Wie kann ich meine submissive Seite unterdrücken – oder muss ich sie akzeptieren?

      Wie kann ich meine submissive Seite unterdrücken – oder muss ich sie akzeptieren?

      Hallo zusammen,

      ich bin noch ganz neu hier und ein bisschen unsicher, ob ich überhaupt den Mut habe, das zu schreiben. Aber das Thema beschäftigt mich schon lange, und vielleicht finde ich hier Menschen, die Ähnliches erlebt haben oder Rat geben können.

      Ich habe schon länger gemerkt, dass ich eine submissive Seite in mir trage. Eigentlich ist sie immer da manchmal leiser, manchmal sehr stark, vor allem in stressigen Momenten oder wenn mir alles zu viel wird. Nach außen wirke ich eher dominant, weil ich gelernt habe, diese Seite zu verstecken und im Alltag vieles zu übernehmen.

      Vor ein paar Monaten habe ich mich meinem Freund geöffnet und ihm davon erzählt. Er war zunächst verständnisvoll und hat es ein paar Tage versucht aber für mich wirkte es eher wie ein Schauspiel. Sobald er merkt, dass ich nicht direkt darauf eingehe, hört er wieder auf. Außerdem sagt er bei manchen Wünschen, er wolle mich nicht „benutzen“. Dadurch ist für mich das Vertrauen verloren gegangen, ihn als Dom sehen zu können. Auch im Alltag trage ich die Verantwortung fast allein, manchmal fühlt es sich an, als hätte ich eher ein Kind neben mir als einen Partner.

      Dadurch frage ich mich: Wie kann ich meine submissive Seite unterdrücken? Ich habe schon Ablenkung und Ignorieren probiert, aber das macht es eher schlimmer. Gleichzeitig belastet es unsere Beziehung, weil ich kaum noch Lust auf Sex habe und er der Meinung ist sich extra zurück zu halten. Mit jemand anderem ausleben ist für mich keine Option, das würde sofort das Ende bedeuten.

      Manchmal denke ich, vielleicht wäre es einfacher, diese Seite für immer zu verdrängen aber ich habe Angst, dass ich mich damit nur selbst unglücklich mache.

      Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es Wege, die submissive Seite „leiser“ zu bekommen, wenn man sie nicht leben kann?

      Danke fürs Lesen ich hoffe einfach, dass ich mich nicht völlig blamiere, indem ich das hier schreibe.

      Liebe Grüße
      Solivaga
      Ich kann dir nur sagen, wie es bei mir war:
      Mich hat es fast kaputt gemacht.
      Mein Mann war es, der mich schliesslich wieder ‚richtig gedreht‘ hat und der mich nun auch so führt, wie ich es brauche.

      Einen Rat kann ich dir nicht geben, da es deine Entscheidungen mit den entsprechenden Folgen sind.
      Keine Lüge reicht je bis zur Wahrheit - keine Kette reicht länger als zur Freiheit
      Hi,

      vielleicht hilft es etwas, wenn du dir klarer wirst, in welcher Hinsicht du submissiv bist? Eher auf sexueller oder der Verhaltensebene-oder beides? Das kann man aus dem Text nicht herauslesen...

      Du schreibst auch, dass dein Partner versucht hat, dies zu bedienen, er dich aber nicht benutzen will.
      Vielleicht hat er keine dominanten Seiten in sich? ("es wirkt wie ein Schauspiel"...), dann wird es vermutlich schwierig, auf einen Nenner zu kommen um es mal ganz nüchtern zu betrachten

      Entweder hat man (dominante oder submissive) Neigungen in sich und kann/möchte sie ausleben oder nicht. Dem Partner zuliebe Dinge zu tun, die nicht dem eigenen Naturell entsprechen, könnte ein Problem werden. (Glaube ich)

      Und ich schliesse mich Satyra an: Dauerhaft zu verbergen, zu ignorieren, das wegzuschieben ist vielleicht möglich. Die Frage ist, wie "glücklich" kann man damit leben?
      Macht ist ein starkes Aphrodisiakum...
      (H.Kissinger)
      Hallo.
      Ich hatte früher auch einen Partner, den ich zunächst als Partner sah, als ich mich dann mit BDSM befasste und dem Führen und geführt werden, sah ich vieles klarer. Und auch ich erkannte, dass ich eher ein Kind an meiner Seite hatte.

      Wie du diese Erkenntnis bewertet, dass musst du entscheiden, das kann die keiner abnehmen.

      Wie schon andere geschrieben haben, macht es einen unglücklich diese Neigung, ob im sexuellem oder allgemeinen, zu unterdrücken.

      Ich habe das Ewigkeiten gemacht und bin erst glücklich seit ich mein submussive sexuelle Seite ausleben kann.

      Wünsche für alles Gute
      Meine Erfahrung ist, du kannst andere Menschen nicht verändern oder erwarten das sie sich für dich verändern. Du kannst aber dich selbst verändern oder aber die Situation. Du schreibst deine submissive Seite ist besonders in stressigen Situationen stark und dass es sich manchmal anfühlt als hättest du ein Kind statt einem Partner. Für mich klingt es danach, dass du dir Unterstützung oder Führung wünscht, wenn du dich unter Druck oder vlt auch ein bisschen Überfordert fühlst. Ich denke dazu wünscht du dir einen Mann der dir Halt gibt an deiner Seite.
      Im Grunde solltest du für dich herausfinden was du für dich willst und wie du mit deiner Situation umgehen möchtest.
      Gefühle zu unterdrücken ist leider nicht die beste Lösung.
      Liebe Grüße
      Moya
      Manchmal haut die Realität der Hoffnung gnadenlos auf's Maul.

      Solivaga schrieb:

      Manchmal denke ich, vielleicht wäre es einfacher, diese Seite für immer zu verdrängen aber ich habe Angst, dass ich mich damit nur selbst unglücklich mache.
      Du kannst dem bewusst nicht nachgehen, aber Gefühle unterdrücken geht nur zu einem bestimmten Grad und sie kommen dadurch meist stärker zurück.

      Solivaga schrieb:

      Er war zunächst verständnisvoll und hat es ein paar Tage versucht aber für mich wirkte es eher wie ein Schauspiel. Sobald er merkt, dass ich nicht direkt darauf eingehe, hört er wieder auf. .
      Wir lesen sowas hier öfter. Und ich möchte deinen Blick jetzt erstmal auf das Positive lenken: dein Freund hat Verständnis und ist gewillt, Dinge mit dir auszuprobieren. Das ist schonmal ziemlich cool von ihm und auch durchaus souverän, auch wenn du es so nicht wahrnimmst.

      Ihr habt es also "ein paar Tage" ausprobiert und dein Partner achtet sehr auf deine Reaktionen, um dich nicht versehentlich zu verletzen. Das ist in meinen Augen sehr gut!

      Es kommt gespielt rüber? Schonmal von "fake it till you make it" gehört? Nehmen wir an, dein Freund hat sich noch nie über BDSM Gedanken gemacht. Von heute auf morgen soll er den Superdom mimen und er lässt sich sogar drauf ein und probiert Dinge. Natürlich wird sich das für euch beide erstmal fremd anfühlen. Er testet eine neue Rolle aus.

      Gerade am Anfang ist Dominieren eine Herausforderung: auf die Sicherheit achten, aufs Gegenüber achten, reinspüren, wie sich das für einen selbst anfühlt, Ideen generieren, Stimmung aufbauen und halten.

      Es kann sogar durchaus dauern, bis man merkt, dass einem selbst das gefällt und man es nicht nur macht, weil der Partner Lust drauf hat und man neugierig ist. Ich musste da erstmal meinen Stil finden.

      Solivaga schrieb:

      Außerdem sagt er bei manchen Wünschen, er wolle mich nicht „benutzen“. Dadurch ist für mich das Vertrauen verloren gegangen, ihn als Dom sehen zu können

      Glaub mir bitte, was die Rücksichtnahme angeht, bringt dein Partner eine ideale Eigenschaft für einen Dom mit. In der Fantasie willst du vielleicht jemand rücksichtsloseren, aber stell dir mal einen wirklich rücksichtslosen Menschen als Partner vor, der dann auch noch Macht über dich ausübt.

      Dass dein Partner Grenzen hat und sie dir aufzeigt: das ist Durchsetzungsfähigkeit. Das ist die Basis für Dominanz. Seine Aussage gefällt dir in diesem Fall nicht, aber sie bedeutet auch, dass dein Freund nicht einfach nur macht, was du verlangst, sondern durchaus selbst auswählt.

      Viele BDSM-Spielarten sind erstmal schwer zu begreifen - und vor allem der doppelte Boden, dass etwas, was unter "normalen" Umständen verletzend wäre, im BDSM lustvoll für das "Opfer" ist - das muss man erstmal verinnerlichen.

      Also: ich finde es krass, dass du nach ein paar Tagen gleich von einem Vertrauensverlust in die Fähigkeiten deines Partners schreibst und ich denke, damit verbaust du euch Chancen.

      Wenn du es gelassen angehen könntest, wer weiß, was sich da mit vielen Gesprächen und von dir initiierten und geförderten Versuchen entwickeln könnte (ich schreibe aus Erfahrung).

      Dafür müsstest du aber erstmal diese unbändige Sehnsucht in dir ein wenig selbst befrieden können und wirklich Geduld haben.


      Solivaga schrieb:

      Auch im Alltag trage ich die Verantwortung fast allein, manchmal fühlt es sich an, als hätte ich eher ein Kind neben mir als einen Partner.
      Das würde ich erstmal separat betrachten. Woran liegt das? Weil er unheimlich passiv und unselbstständig ist, oder faul, oder weil du die Verantwortung immer gleich übernimmst oder sehr genaue Vorstellungen davon hast, wie die Dinge und dein Partner zu sein haben? Weil du nicht auch mal loslassen und Dinge eventuell schief gehen lassen willst? Hast du das schonmal ernsthaft durchdacht und in einem ruhigen Gespräch angesprochen?

      Vielleicht ist dein Wunsch, deine submissive Seite ausleben zu wollen, besonders ausgeprägt und drängend, weil du so viel Verantwortung trägst. Vielleicht arbeitet ihr als Paar erstmal daran.
      Hallo @Solivaga

      Vielleicht könntet ihr es mal ohne zu sprechen versuchen. Sondern nur mit Gesten und Blicken, wenn es sonst für dich zu geschauspielert rüberkommt. Das kann mal ein Anfang sein.
      Denn meistens wirkt ja gerade das Gesprochene ungewohnt und fremd (weil man sonst ja nicht so miteinander spricht) und vielleicht bringt dich das dann raus aus deiner Stimmung und die Lust verfliegt.. und wichtig ist: am Anfang ist weniger mehr. Fangt ganz soft an, damit er auch einen Zugang findet, gerade wenn er das Gefühl hätte, dich zu "benutzen". Das ganze braucht Zeit, damit alles mitkommen kann: Herz, Verstand, Bauch und Lust. Und nix auf der Strecke bleibt. <3 (bin in einer ähnlichen Situation und wir tasten uns grad in Mäuseschritten wieder an)
      Ahja und weniger Reiz, kann mehr auslösen als (zu)viel Reiz.
      "There is no god in Desperation."

      Solivaga schrieb:

      Gibt es Wege, die submissive Seite „leiser“ zu bekommen, wenn man sie nicht leben kann?
      vielleicht schafft man das eine Zeit lang...kann es etwas kanalisieren - aber - so meine Erfahrung: irgendwann kommt das mit großer Wucht zurück.

      Diese Seite leiser zu machen....würde Dich das auch wirklich glücklich und zufrieden machen??

      Du bist wie Du bist...auch mit dieser Seite........ich würde das nicht unterdrücken.
      An den Kreuzungen des Lebens stehen leider keine Wegweiser.
      Hallo @Solivaga und willkommen in diesem Forum!

      Vielleicht mache ich mich mit dieser Antwort jetzt nicht gerade beliebt bei dir, aber ich finde, dass du ziemlich naiv an die Sache herangehst.

      Auf der einen Seite wirkt es, als würdest du nach jemandem suchen, der dich bei Stress ein bisschen nett führt, comfortet und hält. Du hast keine Lust mehr, deinen Alltag allein zu managen (was ich durchaus nachvollziehen kann, wenn man in einer Beziehung das Gefühl hat, sich um alles allein zu kümmern - Stichwort "Gender-Care-Gap" und "Mental Load") und er soll von nun das Steuer übernehmen, wenn dir alles zu viel wird. Du willst dich (in ihm) verkriechen und er soll machen. Es ist durchaus okay, dass einem manchmal alles zu viel wird (ich denke, das Gefühl kennen sehr viele Menschen!), aber das dann blind auf den Partner zu projizieren, finde ich etwas... unreif?

      Auf der anderen Seite äußerst du hingegen ganz klare Vorstellungen: Er soll sich gefälligst mit dem Wort "benutzen" anfreunden. Das ist deine Fantasie - du willst "benutzt" werden - und wenn er sich mit dem Wort nicht anfreunden kann, weil er dir offenbar nicht wehtun, dich nicht objektifizieren will, dann ist gleich dein ganzes Vertrauen in ihn erschüttert und du erwägst, ob du für immer deine submissive Seite vergraben solltest. Das wirkt auf mich etwas... theatralisch?
      Man kann auch Dom sein, wenn man das Wort "benutzen" nicht mag und für sich persönlich ablehnt. Du musst natürlich für dich wissen, ob diese Fantasie rund um das Wort "Benutzung" so zentral für dich ist, dass du nicht darauf verzichten möchtest - das wäre total okay - aber nur weil ein dominanter Mann das Wort "benutzen" nicht mag, macht es ihn nicht weniger dominant.

      BDSM ist kein "Ich will dich jetzt als Dom, mach mal". Sondern BDSM ist ein gemeinsames Ausloten von Wünschen, Regeln, Grenzen und Möglichkeiten. Und vor allem ist es ein Wachstumsprozess - für beide Seiten. Gerade am Anfang braucht es viele gemeinsame Gespräche, wenn es in eine bestehende Beziehung integriert werden soll. Ich schließe mich @Currer Belle an dieser Stelle an: Er macht das schon sehr gut! Er setzt nämlich Grenzen, er tut nicht einfach, was du forderst, sondern er achtet auf sich und auf dich, und damit bringt er hervorragende Eigenschaften für einen Dom mit.

      Mir scheint, du solltest dir erstmal klar darüber werden, wann und wo genau du im Alltag Dominanz spüren möchtest. Nur beim Sex? Wollt ihr feste Regeln im Alltag? Rituale? Sollen es Sessions sein - oder mehr als das? Bitte bedenke, dass Dominieren für den Dom sehr anstrengend sein kann! Deine submissive Seite unterdrücken zu wollen, ist jedoch albern und führt zu nichts, aber was du dringend tun solltest, ist, dich noch viel genauer mit ihr zu befassen, anstand unfertige Wünsche an deinen Partner zu richten und ihn mit Vertrauensverlust unter Druck zu setzen, wenn er nicht sofort funktioniert, wie du es möchtest.
      Hier auf dieser Plattform ist eine gute Möglichkeit, sich mal näher mit BDSM zu befassen. Finde dich hier erstmal ein, grabe dich durch die unterschiedlichsten Themen. Vielleicht geht ihr mal gemeinsam auf Stammtische. Und vor allem: Sprecht miteinander und habt Geduld miteinander! Dann, denke ich, kann dieses Projekt zwischen euch mit der Zeit wachsen und gelingen.

      Liebe Grüße,

      Kitten
      Make me suffer in your ropes, please.
      Die Frage ist, was fehlt Dir wirklich, ein Partner der einfach mal mitregelt und Mitverantwortung übernimmt oder wirklich ein Dom?

      Um mal auch eine andere Sicht zu teilen, ich habe 18 Jahre in einer wunderbaren Vanillaehe gelebt und mir hat nichts gefehlt. Mein Exmann war sicher alltagsdominant aber hatte mit BDSM nichts am Hut. Gefehlt hat mir erst etwas, als mir auch andere Dinge in der Beziehung gefehlt haben.
      Vielleicht ist das nochmal ein Denkansatz für Dich?
      Denken ist wie googeln nur krasser.
      Hallo und herzlich Willkommen @Solivaga :blumen:

      Ich kann mich den vorangehenden Beiträgen nur in so ziemlich jeder Hinsicht anschließen.

      Zum einen: unterdrücken geht sicher, nach außen bestimmt effektiver als nach innen, vergessen oder komplett löschen halte ich für nicht möglich. Ob es auf Dauer glücklich machen kann? Das möchte ich nicht beurteilen.

      Auf der anderen Seite: D/s ist nichts, was durch das alleinige Aussprechen und Ansprechen plötzlich da ist, wenn man bis dato eine Vanilla-Beziehung hatte. Und selbst wenn beide Partner eine entsprechende und im besten Fall „kompatible Neigung“ und zueinander passende Vorstellungen haben, ist es nichts, was vom Himmel fällt. Es braucht Zeit. Es braucht Gespräche. Es braucht viel Vertrauen. Es braucht vielleicht auch zwei Schritte zurück, obwohl man erst einen Schritt vorwärts gegangen ist.
      Und auch ich sehe das so, dass es eine wunderbare Eigenschaft deines Partners ist, sich langsam und rücksichtsvoll mit dir an das Thema heranzutasten, statt dich zu überrollen. Gib ihm und euch vielleicht die Chance, sich auszuprobieren und zu finden, sofern er (und du) das überhaupt möchte.
      Und vielleicht fühlt es sich nicht nur für dich gerade noch geschauspielert an, sondern auch für ihn? Führung erfordert nicht nur Dominanz des Führenden, sondern auch Hingabe des geführten Partners. Dazu muss man manchmal auch für sich zulassen, dass sich etwas (noch) ungewohnt anfühlt, bis es dann irgendwann natürlich werden kann.

      Nicht zuletzt: Du schreibst, du hast schon länger gemerkt, dass du diese submissive Seite in dir trägst. Vielleicht braucht er etwas Zeit, sich mit dem Thema erstmal auseinander zu setzten. Du hast ja quasi einen zeitlichen Vorsprung.

      Egal für welchen Weg du dich entscheidest, ob für ein „du allein“ oder ein „ihr gemeinsam“, ich wünsche dir und euch alles gute auf dieser Reise.
      Mir ist noch etwas eingefallen, was ich noch ergänzen möchte... Ich mache nämlich einen ähnlichen Prozess mit meinem Rigger gerade durch. Es ist nicht exakt der gleiche Prozess, denn mein Rigger und ich sind kein Paar, aber er erkundet sich mit mir das allererste Mal als Dom, aber vielleicht kann dir das als Erfahrungsbericht dienlich sein.
      Bisher hat er sich Zeit seines Lebens nur als Rigger gesehen, aber es ergab sich so - ich denke, weil ich vor allem auch viel submissivere Vibes mitbringe als seine anderen Ropemodels - dass sich zwischen uns auch eine D/s-Dynamik bildet und er noch immer total aus dem Häuschen und der glücklichste Mensch auf Erden ist, wenn ich freiwillig vor ihm knie.

      Seit einem halben Jahr also loten wir unsere D/s-Dynamik gemeinsam aus - und wir sind noch lange nicht am Ende. Ein "Konflikt" (absichtlich in Anführungsstrichen) ist, dass ich, wenn ich mich erstmal für einen Dom entschieden habe, mich dauerhaft als seine Sub sehe, also das Machtgefälle nicht immer aktiv, aber immer aktivierbar ist. Im Prinzip eine Art 24/7-Variante. Ihm ist das aber noch viel zu viel Verantwortung und er möchte mich nur für dezidierte Sessions als Sub. Das wiederum ist mir zu wenig, zu lau. Ich möchte also mehr als er, und ich habe auch sein Halsband aus diesem Grund abgelehnt: Ich bin nicht eine Session-Sub, ein Halsband bedeutet für mich mehr, bedeutet eine Verbindung, die über ein gelegentliches Spiel hinausgeht (aber das ist nur meine ganz persönliche Auffassung von einem Halsband).
      Ich merke jedoch, dass er da noch viele Ängste, Bedenken und sicherlich auch Vorurteile hat ("Ich möchte mich nicht ständig um dich kümmern müssen" - müsste er ja nicht, aber das ist sein Vorurteil zu der Sache) und lieber zu vorsichtig als zu forsch vorgeht.
      Wir reden also viel, lassen uns gemeinsam Zeit, reflektieren gemeinsam und tasten uns Stück für Stück voran. Ich merke, wie vorsichtig er ist, wie er zurückschreckt, wenn er merkt, dass er versehentlich über eine Grenze getappt ist - und ich finde es gut, genau das ist der Grund, weshalb ich mit ihm zusammen den Weg weitergehe und es sich in meinen Augen lohnt. Er passt auf mich auf, er passt auf sich auf, er lässt sich von mir nicht verbiegen und in etwas hineinreden, was ihm noch zu viel ist.

      Und wenn er mir etwas sagt ("Geh nun zu Bett") und ich ihn frage mit einem Augenzwinkern: "War das etwa ein Befehl?"
      und er dann deutlich sagt: "Nein, das war kein Befehl!"
      finde ich das ehrlich gesagt schon ein wenig sexy, denn sein "Nein, das war kein Befehl" ist dann schon sehr dominant ;) Aber pssst, nicht verraten :D
      Make me suffer in your ropes, please.

      Ropekitten schrieb:

      ...es ergab sich so - ich denke, weil ich vor allem auch viel submissivere Vibes mitbringe als seine anderen Ropemodels - dass sich zwischen uns auch eine D/s-Dynamik bildet...
      Das würde ich auch nochnal unterstreichen. Für mich macht es ganz viel aus, ob ein Mensch Submissivität ausstrahlt. Ich brauche zusätzlich zur verbalen Einwilligung/Wunschäußerung eine deutliche körpersprachliche Einladung, damit ich überhaupt in die dominante Rolle komme und das genießen kann. Wenn das Gegenüber sich fallen lässt und Submissivität ausstrahlt, kann es magisch sein. Wenn nicht, kann ich Dominantsein nicht genießen. Und ich glaube, so geht es vielen Doms/Switchern. Zumindest trifft das auf die meisten, die ich kennengelernt habe, zu.
      Ich kann @Currer Belle nur zustimmen.

      Als vehementer Verfechter und Anwender von SSC kommt für mich auch nur eine Session in Frage, wenn es für beide stimmt. Die Worte nehmen dabei nur einen kleinen Teil ein.
      Ich erinnere an den Eisberg: Nur ein Siebtel ragt aus dem Wasser, den Rest sieht man nicht. Aber bei einem Zusammenstoss bekommt man diese sechs Siebtel sehr heftig zu spüren.

      Bei der Körpersprache ist es genau gleich. Das Bauchgefühl muss stimmen.
      Und bei Sex und BDSM erst recht!
      Jedenfalls, wenn man verantwortungsbewusst zu Werke geht.

      Es muss doch immer für beide stimmen!

      Uns was hilft das jetzt Solivaga?

      Ich ändere mal Loriots Spruch ein wenig ab: Ein Leben ohne SM ist möglich, aber schwierig.
      Was hier als flapsige Redewendung daher kommt, hat - wie so oft bei Loriot - einen ernsthaften Kern:

      Wenn du, Solivaga, diese Gefühle in dir hast, KANNST du sie unterdrücken.
      Ob du damit aber glücklich wirst, steht auf einem anderen Blatt.

      Und genau gleich ist es bei deinem Partner:
      Er KANN sich für deine Neigung interessieren.
      Ob er damit aber glücklich ist, muss sich zeigen.

      Du bist jung.
      Angenommen, er ist in deinem Alter. Dann ist er vielleicht einfach noch nicht so weit wie du. Jungs sind auch in dem Alter ein wenig im Rückstand, auch wenn sie in dem Alter 'unglaublich erwachsen' sind.
      Dränge ihn nicht zu sehr in eine 'Rolle'. Wenn er die Gefühle nicht hat, kann er die deinen auch nicht zurückgeben, wenigstens nicht ehrlich.

      Ein anderes Beispiel: Er geht vielleicht sehr gerne zum Fussball. Kicken ist sein Leben. Sie kann damit gar nichts anfangen. Und jetzt? Soll sie sich quälen und ihn jedes Wochenende zum Match begleiten? Oder soll er sich verbieten, seinem Hobby nachzugehen?

      Solchen Fragen muss sich JEDES Paar über kurz oder lang stellen. Was ist MIR wichtig? Was ist DIR wichtig? Was ist UNS wichtig? Gesunde, robuste Beziehungen halten das aus, wenn man darüber spricht und bereit ist zu einem Konsens. Ob das dann die nachträgliche Begeisterungsfähigkeit von ihm für SM wird, die Akzeptanz zu einer offenen Spielbeziehung aufgebaut werden kann oder sich die Interessen auf etwas anderes ausrichten, das dann beiden etwas bietet, wird euer gemeinsames Abenteuer sein.

      Das braucht Zeit. Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut.
      Schenkt euch diese Zeit!

      Ich wünsche euch auf dem gemeinsamen Weg von ganzem Herzen Mut zur Offenheit, Toleranz zur Andersartigkeit und Freude am Ausprobieren.

      Solivaga schrieb:

      Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht? Gibt es Wege, die submissive Seite „leiser“ zu bekommen, wenn man sie nicht leben kann?
      Bestimmt gibt es ganz viele Leute mit ähnlichen Erfahrungen - wer seine submissive Seite "unterdrücken" möchte, wird sich aber eher nicht in einem SM-Forum herumtreiben ;) Es ist also, denke ich, kein Zufall, dass du hier eher Antworten von Leuten bekommst, die ihre Neigung auch ausleben (wollen). Daher hier einmal eine andere Perspektive, die der Beschreibung von @Hera ähnelt:

      Ich bin seit 10 Jahren in einer Beziehung mit einem Vanilla-Partner. Er weiß von meiner Neigung - ich habe ihm sehr früh gesagt, dass das mit uns leider nichts werden kann, da unsere Neigungen nicht kompatibel sind. Wir haben uns trotzdem verliebt und mit der Zeit ist daraus die wunderbarste Beziehung gewachsen, die ich mir vorstellen kann. Meine Neigung ist dabei nie verschwunden, aber in der Hintergrund getreten und mehr oder weniger eingeschlafen (mit Ausnahme von ganz wenig Kopfkino beim Sex..). Vielleicht habe ich mir da auch insofern leichter getan, als ich davor schon recht viel real ausprobiert habe. Manchmal werden Gedanken und Phantasien ja auch deshalb immer größer und drängender, weil es keinen Abgleich mit der Realität gibt.

      Als mein Partner unlängst meinte, dass er SM doch gerne nochmals ausprobieren möchte und wir erste Schritte in diese Richtung gemacht haben, ist meine Neigung sofort wieder voll da gewesen. Sie war also nie verschwunden, sondern in meinen Gedanken einfach nicht mehr so präsent.

      Aus meiner Erfahrung heraus ist es also durchaus möglich, die Neigung "leiser" zu bekommen. Ich kann auch sagen, dass ich mich nicht erinnern kann, in meinem Erwachsenenleben je so glücklich gewesen zu sein wie in den letzten Jahren. Für mich stimmt es also nicht, dass ein Unterdrücken der Neigung zwingend unglücklich macht. Ich muss aber auch sagen, dass in unserer Beziehung sonst alles sehr gut läuft. Das scheint ja bei euch, wie auch schon von anderen geschrieben, nicht unbedingt der Fall zu sein. Bei uns ist es z.B. so, dass wir es einfach kommunizieren, wenn einer gerade ein bisschen mehr Stress in der Arbeit hat und sich wünscht, dass der andere eben ein paar Tage lang mehr Führung und Verantwortung im Haushalt übernimmt oder den kommunikativen Part bei sozialen Events gibt. Bei Bedarf sind wir also beide manchmal "Dom", wenn auch nicht im sexuellen Sinn und nicht aus einer Neigung heraus, sondern aus einem Verantwortungsgefühl für den anderen.

      Zum Abschluss noch ein Gedanke: Ich habe, seit ich meine (Maso-)Neigung nicht mehr auslebe, begonnen relativ viel Sport zu machen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich beim Laufen genau bei der Gruppe mit der dominanten Trainerin geblieben bin, die schon mal Sprüche sagt wie: "Intervalle sollen wehtun, da dürfen ruhig Tränen fließen". Genauso habe ich das Wildwasserkayak für mich entdeckt und schätze das Adrenalin, wenn man in einen Schwall hineinfährt und weiß: Ein Fehler, und ich hänge kopfüber im 4 Grad kalten Schmelzwasser. Das waren bzw. sind jetzt keine bewussten Kompensationen und es gibt natürlich auch genug Leute, die Ausdauersport betreiben ohne Masochisten zu sein. Ich glaube aber schon, dass das für mich eine Möglichkeit ist, gewisse Grenzerfahrungen zu machen, die ich früher beim SM gemacht habe und mich, wenn auch nur im Rahmen eines Trainings, führen zu lassen. Vielleicht gibt es also auch für dich Wege, um zumindest einige Aspekte deiner Neigung "außerhalb des Schlafzimmers" auszuleben. Wenn du eher submissiv bist, könntest du ja z.B. einfach mal deinen Partner total verwöhnen, auch wenn er das nicht befiehlt ;) Andere Optionen wären vielleicht Coachings, Mentoring-Programme im Job (oder einfach ein Team-Leiter, der Führung kann), karitative Tätigkeiten, ein Job als Dienstleister,...