Vorbemerkung: Ich möchte mit der Überschrift monogam lebende Menschen ausdrücklich nicht angreifen. Ich hab selbst jahrzehntelang monogam gelebt. Allerdings auch immer mit dem Gefühl, dass an diesem Konzept etwas nicht stimmt.
Ich bin ein Freund klarer Worte. Ich bringe die Dinge gerne auf den Punkt. Das mag manchen zu undifferenziert erscheinen, hilft aber bei einer stringenten Argumentation, beim Verdeutlichen des eigentlich Wichtigen. Ich würde mich freuen, wenn meine Argumentation dem ein oder anderen monogam lebenden Menschen helfen würde, das eigene Unwohlsein mit der Lebenssituation besser zu verstehen. Ich freue mich auf eine sachliche Diskussion ohne gegenseitige Angriffe.
Die Auseinandersetzung mit Monogamie ist nun eigentlich kein ausgesprochenes BDSM-Thema. Ich habe hier allerdings schon so viele Threads gelesen, in denen es um die mögliche Abkehr von der reinen Monogamie ging ( z.B. um eine BDSM-Spielbeziehung zu ermöglichen), dass ich denke, das Thema sollte hier einen Platz finden.
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Eine Headline aus dem Tagesspiegel: "Warum fällt uns Treue so schwer? 'Wer einmal fremdgeht, ist nicht direkt ein schlechter Mensch.'" Sie illustriert wie in einem Brennglas, was alles schiefläuft bei der Betrachtung von Lebensmodellen.
Treue. Ein extrem mit Moral aufgeladener Begriff. Ein Wert, der - scheinbar - nicht hinterfragbar ist. Diese Aufladung hat eine klare Aufgabe. Sie soll dabei helfen, dass monogam lebende Menschen einen Konstruktionsfehler des Konzeptes übersehen: Monogamie beschränkt Freiheit. Und dagegen begehrt Mensch ganz automatisch auf. ("Treue fällt so schwer.")
Konstitutiv für Monogamie ist das gegenseitige Versprechen "ich beschränke meine Freiheit." Motivation dafür ist Verlustangst. Das Versprechen des anderen besänftigt diese. Auf Kosten der eigenen Freiheit.
Und damit ist der Kern des Scheiterns der monogamen Beziehung schon angelegt. (Was dann bei den meisten zu serieller Monogamie führt. Ausnahmen bestätigen die Regel. )
Genau dieser Webfehler der Monogamie führt zu den Partner verletzenden Handlungen. Betrügen, Fremdgehen sind Ausdruck des Freiheitsbegehrens.
Mensch hat ein Bedürfnis in Bezug auf einen anderen Menschen außerhalb der Beziehung. Da gibt es aber dieses gegenseitige Versprechen. Und eben und vor allem die Verlustangst. Und deshalb fängt Mensch an, zu lügen und zu verschweigen. Und bricht Vertrauen. Verletzt. Und ist mit sich selbst nicht mehr im Reinen. Wird Mensch erwischt, wird er in schlechtesten Fall zum Paria, zum "schlechten Menschen", wird verachtet, diffamiert, ausgeschlossen.
Wie kann es anders gehen? Zentral in dem ganzen Konstrukt der Monogamie ist die Verlustangst. Ohne sie braucht es das gegenseitige Versprechen nicht. Die überbordende Romantik in Verbindung mit Monogamie hat vor allem die Aufgabe, von diesem zentralen Motiv abzulenken.
Wie kann man also auf dieses scheitern müssende Versprechen verzichten? In dem man sich mit der Verlustangst beschäftigt. Das geht aber nur, wenn man darüber offen spricht. Und sie sich zuvor erstmal selbst eingesteht. Eingesteht, ohne sie hinter Äußerungen wie "Ich will einfach nicht teilen" zu verstecken.
Ein Hindernis dafür ist der zumeist die Verlustangst überdeckende Begriff der Eifersucht. Eifersucht ist ein sehr negativ konnotierter Begriff. Niemand mag eifersüchtige Menschen. Man mag sich auch selbst nicht, wenn man eifersüchtig ist.
Wenn man aber merkt, dass die Eifersucht eigentlich Ausdruck von Angst vor Verlust des begehrten Menschen ist, hat man die Chance, mit sich selbst gnädiger umzugehen. Und es fällt leichter, über diese Gefühle zu sprechen. Auch dem Partnermenschen fällt es leichter zu verstehen. Ein solches Gespräch hat die Chance, dass die Verlustangst und die Eifersucht komplett verschwindet. Und zwar gerade dann, wenn man ohne Tabus über die Dinge spricht, die der andere mit anderen Menschen z.B sexuell tut.
Selbst in offenen Beziehungen gibt es die Einstellung, davon gar nichts wissen zu wollen. Dabei schafft Transparenz auch in diesen Dingen tiefes Vertrauen. Denn wenn ich weiß, dass mein Partnermensch keine Geheimnisse vor mir hat, kann ich vertrauen. Und dieses Vertrauen lässt Verlustängste einfach verschwinden. Das ist keine Theorie. Ich habe.es selbst so erlebt, zu meinem eigenen und sehr großen Erstaunen.
Der Monogamie abgeschworen zu haben und offen und vielleicht poly zu leben, heißt übrigens nicht automatisch, nun permanent durch verschiedene Betten zu hüpfen.
Wichtig ist vor allem, die Freiheit zu haben es zu tun, wenn man es möchte. Verrückterweise eröffnet das für die Beziehung und das sexuelle Erleben eine Tiefe, die wirklich außergewöhnlich ist.
Ich bin ein Freund klarer Worte. Ich bringe die Dinge gerne auf den Punkt. Das mag manchen zu undifferenziert erscheinen, hilft aber bei einer stringenten Argumentation, beim Verdeutlichen des eigentlich Wichtigen. Ich würde mich freuen, wenn meine Argumentation dem ein oder anderen monogam lebenden Menschen helfen würde, das eigene Unwohlsein mit der Lebenssituation besser zu verstehen. Ich freue mich auf eine sachliche Diskussion ohne gegenseitige Angriffe.
Die Auseinandersetzung mit Monogamie ist nun eigentlich kein ausgesprochenes BDSM-Thema. Ich habe hier allerdings schon so viele Threads gelesen, in denen es um die mögliche Abkehr von der reinen Monogamie ging ( z.B. um eine BDSM-Spielbeziehung zu ermöglichen), dass ich denke, das Thema sollte hier einen Platz finden.
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Eine Headline aus dem Tagesspiegel: "Warum fällt uns Treue so schwer? 'Wer einmal fremdgeht, ist nicht direkt ein schlechter Mensch.'" Sie illustriert wie in einem Brennglas, was alles schiefläuft bei der Betrachtung von Lebensmodellen.
Treue. Ein extrem mit Moral aufgeladener Begriff. Ein Wert, der - scheinbar - nicht hinterfragbar ist. Diese Aufladung hat eine klare Aufgabe. Sie soll dabei helfen, dass monogam lebende Menschen einen Konstruktionsfehler des Konzeptes übersehen: Monogamie beschränkt Freiheit. Und dagegen begehrt Mensch ganz automatisch auf. ("Treue fällt so schwer.")
Konstitutiv für Monogamie ist das gegenseitige Versprechen "ich beschränke meine Freiheit." Motivation dafür ist Verlustangst. Das Versprechen des anderen besänftigt diese. Auf Kosten der eigenen Freiheit.
Und damit ist der Kern des Scheiterns der monogamen Beziehung schon angelegt. (Was dann bei den meisten zu serieller Monogamie führt. Ausnahmen bestätigen die Regel. )
Genau dieser Webfehler der Monogamie führt zu den Partner verletzenden Handlungen. Betrügen, Fremdgehen sind Ausdruck des Freiheitsbegehrens.
Mensch hat ein Bedürfnis in Bezug auf einen anderen Menschen außerhalb der Beziehung. Da gibt es aber dieses gegenseitige Versprechen. Und eben und vor allem die Verlustangst. Und deshalb fängt Mensch an, zu lügen und zu verschweigen. Und bricht Vertrauen. Verletzt. Und ist mit sich selbst nicht mehr im Reinen. Wird Mensch erwischt, wird er in schlechtesten Fall zum Paria, zum "schlechten Menschen", wird verachtet, diffamiert, ausgeschlossen.
Wie kann es anders gehen? Zentral in dem ganzen Konstrukt der Monogamie ist die Verlustangst. Ohne sie braucht es das gegenseitige Versprechen nicht. Die überbordende Romantik in Verbindung mit Monogamie hat vor allem die Aufgabe, von diesem zentralen Motiv abzulenken.
Wie kann man also auf dieses scheitern müssende Versprechen verzichten? In dem man sich mit der Verlustangst beschäftigt. Das geht aber nur, wenn man darüber offen spricht. Und sie sich zuvor erstmal selbst eingesteht. Eingesteht, ohne sie hinter Äußerungen wie "Ich will einfach nicht teilen" zu verstecken.
Ein Hindernis dafür ist der zumeist die Verlustangst überdeckende Begriff der Eifersucht. Eifersucht ist ein sehr negativ konnotierter Begriff. Niemand mag eifersüchtige Menschen. Man mag sich auch selbst nicht, wenn man eifersüchtig ist.
Wenn man aber merkt, dass die Eifersucht eigentlich Ausdruck von Angst vor Verlust des begehrten Menschen ist, hat man die Chance, mit sich selbst gnädiger umzugehen. Und es fällt leichter, über diese Gefühle zu sprechen. Auch dem Partnermenschen fällt es leichter zu verstehen. Ein solches Gespräch hat die Chance, dass die Verlustangst und die Eifersucht komplett verschwindet. Und zwar gerade dann, wenn man ohne Tabus über die Dinge spricht, die der andere mit anderen Menschen z.B sexuell tut.
Selbst in offenen Beziehungen gibt es die Einstellung, davon gar nichts wissen zu wollen. Dabei schafft Transparenz auch in diesen Dingen tiefes Vertrauen. Denn wenn ich weiß, dass mein Partnermensch keine Geheimnisse vor mir hat, kann ich vertrauen. Und dieses Vertrauen lässt Verlustängste einfach verschwinden. Das ist keine Theorie. Ich habe.es selbst so erlebt, zu meinem eigenen und sehr großen Erstaunen.
Der Monogamie abgeschworen zu haben und offen und vielleicht poly zu leben, heißt übrigens nicht automatisch, nun permanent durch verschiedene Betten zu hüpfen.
Wichtig ist vor allem, die Freiheit zu haben es zu tun, wenn man es möchte. Verrückterweise eröffnet das für die Beziehung und das sexuelle Erleben eine Tiefe, die wirklich außergewöhnlich ist.