Public Display – Kink Pride oder Grenzüberschreitung?

      Public Display – Kink Pride oder Grenzüberschreitung?

      Die Nacht ist lau, das Dinner war köstlich – eine Atmosphäre voller unausgesprochener Versprechen. Mit dem ersten Schritt hinaus auf den Bürgersteig schließt sich das Halsband hörbar um den schlanken Hals. Der Karabiner rastet ein, die glänzende Kette spannt sich leicht. In ihren Augen ein schmelzender Blick.
      Die Welt ringsum fährt ihren gewohnten Rhythmus:
      Autos rauschen vorbei, wenige Fußgänger. Wird dieses stille Spiel zwischen Lust und öffentlicher Präsenz erkannt? Mit Neugier - oder mit Verwirrung?
      In meinen dominanten Jahren habe ich diesen gelegentlichen öffentlichen Ausdruck sinnlicher Herrschaft sehr geschätzt.
      Es war berauschend, als der Befehl „knie dich hin!“ auf einem öffentlichen Platz, tagsüber, sofort und ohne Zögern befolgt wurde.

      Doch wo endet Kink Pride und wo beginnt Grenzüberschreitung? Wann ist Public Display nicht mehr nur ein stilles Einverständnis zwischen Beteiligten, sondern tritt in einen Raum, der unfreiwillige Zuschauer zu Mitspielern macht?
      2014 sorgte ein Vorfall in Ohio für Aufsehen: Eine Frau führte einen nackten Mann an einer Hundeleine durch die Straßen – bis die Polizei einschritt und beide wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses belangen wollte (Quelle).
      Für die einen ein mutiges Statement, für andere eine klare Störung der Öffentlichkeit.
      Und dann gibt es ja noch die sanften Formen, wo das Display erstmal nur ein Potential ist – beim Spiel im Wald, in den Dünen, im Fahrstuhl, in der „leeren“ Hotelsauna.

      Wie sind eure Erfahrungen? Wo zieht ihr die Grenze?
      Ist Public Display oder Public Play ein selbstbewusstes Zeichen oder Rücksichtslosigkeit gegenüber Außenstehenden?
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -

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      Also das kommt ja stark darauf an wie weit das Display geht.
      Ich trage privat fast immer eins meiner Lederhalsbänder inkl. Ring daran. Da seh ich keinerlei Problem für andere, wenn sich an so etwas jemand stört, ist es dessen Problem.
      Auch für meine Liebste hinknien und ihr in der Öffentlichkeit die Schnürsenkel zubinden, absolut problemlos.

      Aber nackt an der Leine geführt werden oder ähnliche Spielereien... naja das ist eben per Gesetz eine Erregung öffentlichen Ärgernisses.
      Ob ichs persönlich doof finde oder nicht.
      Man sagt ja immer so schön, es fängt da an problematisch zu werden, wo sich jemand anderer in seiner Freiheit eingeschränkt fühlt.
      Schwierige Aussage finde ich, denn was genau heißt das denn?

      Für mich persönlich wirds immer dann erst ein Problem, wenn geltende Gesetze gebrochen werden.
      Wenn sich jetzt jemand dran stört, dass ich in der Öffentlichkeit ein Halsband trage, ist mir völlig egal und deren eigene Baustelle. Auch z.B. an einer Ledermanschette am Handgelenk geführt werden ist in meinen Augen vielleicht "ungewöhnlich", aber problematisch? Nope. Es schränkt ja niemanden anderen ein.

      Ich glaube, die Diskussion kann man wirklich ausufern lassen. Bin gespannt was andere dazu sagen.
      LG

      JL

      Thesaurus schrieb:

      Doch wo endet Kink Pride und wo beginnt Grenzüberschreitung? Wann ist Public Display nicht mehr nur ein stilles Einverständnis zwischen Beteiligten, sondern tritt in einen Raum, der unfreiwillige Zuschauer zu Mitspielern macht?
      Du gibst die Antwort bereits in diesem Satz: UNFREIWILLIGE Zuschauer!

      Das Tragen eines Halsbandes finde ich persönlich nicht dramatisch, aber schon beim Führen an der Leine verändert sich das. In einem Club, vielleicht auch noch beim CSD, hätte ich damit kein Problem. Alles andere ist für mich ein No-Go.

      Es geht für mich nicht darum, ob mein/unser Verhalten ein Gesetz brechen würde. Ich finde nicht, dass ich das Recht dazu habe, unfreiwillige Zuschauer damit zu konfrontieren. Für mich hat das auch was mit Respekt zu tun.
      Don't dream it - be it

      Thesaurus schrieb:

      Ist Public Display oder Public Play ein selbstbewusstes Zeichen oder Rücksichtslosigkeit gegenüber Außenstehenden?
      Ich würde sagen: Beides. Es stellt sich die Frage, ausserhalb jetzt von rechtlichen Konstruktionen wie

      Thesaurus schrieb:

      Erregung öffentlichen Ärgernisses
      für jeden Einzelnen: In wieweit bin ich bereit, in Kauf zu nehmen, dass völlig Unbeteiligte sich belästigt, beschämt, unwohl fühlen?

      Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man seinen Mitmenschen höflich und respektvoll entgegentreten sollte, also bei
      "belästigt, beschämt, unwohl fühlen" zurückzutreten, seinen Egoismus abzuschalten und es zu lassen.

      Allerdings habe auch ich eine "Nu stell Dich mal wirklich nicht so an"-Grenze. Es ist seinen Mitmenschen eben auch höfliches und respektvolles Entgegentreten, wenn man etwas mal einfach ignoriert, was einem nicht so gefällt.

      :pardon: Is halt individuel, is halt schwierig
      Ich so: "Warum nehmt Ihr mich nie ernst?!!" ;( Forum so: "Hihi. Der war gut!" :rofl:
      Hallo @Thesaurus,

      das Thema „Outdoor spielen“ ist hier schon ziemlich erschöpfend ausdiskutiert worden, guckst Du z.B. hier:

      Draußen spielen - aber wo? Und wie?

      Insgesamt: Bei all den schönen Ideen, die man haben kann, ist die gewollte oder auch unabsichtliche Einbeziehung von Unbeteiligten übergriffig!
      Vom Risiko, dass eine Session von außen betrachtet auch ganz anders beurteilt werden kann, ganz zu schweigen. Man sollte nicht riskieren, u.U. einen Großeinsatz mit allen möglichen Blaulichtfahrzeugen auszulösen.

      Also: wenn schon Outdoor, dann kontrolliert, dass Ihr wirklich alleine seid!
      Ein ganz kleiner Nebenaspekt fällt mir da ein: Wenn ich zufällig wo hinkomme, wo gerade ein Paar oder wer auch immer was Schönes am tun ist, und es ist klar erkennbar, das die sich Mühe gegeben haben, maximal diskret zu sein, z.B Lost Place im Nirgendwo, Waldlichtung ganz abseits usw. : Dann kann ich mich auch diskret wieder verziehen, ohne viel Tamtam und Aufregung. Auch den Kindern mal sagen: So, wir zischen wieder ab, die drehen da einen Film.

      Leben und Leben lassen.
      Bevor du liebst, lerne, über den Schnee zu gehen, ohne Spuren zu hinterlassen.
      Ich finde diese Argumentation schwierig, weil es viele Dinge bei anderen voraussetzt, die nicht unter Deiner Kontrolle sind. Es gibt so viele Unwägbarkeiten dabei, die zu nicht erwünschten Zuständen führen können. Zb. neigen Kinder auch gerne mal alleine unterwegs zu sein und dann ist da halt kein Erklär-Papa, der dass ganze beschönigen oder abbiegen kann. Und auch der hätte sich den Waldausflug zu den Pilzen sicher nicht so vorgestellt.
      Jetzt mal allgemein auf alle sexuellen und BDSM-Aktivitäten bezogen: Ich bin insgesamt kein Fan davon, Unbeteiligte einzubeziehen. Ganz grob als Richtlinie: wenn es erregender ist, weil man erwischt werden könnte, oder vor allem weil man mit einem Unwissenden interagiert, dann ist das im Endeffekt schon Einbezug ins eigene Spiel ohne Konsens der betroffenen Person.

      Wenn man öffentliches Spiel wirklich so diskret hinbekommt, dass nichts bemerkt wird, finde ich es ok. Setzt voraus, dass man unter sich bleibt, oder es nur so ganz subtile Sachen sind wie "Dom bestellt immer das Essen" oder Plug tragen, wenn einen das nicht so wuschig macht, dass man glasige Augen bekommt :D

      Ich war da früher ein bisschen unbedarfter, aber habe so ein "grade noch so gut gegangen" oder auch "puh, das ist jetzt vielleicht aufgefallen" auch mal erlebt und habe meine Schlüsse daraus gezogen.

      Es gibt ja genug sexpositive Orte/Veranstaltungen, bei denen man Exhibitionismus ausleben darf. Der Gefahrenaspekt ist dabei halt nicht so gegeben, aber sobald es auf Kosten meiner Mitmenschen geht, reiße ich mich lieber zusammen und verzichte auf den Kick. So wie ich bei allem anderen eben auch versuche, nicht völlig rücksichtslos durch die Welt zu laufen. Da bin ich ganz bei @Jeanny2023 und @Annimax

      Thesaurus schrieb:

      Ist Public Display oder Public Play ein selbstbewusstes Zeichen oder Rücksichtslosigkeit gegenüber Außenstehenden?
      ich finde das auch sehr schwierig.....es kommt doch immer sehr darauf an wo genau und wie........

      Major schrieb:

      Wir machen das immer so, dass nur wir beide wissen, was da abgeht. Oder eben, dass es niemand sieht.
      sowas finde ich völlig ok....

      Gregor schrieb:

      und es ist klar erkennbar, das die sich Mühe gegeben haben, maximal diskret zu sein
      sowas würde ich jetzt auch immer erstmal voraussetzen wollen......

      dennoch sollte der Focus immer auch auf Personen und gerade Kinder liegen, die "unfreiwillige Zuschauer" werden und dadurch wirklich "Schaden" nehmen könnten und das ist eben dann nicht mehr OK in meinen Augen.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.

      Thesaurus schrieb:

      [...]2014 sorgte ein Vorfall in Ohio für Aufsehen: Eine Frau führte einen nackten Mann an einer Hundeleine durch die Straßen – bis die Polizei einschritt und beide wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses belangen wollte (Quelle).
      Für die einen ein mutiges Statement, für andere eine klare Störung der Öffentlichkeit.
      [...]
      Ein mutiges Statement wäre das in Teheran...

      Jan Martin schrieb:

      Currer Belle schrieb:

      ... Es gibt ja genug sexpositive Orte/Veranstaltungen, bei denen man Exhibitionismus ausleben darf....
      Reichlich Beispiele?
      Was genau ist deine Frage? Möchtest du eine Liste von sexpositiven Veranstaltungen? Alles Richtung BDSM-Clubs, Kink-Parties/Festivals, Kink-/Fetisch-/Erotik-Messen, auch viele Fesseltreffen und Playfight-Veranstaltungen, Swinger-Clubs/Veranstaltungen/Saunen, CSD, sexpositive Parties ohne spezifischen Swinger- oder Kink-Bezug (Techno-Szene z.B.)... private Kreise natürlich auch noch.
      Nicht, dass ich da super viel von kennen würde, ich weiß nur inzwischen recht gut, was es generell so gibt :)
      @Gordon Danke, für den Hinweis auf den bereits ausdiskutierten Thread „Draußen spielen – aber wo? Und wie?“. Da hast du völlig recht – und wer da Inspiration sucht, wird sicher fündig! Allerdings gibt es ja doch einen feinen Unterschied: Während der eine Thread fragt „Wo kann ich draußen spielen, ohne erwischt zu werden?“, geht’s hier eher um „Sollte ich erwischt werden – und wenn ja, ist das dann Kink Pride oder Grenzüberschreitung?“

      Annimax schrieb:

      ch stehe auf dem Standpunkt, dass man seinen Mitmenschen höflich und respektvoll entgegentreten sollte, also bei
      "belästigt, beschämt, unwohl fühlen" zurückzutreten, seinen Egoismus abzuschalten und es zu lassen.
      Die Mischung aus Ehrlichkeit, Nachdenklichkeit in dieser Antwort und diese charmante „Nu stell dich mal nicht so an“-Grenzziehung – einfach wunderbar!



      Besonders faszinierend in diesem Thread sind für mich die vielseitigen Perspektiven. Einerseits gibt es die klare Haltung, dass Rücksicht auf Unbeteiligte oberste Priorität haben sollte. Andererseits wird betont, dass es auch an der Gesellschaft liegt, mit ungewohnten Anblicken entspannter umzugehen. Zwischen diesen Polen liegen viele spannende Abstufungen: Manche halten es für völlig unproblematisch, ein Halsband oder andere dezente Zeichen in der Öffentlichkeit zu tragen, während andere sagen, dass selbst das Führen an einer Leine schon eine Form von Einbeziehung Außenstehender ist.

      Viele finden für sich einen Mittelweg – sei es durch „unsichtbares“ Public Play oder durch das bewusste Setzen von Zeichen, die zwar wahrnehmbar, aber nicht aufdringlich sind. Besonders schön ist dabei die Offenheit in den Antworten: Es geht nicht nur um persönliche Vorlieben, sondern auch um die Frage, wo Verantwortung beginnt und ob es immer nur an den Kinkstern liegt, sich anzupassen – oder ob auch die Gesellschaft eine gewisse Gelassenheit entwickeln könnte.
      "Der gesunde Menschenverstand ist nur eine Anhäufung von Vorurteilen,
      die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat."
      -Einstein -
      Deine Moderation her in Ehren, aber:

      Thesaurus schrieb:

      Zwischen diesen Polen liegen viele spannende Abstufungen: Manche halten es für völlig unproblematisch, ein Halsband oder andere dezente Zeichen in der Öffentlichkeit zu tragen, während andere sagen, dass selbst das Führen an einer Leine schon eine Form von Einbeziehung Außenstehender ist.
      Das führen an der Leine in der Öffentlichkeit fanden jetzt glaube ich alle, die hier Stellung bezogen haben, "krasser" als Halsband tragen. Klingt in deiner Formulierung nach
      Leine < Halsband und auch als Außenstender empfände ich ein Halsband im Zweifelsfall einfach als Mode-Entscheidung und "ist seine/ihre Sache", aber jemanden an einer Leine spazieren gehen zu sehen... naja, da ist eindeutig, dass man grade Zeuge einer Kink-Dynamik wird.