgeber. Man kann sich auf sein Bauchgefühl wirklich verlassen.

      Natürlich können auch dann Fehler passieren, vielleicht einfach, weil dem Bauchgefühl noch eine Erfahrung fehlt. Aber gerade in einer Session, in der unsere Gefühle tanzen, gibt es für mich keine Alternative.

      CuriousSub schrieb:

      Ich habe aber dadurch dass ich mich selber gerne so Herausfordere Angst irgendwann den Punkt zu verpassen an dem es keine Herausforderung mehr ist die ich am Ende bestehe, sondern an dem es wirklich zuviel war.
      Ein kleiner Gedanke, der mir zu o.g. Zitat einfiel:

      Es kann auch ein gutes Ziel sein, irgendwann bei sich selbst anzukommen statt jedesmal eine Herausforderung zu suchen. Denn eine Steigerung wird nicht unbegrenzt möglich sein.
      Das Ampelsystem kann durchaus hilfreich sein. Denn vor dem Rot kommt immer das Gelb. Wenn du das Gelb fühlst, dann wird es Zeit, Rückmeldung zu geben.

      Allerdings, es wurde schon gesagt: Die Ampel schaltet nicht jeden Tag gleich und auch nicht in einer bestimmten Situation immer gleich. Aber sie schaltet!

      Für mich ist auch die Aktion und das Verhalten von Dommi ganz wichtig. Wenn ich merke, dass Dommi es "ernst" meint, Lust hat auf die etwas härtere Tour, dann schaltet die Ampel später, bleibt länger auf grün, dann halte ich mehr aus, Dommi zuliebe.

      Das gilt eigentlich für körperliche Aktionen, also Schmerzen, genauso wie für psychische, also z.B. Erniedrigung. Aber das ist nicht dieselbe Ampel.