(Warum) Ist Shibari so gefährlich?

      (Warum) Ist Shibari so gefährlich?

      Moin, ich habe irgendwie das Gefühl etwas zu übersehen bzw. nicht zu verstehen, vermute mal wieder Amfängerdappigkeit und hoffe auf eure geduldigen Erklärungen.
      Aber der Reihe nach:

      Die Meine und ich sind weiter lustig am brainstormen und herumschauen, was die BDSM-Welt zu bieten hat. So sprachen wir natürlich auch über das Thema "Fesseln/Bondage" und möchten das bei Gelegenheit mal ausprobieren. Unsere bisherige Erfahrung beläuft sich ungefähr auf einige Versuche vor 15 Jahren, die Handgelenke mit einem Seidenschal zusammenzubinden. Das war damals aus zig Gründen nicht wirklich erfolgreich, wäre aber natürlich das, wo ich jetzt auch wieder ansetzen würde für die ersten Versuche. Mit der optimistischen Annahme, dass es diesmal erfolgreicher wird als annodazumal, blicke ich aber schonmal neugierig darüber hinaus. Und bin reichlich verwirrt. Dass es eine riesige Auswahl an Fesselspielzeug gibt von Handschellen bis zu ganzen Möbeln, war mir natürlich bewusst, und ich freue mich darauf, willkürliche Dinge auszuprobieren, die uns ansprechen und im Budget liegen. Beim optischen Ansprechen ist auch das Fesseln mit Seilen ziemlich weit vorne, was mich nach einem ersten Blick allerdings ziemlich abschreckt, ist die Menge an Sicherheits- und Gefahrenhinweisen, mit denen alles verbunden ist, was im weiteren Sinne mit Shibari zu tun hat.
      Gutes Beispiel sind zwei Bücher, die eufory quasi nebeneinander anbietet: Bei dem Buch zu "Bondage allgemein" steht ganz am Ende der Beschreibung ein lockerer Satz im Sinne von "es wird auch auf gesundheitliche und rechtliche Aspekte eingegangen" und im Inhaltsverzeichnis taucht das gar nicht explizit auf. Bei dem Shibari-Anfängerbuch behandelt fast ein Viertel der Kapitel solche Themen und auch in der Beschreibung steht das viel ausführlicher und nicht nur so als Nachsatz.
      Auf diversen anderen Webseiten heißt es, man sollte damit auf keinen Fall anfangen ohne einen bis drölf Workshops besucht zu haben und direkten Kontakt zu einem Lehrer und ich weiß nicht was noch alles. Das verunsichert mich doch einigermaßen...

      Nur um da klar zu sein: ich hab keinerlei Ehrgeiz, die Meine kopfunter von der Decke zu hängen, sondern es geht uns erstmal nur um das Ausprobieren von dem Gefühl "Seil auf Haut" und um Einschränkungen der Beweglichkeit, die man mit Fuß- und Handgelenk-cuffs oder so auch erreichen würde...
      Ist es wirklich so viel riskanter, wenn man da Seile nimmt statt Ledermanschetten?
      Kommt drauf an.
      In Kurzform:

      Es ist immer gut, mehrere Wicklungen zu machen und nie nur eine.
      Außerdem ist es gut, wenn noch ein Finger drunter passt, dann ist es nämlich nicht zu eng.
      Am Anfang unbedingt darauf hören: wenn sie sagt, irgendwas drückt und zwickt oder kribbelt und schläft ein, dass dann aufgemacht und neu gewickelt wird oder die Position gewechselt wird.
      Zwischendurch mal die Körperteile anfassen: Hände/Füße. Wenn die zu kalt werden dann auch auswickeln.
      Oder zumindest dicke Socken an die Füße - Frauen haben ja meistens kalte Füße, kenne ich von mir.

      Und dann gibt es in der Tat ein paar Stellen, wo man nicht wickeln sollte, weil darunter Nerven und oder (Haupt)schlagadern verlaufen, die man eben nicht abdrücken sollte.
      Sich das vorher mal anzugucken wo das ist - zum Beispiel in der Leiste (Hals ist ja eh klar) - ist sicher nicht verkehrt.


      Ansonsten viel spaß!
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"
      Das Problem bei Bondage ist, dass Gefahren leicht unterschätzt werden.
      Ein Seil ist recht schmal und kann, fest gezogen und bei angrenzenden Knochen Blutgefäße abschnüren und, woran man vielleicht zunächst gar nicht so schnell denkt, zu einer Kompression von peripheren Nervenbahnen führen.
      Der Verlauf insbesondere von Nerven ist zum Teil sehr variabel. Und entsprechende Verletzungen können sehr langwierige, ggf. auch bleibende Folgen haben.

      Es ist entsprechend unabdingbar, zu wissen, was man tut!

      Ein Seil schaut harmloser aus als andere BDSM-Spielzeuge. Und ist insofern nicht zu unterschätzen.

      1138 schrieb:

      "Seil auf Haut" und um Einschränkungen der Beweglichkeit, die man mit Fuß- und Handgelenk-cuffs oder so auch erreichen würde...
      kombiniere doch einfach etwas....

      Ledermanschetten für die Hände und die Arme vielleicht mit einer Oberkörperbondage.......

      oder Seile nur für die Beine und die Hände mit Manschetten.......so könntest Du auch bei Bedarf schnell lösen und sie könnte sogar noch mithelfen bei den Beinen.


      Langsam rantasten und gut informieren......
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Das thema Seil beschäftigt sehr viele Menschen :yes:
      Gut das du es als Anfänger aus anfängersicht ansprichst.

      Ich fange mal an ein paar doofe Sachen aufzuzählen, die schon viel zu viele falsch gemacht haben aus Unwissenheit (schützt vor strafe nicht)

      Nicht-Natur-Seile benutzen = kann nicht nur Heißhunger werden wenn man dieses über die Haut zieht, kann bösartige Verbrennungen Berursachen bis hin das es sich ins Fleisch schneidet.

      Angefangen die Partnerin zu fesseln und die knoten nicht mehr aufbekommen und dann noch versuchen mit einem Messer die Knoten aufzuschneiden. = Knoten nicht mehr aufbekommen kann in so vielen Situationen so schnell so Böse enden, das ich mit dem Aufzählen :lesen: garnicht anfangen möchte.

      Der Körper verfügt über wahnsinnig viele Nerven, Sehnen, Muskeln und Knochen. Wo man Fesseln darf und wo nicht das Lernt man nicht durch ein Buch. Aber das ist Grundwissen das Praktisch Verstanden,Verinnerlicht und umgesetzt werden sollte :/ man hat nur eine Partnerin und die soll bitte Gesund bleiben.

      Nun zu dem Wichtigsten Pluspunkt aus meiner Sicht.....wenn du mit deiner Partnerin Workshops / Seminare / Events besucht, dann seid ihr auf dem Besten weg einmalig schöne intime Zeit gemeinsam zu erleben

      UND ZUSÄTZLICH WISSEN ZU ERLANGEN 8o :thumbsup:

      Das Wissen in einem Workshop zu erlernen geht schnell, aber aus Unwissenheit etwas falsch machen leider Hundert mal schneller :crying:

      Mfg Talon
      :dance:

      1138 schrieb:

      Ist es wirklich so viel riskanter, wenn man da Seile nimmt statt Ledermanschetten?
      Kommt eben wie fast bei allem drauf an... Wie bei wirklich allem (!) im BDSM kann bei falscher Nutzung immer was passieren. Ich wage aber mal die Behauptung, dass bei verständiger Nutzung und vorheriger gründlicher Information die Gefahr gering ist.

      Aber um nicht auf meine subjektive Meinung bauen zu müssen: lest euch doch einfach mal bei Profis ein, beispielsweise auf www theduchy com, nekobari com, berlinropes de.
      I'm just too old to grow up now.

      Trust me, I know what I'm doing!

      Power is nothing without control.

      Bedenke den Spaß...
      Ich denke, in die Grundlagen von Shibari kann man sich einlesen. Es gibt auch Tutorials online für Einsteiger. Talon hat ja schon gute Hinweise gegeben, worauf man achten sollte. Ein geeignetes Werkzeug für den Notfall, um die Seile schnell abzubekommen, ist auch sinnvoll.
      Wenn ihr aber erste Erfahrungensammeln wollt, deine Partnerin dabei zu.B. sitzt und ihr nicht ganz ohne Grundkenntnisse darauf losfesselt, ist das weniger gefährlich (aber halt auch nicht ganz ungefährlich), als wenn es in die Luft geht. So etwas würde ich dann ohne Anleitung nicht ausprobieren.
      Those who don´t jump will never fly.
      Hat hier jemand "Ropekitten" gerufen? :D :D :D Ich liebe Shibari <3 .

      Um deine Frage zu beantworten: Ist Shibari so gefährlich? - Ganz klares JA!

      Den einen Punkt hat @Gordon schon exakt auf den Punkt gebracht: Die Gefahr beim Shibari ist, dass man es unterschätzt. Weil Seile halt so harmlos aussehen. Und der zweite Punkt ist: Wenn etwas sein sollte, dann kann man eben nicht mal eben schnell abbrechen. Die Sub wird beim Auspeitschen ohnmächtig? Peitsche weg, sofort hin - 3 Sekunden und man ist da und kann sich um sie kümmern. Das Bunny wird in den Seilen ohnmächtig? Selbst mit Schere und Co. ist mindestens das Zehnfache an Zeit vergangen, meistens eher einige Minuten. Diese Minuten können aber entscheidend sein. Und auch das Aufschneiden von Seilen ist unter Umständen so gefährlich, dass es Schäden anrichten kann - ich kenne Shibari-Lehrer, die sagen, man sollte niemals Seile aufschneiden, weil es gefährlicher als kontrolliertes Abfesseln ist.

      Die Realität ist: Shibari ist die zweithäufigste Todesursache im BDSM (nach Atemkontrollspielen). Natürlich passieren ultraselten Todesfälle. Aber sie passieren, und Shibari rangiert da relativ weit oben. Und die Verletzungsgefahr ist enorm hoch! Ich kenne kein Bunny (und ich bin verhältnismäßig gut in der Szene vernetzt, vor allem im Norden), das nicht irgendwann mal ernsthafte Verletzungen davongetragen hat - inklusive mir. Ja, auch ich konnte aufgrund eines Nervenschadens 2022 einige Wochen nicht vernünftig mit einer Hand greifen/schreiben etc. Und das ist auch die häufigste Verletzung: Nervenschäden. Und dazu muss es nicht einmal in die Luft gehen.

      Vor allem das Unterscheiden von Blutstau und Nervenschaden ist nicht so einfach, wie es in der Theorie gelehrt wird. Klar, jeder, der Shibari macht, sollte wissen: ganze Hand kribbelt = Blutstau, einzelne Finger kribbeln = Nervenbedrängung. Aber so einfach ist es in der Praxis natürlich nicht! Zunächst kann ein Blutstau einen Nervenschaden überdecken. Aber auch schon die bloße Konzentration auf andere Körperstellen kann verhindern, dass man das Kribbeln rechtzeitig bemerkt. Außerdem empfindet jedes Bunny Nervenbedrängungen anders - manchmal ist es sogar tagesformabhängig. Es können auch beide großen Nerven betroffen sein, sodass ebenfalls die ganze Hand kribbelt wie beim Blutstau. Fakt ist: Ich kenne Leute, die dachten, es sei "nur" ein Blutstau - und die mit einer Fallhand wieder aus der Fesselung kamen. Bei mir war es der Fall, dass ich so tief im Ropespace war, dass ich nicht mehr adäquat kommunizieren konnte/wollte. Es war ein wunderbarer Zustand - aber er hat mich meinen Radialis-Nerv für eine Weile gekostet.
      Die positive Nachricht ist: In fast allen Fällen heilen Nervenschäden wieder aus. Aber man ist halt unter Umständen wochenlang lahmgelegt. Und der Psychoterror im Kopf flüstert unaufhörlich: "Was, wenn ich eine der wenigen bin, bei denen der Nervenschaden nicht wieder ausheilt?!" Not nice.

      Um zum Fazit zu kommen: Ich empfehle wirklich von Herzen Workshops, und zwar nicht "von irgendwem", sondern wirklich in entsprechenden Shibari-Schulen. Bücher sind gut, um Knoten und die erste Handhabung des Seils zu lernen, vielleicht auch, um mal an einer Puppe oder einem Stuhl zu üben, aber die Fesselungen am Bunny sollte man unter Aufsicht machen. Und: Deine Sub muss sich selbst in den Seilen kennenlernen. Ich überlege tatsächlich seit einer Weile, ob ich mal einen Bunny-Workshop konzipiere und halte. Es gibt super viel für Rigger - aber verdammt wenig für Bunnys, über Micromanagement, Körperwahrnehmung und Co., denn das Bunny ist sicherlich vieles, aber gewiss nicht passiv in den Seilen. Shibari, wenn man es intensiv betreibt, verleiht einem ein anderes Körpergefühl. Man lernt Dinge über den eigenen Körper, die man wahrscheinlich ohne Shibari niemals lernen würde und könnte. Shibari ist eine wahnsinnig schöne, wahnsinnig abwechslungsreiche Methode, eine intensive Verbundenheit herzustellen. Seile können streicheln, Seile können beißen. Seile können einen fliegen lassen und sie können einem die Luft nehmen. Seile schmerzen auf eine ganz wundervolle Weise. Und Seile machen einen vor allem eines: komplett hilflos. Und man spürt jede Berührung tausendmal intensiver.

      Wofür Shibari jedoch schlecht geeignet ist, ist Sex. Klar, das geht auch. Aber in der Regel ist das Bunny in den Seilen an seinen Grenzen, bevor man gemeinsam den Akt zu Ende bringen konnte, und dann muss man halt mittendrin wieder abfesseln. Wenn bei euch Sex/GV im Mittelpunkt stehen soll, würde ich eher Bondage (ja, Bondage ist was anderes als Shibari - Klugschiss des Tages) empfehlen, ein leichtes Seil um die Handgelenke oder mit Manschetten oder so, die kann man im Zweifelsfall ewig tragen und die sind auch schnell wieder offen.

      Ich begrenze mich hier mal selbst. Für Fragen bin ich gerne offen.

      Kitten
      Make me suffer in your ropes, please.
      Ich kann @Ropekitten nur zustimmen.

      Ich möchte nur eines nochmal ansprechen: Seminare sind sehr zu empfehlen. Ehe ihr aber solche besucht, macht ein paar Grundschritte daheim, in Ruhe und ohne Stress. Keine 'Fliegender Drache in Hängehaltung unter der Esszimmerlampe'-Figuren. Aber ein paar simple Knoten am Stuhlbein oder meinetwegen auch am Arm der Partnerin zu über, ist nicht verkehrt. Und du wirst es einen einfacheren Start im professionellen Seminar haben. Das 1x1 der verschiedenen Seilarten, -materialien und -eigenarten solltest du auf jeden Fall verinnerlichen, ehe du irgendwas in der Richtung anschaffst. Und bitte, das Gletscherseil deiner Grossmutter kannst du gerne entsorgen. Es ist ungeeignet, nicht mehr geprüft und deine Partnerin hat ausschliesslich gute Qualität verdient.

      Beitrag von Malea Dark ()

      Dieser Beitrag wurde von MatKon aus folgendem Grund gelöscht: OT ().
      Ergänzend: auch ein Workshop geht nicht immer auf alle Risiken ein. Ich würde euch trotzdem sehr einen Workshop empfehlen, denn viele Fehler kann man selbst einfach nicht korrigieren, weil man nicht versteht, dass es problematisch ist. Dafür braucht man Input von außen. Nur: verlasst euch nicht drauf, dass die Sicherheitshinweise in einem Workshop vollständig sind. Beispiel: auf Thrombosengefahr wurde bei meinem Anfängerworkshop nicht eingegangen. Das heißt: lest euch beide ein, lest unterschiedliche Quellen, tragt das Wissen zusammen und stellt sicher, dass ihr alles im Kopf behaltet.

      Außerhalb der Sicherheitsaspekte sind Workshops und Fesseltreffs noch für was anderes gut: mindestens bei den Lehrenden werdet ihr sehen, was Shibari sein kann. Ihr werdet die Atmosphäre spüren und vielleicht dadurch erst eine Ahnung davon bekommen, was Shibari für euch sein könnte. Ich habe mit einigen Menschen gefesselt und nicht alle davon waren Workshopaffin. Es war ein riesiger Unterschied.

      Und um allen, die bei Workshops zögern, vielleicht die Scheu zu nehmen: Je nach Anbieter ist ein Fesselworkshop so, wie wenn ihr vielleicht zusammen Yoga oder eine Massagetechnik lernen würdet.

      DerekReign schrieb:

      1138 schrieb:

      lest euch doch einfach mal bei Profis ein, beispielsweise auf www theduchy com, nekobari com, berlinropes de.

      Da möchte ich noch shibaristudy com hinzufügen. Auch einfach nur zum anschauen, wie unterschiedliche Menschen miteinander fesseln.

      Major schrieb:

      Aber ein paar simple Knoten am Stuhlbein oder meinetwegen auch am Arm der Partnerin zu über, ist nicht verkehrt.
      Ja und nein. Bei Armen kann man viel falsch machen - es sind gerade die Arme, wo die "klassichen" Shibari-Verletzungen passieren. Ein single-column-tie um die Hände kann genauso Schaden anrichten, wenn er zu fest ist. Wenn ihr allein was ausprobiert, seid bitte achtsam. Ich würde da eher an den Beinen ausprobieren, weil zumindest Nervenschäden da weniger ein Thema sind.

      Currer Belle schrieb:

      Ja und nein. Bei Armen kann man viel falsch machen - es sind gerade die Arme, wo die "klassichen" Shibari-Verletzungen passieren. Ein single-column-tie um die Hände kann genauso Schaden anrichten, wenn er zu fest ist. Wenn ihr allein was ausprobiert, seid bitte achtsam. Ich würde da eher an den Beinen ausprobieren, weil zumindest Nervenschäden da weniger ein Thema sind.
      Da gebe ich dir völlig recht. War vielleicht ein wenig unpräzise formuliert.
      Meine Idee war, dass alles ohne Zug, Druck, etc. geübt werden soll. Da soll niemand dran hängen! Einfache Knotenlehre, ein paar schöne Windungen legen UND ganz viel Feedback von Bunny abholen. Alles schön entspannt angehen.
      Ich finde das schon echt übertrieben wie hier gewarnt wird.
      Natürlich kann etwas passieren, das Leben ist nunmal gefährlich, das wurde ja nun hinreichend erläutert.

      Und nur weil Shibari in der Überschrift steht, war vielleicht etwas unglücklich gewählt, ich lese erst mal was anderes:

      1138 schrieb:

      Nur um da klar zu sein: ich hab keinerlei Ehrgeiz, die Meine kopfunter von der Decke zu hängen, sondern es geht uns erstmal nur um das Ausprobieren von dem Gefühl "Seil auf Haut" und um Einschränkungen der Beweglichkeit, die man mit Fuß- und Handgelenk-cuffs oder so auch erreichen würde...
      Ist es wirklich so viel riskanter, wenn man da Seile nimmt statt Ledermanschetten?
      Es geht hier erst mal "nur" um Arme und Beine irgendwo oder aneinander festzubinden.
      Und dafür langt es erst mal, wenn man sich mit mehreren Wicklungen und Finger drunter rantastet und bei Kribbeln etc. sofort wieder löst.
      "wenn wir einmal irrtümlich verschiedener Meinung sind, haben wir uns besonders lieb"

      Katharina schrieb:

      wenn man sich mit mehreren Wicklungen und Finger drunter rantastet
      Mehrere Wicklungen sind besonders gefährlich, möchte ich an dieser Stelle anmerken. Denn sie müssen alle die gleiche Spannung haben. Das ist für einen Anfänger-Rigger mitunter schwer herzustellen und für ein Anfänger-Bunny mitunter schwer zu erfühlen. Wenn eines der Seile fester sitzt als die anderen, ist es umso gefährlicher, weil dann auf einmal der ganze Druck nur über dieses eine Seil führt! Wenn sie dann im Eifer des Gefechts dran zieht... im Rausch der Sinne ist... nope, sorry. Das ist noch schlimmer als wenn man eine normale doppelte Lage nimmt. Seile sind immer gefährlich, vor allem für Anfänger!

      Noctua schrieb:

      ..ich habe auch schon beim Gebrauch und Fixation durch Handschellen kurzzeitig Läsionen der Nervenstrukturen davon getragen
      Ich übrigens auch! Handschellen sind auch gefährlicher als man denkt, sofern sie nicht gepolstert sind (und welcher "echte" BDSMler will schon gepolsterte Handschellen ;) ).
      Make me suffer in your ropes, please.

      Katharina schrieb:

      Ich finde das schon echt übertrieben wie hier gewarnt wird... Es geht hier erst mal "nur" um Arme und Beine irgendwo oder aneinander festzubinden.
      Und dafür langt es erst mal, wenn man sich mit mehreren Wicklungen und Finger drunter rantastet und bei Kribbeln etc. sofort wieder löst.
      Ich gebe @Ropekitten und anderen komplett Recht mit ihren Warnhinweisen. Sie sind faktisch korrekt.
      Zu "Finger drunter": es sollten mindestens zwei Finger unters Seil passen und man muss wissen, dass jede Bewegung die Seilspannung verändert und man dann trotz des 2-Finger-Tests schnell im ganz roten Bereich landen kann.

      Mitunter warne ich auch deshalb, weil auch ich als Anfänger-Riggerin beim (Self-)Bondage teils auf eher dumme Ideen gekommen bin, die ich definitiv niemals wiederholen würde. Und das, obwohl ich mich aus mehreren Quellen informiert habe und mit einem 2-Tages-Workshop eingestiegen bin.

      Es kann alles gut gehen, keine Frage. Es kann aber auch schnell schief gehen. Und gerade wenn beide keinerlei Erfahrung mit Seil haben, bin ich mir recht sicher, dass sie eher früher als später mit den Gefahren in Kontakt kommen. So wie die meisten Menschen, die mit Seil fesseln, es irgendwann tun - auch, wenn sie Ahnung haben. Nur ein Beispiel: obwohl ich nie Suspensions gemacht habe, hatte ich gut ein Jahr lang Probleme mit einem Ellenbogen. Scheinbar eine Fehlstellung und damit individuelle anatomische Besonderheit - wusste ich vorher nicht. Es war nicht super schlimm, aber sportlich einschränkend. Es ist so oder so ein lernen durch Erfahrung, aber zumindest sollte man sich der gängigsten und größten Risiken bewusst sein.

      Es ist nicht so, dass ich nie mit unerfahrenen Personen fesseln würde. Aber ich kenne mich zumindest ein bisschen aus (und "ein bisschen" sind 10 Tage Workshoperfahrung und zwei Jahre sporadische Fesselerfahrung mit vielen unterschiedlichen Menschen). Ehrlich gesagt lasse ich lieber einen unerfahrenen Aktiven experimentieren, als ein unerfahrene Person in meinen Seilen zu haben. Weil ich dann eingreifen kann. Wenn ich jemanden fessle, bei dem ich nicht weiß, wie das Körpergefühl ist und ob die Person was sagt, wenn es Probleme gibt, ist das gruseliger. Wie ich das Gefesseltwerden dann angehe, unterscheidet sich aber ziemlich von den Empfehlungen hier: Arme sind komplett Tabu und der einzige Knoten (ein Single Column Tie um Taille oder Fußgelenke) kommt von mir selbst.

      So oder so: um ein Gefühl für Seil zu bekommen, würde ich auch abseits der Risiken nicht empfehlen, Arm- und Fußgelenke zu fixieren. Denn ganz ehrlich: ob das dann gut gewickeltes Seil oder ne Ledermanschette ist macht vom Gefühl für mich keinen bahnbrechenden Unterschied. Diese Art von Fixierung hat wenig mit dem zu tun, was Fesseln mit Seil für mich so toll und intensiv macht. Und auch wenig mit Shibari-Ästhetik, wenn es darum gehen soll.
      Wenn man wissen will, ob Seil einem gefällt, empfiehlt es sich in meinen Augen eher, damit sanft über die Haut zu streicheln, es mal - nicht zu fest und ohne jegliche Knoten - um beide Beine und dem Rumpf zu wickeln und den Körper so ein bisschen hin und her zu bewegen, Muskeln an- und entspannen... Shibari ist einfach so viel mehr als Fixierung. Präsenz, Body Handling, ein ganz bestimmter Umgang mit dem Seil.

      Auf jeden Fall hoffe ich, dass @1138 und Partnerin hier genug Input für ihre Einschätzung bekommen haben.

      Katharina schrieb:

      und bei Kribbeln etc. sofort wieder löst.
      An dieser Stelle möchte ich ergänzend nochmal auf den kumulativen Nervenschaden hinweisen, den hab ich nämlich oben vergessen zu erwähnen.

      Kumulative Nervenschäden entstehen dann, wenn eine bestimmte Stelle des Nervs immer wieder leicht gereizt/verletzt wird. Das heißt, wenn eine Stelle kribbelt und man fesselt sie sofort wieder auf, kann das für den Moment gut gehen. Nerven verzeihen einem durchaus einiges. Wenn man dann aber nach kurzer Zeit wieder dort fesselt, weil ja nix mehr ist und man dort keine Einschränkungen spürt, der Nerv sich aber nicht richtig erholen konnte (das braucht u. U. Wochen!), bekommt er wieder einen Dämpfer... und das kann dann mitunter so lange weitergehen, bis eine Kleinigkeit (auch außerhalb der Seile!) dazu führt, dass die komplette Hand ausfällt.

      Um kumulative Nervenschäden zu vermeiden, sollte man darauf achten, jenen Stellen lange genug Pause zu gönnen, bei denen Nervenreizungen auftraten (wie gesagt: Wochen!). Das heißt nicht, dass man aufs Fesseln verzichten muss in der Zeit, aber man sollte die Stelle für die Seillage wechseln. Auch das ist sicherlich noch ein wichtiger Hinweis für euch, @1138.
      Make me suffer in your ropes, please.