Hochmut kommt vor dem Fall

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      Hochmut kommt vor dem Fall

      Hochmut kommt vor dem Fall ... oder die neue Geschichte von König Drosselbart.

      Ein modernes Märchen, das keinerlei Bezug zur Realität hat!


      Es war einmal ... ein Mann namens Dupin. Gerard Dupin hatte leicht angegrautes Haar obwohl er noch nicht so alt war. Die Schicksalsschläge des Lebens hatten ihn vorzeitig altern lassen. Frühzeitig verlor er seine Frau und so mußte er seine einzige Tochter allein großziehen. Nebenbei hatte er seine einstige Ein-Mann-Firma Dupin-Logistics zu einem marktführenden Unternehmen heranwachsen lassen. Wirtschaftlich hatte er es geschafft. Tochter Claudia mußte also nie etwas entbehren und wuchs im Überfluß auf. Claudia war inzwischen eine erwachsene Frau. Ihre tonangebende Art war schon als hochmütig zu bezeichnen und Gerard gab sich mehr als einmal die Schuld daran. Doch zu Gerards Entlastung sei gesagt, dass das gesellschaftliche Umfeld sehr dazu beigetragen hat, Claudia so zu formen. Immer öfter geriet sie durch ihre anmaßende Art auch mit ihrem Vater in Streit, den das inzwischen sehr erzürnte, war sie doch längst kein kleines Kind mehr, dem er sowas durchgehen ließ. Anfangs hatte Dupin noch die Hoffnung, dass sich seine Tochter irgendwann dankbar zeigen würde. Hatte er ihr doch die verschiedensten Studien finanziert, so dass sie sich als Sozialarbeiterin bei den Armen des Landes betätigen konnte. Aber mittlerweile genügte es ihr nicht mehr, diesen vom Leben gebeutelten Menschen ihren vermeintlich schlechten Lebenswandel vorzuhalten, zumal die Erfolge Claudias Tätigkeit eher dürftig waren. Nun versuchte sie sich auch noch in Gerards Firmenpolitik einzumischen. Also sann der alte Dupin auf Abhilfe.

      Er dachte also bei sich: Sie muss endlich lernen, sich unterzuordnen. Sonst nimmt es noch ein schlimmes Ende. Wenn ich sie schon nicht unter die Haube bringen kann, so will ich sehen, dass ich ihr einen anderen Lehrmeister verschaffen kann. So rief er einige seiner Geschäftspartner an, die zu seinen Vertrauten zählten, ob sie seine Tochter in ihren Unternehmen beschäftigen würden. Noch am selben Tage waren sie in Dupins Konferenzraum versammelt. Doch als der alte Dupin Claudia von seinen Plänen berichtete, wurde sie ausfallend. Mit sich überschlagender Stimme keifte sie: "Ich habe es satt, mir von dir Vorschriften machen zu lassen, ich komme sehr gut alleine zurecht!" Dann machte sie sich über die Anwesenden lustig. Insbesondere über den Namen eines ihr persönlich unbekannten Geschäftspartners ihres Vaters. "Wilfried König- Drosselbart, pah ... wenn der so bescheuert ist, wie sein dämlicher Doppelname ... haha. Das sieht dir wieder ähnlich, du vertrauensseliger alter Esel." Gerard riß die Geduld entzwei. Er schrie zurück: "Du undankbare Göre! Ich lasse meine Freunde nicht von dir beleidigen!" Einer der Anwesenden, der dadurch auffiel, dass er statt eines Geschäftsanzugs lediglich Jeans und Rollkragenpulli trug, verfolgte den Disput wie ein Tennismatch. Betont ernsthaft mischte er sich in das Gespräch: "Eigentlich wollte ich mich hier bewerben, aber bei dem Umgangston verzichte ich!" Gerard sah den jungen Mann entgeistert an. Doch Claudia fuhr unbeirrt in ihrer Rede fort: "Bevor ich zu einem deiner ewig gestrigen Freunde gehe, würde ich eher mit diesem hergelaufenen Arbeitslosen auf Jobsuche gehen!" Gerard schien den Faden des Streitgesprächs wiedergefunden zu haben. Mit unheildrohender Ruhe sprach er: "Dann geh gleich mit ihm mit. Du hast gesagt, du kommst allein zurecht. Dann tu das. Wir sind fertig miteinander. Ich weise dich aus meinem Haus!"

      Claudia hatte sich in Zorn geredet und tat nun etwas sehr unbedachtes. Mit einem schnippischen "Einverstanden!" verließ sie königlich den Raum. Achselzuckend folgte ihr der Pulliträger. Mit hochrotem Kopf betrat Claudia den Lift. Der junge Mann stellte sich schweigend neben sie. Wärend sie wütend auf den Abwärtsknopf hämmerte, streckte er ihr freundlich die Hand hin: "Hi, ich heiße Willi. Ich hab noch ein paar Firmen auf Stellensuche abzuklappern. Wenn du willst, nehme ich dich mit." Sie übersah absichtlich die dargebotene Hand, nickte aber hoheitsvoll.
      Im Laufe des Tages mußte Claudia einsehen, dass sie sich ihr Vorhaben zu einfach vorgestellt hatte. Genügte bisher ein Anruf ihres Vaters, um alle Türen zu öffnen, so wurde sie nun behandelt wie ein Niemand. Keiner wollte sie einstellen. Als sich der Tag zu Ende neigte, vergaß sie über ihren Sorgen sogar ihren Hochmut und wandte sich ratsuchend an Willi: "Was soll ich denn jetzt machen?" Willi war trotz des Mißerfolges frohen Mutes und meinte: "Morgen ist auch noch ein Tag. Da sehen wir weiter. Du kannst bei mir übernachten." Normalerweise wäre Claudia nie mit einem Fremden mitgegangen, aber sie hatte momentan keine Alternative.
      Willis Weg führte in ein tristes Viertel der Stadt. Angebrannte Müllbehälter, zerschlagene Schaukästen und mit Graffitti beschmierte Wände säumten die Straßen. Zielstrebig steuerte Willi auf einen schäbigen Wohnblock zu. Auf dem davor liegenden Parkplatz standen kontrastreich aufgemotzte Autos neben verbeulten Karren. Dann folgte ein Kinderspielplatz, dessen zertrampelte Fläche kaum Gras, aber dafür um so mehr Abfall aufwies. Der Hauseingang kam in Sicht. Das Außenlicht war kaputt. Schemenhaft erkannte Claudia im Dunkel das Gerippe eines geschlachteten Fahrrads sowie einige ausrangierte Möbel vor Tür. Erschüttert entfuhr Claudia: "Was für ein Dreckloch." Unbeeindruckt schloß Willi die Haustür auf und betätigte den Lichtschalter. Grelles Licht durchflutete das kahle Treppenhaus. Auf dem Weg zum 2. Stock kamen sie an mehreren Wohnungstüren vorbei. Die Geräusche der Bewohner drangen heraus und begleiteten sie nach oben. Ein Fernseher plärrte... nächste Tür. Schreiende Stimmen eines häuslichen Streites, im Hintergrund Babygebrüll... nächste Tür. Das Wummern einer Stereoanlage... nächste Tür. Geschirrklappern und der penetrante Geruch von angebranntem Essen... nächste Tür. Willi öffnete seine Behausung. Abgestandene Luft wehte ihnen entgegen. Die aufflammende Beleuchtung enthüllte eine spartanische Einrichtung, die eher zweckmäßig als geschmackvoll war. Doch es war ordentlich und relativ sauber, wenn man davon absah, dass Willi scheinbar nie Staub wischte. Er öffnete ein Fenster zum Lüften und taute ein Mikrowellengericht auf. Naserümpfend nahm Claudia den dampfenden Plastikbehälter entgegen, verschlang das Essen aber heißhungrig. Danach überließ ihr Willi großmütig sein Bett und legte sich aufs Sofa.

      Den folgenden Tag begann Claudia mit einem Instantkaffee und der Frage: "Kannst du mir dein Auto leihen?" Willi lümmelte noch auf dem Sofa und machte keinerlei Anstalten, den Bewerbungsmarathon von gestern fortzusetzen. Mit frohsinnigem Gemüt antwortete Willi: "Sehe ich aus wie Krösus? Ich habe kein Auto, aber wenn du gut darauf Acht gibst, borge ich dir mein Fahrrad." Statt einer Antwort winkte Claudia geringschätzig ab. "Gehst du nicht mit auf Jobsuche?" Willi schüttelte mit dem Kopf. "Nein, heut muss ich zur Lebensmittelverteilung für Bedürftige - Fressalien organisieren." Er warf ihr einen Hausschlüssel zu und fläzte sich wieder aufs Sofa.

      Gegen Abend war Claudia wieder da, deprimiert und erschöpft. Ihr einziger Kommentar war: "Wieder nichts." Wärend er Claudia eine einfache Mahlzeit vorsetzte, sagte Willi eindringlich: "So wird das nichts. Wir sollten dich erstmal beim Amt anmelden." Claudia spann den Gedanken weiter: "Stimmt. So gewinne ich Zeit, um in Ruhe weiter einen Job zu suchen. Ich könnte mir eine eigene Wohnung nehmen ..." Rüde unterbrach Willi Claudias Gedanken: "Deine Art der Jobsuche kannst du vergessen! Du hast deinen Vater dermaßen verbal in den Hintern getreten, dass er mit Sicherheit alle Firmen informiert hat, dich nicht zu nehmen. Du kannst froh sein, wenn du eine Putzstelle findest. Sieh dich doch mal um! Was glaubst du wieviele allein in diesem Wohnblock so einen Putzjob suchen?" Schockiert verharrte Claudia mit dem Löffel in der Luft. Unbarmherzig führte Willi weiter aus: "Und das mit der eigenen Wohnung würde ich mir an deiner Stelle auch abschminken. Weißt du ich mag dich. Deshalb habe ich mich ein wenig bei den Nachbarn umgehört. Du hast ja als "Sozialarbeiterin" traurige Berühmtheit erlangt, hast Leute schikaniert und beim Amt angeschwärzt. Dadurch hast du dir Feinde geschaffen. Allein hast du keine Chance, die machen dich fertig! Nur wenn du bei mir bleibst, bist du halbwegs sicher." Tonlos fragte Claudia: "Warum?" Willi meinte herablassend: "Warum wohl? Weil ich einer von ihnen bin, einer aus dem Millionenheer der Armen. Weil ich versuche zu helfen. Und wem ich half, der schuldet mir was. Ich kenne ihre ungeschriebenen Regeln und achte sie, deshalb werden diejenigen mit Ehrgefühl dir nichts tun, wenn sie glauben, du bist meine Lebensgefährtin. Doch hüte dich vor den Ehrlosen, ich rate dir, keine Alleingänge mehr zu machen." Verständnislos wiederholte Claudia: "Ich meine, warum hassen die mich so?" Mit einem trockenen Lachen meinte Willi: "Willkommen in der Realität! Du wirst bald selbst merken, dass man von dem bisschen Stütze vom Amt weder leben noch sterben kann. Die Meisten sind dazu gezwungen, für ein paar Kröten auf die Hand zu arbeiten, zu stehlen, zu borgen, anschaffen zu gehen oder krumme Geschäfte zu machen. Indem du sie verpfiffen hast, machst du ihr schweres Leben noch schwerer."

      In ihrer aufbrausenden Natur wollte sich Claudia erst gegen die Anschuldigungen wortreich zur Wehr setzen. Doch sie war zu niedergeschlagen und nach einer Weile sah sie sogar die Sinnlosigkeit derartiger Bemühungen ein. Es würde nichts an ihrer derzeitigen Situation ändern. In einer Anwandlung von Lethargie gab sie Willi die Zügel für ihr zukünftiges Schicksal in die Hand. Willi meldete sie als sein Haushaltsmitglied an und verschwand täglich, um seine Geschäfte zu machen, wie er sich ausdrückte. Bevor er die Wohnung verließ, bemerkte er in seiner unbekümmerten Art: "Du könntest dich ruhig einmal nützlich machen, wenn du schon deine Füße unter meinem Tisch parkst." Das Fernsehgerät im Wohnzimmer funktionierte nicht. Also befolgte sie aus Langeweile seinen Rat und versuchte sich an der Hausarbeit. Doch er schien es gar nicht zu bemerken. Willi pflanzte sich genauso auf ungemachte Kissen, wie auf aufgeschüttelte, mampfte das Essen egal ob geschmackvoll oder nicht.
      Doch bevor sie Willis loblose Art zur Sprache bringen konnte, kam ein Brief vom Amt. Claudia wurde zum Arbeitseinsatz in den Stadtwald beordert. Willi zuckte nur mit den Schultern. "Dann kommen wenigstens ein paar Kröten mehr in die Haushaltskasse." Da sie Willis Fahrrad immernoch verschmähte, ging sie frühs im Dunkeln los und kam abends im Dunkeln zurück. Willi schlief mittlerweile bei ihr im Bett, doch sie sagte nichts dazu. Sie war erschöpft und wollte nur noch ihre Ruhe. Eine Woche hielt sie die Arbeit durch. Dann brach sie eines abends haltlos in Tränen aus und klammerte sich Halt suchend an Willi. "Ich halte das nicht mehr aus. Ich kann nicht mehr! Jeder Knochen schmerzt mir im Leibe, voller blauer Flecken bin ich und die Leute dort sind bösartig und gemein. Ich gehe dort nicht mehr hin!" Willi versuchte sie zu trösten. Seine starken Arme waren verlockend. Dankbar ließ sie zu, dass er sie küßte. Sie wehrte sich nicht, als er sie auszog wie ein kleines Kind. Sie gab sich völlig dem Gefühl hin, als er sich zwischen ihre Schenkel drängte. Ihre Sorgen und Ängste wurden für den Moment gegenstandslos und sie genoß diesen unwirklichen Zustand des völligen Vergessens, da er als Mann Besitz von ihr ergriff.

      Die Tage verliefen fortan in gewohnter Monotonie, wie vor dem Arbeitseinsatz. Bisweilen eilten ihre Gedanken voraus und bestürzt stellte sie fest, dass sie sich auf die Abende und Nächte freute. Der Zauber des Vergessens kehrte jedesmal wieder. Sie fühlte sich seltsam losgelöst von der Schwere der Welt. Täglich sehnte sie den Traum aus wattierter Seligkeit mehr herbei, konnte es bereits durch Willis schweißnasse Nähe erspüren. Der Sex war nur noch der Gipfelpunkt gefühlter molekularer Auflösung. Der nächtliche Willi wurde zu ihrer Droge. Um so mehr schmerzte sie der helle Tag, an dem eine seltsame Distanz zwischen ihnen lag. Als wäre Willi bei Tageslicht ein anderer, der kühl und unpersönlich seine täglichen Aufgaben abspulte. Verwirrt dachte sie: Warum liegen Glück und Unglück so nah beieinander?

      Dann kam der zweite Brief vom Amt. Wütend knallte ihn Willi auf den Küchentisch. "Die haben uns die Stütze gekürzt, weil du nicht mehr in den Wald gegangen bist. Wovon sollen wir jetzt leben?" In einem Anfall von Trotz sagte Claudia: "Dann geh doch selber arbeiten!" Willi kniff die Augen zusammen und antwortete gefährlich ruhig: "Jetzt hör mal zu, du Mimose. Die Regel ist einfach: Wer Mist baut, bügelt ihn auch wieder aus. Ich hab meinen Teil getan, bin jeden Tag stundenlang unterwegs, um Fressalien oder Bargeld zu organisieren. Aber das reicht nunmal nicht, um die Rechnungen zu bezahlen. Wer ist auch so dämlich, einer zugewiesenen Arbeit ohne gelben Schein fern zu bleiben. Wegen DIR haben sie uns den Geldhahn zugedreht, nicht wegen mir!" Entnervt gab Claudia zu: "Okay, ich hab Mist gebaut. Na und, was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun?" Kalt lächelnd zählte Willi die Alternativen auf: "Stehlen, Anschaffen oder gegen Bares arbeiten." Voll unterdrückter Wut zischte Claudia: "Was würde denn Herr Allwissend empfehlen?" Willi ging auf ihren Zynismus nicht ein. Er setzte sich ihr gegenüber auf den wackligen Küchenstuhl und begann seine Gedanken vor ihr auszubreiten: "Also beim Stehlen würden sie dich sicher erwischen. Beim Anschaffen würden dich die Freier betrügen, da bist du genauso unerfahren. Also bleibt arbeiten gegen Bares." Verwirrt hörte Claudia zu. Sie konnte nicht glauben, dass er es ernst meinte. Willi führte weiter aus: "Mein Kumpel ist Hausmeister bei einem Typen, der vor kurzem so einen Privatclub gekauft hat. Der kann dir da einen Putzjob besorgen. Ich hoffe, du vergeigst das nicht wieder." Als wäre es schon beschlossene Sache, stand Willi auf, löschte das Licht und sagte leise: "Komm ins Bett." Wie unter Trance folgte Claudia dem vertrauten Schatten von Willi, hörte das Rascheln als er sich entkleidete und atmete sehnsüchtig den wohlbekannten Duft seines Körpers ein. Eine Stimme raunte: "Alles wird gut." War das Willi? Natürlich war er es. Dankbar schmiegte sie sich an ihn.

      Am nächsten Morgen führte Willi seine Claudia frohgemut zu einem großen Gebäude. An der Fassade war ein Schriftzug angebracht: König-D. Export GmbH. Der Hausmeister wartete schon vor dem Tor. Schwatzhaft berichtete er, sein Chef (dabei deutete er auf die Firmenbezeichnung) habe einen Club gekauft. Weiß der Geier, was er damit will. Der bisherige Besitzer führt den Laden gegen Gewinnbeteiligung weiter. Bevor der Hausmeister jedoch weiter schwatzen konnte, bat ihn Willi um die Adresse.
      Der Club war idyllisch am Stadtrand gelegen. Erfreut bemerkten Claudia und Willi eine Bushaltestelle direkt in der Nähe. Der Betreiber empfing sie freundlich und zeigte ihnen die Räume. Erschrocken flüsterte Claudia Willi zu: "Das ist ein SM- Club." Willi raunte zurück: "Ist doch egal, bei dem Stundenlohn!" Schnell wurde man sich einig, zweimal die Woche putzen gegen gutes Geld bar auf die Hand.
      Nach Claudias erstem Arbeitstag empfing sie Willi mit den Worten: "Und? Wie wars?" Mechanisch antwortete sie: "Eigentlich keine schwere Arbeit, aber Kondome, Sperma und Pisse wegputzen ist schon eklig." Willi meinte abwiegelnd: "Ach, da gewöhnst du dich dran." Claudia wollte das Thema wechseln und fragte: "Und? Wie war dein Tag?" Erstaunt registrierte Claudia, dass Willi sie auf seinen Schoß zog. Es war das erste Mal außerhalb des Schlafgemachs. Er schaute ihr ernst in die Augen. "Es ist wirklich lieb von dir, dass du mich danach fragst. Aber es ist besser, du weißt nicht wo das Zeug herkommt, das ich organisiere." Sie wußte nicht was sie darauf sagen sollte und küßte ihn stattdessen.
      Eines schönen Tages beschloß Willi, seine Claudia von der Arbeit abzuholen. Er fuhr mit dem Bus zu der Villa mit dem Club und klingelte dort. Claudia wußte ihre Freude kaum in Worte zu fassen. Der Inhaber bat Willi herein und teilte ihm mit, dass er mit den Beiden reden müsse. Steif fragte Willi, ob es Beschwerden gäbe. Der Clubbetreiber versicherte: "Nein, ihre Frau arbeitet gut und verläßlich." Aufatmend ließ sich Willi auf einem Barhocker nieder. Claudia strahlte ihn an. Der Club- Mensch suchte nach den passenden Worten. "Es geht um eine Feier ... hier ... so in drei Wochen. Große Sache ... der Käufer des Clubs wird persönlich erscheinen ... und nunja, ich bräuchte noch eine Bedienung zum servieren der Getränke. Ich dachte ... vielleicht könnte ihre Frau aushelfen. Ich zahle das Doppelte wie bisher." Da Willi weiterhin schwieg, fügte er noch hinzu: "Sie sind natürlich auch eingeladen." Claudia schaute Willi fragend an. Und als dieser schließlich nickend sein Einverständnis gab, informierte der Clubbetreiber weiter: "Das wäre also geklärt. Aber in so einem Club gibt es gewisse Regeln. Hier ... ich gebe ihnen eine Art Handbuch, wo die wichtigsten Dinge drin stehen. Es wäre schön, wenn sie das in den kommenden drei Wochen üben würden. Die Clubräume können sie dafür gern benutzen."

      Willi saß am Küchentisch und schmökerte in dem Regelbuch. Claudia saß ihm gegenüber und langweilte sich sichtlich. Genervt fragte sie: "Worum gehts denn jetzt bei der Sache?" Willi legte das Buch weg und erklärte: "Also ... stell dir vor, das Ganze wäre ein Spiel oder ein Theaterstück. Um möglichst glaubwürdig zu sein, muss man sich in die jeweilige Rolle hineinversetzen. Es gibt jedoch kein Drehbuch, sondern es wird stets aus der Rolle heraus improvisiert." Claudia fragte neugierig: "Welche Rollen haben wir?" Willi erwiderte grinsend: "Stell dir vor, ich wäre ein König und du meine Untertanin. Sie nennen es Herr und Sklavin. Üben wir das doch gleich mal, damit du siehst, was ich meine." Lachend sagte Claudia: "Na dann leg los, Majestät." Willi rückte seinen wackligen Stuhl in Positur und räusperte sich: "Hämähm ... Bring mir ein Bier, Sklavin!" Claudia schien das Spiel Spass zu machen. Mit einem fröhlichen "Na klar" hüpfte sie vom Stuhl und knallte die Flasche auf den Tisch. Willis Gesicht legte sich in Zornesfalten: "Was soll das, du unwürdige Sklavin? Soll ich etwa aus der verschlossenen Flasche trinken? Wieso bekomme ich kein Glas dazu?" Mit ungnädiger Mine stemmte Claudia die Hände in die Hüften. Willi schimpfte weiter: "Eine unvorstellbare Impertinenz ... Ach Mist, jetzt habe ich den Faden verloren." Willi sank grübelnd auf dem Stuhl zurück und Claudia entspannte sich wieder. Liebenswürdig erklärte er Claudia: "Ich glaube das Spiel hängt in erster Linie von dir ab. Du musst dich mehr in die Rolle hineinversetzen, Schatz. Komm, wir probieren das nochmal." Wieder setzte sich Willi zurecht und machte "hämähm". Claudia fand das komisch und bemerkte schmunzelnd: "Vorsicht, Majestät, Euer Thron wackelt!" Willi sagte geduldig: "Konzentrier dich bitte!" und fuhr fort: "Bring mir ein Glas, Sklavin!" Diesmal holte Claudia das Gewünschte gemessenen Schrittes, stellte es vorsichtig auf dem Tisch ab und deutete einen Hofknicks an "Bitte, Herr." Willi applaudierte freudig. "Das war schon sehr viel besser! Aber ich glaube, statt einem Knicks solltest du dich hinknien, schließlich bin ich ein König."

      So übten sie in den nächsten Tagen ihre respektvolle Anrede und ihr ehrerbietiges Verhalten ein. Claudia empfand es durchweg als positiv. Denn Willis kühle und distanzierte Art tagsüber, war einer intensiven Beschäftigung mit ihr gewichen.
      Nach ein paar Tagen schlug Willi vor: "Ich denke, du verkörperst deine Rolle schon recht gut. Wie wärs, wenn wir von nun an auch ab und zu im Club üben, damit du dich an die Athmosphäre gewöhnst?" Automatisch rutschte Claudia heraus: "Ja, Herr." Und sie verbesserte sich schnell: "Klar, können wir machen."
      Das schummrige Licht und die seltsamen Geräte kannte Claudia breits von ihren Putzstunden. Deshalb war sie auch nicht aufgeregt, eher neugierig. Willi ließ sie ein paar Mal knien, ließ sich etwas bringen und verbesserte hie und da ihre Haltung. Doch dann befahl er übergangslos: "Zieh dich aus, Sklavin!" Claudia zögerte. Das konnte keineswegs etwas mit den Aufgaben einer Kellnerin zu tun haben. Dennoch reizte es sie, in diesen Räumen ein kleines erotisches Privatvergnügen zu haben. "Was ist, wenn jemand hereinkommt?" Willi beruhigte sie: "Sei nicht albern. Der Club hat heute zu." Etwas verschämt entledigte sich Claudia ihrer Kleidung. "Hübsch" lobte Willi seine nackte Sklavin, wärend er sie von allen Seiten begutachtete. Dieses Lob nahm Claudia etwas von ihrer Scheu und sie fühlte sich gleich besser. Willi resümierte vor sich hin: "Aber meine Sklavin braucht noch Fesseln." Mit diesen Worten befestigte er bereits Arm und Fußmanschetten. Claudia war gespannt, wie es weitergeht. Wortlos führte er sie zu einem der Geräte. Den Zweck des Gerätes erfasste Claudia erst, als der Pranger zuschnappte und sie in vorn übergebeugter Haltung fixierte. Noch überwog Claudias Neugier und sie verhielt sich still. Wieder lobte Willi: "Du bist eine brave Sklavin." Mit sanfter Gewalt spreizte er ihre Beine. Dann tauchte er in ihrem Blickfeld auf und sie sah mit Schrecken, wie er eine Reitgerte von der Wand pflückte. Ihr Mund wurde trocken. Sie wollte rufen: Bitte nicht! Aber sie brachte keinen Ton heraus. Sanft streichelte er mit der Gerte über ihren Rücken und die Innenseite der Schenkel. Sie konnte nicht verhindern, dass ein Lustschauer sie durchlief. Er bemerkte es mit unergründlichem Lächeln. Worauf er sie aus dem Pranger befreite und zu sich herumdrehte. "Auf die Knie, Sklavin!" Claudia war noch zu sehr mit ihren Gefühlen beschäftigt, um dem Befehl zügig nachzukommen. Hart klatschte die Gerte auf ihr Hinterteil und hinterließ eine rote Strieme. Blitzartig sank sie auf die Knie. Unbarmherzig kommandierte Willi weiter: "Steh auf und mach die Beine breit, Sklavin!" Diesmal kam Claudia der Aufforderung ohne nachzudenken nach. Abrupt wechselte Willi den Tonfall und sagte sanft: "Ich glaube, das genügt für heute. Was hälst du davon, wenn wir mal herkommen, wenn der Club offen hat und den Anwesenden zuschauen. Wir könnten dabei etwas lernen." Erstaunt blickte ihn Claudia an. Nachdenklich antwortete sie: "Das wäre sicher eine interessante Erfahrung ..." und fügte absichtlich betont hinzu: "... Herr."
      Willi hatte mit dem Clubbetreiber geklärt, dass sie zum Zwecke des Regelerlernens einen Gratisabend wärend der Öffnungszeiten frei hatten. Die Heimfahrt mit dem Bus verlief in seltsamer Schweigsamkeit. Die Beiden nutzten die Zeit, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten. In der Wohnung angekommen, schien Willi sich zu einem Entschluß durchgerungen zu haben. Er sah ihr sehnsüchtig in die Augen und fragte: "Könntest du dir vorstellen, meine Sklavin zu sein?" Claudia antwortete sehr überlegt: "Klingt das nicht etwas lächerlich ... die Sklavin eines arbeitslosen armen Mannes, dessen Thron ein wackliger Küchenstuhl ist?" Willi schwieg erniedrigt und Claudia redete weiter: "Ja, ich kann mir vorstellen, deine Sklavin zu sein. Weil mir klar geworden ist, wie sehr ich dich liebe!" Willi stammelte: "Ich dich auch ..." und gab ihr einen Kuß.

      Von diesem Tag an veränderte sich ihr Leben. Nein, eigentlich nicht. Aber es fühlte sich anders an! Nach wie vor ging Willi regelmäßig organisieren. In dieser Zeit betätigte sich Claudia - wie gehabt - mit Hausarbeit. Doch sie gab sich mehr Mühe. Schrubbte die kleine Wohnung mit dem spärlichen Mobilar auf Hochglanz, bastelte mit der Schere Deckchen aus alten Zeitschriften und bügelte die verschlissene Überdecke des Sofas. Sie beschäftigte sich, weil sie Angst um Willi hatte, wenn er organisieren ging. Wie bisher, lobte sie Willi nicht für die Verbesserungen in seinem Haushalt. Aber sie merkte an Kleinigkeiten, dass es ihm auffiel. Wenn er vom Sofa aufstand, strich er die Decke glatt. Oder er rückte gedankenverloren ein Deckchen gerade.
      Auch ihr Sexualleben trat in eine neue Dimension. Waren die Nächte an Willis Seite für Claudia sowieso schon ein nebulöser Traumzustand seligen Vergessens, so katapultierte sie Willi neuerdings in einen Sog der Selbstauflösung, indem er einfach ihre Hände festhielt oder mit sanfter Gewalt in ihre Haare griff. Sie empfand diese völlige Hingabe als natürliches Endprodukt ihrer übergroßen Liebe.

      Der Clubabend brachte nicht viel neue Erkenntnisse, bis auf die Kleiderordnung. Deshalb saßen die beiden noch spät in der Nacht am Küchentisch und diskutierten. Willi ereiferte sich: "Der Club- Heini hätte mir doch vorher sagen können, was man dort anzieht. Stand auch nicht im Regelbuch. Jeder hat mich angeglotzt. Ich war der einzige mit Pulli und Blue- Jeans ... voll peinlich." Claudia kicherte. "Du hast gut lachen. Als Sklavin brauchst du ja nur dein Eva- Kostüm." ärgerte sich Willi. Claudia beschwichtigte: "Morgen ist doch schon die Feier, bei der ich bedienen soll. Wir könnten vorher noch ein schickes Lederoutfit kaufen." Willi tippte sich an den Kopf: "Spinnst du? Du weißt wohl nicht, was sowas kostet?" Claudia dachte kurz nach und schlug vor: "Dann zieh dir wenigstens eine schwarze Jeans und ein dunkles Hemd an und ich gehe nackt." Grummelnd gab Willi nach: "Hm ... ja, klingt vernünftig."

      Am Abend des angekündigten Festes war Claudia doch ein wenig aufgeregt. Die ersten Gäste erschienen und nahmen an der langen Tafel Platz. Beruhigt sah sie, dass Willi sich dazu setzte und ein unbeholfenes Gespräch mit seinem Tischnachbarn begann. Mit der Zeit füllte sich der Raum mit Gästen und Claudia mußte sich auf die Arbeit konzentrieren. Während sie Essen und Getränke austrug, drehten sich die Gespräche der Anwesenden um den Unbekannten von der König-D. Export GmbH, der diesen Laden gekauft hatte. Nachdem alle Gäste bedient waren, befahl Willi ihr, sich hinzuknien. Dann erschien der Clubbetreiber, um eine Begrüßungsrede zu halten. "Liebe Gäste! Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend und darf Ihnen den Gastgeber der heutigen Privatfeier, Herrn Wilfried König- Drosselbart, vorstellen." Erstaunt sah Claudia, wie Willi sich erhob und ebenfalls zu den Anwesenden sprach: "Ich danke euch für euer Erscheinen, meine Freunde. Unsere Zusammenkunft hat einen besonderen Anlass. Ich möchte euch meine Lebensgefährtin Claudia vorstellen. Als Zeichen ihres selbst gewählten Status als meine Sklavin wird sie heute ihr Halsband entgegen nehmen." Nach einem kurzen Applaus der Gäste, beugte sich Willi hinunter, um Claudia ein Halsband anzulegen. Verwirrt flüsterte sie: "Du ...?" Willi antwortete lachend: "Ja, ich heiße Willi König- Drosselbart und du bist meine Sklavin!"

      Ende

      copyright by Robin :this:
      Danke, kya, für dein außergewöhnliches Feedback (mir hat noch nie jemand mit Herzchen geantwortet), ich fühle mich geehrt!
      Und mein Dank gilt auch den Unbekannten, die sich bedankomatet haben! :D

      Ich war mir erst nicht schlüssig, ob ich die Geschichte posten soll, ich hielt sie nicht für sooo gelungen. Aber das Thema hat mich einfach gereizt. Ich wollte unbedingt mit einem verbreiteten Klischee brechen! Ich habe mich nämlich schon immer gefragt, warum ein Dominus in einer Story stets reich oder beruflich erfolgreich sein muss. Sogar in diesem 50 Shades of Dingensbums wird dieses Klischee gepflegt, ja sogar (wie vieles in dem Buch) - meiner Mng nach - aufs gröbste verzerrt. Auch Aussagen von Subbies bezüglich Dom = reich & erfolgreich ärgern mich maßlos. Mit Neid hat das nichts zu tun, dazu habe ich keinen Grund. Was mich stört, ist diese oberflächliche Beurteilung eines Menschen! Fähigkeiten und Brieftascheninhalt sagen nichts über einen Menschen aus. Ich habe dominante Menschen kennengelernt, die mir genau das Gegenteil bewiesen haben. Ein dominanter Rolli- Fahrer (Null- Fähigkeiten wegen Behinderung) aber ein total netter Kerl und hochgradig intelligent und gefühlvoll. Und ein Künstler (bettelarm), Idealist, liebevoller Vater und verantwortungsvoller Dominus. Deshalb hasse ich solche Verallgemeinerungen, denn sie würdigen solche vorbildlichen Menschen herab.
      Ja, du hast Recht. Am Schluß habe ich das Klischee doch bedient. Deshalb schrieb ich ja, dass ich mit der Story nicht ganz zufrieden war, weil ich mich zu sehr an der Vorgabe des Märchens orientiert habe. Aber immerhin hat die Protagonistin den "Bettelmann" freiwillig gewählt - eine künstlerische Freiheit, die ich mir genommen habe.

      PS: Danke für die Info bezüglich der Bedankomatik. :)