Du und ich

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      Du und ich

      Du und ich – Teil 1 -

      Seit Tagen fühlt sich Bine unwohl, aber sie hat keine Erklärung dafür. Tagsüber arbeitet sie hart in ihrer eigenen Werbe-Agentur, die von Anfang an sehr gut anlief und inzwischen einen Namen hat. Nicht zuletzt durch die Clique, mit der sie seit gut drei Jahren die Wochenenden verbringt.

      XYZ– die Rainbow-Agentur ist aus einer Idee entstanden, nach dem Bine festgestellt hat, dass sie als Selbstständige sicher nicht weniger
      arbeiten würde, als sie es immer tut. Meist beginnt der Tag um 6h und endet irgendwann zwischen 22 und 23h. Am Monatsende zeichnete
      sich das aber nur selten auf dem Konto ab. Schon relativ schnell hat sich herum gesprochen, dass man in dieser Agentur für wenig Geld
      gute Arbeit bekommt, und so wird sie von schwul-lesbischen Firmen ebenso gern aufgesucht wie von anderen.

      Oft weiß sie nicht, wann sie die ganze Arbeit erledigen soll, aber zum Glückt gibt es da zwei Angestellte und einige Freiberufler, die ihr immer wieder zeigen, dass sie ein echtes Team sind, auf das man sich verlassen kann.

      Eins stand für Bine immer fest: auch wenn noch so viel Arbeit ansteht, freitags ab 14h ist Wochenende bis Montag Morgen!

      Die Wochenenden verbringt sie regelmäßig mit der Clique, der sie sich vor gut drei Jahren angeschlossen hat, als sie sich geoutet hat. Neben Yvonne, die sie schon vorher kannte, gehören, auch Tina 1 und Tina 2 dazu, die mit Sabine zusammen ist, aber gleichzeitig auch verheiratet ist. Der Mann von Tina 2 weiß Bescheid und ihm bereitet das kein wirkliches Problem. Dann gibt es noch Drachi undTuffi, die ein Paar sind.

      Freitagmittag, der Stift fällt, und bevor alle ins wohl verdiente Wochenende düsen, geht das Team noch nach nebenan um etwas zu trinken. Das Ritual hat Bine direkt anfangs eingeführt, weil sie damit auch nochmal zeigt, dass jeder Einzelne wichtig ist. Und das hat sich schon oft
      bewahrheitet. Denn gerade in den Wintermonaten hageln die Aufträge nur so rein und dann sitzen sie oft bis mitten in der Nacht über
      Entwürfen. Niemand hat sich bisher beschwert, im Gegenteil, länger zu arbeiten ist für alle eine Selbstverständlichkeit, und das nicht
      zuletzt deshalb, weil der Lohn stimmt.

      „Na, wohin geht’s mit der Clique“, fragt Karsten, der als kleiner, großer Clown ein bißchen das Herzstück der Agentur geworden ist. Denn selbst in noch so stressigen Situationen heitert er alle auf.

      'Stimmt, denkt Bine, heute Abend is das Hollywood an der Deutzer Brücke geplant, worauf sie sich schon so freut. Aber...nee, da ist auch Tina 1 und irgendwie hat sie neuerdings ein Problem mit ihr, was sie sich aber nicht erklären kann. Denn sie mag Tina 1 wirklich sehr.'

      Um aber nichts erklären zu müssen, antwortet Bine: „Heute geht’s ins Hollywood, müssen mal wieder Petra ärgern, denn die hat Dienst. Und ihr wisst ja, drei Leute wollen ein Getränk und Petra ist restlos überfordert. So, und jetzt ab mit euch, das WE habt ihr euch alle mehr als verdient“, beendet Bine das Beisammensein und alle verlassen vergnügt das Café.

      Auf der Fahrt von Bonn nach Köln, Bines Agentur ist in Bonn, aber sie lebt in Köln, überlegt sie sich, welchen Grund sie angeben kann, dass sie an dem WE nicht kann. Sie ist sich noch nicht schlüssig, aber sicher, dass sie einen Grund finden wird.

      Zu Hause angekommen, schlendert Bine erst einmal gemütlich über den Friesenplatz in Richtung Wohnung. Sie liebt es, hier zu leben, mitten im Geschehen, und wenn sie auf dem Balkon steht, kann sie das bunte Treiben sehen, und kein Auto weit und breit. Und immer wieder trifft man ein bekanntes Gesicht und tauscht ein kurzes, aber freundliches 'Hallo' aus.

      Als sie ihr Coming-out hatte, war klar, dass sie aus der Kleinstadt, aus der sie kam, weg wollte. Jeder kannte jeden und meist wussten die Nachbarn mehr, als man selbst. Köln hat sie schon immer fasziniert, Multi-Kulti und niemand stößt sich daran, wie wer lebt oder liebt.

      Zu Hause angekommen, kümmert sie sich erst einmal um die Wohnung, denn man weiß ja nie, wer einen so besucht. Und so chaotisch es auf ihrem Schreibtisch aussieht, die Wohnung ist immer aufgeräumt.

      Kaum fertig mit allem, klingelt das Telefon und noch bevor sie den Hörer abnimmt weiß sie, es ist jemand aus der Clique und sie hat noch immer keine Idee, was sie sagen soll.

      „Hi Krabbe, wir sind gegen 21h bei dir und von da aus mit der Straßenbahn rüber, is das Okay? Tina 1 hat abgesagt, irgendwie hat sie wohl nen Date“, sprudelt ihr Yvonne entgegen.

      Aha, denkt Bine, Tina 1 hat nen Date...von mir aus...: „Geht klar, ma gespannt, was geht heute Abend“, antwortet Bine erleichtert, denn wenigstens muss sie sich jetzt keine Ausrede suchen.

      Pünktlich um 21h klingelt es und nach und nach trabt die Clique an. Erst einmal noch einen Tequilla zur Verdauung, damit man ausgelassen los ziehen kann.

      Im Hollywood wird geredet, viel gelacht und Drachi und Bine entschließen sich, mal wieder eine Runde zu darten, während die anderen fröhlich weiter quatschen.

      „Samma, Tina 1 is in letzter Zeit irgendwie komisch und immer wenn sie weiß, dass du mitkommst, will sie nicht. Oder hat nen Date. Habt ihr Stress“, will Drachi wissen.

      „Keine Ahnung, hab ja an den letzten WE nur das Nötigste mit ihr gesprochen“, antwortet Bine und Drachi merkt, dass Bine das Thema nicht weiter fortführen will.

      Irgendwann gegen 4h ist der Abend im Hollywood zu Ende und da Bine genug Platz hat, fahren sie zu ihr, wo sie auch schlafen. Außer Tina 2 und Sabine, die noch zurück nach Bornheim fahren.

      Am nächsten WE kann Bine wirklich nicht, weil ihre Angestellte heiratet und Bine ist Trauzeugin.

      Sonntags drauf dann ein Anruf von Yvonne: „Ich versteh nix mehr, gestern war Tina 1 dabei, als ihr Tuffi gesagt hat, dass du auf ner Hochzeit bist. Und kommendes WE wollten wir ja alle nach Holland und Tina 1 hat sofort gefragt, ob du auch mit dabei ist. Was is´n los? Tuffi hat sie
      gesagt, dass sie keinen Stress mit dir hat, aber irgend was muss sein. Pass auf,mach Kaffee, bin in ner halben Stunde da...“ und schon hat Yvonne aufgelegt.

      Na super...woher sollte Bine wissen, was los ist. Sie konnte auch nicht mehr dazu sagen. Aber sie weiß, Yvonne quetscht so lange, bis sie einen Grund gefunden hat, den sie für sich akzeptabel findet.

      Nicht einmal eine halbe Stunde später steht Yvonne auch schon vor der Türe. „So, was is los? Ihr habt sonst immer zusammen abgehangen, habt schon fast die Panik geschoben, wenn ihr nicht nebeneinander sitzen konntet und jetzt wollt ihr nur noch getrennt mit uns los? Krabbe, raus damit, was läuft da?“, poltert Yvonne mit der Türe ins Haus.
      „Boah, ich hab keine Ahnung, vielleicht sind wir gerade in ner Doof-Phase oder so. Und mit Holland, ja, also ich muss da einen wichtigen Auftrag machen...da hätte ich eh nicht gekonnt“, platzt es aus Bine raus.

      „Ha, das glaubst du doch wohl selbst nicht! Du arbeitest NIE am WE und der Vorschlag mit Holland is auf deinem Mist gewachsen. Ich peil das nicht...wenn ich´s nicht besser wüsste würde ich denken, ihr habt euch ineinander verknallt“, fährt es plötzlich aus Yvonne raus.

      „Spinnst du????? Ich und Tina 1, die is so gar nicht mein Typ, und überhaupt, ich wüsste nicht, was ich an der finden soll, die is echt nett und ich mag sie. Mehr nicht, Thema beendet“, faucht Bine zurück.

      Sie sieht, dass Yvonne ein schelmisches Grinsen hat und hofft, dass sie nicht weiter bohrt und fragt, denn Bine ist sich sehr sicher, dass sie nichts von Tina 1 will.

      Yvonne fragt nicht weiter, hört aber auch nicht auf zu grinsen. Sie gehen rüber ins Eiskaffee, weil sie die Stimme von Tuffi und Drachi gehört haben. Bevor Bine die Türe zumacht, geht sie noch schnell auf den Balkon, denn sie will auf keinen Fall Tina 1 begegnen.

      Zu viert genießen sie den Nachmittag und am Abend gehen sie noch eine Kleinigkeit essen.

      Die Woche verläuft ganz normal, viel zu tun und keine Zeit um nachzudenken. Kurz vor Feierabend am Donnerstag klingelt das Telefon: „Hi, wird nichts mit Holland, Tuffi, Drachi, Tina 1 und die anderen Beiden haben abgesagt. Was hälst du davon, wenn wir ma wieder ins Vampire gehen, wie in alten Zeiten. Gucken, flirten, und ma gucken was geht?“, will Yvonne wissen. „Hmmm, das haben wir ja schon ewig nicht mehr
      gemacht...gute Idee...“, antwortet Bine.

      „Sehr gut, bin dann Freitag so gegen 21:30h da, bin vorher noch bei Alex, nen Regal aufbauen und komm dann hin“, reagiert Yvonne sehr direkt. „Okee...freu mich...“, sagt Bine.

      Und das tut sie wirklich, denn sie ist oft abends, nicht nur am WE mit Yvonne durch die Kneipen gezogen, und sie haben so manche Frau dabei angebaggert und nicht selten sind sie dann auch alleine nach Hause, weil die Andere zu beschäftigt war. Und wie oft haben sie sich signalisiert, 'rette mich aus der Situation', wenn sie gemerkt haben, dass sie sich mit ihren Sprüchen zu weit aus dem Fenster gelehnt haben.

      Der kommende Freitag vergeht wie im Flug und kurz vor 21.30h kommt Bine im Vampire an. Sofort wird sie von dem lesbischen Paar begrüßt, das die Kneipe seit längerem macht, und wo sich Bine schon immer sehr wohl gefühlt hat.

      „Hey Süße, du warst schon mindestens drei Wochen nicht mehr da, schön, dich zu sehen. Wie immer?“, wird sie von Biggi begrüßt. Und kaum ausgesprochen, steht schon Bines Lieblingscocktail auf dem Tresen. „Hi Sunny, stimmt, ist echt ne halbe Ewigkeit her. Oh Danke...“, antwortet Bine. „Der geht auf´s Haus“, sagt Biggi und drückt Bine herzlich.

      Von hinten hört sie die Stimme von Carla, der Lebensgefährtin von Biggi: „Na du, lass dich knutschen!“ Und schon wird Bine mit einem dicken Schmatzer und einer herzlichen Umarmung begrüßt.

      Bine schaut sich um und..... Tina 1.... sie steht am Tisch, ganz hinten im Vampire und guckt verlegen zu Bine.

      „Ah Swety, dahinten is Tina aus eurer Clique“, bemerkt Carla. Und irgendwie hat Bine das Gefühl, dass sie jetzt keine Chance hat, zu flüchten, denn niemand würde es verstehen, wahrscheinlich am Wenigsten sie selbst und ganz sicher auch Tina 1 nicht.

      Bine hält sich an ihrem Cocktail fest, als sie langsam auf Tina 1 zu schlendert. „Hi, alles gut?“, bekommt Bine gerade so raus „Hmmm...warte auf Yvonne“, ist die Antwort von Tina 1. „Nee, auf die warte ich, die is bei Alex“, erstaunt sich Bine. „Und baut ein Regal auf...“, setzt Tina 1 oben drauf.

      Eine komische Situation, und beide wissen nicht, was sie davon halten sollen bzw. wie sie gerade damit umgehen sollen.

      „Gehst du mir aus dem Weg, Krabbe?“, will Tina 1 wissen. „Ich? Nee, auf keinen Fall, is viel zu tun in der Agentur, weißt du...“, versucht Bine die Situation zu retten.

      Sie sieht, dass Tina 1 ein wenig traurig wirkt, und dass sie Bine gleichzeitig so anders anguckt als sonst. Bine fragt sich, ob sie wirklich zum ersten Mal bemerkt, dass Tina 1 wunderschöne, braune Augen hat, in denen sich das gedämpfte Licht vom Vampire spiegelt und was die Augen zu einem Strahlen bringt, was selbst Bine sprachlos macht. Tina 1 steht ein wenig seitlich und hat die Türe im Blick. Wahrscheinlich wünscht sie sich gerade, dass Yvonne rein kommt und sie aus der Situation löst.

      Bine bemerkt, dass sie Tina 1 noch nie so intensiv angeschaut hat, denn sonst wäre ihr aufgefallen, wie hübsch sie ist. Das schwarze Shirt liegt eng an und so kann sie den wohl geformten Körper sehen, den Busen, der sich ein wenig aus dem Shirt drückt. Die blonden Haare gleichen einer Löwenmähne, nicht ganz so wild, aber perfekt gestylt. Und Bine guckt weiter runter...der ganze Körper, die Beine, die Hüfte, alles scheint aufeinander abgestimmt zu sein, vor allem der Po, der in der engen Jeans aussieht, als wolle er berührt werden.

      Tina 1 bewegt sich auf Bine zu: „Lass uns aufs Sofa gehen, ich möchte mit dir reden“, und greift nach Bines Arm. Das Sofa steht in einer Ecke, in der es sehr abgedunkelt ist. Das einzige Licht, was dort ist, stammt von Teelichtern, die auf dem Tisch stehen.

      „Krabbe, irgend etwas ist anders zwischen uns, und ich möchte nicht, dass die Clique daran zerbricht. Ich will auch jetzt nicht, dass du mich unterbrichst. Ich, ich habe immer wieder Gründe gesucht, um dich nicht sehen zu müssen. Ich hab dich so oft verflucht, einfach dafür, dass es dich gibt. Du bist so erfrischend und ich habe oft einfach nur deine Nähe gesucht. Und verflucht habe ich dich, wenn du mit Yvonne mal wieder über eure 'Fänge' gesprochen hast. Und ich habe mich so lange gewehrt, aber ich habe mir immer mehr gewünscht, dass ich dein Fang bin.....“, sprudelt es nur so aus Tina raus, „jetzt weißt du es und ich glaube, ich möchte jetzt gehen...“, redet sie weiter.

      Bine ist sprachlos und das passiert wirklich nur sehr selten, denn immer wieder hat sie einen Spruch, den sie ablässt, ungeachtet davon, ob er gerade passt oder nicht.

      Die Worte von Tina hauen sie um, und sie hat für sich bemerkt, dass auch sie immer wieder Tinas Nähe gesucht hat, aber immer der Meinung war, dass sie eh keine Chance bei ihr hat. Und auch sie wollte nicht, dass die Clique auseinander geht, nur weil sie sich in Tina 1 verliebt hat. Außerdem wusste sie ja selbst nicht, wie sie damit umgehen soll. Bine ist Mitte 20 und Tina knapp 12 Jahre älter, eine gestandene
      Frau, die genau weiß, was sie will, während Bine immer noch auf der Suche ist. Nicht nach dem, wie sie leben will, sondern nach dem Leben
      überhaupt.

      „Geh bitte nicht, nicht jetzt....“, sind die letzten Worte von Bine, während sich beide anschauen, bevor sie sich den ersten Kuss geben.

      Ein Kuss, der zärtlich beginnt und voller Leidenschaft endet, denn Beide scheinen so sehr darauf gewartet zu haben, scheinen sich aufgespart zu haben. Denn es ist ein Kuss, als hätten sie Jahre darauf gewartet, nur auf diesen einen, ersten Moment.

      „Na endlich hat das Drama um euch ein Ende“, werden sie von Yvonnes Stimme aus dem Kuss gelöst, „wir mussten was tun, weil das schon sehr eindeutig war und Krabbe, ich kenn dich, wenn du nicht mal mehr siehst, dass du angeflirtet wirst, dann kann da nur eine Frau hinter stecken, bei der es dich erwischt hat“, fährt sie fort.

      Vor ihnen steht die versammelte Clique und jede hat ein breites Grinsen im Gesicht, allen voran Yvonne.

      Tina 1 und Bine schauen sich an, auch sie müssen grinsen. „Gut eingefädelt, liebe Yvonne, aber ihr werdet sicher verstehen, wenn wir den weiteren Abend auf keinen Fall mit euch verbringen wollen“, grinst Tina 1. Sie steht auf, hält Bine die Hand hin und sagt: „Zu dir oder zu mir“...

      Die Clique hat verstanden und wünscht einen 'netten' Abend, während Tina 1 und Bine das Vampire verlassen und sich mit Bines Auto, was wie immer frech vor der Türe geparkt hat, auf den Weg zu Tina 1 machen, denn die wohnt ganze 4 Minuten näher weg, als Bine, und die Beiden haben das Gefühl, im Moment zählt jede Sekunde.....

      Du und ich - Teil 2

      Ein Jahr ist vergangen, seit sich Bine und Tina den ersten Kuss gegeben haben.

      Seit dieser Zeit sind die Beiden unzertrennlich und gelten im Vampire, aber auch in der Clique, als Traumpaar. Denn nie hört man, dass die Beiden sich streiten, im Gegenteil, die Harmonie, in der sich Bine und Tina befinden, geht auf die Clique über.

      Fast schon wie eine Einheit könnte man die Beiden beschreiben, obwohl sie nicht zusammen wohnen, und obwohl jede auch ihren eigenen Weg geht. Trotzdem ist es bewundernswert, wie sie miteinander umgehen, so liebevoll und man spürt, da haben sich zwei gesucht und gefunden. Beide leben BDSM, was auch in der Clique kein Geheimnis ist. Im Gegenteil, Tina und Bine gehen sehr offen mit diesem Thema um.

      Seit Bine und Tina zusammen sind, verbringen sie auch viel Zeit auf Hermigua, denn dort hat Bine eine Finca. Immer wieder fliegen die Beiden hin, manchmal nur über´s Wochenende, denn Beide müssen sich ums Geld keine Probleme machen.

      Immer wieder, wenn sie zurück kommen, wird anschließend mit der Clique ein Abend gemacht, damit alle sehen können, was sie wieder gekauft haben, und wie liebevoll Tina etwas eingerichtet hat. Bine ist mehr der Praktiker, der draußen alles gemacht hat und auch im Innenbereich sehr viel geschreinert und gebaut hat, um ein Zuhause für die Beiden zu gestalten, während Tina sich um die kleinen Details im Inneren kümmert.

      So oft haben sich Tina und Bine auf Hermigua geliebt, im Wasser, am Liebsten dann, wenn die Sonne noch nicht ganz untergegangen war, sie noch einen Strahl gezeigt hat, so dass sich die Beiden im letzten Licht der Sonne ihrer Leidenschaft hingegeben haben.

      Oder am Strand, wo sie aufhören mussten, weil man nichts mehr in den Fingern gespürt hat, außer Sand, und das ist nicht wirklich angenehm. Überall haben sie sich ihre Liebe gezeigt und immer wieder haben sie das Glück gefühlt, wenn sie sich nur angeschaut haben.

      Es gab wohl kaum Jemanden auf Hermigua, den die Beiden nicht kannten, denn sie waren immer eingeladen, es gab kein Fest der Einheimischen, an dem Bine und Tina nicht dabei gewesen sind.

      Und wenn die Einheimischen wussten, dass sie kommen, stand meist sogar jemand am Flughafen Reina Sofía Tenerife Sur, so dass sie sich nicht einmal ein Taxi nehmen mussten um nach Los Cristianos, zum Fährhafen, zu kommen. Dann noch mit der Fähre, wo es Bine regelmäßig sehr schlecht ging. Sie hat es jedes Mal überstanden, nicht zuletzt deshalb, weil sie und Tina beschlossen haben, dass sie spätestens,
      wenn Tina 50 wird, ganz nach Hermigua gehen werden. Dafür haben Beide gelebt und gespart, und deshalb haben sie jede freie Zeit
      genutzt, um sich ihr Zuhause so zu gestalten, dass sie ihren Plan auch schon früher umsetzen können.

      Einmal ist die gesamte Clique mitgekommen und danach konnte jede verstehen, warum die Beiden alle Brücken abbrechen werden, um dort den Rest des Lebens zu verbringen.

      Einmal sind sie zum Wasserfall El Chorro, wo sie sich im seichten Gewässer geschworen haben, sich nie zu verlassen, denn eine solche Liebe würde es nicht noch einmal geben können.

      Ja, sie haben sogar mit dem Sacerdote Village (Dorfpfarrer) gesprochen und sich mitten im Wasser ein Versprechen gegeben, abgesegnet von einem Mann Gottes, wie Tina immer wieder gesagt hat.

      So unterschiedlich sie in vielen Dingen sind, so stark ist ihre Liebe und deshalb war für Beide klar, dass sie ihren 1.Jahrestag natürlich auf Hermigua verbringen werden. Die Tickets hat Marisa besorgt, denn wenn Einheimische sie buchen, gibt es immer noch gesonderte Rabatte.

      Bine und Tina wollen den Jahrestag nutzen, um sich zu erkundigen, was sie tun müssen, um spanische Pässe zu bekommen. So komisch das klingt, aber Bine wünscht sich schon so lange, dass die den deutschen Pass ablegen kann. Sie fühlt sich spanisch, denkt oft in spanisch und wenn man sie aus den Gedanken reißt, antwortet sie sehr oft in spanisch.

      Und auch Tina hat in dem einen Jahr angefangen, spanisch zu reden. Sie konnte Bine sehr gut verstehen, wenn diese gesagt hat: wir wollen auf der Insel leben und ich finde, dann müssen wir auch die Sprache beherrschen. Ich finde es unhöflich gegenüber allen, die so freundlich sind, und die uns längst anerkannt haben, wenn wir sie nicht einmal verstehen können...

      23.06. - noch 2 Tage und sie würden wieder auf Hermigua sein, diesmal ganze vier Wochen! Beide haben schon ihre Taschen gepackt, nicht viel, denn sie haben auch dort so viel Kleidung, dass sie nicht viel mitnehmen müssen.

      Abends sitzen die Beiden bei einem Glas Wein, Pescador Rosé, und planen, was sie auf Hermigua so alles machen wollen. Natürlich sprechen sie auch über den kommenden Tag, ihrem 1.Jahrestag.

      Aufgeregt und voller Glück haben sie auch beschlossen, eine Wohnung aufzugeben, denn sie wollen nicht warten, bis Tina 50 ist, sie wollen in den nächsten vier Wochen ihre Fühler ausstrecken und wer weiß...

      Bines Wohnung gleicht einer Studiowohnung, und hat ca 110qm, viel kleiner ist Tinas Wohnung zwar auch nicht, aber so sparen sie schon einmal eine Miete.

      Mit der Vorfreude auf den nächsten Tag gehen die Beiden ins Bett und obwohl sie nur kuscheln wollten, erleben sie eine wunderschöne gemeinsame Nacht, in der sich Leidenschaft mit Ekstase kaum mehr unterscheiden lässt.

      24.06. - 1.Jahrestag

      Tina hat sich den Wecker gestellt, damit sie vor Bine wach ist, denn sie ist sich sicher, dass diese etwas geplant hat.

      Da Beide nur an den Wochenenden frühstücken, hat Tina schon mal den Kaffee gemacht, zwei Tassen hingestellt, die sie hat anfertigen lassen: hohe, weiße Tassen, mit dem Wappen von Hermigua und auf Bines Tasse stand: siempre y para, mi maravillosa esposa (für immer und ewig, meine wundervolle Frau) und seitlich: te amo, tu siempre (ich liebe dich, dein für immer).

      Dazu hat Tina Teelichter vom Schlafzimmer hin, bis zur Küche gestellt, die dort zu einem Herz zusammen gestellt sind. Auf dem Tisch liegt eine Karte, in der sie Bine dankt für das erste gemeinsame Jahr, und dass sie sich wünscht, dass sie nie Angst hat, etwas könnte ihre Liebe entzweien, denn ewiges Glück und eine solche tiefe Liebe kann niemals etwas trennen.

      Endlich sind alle Kerzen angezündet, jetzt ist es an der Zeit, Bine zu wecken. Tina geht leise ins Schlafzimmer und küsst Bine langsam wach. Kaum die Augen auf, sieht sie zwei wunderschöne Augen, die sie so unendlich glücklich machen.

      „Guten Morgen, meine Schöne....hey, unser 1.Jahrestag...“, begrüßt sie Tina. „Ja, und genau deshalb stehst du jetzt auf...“, unterbricht sie Tina und schon steht sie auf, brav gefolgt von Bine.

      An der Türe bleibt Bine stehen, Tränen laufen ihr übers Gesicht...alles für sie, die vielen Teelichter, und sie folgt den Lichtern, bis sie das Herz sieht. Tina steht hinter ihr und drückt sie von hinten fest
      an sich, auch sie fängt zu weinen an. „Ich liebe dich so sehr und manchmal glaube ich, ich bin in einem Traum, wecke mich niemals auf, meine Princesa (Prinzessin)...“, bekommt Bine unter Tränen gerade noch raus.

      Tina bringt sie zum Stuhl, kniet vor ihr: „Nein, niemals werde ich dich aus dem Traum nehmen, denn es ist unser gemeinsamer Traum...“

      Leider haben die Beiden nicht so viel Zeit, denn sie müssen zur Arbeit, bevor sie den 1.Jahrestag genießen und sich umso mehr auf den nächsten Tag freuen können.

      Noch bevor sie gemeinsam die Wohnung verlassen, legen sie zusammen die Tickets auf den Wohnzimmertisch, Beide können es kaum abwarten, endlich im Flieger zu sitzen...

      Ein letzter Kuss an den Autos, ein letztes Mal „Ich liebe dich...“ und ein letztes Mal Tinas Satz, den sie immer gesagt hat: „Ich drücke dich, ich denk an dich und gehöre nur dir...“

      Der Tag verläuft ganz normal, beide arbeiten, wollen aber früher Feierabend machen. Bine ist vor Tina zu Hause und nutzt die Zeit, um noch einmal zu gucken, dass sie nichts vergessen haben, bevor sie Taschen in den Flur stellt.

      Gegen 18h ruft Tina aus dem Büro an: „Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Hause...ich freu mich so sehr auf dich, ich liebe dich...“

      Auch Bine kann es kaum erwarten, endlich den Abend mit Tina zu verbringen und gedanklich sind sie wohl beide schon im Flieger.

      Tina fährt ungefähr 25 Minuten vom Büro nach Hause und Bine schaut, ob der Rosé auch die richtige Temperatur hat, alles soll perfekt sein für diesen Abend.

      Gegen 19:30h wird sie unruhig, denn noch immer kein Schlüssel, der sich im Schloss dreht. 'Tina hat bestimmt wieder jemanden zum Quatschen gefunden', denkt sie sich...

      Die Stunden vergehen, und Bine merkt, dass Angst in ihr hoch kommt, das ist nicht Tinas Art, okay, sie ist oft unpünktlich, aber dann meldet sie sich doch wenigstens...

      Ca 22:45h

      Es klingelt und Bine reisst die Türe auf. Da steht nicht Tina...da stehen zwei Polizistenund eine Frau ist dabei und dahinter, fast versteckt, das ist doch Bruni, Tinas Mama... „Sind Sie die Lebensgefährtin von Tina M.?“ „Ja, wo ist Tina?“ „Es tut uns sehr leid...sie hatte einen
      schweren Autounfall...der Notarzt konnte nichts mehr für sie tun....Das ist das Einzige, was im Auto unversehrt war...“, sagt der Polizist und gibt Bine ein kleines Päckchen auf dem steht: mi corazón ( mein Herz)...............................................................

      Ich habe das Päckchen nie aufgemacht, denn es ist nicht das Gleiche, als wenn es mir Tina selbst gegeben hätte. Was auch immer darin war, es ist bei ihr...

      Mi vida sigue, pero mi corazón estuvo a punto de tomar de mí. Te quiero, mi ángel ( Mein Leben geht weiter, aber mein Herz wurde mir fast ganz genommen. Ich liebe dich, mein Engel.......
      Voller Liebe geschrieben. Solltest veröffentlichen Krabbe

      Ich kannte das ja aber das so zu lesen trifft und macht betroffen. Teil 1 ist hoffnungsvoll und dann das tragische Ende in Teil 2. Das fürchterliche ist ja das es keine Geschichte ist. Beim lesen musste ich schlucken und weinen