Die Mängel der Monogamie

      @Katharina Mir kommt es so vor, dass du meinen Eingangstext zumindest nicht vollständig gelesen hast. Ich beschreibe darin u.a. meinen persönlichen Weg vom jahrzehntelangem Leben in der Monogamie, mein Unwohlsein damit, meine Reflektion darüber, und schließlich meine Erfahrung im Umgang mit Eifersucht bzw. Verlustangst, v.a. meine Erfahrung wie sich Verlustangst aufgelöst und tiefes Vertrauen hergestellt hat. Für mich persönlich war das eine der tiefgehendsten und erstaunlichsten Erfahrungen meines nun schon relativ langen Lebens. Und damit natürlich eine Weiterentwicklung, die mich enorm gestärkt hat. Diese Weiterentwicklung war die eigentliche Motivation, diesen Text zu schreiben.

      Niemand muss sich für diesen Text, für meine Gedanken interessieren. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es einige gibt, die vielleicht mit dem einen oder anderen Aspekt etwas anfangen können.

      Wenn du an diesem Punkt keine Notwendigkeit der Weiterentwicklung für dich siehst: kein Problem. Deine Entscheidung.

      Wenn du aber meinst, dass Betrug und Fremdgehen nichts mit der Beziehungsform zu tun hat, sondern nur mit der Persönlichkeit des Betreffenden, so ignorierst du in meinen Augen Zusammenhänge, die auf der Hand liegen.

      Regardo schrieb:

      Glaub mir, ich bin mir der Bedeutung jedes der von mir geschriebenen Wörter sehr bewusst.
      Und, ich sag es nochmal, nein, ich will niemanden, der monogam lebt, abwerten. Ich spreche von den Mängeln der Monogamie, nicht von den Mängeln der Menschen, die monogam leben. Das ist für mich ein riesengroßer Unterschied. Leider gehst du auf keines meiner Argumente ein, so läßt sich dann leider auch keine Diskussion führen.
      Das ist überaus bedauerlich, da ich erklärt habe, was an der Wortwahl das Problem ist. Damit stehe ich offensichtlich nicht alleine da.

      Von welchen "Argumenten" sprichst du? Ich sehe keine, nur eine lange Zusammenstellung persönlicher, meist negativ wertender Ansichten, die teils auf falschen Annahmen beruhen und fast durchgehend als allgemeingültig hingestellt werden. Was, wie und vor allem mit welchem Ziel soll man denn deiner Ansicht nach diskutieren?

      :popcorn:
      I'm just too old to grow up now.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Power is nothing without control.

      Bedenke den Spaß...
      Es handelt sich hier immer noch um einen Blogbeitrag und nicht um eine Diskussion „Monogamie versus Polyamorie“.
      Es darf doch jeder seinen „Weg“ gehen.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Jeder soll seinen eigenen Weg finden und gehen. Solange die Beteiligten den selben Weg gehen, ist alles ok. Schwierig wird es, wenn einer diesen Weg verlässt, ohne den anderen zu informieren. Meine Erfahrung ist, dass gefühlt 90 Prozent der Männer, die mich online angeschrieben haben, verheiratet oder in einer Beziehung waren und die Frauen nicht Bescheid wussten. Deswegen denke ich, dass das Prinzip der monogamen Beziehung nicht für jeden auf Dauer funktioniert, aber viele nicht ehrlich darüber sprechen (können). Deswegen muss man es aber nicht grundsätzlich in Frage stellen.
      Those who don´t jump will never fly.

      Regardo schrieb:

      Wenn du aber meinst, dass Betrug und Fremdgehen nichts mit der Beziehungsform zu tun hat, sondern nur mit der Persönlichkeit des Betreffenden, so ignorierst du in meinen Augen Zusammenhänge, die auf der Hand liegen.
      Ich hatte es gelesen. Ich hatte allerdings nicht gesehen, dass das hier im Blogbereich steht - ich gehe immer über neue Beiträge rein, da gucke ich nur aufs Thema und nicht unbedingt auf den Bereich, wo er steht. Somit stellt sich das tatsächlich etwas anders dar.
      Und ich möchte dir deinen Weg gar nicht absprechen, soll jeder so leben wie es ihn glücklich macht!
      (Solang er keinem dabei schadet usw., wissen wir ja).

      Ich möchte aber noch mal auf das Zitierte eingehen. Ich finde schon, dass Verhalten aus der Persönlichkeit kommt.
      Wenn man merkt, dass man sich in seiner Beziehung mit zwei/drei/vier Partnern nicht mehr wohlfühlt, weil einem etwas fehlt das man sich außerhalb suchen will - oder auch wenn man gar nicht so genau weiß, WAS einem denn fehlt. Dann redet man da mit dem/n Partner/n drüber. Und zwar BEVOR man sich anderweitig auslebt.
      Wenn man das nicht macht, obwohl man genau weiß, dass es anders abgesprochen ist, dann ist das unehrlich. Und das liegt dann an der eigenen Entscheidung. Also an der Person, nicht an der Beziehungsform.

      Aber ich mag dir das jetzt hier nicht weiter plattquasseln - wenns ein Blog ist, muss ich ja nicht mehr reinlesen :)
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      Regardo schrieb:

      Konstitutiv für Monogamie ist das gegenseitige Versprechen "ich beschränke meine Freiheit."

      Für mich bedeutet Freiheit, dass ich das tun kann, wofür ich mich bewusst entscheide.
      Moral, Ethik, gesellschaftliche Normen stehen erstmal auf einem anderen Blatt.

      Beispielsweise könnte ich mich bewusst dazu entscheiden, gelegentlich zu rauchen, obwohl mir die gesundheitlichen Nachteile bekannt sind.
      Oder ich entscheide mich bewusst, dass nicht zu tun.
      Letzteres wäre für mich dann keine Unterdrückung, sondern ein selbstgewählter Verzicht, der auch in anderen Lebensbereichen wohltuend sein kann.

      Eine verbindlichen Zweier-Beziehung ist in meiner Erfahrung eine wunderbare Möglichkeit, die Tiefen menschlicher Verbindung und Existent bis auf den Grund auszukosten. Mit allen schönen und schwierigen Situationen.

      Ich empfinde das als ungeheurer Bereicherung und nicht als Mangel.
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -
      Ja, inzwischen gibt es auch Lebensstile, für die man sich bewusst entscheiden kann, wie DD/CDD als Patriarchat mit kontrollierter Partnerschaft oder FLR, mit eigenem Recht der Partnerin auf sexuelle Freiheit, bis hin zur sexuellen Abstinenz...
      Ich sehe hier nur die festgeschriebene Moral der Gesellschaft als Grenze, und bin mal gespannt wie lange es dauert bis auch die arabische Lebensform mit einer Nebenfrau zu einer anerkannten Dreierbeziehung wird...
      @Norbert ich denke, dazu ist die Gesellschaft nicht frei genug. Alleine schon eine DD Lebensweise passt nicht ins „emanzipierte“ Frauenbild. Ich bin Hausfrau, Gründe gibt es mehrere, die will ich jetzt nicht breittreten. Ich kann garnicht aufzählen, wie oft ich dafür schon angefeindet wurde oder in die Schublade faul und doof gesteckt wurde.
      Ist vielleicht ein bisschen OT. Was die „Leute“ nicht kennen, wird verurteilt.
      Auch Polyamorie kennen sie nicht wirklich, für die ist es einfach Zügellosigkeit und Untreue um es mal milde auszudrücken. Aber mich kümmert nicht mehr, was andere denken, denn es geht nur die Beteiligten etwas an.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      Es gibt ja nun mehrere Motivationen, um monogam zu leben, oder eben auch nicht.

      Verurteilen bzw als mangelhaft betiteln würde ich keines von beiden.

      Was ich verurteile, ist mangelnde Ehrlichkeit. Auch die gibt es in beiden Beziehungsformen, dennoch bleibt das Fremdgehen innerhalb einer eigentlich monogamen Beziehung stets präsenter in den Köpfen der Menschen.

      Ich gehe auch so weit zu behaupten, daß es in ziemlich vielen Beziehungen, die auf Grund dieser Unehrlichkeit zerbrochen sind, Chancen und Wege gegeben hätte gemeinsame Wege zu finden. Oft ist es aber so, das sich nicht getraut wird ehrlich zu sein oder angenommen wird, das der Partner ohnehin nicht zustimmen würde, andere Wege in der Beziehung zu gehen.

      Und unter diesem Deckmantel als Entschuldigung für falsches Verhalten wird dann gerechtfertigt wieso man handelt, wie man nunmal handelt. Und dem Partner die Möglichkeit genommen selbst Entscheidungen zur Beziehung zu treffen.

      Kommt es dann doch raus, ist die Verwunderung groß, das der hintergangene Partner nicht verzeihen möchte. Es werden Gründe und Ausreden gesucht, die Lüge zu rechtfertigen.

      Eine gesunde Partnerschaft basiert auf Offenheit und Ehrlichkeit, egal ob nun monogam oder polyamor.

      Ich würde also sagen, das nicht die monogamie Mängel aufweist. Für viele Menschen ist das, ganz frei entschieden, der richtige Weg.

      Die Ehrlichkeit der Menschen mit sich selbst und ihren Partnern weist allerdings nicht unhäufig große Mängel auf.
      "Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein, in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt..."
      Der Kleine Prinz ~ Antoine de Saint-Exupéry ~
      Ich hab gestern wieder mal die Ärzte gehört- Männer und Frauen. Da ist viel drin.

      Ich denke mir in meiner Naivität: in anderen Kulturen gehts auch.

      Arbeit , Beziehungsarbeit ist alles.

      Wenn Monogamie für jmd einen Mangel hat, sollte er darüber reden können. Meist aber versteht es der Partner nicht. Es steht Verlust für beide an. In den verkrusteten Strukturen schwierig
      Hallo in die Runde,
      bitte bedenkt, das Männer und Frauen aus ihren biologischen "Aufgaben" hormonell ganz unterschiedlich geprägt sind. Eine junge Mutter ist sehr auf den Partner angewiesen.
      Alter, persönliche Erfahrungen, Erziehung, Lebensphase haben zudem einen großen Einfluss.
      Eifersucht, Verlustangst, Treue, Treueverlangen folgen daraus.

      Zudem gibt es viel Varianz.
      Es mag schon richtig sein, das statistisch Männer besser Auto fahren als Frauen (auch durch mehr Übung), trotzdem gibt es massenhaft Frauen, die besser Auto fahren als ich.

      Schwule, Lesben, Sadisten, Masuchisten, Polyamore, D/Sler, FLR, ... hat es immer gegeben.
      Sie hatten es (und haben es in vielen Teilen der Welt immer noch) sehr schwer.
      Wenn man 100 Flirts bis zum Aufbau einer Vertrauensebene, das man solche Themen ansprechen kann, braucht um die 3 Kinky Personen zu finden ist das sehr mühsam. Und dann soll noch der Kink passen.

      Toleranz vs Sendungsbewustsein ist sehr unterschiedlich besetzt.
      Persönlich und zum Teil staatlich verordnet.

      Neu ist, das man (bei uns) offen denken, darüber reden (zumindest hier) und auch dezent andere Lebensstiele leben kann. Und resultierend daraus, das die Kink-Partnersuche erheblich erleichtert wird.

      Der TE darf es jetzt Monogamie als Mangel empfinden, offen darüber reden und hat gute Chancen anders leben zu können. Menschen z.B. mit Polyamorer Neigung vor 200 Jahren empfanden es auch als Mangel aber konnten das nicht.

      Die biologischen und weiteren Voraussetzungen ändert das nicht.
      Verlustängste mit allen ihren Gründen und Konsequenzen verschwinden nicht wenn man "nur" darüber redet. Das Geschlecht, die Hormone und die Lebensphase ändert sich daraus ja nicht.

      Von daher wird für einige (wenige) Männer und auch Paare, die Aussage richtig und der Weg gangbar sein. Für die meisten (rein statistisch) jedoch nicht. Und diese empfinden Monogamie auch nicht als Mangel.

      Freuen wir uns, das wir in einer (so) toleranten Gesellschaft leben, in der wir so etwas straffrei diskutieren können. Verteidigen wir sie.

      Gruß
      Harald
      ... ich liebe diese Smileys..... :yes: :) :) :) :D
      @Tininow Ich denke, eines der zentralen Probleme der Monogamie ist, dass dieses Treueversprechen für den Rest des Lebens, also für einen u.U. sehr langen Zukunftszeitraum gegeben wird: "Bis dass der Tod uns scheidet". Im besten Willen, deshalb wirklich nicht zu verurteilen. Aber ohne dabei zu beachten, dass uns in dieser langen und unbekannten Zukunft permanente Veränderung blüht. Leben ist nichts statisches. Das verunsichert uns. Wir brauchen Sicherheiten. Oder meinen zumindest, sie zu brauchen. Und ich denke, dieses Treueversprechen ist ein Versuch, Sicherheit zu schaffen. Wie gesagt, wirklich nicht zu verurteilen. Aber aus meiner Sicht ein mit einer großen Wahrscheinlichkeit scheiternder Versuch, wie ja auch die Scheidungsstatistiken zeigen. Es gibt natürlich auch individuelle Faktoren, die zu Lug und Betrug führen. Aber es hilft nicht, davor die Augen zu verschließen, dass es "konstruktionsbedingte" Ursachen gibt, die zu diesem Problem führen.
      @Regardo ich denke hier sollte unterschieden werden...
      Treuversprechen bis das der Tod scheidet > würde ich nicht mit Monogamie gleich setzen, sondern eher mit "du kannst dich auf mich verlassen" oder "ich stehe zu dir".

      Und diese Aussagen haben für mich rein gar nichts mit einem Monogamie-Versprechen zu tun.
      Diese Unterscheidung kommt mir hier etwas zu kurz.
      Wenn man sich denn dann die Treue versprochen hat, kann man gerne in der Folge ein Lebensmodell wählen... monogam oder polygam... solange ALLE Partner damit konform gehen, kann ich keinen Mangel erkennen.
      Ich frage mich gerade, was an so einem "Treuerversprechen" (wobei wir uns das nicht gegeben haben, es ist einfach selbstverständlich für uns) so falsch ist. Wo ist der Mangel in einer monogamen Beziehung? Ich kann Gott Lob bei uns keinen entdecken und bin sehr gerne Monogam, wir zwingen uns auch nicht dazu, daher waren durchaus auch andere Möglichkeiten offen, aber wir wollen es sein und das nun schon 18 Jahre, also auch schon länger erprobt und mittlerweile auch ohne rosarote Brille. Und... es fällt auch nicht schwer! Sollte sich das ändern liegt es wohl nicht an der Monogamie ansich, sondern wohl eher an Differenzen in der Beziehung, die man gerade führt. Evtl fehlt etwas, man sucht etwas anderes, Neigungen entstehen und entwickeln sich anders als zu Beginn. Aber muss ich deshalb polyamor leben? Das ist ja dann quasi der Weg unterschiedliche Partner, für unterschiedlich Bedürfnisse ,klingt durchaus recht praktisch... mir ist es da aber doch lieber an meiner Beziehung zu arbeiten um eben unterschiedliche Bedürfnisse mit eben diesen einen Partner zu teilen , zu erleben und gemeinsam zu wachsen. Auch Höhen und Tiefen zu durchleben gehört definitiv dazu, da spreche ich durchaus auch aus Erfahrung. Ich kann mit trotzdem, oder gerade deshalb, keine andere Beziehungsform vorstellen und ich will auch keine andere führen, dabei ist es mir egal, was die Gesellschaft sagt oder was die Kirche meint. Es ist meine freie Entscheidung die ich für mich getroffen habe. Nein wir haben sie für uns getroffen, jeder für sich und wir sind Glücklich und zufrieden damit.
      DU selbst schuldest Deinen Träumen noch ein Happy End.

      Regardo schrieb:

      Wichtig ist vor allem, die Freiheit zu haben es zu tun, wenn man es möchte. Verrückterweise eröffnet das für die Beziehung und das sexuelle Erleben eine Tiefe, die wirklich außergewöhnlich ist.
      Ich würde gern mal in den Raum stellen, dass dein positives Erleben vielleicht nicht direkt mit Monogamie/Polyamorie zu tun hat. Sondern damit, dass deine Partnerperson dir offensichtlich gestattet, so zu sein, wie du bist. Dass du ganz du selbst sein kannst und so gesehen und geliebt wirst. Und auch die Erfahrung zu machen, einen anderen Menschen so tief zu kennen.

      Ähnlich positive Erfahrungen macht man sicher, wenn man sich als Paar anderen Bedürfnissen/Fantasien öffnet, die man sich lange nicht getraut hat, auszusprechen.

      Ich denke, dass es Sinn macht, sich über verschiedene Beziehungsmodelle Gedanken zu machen und mal aus der persönlichen Komfortzone und den vorgelebten Mustern herauszutreten. Am Ende darf jede Beziehung so individuell sein, wie die Menschen, die sie leben und gestalten.

      Ich glaube in Mehrpartner-Modellen kann es genau die gleichen Probleme geben, wie in Einpartner-Modellen. Die andere Person nicht in alle die Beziehung betreffenden Themen einzubeziehen, nicht ganz ehrlich mit sich und seinem Gegenüber zu sein, den anderen nicht im Blick haben, eine mein-Bedürfnis-geht-vor-Mentalität.

      Ich bin glücklich in monogamen Beziehungen gewesen und hatte kein Befürfnis nach Intimität mit anderen Menschen. Ich bin unglücklich in monogamen Beziehungen gewesen und habe Intimität mit meinen jeweiligen Partnern vermisst. In diesen Phasen kamen Gedanken auf, dass ein anderer Mensch meine Bedürfnisse vielleicht eher im Blick hätte, wer weiß. Aber das hätte eine Öffnung der Beziehung aus einem Mangel in der Beziehung heraus bedeutet - und der Mangel war nicht die Monogamie, sondern die Abnahme von Intimität und Zuneigung.

      Ein Poly-Arrangement hätte vielleicht Erwartungsdruck regulieren und damit eine positive Entwicklung herbeiführen können, das möchte ich nicht in Abrede stellen. Aber ich habe die Gefahr gesehen, dass es nur ein Pflaster auf die Beziehungswunde gewesen wäre und ich mich in so einer Konstellation emotional vom aktuellen Partner abgewendet hätte.

      Ich würde eine Poly-Beziehung in Erwägung ziehen, aber ich mag tiefe Beziehungen und a) treffe ich jetzt nicht sooo viele Menschen, mit denen ich auf eine tiefe Ebene komme und b) habe ich tatsächlich den Eindruck, dass viele Menschen in Mehrpartner-Modellen emotional etwas anderes suchen als ich: Freiheit und eine gewisse Unverbindlichkeit. Schon ein Gefühl von Nähe, aber lieber nicht zu viel emotionale Tiefe und lieber keine Versprechen, füreinander da zu sein. Das verstehe ich allerdings auch nicht unter Polyamorie.
      Ich liebe auch meine Freunde. Von daher wäre eine Beziehung mit mir zwar sexuell exklusiv, wenn gewünscht, aber vielleicht trotzdem polyamor :pardon: Und ich möchte den Menschen, mit denen ich die größtmögliche körperliche Nähe teile, eben auch emotional nah sein. In Einzelfällen muss das keine Beziehung sein. Aber mindestens eine ich-bin-für-dich-da-wenn-du-mich-brauchst-Freundschaft.

      Regardo schrieb:

      Aber aus meiner Sicht ein mit einer großen Wahrscheinlichkeit scheiternder Versuch, wie ja auch die Scheidungsstatistiken zeigen. Es gibt natürlich auch individuelle Faktoren, die zu Lug und Betrug führen. Aber es hilft nicht, davor die Augen zu verschließen, dass es "konstruktionsbedingte" Ursachen gibt, die zu diesem Problem führen.
      Ich stelle fest, dass du seit dem Eingangspost immerhin schon von "scheitern müssend" zu "aus deiner Sicht mit großer Wahrscheinlichkeit scheiternd" umformulierst. Das ist zwar nach den mir vorliegenden Zahlen immer noch schlicht falsch (Quelle (nicht von der URL verwirren lassen, die Zahlen gehen bis 2023): de.statista.com/statistik/daten/studie/76211/umfrage/scheidungsquote-von-1960-bis-2008/), somit gilt wohl eher "in der überwiegenden Zahl der Fälle funktioniert es", aber damit kann ich leben. Da allerdings in offiziellen Statistiken kein Grund für eine Scheidung genannt ist, kannst du auch nicht ernsthaft behaupten, dass das an der Monogamie liegt. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, sich scheiden zu lassen, Fremdgehen ist nur einer davon (und muss nicht mal zwangsläufig dazu führen)! Es soll sogar Fälle geben, wo man sich einvernehmlich getrennt hat... ich würde das dann auf keinen Fall mit dem wertenden "Scheitern" abqualifizieren wollen. Was nicht (mehr) passt... passt eben manchmal einfach nicht (mehr) .

      Im Übrigen finde ich die thematische Verengung auf Ehen auch nicht zielführend, denn es gibt jede Menge monogamer Beziehungen, die keinen Eheschein haben/brauchen/wollen, und die deswegen weder besser noch schlechter funktionieren. Dazu kann es aber natürlich keine offiziellen Zahlen geben.

      Auch wir haben übrigens nicht kirchlich geheiratet, also nix mit "bis dass der Tod euch scheidet" :S . Ein fürchterliches Klischee wie ich finde.

      Nicht unkommentiert stehenlassen werde ich den letzten Teil. Denn das ist immer noch falsch und leider auch tendenziös, da es potenziell unterstellt, dass FremdgeherInnen letztlich nichts dafür können, sondern das Modell Monogamie die Ursache ist. Jetzt mal ausgeklammert, dass es zu Lug und Betrug ja erst durch Unehrlichkeit und Heimlichkeit und nicht per se durch das Hinzutreten eines weiteren Menschen wird, es gibt eben bei Beziehungsmodellen kein "one fits all (all of the time)"! Das liegt aber nicht an den Modellen, sondern an den Menschen, also genau das Gegenteil von dem, was du propagierst.

      Um im Bild von Kleidungsstücken zu bleiben: auch da gibt es welche, die von vornherein nicht passen, genauso aber auch den Fall, dass mensch mit der Zeit aus einem ursprünglich passenden herauswächst/herausschrumpft. Das liegt dann aber nicht am Kleidungsstück, sondern am Lebensstil des Trägers. Und um weiter im Bild zu bleiben: dann muss man eben sehen, ob man es ändern kann, so dass es wieder passt, oder wenn das nicht geht sich trennen und ein neues, passendes Kleidungsstück (oder mehrere) wählen. Das Problem ist aber nie die Hose, sondern immer der Träger!

      Wer sich - aus welchen Gründen auch immer - eine 1-2 Nummern zu enge Hose wählt oder bei dem sich das im Laufe des Lebens so ergibt, der muss sich eben nicht wundern, wenn er dabei den Bauch einziehen/die Luft anhalten muss oder letztlich doch der Knopf platzt. Das ist beides keine "konstruktionsbedingte Ursache", sondern immer der Fehler des Trägers, die Hose kann da nichts für!
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      Power is nothing without control.

      Bedenke den Spaß...
      Was ich im Verlauf des Threads total spannend finde, er führt nicht zu einer näheren Beleuchtung von Polyamorie sondern zu einer Verteidigungshaltung der Monogamie.

      Sehr spannend ist auch die Tendenz zu moralisieren.
      Was für mich gefühlt dazu führt, dass Menschen mit anderen Lebensmodellen sich wenig oder gar nicht äußern. Schade, dass wir es nicht schaffen so ein Thema mal ohne Wertung egal von welcher Seite offen zu diskutieren, aber es menschelt eben immer.

      Um im Kleidungsbildnis zu bleiben, die wenigsten one size Kleidungsstücke passen wirklich jedem richtig, man geht also Kompromisse ein. Übrigens für mich bei beiden Modellen.

      Eine Frage die sich bei mir hier während der Diskussion eingeschlichen hat und die in Teilen @Currer Belle schon angesprochen hat, bezieht sich der Mono- oder Polyamorgedanke vornehmlich auf die sexuelle Ebene? Und leben die meisten die hier Monogamie ansprechen nicht eher nur serielle Monogamie?
      I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it


      Evelyn Beatrice Hall
      Als polyamor -lebende Frau bin ich weit weg meine sexuelle Lust in x-beliebigen Betten auszuleben .
      Auch wirst Du mich nicht in einem Swinger-Club mit schnellen wechselnden Partnern finden ,noch steht mir das Bedürfnis, danach in einem Inserat,immer wieder
      nach fremder,neuer Haut zu suchen.

      Ich teile Liebe und wenn diese für mich auch auf der anderen Seite nicht spürbar und erfahrbar ist/wäre,
      würde mir die Basis fehlen ,um Sexualität zu leben und in UNSEREM Falle auch Neigung auszuleben :yes:

      Nun was ist die Liebe ?
      Für mich gibt da das Hohelied
      (Korintherbrief in der Bibel) eine für mich treffliche Antwort .
      Und diese Liebe ,die offen und ehrlich ist , nicht wertend ist ;sich potenziert ,wenn man sie teilt, ist nicht nur einer monogamen Beziehung eigen.

      So MEINe Erlebenswelt und mein Kenntnisstand.
      @Noctua so sehe ich das auch.

      Vielleicht verwechselt der ein oder andere hier poligam und poliamor.
      Ich wechsele auch nicht von einem Bett ins nächste. Und gerade beim Thema BDSM braucht es eine gewisse Nähe und viel Vertrauen.
      Du spielst auf mir mit Meisterhand. Sämtliche Saiten berührst du auf dem Instrument meiner Seele und bringst ein Lied hervor, das alles bewegt und alles verzaubert!




      Irina Rauthmann, deutsche Aphoristikerin und Lyrikerin
      @Currer Belle Ich denke, dass mein positives Erleben mit beidem zu tun hatte, auf jeden Fall mit der Abkehr vom Treueversprechen, aber sicherlich auch mit meiner Partnerin.

      Ich stelle im Gegenzug ganz vorsichtig in den Raum, dass die von dir berichtete Abnahme von Intimität und Zuneigung vielleicht doch auch ein Monogamie-Problem war. Habt ihr mal darüber gesprochen oder waren diese Gedanken über eine mögliche Beziehungsöffnung - so mein Eindruck nach deiner Schilderung - nur in deinem Kopf? Wenn letzteres, warum und könnte es vielleicht die Konsequenz des Treueversprechens gewesen sein? Wenn letzeres, könnte es vielleicht die Heilung der Beziehungswunde be- bzw. verhindert haben?

      Für mich hat im übrigen die Abkehr von der Monogamie überhaupt nichts zu tun mit ̀weniger Verbindlichkeit, Intimität und Tiefe. Im Gegenteil. So wie ich vor Jahren erstaunt war, wie diffenziert sich Bdsmler gerade hier in diesem Forum über Sexualität auseinander setzen, so war ich auch erstaunt, wie intensiv Diskussionen in der Poly-Szene sind. Das was hier in einigen Posts zwischen den Zeilen aufscheint, sind m. E. Vorurteile.

      @Noctua @newblackshaddow Ich kann euch nur beipflichten: es geht nicht darum, ständig durch irgendwelche Betten zu hüpfen.
      Aber selbst wenn dem so wäre: Ich kenne Swinger, die ihre BDSM-Beziehung sehr verantwortlich und extrem verbindlich führen und trotzdem ihren Kink sehr gerne ausleben.

      @Hera Ja, die Frage der seriellen Monogamie finde ich auch sehr spannend.